Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

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Klaus Fricke
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Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Frau Hauffe und Herr Mäurer, wir sagen:
Nein Danke zu Ihrem Rassismus, Sexismus, ihrer Frauen- und Menschenverachtung
Guten Abend,

kürzlich, am 25.11.2013, dem internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, nahmen die Frauenbeauftragte des Landes Bremen, Frau Hauffe und der Senator des Inneren des Landes Bremen, Herr Mäurer gegenüber einem Auditorium bei der Inneren Mission in Bremen und gegenüber dem Weser-Kurier Stellung zum Thema "Problem Zwangsprostitution". Der überwiegende Teil der angeblich 600 in Bremen tätigen Sexarbeiterinnen (ja, nur von ihnen war die Rede) seien Frauen, die sich in einem "...Gewaltverhältnis zwischen Schleppern und Zuhältern..." befänden, "die mit der Angst der Frauen spielen." Besonders betroffen und gefährdet: Sexarbeiterinnen aus Bulgarien und Rumänien, die unkontrollierbar und ungeschützt in Modellwohnungen tätig seien, und dort überwiegend der Gewalt von Zuhältern und Schleppern ausgeliert seien, die mit ihrer Angst spielen würden.


Einige RO - SW aus Bremen, haben sich die Mühe gemacht, die Aussagen von Frau Hauffe und Herrn Mäurer durch Fakten zu belegen. Wer dazu mehr wissen möchte, der sollte sich die Dokumente in der Anlage ansehen. Dort befindet sich:
- Ein zweisprachiges Dokument RO - DE mit Auszügen aus dem oben verlinkten Weser Kurier Artikel, Titel: Problemele Prostitutei Fortate - Problem Zwangsprostitution,
- Ein weiteres zweisprachiges Dokument RO - DE, das an alle erreichbaren RO-SW in HB weitergegeben wurde, um diese zu informieren, wie sie in Bremen von amtlicher Seite etikettiert werden. Titel: "Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke". Das Dokument enthält vier Fragen, die in einer Unterschriften-Aktion von 47 RO-SW beantwortet wurden. Das sind 73 % aller in den sogenannten Modellwohnungen in Bremen erreichbaren SW aus RO. Deren Gesamtzahl lag am Stichtag, dem 09.12.2013, bei 64.

In welcher Weise die gewonnenen Erkenntnisse zur Situation in der Bremer Sexarbeit weiter genutzt werden (sollten), wird derzeit von einigen Aktiven in Bremen besprochen. Unterstützung sachlicher, personeller und logistischer Art ist sehr willkommen. Dabei ist auch zur Kenntnis zu nehmen, dass ein nicht ganz kleiner Teil von RO SW in HB (17 %), offensichtlich von Dritten mit der Drohung des Verlustes des Arbeitsortes dahingehend dirigiert wurde, nicht an der Unterschriftensammlung und Erhebung unter unserem Titel Nu Multumesc - Nein Danke teilzunehmen. Mitbewerbende Betreibende in Bremen hatten entsprechenden Druck ausgeübt. Wenigstens elf RO-SW haben es daher abgelehnt, mit uns zu sprechen.

Sofern irgend möglich, soll noch vor dem 24.12.2013 ein Weckruf gegenüber den Amtsinhaber_innen Hauffe und Mäurer erfolgen. Dazu würden eventuell noch weiße Masken, rote Schirme und Ähnliches benötigt.

Grüße
Klaus
Dateianhänge
2013-11-16, Nein Danke, WK 26.11.13.pdf
(79.58 KiB) 582-mal heruntergeladen
2013-12-10, Nu multumesc - Nein Danke, RO DE.pdf
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Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 15.12.2013, 14:16, insgesamt 3-mal geändert.

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Restliche Dokumente

Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich das Dokument hier eingestellt habe, da ich so sicherstellen kann, dass alle, die Interesse an der Unterstützung weiterer Aktivitäten in HB haben, über den gleichen Informationsstand verfügen.

GrüßeKlaus
Dateianhänge
2013-12-15, Nein Danke, Materialien - Pressedokument.pdf
(198.51 KiB) 841-mal heruntergeladen

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Neuigkeiten für die Bremer und alle anderen

Erstens
Einige rumänische Sexarbeiterinnen haben zugesagt, sich an einer Aktion gegen die Aussagen von Frau Hauffe und Herrn Mäurer im WK Artikel Problem Zwangsprostitution zu beteiligen. Nitribitt hat ebenfalls Interesse bekundet, sich zu beteiligen. Was das für eine Aktion sein wird, ist noch nicht klar. Eventuell eine kleine Demo oder auch "nur" eine Pressekonferenz.

Zweitens
Ganz ohne Statuten und vollkommen offen trifft sich eine Runde von ProSexWork Aktiven (Sexarbeiterinnen, Kunden, Betreibende, politisch Interessierte ...) gelegentlich im Cafe del Sol (CdS) in Bremen Huckelriede/Obervieland (Niedersachsendamm 1) zum Frühstück. Die Gruppe ist inzwischen gewachsen. Mal kommt dieser mal jene. Wer teilnehmen und sich eventuell engagieren möchte, der schreibe bitte an:
Drittens
Ich schlage vor der Sache für Bremen einen Namen und eine minimale Organisationsstruktur zu geben. Wieso? Wir brauchen unbedingt ein mediales und öffentliches Gegengewicht zu Positionen a la Mäurer und Hauffe. Dazu müssen sich Personen öffentlich äussern. Die brauchen eine gewisse Legitimation. Dafür braucht es ein Minimum an Organisationsstruktur. Da würde die obige Email Adresse erst einmal als Vernetzung genügen. Der Rest an Organisationsstruktur dann später. Das Frühstück im CdS dann bald wieder, aber wohl erst im neuen Jahr.

Was denkt ihr?

Grüße
Klaus

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IkarusDX
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Re: RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von IkarusDX »

          Bild
Klaus Fricke hat geschrieben:Neuigkeiten für die Bremer und alle anderen

Erstens
Einige rumänische Sexarbeiterinnen haben zugesagt, sich an einer Aktion gegen die Aussagen von Frau Hauffe und Herrn Mäurer im WK Artikel Problem Zwangsprostitution zu beteiligen. Nitribitt hat ebenfalls Interesse bekundet, sich zu beteiligen. Was das für eine Aktion sein wird, ist noch nicht klar. Eventuell eine kleine Demo oder auch "nur" eine Pressekonferenz.
Die Idee ist gut, muss aber gut vorbereitet sein ! Sind halt alte Polithasen mit denen man sich da misst und die sind in der Regel mit allen rethorischen Wassern gewaschen. Ich würde raten, es erst mit einer Pressekonferenz zu versuchen. Eine gute Pressekonferenz bringt mehr als eine schlechte Demo mit kaum Teilnehmern, die nicht wirklich oder nur als kleine Minderheit wahrgenommen wird. Erfahrungswerte.
Zweitens
Ganz ohne Statuten und vollkommen offen trifft sich eine Runde von ProSexWork Aktiven (Sexarbeiterinnen, Kunden, Betreibende, politisch Interessierte ...) gelegentlich im Cafe del Sol (CdS) in Bremen Huckelriede/Obervieland (Niedersachsendamm 1) zum Frühstück. Die Gruppe ist inzwischen gewachsen. Mal kommt dieser mal jene. Wer teilnehmen und sich eventuell engagieren möchte, der schreibe bitte an:
Bin gerne mal dabei, wenn ichs einrichten kann :002
Drittens
Ich schlage vor der Sache für Bremen einen Namen und eine minimale Organisationsstruktur zu geben. Wieso? Wir brauchen unbedingt ein mediales und öffentliches Gegengewicht zu Positionen a la Mäurer und Hauffe. Dazu müssen sich Personen öffentlich äussern. Die brauchen eine gewisse Legitimation. Dafür braucht es ein Minimum an Organisationsstruktur. Da würde die obige Email Adresse erst einmal als Vernetzung genügen. Der Rest an Organisationsstruktur dann später. Das Frühstück im CdS dann bald wieder, aber wohl erst im neuen Jahr.

Was denkt ihr?

Grüße
Klaus
:002 :002

Zu 3., denke das ist der momentan einzig zielführende Weg. Man muss eine Gegenöffentlichkeit schaffen und vor allem ist es wichtig, das Betroffene sich äußern. Dazu bedürfen sie jeder Unterstützung, die sie kriegen können, denn es ist kein leichter Schritt. Das wäre auch endlich ein Schritt weg von dieser Stellvertreterbetroffenheit, wo gerade auf der anderen Seite die Blinden übers Sehen reden. Ich vergleiche das gerne mit den zuletzt aktuellen Geschehnissen um Femen, wo sich die Femen-Frauen angeblich "für" die armen unterdrückten Muslimas einsetzten, bis diese auch eine Gegenöffentlichkeit geschaffen haben und gezeigt haben, das sie sehr wohl nicht unterdrückt und vor allem selbstbewusst und selbständig agieren können und wollen.

In diesem Sinne, packen wirs an und schauen, wohin der Weg uns noch bringt.

Gruß aus Bremerhaven

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Nymphe
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Nymphe »

Wow, was für ein großartiges Projekt, mit dem du das Politik-Geblubber wunderbar enttarnt hast. Ich drücke alle Pfoten, dass das etwas bringt in Bremen.
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Fiction?

Ich lasse hier die persönlichen Angaben und die Angaben zum Ort der Handlung weg. Ich denke der Sachverhalt ist beispielhaft fern von Ort, Zeit und handelnden Personen. Der Brief wird in dieser oder ähnlicher Form seine eigentlichen Adressat_innen erreichen


Sehr geehrte Frau ..., (geehrter Herr)


in der Anlage erhalten Sie das Dokument von ICRSE - SWAN - TAMPEP zum Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Sexarbeiter_innen. Das Dokument ist in Englisch.
Dieser Link auf die Seite des Bundesverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen führt zu einer deutsche Übersetzung wichtiger Passagen der Erklärung.
http://sexwork-deutschland.de/?p=637
In ... beobachte wir, neben anderen Angriffen auf Menschen, die der Sexarbeit nachgehen, zur Zeit zwei Vorgänge, die das verdeutlichen, was in der Erklärung als strukturelle Gewalt beschrieben wird, die, wie sie wissen, im Wesentlichen Frauen betrifft.

Fall 1
In Gesprächen mit rumänischen Sexarbeiterinnen, die ihrer Tätigkeit aus eigenem, freien Willen nachgehen, habe wir erfahren, das derzeit in ... ein Vergewaltiger Locations der Sexarbeit aufsucht. Uns wurde von den betroffen Sexarbeiterinnen berichtet, dass der Vergewaltiger mehrfach übergriffig geworden ist. Er hat darüber hinaus mehrfach Gewalttätigkeiten begangen, und sexualisierte Gewalt ausgeübt. Im schlimmsten Fall wurde eine Sexarbeiterin von ihm durch ein Kissen dem Ersticken ausgesetzt. Es kam zu einer Vergewaltigung ohne Kondom. Der Vergewaltiger tritt mit unterschiedlichen Verkleidungen und Perücken auf und suchte bereits verschiedene Locations in ... auf. Eine Verfolgung scheiterte in einem Fall.

Die betroffenen Frauen wollen nicht zur Polizei gehen, da ihre Arbeitsorte durch die Schliessungswelle von Locations, die in ... mit dem Baurecht begründet wird, bedroht sind. Sie sehen sich durch diese strukturelle Massnahme in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Sie ziehen es vor, sich nicht an die Behörden zu wenden. Sie werden uns beipflichten, dass zur Vermeidung einer zweiten Viktimisierung die Identität der Frauen solange geschützt werden muss, bis diese selber die Entscheidung treffen, Hilfe nachzufragen. Anderes Handeln, eventuelle Razzien, intensive Ermittlungsmassnahmen in den Locations, Einsatz größerer Polizeikontingente, scheiden, da werden wir den gleichen Standards parteilicher Soziarbeit verpflichtet sein, als Handlungsoption aus. Das Vertrauen in staatliches Handeln ist bei den Sexarbeiterinnen bereits beschädigt. Dieser Schaden sollte nicht vergrößert werden.

Der Fall wurde daher von uns nur allgemein geschildert. Er hat sich in den vergangenen Wochen in ... ereignet und wird sich, solange der Vergewaltiger nicht gefasst wird, in einer Location gegenüber einer Sexarbeiterin oder am anderen Ort gegenüber einer anderen Frau wiederholen. Vermeidbar aber, struktureller Marginalisierung der Sexarbeit geschuldet, sich ereignend. Stigma kills.

Fall 2
In den letzten Wochen haben wir Gespräche mit vielen in ... tätigen Sexarbeiterinnen aus Rumänien geführt. Die Gespräche führten wir im Rahmen einer Erhebung zur Frage von Gewaltverhältnissen durch, die laut Ihrer und der Aussage von Herrn Mäurer in Bremen in der Sexarbeit überwiegend vorherrschen würden (Zeitung ..., Artikel ...).

In Laufe der Gespräche, die wir an den Arbeitsorten (Wohnungen) der Sexarbeiterinnen aus Rumänien durchgeführt haben, wurde von diesen immer wieder betont und nachhaltig klargestellt, dass sie ihrer Tätigkeit aus eigenem, freiem Willen nachgehen würden. Auch zu diesen Aussagen, ein Link, der Ihnen mehr Einblick verschaffen kann:
http://sexwork-deutschland.de/?page_id=43

Bei einem der letzten Gespräche, die wir geführt haben, wurde zwei Sexarbeiterinnen seitens des Vermieters (oder dessen Beauftragten) das weitere Gespräch mit uns untersagt. Die Sexarbeiterinnen beendeten daraufhin das Gespräch mit uns, da sie Angst hatten, ihren Arbeitsort in Bremen zu verlieren. So wie es allen abhängigen Beschäftigten gehen würde, die sich über die betriebliche Weisung hinwegsetzen würden, mit Aussenstehenden über betriebliche Interessen und Angelegenheit zu sprechen. Dies gilt schliesslich auch im Verhältnis Senator und Sachbearbeitung. Welchen Hintergrund die Untersagung durch den Vermieter hatte, können wir im Einzelnen nicht beurteilen. Wir halten dieses Vorgehen des Vermieters allerdings für unangemessen. Es soll hier aber nicht im Zentrum stehen. Auch wenn mit gleicher Begründung wohl weitere neun rumänische Sexarbeiterinnen das Gespräch mit uns nicht führen bzw. fortführen konnten. Auch hier gilt es natürlich, wie im obigen Fall, eine zweite Viktimisierung zu vermeiden

Strukturelle Gewalt
Im Zentrum steht für uns der Hinweis auf die Tatsache der strukturellen Massnahmen gegen die Sexarbeit in ... durch Schliessung von Locations. Es wurden im vergangenen Jahr weit über 20 Locations geschlossen. Dies betrifft wenigstens 50 Zimmer, in denen Sexarbeiterinnen ihrer Tätigkeit nachgehen konnten. Die so bewirkte Verknappung von Arbeitsorten setzt die Sexarbeiterinnen unter massiven Druck und schwächt deren Verhandlungsposition auf dem Markt der möglichen Arbeitsorte erheblich. Um ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern, sind sie bereit Anweisungen von Vermietern zu akzeptieren, die sie, sofern der Markt an möglichen Arbeitsorten nicht reduziert worden wäre, und ihnen sozial Wertschätzung zuteil würde, nicht hätten akzeptieren müssen. So wie eben in Industrie, Haushalt und Gesundheitswesen aufgrund der Marklage Leih-, Werksvertrags- oder ohne jeden Vertrag Arbeitende extremste Formen der Ausbeutung, gefährdender Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen hinnehmen müssen.

In beiden geschilderten Fällen sind strukturelle, politisch verursachte Gegebenheiten dafür verantwortlich, dass die Vulnerabilität der Frauen erhöht, ihre wirtschaftliche Existenz gefährdet und ihre ihre Rechtsposition geschwächt wurde. Hinzu kommt die durch Herrn ... und Sie klassifizierend vorgenommene Bewertung der ethnischen Gruppe rumänischer Sexarbeiterinnen, als überwiegend entmündigte, willenlose Menschen, die nicht zu Entscheidungen in eigener Sache befähigt, sondern von Gewaltverhältnissen bestimmt sind. Durch nichts belegt und realitätswidrig dient diese Klassifizierung von Frauen als entmündigte Menschen, als Rechtfertigung für ein restriktives Vorgehen gegen Locations in ... . Unter der Fahne der Samariter wird den Frauen „Hilfe“ zuteil, nach der sie nicht gerufen haben und die sich nicht wollen. Rollkommandos, so die Aussage verängstigter Frauen bei sogenannten polizeilichen Präventivkontrollen in ..., verschaffen sich, einen humanitären Hilfseinsatz vortäuschend, Zugang zu Wohnungen, Privat- und Intimsphäre. Als hilfreich empfinden das die diesem Zwangseingriff unterworfenen Frauen nicht. Lieber hätten sie eine_n Beamte_n oder zwei zum Kaffee eingeladen. Kein Problem. Nur, wieso die Polizei, lieber die Nachbarn oder sie Frau ... , gern auch Herrn ... .

Unbeabsichtigte Folgen, absichtsvollen Handelns
Dieses Vorgehen schafft, so stellen die geschilderten Fälle dar, allerdings erst Verhältnisse struktureller Gewalt, die dann die Grundlage für Entrechtung und Entmündigung durch Dritte sein können. Jedoch sind es in diesem Fall weder Zuhälter noch Menschenhändler, die der Entmündigung und Entrechtung die Basis schaffen. Die Verwaltungspraxis der Schliessung von Locations, auch die Angst davor, sind es, die sprachlich, wirtschaftlich und rechtlich marginalisierte Frauen, ihre wirtschaftliche Existenz sichernd, dazu zwingt, den Anordnungen von Vermietern zu folgen oder Gefahren für Leib und Leben in Kauf zu nehmen. Wobei die Anordnung der Vermieter, keine politischen Statements seitens der Sexarbeiterinnen uns gegenüber abzugeben, als fürsorgliche Wahrung der Interessen der Sexarbeiterinnen interpretiert werden könnte.

Die wiederholte unbegründbare und unbelegbare Behauptung, Sexarbeiterinnen aus Rumänien unterlägen in ... überwiegend Gewaltverhältnissen, insbesondere sofern sie in Wohnungen arbeiten, wurde von einer restriktiven Amtspraxis begleitet, die heute zu Strukturen geführt hat, die das Gefährdungspotential für Sexarbeiterinnen erhöht, die Transparenz der Sexarbeit für Aussenstehende verringert, die Sexarbeiterinnen verletzlicher macht und das Misstrauen gegenüber politischen Absichten, egal von welcher politischen Gruppierung verfolgt, erhöht. Die Stärkung der Rechtsposition der Sexarbeiterinnen, die Ziel des Prostitutionsgesetzes von 2002 ist, wird damit nicht erreicht. Frauenrechte werden nicht gestärkt. Empowerment und Teilhabekultur sehen anders aus. Das ist unsere Meinung.

Gespräch
Wir würden zu diesen Fällen und Themenfeldern gerne mit Ihnen das persönliche Gespräch führen, da wir glauben, dass Sie in ihren Bemühungen um die Gleichberechtigung von Frauen, ein Bild von Sexarbeit und Sexarbeiterinnen haben und vermitteln, das sehr realitätsfern ist. Dieses realitätsferne Bild, führt, so sehen wir das, zu Handlungen ihrerseits, die das Gegenteil dessen bewirken, was sie, laut öffentlicher Erklärungen, beabsichtigen.

Wir das sind:

...

Wir würden sie gerne aufsuchen oder sie gerne einladen, um das Gespräch zu führen. Wir würden Ihnen gerne die Ergebnisse unsere Erhebung über Sexarbeiterinnen insbesondere rumänischer Herkunft vorstellen, die in ... in Wohnungen tätig sind.

Danke für Ihre Antwort

Mit freundlichen Grüßen

...

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Beitrag von Kasharius »

@Klaus

auch von mir an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön für Dein herausragendes Engagement!!!

Toll!!!

Kasharius grüßt

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Beitrag von Zwerg »

Auch an dieser Stelle: Danke! Man kann gar nicht genug darauf hinweisen, wie viel Arbeit und Engagement da dahinter steckt!

christian

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Jetzt wird es ernst - Wir brauchen Unterstützung

Heute haben wir Frau Ulrike Hauffe, die Bremer Landesfrauenbeauftragte angeschrieben. Die Email an ulrike.hauffe@frauen.bremen.de

Sehr geehrte Landesbeauftragte Frau Hauffe,

in der Anlage ein Schreiben an Sie und ein Dokument, das im Zusammenhang mit diesem Schreiben steht. Das Schreiben behandelt gravierende Fälle von Rechtsverletzungen und Benachteiligungen zu Lasten aus Rumänien stammender Sexarbeiterinnen, die ihrer Tätigkeit in Bremen - aus eigenem und freiem Willen - in Wohnungen nachgehen.
Eine zeitnahe Beantwortung in einem persönlichen Gespräch erscheint geboten und wird erbeten.
Mit freundlichen Grüßen
Alissia, Ella, Isabella, Julia Weiss, Lara Freudmann ("Haus9"), Evelyn (Werderstr. 17), Marissa (A.d.Braukuhle 173 F), eine wachsende Zahl von Kolleginnen und als unser Sprecher Klaus Fricke*, Niedersachsendamm 9, 28277 Bremen, sib-swinfobremen@gmx.de, Mobil: 01577 138 48 48, Büro und FAX 0421 696 78 351
(* Verantwortlich Projekt Ne-RO-In / Fachmoderator www.sexworker.at, Sexworker Forum - Netzwerk und Forum für gegenseitige Hilfe und Aufklärung seit 2005, registriert als internationale NGO mit Sitz in Wien, akkreditiert als Verfasserin von Schattenberichten zur Lage von Sexworkern in Ländern in Zentraleuropa an UN'OHCHR Genf seit 2010 - www.sexworker.at / Sprecher „Haus9“ - Vermietung von Betriebsstätten zur gewerblichen Tätigkeit an selbständig in der Sexarbeit tätige Menschen)


Wir bitten jede_n, der unser Gesprächsersuchen unterstützt um eine Email an Frau Hauffe. Der Text könnte lauten:

Sehr geehrte Frau Hauffe,

ich unterstütze den Gesprächswunsch bzw. die Gesprächseinladung der in Bremen tätigen Sexarbeiterinnen aus Rumänien, die sich am 19.12.2013 um 14:41 mit einer Email, Absender: Kl.Fricke@gmx.de, Titel: 17. Dezember: Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Sexarbeiter_innen, an sie gewandt haben.


Sofern auch das Schreiben von uns, das im Anhang hier zu finden ist und Teil der Email an Frau Hauffe war und/oder auch das Statement von ICRSE ... die Unterstützung findet (Download hier: http://sexwork-deutschland.de/blog/wp-c ... nt_ENG.pdf), kann dieses ebenfalls als Anhang gesendet werden. Es sollte ein kurzer Satz hinzugefügt werden. z.B.

Ich bitte Sie Frau Hauffe, die Ihnen mit der o.g. Email übermittelten und von mir ebenfalls gesendeten Anlagen zur Kenntniss zu nehmen und die darin genannten Fälle und Überlegungen aufzugreifen, um sie mit den Absendern der o.g Email zu besprechen.

Und natürlich kann auch jeder schreiben, was er möchte, Hauptsache es hilft.

Grüße
von uns aus Bremen
Dateianhänge
2013-12-17, Fr. Hauffe, Int.Tg.Gwlt. g.SW.pdf
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@Klaus

habe die Unterstützungsemail gerade an Frau Hauffe abgesandt und an Dich weitergeleitet. Euch viel ERfolg und schon mal FROHES FEST!

Kasharius grüßt

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Viele Mädchen

"Viele Mädchen aus Rumänien warten darauf, endlich 18 zu werden, damit sie nach Deutschland und dort in die Sexarbeit gehen können."

Wir, Lara und ich, sind zu Besuch bei den Mieterinnen der Kattenturmer Heerstr. 229, Bremen. Es ist Mittwoch, der 04.12.2013, Abends. Die Kattenturmer 229 ist eine in Bremen bekannte, seit Jahren genutzte Location. Früher haben hier Frauen aus Nordosteuropa gearbeitet. Aktuell arbeiten hier acht Frauen aus Rumänien. Ihr Alter: ab 18 Jahre. Nur eine ist älter als 30. Wir sprechen über die Aussage, der überwiegende Teil der aus Rumänien stammenden Frauen würde durch Gewalt zur Sexarbeit gezwungen. Die Aussage stammt von der Landesfrauenbeauftragten Bremen, Frau Hauffe und dem Senator des Inneren Bremen, Herrn Mäurer. Sie wird von diesen Amtsträgern als Tatsache behauptet. Eine der jüngeren Frauen meint, das sei völliger Unsinn. Im Gegenteil sagt sie, junge Frauen warten auf ihre Volljährigkeit, um Rumänien zum Zwecke der Sexarbeit verlassen zu können. Viele junge Frauen. Alle lachen. Lara übersetzt mir, was gerade gesagt worden ist.

AHA

Der Deutschlandfunk berichtet am 27.12.2013 in seiner Sendereihe Hintergrund über die Angst vor dem Ansturm der zum Beginn des Jahres 2014 erwartet wird (http://www.deutschlandfunk.de/eu-arbeit ... _id=273133). Zu diesem Datum gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit auch für Menschen aus Bulgarien und Rumänien. In der Sendung kommt Norbert Mappes-Niedeck, Publizist, Autor des Buches Arme Roma - Böse Zigeuner zu Wort. Er ist ausgewiesener Kenner der Situation in diesen Ländern. Besonders hat er sich mit der Lage der Roma beschäftigt. Er widerspricht der Auffassung, bessere Bildung sei der Schlüssel der die Tür zum Wohlstand öffnen würde:

"Es gibt in ganz Osteuropa die Erfahrung einer ganzen Generation, dass Bildung nicht zu einem besseren Leben führt. Die Mutter war vielleicht Englisch- oder Russischlehrerin, der Vater war Ingenieur. Heute säuft der Vater, die Mutter geht putzen. Und nebenan, der Idiot, der nie zur Schule gegangen ist, der fährt mit einem Cheyenne durch die Gegend und hat ein Goldkettchen. Alle haben erfahren: Durch Lernen kommt man auf keinen grünen Zweig. Das ist die Erfahrung einer ganzen Generation, und zwar nicht nur von Roma."

Und er widerspricht den üblichen Klischees und Vorverurteilungen gegenüber den Roma:

"Leute, die ihr Auskommen haben, gehorchen anderen ökonomischen Gesetzen als Leute, die ihr Auskommen nicht haben. Das hat mit Kultur und mit Ethnizität eigentlich überhaupt nichts zu tun. Es gibt so eine Studie bei britischen Langzeitarbeitslosen in Manchester. Das sind alles ethnische Briten, falls es so was gibt. Und da hat man exakt genau die Verhaltensweisen gefunden, die man sonst für typisch Roma hält."

Armut bewirkt soziale Verelendung. Bildung hilft nicht gegen Armut. Grundsätzliche Erfahrung der Generation junger Menschen in Bulgarien und Rumänien. Grundlage für selbstbestimmte und flexible Strategien der autonomen Lebensbewältigung bei realistischer Einschätzung der zur Verfügung stehenden eigenen Ressourcen. Jung - attraktiv - begehrt = mögliches eigenes Einkommen und Möglichkeit autonomer Lebensführung. Sexobjekt? HaHa!. Das Objekt ist der Mann und seine Brieftasche. Ein logisches Kalkül. Nachvollziehbar und rational. Arabella (reale Person, Name geändert), die Bekannte aus Braila (Ort geändert), arbeitet in Deutschland. Was wohl? Jedenfalls gehört ihr inzwischen ein Apartment und sie kommt mit eigenem Auto aus Deutschland zu Besuch. Sie sieht mächtig heiß aus. Ihr Freund ist total nett und die beiden halten ständig Händchen. Schon seit Jahren.

"Viele Mädchen aus Rumänien warten darauf, endlich 18 zu werden, damit sie nach Deutschland und dort in die Sexarbeit gehen können."

AHA

Grüße
Lara und Klaus
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 29.12.2013, 20:40, insgesamt 1-mal geändert.

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fraences
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Beitrag von fraences »

Vielen Dank, liebe Lara und Klaus für dieser Berichterstattung.

Tolle Arbeit.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
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Marc of Frankfurt
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Re: Viele Mädchen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

endlich 18 zu werden
Sonderschutzaltersgrenze Sexwork wurde erhöht auf 21 Jahre im Jahr 2005 !!!

Bitte Strafgestzbuch beachten: Wg. "Konstrukt Menschenhandel" gibt es eine de facto Sonderschutzaltersgrenze nur für Prostitution seit 2005 mit Mindestaltersgrenze 21 Jahre... (Evt. per Fußnote stets einfügen, wenn der Text auch an Uninformierte geht.) Eine wichtige Information sicher auch für die (potentiellen) Migrantinnen und ihre Begleiter...

Merkblatt der Mitternachtsmission zur Beschäftigung von Sexworkern unter 21 Jahren
§ 232 StGB [Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung]
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=44253#44253
www.sexworker.at/prostg

(Wenn deine Links hier clickbar sein sollen, muss vorher ein Leerzeichen sein. Das http:// kann meist weggelassen werden.)

Ich bedanke mich auch für eure Aufklärungsarbeit und Berichterstattung.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 30.12.2013, 18:54, insgesamt 1-mal geändert.

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Hallo Marc,

danke für den Hinweis zu den Links. IT Analphabet der ich bin, muss man mich auf diese Dinge hinweisen.

Zum Hinweis "Schutzalter"
In Vorbereitung ist die Übersetzung mehrerer Dokumente zum deutschen (Straf-) Recht und der Sexarbeit für Ne-RO-In. Darin wird das Thema allgemein und an einem Beispiel behandelt. Sobald die Übersetzungen vorliegen, bearbeite ich sie und stelle sie als Download zur Verfügung.

Zur Zulässigkeit der Schutzaltersgrenze bzw. zur Kollision dieser Rechtsvorschrift mit anderen Rechtsfeldern (insbesondere Jugendstrafrecht und Kinder- und Jugendhilferecht) habe ich einen Text in der Bearbeitung. Sobald ich ihn fertig habe, stelle ich ihn hier: viewtopic.php?p=101511#101511 ein.

Grüße
Klaus

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

http://www.frauen.bremen.de/sixcms/medi ... 25.11..pdf
Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau
Freie Hansestadt Bremen

PRESSEMITTEILUNG
Bremen, 25.11.2013


Zwangsprostitution und Frauenhandel: Innensenator und Landesfrauenbeauftragte zur Situation in Bremen

"Der überwiegende Teil der uns bekannten rund 600 Prostituierten in Bremen sind nach unseren Einschätzungen Zwangsprostituierte und werden ausgebeutet", erklärt Innensenator Ulrich Mäurer am heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, "sie brauchen dringend unsere Hilfe. Deshalb bin ich froh, dass es uns gelungen ist, die finanziellen Mittel der wichtigen Anlaufstelle BBMeZ für die kommenden zwei Jahre deutlich zu erhöhen und so die Fortsetzung ihrer erfolgreichen Arbeit sicherzustellen".

Die Beratungsstelle "Betreuung für Betroffene von Menschenhandel und Zwangsprostitution" (BBMeZ) wird von der Inneren Mission getragen und bietet betroffenen Frauen anonym und unbürokratisch Unterstützung und Begleitung an.

In der vergangenen Woche hatten auch die Regierungsfraktionen beschlossen, die Haushaltsmittel der BBMeZ für die kommenden zwei Jahre zu erhöhen. "Die BBMeZ unterstützt die Polizei wesentlich bei der Betreuung von Menschenhandelsopfern", so Mäurer weiter, "sie bringt die oft traumatisierten Frauen unter, stabilisiert sie, erledigt Behördengänge und leistet damit einen maßgeblichen Beitrag zur Verfahrenssicherung, da die Opfer durch die gute Betreuung eher die Kraft und den Willen aufbringen vor Gericht gegen die Täter auszusagen".

Nach Schätzungen der Bremer Polizei arbeiten rund 600 Frauen in Bremen als Prostituierte, rund 300 von ihnen kommen aus Rumänien und Bulgarien, rund 150 aus Deutschland, die anderen aus der EU und darüber hinaus. Ein Großteil der Frauen arbeitet als Zwangsprostituierte und ist in 90 Häusern mit insgesamt rund 220 Modellwohnungen sowie in 27 Häusern in der Helenenstraße und 30 Barbetrieben tätig. Im laufenden Jahr sind aktuell über 30 Menschenhandelsfälle vor Gericht in der Stadt Bremen anhängig.

Innensenator Mäurer: "Das ist zwar mehr als in den Vorjahren, aber immer noch zu wenig. Deshalb begrüße ich sehr, dass - auf unsere Initiative hin - der Bundesrat das Prostitutionsgesetz in seiner jetzigen, in meinen Augen völlig unzureichenden Form aufgehalten und den Vermittlungsausschuss angerufen hat".

Der Bundestag hatte im Sommer im Rahmen einer umzusetzenden EU-Richtlinie einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung des Menschenhandels und Überwachung von Prostitutionsstätten beschlossen, der vor allem auf Bordelle fokussiert und sie als überwachungsbedürftiges Gewerbe definiert, Wohnungsprostitution davon aber ausdrücklich ausnimmt. "Das geht nicht nur an den Bremer Verhältnissen völlig vorbei", erläutert der Innensenator, "zudem steht im Gesetzentwurf nichts zu der von der EU geförderten Stärkung der Menschenhandelsopfer durch die Ausgestaltung des Aufenthaltsrechts. Hier setze ich auf die neue Bundesregierung, die Arbeitsgruppen von SPD und CDU haben ja bereits eine umfassende Reform angekündigt. Bremen wird das Thema auch weiterhin als treibende Kraft voranbringen".

"Es ist gut und richtig, das Thema Prostitution – das wie wir eben gesehen haben von Zwangsprostitution nicht zu trennen ist – am heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen in den Fokus zu stellen", erklärt die Bremer Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe, "denn die aktuellen Debatten sind häufig von falsch verstandener Liberalität geprägt, die tatsächlich zu Lasten von Frauen geht. Wenn die Bremer Polizei schätzt, dass der weitaus überwiegende Teil der hier tätigen und ihnen bekannten Prostituierten Zwangsprostituierte sind, ist das zutiefst erschreckend. Hier brauchen wir Mittel und Wege, die Frauen aus ihrer Situation zu befreien und keine Stilisierung so genannter SexArbeit als Arbeit wie jede andere. Frauenpolitisch wird schon lange gefordert, dass die gültigen aufenthaltsrechtlichen Regelungen verbessert werden. Opfer von Menschenhandel benötigen eine rechtssichere Perspektive, um vor Gericht aussagen zu können und den Zugang zum regulären Arbeitsmarkt, um sich ein Leben jenseits von Frauenhandel und Zwangsprostitution zu schaffen. Außerdem muss es möglich sein, den Aufenthaltstitel zu verlängern, um Schadensersatz- und Vergütungsansprüche durchzusetzen. Ich bin sehr froh, dass die Große Koalition, so sie denn zustande kommt, das Thema mit deutlich anderer Akzentsetzung erneut auf die Agenda setzt, und ich danke unserem Innensenator für sein nachhaltiges Engagement an dieser Stelle", so Ulrike Hauffe abschließend. (Hervorhebungen K.F.)


Auskunft erteilen:
Frau Gieffers und Frau Logemann - Knochenhauerstraße 20-25 - 28195 Bremen - T (0421) 361 6050 - F (0421) 361 3228
E-mail susanne.gieffers@frauen.bremen.de, kristina.logemann@frauen.bremen.de


Aus wagen Schätzungen der Polizei, die noch vor wenigen Wochen von 800 SW in Bremen sprach und jetzt nur noch von 600 zu berichten weiß, die sich so als glaubwürdige Quelle bereits beschädigt hat, macht Herr Mäurer eine Einschätzung. Bei Frau Hauffe werden aus senatoriellen Einschätzungen, deren Datenbasis wackelige Schätzungen sind Tatsachen. Sie spricht davon, dass der weitaus überwiegende Teil der in Bremen bekannten Sexarbeiterinnen zwangsprostituiert sei: "Tatsächlich befinden sie sich aber in einem Gewaltverhältnis zwischen Schleppern und Zuhältern, die mit der Angst der Frauen spielen." (siehe: http://www.weser-kurier.de/bremen/polit ... 19410.html).

Gespenster werden durch Bremen getrieben. Aus dem gespenstisch Absurden gespeiste Ängste, fördern, das ist bekannt, das Begehren nach starken Männern und straffer Führung. Insofern ist die Brutalisierung des Begehrens eine reale Gefahr. Aber nicht wie Frau Schwarzer meint in der Sexarbeit. Verwandelt in einem kollektiven Alptraum dient die Sexarbeit Bremer Law & Order Eliten zur Konstruktion neuer Feinde der öffentlichen Ordnung und Sitte. Falsch verstandene Liberalität steht am Pranger. Eine Stilisierung der Sexarbeit als Arbeit ist unzulässig. Vertreter solcher Positionen werden nicht gebraucht. Nicht mehr weit bis zum Totalitarismus - brutal.

Das Leitungspersonal bringt sich in Position und scharrt, aufmerksamkeitsheischend, schon mit den Hufen. Bremens OLG Chefin Karen Buse hat den Karriersprung aus dem Vorzimmer Mäurers schon geschafft. Sie empfiehlt die Wiedereinführung der Untersuchungspflicht für SW. Frau Rose Gerdts-Schiffler hat sich mishalotrisch vom Weser-Kurier in das Vorzimmer des Innensenators geschrieben. Frau Hauffe qualifiziert sich putophobisch für höhere Aufgaben. Bremer Filzokratie des bürgerlichen Anstandes pflegt hanseatisch protestantische Tradition. Martin Luthers Verdikt gegen die losen Sitten seiner Zeit, feiert in Bremen seine Wiederkehr. Er wisse nicht, sagt Luther, "wie ein Mann seines Weibs und Kinder Ehre bewahre, so er eine Hure im Hause hielte" (R. Schmitter, Oldenburg 2004, S. 52). Frau Buse, Frau Gerdts-Schiffler, Frau Hauffe und Herr Mäurer haben da konkrete Ideen. In einem Jahr wurden durch Schliessung von Locations in Bremen weit über 50 Arbeitsmöglichkeiten für SW beseitigt. Aus vielen Häusern wurden die Huren vertrieben. Luther klatscht Beifall.

In den Bremer Locations herrscht genauso wie bei den Züricher Kolleginnen "ein Klima der Verunsicherung und der Angst, wie ich es noch nie erlebt habe" ... "Sexarbeiterinnen plagen grosse Existenzängste! Teilweise arbeiteten sie seit Jahren in der Prostitution, haben regelmässig Steuern und Abgaben bezahlt, sich korrekt verhalten. Nun verlieren sie ihre Arbeit." ( http://www.fiz-info.ch/images/content/p ... ericht.pdf ). Die Internationale der moralischen Kreuzzügler (moral crusade, R.Weitzer) reitet nicht nur in Bremen.

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

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Email am 15.01.2014, 06:47 Uhr

Sehr geehrte Landesfrauenbeauftragete Frau Hauffe
Sehr geehrte Frau Dr. Vierhaus


mit Bezug auf mein Schreiben vom 19.12.2013 in meiner Eigenschaft als Sprecher für das "Haus9" und für weitere rumänische Sexarbeiterinnen, bitte ich Sie um

Einen Gesprächstermin am 11. oder 12.02.2014.

Im Rahmen der Diskussionsveranstaltung von der Fraktion "DieLinke!" Bremen zum Thema (Arbeitstitel) „Sinnvolle Reglementierung oder Stigmatisierung der Sexarbeit“, werden nicht wenige Bremer Sexarbeiterinnen, insbesondere aber rumänische Sexarbeiterinnen, sich die Zeit zur Vorbereitung, Nachbereitung und Teilnahme an dieser Veranstaltung nehmen. Ein Termin wäre an diesen Tagen jeweils ab 10:30 Uhr bis 18 Uhr möglich. Ich gehe davon aus, dass Sie für eine qualifizierte Sprachmittlung sorgen, da die Frauen, sich in einer, wie das StGB § 232 formuliert, 'hilflosen Position aufgrund ihres Aufenthaltes in einem fremden Land' befinden und Sie natürlich dafür Sorge tragen werden und wollen, dass diese Hilflosigkeit nicht durch eine ungleichgewichtige Gesprächsführung ausgenutzt wird.

Die Beantwortung der Fragen:

- Welche Konsequenzen haben Sie bisher aus unserer Mitteilung der Fälle sexueller Gewalt gegen Sexarbeiterinnen aus Rumänien gezogen?
- Welche Konsequenzen haben Sie aus der Mitteilung gezogen, dass Sexarbeiterinnen, speziell Sexarbeiterinnen aus Rumänien in einer sehr schwierigen Lage sind, da sie im Gefolge von Location-Schliessungen keine sicheren und akzeptablen Arbeitsorte mehr finden?
- Beabsichtigen Sie zu den betroffenen Frauen Kontakt aufzunehmen?
- Beabsichtigen Sie für die Frauen Selbstbehauptungskurse durch vertrauenswürdige, qualifizierte und unabhängige Fachkräfte zu organisieren?
- Beabsichtigen Sie ein Moratorium für Location-Schliessungen mit den beteiligten Behörden zu vereinbaren, damit die Frauen Zeit haben, angemessene Arbeitsorte zu finden oder interessierte und seriöse Investoren zulässige alternative Arbeitsorte gefunden, genehmigt bekommen und hergerichtet haben?
- Beabsichtigen Sie, die von sexueller Gewalt betroffenen Kolleginnen vor den Gefährdungen einer zweiten Viktimisierung durch übereilte Massnahmen der Polizei zu schützen?
- Was werden Sie in diesem Zusammenhag unternehmen?

Wie ich leider zur Kenntnis habe nehmen müssen, ist die Polizei durch Sie in der Angelegenheit bereits informiert worden und hat mit Ermittlungen begonnen. Dies verletzt die ausdrücklich geäusserten Wünsche der betroffenen Frauen und stellt eine zusätzliche Gefährdung Ihrer Gesundheit dar. Das denke ich, ist ein sehr ungeeignetes Zeichen, wenn es darum gehen soll mit Sexarbeiterinnen ins Gespräch zu kommen, insbesondere mit rumänischen Sexarbeiterinnen, die in Bremen dabei sind, sich zu vernetzen und zu engagieren.

Ebenso denke ich, dass die Haltung von Fr. Dr. Vierhaus bezüglich der Gesprächsführung in Deutsch keine Grundlage für einen Dialog auf Augenhöhe mit Menschen aus Rumänien sein kann. Die derzeit häufig verunglimpfende Weise in der Rumän_innen politisch verhandelt werden, ist dabei zu berücksichtigen. Diese nehmen die Menschen sehr wohl zur Kenntnis, wie die Aussagen von Frau Antonescu im Weser-Kurier gezeigt haben (WK vom 3.1.14, S. 7, Kritik an Zuwanderungsdebatte, leider keine Verlinkung möglich). Frau Antonescu kritisiert mit Recht einen falschen Ton.

Bei den nicht wenigen mir bekannten Sexarbeiterinnen aus Rumänien ist die Verbitterung über die verleumderische Gleichsetzung Ihrer Tätigkeit mit gewerblich organisiertem sexuellem Missbrauch und die damit implizierte Kriminalisierung von Personen aus ihren sozialen Nahbereich erheblich. Eine sehr schwierige Ausgangslage für den Dialog, die politisch, polizeilich und behördlich - gerade auch durch Ihre herabwürdigenden und unsachlichen Äusserungen gegenüber rumänischen Sexarbeiterinnen im Weser Kurier vom 26.11.2013 und in der Presseerklärung zu dieser Veranstaltung aus ihrem Haus und dem Haus des Innensenators Mäurer - geschaffen worden ist.

Ich hoffe sie sind dazu in der Lage, Ihre Aussagen und Haltungen gegenüber den Betroffenen angemessen verständlich zu machen. Damit sollten Sie nicht zögern. Da Sie ein Interesse an einem dann vielleicht doch noch gelingenden Dialog haben müssten, erwarte ich Ihre Antwort auf diese Email vor dem 23.01.2014.

Sexarbeiterinnen sind Frauen und sind Menschen. Sie haben Familien und ein soziales Nahfeld von Personen, das es, im Sinne der Achtung ihrer Autonomie und ihrer Privatsphäre, zu respektieren gilt. Eine sehr einfache Selbstverständlichkeit sollte Frau meinen, zumal wenn Sie amtlich dafür Sorge zu tragen hat.


Mit freundlichen Grüßen
Klaus Fricke

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

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Reabilitarea -Rehabilitierung

Wir bitten Euch, dass in der Anlage befindliche Schreiben, das heute mit Mail an Innensenator Mäurer und Landesfrauenbeauftragtr Hauffe, an die Bremer Presse / Medien, an Mitglieder der Bremer Bürgerschaft und andere geht, zur Kenntniss zu nehmen. Es ist zweisprachig in Deutsch und Ruänisch verfasst, wobei der Originaltext Deutsch ist. Im Schreiben geht es um die Aufforderung an Frau Hauffe und Herrn Mäurer, die von ihnen am 26.11.2013 öffentlich herabgeürdigten insbesondere ruänischen Sexarbeiterinnen, die damals in Bremen in Wohnungen tätig waren, zu rehabilitieren, und klarzustellen, dass mit der damaligen Herabwürdigungen keine volksverhetzenden Absichten verfolgt wurden
Dateianhänge
2015-06-04, Reabilitarea -Rehabilitierung RO-SW HB, - - - - - - RO und DE.pdf
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Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

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Pressekommentar zu

Reabilitarea -Rehabilitierung



Unschuldsvermutung


Sehr geehrte Frau Ramm,

sie schreiben zum NSU Prozess:

"Die Anklageschrift ist die Wahrheit der Bundesanwaltschaft, sie muss nicht gleichbedeutend sein mit der Wirklichkeit. Wäre es so, bräuchte es keine Hauptverhandlung. Die Vorwürfe müssen ihr erst bewiesen werden. Das ist der Rechtsstaat. Und so schwer es einem auch fällt, das gilt auch für Neonazis. Das Gericht betreibt die Suche nach der Wahrheit akribisch. Es ist ein Grund dafür, warum der Prozess so lange dauert."


UNSCHULDSVERMUTUNG ALS GRUNDLAGE VON RECHTSSTAATLICHKEIT

Danke für diese klaren Worte zu einem der Fundamente einer zivilisierten Rechtsordnung, die Unschuldsvermutung. Ja, Angesichts des neofaschistischen Terrors, der vor dem Gericht verhandelt wird, muss ich gestehen: Rechtsstaat tut weh. Das ist der Preis der Freiheit der zu zahlen, die Grenzziehung zur Willkürherrschaft, die zu ziehen ist.

Und richtig, es ist egal, ob es um neofaschistische Umtriebe, um Beförderungserschleichung (Schwarzfahren) oder um Menschenhandel in die Ausbeutung oder ... geht (siehe in diesem WK, S. 17, Ausländische Arbeitnehmer häufig Opfer - EU-Bericht prangert Ausbeutung in Europa an, http://www.weser-kurier.de/startseite_a ... 36846.html ). Solange eine Schuld nicht zweifelsfrei in einem rechtsstaatlichen Verfahren nachgewiesen ist, sollten «Wilde Spekulationen» zumindest in öffentlich-rechtlichen aber auch in Medien, die sich dem Pressekodex verpflichtet fühlen, ebenso unterbleiben, wie seitens von Amtsträger*innen. Sehr erfreulich, dass dies, so verstehe ich Ihren Kommentar, für den Weser-Kurier eine Selbstverständlichkeit ist.


VORVERURTEILUNG IM AMT: SENATOR MÄURER UND - ALS WIEDERHOLUNGSTÄTERIN - LANDESFRAUENBEAUFTRAGTE HAUFFE

Sie werden mir daher beipflichten, dass die eventuell auch als volksverhetzend bewertbaren Aussagen der Amtsträgerinnen Ulrike Hauffe und Ulrich Mäurer, mit denen rumänische Sexarbeiterinnen am 26.11.2013 in Weser Kurier in dem Artikel «Problem Zwangsprostitution» zu im überwiegenden Teil Zwangsprostitutierten etikettiert, degradiert und vorverurteilt wurden, unzulässig waren.


PFLICHT ZUR REHABILITIERUNG

Sie werden mir ebenfalls beipflichten, das Frau Hauffe und Herr Mäurer in der Pflicht sein sollten, diese Äusserungen öffentlich zurückzunehmen, um die von der amtlichen Schmähung betroffenen Frauen zu rehabilitieren. Insbesondere Frau Hauffe ist hier als Landesfrauenbeauftragte gefordert, zumal sie, bezüglich vorverurteilender Amtsäusserungen gegen Sexarbeitende, als Wiederholungstäterin zu gelten hat (siehe:
http://verlag.weser-kurier.de/plus/arch ... m3ygrj.jpg , 9. Apr. 2005 | WESER-KURIER | Seite 2, „40.000 Zwangs-Prostituierte kommen zur Fußball-WM“ - Frauenausschuss des Städtetages fordert mehr Schutz für Betroffene und
http://www.deutschlandradiokultur.de/pr ... _id=296569 PROSTITUTION, Die Spur der 40.000 - Wie Gerüchte und Klatsch funktionieren, Von Janosch Delcker)

Sowohl Herr Mäurer, als auch Frau Hauffe wurden zwischenzeitlich wegen dieser Angelegenheit persönlich von uns, die Interessen von 47 rumänischen Sexarbeiterinnen vertretend, angeschrieben. Die Schreiben wurden Herrn Mäurer und Frau Hauffe unter Zeugen am 23.03.2015 an ihre Dienststellen zugestellt. Leider erhielten wir keine Antwort, was uns veranlasst auch Sie noch einmal auf den Vorgang hinzuweisen, da Sie sich klar gegen Vorverurteilungen positionieren und wir daher davon ausgehen können, dass Sie unser Anliegen nachvollziehen können

Weitere Ausführungen finden Sie hier:

http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=11622
insbesondere
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=147510 (Beitrag 17)

und
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=138988


Schön, dass wir eine Antwort von Ihnen erwarten können

Klaus Fricke
für SIB-SWinfoBremen@gmx.de

Klaus Fricke
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RE: Noi spunem: Nu multumesc - Wir sagen: Nein Danke

Beitrag von Klaus Fricke »

Reabilitarea -Rehabilitierung Teil 2


Zur Vervollständigung der Dokumentation des Vorganges hier der Text der Email, der an einen größeren Bremer Verteiler gegangen ist



Sehr geehrte Damen und Herren,

die Bremer Bürgerschaft, der Bremer Senat und die Bremer Medien fokussieren das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen nach wie vor unter dem Blickwinkel der Kriminalitätsgefahr.

Persönlich waren wir davon im Frühjahr 2010 betroffen. Der Weser-Kurier, die Redakteurin Gerdts-Schiffler, ordnete uns dem Rotlichtmillieu, mithin einer als kriminogen bezeichneten Szene zu. Von buten und binnen wurden wir als bedrohliche Zuhälter dargestellt. Uns wurde unterstellt, Zwangsprostituierte auszubeuten (siehe: buten und Binnen, Sendung vom 12.03.2010, Weser-Kurier vom 07.05.2010, PROSTITUTION: MEHR KONTROLLEN IM ROTLICHTMILIEU SOLLEN FRAUEN BESSER SCHÜTZEN. Aggressionen aus der Nachbarschaft und Broschüre "Käufliche Liebe - Die Ware Frau", Die Linke Bremen, Dezember 2010). Alles haltlose Anschuldigungen, die, wie heute nach fünf Jahren jedem zweifelsfrei klar sein muß, nichts weiter als Vorverurteilungen und Rufmord waren.

Die Erfahrungen mit dieser auf Unwahrheiten basierenden, lügenhaften Kampagne hielt Bremer Amtsträgerinnen und Medien nicht davon ab, insbesondere auch rumänischen Sexarbeiterinnen die in Wohnungen tätig sind, zu unterstellen, sie seien Zwangsprostituierte und würden zum mehr als weit überwiegenden Teil unter der Gewalt von Zuhältern und Menschenhändlern (Schleppern) stehen (siehe: Weser-Kurier vom 26.11.2013, "Problem Zwangsprostitution" und Weser-Kurier vom 25.10.2012, "Sechs Menschenhändler verhaftet") und darauf aufbauend repressive Gesetzvorschläge gegen das Feld der erotischen und sexuellen Ausbeutung zu entwickeln, die heute als ProstSchutzGesetz firmieren.

Der Blick in das Zeitungsarchiv des Weser-Kurier in den Jahren 1994 - 2014 zeigte uns zudem, das über das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen mit großer Aufmerksamkeit, jedoch fast ausschließlich im Zusammenhang mit Straftatbeständen berichtet wurde. Die alltägliche Begegnung von Sexarbeitenden und Kunden, die in diesen zwanzig Jahren in der BRD milliardenfach erfolgte, wird in der Berichterstattung hingegen nicht abgebildet, sondern unter der Überschrift Freierbestrafung, schwedisches Modell, ebenfalls der Kriminalisierung unterzogen. Die Vereinseitigung der medialen Darstellung gesellschaftlicher Felder und Gruppen unter dem Fokus der Kriminalität ist ein typisches Merkmal von Stigmatisierungsprozessen. Sie sind damit eine Vortsufe von Ideologien der Ungleichwertigkeit, die Ausgangspunkt faschistischer Politiken sein können.

Die Bremer Bürgerschaft, der Senat Bremens und die Bremer Medien, insbesondere Buten und Binnen und der Weser Kurier, sollten das zum Anlass nehmen, dem Versprechen von Weltoffenheit zu folgen und - auch wegen ihrer persönlichen Angriffe gegen uns - einen Beitrag zur Akzeptanz und zum Respekt leisten, den das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen ebenso wie andere Berufszweige, verdient und dringend benötigt, zumal im Zusammenhang mit dem Welthurentag am 02. Juni auch dieses Jahres.

Die Aufarbeitung der eigenen ablehnenden Haltungen ist dabei Voraussetzung für notwendige Rehabilitierungen. Ein aktuell eklatantes Beispiel amtlicher Verunglimpfung von Sexarbeitenden, insbesondere rumänischen Sexarbeiterinnen, die in Bremen in Wohnungen tätig sind oder waren, sind die eventuell als volksverhetzend bewertbaren Aussagen der Landesfrauenbeauftragten Hauffe und des Innensenators Mäurer, die am 25. und 26.11.2013 in einer Pressemitteilung der Landesfrauenbeauftragten und des Senators des Inneren sowie durch den o.g. Artikel des Weser-Kurier publiziert wurden.

In der Anlage befindet sich dazu ein ausführlicheres Deutsch - Rumänisches Dokument. Um rumänischen Sexarbeitenden zu ermöglichen, informierte, also geschützte Personen in eigener Sache zu sein, gehört es zum Konzept des Haus9 solche Übersetzungen zur Verfügung zu stellen. Ein Konzept, dem amtlicherseits in Bremen nicht gefolgt wird. Mit dem Hinweis auf fehlende Sprachkompetenz, wird zwar von Gefährdung aufgrund mangelnder Informiertheit gesprochen, die Gefährdung also richtig diagnostiziert, aber zugleich in diesem amtlichen Wissen durch Unterlassung von Übersetzung diese Gefährdung amtlich (re-)produziert.

Das Dokument wurde auch auf Sexworker.at veröffentlicht. Es gibt dem Bremer Innensenator und der Bremer Landesfrauenbeauftragte die Gelegenheit, Fehleinschätzungen und daraus fogende Herabwürdigungen zurückzunehmen sowie - durch amtliche Rehabilitierung - respektvoll Augenhöhe zu Aktiven im Feld der sexuellen und erotischen Dienstleistungen Bremens herzustellen.

Denn das bestehende, aufrechterhaltene und beförderte Stigma, das dieses Feld amtlich traf ist es, dass die in ihm Aktiven, auch durch grundrechtswidrige Eingriffe in deren Freiheits- und Menschenrechte, wie die, die jetzt im ProstSchutzGesetzEntwurf vorgesehen sind, ebenso gefährdet, wie die Rechtsstaatlichkeit, die durch die bisherigen amtlichen Vorverurteilungen dieses Feldes bereits unterhölt sind, wovor Wiebke Ramm mit ihrem Hinweis auf den unvergleichlichen Rang der Unschuldsvermutung für den Rechtsstaat im Weser-Kurier vom 03.06.2015, S.2, im Artikel «Wilde Spekulationen» warnt.

Wir möchten zum Schluss nicht versäumen auf die aktuellen Kommentare in dieser Sache in der online Ausgabe des Weser-Kurier hinzuweisen:

http://www.weser-kurier.de/bremen/breme ... 37248.html
und
http://www.weser-kurier.de/startseite_a ... .html#null