LokalNachrichten: BREMEN

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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Veraguas
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Re: Handy-Video-Protokolle

Beitrag von Veraguas »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben:Warum filmen Sexworker Razzien nicht mit www.bambuser.com als Ergänzung zum Razzia-Blogg ...
Kannst du das Sexworkern beibringen?
Hallo Marc,

das mit dem Beweismittel sichern während einer Razzia ist wohl weniger ein technisches Problem sondern eher ein juristisches oder zwischenmenschliches. Technik kann man schnell lernen. Aber wie reagiert man selbstbewusst in einer bedrohlichen Situation. Wie schafft man es die Rechte, die man hat, auch gegenüber der Staatsmacht durchzusetzen.
Polizisten reagieren regelmässig höchst nervös bis aggressiv wenn ihr Treiben dokumentiert wird. Mir selber wurde in meinem langen Arbeitsleben bisher von Beamten im Dienst 1 Kamera zertreten, 2 Kameras geklaut, 1 Diktiergerät geklaut, es kam zu einer grossen Anzahl Rangeleien und 4 Gerichtsverfahren. Auch wenn man das Glück hat im Nachhinein jedes mal freigesprochen zu werden ist das Ganze doch recht ärgerlich. Also wie wirkt man deeskalierend auf die Beamten ein und schafft es dennoch seine Beweise zu sichern. Gibt es da Ratschläge vom Praktiker, Juristen oder vom Psychologen?

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Marc of Frankfurt
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Bremer Modellwohnungen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zahlen und Fakten zur Sexarbeit in der Bremer Modellwohnungsprostitution
Nein Danke gegen Falschbehauptungen

Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137707#137707



Hallo Klaus und alle die mitgeholfen haben,


das ist eine mutige Aktion und ein klasse Forschungsprojekt. Selten dass mal die Sexworker ihre eigene Forschung betreiben um die Lage in der Branche aufzuklären.

Ihr könnt die Wirksamkeit der Kampagne erhöhen, wenn ihr die Darstellung noch vereinfacht. Der Zugang zu den vielen Dokumenten, den Abkürzungen, der Zielformulierung, Adressat, Absender... sind nicht eingängig genug, nicht leicht verständlich.

Der Claim kann deutlicher formuliert werden: "Keine falschen Behauptungen: wir arbeiten freiwillig in der Sexarbeit in Deutschland/in Modellwohnungen in Bremen!"

47 Bremer Sexworker aus Modellwohnungen sagen ... Dabei repräsentieren die 47 befragten Rumäninnen 73% aller Sexworker in Modellwohnungen, die in Bremen im Untersuchungszeitraum beworben wurden ...

Schade dass 11 Sexworker (13%?) nicht mit euch sprechen wollten, weil man ihnen Druck gemacht hat. Möglicherweise weil man nicht erkannt hat, wer dahinter steht und die Folgen von PR nicht einschätzen kann bzw. schlechte Erfahrungen mit Konkurrenz und Öffentlichkeit hat ebenso wie mit Ämtern. Das geht aber auch Hilfsorganisationen nicht anders und einen vertrauensvollen Kontakt zum ausländischen Betreiber und Mitbewerber aufzubauen dauert oftmals Jahre.

Die Ergebnisstabellen sind teilweise schwer verständlich. Nein (Nu), Ja (DA)? Warum sind das die einzigen Rumänischen Worte die vorkommen? Haben bei jeder Antwort alle Sexworker gleich geantwortet? Prozentwerte- und Quellen-Spalten nach rechts rücken.

Abkürzungen vermeiden, sie erschweren den Zugang, die Textrezeption: RO - SW. Manche Worte würde ich vermeiden/ändern: Biotop...

Klasse finde ich das sachliche Layout (Font) und dass ihr mit zweisprachigen, zweispaltigen Dokumenten arbeitet, um die Ausgrenzung durch Sprachbarriere abzubauen. Das ist gleichzeitig ein kostenfrei mitgelieferter Sprachkurs für Eure Sexworker Akademie.

Für Übersetzungen in unserer multikulturellen und internationalen Szene brauchen wir noch bessere Software, ein Tool welches in beiden Spalten automatisch gleiche Absatzhöhen erzeugt, auch wenn die Absätze in den Sprachen unterschiedlich lang sind. Selbst translate.google.com kann das noch nicht optimal. Bei Tabellenkalkulation funktionieren die Absatzhöhen zwar, aber das Texthandling ist schlecht. Möchte mal wissen was Übersetzer da für Tools haben und ob es für uns noch nichts gibt was open source ist.

Ergebniszahlen im Fließtext könnt ihr ganz nach rechts außen rücken. Bei Aufzählungen, Strichpunktlisten und Zitaten empfiehlt es sich einen einheitlichen Tabulator für alle Einrückung oder hängende Absätze zu wählen fürs gesamte Dokument. Hinter der Ziffer am Anfang der Überschrift folgt dann kein Leerzeichen sondern ein Tabulator damit die Einrückung für alle Überschriften/Absätze auf denselben Tab springt.

Damit Dokumente weniger unruhig wirken, empfielt es sich nicht die Textstelle jeweils individuell mit Hervorhebungsarten zu formatieren, sondern einige wenige Format für das Gesamtlayout zu definieren und diese dann Textstellen zuzuweisen (Standardtext, Aufzählung, Zitat, Kasten, Fußnote, Quelle, Kopfzeile...).

Versucht auch unbedingt etwas landestypisch Rumänisches einzubringen in Originalsprache plus Übersetzung. Z.B. ein Sprichwort, Ausdrucksweise oder Element von Kulturtradition oder deutlich gekennzeichnete Zitate von Sexworkern, damit der Leser, die Presse, wir Bürger auch zu spüren bekommen, die Migrant_innen die herkommen sind Menschen wie wir alle, d.h. mit einer reichen Tradition und viel eigener Erfahrung, von denen auch wir was lernen und zurückbekommen.

Für Eure öffentliche Aktion/Pressekonferenz(?) mit dem Minister, können die Frauen auch sog. Augenlarven, Perücken, Sonnenbrillen tragen, um ihre Identität gegenüber Fotographen zu schützen. Siehe Hurenkongress Foto www.bit.ly/sexworkgeschichte Solch kunstvolle Larven sind stilvoller im Sinne von kultivierter/professioneller Sexarbeit als die weißen Masken aus dem Bastelshop, die auch Dona Carmen verwendet hat um Stigmatisierung zu betonen.

Konnt ihr nicht alle Dokumente in eins zusammenfassen als Pressemappe oder Reader für Eure Veranstaltung?

Einen attraktiv-plakativen sprechenden merkbaren Namen braucht Euer Projekt auch noch: "Sexworker Bremen", "SIB - Sexwork-Info-Bremen", "HB-Sexworker-RO", "SexMIRAB - Sexworker-Migrantinnen Information, Rechte & Aufklärung in Bremen"... Im Sexworker Forum kann dann eine KurzURL eingerichtet werden sexworker.at/sexmirab etc. direkt zur Seite Eurer Pressemitteilungen und Updates...

Ich finde es klasse, dass ihr Gegenaufklärung betreibt, damit wir nicht in eine fatale Abhänigkeit von Aussagen und Zahlenschätzungen von Sekten wie Solwodi oder Schwarzer geraten.

Fernziel wird es sein unsere Netzwerke dahingehend auszubauen ein eigenes Branchenforschungsinstitut Sexwork zu etablieren. Gemessen an unserer Kulturtradition in Jahren, ist das für unsere Branche längst überfällig.

Infotextvorschlag zum Sexworker Forum: "Sexworker Forum - Netzwerk und Forum für gegenseitige Hilfe und Aufklärung seit 2005, registriert als internationale NGO mit Sitz in Wien, akreditiert als Verfasserin von Schattenberichten zur Lage von Sexworkern in Ländern in Zentraleuropa an UN'OHCHR Genf seit 2010 - www.sexworker.at ".


Viel Erfolg und weiter so,

wünscht Euch
Marc

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Neuigkeiten:

Diskussionsveranstaltung in Planung
Mitte Februar ist angedacht eine Diskussionsveranstaltung in Bremen durchzuführen. Thema (Arbeitstitel)

"Regulieren statt stigmatisieren - welche Rechte braucht Sexarbeit?"

Auf dem Podium (angedacht):
Vertreterin von Nitribitte e.V., von der BBMeZ (Bremer Beratungsstelle Menschenhandel und Zwangsprostitution), von sexwork-deutschland, angefragt wird eventuell Dr. jur. Ina Huenecke, Hochschule für Verwaltung, Kiel, ausgewiesene Expertin in Sachen Sexarbeit, eventuell ein Polizeivertreter, die Veranstalter, ein_e Moderatior_in und meine Wenigkeit. Veranstaltet würde die Diskussion von DieLinke!

Grüße
Klaus

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Bezug:
viewtopic.php?p=135401#135401, Beitrag 87 und
viewtopic.php?p=137349#137349, Beitrag 97
siehe auch: viewtopic.php?p=137742#137742

!! Präventivkontrolle !!

Wie hier mitgeteilt, wurden am 07.10.2013 zwei Mieterinnnen unseres Haus9 von einer Beamtin und einem Beamten der Polizei Bremen aufgesucht und befragt. Die Mieterinnen wurden nach ihrem Verständnis, so teilten sie meiner Frau mit, zu ihrer Betroffenheit von Straftaten im Zusammenhang mit Menschenhandel, dirigistischer Zuhälterei, Zwangsprostitution und eventuell Mietwucher vernommen. Die Mieterinnen waren ob der polizeilich durchgeführten Kontrolle, verunsichert und erschrocken. Sie teilten uns dies telefonisch mit. Zum Zeitpunkt der Kontrolle befanden wir uns im Jahresurlaub.

In der Sache hatte ich mich mit der Bitte um Prüfung am 08.10.2013 an den Polizeipräsidenten Bremen gewandt. Ich bemängelte damals:
- die Kontrolle wurde ohne Sprachmittler_in durchgeführt
- es wurden trotzdem Fragen zu den Straftatbeständen Menschenhandel, Zuhälterei und Mietwucher gestellt, was ich als Verstoss gegen die Standards der EU Richtlinie 2012/29 wertete
- es wurde lediglich Hilfen seitens der Polizei bei Straftatbeständen des Menschenhandels, der Zuhälterei und des Mietwuchers thematisiert, was ich als eine unzulässig verkürzende Darstellung der Pflichten zur Ermittlung zu Straftaten, die sich insgesamt gegen unsere Mieterinnen im Rahmen ihrer Arbeitstätigkeit richten (könnten), wertete
- ich kritisierte darüberhinaus, dass diese Art von Kontrollen nicht geeignet sind, ein Vertrauensverhältnis seitens der Mieterinnen zu Behörden herzustellen. Wenn die Behörden Interesse haben, wieso vereinbaren sie nicht einen Termin für einen Erstkontakt. Gerne würden unsere Mieterinnen das Gespräch führen und den Tisch dafür vorbereiten. Weitere Kontakte wären dann sicher erheblich produktiver und würden nicht zu Verunsicherung und Verängstigung führen.

Wie ebenfalls hier mitgeteilt, haben am 02.12.2013 sieben Beamte die neu eröffnete Location in der Waller Heerstraße 179 kontrolliert. Der Betreiber der Location schildert das so:
"Die Mädels waren ziemlich geschockt wegen dem Rollkommando. Es wurden die Pässe kontrolliert und nach einem eventuellen Zuhälter gefragt."
Auf seine telefonische Nachfrage beim in Bremen zuständigen Kommissariat 44 wurde der Einsatz mit dem Verdacht auf Zwangsprostitution begründet. Die Definition von Zwangsprostitution, so der Diensthabende Beamte in dem Gespräch:
"... die ökonomische Notwendigkeit sei Zwangsprostitution."

Ich entnehme aus beiden Fällen, dass die Polizei Bremen in der Annahme es lägen Straftaten der Zwangsprostitution, des Mietwuchers, des Menschenhandels und/oder der ausbeuterischen Prostitution vor, Ermittlungen durchgeführt hat. Begründet wird der Verdacht mit der behördlichen Feststellung: Sofern es eine ökonomische Notwendigkeit gibt, die Grundlage der Tätigkeit von Sexarbeiterinnen ist, handele es sich bei diesen Sexarbeiterinnen um Zwangsprostituierte. Beim Landeskriminalamt Niedersachsen wird davon ausgegangen, das 90 % aller migrierten Sexarbeiterin in diesem Sinne zwangsprostituiert ist (Mitarbeiter Zahel LKA Nds., bei Jauch, ARD, Sendung vom 16.12.2012). Dieser Auffassung scheint sich das Polizeipräsidium Bremen angeschlossen zu haben.

Heute erhielt ich mit Email ein Antwortschreiben zu meiner Anfrage an das Polizeipräsidium vom 08.10.2013. Das Schreiben (Namen der Sexarbeiterinnen geschwärzt) befindet sich in der Anlage.

Der stellvertretende Polizeipräsident Fasse teilt mit:

Am 07.10.2012 hätte in unserer Location
- eine Präventivkontrolle stattgefunden
- diese Kontrollen würden regelmässig stattfinden
- ihr Zweck sei Kontakt zu Prostituierten aufzunehmen und Hemmschwellen abzubauen
- Hilfeleistungen zu ermöglichen ( ?? )
- Arbeitsumstände festzustellen und dabei
- eine Notlage zu erkennen
Dies sei jedoch
- keine Ermittlungstätigkeit und keine Vernehmung

AHA

Bei Präventivkontrollen werden zwar regelmässig allgemein verdachtsbegründet Fragen gestellt, Arbeitsumstände festgehalten und untersucht ob Notlagen vorliegen, das ist aber keine Ermittlungstätigkeit. Jedenfalls nicht in Bremen. Jedenfalls nicht bei der Polizei Bremen. Nein die Polizei Bremen erscheint in Locations lediglich zur
"Unterstützung bei Behördengängen, bei (K.F.) Problemen mit Freiern und ... zur (K.F.) Vermittlung zwischen Vermietern und den Prostituierten" Zitat Sasse

AHA

Auf ungebetene Helfer_innen, die bestenfalls an einem Syndrom leiden, wahrscheinlich aber Arges im Schilde führen und als Rollkommando wahrgenommen werden, Herr Sasse, können wir verzichten.

Nein Danke Herr Sasse auch für Sie der Hinweis:

Wir sagen: Nein Danke - Keine falschen Behauptungen:
Wir arbeiten freiwillig in der Sexarbeit in Modellwohnungen in Bremen!


Grüße
Klaus
Dateianhänge
2013-12-10,PlzHB, Prvtvktrl.Gschw.1.pdf
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2013-12-10,PlzHB, Prvtvktrl.Gschw.2.pdf
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Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Weser-Kurier, 17.12.2013, Seite 11
Polizei wünscht sich mehr Wertschätzung
Interview mit Bremer Polizeipräsident Müller (Auszug)

Was haben Polizisten eigentlich gegen die Kennzeichnungspflicht?
Meine Beamten tun sich mit der Kennzeichnungspflicht schwer, weil sich ihnen der Bedarf nicht erschließt. Bisher gab es keine Probleme mit der Identifizierung von Beamten, sondern eher mit Gewalt gegen Beamte. Meine Mitarbeiter wünschen sich, dass die Gewalt gegen die, die jeden Tag für die Sicherheit der Bevölkerung eintreten, mit Anteilnahme wahrgenommen und mit Vehemenz geächtet wird. Ich persönlich halte die Kennzeichnungspflicht für richtig. Wir sind eine offene und selbstkritische Polizei. Aber wir müssen Erfahrungen mit der Kennzeichnung machen und brauchen Geduld auf allen Seiten.

AHA
Ab einer Besoldungstufe A14 gehört Euphemismus zum Anforderungsprofil (hätte gern was anderes gesagt, wäre aber wohl strafbar).

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Weser Kurier vom 19.12.2013, Seite 9 - Auszüge

"Wir müssen rechte Motive nachweisen"
Kripo-Chef Andreas Weber und Thomas Renken vom Staatsschutz über den Umgang mit politischen Gewalttaten

Sara Sundermann hat mit Andreas Weber, Chef der Bremer Kriminalpolizei, und mit Thomas Renken, Leiter der Abteilung Staatsschutz, über Schwierigkeiten im Umgang mit rechter Gewalt gesprochen.

Was macht es so schwierig, eine ... Tat als rechts motiviert einzustufen?
Andreas Weber: Ermittler müssen - egal ob in Hannover oder in Bremen - nachweisen können, dass die Täter aufgrund einer rechten Motivation gehandelt haben. Wir können uns nicht auf Einschätzungen verlassen, sondern müssen uns an Fakten und Zeugenaussagen[/B] halten. Das ist nicht immer einfach, die Ergebnisse sind auch für uns nicht immer befriedigend. Wir sehen aber auch dann sehr genau hin, wenn Taten letztlich vor Gericht nicht als politisch motivierte Kriminalität gewertet werden.
...

Wie wird in Bremen entschieden, was als politisch motivierte Straftat gilt?
Andreas Weber: Wenn Streifenpolizisten vermuten, eine Tat könnte rechts motiviert sein, informieren sie den Staatsschutz in der Kriminalpolizei. Auch das Bundeskriminalamt kann eingeschaltet werden. Der Verfassungsschutz hat eine beratende Funktion. Endgültig wird erst vor Gericht entschieden, welche Fälle als politisch motiviert gelten. Gegebenenfalls wird die Tat auch im Gemeinsamen Abwehrzentrum Rechts (GAR) vorgestellt. Bundesweit definieren feste Kriterien[color], die über die Bundesinnenministerkonferenz abgestimmt sind, was als rechts motivierte Gewalt[color] gilt."


Dazu habe ich mich gegenüber dem Weser-Kurier, Herrn Renken, Herrn Weber und der Innenministerkonferenz geäussert. Während hier auf ein rechtsstaatliches Verfahren verwiesen wird:

- Beweise und Fakten
- keine Einschätzungen
- und angeblich definierte Kriterien gelten (die ich allerdings nicht finden konnte)

Sind diese Standards bei der Kriminalisierung der Sexarbeit mit dem Generalverdacht des Menschenhandels obsolet. Das wollte ich festgehalten wissen, zumal da Tags zuvor unser Bremer Polizeipräsident sein selbskritisches Wesen gelobt hatte.

Das Schriftsück zur Freude dessen, der Ironie mag und natürlich für die "Juristen" in der Anlage
Dateianhänge
2013-12-19, Plz.HB, Weber, Renken, Rchts.motv.Gwlt.pdf
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Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Kriminalist Axel Petermann über seinen vorzeitigen Ruhestand - Auszug

"Es ist genug"


... War es in den vergangenen zwölf Monaten besonders brutal in Bremen? Ach nein. Die Tötungsdelikte sind deutlich zurückgegangen. Nicht nur in Bremen, auch in Deutschland. Als ich 1980 bei der Mordkommission anfing, mussten wir jeden Monat mindestens einen Mord aufklären.

Wie viele Fälle waren es in diesem Jahr? Eine Hand voll. Wenn überhaupt.

Wie erklären Sie sich den Rückgang? Das hat viele Ursachen. Bevor beispielsweise die Pille für die Frau entwickelt wurde, hatten wir viele Kindstötungen. Das ist deutlich zurückgegangen. Morde an Homosexuellen werden ebenfalls kaum noch verübt. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist gestiegen. Vieles findet nicht mehr im Verborgenen statt. ...
********************************
Der Weser Kurier, Hofberichterstattter der Polizei Bremen, heute mit einem Interview aus dem in Bremen für Tötungsdelikte zuständigem Kommissariat 33 (Kapitaldelikte). Die Erkenntnis, die dort bezüglich der Abnahme von Tötungsdelikten aufgrund erhöhter Toleranz gegenüber "Andersartigem" von Herrn Petermann vorgestellt wird, ist nicht wirklich überraschend. Schön wenn diese Erkenntnis auf SW übertragen und zu deren Entstigmatisierung und Entkriminalisierung führen würde. Würde mich allerdings sehr überraschen. Auf den ersten Blick daher überraschend, dass ein Kriminalist sie vorträgt und nicht z. B. Wilhelm Heitmeyer (http://www.uni-bielefeld.de/ikg/gmf/einfuehrung.html). Scheinbar nur überraschend, tatsächlich bezeichnend, wer dem Weser Kurier Referenz für seine Berichterstattung ist. So wird Realität interessengeleitet konstruiert. Die präventivkontrollierende Polizei Bremen ist Autorität der Wahrhaftigkeit. Ihre Konstruktion der Realität wird weserkurierlich ermächtigt. Die Inhaber des Rechtes auf (zivilen, es gibt da ja auch noch die im Hindukuschkontext wieder salonfähige militärische) Gewaltausübung als Wahrheitsinstanz. Ein Armutszeugnis, für die dritte Gewalt. Ein Offenbarungseid des "demokratisch-pluralistischen" Staatswesens.

Interessant noch die Frage: Hat Herr Petermann von seinem obersten Dienstherrn die Freigabe für das Interview bekommen. Ist es also Bestandteil der gelenkten Presse, sozusagen Sondermeldung Nr. X aus 2013, - Tusch und Fanfare - oder wurde Herr Petermann investigativ befragt? Wohl kaum - dass wir das erfahren werden.

Grüße
Klaus

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Marc of Frankfurt
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Bericht von STD-Stelle & Streetworkern

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schon etwas älter:
Über Streetwork (aufsuchende Straßensozialarbeit):
kostenlose und anonymes Beratung UND gesundheitliche Versorgung bei sexuell übertragbaren Erkrankungen für Sexworker

Die Beratungsstelle ist für weibliche und männliche Prostituierte sowie für Menschen ohne Krankenversicherung verantwortlich.

Infektionsschutzgesetz (IfSG) § 19

Fast vier Fünftel der Sexarbeiterinnen, die die Beratungsstelle aufsuchen, sind im Ausland geboren. Zwei Drittel stammen aus osteuropäischen Ländern, Bulgarinnen und Polinnen sind besonders zahlreich vertreten.

Nur ein Drittel der im Ausland Geborenen spricht ausreichend Deutsch, um sich zu verständigen. Nur knapp zwei Fünftel haben eine für Deutschland ausreichende Krankenversicherung.

"Bei den Sexarbeiterinnen, die wir erreichen, ist auch davon auszugehen, dass ein Teil dieser Frauen nicht freiwillig in der Prostitution tätig ist." [Seite 8]

Der größte Teil der Frauen, die in Bremen der Prostitution nachgehen, arbeitet in
angemieteten Wohnungen, sogenannte „Apartments“. Viele dieser Frauen sind
sehr jung, kommen aus dem Ausland und sprechen wenig oder gar kein Deutsch.
Ein großer Teil von ihnen ist neu in der Prostitution. Ihnen fehlen Kenntnisse über
sichere Arbeitstechniken, um sich vor Schwangerschaften und vor
Infektionskrankheiten zu schützen. Ihre geringen Sprachkenntnisse erschweren
es ihnen zusätzlich, schützende Sexualpraktiken gegenüber Freiern
durchzusetzen. Dadurch sind sie relativ hohen gesundheitlichen Risiken
ausgesetzt. Gleichzeitig wissen sie häufig nicht, an wen sie sich mit
gesundheitlichen Beschwerden oder in psychischen und sozialen Notlagen,
wenden können. Das deutsche Gesundheitssystem, ebenso wie das soziale
Hilfesystem ist ihnen kaum vertraut, ihre geringen Sprach- und Ortskenntnisse
behindern eine Orientierung zusätzlich. Vor allem ausländische Sexarbeiterinnen
halten sich oft nur für wenige Monate in einer Stadt auf. Sie wechseln zwischen
verschiedenen Städten, Bundesländern und Ländern Europas. [Seite 9]

[Das sind teilweise auch Zitate aus der Literatur z.B. von Berliner Hilfsvereinen wie AIDS-Hilfe 2005. Es scheint mir jedoch so, dass die Bremer Autorinnen sich aus diesen Studien nur die ihnen zusagenden negativen Zitate herausgesucht haben, die ihnen geeignet erscheinen die prekäre Lage ihrer Klientinnen mit dem Framework "Zwangsprostitution" zu erklären.]

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen ausländischer Sexarbeiterinnen sind jedoch
häufiger von Abhängigkeit und Ausbeutung geprägt. [Seite 10]

...




Möglicherweise ein unsäglicher Bericht, wo man eine öffentliche Richtigstellung und eine ins richtige Verhältnis setzende Neubewertung einfordern sollte.

Unsere eigenen Verlautbarungen gegenüber der Öffentlichkeit und Politikern werden immer gegenüber solchen "offiziellen" Meinungsäußerungen der Behörden abgewertet oder relativiert werden.


__
interne Querverweise:
EU Forschungsprojekt Migration, Uni Bremen
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137949#137949

Sammelthema: STI & Gesundheitspolitik
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=5171#5171

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Beitrag von ehemaliger_User »

Es sind nun mal Menschen aus prekären Situationen, die die Beratungsstellen aufsuchen oder die aufsuchende Sozialarbeit in Anspruch nehmen.
Was ich in dem Bericht vermisse ist das Ergebnis der Umfrage nach Englischkenntnissen. Was mir auch nicht klar ist ist die Arbeitsweise "Apartement". Terminwohnung mit Hausdame oder sind die Frauen dort auf sich alleine gestellt?
Und ich sehe keine Zahl, wie viele Sexarbeiter_innen in Bremen überhaupt tätig sind.

Ansonsten spiegelt der Bericht meine Beobachtungen wider, die Verfasser_innen waren nach meiner Einschätzung bemüht, neutral zu berichten und Sexarbeit nicht abzuwerten.

Leider werden solche Berichte von Prostitutionsgegner_innen zur Untermauerung ihrer Forderungen herangezogen. Der Bericht wurde aber erstellt, um die Notwendigkeit zur Hilfe Betroffener aufzuzeigen und nicht, um Sexarbeit zu bewerten. Zeigt sich auch in der Wortwahl (z.B. Vermeidung der Begriffe "Zuhälter" und "Prostitution").
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

@Marc

Danke für den Link. Ich kannte die Broschüre noch nicht. Mein Kontakt zum Gesundheitsamt und den Mitarbeiter_innen der SID Beratung, die auch aufsuchende Arbeit im Bremer SW machen, ist sehr erfreulich. Engagierte und parteiliche SozArb die betrieben wird, soweit ich das feststellen kann.

Ich melde mich, wenn ich gelesen und eventuell Rücksprache mit den Mitarbeiter_innen hatte.

Grüße
Klaus

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Vorankündigung - Diskussionsveranstaltung in Bremen

Arbeitstitel
Sinnvolle Reglementierung anstelle von Stigmatisierung der Sexarbeit


Termin: Dienstag 11.02.2013
Beginn: 19 Uhr
Veranstalter: DieLinke! Bremen

Podium - unter anderem -

- Stephanie Klee (dürfte bekannt sein)
- Jun. Prof. Dr. Ulrike Lembke - für Öffentliches Recht und Legal Gender Studies (siehe: http://www.fernuni-hagen.de/videostream ... 0225.shtml und http://www.jura.uni-hamburg.de/personen/lembke/)
- Klaus Fricke (dürfte bekannt sein)

angefragt: - unter anderem -

- Manon Süssens (Nitribitt e.V.)
- Verter_in des Gesundheitsamtes Bremen
- Vertreterin der Bremer Beratungsstelle Menschenhandel und Zwangsprostitution (BBMeZ)

Presse, Medien, Politik
und hoffentlich viele Kolleginnen, einige Gäste und einige BetreiberInnen

Nähere Informationen, sobald die offizielle Ankündigung raus ist.

Grüße
Klaus

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

http://www.fernuni-hagen.de/videostream ... 0225.shtml

Zeiter Versuch mit dem Link
Hoffe es klappt jetzt

@ marc
Danke für den Hinweis

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »



Aktionsplan gegen Diskriminierung Homosexueller

Einstimmiger Beschluss der Bürgerschaft / Vertreter aller Fraktionen wollen Akzeptanz in der Gesellschaft fördern


von Matthias Lüdecke

Bremen. Die Bürgerschaft hat gestern einstimmig einen Antrag beschlossen, der sich gegen die Diskriminierung Homosexueller wendet. Der Senat ist nun aufgefordert, bis zum Ende des Jahres einen Aktionsplan Homophobie zu erarbeiten

"Als wir im September den Antrag eingebracht haben, konnten wir nicht ahnen, welche Dynamik das Thema annehmen würde", sagte der Grünen-Abgeordnete Björn Fecker – und spielte damit auf die öffentliche Diskussion nach dem Coming-Out des ehemaligen Fußballprofis Thomas Hitzlsperger an. Er nannte aber auch die umstrittene Petition, die sich gegen die Aufnahme von Akzeptanz sexueller Vielfalt als Leitprinzip im baden-württembergischen Bildungsplan wendet. Es sei erschreckend, dass über 100 000 Menschen diese Petition unterschrieben hätten, so Fecker, und das zeige, dass die Akzeptanz der Vielfalt noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei.

Eine der Unterzeichnerinnen saß währenddessen im Plenum und hörte zu: Die CDU-Abgeordnete Sigrid Grönert hatte die Petition gezeichnet, war in die Kritik geraten - und hatte sich dann von Teilen der Begründung distanziert. Die Vertreter der anderen Fraktionen hielten sich gestern in einer sehr sachlich gehaltenen Debatte mit Kritik an Grönert zurück. Für die CDU betonte Thomas vom Bruch dabei, dass das Anliegen der Petition durchaus diskussionswürdig sei, die Begründung jedoch sei inakzeptabel und habe Verhetzungspotenzial.

Kristina Vogt hingegen hält das Vorgehen Baden-Württembergs für richtig. "Wir müssen nicht nur Diskriminierung verhindern, sondern aktiv für Akzeptanz werben", forderte sie und befand: "Wenn wir den Aktionsplan ernst nehmen, können wir einen großen Schritt weiterkommen."

SPD-Fraktionschef Björn Tschöpe bezeichnete es als richtig und wichtig, dass die Bürgerschaft sich klar positioniere. "Man entscheidet sich nicht dafür, homo- oder heterosexuell zu sein", sagte er, "das ist keine Frage des freien Willens, sondern man ist einfach so." Deswegen sei das fraktionsübergreifende Aufbruchsignal ein wichtiger Schritt. "Angst ist immer ein schlechter Ratgeber", so Tschöpe, "und unsere Gesellschaft lebt von ihrer Vielfalt."



SIB-SWinfoBremen@gmx.de - Klaus Fricke
Danke an die Bürgerschaft - schön gesprungen - nur: zu kurz!


Sehr geehrte Damen und Herren

mit Freude habe ich Ihren Beschluss zur Kenntnis genommen einen Aktionsplan gegen Homophopie zu erarbeiten. Sie sprechen sich für die Akzeptanz von Vielfalt aus. Die sexuelle Orientierung ist grund- und menschenrechtlich geschützt. Aufgabe staatlicher Gewalt ist es, Diskriminierung von Menschen insgesamt u.a. auch wegen ihrer sexuellen Orientierung zu unterbinden. Menschen, deren sexuelle Orientierung anders ist, als die der Mehrheit unterstehen insofern dem Schutz staatlicher Gewalt. Der Staat hat die Aufgabe "ziviles Schild" für diese Menschen zu sein. Insofern vollzieht die Bremer Bürgerschaft ein Gebot, das sich aus dem Grundgesetz und der aktuellen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes ergibt und tut seine, sich aus den Erkenntnissen der Zeit der Aufklärung ergebende, Pflicht. Schön, dass das in Bremen Mehrheiten findet.

Der Fokus des Beschlusses liegt auf gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung. Neben dieser sexuellen Orientierung bestehen aber noch eine Vielfalt anderer Orientierungen, die gesellschaftlich nicht mehrheitlich praktiziert werden. Es sei hier auf die Gruppe transsexueller Menschen, intersexueller Menschen, bisexueller Menschen oder promisk lebender Menschen hingewiesen und nicht zuletzt auf die Gruppe der Menschen, die es zumindest zeitweise bevorzugen, sexuelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen und damit auch die Menschen, die sich dafür entschieden haben, entgeltlich sexuelle Dienstleistungen anzubieten. Zuletzt auch noch der Hinweis auf Menschen, die sexuelle Erfüllung in Praktiken des Bizarrsex und des Sado/Maso Bereiches finden. All dies sind sexuelle Orientierungen, die, sofern einvernehmlich von volljährigen Personen ausgeübt, grundgesetzlich zulässig und grundgesetzlich und menschenrechtlich geschützt sind.

Und sicher hat Herr Tschöpe recht, wenn er sagt, dass es Menschen gibt, die eine eindeutige sexuelle Präferenz im Sinne der Heterosexualität oder der Homosexualität haben. Ob dies, sofern Herr Tschöpe im o.g. Artikel richtig zitiert worden ist, quasi naturgegeben und genetisch vorbestimmt ist und jenseits des freien Willens liegt, stelle ich aber in Frage. Sicher spielen auch soziale Faktoren eine wesentliche Rolle, wenn es um sexuelle Identität und sexuelle Praxis geht. Das sagt jedenfalls die Genderforschung und sagen die Sexualwissenschaften. Aus eigener Erfahrung möchte ich festhalten, meine Präferenzen haben sich im Laufe meines Lebens mehrfach geändert. Auch dies ist, im Sinne des Rechtes auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, eine zulässige Wahl und steht unter dem Schutz von Grund- und Menschenrechten.

Bitte schliessen Sie daher andere sexuelle Orientierungen, seien diese transsexueller Natur, seien dies die Interessen intersexueller Menschen und deren sexueller Identitätsfindung, seien es bisexuell orientierte oder promisk lebende Menschen, seien sie Sexarbeitende oder Kunden von Sexarbeit ... in ihre Überlegungen zu einem Aktionsplan ein und fördern die Akzeptanz von Vielfalt der sexuellen Orientierungen.

Mir liegt - auch als Kunden, - auch als Ehemann von Lara Freudmann einer in Bremen sehr bekannten Sexarbeiterin, - auch als Sprecher des "Haus9", einer Location, in der Sexarbeitende gewerblich zu nutzende Zimmer anmieten können, insbesondere die Förderung der Akzeptanz von Sexarbeit am Herzen. Kürzlich wurde von der Zeitschrift Emma eine Kampagne zur Ächtung der Sexarbeit begonnen. In dem Appell der Zeitschrift wird Menschen, die der Sexarbeit nachgehen und Menschen, die sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen, vorgeworfen, sie würden das sexuelle Begehren brutalisieren und gegen die Menschenwürde verstossen.

Ich glaube, dass nicht wenige Menschen in Deutschland, diese Ansicht teilen. Gleichzeitig werden sexuelle Dienstleistungen aber in einem nicht geringen Umfang nachgefragt und angeboten und ganze Wirtschaftszweige bedienen sich sexueller Attribute, um ein Einkommen zu erzielen oder das Einkommen zu verbessern. Es gibt also augenscheinlich auch einige Menschen, die es nicht als würdelos empfinden, das sexuelle Attribute in Medien und Werbung eine Rolle spielen und die gerne sexuelle Dienstleistungen anbieten und in Anspruch nehmen. Ich glaube nicht, dass es gerechtfertigt ist, diese Menschen einer sozialen Ächtung zu unterziehen, wie Frau Schwarzer dies in Talkshows gerne fordert.

Sexarbeitende sind, auch wenn Frau Schwarzer dies gebetsmühlenartig wiederholt, nicht zu 90 % willenlos, dumm, psychisch krank, gedemütigt, minderbemittelt, gehirngewaschen, meinungslos, manipuliert, gezwungen, erpresst. Sexarbeitende in Bremen, auch die aus Rumänien stammenden Sexarbeiterinnen, sind nicht überwiegend durch Gewalt dazu gezwungen, ihre Dienstleistungen anzubieten, wie die Landesfrauenbeauftragte Frau Hauffe dies meint oder der Bremer Innensenator dies sagt (WK. vom 26.11.2013, Problem Zwangsprostitution).

Julia, Sexarbeiterin aus Rumänien, 25 Jahre, derzeit in Bremen, meint zum Beispiel, die Arbeit sei für sie sehr inspirierend. In der Zeit vom 31.11.2013 bis zum 09.12.2013, haben 64 in Bremen arbeitenden rumänischen Kolleginnen von Julia mitgeteilt, sie würden der Sexarbeit aus eigenem freien Willen nachgehen. 47 haben dies durch Unterschrift bestätigt. Diese Kolleginnen sagen: Nein Danke Frau Hauffe, Nein Danke Herr Mäurer. Wir wollen keine falschen Beschuldigungen. Schluss mit der Verunglimpfung gegen uns und unsere Familien. Keine weiteren falschen Beschuldigungen. Wir sind Menschen. Wir verdienen Respekt. Kein Verunglimpfung rumänischer Menschen! Kein Rassismus! Keine Verunglimpfung von Menschen wegen ihrer sexuellen Tätigkeit. Kein Sexismus!

Menschen, die sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sind nicht zu 100 % stinkende und schwitzende Monster. Es sind Menschen wie Du und ich. Sie berichten manchmal mit großer Begeisterung, Freude und äusserster Wertschätzung über ihr Erleben in der Sexarbeit. Wie Du und ich haben sie ein Recht darauf, ihrem sexuellem Begehren Raum in ihrem Leben zu geben und sich dafür Partner_innen zu suchen, um einvernehmlich schöne Momente oder auch Stunden zu verbringen. Die Zeiten des erhobenen Zeigefingers sollten vorbei sein. Politik und Staat haben über das Recht zu wachen nicht über die Schlafzimmer der Bürger_innen und die Wege, die die einvernehmlichen Praktiken der Lust finden. Die Schlafzimmer der Bürger_innen sind für ungebetene Gäste und den Staat Tabu.

Danke an die Bürgerschaft für einen Aktionsplan Akzeptanz der homosexuellen Orientierungen.
Schön gesprungen - nur: zu kurz!

Klaus Fricke

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Kasharius
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Kasharius »

12. FEBRUAR 2014
Sexarbeit: Zwischen Selbstbestimmung und Ausbeutung




Zurzeit wird – vor allem in den Medien – über Sexarbeit diskutiert.
Soll sie stärker reglementiert, gar verboten oder weiter legalisiert werden? Üben Prostituierte ihre Tätigkeit überwiegend freiwillig aus oder werden die meisten von ihnen dazu gezwungen? Müssen Prostitutionsstätten verstärkt durch die Polizei kontrolliert werden oder gibt es andere Ansätze zur Bekämpfung von Missständen und Gewalt?
Die Bremer Linksfraktion bot gestern dazu im Bremer Kulturzentrum Lagerhaus eine Veranstaltung an. Gut 200 Gäste waren der Einladung der LINKEN gefolgt, um über dieses Thema zu reden.

Michael Horn und Stefanie Möller sprachen mit der Sexarbeiterin Stephanie Klee, die an der Podiumsdiskussion teilnahm. Jean-Philipp Baeck von der Bremer Lokalredaktion der taz führte mit der ebenfalls teilnehmenden Claudia Bernhard ein Interview, das wir hier, mit freundlicher Genehmigung der taz, veröffentlichen .
Beide Gespräche können Sie unten aufgeführt einsehen. [mh]
"Kaum verlässliche Zahlen"
taz: Frau Bernhard, wie groß bewerten Sie das Problem der Zwangsprostitution?
Claudia Bernhard: Das Problem ist selbstverständlich ein großes und es muss bekämpft werden, dass man dort Frauen sexistisch ausbeutet. Wir brauchen gesetzliche Regelungen, Opferschutz, Aussagen-Unterstützung und Aufenthaltsgenehmigungen. Aber: Um die Frage der Zwangsprostitution geht es bei unserer heutigen Veranstaltung nicht in erster Linie. Es gibt die Auseinandersetzung um die Neufassung des Prostitutionsgesetzes…
… in deren Zusammenhang die einen sagen, es hätte die Zwangsprostitution beflügelt, wohingegen die anderen dieses Problem marginal nennen.
Es gibt kaum verlässliche Zahlen dazu, wie groß der Anteil der Zwangsprostitution ist. Aber mit einer Verbotsdebatte kommen wir nicht weiter, denn Illegalität befördert die Zwangsprostitution. Leider gibt es aber die Tendenz, Prostitution wieder stärker zu brandmarken.
Woher kommt der Rollback?
Schwer zu sagen. In der Diskussion verhandeln wir die ganzen gesellschaftlichen Moralvorstellungen mit. Plötzlich ist ja auch Homophobie wieder stärker ein Thema, überkommene Rollenbilder werden wieder ins Feld geführt.
Ein Bremer Prostitutionsgesetz hatte klare Regeln für das Gewerbe im Sinn, inklusive einem Zugriff auf Modellwohnungen.
Ich bin nicht gegen die Kontrolle, nur muss man sehen, was man bekämpft und ob man den Verdacht gegen alle im Gewerbe richtet - das ja nach wie vor kein wirkliches Gewerbe ist.
Warum nicht?
Weil mit der Legalisierung durch das Bundes-Prostitutionsgesetz 2002 versäumt wurde, die gewerberechtliche Seite im Bundesrat zu klären.
Wie lassen sich die Bedingungen der Sexarbeit verbessern?
Man muss Möglichkeiten finden, damit wir eine Entscheidungsfreiheit hinbekommen. Also: Was es an Beratung und gesundheitlicher Unterstützung braucht, und auch, was man für Ausstiegsszenarien anbieten kann.
"Sexarbeit - Zwischen Selbstbestimmung und Ausbeutung"
Online-Redaktion: Die Prostitution ist wieder verstärkt in dem Blickpunkt von Politik und Medien gerückt. Allerdings häufig unter dem Blickwinkel so genannter ‚Zwangsprostitution‘. Sie sind selbst Sexarbeiterin und kennen sich in der Szene somit aus. Teilen Sie den Eindruck, der häufig in der Öffentlichkeit verbreitet wird, dass der überwiegende Teil der Frauen und Männer, die sexuelle Dienstleistungen anbieten, dazu gezwungen werden?
Stephanie Klee: Nein, die Realität in der Prostitution sieht ganz anders aus. Der überwiegende Teil der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter geht dieser Tätigkeit freiwillig nach. Es fehlen allerdings oft Professionalität und Stärke sowie das Wissen über die eigenen Rechte. Außerdem hat Prostitution nichts mit sogenannter „Zwangsprostitution“ zu tun: das eine ist Arbeit und das andere ist Gewalt sowie Zwang und somit strafbar. Beides gehört getrennt betrachtet und behandelt, sonst werden sie beiden Gruppen nicht gerecht.
Vor nunmehr gut zwölf Jahren wurde das Prostitutionsgesetz erlassen mit dem Ziel, die rechtliche Situation von Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter zu verbessern. So sollten bei den angebotenen sexuellen Handlungen einklagbare Entgeltforderungen gegenüber Freiern erhoben werden können. Zudem können sich Prostituierte nun auch regulär in den gesetzlichen Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherungen versichern. Hat dies Ihrer Meinung nach die Lage der Sexanbietenden wesentlich verbessert?
Nein, denn leider hat sich die Politik in den letzten Jahren nicht um die Umsetzung und Erweiterung des Prostitutionsgesetzes gekümmert. Man hat einfach die Durchführung dem freien Markt beziehungsweise den beteiligten Behörden überlassen – so haben wir einen rechtlichen Flickenteppich mit der Konsequenz, dass auf den verschiedenen Rechtsgebieten, so zum Beispiel beim Gewerbe-, Bau- und Polizeirecht, von Stadt zu Stadt und von Bundesland zu Bundesland verschiedene Handhabungen bestehen. Es hätte deutschlandweit einheitlicher Regelungen bedurft, um Klarheit zu schaffen. Allerdings war das Prostitutionsgesetz ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung.
In Bremen gibt es aktuell Bestrebungen, Prostitution stärker zu kontrollieren und einzudämmen. Wie sehen Ihre Arbeitsbedingungen denn heute schon in der Regel aus, werden Sie von Behörden schikaniert und von Zuhältern drangsaliert?
Bremen will offensichtlich einen Sonderweg gehen und nicht auf Bundesregelungen warten. Das halte ich für falsch, weil damit keine Rechtssicherheit entsteht und die Arbeit für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter nur schwieriger wird. Die Überlegung, Prostitution in Bremen „einzudämmen“ halte ich für absurd, weil sie damit die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter ins Abseits drängen, wo sie eher in Abhängigkeiten und in Gefahrensituationen geraten. Damit die Branche gute Arbeitsbedingungen und Transparenz – auch für die Behörden – schafft, braucht es einen gewissen Respekt und klare gesetzliche Regelungen. Darauf aufbauend können dann Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sowie Bordellbetreiberinnen und Bordellbetreiber Vertrauen in den Staat und seine Behörden entwickeln und für alle Beteiligten die Situation in den Bordellen angenehmer gestalten.
Frau Klee, wir danken Ihnen für dieses Gepräch!

http://www.dielinke-bremen.de/nc/politi ... beutung-1/

Kasharius grüßt

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Beitrag von Kasharius »

Hier noch der Link zur Audioversion der Veranstaltung vom 11. Februar 2014



Kasharius grüßt und sagt Gute Nacht

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Guten Abend,

hier ein paar Links zur Berrichterstattung von Radio Bremen im Jahr 2013. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dann kann man sie hier immer kurz nachschlagen:

- http://www.radiobremen.de/nordwestradio ... fe104.html
Ulrike Hauffe im Interview - Menschenhandel und Zwangsprostitution
- http://www.radiobremen.de/nachrichten/g ... on100.html
Mehr Geld für Opfer von Zwangsprostitution
- http://www.radiobremen.de/nachrichten/g ... ss100.html
Staatsanwalt wirft Bande 80 Taten vor
- http://www.radiobremen.de/fernsehen/but ... popup.html
Prozess gegen Menschenhändler, Statement Mäurer, Interview Kähler

Zusammengefasst im anliegenden PDF Dokument inklusive Kommentierung (lässt sich leichter lesen, als hier im Beitrag)


Grüße
Klaus
Dateianhänge
2013, Radio Bremen, Berichte Menschenhandel, kommentiert.pdf
(149.71 KiB) 319-mal heruntergeladen

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Beitrag von Kasharius »

Also wenn mein posting veraltet ist .... bitte nich hau´n :010 :002


http://www.bild.de/regional/bremen/pros ... .bild.html

Kasharius grüßt schlotternd :003

Klaus Fricke
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Guten Tag,

ich möchte auf zwei Veröffentlichungen des Plenardienstes der Bremer Bürgerschaft Hinweisen:

Gesetz zur Änderung des Bremischen Schulgesetzes "Sexuelle Selbstbestimmung und gesellschaftliche Vielfalt im Sexualkundeunterricht"
- http://www.bremische-buergerschaft.de/d ... _08d98.pdf

Interessant sind die darin enthaltenenen Standards, die für die Durchführung der Sexualerziehung fächerübergreifend als schulische Querschnittsaufgabe festgehalten werden. Hieraus ergibt sich meines Erachtens die Verpflichtung, das Thema Sexarbeit entsprechend der Materialien, die die Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Prostitution zur Verfügung stellt, insbesondere Anhand der Aussagen aus APuZ_2013-09_online.pdf,
- http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/ap ... ostitution ,
zu behandeln. Das müsste dann zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit pauschalisierenden, kriminalisierenden, in der Tendenz rassisitischen und sexistischen Äusserungen seitens des Bremer Innensenators Mäurer und der Bremer Landesfrauenbeauftragten Hauffe zur angeblichen Allgegenwart von "rumänischer und bulgarischer Zwangsprostitution" und daraus resultierende unzulässige Etikettierungen und Deklassierungen von Rumän_innen und Bulgar_innen, beinhalten.

In diesem Zusamenhang ebenfalls bedeutsam:
Bericht, Konzept und Maßnahmen zur Aufnahme und Integration von EU-Bürgerinnen und -bürgern aus Bulgarien und Rumänien im Land Bremen
- http://www.bremische-buergerschaft.de/d ... _b5974.pdf

Leider sehr viele Seiten. Auch statistisches Material, das aber keine neuen Aussagen enthält und rechtliche Bewertungen aus der Sozialgesetzgebungen zu Fragen des Leistungsbezuges. Darin besonders interessant die Feststellung, das

- Anspruch auf Kindergeld auch für die im Heimatland gebliebenen Kinder besteht (wusste ich bisher nicht und mag für die eine oder andere SW, deren Kinder nicht in D leben von Bedeutung sein. Welche Freude, wenn die von mir bezahlten Steuern dafür ausgegeben werden. Wenn dann kein Geld da ist, um die Truppenstärke zu erhöhen und den Frontex Schutzschild zu verstärken, erst recht gut so!)

- Ebenfalls wichtig die klaren Standards gegen Rassismus und Diskriminierung und die Festlegung auf Zusammenarbeit bei Förderprojekten für Angehörige der Roma in Varna (BG) und wahscheinlich in Alba Iulia (RO)

- Interessant die Feststellung der Notwendigkeit von aufsuchender und nachgehender (Outreach) Hilfe
- Der Mehrsprachigkeit von behördlichen Informationen
- Der Sprachmittlung z.B. bei Behördenkontakten (für BG schon stärker realisiert)
- Dezentraler Beratungsstellen (Im Quartier Liegnitzplatz schon in Ansätzen realisiert)
- Unterstützung der Selbsthilfeansätze der Communities
- Zusammenarbeit mit (so bezeichne ich dass jetzt einmal) "Opinionleaders" der jeweiligen Communities

Alles Elemente, die wir auch für die SW als Rechte einfordern sollten und die quasi präjudiziernd zum Teil bereits realisiert wurden, zumindest als Standards durch den Bericht angemahnt bzw eingeführt werden.

Grüße
Klaus

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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Guten Tag,

zur Vervollständigung der Dokumentation Bremer Vorgänge.

Thema 1: Freierkriminalisierung
http://www.radiobremen.de/gesellschaft/ ... im100.html

Eine Sendung vom 09.12.2013 von Radio Bremen TV, die ich leider erst jetzt zur Kenntnis genommen habe. In ihr kommen auch Innensenator Herr Mäurer und die Mitarbeiterin der BBmeZ* Frau Kähler, wohl anlässlich der Pressekonferenz zur beleidigenden und abwertenden Presserklärung der **ZGF gegenüber SW aus Rumänien und Bulgarien zu Wort ( siehe: http://www.frauen.bremen.de/sixcms/medi ... 25.11..pdf ).

Ich zitiere:

HB Innensenator Ulrich Mäurer zur Verantwortung der Kunden:
"Es ist natürlich immer ein Problem der Beweisführung, aber schon mal alleine, dass man sagt, ihr tragt eine gewisse Mitverantwortung für die Situation, dass ist schon richtig und das kann man mitmachen"


Das die Kriminalisierung von Kunden kontraproduktiv ist, da sie in Strafverfahren wegen Menschenhandels in die sexuelle Ausbeutung dazu führen könnte, dass Kunden von ihrem Aussageverweigerungsrecht gebrauch machen werden, um sich nicht selber zu belasten, ist für Herrn Mäurer ohne Interesse.

Katharina Kähler, BBmeZ, zur Verantwortung der Kunden:
"Augen auf, bitte übernehmt Verantwortung, kuckt wo ihr hingeht, wenn Euch etwas auffällt, meldet Euch bitte gerne bei uns, auch anonym selbstverständlich und für uns ist einfach wichtig die Menschen einfach zu erreichen und anzuhalten, Verantwortung zu übernehmen."


Wieso eine Mitarbeiterin der BBmeZ in einem Fernsehinterview Kunden der Sexarbeit mit Du anspricht, ist klärungsbedürftig. Ich halte dies für abwertend. Daneben sei darauf hingewiesen, das die BBmeZ keine aufsuchende Arbeit anbietet, auch wenn ihr Fälle berichtet werden, in denen SW durch massive Straftaten aus dem Bereich des Menschenhandels betroffen sein könnten. SW müssen die BBmeZ aufsuchen, um dort Hilfe zu erhalten. Die Aufforderung zur Verantwortungsübernahme an Kunden wird durch beide Sachverhalte in nicht unterstützt.

Daneben sei darauf hingewiesen, dass es in Bremen zwei Gremien gibt, die sich im behördlichem Auftrag mit Sexarbeit beschäftigen. An beiden ist u.a. die BBmeZ direkt oder mittelbar beteiligt. Es handelt sich a) um die behördeninterne "Clearingstelle" die ursprünglich gegen Misstände im Zusammenhang mit der Sexarbeit in Wohnungen eingerichtet worden war und den "Runden Tisch Menschenhandel und Zwangsprostitution" (gemeint ist damit gewerblich organisierter sexueller Missbrauch). Eine Initiative zur Einrichtung eines runden Tisches Sexarbeit, ähnlich dem in NRW, gab es in Bremen nicht. Das Recht auf Mitsprache, das der Rat der EU ( http://assembly.coe.int/Main.asp?link=/ ... ES1579.htm ) in seiner Resolution 1579, vom 04.10.2007 für die gewerblich im Bereich der SW Tätigen fordert (Punkt 11.3.5), ist in Bremen nicht realisiert worden. Hier wäre ein anwaltschaftliches Bemühen auch der BBmeZ hilfreich und für eine NGO, die Empowerment zu ihren handlungsleitenden Grundsätzen zu zählen hat, angezeigt.



Thema 2: CDU Antrag "Schutz von Prostituierten nachhaltig verbessern!"
(siehe: http://www.bremische-buergerschaft.de/d ... _5463b.pdf )

ich zitiere:


"Die Bremische Bürgerschaft (Landtag) fordert den Senat auf,
1. zur Verbesserung des persönlichen Gesundheitsschutzes von Prostituierten und Freiern bis zum 1. August 2014 eine Kondompflicht für Freier und Prostituierte im Land Bremen einzuführen.
2. dem Entschließungsantrag des Saarlandes "Maßnahmen zur Regulierung von Prostitution und Prostitutionsstätten" (Bundesratsdrucksache 71/14) (siehe: http://www.umwelt-online.de/PDFBR/2014/0071_2D14.pdf ) im Bundesrat zuzustimmen.
3. im bremischen Polizeigesetz das Betreten der Wohnung durch die Polizei jederzeit zur Abwehr dringender Gefahren zu erlauben, wenn die Wohnung der Prostitution dient."(Hervorhebungen K.F.)


Da der Koalitionsvertrag im Bund diese geforderten Maßnahmen durchaus vorsehen mag, die Freierkriminalisierung in Bremen mehrheitsfähig ist und sowohl der Entwurf von Grün/SPD zu einem Bremer Prostitutionsstättengesetz (siehe: http://www.donacarmen.de/wp-content/upl ... setz-1.pdf ), als auch der Beschluss der Bremer Bürgerschaft Nr. 18/974 vom 18.06.2013 (siehe: http://www.bremische-buergerschaft.de/d ... 74_d6c.pdf ) diesem Forderungskatalog nicht widersprechen, bin ich gespannt auf den Umgang mit diesem Antrag. In jedem Fall erhält die Bremer Bürgerschaft die Bitte von uns "to have a say", wie dies in der o.g. Resolution des EU Rates in Punkt 11.3.5 vorgesehen ist.

Grüße
Klaus

*Bremer Beratungsstelle "Betreung für Betroffene von Menschenhandel und Zwangsprostitution". Damit gemeint ist der organisierte gewerbliche sexuelle Missbrauch der in diesem Begriff leider mit sexuellen Dienstleistungen verschmolzen wird. BBmeZ arbeitet bisher nicht nicht für Betroffene von Arbeitsausbeutung
** Bremer Zentralstelle zur Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau ZGF

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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von fraences »

BREMISCHE BÜRGERSCHAFT
Drucksache 18/
1341
Landtag
28.03.2014
18. Wahlperiode

Antrag der Fraktion
der CDU
Schutz von Prostituierten nachhaltig verbessern!

Zitiert daraus:

Die Bremische Bürgerschaft (Landtag) fordert den Senat auf,
1.
zur Verbesserung des persönlichen Gesundheitsschutzes von Prostituierten und Freiern bis zum 1. August 2014 eine Kondompflicht für Freier und Prostituierte im Land Bremen einzuführen.
2.
dem Entschließungsantrag des Saarlandes „Maßnahmen zur Regulierung von Prostitution und Prostitutionsstätten“ (Bundesratsdrucksache 71/14) im Bundesrat zuzustimmen.
3.
im bremischen Polizeigesetz das Betreten der Wohnung durch die Polizei jeder-zeit zur Abwehr dringender Gefahren zu erlauben, wenn die Wohnung der Prostitution dient.


www.bremische-buergerschaft.de/drs_abo/ ... _5463b.pdf
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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