Verein besorgt Asiatinnen Visa: Polizei ermittelt gegen den Chef
Als Studentinnen, Putzfrauen und Kindermädchen meldet ein Salzburger junge Ost-Ausländerinnen an. Wovon sie leben, weiß man nicht. Die Polizei ermittelt nun gegen den 48-Jährigen.
Sorgen sich die Sozialvereine von Martin W. (Name geändert) selbstlos um junge Ausländerinnen, helfen bei der Einreise und Integration, wie W. versichert? Oder geht es um "Schlepperei und den Verdacht des Menschenhandels", wie man im Landeskriminalamt vermutet? Die Polizei ermittelt gegen W`s Vereine, "weil das Ganze sehr dubios ist". Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Die Aufenthaltsbehörde der Stadt war auf den 48-Jährigen aufmerksam geworden, "weil zu viele perfekte Aufenthaltsanträge samt Wohnsitz- und Unterhaltsbestätigungen eingelangt sind", so ein Beamter zum SF. Auch der Hochschülerschaft kam es spanisch vor, dass W. mit immer mehr Ausländerinnen und fertigen Dokumenten am Uni-Schalter erschien, um sie als Studentinnen einzuschreiben.
W.s Hilfsverein vermittelt Mongolinnen, Russinnen und Ukrainerinnen auch als Reinigungskräfte und Kindermädchen.
Wie die Frauen sich das teure Leben in Salzburg leisten können, ist unbekannt. Die Polizei wird nun auch diesem Hinweis nachgehen: In billigen Dachzimmern in Liefering wohnten immer wieder junge Mongolinnen. Sie hätten Männerbesuche, man höre die Frauen oft weinen. Irgendwann kämen dann neue Frauen. Martin W. sagt, er habe damit nichts zu tun.
Polizei: "Wir halten diesen Visum-Verein für dubios"
W.s "Sozialvereine" liefern so viele und perfekte Aufenthaltspapiere für Frauen aus der Ex-Sowjetunion, dass die Behörden stutzig wurden. Der 47-jährige Vereinschef warnt, man solle ihm "nur ja nichts unterstellen".
Offiziell will niemand darüber reden: Bei vielen Salzburger Familien, in Firmen und Gastbetrieben arbeiten bildhübsche junge Frauen aus bitterarmen Ländern. Die blutjungen Mädchen aus Russland, Usbekistan, der Ukraine oder der Mongolei putzen, hüten Kinder und gehen zur Uni. Manche kommen direkt aus der Jurte (dem Nomadenzelt) in den Steppen Zentralasiens. Vermittelt werden sie auch von den Vereinen des 47-jährigen Salzburgers Martin W. (Name geändert).
Manche Frauen sind "richtig fertig"
"Die Frauen werden immer wieder ausgetauscht. Manche sind richtig fertig. Wer weiß, was die schon alles erlebt haben", schildert eine Salzburgerin, die über den Verein schon mehrere fernosteuropäische Putzfrauen bekommen hat. Sie würden von der Ehefrau des Vereinsobmanns, einer Russin, schikaniert, sie müssten sich selbst versichern, habe sich eines der Mädchen bei ihr ausgeweint, berichtet die Salzburgerin.
Offiziell sind die jungen Frauen als Studentinnen in Salzburg. Martin W. hat bis vor kurzem regelrecht Regie geführt hat, damit die Frauen eine Uni-Zulassung bekommen. Er wurde mit immer mehr Ausländerinnen am Uni-Schalter vorstellig, die Anträge waren vom ihm ausgefüllt, zuletzt suchte er sogar das passende Studium für seine Klientinnen aus. Die Uni wies ihm schließlich die Tür, W. ist seither nicht mehr als selbst ernannte "Begleitperson" geduldet.
Sprachkurse für "heiratswillige" Frauen
W.s Vereine sprechen auch "heiratswillige" Ostfrauen an. Es werden sogar Sprachkurse offeriert. Dreist: Da wird ein "Master-Zertifikat" angeboten - dabei sind schon die Internetseiten gespickt mit Rechtschreibfehlern.
Seit 2004 ist es sehr schwierig geworden, für Staatsangehörige aus der ehemaligen Sowjwetunion eine Aufenthaltsbewilligung für Österreich zu bekommen. Noch vor der Einreise müssen ein Wohnsitz in Österreich und eine Selbsterhaltungsbestätigung vorgewiesen werden. Wer einreisen wolle, brauche Unterstützung, weiß ein Insider. "Und natürlich fließt da Geld."
Verein besorgt Visum "in kürzester Zeit"
Martin W.s Vereine besitzen offenbar dieses spezielle Know-how. Laut Homepage sei man "in der Lage, innerhalb kürzester Zeit ein Visum zu besorgen." Interessierte bezahlen dafür angeblich nur freiwillige Spenden ("what you like to spend"). Die großzügigen Aktivitäten seiner Vereine werden laut W.s Homepage von seiner IT-Firma gesponsert.
"Dieses Unternehmen scheint aber noch nie einen Gewinn gemacht zu haben", weiß ein Beamter. Der Magistrat Salzburg schöpfte übrigens Verdacht, weil zu viele perfekt ausgefüllte Aufenthaltsanträge samt Wohnsitz- und Unterhaltsbestätigungen von W.s Vereinen eingingen. Wie können um geringen Lohn beschäftigte Frauen sich das teure Leben in Salzburg leisten? Das Innenministerium stuft in einer Stellungnahme W.s Vereine explizit „nicht als seriös“ ein, es sei Vorsicht geboten.
„Der Mann hat einen Hintergedanken“
Bei der Finanzpolizei und im Landeskriminalamt laufen Ermittlungen zu Martin W. Ein Beamter zum SF: "Beim Akt, der bei uns läuft, geht es um den Verdacht auf Menschenhandel. Dieses Netzwerk an Vereinen erscheint an sich dubios, der Mann ist unserer Auffassung nach kein Wohltäter, der hat einen Hintergedanken", so der Fahnder. Eine andere Sache sei, ob Menschenhandel beweisbar sei.
Martin W. reagiert ungehalten auf Fragen. Man solle ihm nur "ja nichts unterstellen"! Es sei seriös, er werde von den Behörden verfolgt, "weil wir denen zu ausländerfreundlich sind". Wie viele Frauen und Kunden er betreue? - „Betriebsgeheimnis“. Ob er mit den Mongolinnen in der General-Keyes-Straße etwas zu tun habe? - Noch nie gehört. Wo die von ihm ins Land geholten Frauen wohnten? - Er gebe lediglich Adressen von Studentenheimen weiter.
Begleitagentur war nur eine "spaßige Idee"
In Bezug auf W.s Vereinsaktivitäten konnte bis dato nichts Illegales nachgewiesen werden. Allerdings ist er der Justiz nicht unbekannt. Im Internet finden sich Postings des 47-Jährigen, in denen er "Witze" über Sexualität und kleine Mädchen wiedergibt (im Siebenbürger-Forum rokestuf.de) – was laut W. ja "wohl nicht verboten" sei.
Dort hat W. auch eingeräumt, dass er früher an einer Begleitagentur in Salzburg beteiligt war. Im SF-Gespräch bestreitet er das zunächst, erinnert sich dann aber: "Ach ja, da war einmal was, das ist ja eine Ewigkeit her." Ein paar "Salzburgerinnen 40 plus" hätten die "spaßige Idee" gehabt, Herren in der Festspielzeit auf Konzerte zu begleiten. Er habe lediglich die Website betreut, nie sei es um Sex gegangen, nie um Ausländerinnen – und man solle ihm ja nichts unterstellen, wiederholt Martin W. und klingt dabei nicht mehr ganz so lustig.
Sabine Tschalyj
http://www.salzburger-fenster.at/redakt ... f_art2753/
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Bemerkenswert ist bei der Geschichte, dass wir 2009 bereits eine Sperre verhängt haben. Bei mehreren Gesprächen mit Salzburger Verantwortlichen habe ich darauf hingewiesen, dass die Salzburger Vereinslandschaft hinterfragt gehört.
Wie auch immer: Es ist gut, dass der Fall (so er denn Einer ist) endlich ins rollen kommt!