EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen uns!

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
translena
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Neuer Steuerärger für Alice Schwarzer

Beitrag von translena »


Die Steuerbehörden machen weiter Druck auf Alice Schwarzer:
Der Fiskus untersucht die Steuererklärungen der Frauenrechtlerin ab dem Jahr 2005. Die womöglich hinterzogenen Steuern liegen im fünfstelligen Bereich.


Die Betriebsprüfer des Finanzamtes Gummersbach unterziehen zahlreiche Steuererklärungen von Alice Schwarzer einer gründlichen Prüfung. Im Blickpunkt stehen dabei die Daten der vergangenen zehn Jahre, wie "Bild am Sonntag" berichtet. Besonderes Interesse fänden die jährlich 50 bezahlten Auftritte von Schwarzer. Die Beamten gehen der Frage noch, ob die Ex-Emma-Chefin diese Einnahmen korrekt versteuert hat.
3,9 Millionen Euro in der Schweiz

Schwarzer führe seit Jahrzehnten ein Konto bei der Züricher Lienhardt & Partner Privatbank, heißt es in dem Bericht. Über diese Bankverbindung seinen viele ihrer Honorare geflossen. Laut früheren Angaben hat die Frauenrechtlerin in der Schweiz ein Vermögen von rund 3,9 Millionen Euro.
Die letzten zehn Jahre werden geprüftAlice Schwarzer muss ihre Steuererklärungen rausrücken

Seit Schwarzers Selbstanzeige zu Beginn 2014 ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Laut dem BamS-Bericht bewegt sich die Höhe der womöglich hinterzogenen Steuern im fünfstelligen Bereich.
http://www.focus.de/finanzen/steuern/st ... 27673.html
Finanzamt untersucht Honorare
Neuer Steuerärger für Alice Schwarzer


Von Von T. TRESER

In der Steueraffäre um Alice Schwarzer (72) will es der Fiskus jetzt ganz genau wissen: Die Betriebsprüfer des Finanzamtes Gummersbach untersuchen derzeit Schwarzers Steuererklärungen der vergangenen zehn Jahre!

Dabei wird überprüft, ob die Frauenrechtlerin sämtliche Honorare aus jährlich rund 50 Auftritten ordnungsgemäß versteuert hat. Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, wird über eine mögliche Anklage entschieden.

Alice Schwarzer unterhält seit den 80er-Jahren ein Konto bei der Schweizer Lienhardt & Partner Privatbank. Dorthin soll sie immer wieder Honorare gebracht haben. Nach ihrer eigenen Angabe hat sie in Zürich ein Guthaben von 3,9 Millionen Euro.

Die Staatsanwaltschaft Köln hatte nach Schwarzers Selbstanzeige Anfang des Jahres ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung eingeleitet. Im Mai durchsuchte sie die Wohnung der 72-Jährigen.

Nach BamS-Informationen liegen die möglichen hinterzogenen Steuern lediglich im fünfstelligen Bereich. Der Grund: Schwarzer sei bei ihren Anlagen vorsichtig gewesen. Sie habe vorwiegend in konservative Staatsanleihen mit geringen Zinsgewinnen investiert.

Für die Staatsanleihen führt die Schweizer Bank seit 2005 automatisch Quellensteuer ab. Schwarzer hat also Steuern abgeführt, womöglich ohne es zu wissen.
http://www.bild.de/news/inland/alice-sc ... .bild.html

translena
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Wird Gerichtsberichterstattung Schwarzer zum Verhängnis?

Beitrag von translena »

Wird Gerichtsberichterstattung Schwarzer zum Verhängnis?

Be­reits im Fe­bruar hat­ten wir Alice Schwar­zer ein tur­bu­len­tes Jahr vor­aus­ge­sagt, nach­dem es erste Be­richte dar­über gab, dass die von ihr ein­ge­reichte Selbst­an­zeige un­voll­stän­dig ge­we­sen sein könnte. Im Mai war be­kannt ge­wor­den, dass meh­rere Ob­jekte durch­sucht wor­den seien, nach neuen In­for­ma­tio­nen soll das Fi­nanz­amt Gum­mers­bach die Steu­er­er­klä­run­gen der letz­ten zehn Jahre (un­ver­jähr­ter Be­steue­rungs­zeit­raum) sehr ein­ge­hend überprüfen.

Rich­ti­ger­weise macht die Staats­an­walt­schaft Köln zu den Er­mitt­lun­gen kei­ner­lei Angaben:

„Auf­grund des Steu­er­ge­heim­nis­ses kön­nen wir we­der die Exis­tenz ei­nes Steu­er­ver­fah­rens be­stä­ti­gen noch in­halt­li­che An­ga­ben zu mög­li­cher­weise hier ge­führ­ten Ver­fah­ren machen.“

Mög­li­cher­weise könnte Alice Schwar­zer je­doch aus­ge­rech­net ihre „Ge­richts­be­richt­er­stat­tung“ für „Bild“ zum Ver­häng­nis wer­den, ge­nauer ge­sagt, die da­für er­hal­te­nen Ho­no­rare. Denn ihr ehe­ma­li­ger Auf­trag­ge­ber be­rich­tet, dass Be­amte der Steu­er­fahn­dung Köln in der ver­gan­ge­nen Wo­che un­an­ge­kün­digt das Ver­lags­haus in Ber­lin auf­such­ten, um Aus­künfte im Zu­sam­men­hang mit Schwar­zers Autoren-Tätigkeit wäh­rend des Kachelmann-Prozesses zu er­hal­ten. Wäh­rend es beim ers­ten Be­such nur um die Be­ant­wor­tung von Fra­gen ge­gan­gen sei, hät­ten zwei Be­amte am dar­auf­fol­gen­den Tag Un­ter­la­gen beschlagnahmt.

Eine Be­schlag­nahme kommt – darf man der „Bild“-Berichterstattung aus­nahms­weise glau­ben – al­ler­dings nur für Ge­gen­stände in Be­tracht, die als Be­weis­mit­tel für die Un­ter­su­chung von Be­deu­tung sein könn­ten (§ 94 Abs. 1 StPO). In der Pra­xis sehr ver­brei­tet, wenn nicht der Re­gel­fall, ist eine „Mit­nahme zur Durch­sicht“, die noch keine Be­schlag­nahme dar­stellt, son­dern le­dig­lich die Durch­su­chungs­maß­nahme ver­län­gert und so die ein­ge­hende Be­schäf­ti­gung mit den Un­ter­la­gen er­laubt. Dann wäre dies kein In­diz da­für, dass diese Un­ter­la­gen als Be­weis­mit­tel be­nö­tigt wür­den. Es darf trotz­dem wohl ver­mu­tet wer­den, dass sich die Fi­nanz­be­hör­den ins­be­son­dere im Zu­sam­men­hang mit der Be­richt­er­stat­tung vom Kachelmann-Prozess für „Bild“ in Mann­heim be­stimmte Er­geb­nisse im Zu­sam­men­hang mit der Über­prü­fung der Selbst­an­zeige ver­spre­chen, auch wenn Schwar­zer dort tat­säch­lich eher sel­ten zu se­hen war.
http://www.strafakte.de/wirtschaftsstra ... rhaengnis/

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Beitrag von nina777 »

12.12.2014

Prostitution: Gratwanderung zwischen Freiwilligkeit und Gewalt

Der deutsche Weg prinzipiell verkehrt?


Sex sells, weltweit an allen Orten. Das Klischee vom Hochbumsen in der Kunstszene oder wo auch immer hat traurige Wirklichkeit, ob das gefällt oder nicht. Während die einen es vollkommen ungeniert genießen, sowohl die Nutznießer als auch die in diesem Fall sich Verkaufenden, um Vorteile zu erwirken, schaut es beim Reizwort Prostitution ein wenig anders aus.

Das ruft gern die Wächter der Moral, die Behüter des Schutzes der gepeinigten Frauen auf den Plan. Jene Gratwanderung zwischen Freiwilligkeit und Gewalt rückt in den Fokus genauerer Betrachtung, Statistiken und Berichte von Betroffenen werden hervorgekramt, gar der deutsche Weg als prinzipiell verkehrt in Frage gestellt. Läßt sich das wirklich so simpel festmachen?

Heuchelei so weit das Auge reicht

Vielleicht mag das ein wenig nüchtern klingen, aber wo Angebot und Nachfrage herrschen, dort findet eben die Prostitution statt. Selbst wenn in Ländern wie im "Muster-Staat" Schweden, der bereits 1999 ein Gesetz erlassen hat, daß den Freiern verbietet, für Sex zu bezahlen, angeblich die Prostitution drastisch zurückgegangen sein soll, kann man solche Statistiken dennoch anzweifeln. Viel eher wird Mensch sich im Untergrund seine gekaufte Befriedigung holen, davon muß man ausgehen.

Obwohl etliche Versuche, seien es die bekannten Ermahner wie Emma, die besonders den deutschen liberalen Weg anprangern, in dem der Menschenhandel und dessen Gewaltszenarien zitiert werden oder die Kirche den heuchlerischen Zeigefinger erhebt, wenn die Ordensschwester und Frauenrechtlerin Lea Ackermann im Interview betont, daß es per se eigentlich keine Freiwilligkeit bei den Prostituierten gebe, dann darf man sich schon wundern, wieso dermaßen viele dieses Gewerbes es dennoch tagtäglich vollrichten. Allesamt erniedrigt, in tiefster Scham sich ihrem Schicksal ergebend? Soviel schauspielerische Fähigkeiten entgegen innerer Abscheu oder Abgebrühtheit kann menschliche Seele überhaupt auf Dauer eben nicht verkraften.

Natürlich gibt es leider die Gewalt, die Zuhälterei, den Menschenhandel, das üble Milieu dieses alten Gewerbes, in sofern auch den Zwang, der mit Mißbrauch einhergeht. Das ist unbestreitbar. Aber gleichzeitig zeigt sich eben doch die klare Trennung zwischen echter Liebe und dem Bedürfnis nach hemmungslosen Sex, ob mit Geschäftsgebahren oder gar therapeutischem Nebeneffekt.

Polizei und Feministinnen sorgen für Befreiung der Prostituierten

Ginge es nach Alice Schwarzer wie eine Laudatio des Doña Carmen Vereins mit dem Titel "Alice Schwarzer - eine würdige Vertreterin des Polizeifeminismus"Schwarzer - eine würdige Vertreterin des Polizeifeminismus“ bemerkt. Dort wird ganz besonders deutlich hervorgehoben, in wie weit die Frauenrechtlerin sich verrennt im Kampf gegen sexuelle Ausbeutung, das obendrein mit Rückendeckung der katholischen Kirche.

In sofern gebührt ihr zu Recht die Verleihung der "Ehrenkarte in Gold" für ihr inniges, tiefgreifendes Engagement im Dienste des Polizeifeminismus.

Daß solche nebulösen Erkenntnisse den Prostituierten selbst kaum bis gar nicht weiterhelfen, scheint Alice Schwarzer nicht zu bemerken, schließlich kann sie bereits auf eine breite Resonanz ihres Wirkens zurückgreifen. Aber berechtigt diese Popularität auch, dieses harte Gewerbe zu verbieten oder zu verteufeln?

Vielleicht hat sie ja
hier einen Blick reingeworfen , wo dabei doch deutlich aufgezeigt wird, in wie weit die Klientel der Freier "tickt". Festhalten muß man dennoch, Gewalt und Zwang stets abzulehnen, jedoch den moralischen Zeigefinger eher erst nicht zu erheben, weil Verbote genauso wenig taugen wie totale Kontrolle.

https://buergerstimme.com/Design2/2014/ ... nd-gewalt/
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Beitrag von Doris67 »

Den Text der Kunden kannte ich noch nicht, ich finde ihn sehr gut.
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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

Internationale Kritik an Deutschland

In München kamen ExpertInnen und AktivistInnen aus aller Welt zum "Stop-Sexkauf"-Kongress zusammen. Die große Resonanz zeigt: Die Front gegen die Prostitution wächst. Rund 250 TeilnehmerInnen diskutierten mit Aussteigerinnen aus der Prostitution, TraumatherapeutInnen, Juristinnen und Aktivistinnen, was jetzt passieren muss.

Rachel Moran fand klare Worte für die deutsche Prostitutionspolitik: „We are not interested in baby steps anymore. What Germany needs, is the Nordic Model“, sagte sie. "Wir wollen uns nicht mehr mit Babyschritten abgeben. Was Deutschland braucht, ist das Nordische Modell." Die Irin weiß, wie es sich anfühlt. Mit 15 geriet die heute 38-Jährige in die Prostitution. Heute ist sie mit ihrer Organisation SPACE international eine bekannte Aktivistin für ein Verbot des Frauenkaufs. Und wie alle der rund 250 TeilnehmerInnen des Kongresses, der am Wochenende in München stattfand, hat sie genug von den „Babyschritten“ gegen die milliardenschwere „Sexindustrie“, bei der hunderttausende Elendsprostituierte auf der Strecke bleiben. Die internationalen TeilnehmerInnen erwarten, dass auch die deutsche Politik endlich handelt.

Deutschland braucht das Nordische Modell!

Die Front, die auf Einladung des Münchner Frauenprojektes Kofra zusammengekommen war, um erstens über die nächsten Schritte beim deutschen Prostitutionsgesetz und zweitens die langfristige Abschaffung der Prostitution zu debattieren, hätte breiter nicht sein können. Sie reichte von Solwodi bis Femen, von EMMA bis Terre des Femmes; von Politikerinnen über TraumatherapeutInnen bis zu JuristInnen und Polizisten.

Auch das Gäste-Spektrum aus dem Ausland war beeindruckend: Pierrette Pape von der European Women’s Lobby war gekommen und kritisierte die „neoliberale Ideologie“, die hinter der Rechtfertigung der Prostitution stecke. Und die EU-Abgeordnete Mary Honeyball, die in ihrem Bericht „Prostitution und ihre Auswirkung auf die Gleichheit der Geschlechter“ ein Verbot des Sexkaufs nach Schwedischem Modell gefordert und die Zustimmung des EU-Parlaments erkämpft hatte, war auch zur Stelle. Denn die fatale deutsche Pro-Prostitutionspolitik strahlt auf ganz Europa aus. Inzwischen ist Deutschland Einreiseland für Sextouristen.

Patric Jean, Gründer der französischen Zéromachos, gab seinen deutschen Mitkämpfern Tipps; die Vertreterinnen der spanischen Frauenpartei vernetzten sich mit der deutschen; die Mitgründerin des französischen Netzwerks Abolition 2012, Sandrine Goldschmidt, traf auf die Gründerinnen des deutschen Netzwerks Abolition 2014.

Immer wieder wurde in diesen zwei Tagen deutlich, dass heute Welten zwischen Deutschland und den Ländern liegen, die ein Sexkaufverbot eingeführt haben. So beträgt in Frankreich, dem Land, das seit 1948 ein Bordellverbot hat und jetzt die Freierbestrafung plant, die Anzahl der Prostituierten 40.000 - in Deutschland sind es heute zehnmal so viele! Kommissar Simon Häggström aus Stockholm berichtete, dass der Torwart der schwedischen Fußball-Nationalmannschaft, den die Polizei als Freier enttarnt hatte, nicht nur die Geldstrafe zahlen musste, sondern auch aus der Nationalmannschaft flog. Das setzt Zeichen. Prostitution ist in Schweden, im Gegensatz zu Deutschland, ganz und gar uncool. Stichwort: Franck Ribéry.

Es waren solche Berichte, die klarmachten, wie extrem Deutschland in Sachen Prostitution einen Sonderweg geht: zugunsten von Zuhältern und Frauenhändlern - und auf dem Rücken von hunderttausenden Elendsprostituierten. „Es ist ein Klima bei uns entstanden, in dem sich in der Politik niemand mehr traut, die heilige Kuh Prostitution zu schlachten“, bedauerte sogar Ulrike Maier von den Grünen aus Karlsruhe (Zur Erinnerung: Die offizielle Linie der grünen Parteispitze ist immer noch pro Prostitution).

Während sich ein Land nach dem anderen dem Schwedischen Modell anschließt – Kanada, Nordirland und Irland haben gerade ein Sexkaufverbot verabschiedet, Frankreich steht kurz davor – wird in Berlin noch immer um „Babyschritte“ gekämpft. Zum Beispiel um das so entscheidende Mindestalter von 21 Jahren, eine Anmeldepflicht der Prostituierten bei der Polizei und verpflichtende Gesundheitsuntersuchungen. Die CDU/CSU ist bereit - die SPD mauert noch immer gegen die Korrektur des fatalen rot-grünen Gesetzes von 2002 (siehe auch die nächste EMMA).

Es war Inge Hauschildt-Schön von der "Marburger Bürgerinitiative gegen ein Großbordell", die auf eine große Gefahr hinwies. „Es muss unbedingt verhindert werden, dass die Prostitution im Gewerberecht angesiedelt wird“, erklärte sie. "Denn dann haben wir eine Art staatliche Zertifizierung für Bordelle, und die können mit diesem ‚Gütesiegel’ auch noch werben.“ Allen war klar: Der Druck auf die deutsche Politik muss in den nächsten Wochen erhöht werden. Im Januar fallen die Würfel.

Kongress ist der Auftakt in eine neue Zeit!

Am Ende des Kongresses erklomm plötzlich eine Frau die Treppe zur Bühne und griff zum Mikro. „Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Ort erlebt, an dem Frauen, die in der Prostitution waren, von ihren Verletzungen und Traumatisierungen erzählen konnten, von denen nicht nur ich, sondern fast alle Prostituierten betroffen sind", sagte sie. "Dafür bin ich wahnsinnig dankbar!“ Es sei unglaublich, fuhr die Frau fort, dass „ausgerechnet linke und feministische Magazine wie taz und Missy die Stimmen von Frauen, die nicht der Pro-Prostitutionslobby angehören, völlig ignorieren.“

Es sei noch viel zu tun, sagte die Aussteigerin an diesem Tag in München, aber: „Dieser Kongress ist der Auftakt in eine neue Zeit“. Sie bekam minutenlangen Applaus.

http://www.emma.de/artikel/internationa ... and-318107

Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Na da sehen wir ja wieder bestätigt, wer unsere Feinde/-innen sind.
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Arum
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Beitrag von Arum »

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bienemaya hat geschrieben:
Rachel Moran fand klare Worte für die deutsche Prostitutionspolitik: „We are not interested in baby steps anymore. What Germany needs, is the Nordic Model“, sagte sie. "Wir wollen uns nicht mehr mit Babyschritten abgeben. Was Deutschland braucht, ist das Nordische Modell." Die Irin weiß, wie es sich anfühlt. Mit 15 geriet die heute 38-Jährige in die Prostitution. Heute ist sie mit ihrer Organisation SPACE international eine bekannte Aktivistin für ein Verbot des Frauenkaufs.
Und wenn's denn schon um Enttarnung gehen soll, wie bei den erwähnten Fussballern, die Wahrhaftigkeit dieser Frau Moran ist, gelinde gesagt, schon mal stark angezweifelt worden, und zwar von Laura Lee:

http://lauraslifeandthoughts.blogspot.c ... uhama.html

Keine Kollegin, die zur gleichen Zeit und an den gleichen Stellen wie angeblich die Frau Moran gearbeitet hat, hat irgendwelche Erinnerung an diese Person. Auch werden im Buch der Frau Moran nirgendwo die einschlägig bekanntesten Personen aus irischen Prostitutionskreisen zu jener Zeit auch nur ein einziges Mal erwähnt. Darüber hinaus, erläutert Laura Lee, stimme die Wortwahl der Moran nicht überein mit dem in damaligen Kreisen üblichen Vokabular.

Es sieht also ganz danach aus, dass die Rachel Moran eine weitere Vertreterin der Betrugsmaschinerie sein dürfte, zu der die Prostitiutionsgegner immer gerne ihre Zuflucht nehmen wollen, oder gar, müssen..
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

Prostitution: Alice Schwarzer über den Verrat

Das so viel diskutierte neue Prostitutionsgesetz ist entschieden. Union und SPD haben sich geeinigt – auf die Forderungen der SPD & der Prostitutionslobby. Alles, was CDU/CSU aus gutem Grund forderten, ist dabei auf der Strecke geblieben. In der nächsten EMMA mehr über die Geschichte dieses Verrates, vor allem durch Frauen.

Ja, das Fernziel für eine menschliche Gesellschaft wäre ein Ende der Prostitution; also das Ende des Rechts von Männern, Frauen zu kaufen. Das ist die Utopie, so wie einst die – wahr gewordene – Utopie vom Ende des Sklaventums. Das bescheidene Nahziel waren im Jahr 2015 in Deutschland, der europäischen Drehscheibe des Menschenhandels, ein paar kleine Reformen. Reformen, die einen größeren Schutz der Frauen in der Prostitution möglich gemacht hätten, und die Verfolgung der Profiteure - der Bordellbetreiber, Zuhälter und Menschenhändler – leichter.

Diese Hoffnung hat sich jetzt zerschlagen. Die Pro-Prostitutionslobby, die schon 2002 die skandalöse Liberalisierung der Prostitution durch Rot-Grün durchgesetzt hatte, hat auch jetzt wieder gesiegt.

International gilt
Prostitution als
Verstoß gegen
Menschenwürde

Konträr zu dem internationalen und europäischen Trend, bei dem Prostitution als Verstoß gegen die Menschenwürde verstanden wird und es Richtung Ausstiegshilfe für Frauen sowie Bestrafung der Freier geht, konträr dazu haben sich in Deutschland die Parteien mit dem großen C im Namen von den Sozialdemokraten wieder einmal den Schneid abkaufen lassen. Alle entscheidenden Forderungen, die sie hatten, sind abgeschmettert. Alle entscheidenden Forderungen, die die Sozialdemokraten – gemeinsam mit der Prostitutionslobby! – hatten, sind durchgedrückt. Entscheidend dabei waren drei Punkte:

1. Das Mindestalter. Es sollte von 18 auf 21 Jahre raufgesetzt werden, um besonders die jungen Frauen vor Manipulation und Loverboys zu schützen. Und auch, weil die in die Prostitution gelockten oder gezwungenen Frauen wg. Nachfrage immer jünger werden. Abgeschmettert. Es bleibt bei dem Mindestalter von 18.

2. Eine monatliche Gesundheitsuntersuchung sollte Pflicht werden. Zum einen, um die Gesundheit von Frauen zu schützen: sowohl die der Frauen in der Prostitution wie auch die der Frauen zuhause, der Freundinnen und Ehefrauen der Freier. Zum anderen, um den oft versteckt in Bordellen, in so genannten „Modelwohnungen“ oder auf der Straße arbeitenden Frauen Gelegenheit zu sozialen Kontakten zu geben. Denn Frauen, die sich in Deutschland prostituieren, kommen heute zu 80-90 Prozent aus Osteuropa oder anderen bitterarmen Ländern und können oft kaum ein Wort Deutsch. Die Pflicht zur monatlichen Gesundheitsuntersuchung: Abgeschmettert. Einzige Konzession: eine „medizinische Beratung“ (die keine Untersuchung sein muss) einmal im Jahr.

3. Die individuelle Anmeldepflicht bei jedem Ortswechsel. In der Regel werden die Frauen alle paar Wochen von den Frauenhändlern von einer Stadt in die nächste verschoben, denn die Freier wollen „Frischfleisch“. Bei vielen der Frauen weiß kein Mensch, wo sie sich gerade befinden – und merkt auch keiner, ob es sie überhaupt noch gibt. Denn zu der klassischen Methode der Frauenhändler gehört, dass sie die Frauen systematisch isolieren. Eine Anmeldepflicht bei jedem Ortswechsel und möglichst bei der Polizei, die dicht dran ist am Prostitutionsmarkt, hätte das in Zukunft verhindern können. Doch es wird keine Anmeldepflicht bei Ortswechsel geben. Die Union ist stolz darauf, erreicht zu haben, dass „unter 21-Jährige“ sich einmal im Jahr irgendwo melden müssen, über 21-Jährige alle zwei Jahre. In der Zeit sind die Frauen schon durch X Prostitutionsstätten und Städte geschleust worden. Also: Abgeschmettert.

Gewonnen haben
die Prostitutions-
branche & die
Freiergesellschaft

Das Einzige, worauf die Koalition sich geeinigt hat, ist die Kondompflicht. Die ist im Prinzip gut – unter den gegebenen Umständen jedoch eine Lachnummer. Die überwältigende Zahl der betroffenen Frauen muss sich weiterhin unter Umständen prostituieren, unter denen eine gesetzliche Kondom-Pflicht der reinste Hohn ist.

EMMA kämpft seit Jahrzehnten für Prostituierte und gegen Prostitution. Für Menschlichkeit und gegen die gesellschaftliche und politische Akzeptanz des Frauenkaufs. Wir haben es in den letzten 14 Monaten zwar geschafft, ein totales Tabuthema auf die Tagesordnung zu zwingen – und Menschen und Medien dazu gebracht, nachdenklicher zu werden. Doch was das neue Gesetz angeht, haben wir verloren. Wir sind einfach zu wenige. Gewonnen hat wieder einmal die milliardenschwere Prostitutionsbranche mit ihren LobbyistInnen. Gewonnen hat die Freier-Gesellschaft!

Verloren haben EMMA und ihre wenigen MitstreiterInnen. Und verloren haben 80-90 Prozent Elendsprostituierte in Deutschland, also hunderttausende von Frauen. Verloren haben aber auch alle Frauen und Männer in Deutschland. Denn sie leben in einem Land, in dem ihre Regierung auf den Schutz der Ausgeliefertsten und auf die Menschenwürde aller pfeift.

Alice Schwarzer

PS: In der nächsten EMMA-Ausgabe, die ab dem 26. Februar am Kiosk ist, wird EMMA über die Hintergründe der Entscheidung berichten.

http://www.emma.de/artikel/prostitution ... rat-318399

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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

" Einzige Konzession: eine „medizinische Beratung“ (die keine Untersuchung sein muss) einmal im Jahr."

Die "Emma" publizierte schon immer Un- bzw. Halbwahrheiten. Unter 21-jährige müssen sich halbjährlich "beraten" lassen, dass nur als Bsp.

Alice, kauf dir ne Brille!

"Freier-Gesellschaft..."

Hört sich nach dem Unwort des Jahres 2016 an.

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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

Durch die Blume gesagt.

(sorry, konnte nicht einschlafen, ich bitte mich nicht des forums zu verweisen :- )


Floristik: Alice Schwarzer über den Verrat

Das so viel diskutierte neue Floristikgesetz ist entschieden. Union und SPD (Soziale Pollen Deutschland) haben sich geeinigt – auf die Forderungen der Sozialen Pollen & der Floristiklobby. Alles, was CDU (Christliche Defolations Union)/CSU (Christliche Saatgut Union) aus gutem Grund forderten, ist dabei auf dem Stengel geblieben. In der nächsten EMMA mehr über die Geschichte dieses Verrates, vor allem durch Frauen.

Ja, das Fernziel für eine menschliche Gesellschaft wäre ein Ende der Floristik; also das Ende des Rechts von Männern und Frauen Blumen zu kaufen. Das ist die Utopie, so wie einst die – wahr gewordene – Utopie vom Ende der Kokia lanceolata (ausgestorbene Malvenart)

Das bescheidene Nahziel waren im Jahr 2015 in Deutschland, der europäischen Drehscheibe des Blumenhandels, ein paar kleine Reformen. Reformen, die einen größeren Schutz der Blumen in der Floristik möglich gemacht hätten, und die Verfolgung der Profiteure -  der Floristikbetreiber, Zuschneider und Blumenhändler – leichter.

Diese Hoffnung hat sich jetzt zerschlagen (vom Stengel gehauen). Die Pro-Floristiklobby, die schon 2002 die skandalöse Liberalisierung der Floristik durch die Farben Rot-Grün durchgesetzt hatte, hat auch jetzt wieder gesiegt.

International gilt
Floristik als
Verstoß gegen
Menschenwürde

Konträr zu dem internationalen und europäischen Trend, bei dem Blumenhandel als Verstoß gegen die Menschenwürde verstanden wird und es Richtung Ausstiegshilfe (Slogan: Raus aus der Vase) für Blumen sowie Bestrafung der Blumenkäufer geht, konträr dazu haben sich in Deutschland die Parteien mit dem großen C im Namen von den Saatgutdemokraten wieder einmal den Schneid abkaufen (abschneiden) lassen. Alle entscheidenden Forderungen, die sie hatten, sind abgeschmettert. Alle entscheidenden Forderungen, die die Saatgutdemokraten – gemeinsam mit der Floristiklobby! – hatten, sind durchgedrückt (entfasert). Entscheidend dabei waren drei Punkte:

1. Das Mindestalter. Es sollte von 18 auf 21 Jahre raufgesetzt werden, um besonders die jungen Blumen vor Manipulation und Loverboys (männliche Schmetterlinge mit Vorliebe für betörende/aphrodisierende Duftblüten) zu schützen. Und auch, weil die in die Floristik gelockten oder gezwungenen Blumen wg. Nachfrage immer jünger werden. Abgeschmettert. Es bleibt bei dem Mindestalter von 18.
2. Eine monatliche Gesundheitsuntersuchung sollte Pflicht werden. Zum einen, um die Gesundheit (Geschlechtsorgane: Narbe, Griffel, Fruchtknoten etc., Blüten, Blätter, Stengel) von Blumen zu schützen: sowohl die der Blumen in der Floristik wie auch die der Blumen zuhause, der Freundinnen und Ehefrauen von Blumenkäufern. Zum anderen, um den oft versteckt in Blumenlagern, in so genannten „Blumenwohnungen“ oder auf der Straße arbeitenden Frauen im Mantel, Mauerblümchen, Stiefmütterchen, blauen Lieschen, feurigen Lilien, feuchten Seerosen etc. Gelegenheit zu sozialen Kontakten zu geben. Denn Blumen, die sich in Deutschland deflorieren ähm ….in der Floristik tätig sind, kommen heute zu 80-90 Prozent aus Osteuropa oder anderen bitterarmen Ländern und können oft kaum ein Wort Deutsch. Die Pflicht zur monatlichen Gesundheitsuntersuchung: Abgeschmettert. Einzige Konzession: eine „medizinische Beratung“ (die keine Untersuchung sein muss) einmal im Jahr.
3. Die individuelle Anmeldepflicht bei jedem Ortswechsel (Fleurop-Bestellungen). In der Regel werden die Blumen alle paar Wochen von den Blumenhändlern von einer Stadt in die nächste verschoben, denn die Blumenkäufer wollen „Frischblumen“. Bei vielen der Blumen weiß kein Mensch, wo sie sich gerade befinden – und merkt auch keiner, ob sie überhaupt noch blühen. Denn zu der klassischen Methode der Blumenhändler gehört, dass sie die Blumen systematisch isolieren. Eine Anmeldepflicht bei jedem Ortswechsel und möglichst bei der Polizei, die dicht dran ist am Blumenmarkt, hätte das in Zukunft verhindern können. Doch es wird keine Anmeldepflicht bei Ortswechsel geben. Die Union ist stolz darauf, erreicht zu haben, dass „unter 21-Jährige“ (Blumen ?) sich einmal im Jahr irgendwo melden müssen, über 21-Jährige alle zwei Jahre. In der Zeit sind die Blumen schon durch X Floristiksstätten und Städte geschleust worden. Also: Abgeschmettert.

Gewonnen haben
die Floristik-
branche & die
Pissnelkengesellschaft

Das Einzige, worauf die Koalition sich geeinigt hat, ist die Kartonpflicht. Die ist im Prinzip gut – unter den gegebenen Umständen jedoch eine Lachnummer. Die überwältigende Zahl der betroffenen Blumen muss sich weiterhin unter Umständen deflorieren ähm...in der Floristik verbleiben, unter denen eine gesetzliche Karton-Pflicht der reinste Hohn ist.

EMMA kämpft seit Jahrzehnten für Blumen und gegen Floristik. Für Menschlichkeit und gegen die gesellschaftliche und politische Akzeptanz des Blumenkaufs. Wir haben es in den letzten 14 Monaten zwar geschafft, ein totales Tabuthema auf die Tagesordnung zu zwingen – und Menschen und Medien dazu gebracht, nachdenklicher zu werden. Doch was das neue Gesetz angeht, haben wir verloren. Wir sind einfach zu wenige (Floristikgegner). Gewonnen hat wieder einmal die milliardenschwere Floristiksbranche mit ihren LobbyistInnen. Gewonnen hat die Pi...nelken-Gesellschaft! (Zensur)
Verloren haben EMMA und ihre wenigen MitstreiterInnen. Und verloren haben 80-90 Prozent der elenden Blumen in Deutschland, also hunderttausende von Blumen. Verloren haben aber auch alle Frauen und Männer in Deutschland. Denn sie leben in einem Land, in dem ihre Regierung auf den Schutz der Ausgeliefertsten ( Expresslieferung) und auf die Menschenwürde aller pfeift.
Alice Schwarzer
PS: In der nächsten EMMA-Ausgabe, die ab dem 26. Februar am Kiosk ist, wird EMMA über die Hintergründe der Entscheidung – DER BLUMENSKANDAL- berichten.

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Beitrag von Kasharius »

Ich fall vom Stengel...

EINFACH GENIAL

Kasharius grüßt betörend

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"Kondompflicht - wer soll das überprüfen?"

Beitrag von translena »

8. Februar 2015, 15:00



Ordensschwester zu Prostitution in Deutschland

"Kondompflicht - wer soll das überprüfen?"

Ordensschwester Lea Ackermann engagiert sich seit 30
Jahren gegen sexuelle Ausbeutung. Von den Plänen der großen Koalition
für ein neues Prostitutionsgesetz ist sie enttäuscht. Länder wie
Frankreich oder Schweden seien viel weiter darin, die Frauen zu
schützen.

Mehrere hunderttausend Frauen in Deutschland arbeiten als
Prostituierte, weit mehr als die Hälfte kommt aus dem Ausland,
Schätzungen zufolge bis zu 80 Prozent. Genaue Zahlen weiß niemand.

Nach langen Auseinandersetzungen hat sich die große Koalition in dieser Woche auf ein neues Gesetz zum Schutz von Prostituierten geeinigt.
So wird es zwar eine Kondompflicht geben, aber keine Heraufsetzung des
Mindestalters. Vorgeschrieben wird ferner eine regelmäßige medizinische
Beratung. Parallel begann in Frankreich ein großer Zuhälter-Prozess gegen den ehemaligen Politiker Dominique Strauss-Kahn.
Zwangsprostitution, die Rechte der Frauen und die Macht der
Bordellbesitzer stehen wieder im Fokus. Doch bei der Frage, wie der
Schutz der Frauen im Rotlichtmilieu verbessert werden kann, herrscht
große Ratlosigkeit - und viel Streit.

Ordensschwester Lea Ackermann, 78, verfolgt die Entwicklung überaus kritisch. Sie leitet seit 30
Jahren die Hilfsorganisation Solwodi ("Solidarity with women in
distress"/"Solidarität mit Frauen in Not"). Von den neuen Regelungen in
Deutschland ist sie enttäuscht. Sie bezweifelt, dass es Prostituierten
damit tatsächlich besser gehen wird: "Kondompflicht, wie schön - aber
wer soll das überprüfen? Keine Heraufsetzung des Mindestalters auf 21
Jahre? Das finde ich ganz schrecklich, weil junge Mädchen gar nicht
abschätzen können, in was sie da hineingeraten", sagt Ackermann.

Rot-Grün hat nicht die Prostituierten gestärkt, sondern das Rotlichtmilieu
Frankreich sei mit seiner Gesetzgebung wesentlich weiter als
Deutschland, so die Ordensschwester. Im Nachbarland ist Zuhälterei
verboten; ein Gesetz, dem zufolge Freier für gekauften Sex bestraft
werden können, ist in Arbeit. "In Frankreich war Prostitution nie in der
Gesellschaft akzeptiert. Zuhälter durften Frauen nicht abkassieren.
Wenn da ein Verdacht aufkam, mussten diese Männer beweisen, wovon sie
leben", so die Solwodi-Gründerin. In Deutschland jedoch heiße es immer:
Wir können Prostitution schon irgendwie regeln.

Das Gesetz, das von der früheren rot-grünen Regierung 2001
beschlossen wurde und nun geändert werden soll, stelle Prostitution als
Beruf wie jeden anderen hin. Man habe den Tatbestand der
Sittenwidrigkeit abgeschafft und die Prostitution damit salonfähig
gemacht. Das Gesetz habe aber nicht die Prostituierten gestärkt, sondern
die Geschäftemacher im Rotlichtmilieu.

Ackermanns Organisation beobachtet, dass die Bordellbetreiber
dank des neuen Gesetzes ganz legal mehr Großbordelle und sogenannte
Wellnessparadiese bauen. "Die Frauen, die da tätig sind, haben aber
nicht mehr Rechte bekommen. Ein Bordellbetreiber hat außerdem ein
eingeschränktes Weisungsrecht - als Arbeitgeber. Was aber bedeutet
"eingeschränkt"?", fragt die Ordensschwester.

Ihr Beispiel: Die Polizei beobachtete in Augsburg über drei Jahre
hinweg ein Großbordell, schließlich erfolgte die Razzia. In dem Raum,
in dem sich die Frauen den Kunden zeigten, herrschte absolutes
Textilverbot. Sie durften noch nicht einmal ein Handtuch in der Hand
halten, wurden rund um die Uhr überwacht. Als die Frauen befragt wurden,
gaben sie an, freiwillig da zu sein.
Dass
das Ganze keinerlei strafrechtliche Konsequenzen hatte, zeige das
Dilemma. Denn das Landgericht verwies auf das Weisungsrecht des
Bordellbetreibers. "Dass es nicht menschenwürdig war, wie die Frauen
behandelt wurden, dass sie sich nicht einmal bekleiden durften, spielte
keine Rolle", so Ackermann. Ein weiteres Problem sind die Baugesetze:
Sie machten es Städten schwer, den Bau von Bordellen zu verbieten.

In Schweden können Freier bestraft werden, wenn sie für Sex
bezahlen. Der Erfolg dieses Gesetzes ist umstritten. Ackermann findet,
dass dieses Sexkaufverbot trotzdem gut funktioniert: "Es hat die
Diskussion ausgelöst, ob man dort in einer Gesellschaft leben möchte, in
der Mann und Frau gleichwertig sind. Da kann doch die eine Hälfte nicht
die andere kaufen!" Ihr Szenario: "Stellen Sie sich vor, ein Freier
wird erwischt und bekommt einen Strafzettel nach Hause. Dieser brave
Familienvater erhält vielleicht dort seine erste Lektion und dann eine
Geldstrafe. Die ist zwar nicht hoch, etwa so wie beim Falschparken. Der
Akzent liegt eben nicht so sehr auf Bestrafung, sondern auf dem
Blickwinkel - und das ist das Gute."

Dass bei der Bestrafung von Zuhältern ebenfalls viel im Argen
liegt, zeigt die Hilfsorganisation an diesem Beispiel auf: Im
vergangenen Jahr brachte die Polizei ein 15-jähriges Mädchen zu Solwodi.
Sie stammte aus einem osteuropäischen Kinderheim, war von dort mit
zwölf Jahren nach Deutschland gebracht und von zwei Männern drei Jahre
lang zur Prostitution gezwungen worden - als "tabuloser Teenie" wurde
sie angeboten. Im August kam es zum Prozess. Die Täter wurden zu einem
Jahr und vier Monaten auf Bewährung verurteilt. Ackermann empört sich:
"Ungeheuerlich. Das Mädchen ist fast durchgedreht vor Angst, als es
erfuhr, das die Männer wieder frei sind. Wir müssen sie
jetzt verstecken."

Lea Ackermann

Es war vor 30
Jahren in Bangkok. Zusammen mit einem Bischof und dessen Sekretär fuhr
Lea Ackermann im Taxi. Der Fahrer fragte kurz, ob einer der Beifahrer
ihr Ehemann sei. Als sie verneinte, wandte er sich zu den Geistlichen
um: Er habe eine kleine Schwester, billig für die ganze Nacht zu haben.
Interesse? Für die katholische Ordensschwester ein schockierender
Moment. Seitdem engagiert sich Lea Ackermann, 78, für die Opfer sexueller Ausbeutung und Menschenhandels. Als Missionsschwester gründete sie 1985
in Kenia das Projekt Solwodi (Solidarity with women in
distress/Solidarität mit Frauen in Not). Die Organisation hilft
inzwischen in mehreren Ländern Prostitutierten, unterhält
Beratungsstellen und Fluchtwohnungen. Lea Ackermann erhielt zahlreiche
Auszeichnungen - vom Großen Bundesverdienstkreuz, dem
Romano-Guardini-Preis bis zum Verdienstorden des Bundes Deutscher
Kriminalbeamter, zuletzt den Augsburger Friedenspreis. Sie lebt im
rheinischen Hirzenach.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/ord ... -1.2339988

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Beitrag von bienemaya »

11.02.2015 15:13
Gastkommentar: Ein Gesetz nur für die Profiteure
Von SR. Lea Ackermann

Prostituiertenschutzgesetz – schon mit dem Titel fangen die Probleme an: Wir von SOLWODI sprechen nie von Prostituierten, sondern immer von den „Frauen in der Prostitution“. Denn es geht hier um Menschen, die in Deutschland Tag für Tag einen Sexmarkt bedienen, der nirgendwo auf der Welt so dereguliert ist wie hier. Deutschland – das „Bordell Europas“. Daran wird auch das neue Gesetz nichts ändern, ganz im Gegenteil: Das Gesetz schützt nicht die Interessen der Frauen in der Prostitution, sondern die der Profiteure. Gewonnen haben all jene – SPD, Prostitutionslobby und Selbsthilfeorganisationen – die ein gleichermaßen beliebtes wie falsches Bild von der ach so modernen Frau in der Prostitution verkaufen: Die selbstbestimmte sogenannte „Sexarbeiterin“, die ihrem frei gewählten Traum-„Beruf“ nachgeht. Verloren haben die, die es besser wissen: Frauen in der Prostitution sind in aller Regel Opfer finanzieller, menschlicher und psychischer Zwänge. Rund 90 Prozent kommen aus den Armenhäusern der Welt nach Deutschland. Wer einmal drin ist – das wissen wir aus Tausenden von Beratungsgesprächen – schafft den Ausstieg kaum jemals mit eigener Kraft. Und wenn, dann sind viele von ihnen traumatisiert. Das neue Gesetz hat alle Chancen vertan, diesen Frauen zu helfen: Es bringt keine engmaschigen, verpflichtenden medizinischen Untersuchungen – sondern nur eine gesundheitliche Beratung, die einmal im Jahr mit einem kurzen Gespräch erledigt werden kann. Die Chance, mit dieser Untersuchung Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution einen geschützten Raum allein mit Arzt oder Ärztin zu schaffen – dahin. Zwar wird eine Kondompflicht eingeführt – praktisch ist die aber nicht zu überwachen und damit nicht durchsetzbar. Der einzige Effekt: Ungeschützter Verkehr wird teurer und bringt den BordellbetreiberInnen und ZuhälterInnen noch mehr Geld ein. Das neue Gesetz erlaubt es auch weiterhin, Frauen unter 21 Jahren in der Prostitution tätig zu sein. Dabei sind es gerade die jungen Frauen und Mädchen, bei denen sich aus vermeintlicher Liebe zu einem Mann besonders leicht eine psychische und finanzielle Abhängigkeit entwickelt, die geradewegs zum „Anschaffen“ führt. Und schließlich nützt auch eine Anmeldepflicht nichts, wenn sie einmal im Jahr verlangt wird – die Frauen, die alle paar Monate das Bordell, nicht selten die Stadt wechseln, damit die Stammgäste Abwechslung haben, hatte wieder mal niemand im Blick.

Prostitution ist ein wesentlich von kriminellen Elementen bestimmtes Dunkelfeld – diese Kräfte lassen sich durch so ein unentschlossenes Gesetz nicht beeindrucken. Prostitution ist mit der Würde des Menschen nicht vereinbar. Deshalb fordert SOLWODI, den Kauf von Sex zu verbieten. So wie es viele andere Länder tun und wie die Europäische Union es von ihren Mitgliedstaaten will. Deutschland übernimmt so häufig eine Führungsrolle in der Welt. Doch hier ist unser Land einsames Schlusslicht in Sachen Menschenwürde – das hat das neue Gesetz einmal mehr bewiesen.

Die Autorin ist Gründerin und Vorsitzende der Hilfsorganisation SOLWODI

http://www.die-tagespost.de/Gastkomment ... 456,158421

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Beitrag von bienemaya »

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von Mathias von Gersdorff

Das neue Prostitutionsgesetz ist eine Schande

05. Februar 2015, 12:45 | Kategorien: Allgemein, Politik | Schlagworte: Förderung, Menschenrechte, Prostitution, Prostitutionsgesetz

Um es vorweg zu sagen: Das neue Prostitutionsgesetz ist eine Schande für Deutschland.

Seit Jahren kritisieren Kriminologen und sonstige Experten das Prostitutionsgesetz der rot-grünen Bundesregierung unter Gerhard Schröder. Zu Recht: Das rot-grüne Gesetz hat mehr die Zuhälter als die Frauen geschützt. Das rot-grüne Gesetz war vielmehr ein Prostitutionsförderungsgesetz, denn es brachte die Prostitutionsindustrie zum höchstlukrativen Geschäft und machte aus Deutschland das Bordell Europas.

Eine Schande, denn Prostitution ist eine grausame Verletzung der Menschenrechte und müsste deshalb aufs schärfste geächtet werden.

Was machen aber unsere Politiker aus der schwarz-roten Koalition: Anhand einiger kosmetischer Verbesserungen sollen die Gemüter der Frauenrechtler, der Jugendmedienschützer (seit Inkrafttreten des Gesetzes werden die deutschen Städte mit Werbung für Prostitution geradezu überschwemmt)und der Menschenrechtler besänftigt werden.

Die Prostitutionslobby, die schon 2002 die skandalöse Liberalisierung der Prostitution durchsetzte, hat sich wieder durchgesetzt.

Faszinierend, wie Manuela Schwesig, die ansonsten permanent über die Ungerechtigkeiten, die Frauen in dieser Welt widerfahren, heult und jammert, das neue Prostitutionsgesetz schönreden kann: “Ich freue mich, dass die Regierungsparteien meine Pläne zur Regulierung der legalen Prostitution unterstützen. Es wird erstmalig klare Regelungen für die legale Prostitution in Deutschland geben, die dem Schutz der Frauen dienen.” Marcus Weinberg von der CDU ist froh, weil das neue Gesetz Prostitution WENIGER attraktiv für Kriminelle macht, ist es also immer noch – so gering waren am Ende die Ansprüche!

Nichts da. Kein Schutz. Das neue Gesetz verspottet diese armen Frauen, indem sie Maßnahmen eingeführt hat, die in der Praxis kaum etwas bewirken können, wie etwa Anmeldepflicht, gesundheitliche Untersuchungen und Kontaktstellen für Gespräche. Das neue Gesetz will nicht zur Kenntnis nehmen, dass die Frauen meist rein theoretisch als Selbständige „arbeiten“, doch in Wahrheit in völliger Abhängigkeit leben. Gegen diese informelle Struktur kann das neue Gesetz gar nichts anrichten.

Die Frauen werden nach wie vor ausgebeutet werden. Die Geschäftsstrukturen der Prostitution sind stets am Rande der Kriminalität. Frauen geraten in dieses System aus Not und werden ausgebeutet.

Das lässt sich nicht durch ein paar kosmetische Striche reparieren. Was wir brauchen, ist etwas ganz anderes:

Prostitution muss als schwerer Verstoß der Menschenwürde- und Rechte klassifiziert werden.
Prostitutionsstätten müssen als solche bezeichnet werden und nicht als Sauna, FKK-Paradies usw.
Jegliche offene oder versteckte Werbung muss verboten werden.
Prostitution muss wieder als sittenwidrig klassifiziert werden.

Flankierend dazu sind Programme nötig, die diese armen Frauen, Opfer von skrupellosen Menschen, aus dieser erniedrigenden Situation herausholen.

Fernziel muss die weitgehende Beseitigung der Prostitution sein.

http://www.freiewelt.net/das-neue-prost ... -10053818/

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

Es ist wenigstens EHRLICH, in jeder Hinsicht!

Kasharius grüßt

Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Gersdorff ist, wie ich neulich schon woanders erwähnte, ein Faschist katholischer Prägung, Kaliber Piusbrüder u. ä.
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Beitrag von Kasharius »

Das erklärt vieles...

Kasharius grüßt

xtabay
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Beitrag von xtabay »

          Bild
bienemaya hat geschrieben:11.02.2015 15:13
Gastkommentar: Ein Gesetz nur für die Profiteure
Von SR. Lea Ackermann

...
. Die Chance, mit dieser Untersuchung Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution einen geschützten Raum allein mit Arzt oder Ärztin zu schaffen – dahin.
...
Die sollte sich das einmal in Österreich anschauen, diese wöchentlichen Untersuchungen...ich kenne keine Sexworkerin, die das nicht als Schikane erlebt...

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Beitrag von Doris67 »

xtabay: Genau das will sie ja, Schikane.
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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

Prostitution: Fakten gegen Scheinargumente

Eigentlich dürften die Fakten und Argumente für ein neues Prostitutionsgesetz bekannt sein. Doch tauchen immer wieder Scheinargumente auf. Das ist kein Zufall, sondern Absicht. Darum hat EMMA sich die Mühe gemacht, auf alle zu antworten: die Altersgrenze 21, die Kondompflicht, die Anmeldepflicht etc.

"Die Altersgrenze von 21 treibt die Unter-21-Jährigen in die Illegalität"

Für Prostituierte gilt überhaupt keine Illegalität aufgrund des Alters. Eine 17-Jährige zum Beispiel macht sich heute trotz der Altersgrenze von 18 nicht strafbar. Strafbar machen sich nur Zuhälter und Bordellbetreiber, ihnen droht die Illegalität. Sie haben darum ein Interesse an der Beibehaltung der niedrigen Altersgrenze. Auch wächst der Markt für junge Frauen und ist besonders profitabel: Die Kunden verlangen immer jüngere Prostituierte. Die bringen mehr Geld, sind abhängiger und können länger und leichter ausgebeutet werden. Und zunehmend werden immer mehr junge, auch deutsche Frauen, über die Loverboy-Masche in die Prostitution gelockt. Eine Erhöhung des Schutzalters wäre auch für sie wirksam.

Alle Prostituierten wären durch eine Anhebung der Altersgrenze geschützter, unter vielerlei Aspekten: Je jünger eine Frau ist, umso beeinflussbarer und manipulierbarer ist sie (durch Familie, Zuhälter, Menschenhändler). Und je früher eine Frau in die Prostitution abgleitet, umso tiefer und länger steckt sie drin, umso schwerer ist für sie der Ausstieg.

Übrigens: Der Gesetzgeber trägt in vielen Fällen dem Unterschied zwischen 18 und 21 Jahren Rechnung: im Jugendstrafrecht zum Beispiel. Oder beim Zugang zu Spielbanken etc.. Warum sollten Unter-21-Jährige keinen Zugang zu Spielbanken haben - aber Zugang zu Bordellen?

"Die Anmeldepflicht ist eine Zwangsmaßnahme und Stigmatisierung"

Jeder Mensch, der gewerblich tätig ist, muss sich anmelden. Prostituierte erwerben überhaupt erst durch die Anmeldung Rechte auf Sozialleistungen (die sich u.a. nach der Länge ihrer Tätigkeit richten). Hinzu kommt: Nur Dank der Anmeldung weiß man überhaupt von der Existenz der Frauen. Anmelden sollten die Frauen sich nicht beim Einwohnnermeldeamt, sie wechseln eh alle paar Wochen die "Wohnung", sondern bei der Kriminalpolizei. Da sind ihre Daten auch geschützter.

Bisher wissen die Frauen, die in der Mehrheit aus dem Ausland kommen und oft kein Wort Deutsch sprechen, häufig selbst nicht, in welcher Stadt sie überhaupt sind, denn sie werden als "Frischfleisch" von Bordell zu Bordell verladen. Sie könnten verschwinden - und niemand würde es merken. Eine Anmeldepflicht würde sie also schützen. Auch würde die Anmeldepflicht endlich belastbare Zahlen liefern - und angemessene Maßnahmen möglich machen.

Die Einzigen, die ein Interesse daran haben, dass es keine Anmeldepflicht gibt, sind die Zuhälter und Betreiber von Prostitutionsstätten. Sie können so übrigens auch die Größenordnung ihrer Geschäfte leichter verschleiern. Kein Interesse an einer Anmeldepflicht besteht natürlich auch bei den deutschen Gelegenheitsprostituierten, vor allem aus Steuergründen.

"Die Kondompflicht ist überflüssig, weil nicht anwendbar"

Seit wann ist es ein Kriterium für ein Gesetz, ob es einfach "anwendbar" ist? Dann könnten wir zum Beispiel auch das Gesetz gegen den Missbrauch von Kindern wieder streichen. Und nicht nur das. Das Kriterium für ein Gesetz sollte seine Notwendigkeit sein. Die Notwendigkeit, die Prostituierten vor Ansteckung zu schützen (und damit auch die Freier und ihre Ehefrauen bzw. Freundinnen). 80 Prozent aller Freier wollen Verkehr "ohne". Eine Kondompflicht würde auch die Freier in die Pflicht nehmen, die sich bei Verstoß dagegen strafbar machen. Und sie würde Bordellbetreibern wie Prostituierten ein Argument gegen den Verkehr ohne Schutz in die Hand geben - und der Polizei die Möglichkeit zur Kontrolle.

"Regelmäßige Gesundheitskontrollen sind Zwangsuntersuchungen"

Es gibt etliche infektionsrelevante Berufe, bei denen regelmäßige Gesundheitskontrollen eine Selbstverständlichkeit sind, zum Beispiel die Bäckereifachverkäuferin. Da hat noch nie jemand protestiert. Bei Prostituierten wären die monatliche Gesundheitschecks mit einer psychosozialen Beratung zu koppeln.

Die Routinekontrolle der Prostituierten wäre aus vielerlei Gründen sinnvoll: zum Schutz ihrer eigenen Gesundheit ebenso wie als Mittel gegen ihre Isolation. Viele, vor allem die ausländischen Prostituierten - die aus finanziellen Gründen oft auch in den Räumen, in denen sie die Freier bedienen, leben müssen - kommen kaum aus den Bordellen raus. Sie wissen oft noch nicht einmal, in welcher Stadt sie sich befinden. Eine regelmäßige Gesundheitskontrolle wäre also auch ein Kontakt außerhalb dieses Universums - und eine Chance zur Belehrung der Prostituierten über ihre Rechte bzw. zur Hilfe in Not.

Auch könnte bei diesen Gesundheitsuntersuchungen erkannt werden, ob die Frauen Gewaltopfer sind. Und übrigens würde damit auch den von Privatuntersuchungen und illegalen Rezepten profitierenden Ärzten und Apothekern das Wasser abgegraben. Dass die freiwillige Untersuchungsmöglichkeit, die seit Abschaffung der Pflichtuntersuchung in vielen Kommunen besteht, von der Zielgruppe der Elends- und Zwangsprostituierten nicht genutzt wird, zeigen die Untersuchungszahlen der Gesundheitsämter.

Aus Österreich ist übrigens zu hören, dass die Prostituierten, die über Deutschland ins Land kommen, auffallend häufiger krank sind. Eben weil sie nicht nur ungeschützten Verkehr über sich ergehen lassen müssen, sondern oft nicht krankenversichert sind. Genau das ist auch der Grund, warum viele Prostituierte sich diese Gesundheitskontrollen wünschen - und Schlange stehen in den Hilfsprojekten, wo sie angeboten werden.

"Das Weisungsrecht darf nicht abgeschafft werden"

Prostituierte sind selten Angestellte, sondern arbeiten meist als "Selbständige" in den Bordellen und Modelwohnungen oder auf der Straße. Das existierende Weisungsrecht gilt zwar eigentlich nur im Angestelltenverhältnis, wird aber auch bei "selbständig Tätigen" häufig von "Vermietern" und Bordellchefs in Anspruch genommen. Es entrechtet die Frauen und ist vergleichbar mit dem - zum Glück längst abgeschafften - Züchtigungsrecht für Kinder.

Seit der Reform von 2002 haben Bordellbetreiber laut Rechtsprechung ein Weisungsrecht u.a. in den folgenden Punkten:
- Arbeitszeit (Zeitpunkt, Länge)
- Berufskleidung (sie können zum Beispiel ein Nacktgebot erteilen).
- Preisgestaltung (dazu gehört auch die Zwangseinhaltung von Pauschalsteuern).
- Arbeitsplatzgestaltung (Handyverbot, Redeverbot untereinander etc.)
Aber Prostitution darf nicht fremdbestimmt ausgeübt werden. Die Frauen müssen uneingeschränkt über sich selbst verfügen können. Das vor der Reform nicht existierende Weisungsrecht muss daher ersatzlos gestrichen werden.

"Die Kriminalisierung von Prostituierten verhindern"

Es gibt schon lange keine Kriminalisierung von Prostituierten mehr in Deutschland - und die ist selbstverständlich auch nicht mit dem neuen Gesetz beabsichtigt. Frauen und Männer machen sich in Deutschland nicht mehr strafbar, indem sie sich prostituieren. Strafbar machen sich ggf. nur die wahren Profiteure der Prostitution: Zuhälter, Bordellbetreiber, Schlepper, Menschenhändler. Darum geht es den BefürworterInnen der Prostitution: Dass man in Deutschland auch in Zukunft ungehindert und straffrei mit der Ware Frau handeln kann. Jahresumsatz der Prostitutionsbranche allein in Deutschland im Jahr 2013 laut Statistischem Bundesamt 14,6 Milliarden Euro, Profitraten bis zu 1.000 Prozent.

http://www.emma.de/artikel/prostitution ... nte-317677