Risiko Oralverkehr ohne Kondom
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spannend, auf diesen gedanken mit dem nicht-zähneputzen bin ich ehrlich gesagt noch nie gekommen. aber jetzt wo ich es lese ist es vollkommen klar. hier kann man viel lernen. instinktiv hab ichs aber bisher richtig gemacht, ich verwende meridol das scharfe zeugs. ich biete zwar keinen ov ohne an aber küssen bei sympathie.
gv ohne kondom anzubieten (hab ich hier gelesen) ist ein irrwitz. wie weit kann man sinken, wie verzweifelt muss man sein, wie ... es ist für mich undenkbar, unvorstellbar. und doch sehe ich immer wieder solche "ao-klapsmühlen-inserate".
wenn mich am tel einer nach verkehr ohne fragt werde ich regelmässig wütend, kämpfe um meine beherrschung, möchte am liebsten sofort auflegen. das nervt mich, aber sowas von, ich kanns gar nicht beschreiben. diese typen sind so hohl dass denen der wind problemlos durch beide ohren pfeift.

gv ohne kondom anzubieten (hab ich hier gelesen) ist ein irrwitz. wie weit kann man sinken, wie verzweifelt muss man sein, wie ... es ist für mich undenkbar, unvorstellbar. und doch sehe ich immer wieder solche "ao-klapsmühlen-inserate".
wenn mich am tel einer nach verkehr ohne fragt werde ich regelmässig wütend, kämpfe um meine beherrschung, möchte am liebsten sofort auflegen. das nervt mich, aber sowas von, ich kanns gar nicht beschreiben. diese typen sind so hohl dass denen der wind problemlos durch beide ohren pfeift.

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nie vertrieben werden kann.
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- GoldStern
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da bin ich ganz deiner Meinungsofteis hat geschrieben:
gv ohne kondom anzubieten (hab ich hier gelesen) ist ein irrwitz. wie weit kann man sinken, wie verzweifelt muss man sein, wie ... es ist für mich undenkbar, unvorstellbar. und doch sehe ich immer wieder solche "ao-klapsmühlen-inserate".
wenn mich am tel einer nach verkehr ohne fragt werde ich regelmässig wütend, kämpfe um meine beherrschung, möchte am liebsten sofort auflegen. das nervt mich, aber sowas von, ich kanns gar nicht beschreiben. diese typen sind so hohl dass denen der wind problemlos durch beide ohren pfeift.

ab und an schalte ich mal Annoncen, was da für Anrufe kommen, ich könnte ko...... für kein Preis der Welt...
LG Moonlight
Wenn nicht jetzt - wann dann?
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Syphilis-Risiko ?!?!

Sozialministerin Katrin Altpeter hat geschrieben:Altpeter ist gegen eine Kondompflicht, denn diese schützten nicht gegen alle sexuell übertragbaren Krankheiten, etwa Syphilis.
Laut Stuttgarter Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (pro Zwangs-Kondom-Prostitution) zitiert nach Stuttgarter Zeitung vom 06.10.2013 16:07 Uhr www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.prost ... c8407.html
Ups, jetzt taucht die leidige Kondomdebatte auch in Stuttgart wieder auf und erfordert von uns Aufklärungs- & Abwehr-Arbeit.
Daher mal der Link zur Bayerischen-Zwangs-Kondom-Prostitutions-Verordnung
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=22584#22584
[movie]http://sexworker.no-ip.biz/sw/Reportsittenwidrig.flv[/movie]
Übersicht Sexwork & STI (sexually transmitted infection/Sexkrankheiten)
(Lübeck Studie 2008)

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- hat was zu sagen
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So richtig leidig wird das Thema OV ohne, wenn Betreiber/ Agenturchefs SW ihres Selbstbestimmungsrechts entledigen resp. (schon dem Kundenwunsch zuvorkommend) dahingehend selektieren, dass das Präse beim Blasen zwingend (sic!) beiseite zu bleiben habe.
Nachdem mir dieses Gebaren bereits im SM-Studio und einem "Edelbordell" entgegengebracht wurde, nun also auch in 'ner Hotel Lobby von der Chefin einer Escort-Agentur.
SW als Nebenjob lohnt da kaum noch, wenn man Kosten/Aufwand der Selbständigkeit (Räumlichkeiten anmieten, ausstatten, homepage, Werbung und überwiegende telef. Erreichbarkeit) gegenüber der angestrebten Kundenfrequenz abwägt.
Ist doch irre - und nur wegen Betreibern/Agenturchefs, die die Selbstbestimmung des SW nicht anerkennen.
Nachdem mir dieses Gebaren bereits im SM-Studio und einem "Edelbordell" entgegengebracht wurde, nun also auch in 'ner Hotel Lobby von der Chefin einer Escort-Agentur.
SW als Nebenjob lohnt da kaum noch, wenn man Kosten/Aufwand der Selbständigkeit (Räumlichkeiten anmieten, ausstatten, homepage, Werbung und überwiegende telef. Erreichbarkeit) gegenüber der angestrebten Kundenfrequenz abwägt.
Ist doch irre - und nur wegen Betreibern/Agenturchefs, die die Selbstbestimmung des SW nicht anerkennen.
Rien faire comme und bête.
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- PlatinStern
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Daran sind aber nicht nur die Betreiber schuld, sondern es ist die Kundennachfrage, die seit geraumer Zeit FO als quasi Normalzustand für sich erhoben hat.
Natürlich nicht alle, aber eben doch sehr viele.
Aus diesem Grund habe ich längere Zeit mit sw pausiert, und mich bei meinem Wiedereinstieg ausschliesslich auf Tantramassagen spezialisiert.
Als kleines "Privatvergnügen" sozusagen mache ich auch ab und an Escortdates...von (grob überschlagen) 100 Anfragen setzen ca. 98 FO zwingend voraus, weshalb dann ein Date für mich leider nicht in Frage kommt.
Woher die Fixierung auf ungeschützte Praktiken kommt weiss ich auch nicht, aber die Realität sieht leider so aus dass man sich in bestimmten Sparten wie z.B. Escort sehr schwer tut wenn man es nicht anbietet.
Für mich bedeutet es, dass ich etwa 2-3 Dates im Jahr habe *lach*
Es sind wunderschöne Begegnungen mit sehr besonderen Menschen, aber leben könnte man davon natürlich nicht.
Natürlich nicht alle, aber eben doch sehr viele.
Aus diesem Grund habe ich längere Zeit mit sw pausiert, und mich bei meinem Wiedereinstieg ausschliesslich auf Tantramassagen spezialisiert.
Als kleines "Privatvergnügen" sozusagen mache ich auch ab und an Escortdates...von (grob überschlagen) 100 Anfragen setzen ca. 98 FO zwingend voraus, weshalb dann ein Date für mich leider nicht in Frage kommt.
Woher die Fixierung auf ungeschützte Praktiken kommt weiss ich auch nicht, aber die Realität sieht leider so aus dass man sich in bestimmten Sparten wie z.B. Escort sehr schwer tut wenn man es nicht anbietet.
Für mich bedeutet es, dass ich etwa 2-3 Dates im Jahr habe *lach*
Es sind wunderschöne Begegnungen mit sehr besonderen Menschen, aber leben könnte man davon natürlich nicht.
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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- hat was zu sagen
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Wenn die sexuelle Dienstleistung bereits vorsorglich durch einen Betreiber/ Agenturchef dem potentiellen (nicht zwangsläufigen!) Wunsch des Kunden angepasst wird, finde ich das gelinde gesagt ätzend.
Entzieht mir immerhin die Möglichkeit, mich professionell vermitteln zu lassen (und geht m.E. sogar in Richtung dirigistischer Zuhälterei).
Bei einem Preissegment (ergo: geforderter softskills, die über das sexuelle Können hinausgehen), bei dem sich die Damen fernab von existentieller Not oder beruflicher Alternativlosigkeit wähnen, umso mehr.
Ich denke, das Angebot bestimmt die Nachfrage - inakzeptabel, sich da scheinheilig dem Kundenwunsch zu beugen, und genau dies als vermeintliche Norm zu etablieren.
Da platzt mir, mit Verlaub, echt der Kragen.
Glücklicherweise gibt's dann noch die Kunden, die beteuern, unsafe Dienstleistungen prinzipiell nicht in Anspruch zu nehmen.
Entzieht mir immerhin die Möglichkeit, mich professionell vermitteln zu lassen (und geht m.E. sogar in Richtung dirigistischer Zuhälterei).
Bei einem Preissegment (ergo: geforderter softskills, die über das sexuelle Können hinausgehen), bei dem sich die Damen fernab von existentieller Not oder beruflicher Alternativlosigkeit wähnen, umso mehr.
Ich denke, das Angebot bestimmt die Nachfrage - inakzeptabel, sich da scheinheilig dem Kundenwunsch zu beugen, und genau dies als vermeintliche Norm zu etablieren.
Da platzt mir, mit Verlaub, echt der Kragen.
Glücklicherweise gibt's dann noch die Kunden, die beteuern, unsafe Dienstleistungen prinzipiell nicht in Anspruch zu nehmen.
Rien faire comme und bête.
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RE: Risiko Oralverkehr ohne Kondom
Raucher sollten zurückhaltend mit alkoholhaltigen Mundspüllösungen sein
Anlass: Zur Zeit findet in Internet und Presse eine aktuelle Studie (online-Veröffentlichung: 28.03.2014) große Aufmerksamkeit, dass bei 3 und mehr Mundspülungen pro Tag das Risiko für Mund- und Rachenkrebs erhöht ist. Sexarbeiterinnen nutzen gern derartige Mundspülungen wie z.B. Listerine.
AHRENS W et al., Oral Oncology 2014; doi:10.1016/j.oraloncology.2014.03.001 (Link siehe unten)
Vorab-Fazit der praktischen Konsequenzen der Umsetzung der Erkenntnisse für die Sexarbeit:
Raucher(innen) sollten vermeiden, regelmäßig/häufig mehr als 2 x am Tag mit alkoholhaltigen Mundspüllösungen wie z.B. Listerine (gilt nicht für Listerine Zero) zu spülen/gurgeln. Sollte es für sie häufigere Anlässe pro Tag für Spülungen geben, sollten sie mindestens bei den weiteren Anlässen auf alkoholfreie Lösungen ausweichen.
Als Ausweichpräparate eignen sich nach ungeschütztem Oralsex oder anderen Situationen mit vergleichsweise hoch eingeschätztem Risiko („Hochrisikosituationen“) alkoholfreies Chlorhexidin (aber deutlich seltener als einmal am Tag anwenden, sonst Nebenwirkungen in Form von reversiblen, aber für Sexarbeiterinnen nicht akzeptablen Zungenrücken- und Zahnverfärbungen!),
für alle anderen Situationen bleiben dann nur alkoholfreie Mundspüllösungen (notfalls Leitungswasser) übrig, von denen aber nur eine schwächere antimikrobielle Wirksamkeit als in Anwesenheit von 20 % Alkohol erwartet werden kann.
Für Nichtraucher(innen) stellen alkoholhaltige Mundspülungen/Gurgeln wahrscheinlich kein Krebsrisiko dar, oder das Risiko ist bei häufigen Spülungen jedenfalls geringer erhöht als bei Raucherinnen. Genau weiß man das noch nicht. Bis Näheres in dieser Frage erforscht ist und endgültig Klarheit herrscht, sollten rein vorsorglich und vorsichtshalber auch nicht-rauchende Sexarbeiterinnen vermeiden, exzessiv mit alkoholhaltigen Mundspüllösungen zu spülen und gurgeln. Die Empfehlungen für Raucherinnen können auch für sie als Richtschnur dienen, die Nichtraucherinnen müssen es aber wohl nicht ganz so eng sehen.
Diese Empfehlungen sind als provisorisch zu betrachten, da die Studie viele Fragen aufwirft und dringend weiterer Forschungsbedarf besteht!
Und hier die Details:
Mundspül- und Gurgellösungen spielen im Zusammenhang mit Sexarbeit eine wichtige Rolle:
• sie verringern Zahnbeläge, Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischbluten und tragen damit zur „oralen Ästhetik“ bei (Ausnahme: reversible Zahn- und Zungenrückenverfärbungen bei längerfristiger regelmäßiger Anwendung von Chlorhexidin). Raucher haben ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischentzündungen/Zahnfleischbluten
• das verringerte Entzündungsniveau im Mund und Rachen (z.B. Mandeln) infolge regelmäßiger antiseptischer Mund-Rachen-Spülungen vermindert das Infektionsrisiko für virale und bakterielle Keime, STD und Nicht-STD, die man sich beim ungeschützten Oralsex oder auch Zungenküssen einfangen kann. Dies betrifft selbst solche Keime, gegen die die Spüllösungen nicht direkt wirksam sind (wie Papillomaviren - HPV)
• Verringerung/Beseitigung von Mundgeruch – durch Bekämpfung oder Blockierung jener Bakterienarten im Mund, die die schwefelhaltigen gasförmigen Stoffe produzieren, die den Mundgeruch verursachen, oder aber zeitlich begrenzte Neutralisierung dieser Stoffe
• Bei Spülung/Gurgeln nach oralen Risikosituationen wie ungeschütztem Oralsex oder auch Zungenküssen Verringerung des Risikos von Infektionen mit dabei übertragenen viralen oder bakteriellen STD-Keimen, sowohl durch rein mechanische Keimreduktion durch das Gurgeln, Spülen und Ausspucken wie auch durch die antiseptische Wirkung der Spüllösungen, die jedoch je nach Zusammensetzung sehr unterschiedlich und keimspezifisch ausfällt. Der sogenannte Goldstandard, d.h. die Spüllösung mit der stärksten und breitesten Wirksamkeit, ist dabei Chlorhexidin – leider nicht zur Daueranwendung geeignet (aber nicht direkt gegen Papillomaviren wirksam).
Zu beachten ist, dass niemals ein 100-%-Schutz vor Infektionen erwartet werden darf, sondern nur eine Verringerung des Risikos, indem – je nach Spüllösung – ein mehr oder weniger großer Teil der Infektionserreger abgetötet oder inaktiviert wird, also weniger infektionsfähige Viren oder Bakterien übrig bleiben – und je weniger Viren oder Bakterien, desto geringer das Infektionsrisiko
• Verringerung des Risikos für Nicht-STD-Infekte wie z.B. Halsinfekte nach „nahen“ Kontakten, Küssen oder Zungenküssen aus denselben Gründen im vorausgehenden Absatz genannt
• bei langfristiger Anwendung leichte bis moderate Verringerung des Risikos von Zahnkaries (weniger Zahnbeläge, ggf. zusätzlicher Fluoridgehalt in manchen Spüllösungen, dadurch geringeres Risiko für Karies oder langsameres Fortschreiten vorhandener Karies). Dies kann besonders für Sexarbeiterinnen relevant sein, die nicht krankenversichert sind, da privat zu bezahlende Kariesbehandlung in Deutschland nicht billig ist
Viele antiseptische Mundspüllösungen enthalten Alkohol; normales Listerine soll um 20 % Alkohol enthalten. Der genaue Alkoholgehalt ist oft nicht deklariert.
Da Alkohol als Risikofaktor für Mund- und Rachenkrebs gilt, wurde schon früher in mehreren Studien untersucht, ob Mundspüllösungen das Risiko für diesen Krebs fördern.
Aktuell wurde eine neue Studie mit Patienten mit Krebs im Mund-Rachen-Raum, Kehlkopf und Speiseröhre sowie gesunden „passenden“ (gematchten) Kontrollpatienten publiziert, bei der auch nach Nutzung und Häufigkeit von Mundspülungen gefragt wurde (AHRENS W et al., Link s.u.)
Angaben zu Mundspülungen lagen für 1932 Krebspatienten und 1981 gesunde Kontrollpatienten vor, die miteinander verglichen wurden.
Mundspülungen „seltener als 1 mal am Tag“ sowie „1 – 2 mal am Tag“ gingen nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko einher. Je nach Auswertungsmethode lag das Risiko (im Vergleich zu „Nie-Spülern“ = 100 % gesetzt) zwischen 94 % und 106 % und damit im Rahmen zufälliger Abweichungen („statistisch nicht signifikant").
Erfolgten 3 oder mehr Spülungen am Tag, war das Krebsrisiko in dem genannten Körperabschnitt je nach Auswertungsmethode auf 231 % bis 323 % erhöht; letztgenannten Wert erreichte man, wenn man die Effekte anderer risikoerhöhender oder -mindernder Einflussfaktoren herausrechnete (Adjustierung). Beschränkte man sich (bei maximaler Adjustierung) auf Krebs im Mund/Rachenraum sowie unteren Rachen/Kehlkopf, so lag das Risiko für die Personen, die 3 oder mehrmals am Tag gespült hatten, sogar bei 350 % (im Vergleich zu "Niespülern" = 100 %).
Da bei der Befragung nicht danach gefragt wurde, welche Mundspüllösungen benutzt wurden, bzw. ob diese alkoholfrei oder alkoholhaltig waren, kann diese Studie keine direkte Aussage dazu treffen, ob der Alkoholgehalt der Mundspüllösungen für dieses erhöhte Krebsrisiko verantwortlich war. Indirekte Hinweise stammen aber aus begleitenden genetischen Studien: es gibt Menschen mit genetischen Varianten, die Alkohol schneller abbauen; bei ihnen ist das Krebsrisiko im Mund und Rachen (auch bei Mundspülern) geringer.
Einschränkend weisen die Autoren allerdings auf die geringe Fallzahl von Personen mit 3 und mehr Mundspülungen hin (36 Patienten der „Krebsgruppe“, das entspricht 1,8 %, und 16 Personen der Kontrollgruppe, das entspricht 0,8 %). Sie können auch eine umgekehrte Ursache-Wirkungs-Beziehung nicht ausschließen: Wieso spült und gurgelt jemand dreimal oder öfter am Tag? Möglicherweise hatte er schon krebsbedingte Probleme oder Beschwerden im Mund oder Rachen, die ihn dazu veranlassten; die Autoren können nicht einmal ausschließen, dass einige der Patienten bereits unter Chemotherapie standen und deshalb so oft spülen und gurgeln mussten – also dass die häufigen Spülungen bei manchen Patienten nicht die Ursache, sondern die Folge der Krebserkrankung waren.
Ein Indiz, das eine solche Interpretation stützen könnte (wenn auch nicht in der Originalarbeit angesprochen), ist die Beobachtung, dass die Risikoerhöhung bei 3 und mehr Mundspülungen am Tag für Krebs von Mundhöhle und oberen Rachenbereich mit 350 % (statt 100 % bei Nie-Spülern) exakt ebenso hoch ausfiel wie bei Krebs im unteren Rachenbereich (Hypopharynx) und Kehlkopfbereich.
Beim „korrekten“ Mundspülen und Gurgeln (ohne Schlucken) mit anschließendem Ausspucken
gelangt aber keine Spüllösung so tief in den Rachen, das sie den unteren Rachenbereich und gar die Kehlkopfregion benetzt.
Es sei denn, man verschluckt versehentlich etwas. Das ist natürlich möglich, aber dies dürften dann nur kleine Mengen sein und die Kontaktzeit mit der Schleimhaut ist beim Verschlucken auch geringer als beim Spülen und Gurgeln. Dass Kontaktzeit (also Spülen im Vergleich zum Schlucken) beim Krebsrisiko eine Rolle spielt, könnte auch aus dem als „überraschend“ bewerteten Ergebnis resultieren, dass sich der Schutzeffekt der Genvariante mit schnellerem Alkoholabbau vor Mund-/Rachenkrebs bei „Mundspülern“ relativ stärker auswirkt als bei Alkoholikern: offenbar ist die Alkoholeinwirkung auf die Mund- und Rachenschleimhaut beim Spülen/Gurgeln gravierender als beim Trinken/Schlucken, was eine Frage der Kontaktdauer zwischen alkoholhaltiger Flüssigkeit und Schleimhaut sein dürfte.
Wenn also Mundspülungen/Gurgeln das Krebsrisiko erhöht, wäre daher zu erwarten, dass dieser Effekt im Mund-Rachen-Raum höher ausfällt als im unteren Rachen/Kehlkopfbereich. Dies ist aber nicht der Fall, der Effekt war exakt gleich groß (abgesehen einmal von statistischen Unsicherheiten aufgrund der kleinen Fallzahlen von „Vielspülern“).
Die Studie lässt also viele Fragen offen, besonders wegen der kleinen Fallzahl von Vielspülern, dem Umstand, dass nicht bekannt ist, welche Spüllösungen zum Einsatz kamen (mit/ohne Alkohol), und dass nicht erfasst wurde, aus welchem Grund die „Vielspüler“ so viel spülten (vielleicht als Folge von Beschwerden infolge der Krebserkrankung oder gar der Krebsbehandlung?).
Die Autoren diskutieren daher nach Vorlage ihrer eigenen Ergebnisse die bisher vorliegenden Studien zum Zusammenhang zwischen Mundspüllungen und Krebs im Mund-Rachen-Raum: Eine Studie fand keinen Zusammenhang, eine Studie fand einen schwachen Zusammenhang, der aber so gering war, dass er statistisch nicht abgesichert werden konnte (also Zufallswahrscheinlichkeit größer als 5 %), drei Studien fanden einen Zusammenhang nur mit alkoholhaltigen Mundspülungen, und eine Studie sowohl mit alkoholhaltigen wie alkoholfreien Mundspülungen, wobei es in dieser Studie aber als fraglich gilt, ob die Patienten den Alkoholgehalt der Spülungen korrekt einschätzten.
Aus anderen Studien weiß man aber, dass Alkoholkonsum bei Nichtrauchern keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss auf das Krebsrisiko im Mund-Rachen-Raum ausübt. Alkohol ist also in diesem Bereich (das gilt so nur für den Mund-Rachen-Raum und nicht für andere Organe wie z.B. die Leber) nur ein Kofaktor, der das durch Rauchen bedingte Krebsrisiko verstärkt. Rauchen ist der stärkste Risikofaktor für Mund-Rachen-Krebs mit einem streng mengen- und zeitabhängigen Effekt, also Dosis-Wirkungs-Relation, wobei das Krebsrisiko bei langjährigen Starkrauchern auf mehr als das 10-Fache (im Vergleich zu Nichtrauchern) steigt.
Die Autoren vermuten, dass alkoholhaltige Mundspülungen, falls überhaupt, nur bei Rauchern das Risiko für Mund-/Rachen-Krebs erhöhen.
Als Fazit ist festzuhalten:
Die aktuelle Studie kann nicht ausschließen, dass das erhöhte Krebsrisiko im Mund, Rachen, unteren Rachen und Kehlkopf bei Vielspülern eine Fehlinterpretation sein könnte, weil manche Patienten womöglich infolge der Symptome der Krebserkrankung oder Behandlung (z.B. Chemotherapie, Bestrahlung) erst nach Auftreten des Krebses mit den häufigen Spülungen begonnen haben könnten, die dann nicht Ursache, sondern Folge der Krebserkrankung wären.
Die aktuelle Studie hat nicht zwischen alkoholhaltigen und –freien Spüllösungen unterschieden.
Die Fallzahlen der „Vielspüler“ sind zu gering, um zu prüfen, welchen Einfluss das Rauchen auf das erhöhte Krebsrisiko der „Vielspüler" hatte.
Zur definitiven Abklärung der Zusammenhänge wären neue Studien mit einer größeren Anzahl von „Vielspülern“ unter Patienten und Kontrollpersonen, die Erfassung des Alkoholgehalts der Mundspüllösungen sowie des Zeitpunkts der Aufnahme der Mundspülungen in Relation zu Beschwerden oder Behandlungen der Krebserkrankung (Mundspülungen als mögliche Ursache oder aber als Folge der Krebserkrankung?) vonnöten.
Aufgrund der Auswertung der bisher vorliegenden Literatur sieht es aber so aus, dass häufiges Spülen/Gurgeln mit alkoholhaltigen Spüllösungen das Krebsrisiko im Mund-Rachen-Raum jedenfalls bei Rauchern zu erhöhen scheint.
Alkoholfreie Mundspüllösungen stellen in der Gesamtschau der bisher vorliegenden Ergebnisse dagegen wohl weder bei Rauchern noch bei Nichtrauchern ein Risiko dar.
Alkoholhaltige Mundspülungen stellen bei Nichtrauchern vermutlich kein relevantes Risiko dar, da Alkohol im Mund-Rachen-Raum vor allem als verstärkender Faktor beim durch Rauchen bedingten Krebs wirkt.
Diese Schlussfolgerungen sind als provisorisch anzusehen. Es ist zu hoffen, dass die aktuelle Studie dazu führt, dass eine weitere Studie veranlasst wird, in der diesen Fragen im oben beschriebenen Sinne gezielt nachgegangen wird.
Praktische Konsequenzen:
Die Kombination aus Rauchen und Sexarbeit ist ohnehin ungünstig. Rauchen erhöht z.B. die Wahrscheinlichkeit, dass HPV-Infektionen am Gebärmutterhals (die sich nicht rechtzeitig HPV-geimpfte Sexarbeiterinnen mit recht hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später einfangen werden) dauerhaft (persistierend) werden können und dann im Laufe der Jahre in Krebs übergehen. Nichtraucherinnen haben eine größere Chance, solche Infektionen von selbst zu überwinden, dass sie wieder verschwinden.
Raucherinnen sollten nach der derzeitigen Kenntnislage auch zurückhaltend mit alkoholhaltigen Mundspül- und Gurgel-Lösungen sein, diese jedenfalls nicht häufiger als 2 x am Tag verwenden.
Bei häufigerem Anlass für Spülungen sollten sie daher auf alkoholfreie Produkte ausweichen, z.B. Listerine Zero statt normalem Listerine. Allerdings müssen sie dann inkauf nehmen, dass der antiinfektiöse Effekt z.B. gegen Viren niedriger ausfällt. Wenn 20 % Alkohol in der Spüllösung „fehlen“, kann man nicht davon ausgehen, dass die Lösung Viren und Bakterien dann noch in demselben Umfang abtötet/inaktiviert wie mit diesem Alkoholgehalt.
Bei Chlorhexidin dürfte der Verzicht auf den Alkoholgehalt (es gibt inzwischen auch zahlreiche alkoholfreie Chlorhexidin-Präparate) kaum abschwächende Effekte haben, denn selbst bei den alkoholhaltigen Lösungen ist der Alkoholgehalt recht schwach (z.B. 7 %), und Chlorhexidin ist für sich alleingenommen schon ein hochpotenter Wirkstoff gegen Viren und Bakterien.
Demgegenüber ist jedenfalls naheliegend, das Listerine Zero STD-Keime (Viren, Bakterien) nicht im gleichen Umfang inaktivieren kann wie Listerine mit 20 % Alkohol.
Dennoch muss beim aktuellen Kenntnisstand Raucherinnen davon abgeraten werden, mehr als 2 x am Tag mit normalem Listerine oder anderen alkoholhaltigen Lösungen zu spülen. Falls sie z.B. aufgrund ihres oralsexbezogenen Risikoverhaltens öfters spülen wollen, sollten sie die Spüllösungen differenziert einsetzen:
Bei Situationen mit besonders hohem Risiko sollten sie die Listerine-Spülung durch alkoholfreies Chlorhexidin ersetzen,
in Situationen mit relativ geringem Risiko durch Spülungen mit Listerine Zero oder anderen alkoholfreien Spüllungen.
Also: statt „immer“ normales Listerine zu nehmen, zu differenzieren:
Sehr hohes Risiko = alkoholfreies Chlorhexidin (aber weniger als 1 x am Tag wegen Nebenwirkungen wie Zungen-, Zahnverfärbungen, Geschmacksstörungen)
Hohes Risiko = Listerine (mit Alkohol, maximal 2 x am Tag)
Relativ geringeres Risiko: Listerine Zero oder andere alkoholfreie Mundspüllösungen, notfalls Leitungswasser
Für Nichtraucherinnen ergeben sich nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine unmittelbaren Konsequenzen, was die Häufigkeit alkoholhaltiger Mundspülungen angeht. Allerdings sollten auch sie – angesichts der noch bestehenden wissenschaftlichen Unsicherheiten in dieser Frage – ebenfalls zurückhaltend mit alkoholhaltigen Mundspülungen umgehen und nicht zigmal am Tag Listerine mit 20 % Alkohol oder Ähnliches nutzen.
Auch sie sollten daher sicherheitshalber (bis man mehr weiß!) die oben (für Raucherinnen) vorgeschlagene Begrenzung auf maximal 2 Spülungen am Tag mit alkoholhaltigen Lösungen einhalten und Listerine (oder Ähnliches mit Alkohol) in seltenen/gelegentlichen "Hochrisikosituationen" durch alkoholfreies Chlorhexidin und in Situationen mit eher geringerem Risiko durch alkoholfreie Mundspüllösungen (notfalls Leitungswasser) ersetzen. Sie dürfen diese Empfehlungen aber wohl etwas locker sehen als Raucherinnen, und ihr Risiko für Krebs im Mund und Rachen ist bei ihnen sowieso viel geringer als bei Nichtraucherinnen.
Ggf. können diese Erkenntnisse auch Anlass geben, das eigene Rauchverhalten oder auch das Risikoverhalten beim Oralsex (muss ich alles tun, was die Kunden wollen? Was möchte ich selbst, was möchte ich vielleicht auch eigentlich nicht im Rahmen meines sexuellen Selbstbestimmungsrechts, und was sind ggf. die sich daraus ergebenden z.B. wirtschaftlichen Konsequenzen?) zu überdenken.
Link:
Direktlink scheint nicht zu funktionieren, daher hier nur die URL:
http://www.oraloncology.com/article/S13 ... 7/abstract
Volltext ist nicht frei zugänglich und kann aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht zur Verfügung gestellt werden.
Eddy
Anlass: Zur Zeit findet in Internet und Presse eine aktuelle Studie (online-Veröffentlichung: 28.03.2014) große Aufmerksamkeit, dass bei 3 und mehr Mundspülungen pro Tag das Risiko für Mund- und Rachenkrebs erhöht ist. Sexarbeiterinnen nutzen gern derartige Mundspülungen wie z.B. Listerine.
AHRENS W et al., Oral Oncology 2014; doi:10.1016/j.oraloncology.2014.03.001 (Link siehe unten)
Vorab-Fazit der praktischen Konsequenzen der Umsetzung der Erkenntnisse für die Sexarbeit:
Raucher(innen) sollten vermeiden, regelmäßig/häufig mehr als 2 x am Tag mit alkoholhaltigen Mundspüllösungen wie z.B. Listerine (gilt nicht für Listerine Zero) zu spülen/gurgeln. Sollte es für sie häufigere Anlässe pro Tag für Spülungen geben, sollten sie mindestens bei den weiteren Anlässen auf alkoholfreie Lösungen ausweichen.
Als Ausweichpräparate eignen sich nach ungeschütztem Oralsex oder anderen Situationen mit vergleichsweise hoch eingeschätztem Risiko („Hochrisikosituationen“) alkoholfreies Chlorhexidin (aber deutlich seltener als einmal am Tag anwenden, sonst Nebenwirkungen in Form von reversiblen, aber für Sexarbeiterinnen nicht akzeptablen Zungenrücken- und Zahnverfärbungen!),
für alle anderen Situationen bleiben dann nur alkoholfreie Mundspüllösungen (notfalls Leitungswasser) übrig, von denen aber nur eine schwächere antimikrobielle Wirksamkeit als in Anwesenheit von 20 % Alkohol erwartet werden kann.
Für Nichtraucher(innen) stellen alkoholhaltige Mundspülungen/Gurgeln wahrscheinlich kein Krebsrisiko dar, oder das Risiko ist bei häufigen Spülungen jedenfalls geringer erhöht als bei Raucherinnen. Genau weiß man das noch nicht. Bis Näheres in dieser Frage erforscht ist und endgültig Klarheit herrscht, sollten rein vorsorglich und vorsichtshalber auch nicht-rauchende Sexarbeiterinnen vermeiden, exzessiv mit alkoholhaltigen Mundspüllösungen zu spülen und gurgeln. Die Empfehlungen für Raucherinnen können auch für sie als Richtschnur dienen, die Nichtraucherinnen müssen es aber wohl nicht ganz so eng sehen.
Diese Empfehlungen sind als provisorisch zu betrachten, da die Studie viele Fragen aufwirft und dringend weiterer Forschungsbedarf besteht!
Und hier die Details:
Mundspül- und Gurgellösungen spielen im Zusammenhang mit Sexarbeit eine wichtige Rolle:
• sie verringern Zahnbeläge, Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischbluten und tragen damit zur „oralen Ästhetik“ bei (Ausnahme: reversible Zahn- und Zungenrückenverfärbungen bei längerfristiger regelmäßiger Anwendung von Chlorhexidin). Raucher haben ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischentzündungen/Zahnfleischbluten
• das verringerte Entzündungsniveau im Mund und Rachen (z.B. Mandeln) infolge regelmäßiger antiseptischer Mund-Rachen-Spülungen vermindert das Infektionsrisiko für virale und bakterielle Keime, STD und Nicht-STD, die man sich beim ungeschützten Oralsex oder auch Zungenküssen einfangen kann. Dies betrifft selbst solche Keime, gegen die die Spüllösungen nicht direkt wirksam sind (wie Papillomaviren - HPV)
• Verringerung/Beseitigung von Mundgeruch – durch Bekämpfung oder Blockierung jener Bakterienarten im Mund, die die schwefelhaltigen gasförmigen Stoffe produzieren, die den Mundgeruch verursachen, oder aber zeitlich begrenzte Neutralisierung dieser Stoffe
• Bei Spülung/Gurgeln nach oralen Risikosituationen wie ungeschütztem Oralsex oder auch Zungenküssen Verringerung des Risikos von Infektionen mit dabei übertragenen viralen oder bakteriellen STD-Keimen, sowohl durch rein mechanische Keimreduktion durch das Gurgeln, Spülen und Ausspucken wie auch durch die antiseptische Wirkung der Spüllösungen, die jedoch je nach Zusammensetzung sehr unterschiedlich und keimspezifisch ausfällt. Der sogenannte Goldstandard, d.h. die Spüllösung mit der stärksten und breitesten Wirksamkeit, ist dabei Chlorhexidin – leider nicht zur Daueranwendung geeignet (aber nicht direkt gegen Papillomaviren wirksam).
Zu beachten ist, dass niemals ein 100-%-Schutz vor Infektionen erwartet werden darf, sondern nur eine Verringerung des Risikos, indem – je nach Spüllösung – ein mehr oder weniger großer Teil der Infektionserreger abgetötet oder inaktiviert wird, also weniger infektionsfähige Viren oder Bakterien übrig bleiben – und je weniger Viren oder Bakterien, desto geringer das Infektionsrisiko
• Verringerung des Risikos für Nicht-STD-Infekte wie z.B. Halsinfekte nach „nahen“ Kontakten, Küssen oder Zungenküssen aus denselben Gründen im vorausgehenden Absatz genannt
• bei langfristiger Anwendung leichte bis moderate Verringerung des Risikos von Zahnkaries (weniger Zahnbeläge, ggf. zusätzlicher Fluoridgehalt in manchen Spüllösungen, dadurch geringeres Risiko für Karies oder langsameres Fortschreiten vorhandener Karies). Dies kann besonders für Sexarbeiterinnen relevant sein, die nicht krankenversichert sind, da privat zu bezahlende Kariesbehandlung in Deutschland nicht billig ist
Viele antiseptische Mundspüllösungen enthalten Alkohol; normales Listerine soll um 20 % Alkohol enthalten. Der genaue Alkoholgehalt ist oft nicht deklariert.
Da Alkohol als Risikofaktor für Mund- und Rachenkrebs gilt, wurde schon früher in mehreren Studien untersucht, ob Mundspüllösungen das Risiko für diesen Krebs fördern.
Aktuell wurde eine neue Studie mit Patienten mit Krebs im Mund-Rachen-Raum, Kehlkopf und Speiseröhre sowie gesunden „passenden“ (gematchten) Kontrollpatienten publiziert, bei der auch nach Nutzung und Häufigkeit von Mundspülungen gefragt wurde (AHRENS W et al., Link s.u.)
Angaben zu Mundspülungen lagen für 1932 Krebspatienten und 1981 gesunde Kontrollpatienten vor, die miteinander verglichen wurden.
Mundspülungen „seltener als 1 mal am Tag“ sowie „1 – 2 mal am Tag“ gingen nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko einher. Je nach Auswertungsmethode lag das Risiko (im Vergleich zu „Nie-Spülern“ = 100 % gesetzt) zwischen 94 % und 106 % und damit im Rahmen zufälliger Abweichungen („statistisch nicht signifikant").
Erfolgten 3 oder mehr Spülungen am Tag, war das Krebsrisiko in dem genannten Körperabschnitt je nach Auswertungsmethode auf 231 % bis 323 % erhöht; letztgenannten Wert erreichte man, wenn man die Effekte anderer risikoerhöhender oder -mindernder Einflussfaktoren herausrechnete (Adjustierung). Beschränkte man sich (bei maximaler Adjustierung) auf Krebs im Mund/Rachenraum sowie unteren Rachen/Kehlkopf, so lag das Risiko für die Personen, die 3 oder mehrmals am Tag gespült hatten, sogar bei 350 % (im Vergleich zu "Niespülern" = 100 %).
Da bei der Befragung nicht danach gefragt wurde, welche Mundspüllösungen benutzt wurden, bzw. ob diese alkoholfrei oder alkoholhaltig waren, kann diese Studie keine direkte Aussage dazu treffen, ob der Alkoholgehalt der Mundspüllösungen für dieses erhöhte Krebsrisiko verantwortlich war. Indirekte Hinweise stammen aber aus begleitenden genetischen Studien: es gibt Menschen mit genetischen Varianten, die Alkohol schneller abbauen; bei ihnen ist das Krebsrisiko im Mund und Rachen (auch bei Mundspülern) geringer.
Einschränkend weisen die Autoren allerdings auf die geringe Fallzahl von Personen mit 3 und mehr Mundspülungen hin (36 Patienten der „Krebsgruppe“, das entspricht 1,8 %, und 16 Personen der Kontrollgruppe, das entspricht 0,8 %). Sie können auch eine umgekehrte Ursache-Wirkungs-Beziehung nicht ausschließen: Wieso spült und gurgelt jemand dreimal oder öfter am Tag? Möglicherweise hatte er schon krebsbedingte Probleme oder Beschwerden im Mund oder Rachen, die ihn dazu veranlassten; die Autoren können nicht einmal ausschließen, dass einige der Patienten bereits unter Chemotherapie standen und deshalb so oft spülen und gurgeln mussten – also dass die häufigen Spülungen bei manchen Patienten nicht die Ursache, sondern die Folge der Krebserkrankung waren.
Ein Indiz, das eine solche Interpretation stützen könnte (wenn auch nicht in der Originalarbeit angesprochen), ist die Beobachtung, dass die Risikoerhöhung bei 3 und mehr Mundspülungen am Tag für Krebs von Mundhöhle und oberen Rachenbereich mit 350 % (statt 100 % bei Nie-Spülern) exakt ebenso hoch ausfiel wie bei Krebs im unteren Rachenbereich (Hypopharynx) und Kehlkopfbereich.
Beim „korrekten“ Mundspülen und Gurgeln (ohne Schlucken) mit anschließendem Ausspucken
gelangt aber keine Spüllösung so tief in den Rachen, das sie den unteren Rachenbereich und gar die Kehlkopfregion benetzt.
Es sei denn, man verschluckt versehentlich etwas. Das ist natürlich möglich, aber dies dürften dann nur kleine Mengen sein und die Kontaktzeit mit der Schleimhaut ist beim Verschlucken auch geringer als beim Spülen und Gurgeln. Dass Kontaktzeit (also Spülen im Vergleich zum Schlucken) beim Krebsrisiko eine Rolle spielt, könnte auch aus dem als „überraschend“ bewerteten Ergebnis resultieren, dass sich der Schutzeffekt der Genvariante mit schnellerem Alkoholabbau vor Mund-/Rachenkrebs bei „Mundspülern“ relativ stärker auswirkt als bei Alkoholikern: offenbar ist die Alkoholeinwirkung auf die Mund- und Rachenschleimhaut beim Spülen/Gurgeln gravierender als beim Trinken/Schlucken, was eine Frage der Kontaktdauer zwischen alkoholhaltiger Flüssigkeit und Schleimhaut sein dürfte.
Wenn also Mundspülungen/Gurgeln das Krebsrisiko erhöht, wäre daher zu erwarten, dass dieser Effekt im Mund-Rachen-Raum höher ausfällt als im unteren Rachen/Kehlkopfbereich. Dies ist aber nicht der Fall, der Effekt war exakt gleich groß (abgesehen einmal von statistischen Unsicherheiten aufgrund der kleinen Fallzahlen von „Vielspülern“).
Die Studie lässt also viele Fragen offen, besonders wegen der kleinen Fallzahl von Vielspülern, dem Umstand, dass nicht bekannt ist, welche Spüllösungen zum Einsatz kamen (mit/ohne Alkohol), und dass nicht erfasst wurde, aus welchem Grund die „Vielspüler“ so viel spülten (vielleicht als Folge von Beschwerden infolge der Krebserkrankung oder gar der Krebsbehandlung?).
Die Autoren diskutieren daher nach Vorlage ihrer eigenen Ergebnisse die bisher vorliegenden Studien zum Zusammenhang zwischen Mundspüllungen und Krebs im Mund-Rachen-Raum: Eine Studie fand keinen Zusammenhang, eine Studie fand einen schwachen Zusammenhang, der aber so gering war, dass er statistisch nicht abgesichert werden konnte (also Zufallswahrscheinlichkeit größer als 5 %), drei Studien fanden einen Zusammenhang nur mit alkoholhaltigen Mundspülungen, und eine Studie sowohl mit alkoholhaltigen wie alkoholfreien Mundspülungen, wobei es in dieser Studie aber als fraglich gilt, ob die Patienten den Alkoholgehalt der Spülungen korrekt einschätzten.
Aus anderen Studien weiß man aber, dass Alkoholkonsum bei Nichtrauchern keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss auf das Krebsrisiko im Mund-Rachen-Raum ausübt. Alkohol ist also in diesem Bereich (das gilt so nur für den Mund-Rachen-Raum und nicht für andere Organe wie z.B. die Leber) nur ein Kofaktor, der das durch Rauchen bedingte Krebsrisiko verstärkt. Rauchen ist der stärkste Risikofaktor für Mund-Rachen-Krebs mit einem streng mengen- und zeitabhängigen Effekt, also Dosis-Wirkungs-Relation, wobei das Krebsrisiko bei langjährigen Starkrauchern auf mehr als das 10-Fache (im Vergleich zu Nichtrauchern) steigt.
Die Autoren vermuten, dass alkoholhaltige Mundspülungen, falls überhaupt, nur bei Rauchern das Risiko für Mund-/Rachen-Krebs erhöhen.
Als Fazit ist festzuhalten:
Die aktuelle Studie kann nicht ausschließen, dass das erhöhte Krebsrisiko im Mund, Rachen, unteren Rachen und Kehlkopf bei Vielspülern eine Fehlinterpretation sein könnte, weil manche Patienten womöglich infolge der Symptome der Krebserkrankung oder Behandlung (z.B. Chemotherapie, Bestrahlung) erst nach Auftreten des Krebses mit den häufigen Spülungen begonnen haben könnten, die dann nicht Ursache, sondern Folge der Krebserkrankung wären.
Die aktuelle Studie hat nicht zwischen alkoholhaltigen und –freien Spüllösungen unterschieden.
Die Fallzahlen der „Vielspüler“ sind zu gering, um zu prüfen, welchen Einfluss das Rauchen auf das erhöhte Krebsrisiko der „Vielspüler" hatte.
Zur definitiven Abklärung der Zusammenhänge wären neue Studien mit einer größeren Anzahl von „Vielspülern“ unter Patienten und Kontrollpersonen, die Erfassung des Alkoholgehalts der Mundspüllösungen sowie des Zeitpunkts der Aufnahme der Mundspülungen in Relation zu Beschwerden oder Behandlungen der Krebserkrankung (Mundspülungen als mögliche Ursache oder aber als Folge der Krebserkrankung?) vonnöten.
Aufgrund der Auswertung der bisher vorliegenden Literatur sieht es aber so aus, dass häufiges Spülen/Gurgeln mit alkoholhaltigen Spüllösungen das Krebsrisiko im Mund-Rachen-Raum jedenfalls bei Rauchern zu erhöhen scheint.
Alkoholfreie Mundspüllösungen stellen in der Gesamtschau der bisher vorliegenden Ergebnisse dagegen wohl weder bei Rauchern noch bei Nichtrauchern ein Risiko dar.
Alkoholhaltige Mundspülungen stellen bei Nichtrauchern vermutlich kein relevantes Risiko dar, da Alkohol im Mund-Rachen-Raum vor allem als verstärkender Faktor beim durch Rauchen bedingten Krebs wirkt.
Diese Schlussfolgerungen sind als provisorisch anzusehen. Es ist zu hoffen, dass die aktuelle Studie dazu führt, dass eine weitere Studie veranlasst wird, in der diesen Fragen im oben beschriebenen Sinne gezielt nachgegangen wird.
Praktische Konsequenzen:
Die Kombination aus Rauchen und Sexarbeit ist ohnehin ungünstig. Rauchen erhöht z.B. die Wahrscheinlichkeit, dass HPV-Infektionen am Gebärmutterhals (die sich nicht rechtzeitig HPV-geimpfte Sexarbeiterinnen mit recht hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später einfangen werden) dauerhaft (persistierend) werden können und dann im Laufe der Jahre in Krebs übergehen. Nichtraucherinnen haben eine größere Chance, solche Infektionen von selbst zu überwinden, dass sie wieder verschwinden.
Raucherinnen sollten nach der derzeitigen Kenntnislage auch zurückhaltend mit alkoholhaltigen Mundspül- und Gurgel-Lösungen sein, diese jedenfalls nicht häufiger als 2 x am Tag verwenden.
Bei häufigerem Anlass für Spülungen sollten sie daher auf alkoholfreie Produkte ausweichen, z.B. Listerine Zero statt normalem Listerine. Allerdings müssen sie dann inkauf nehmen, dass der antiinfektiöse Effekt z.B. gegen Viren niedriger ausfällt. Wenn 20 % Alkohol in der Spüllösung „fehlen“, kann man nicht davon ausgehen, dass die Lösung Viren und Bakterien dann noch in demselben Umfang abtötet/inaktiviert wie mit diesem Alkoholgehalt.
Bei Chlorhexidin dürfte der Verzicht auf den Alkoholgehalt (es gibt inzwischen auch zahlreiche alkoholfreie Chlorhexidin-Präparate) kaum abschwächende Effekte haben, denn selbst bei den alkoholhaltigen Lösungen ist der Alkoholgehalt recht schwach (z.B. 7 %), und Chlorhexidin ist für sich alleingenommen schon ein hochpotenter Wirkstoff gegen Viren und Bakterien.
Demgegenüber ist jedenfalls naheliegend, das Listerine Zero STD-Keime (Viren, Bakterien) nicht im gleichen Umfang inaktivieren kann wie Listerine mit 20 % Alkohol.
Dennoch muss beim aktuellen Kenntnisstand Raucherinnen davon abgeraten werden, mehr als 2 x am Tag mit normalem Listerine oder anderen alkoholhaltigen Lösungen zu spülen. Falls sie z.B. aufgrund ihres oralsexbezogenen Risikoverhaltens öfters spülen wollen, sollten sie die Spüllösungen differenziert einsetzen:
Bei Situationen mit besonders hohem Risiko sollten sie die Listerine-Spülung durch alkoholfreies Chlorhexidin ersetzen,
in Situationen mit relativ geringem Risiko durch Spülungen mit Listerine Zero oder anderen alkoholfreien Spüllungen.
Also: statt „immer“ normales Listerine zu nehmen, zu differenzieren:
Sehr hohes Risiko = alkoholfreies Chlorhexidin (aber weniger als 1 x am Tag wegen Nebenwirkungen wie Zungen-, Zahnverfärbungen, Geschmacksstörungen)
Hohes Risiko = Listerine (mit Alkohol, maximal 2 x am Tag)
Relativ geringeres Risiko: Listerine Zero oder andere alkoholfreie Mundspüllösungen, notfalls Leitungswasser
Für Nichtraucherinnen ergeben sich nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine unmittelbaren Konsequenzen, was die Häufigkeit alkoholhaltiger Mundspülungen angeht. Allerdings sollten auch sie – angesichts der noch bestehenden wissenschaftlichen Unsicherheiten in dieser Frage – ebenfalls zurückhaltend mit alkoholhaltigen Mundspülungen umgehen und nicht zigmal am Tag Listerine mit 20 % Alkohol oder Ähnliches nutzen.
Auch sie sollten daher sicherheitshalber (bis man mehr weiß!) die oben (für Raucherinnen) vorgeschlagene Begrenzung auf maximal 2 Spülungen am Tag mit alkoholhaltigen Lösungen einhalten und Listerine (oder Ähnliches mit Alkohol) in seltenen/gelegentlichen "Hochrisikosituationen" durch alkoholfreies Chlorhexidin und in Situationen mit eher geringerem Risiko durch alkoholfreie Mundspüllösungen (notfalls Leitungswasser) ersetzen. Sie dürfen diese Empfehlungen aber wohl etwas locker sehen als Raucherinnen, und ihr Risiko für Krebs im Mund und Rachen ist bei ihnen sowieso viel geringer als bei Nichtraucherinnen.
Ggf. können diese Erkenntnisse auch Anlass geben, das eigene Rauchverhalten oder auch das Risikoverhalten beim Oralsex (muss ich alles tun, was die Kunden wollen? Was möchte ich selbst, was möchte ich vielleicht auch eigentlich nicht im Rahmen meines sexuellen Selbstbestimmungsrechts, und was sind ggf. die sich daraus ergebenden z.B. wirtschaftlichen Konsequenzen?) zu überdenken.
Link:
Direktlink scheint nicht zu funktionieren, daher hier nur die URL:
http://www.oraloncology.com/article/S13 ... 7/abstract
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Eddy
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Manche wollen mit dem Anruf auch herausfinden, ob die SW "ohne" überhaupt anbietet.softeis hat geschrieben: wenn mich am tel einer nach verkehr ohne fragt werde ich regelmässig wütend, kämpfe um meine beherrschung, möchte am liebsten sofort auflegen.
Eben weil sie nur zu einer SW wollen, die immer ausnahmslos safer arbeitet.
Ist effektiver als zu fragen, "Arbeitest du immer safe?" ;-)
Vernünftige Kunden suchen ja durchaus auch SWs die nur safer arbeiten und dadurch (eher) gesund sind. Das sind dann auch angenehmere Kunden und eventuell zahlen die sogar eher einen höheren Preis.
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Blasen Ohne Kondom
Ich Blase grundsätzlich nur mit.
Allerdings ist da eine Breite Masse die nur Ohne wollen und sogar Ohne Kondom Sex haben wollen
.
Ich will aber kein aids und sage zu denen dass das nicht möglich sei aufgrund von übertragbaren Krankheiten.
Wie geht ihr mit den Männern um, die immer diskutieren...
oder habt ihr solche gar nicht
Allerdings ist da eine Breite Masse die nur Ohne wollen und sogar Ohne Kondom Sex haben wollen

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Blasen tu ich ohne, zahlen auch besser, müssen aber auch sauber sein, sonst lieber mit.
GV ohne Kondom würde ich NIE, wir sind jung und wollen gesund bleiben, dann verzichte ich lieber auf solch ein Kunde...
Und diskutieren, müssen die mit mir auch nicht, ich hab meine Linie, wems nicht passt soll´s lassen.
GV ohne Kondom würde ich NIE, wir sind jung und wollen gesund bleiben, dann verzichte ich lieber auf solch ein Kunde...
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RE: Blasen Ohne Kondom
Kondomgebot - Politisch motivierte fahrlässige Inkaufnahme von Körperverletzung
@ miljena und @all
Zum Thema Oralverkehr ohne finden sich ausführliche Informationen, die insbesondere von @ Eddy zur Verfügung gestellt wurden, denen aber leider, aus Gründen des Schutzes vor Diskriminierung aufgrund von Aktivität im stigmatisierten Feld der erotisch-sexuellen Dienste, keine Hinweis auf Verfassende des Textes beigefügt werden können. Grund: Gefahr des Arbeitsplatzverlustes und der sozialen Isolierung, der Vernichtung der ökonomischen und sozialen Existenz
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=3
Speziel zum Thema:
Risiko Oralverkehr ohne Kondom
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5630 und
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 349#140349
Das geplante Kondomgebot, dass auch für Oralsex gilt, veranlasste mich nach Rücksprache mit @ Eddy, einen von ihm verlinkten Text, in dem die Risiken von Oralsex ohne und die Möglichkeiten zur Riskioreduzierung im Zusammenhang mit dieser Dienstleistungnicht dargelegt wurden, nicht wie ursprünglich geplant 2015 ins Rumänische zu übersetzen.
Solche Informationen könnten nach zu erwartender Rechtslage als Rechtsbruch verstanden werden. Die Antwort auf Deine Nachfrage, schon Deine Nachfrage, könnte, legt man das beabsichtige Prostituiertenschutzgesetz (Regierungsentwurf - ProstSchG-RE, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/085/1808556.pdf) zugrunde - rechtlich unzulässig sein, da sie nahelegen, das ein Rechtsbruch beabsichtigt ist und dieser unterstützt würde.
Das ist die neue Freiheit des Denkens, des Diskurses und der Diskussion, die das ProstSchG auszeichnet. Entmündigung statt postulierter Selbstbestimmung. Welcher Schutz dadurch erzielt wurde, dass wir, Eddy und ich, uns veranlasst sahen, die Übersetzung der Informationen in Rumänische nicht zu realisieren, dass wäre eine Frage, die Du z.B. Sylvia Pantel, Berichterstatterin der CDU/CSU Fraktion im Ausschusss Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages, Email: sylvia.pantel@bundestag.de stellen könntest.
Sofern aufgrund des Informationsdefizits Kolleginnen aus z.B. RO erkrankt sind, die bei Anwendung empfohlener anderer Schutzvorkehrungen als dem des Kondomverbrauches nicht erkrankt wären, so dürfen diese sich bei z.B. Frau Pantel bedanken, dass Ihnen diese Informationen nicht in ihrer Landessprache zur Verfügung standen. Für mich ist das Aussnutzung der Hilflosigkeit aufgrund des Aufenthaltes in einem fremden Land zum Zweck der Rechtfertigung ideologischer Interessen der CDU/CSU Fraktion. Politisch motivierte, wenigstens fahrlässige Inkaufnahme von Körperverletzung, mittels Durchsetzung nicht wenigstens sorgfältig geprüfter gesetzlicher Absichten.
Die nicht wenigstens sorgfältige von Seiten eines Gastes von Sexarbeitenden erfolgte Prüfung auf deren wohlmöglich durch Notlagen herbeigeführte Entscheidung, der SW nachzugehen, so sieht es ein Gesetzentwurf des Justizminister Heiko Maas vor, könnte diesen übrigens bis zu 50.000 Euro und fünf Jahre Gefängnis als Strafe kosten.
Welches Strafmaß schlägst Du für die vor, die Veranwortung für das Kondomgebot des ProstSchG tragen und durch Informationsverhinderung grob fahrlässig vermeidbare körperliche Beeinträchtigungen oder gar schwere Erkrankungen von SW in Kauf genommen haben? Vielleicht um dadurch sich verändernde statischtische Werte von Erkrankungshäufigkeiten zu Lasten von SW zu benutzen, um das Kondomgebot zu rechtfertigen?
In mir, wenn ich über diese menschenverachtende Heuchelei nachdenke, in mir wächst der Zorn. Das ist angemessen und gut - es entfesselt Energie!
@ miljena und @all
Zum Thema Oralverkehr ohne finden sich ausführliche Informationen, die insbesondere von @ Eddy zur Verfügung gestellt wurden, denen aber leider, aus Gründen des Schutzes vor Diskriminierung aufgrund von Aktivität im stigmatisierten Feld der erotisch-sexuellen Dienste, keine Hinweis auf Verfassende des Textes beigefügt werden können. Grund: Gefahr des Arbeitsplatzverlustes und der sozialen Isolierung, der Vernichtung der ökonomischen und sozialen Existenz
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Speziel zum Thema:
Risiko Oralverkehr ohne Kondom
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5630 und
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 349#140349
Das geplante Kondomgebot, dass auch für Oralsex gilt, veranlasste mich nach Rücksprache mit @ Eddy, einen von ihm verlinkten Text, in dem die Risiken von Oralsex ohne und die Möglichkeiten zur Riskioreduzierung im Zusammenhang mit dieser Dienstleistungnicht dargelegt wurden, nicht wie ursprünglich geplant 2015 ins Rumänische zu übersetzen.
Solche Informationen könnten nach zu erwartender Rechtslage als Rechtsbruch verstanden werden. Die Antwort auf Deine Nachfrage, schon Deine Nachfrage, könnte, legt man das beabsichtige Prostituiertenschutzgesetz (Regierungsentwurf - ProstSchG-RE, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/085/1808556.pdf) zugrunde - rechtlich unzulässig sein, da sie nahelegen, das ein Rechtsbruch beabsichtigt ist und dieser unterstützt würde.
Das ist die neue Freiheit des Denkens, des Diskurses und der Diskussion, die das ProstSchG auszeichnet. Entmündigung statt postulierter Selbstbestimmung. Welcher Schutz dadurch erzielt wurde, dass wir, Eddy und ich, uns veranlasst sahen, die Übersetzung der Informationen in Rumänische nicht zu realisieren, dass wäre eine Frage, die Du z.B. Sylvia Pantel, Berichterstatterin der CDU/CSU Fraktion im Ausschusss Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages, Email: sylvia.pantel@bundestag.de stellen könntest.
Sofern aufgrund des Informationsdefizits Kolleginnen aus z.B. RO erkrankt sind, die bei Anwendung empfohlener anderer Schutzvorkehrungen als dem des Kondomverbrauches nicht erkrankt wären, so dürfen diese sich bei z.B. Frau Pantel bedanken, dass Ihnen diese Informationen nicht in ihrer Landessprache zur Verfügung standen. Für mich ist das Aussnutzung der Hilflosigkeit aufgrund des Aufenthaltes in einem fremden Land zum Zweck der Rechtfertigung ideologischer Interessen der CDU/CSU Fraktion. Politisch motivierte, wenigstens fahrlässige Inkaufnahme von Körperverletzung, mittels Durchsetzung nicht wenigstens sorgfältig geprüfter gesetzlicher Absichten.
Die nicht wenigstens sorgfältige von Seiten eines Gastes von Sexarbeitenden erfolgte Prüfung auf deren wohlmöglich durch Notlagen herbeigeführte Entscheidung, der SW nachzugehen, so sieht es ein Gesetzentwurf des Justizminister Heiko Maas vor, könnte diesen übrigens bis zu 50.000 Euro und fünf Jahre Gefängnis als Strafe kosten.
Welches Strafmaß schlägst Du für die vor, die Veranwortung für das Kondomgebot des ProstSchG tragen und durch Informationsverhinderung grob fahrlässig vermeidbare körperliche Beeinträchtigungen oder gar schwere Erkrankungen von SW in Kauf genommen haben? Vielleicht um dadurch sich verändernde statischtische Werte von Erkrankungshäufigkeiten zu Lasten von SW zu benutzen, um das Kondomgebot zu rechtfertigen?
In mir, wenn ich über diese menschenverachtende Heuchelei nachdenke, in mir wächst der Zorn. Das ist angemessen und gut - es entfesselt Energie!
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Re: Blasen Ohne Kondom

Grundsätzlich sollte die Entscheidung Blasen mit oder ohne Kondom jede/r selbst treffen.Miljena hat geschrieben:Ich Blase grundsätzlich nur mit.
Allerdings ist da eine Breite Masse die nur Ohne wollen und sogar Ohne Kondom Sex haben wollen.
Ich will aber kein aids und sage zu denen dass das nicht möglich sei aufgrund von übertragbaren Krankheiten.
Wie geht ihr mit den Männern um, die immer diskutieren...
oder habt ihr solche gar nicht
Klar hat man je nachdem dein oder anderen Kunden mehr oder weniger. Aber das ist bei anderen Dingen ja auch so.
Ich biete zum Beispiel nichts was auch nur annähernd in die Richtung AV geht. Auch nicht wenn man mir dafür mehr Geld bietet weil ich mich so sehr davor ekle das es für mich nicht in Frage kommt.
Wenn du dich für Blasen mit Kondom entschieden hast, fällt es vllt aus finanziellen Gründen schwer, weil weniger Einname, aber vielleicht könntest du genau dies auch nutzen um speziell damit zu werben. Genauso wie es Kunden gibt die ohne suchen, legen ebenso viele Wert auf absoluten Safer Sex.
Ein Freund meinte, ich hätte Wahnvorstellungen. Da wäre ich fast von meinem Einhorn gefallen!
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Guten Abend,
ich bin bin seit ich 18 bin, in dem Gewerbe drin. Vielleicht kann ich Dir ein paar Tipps geben.
Beim blasen ohne ist die Ansteckungsgefahr sehr gering:
Oralverkehr
Illustration Oralverkehr
Oralverkehr ist deutlich risikoärmer als Anal- und Vaginalverkehr: Die Mundschleimhaut ist widerstandsfähiger gegen HIV als andere Schleimhäute, außerdem „spült“ der Speichel Erreger von der Schleimhaut ab und wirkt verdünnend. Ein HIV-Risiko besteht, wenn beim „Blasen“, „Lecken“ oder „Lutschen“ Sperma oder Menstruationsblut in den Mund der Partnerin oder des Partners gelangt, doch ist es auch hier wesentlich geringer als beim ungeschützten Vaginal- oder Analverkehr. Bei Aufnahme von Scheidenflüssigkeit ohne Blut ist das Risiko noch einmal geringer, da die Viruskonzentration für eine Ansteckung in der Regel nicht ausreicht. Auch bei Aufnahme des „Lusttropfens“ ist das HIV-Risiko äußerst gering.
https://www.gib-aids-keine-chance.de/wi ... im_sex.php
Ich zum Beispiel blase zwar ohne, mache aber keine Aufnahme und Schlucken und kein GV ohne.
Leider fragen die Gäste trotzdem immer wieder.
Aber mach nur das worauf Du Lust hast. Bleibe bei Deinen Tabus.
Wenn Du 1 Tag keine Lust hast und Du kannst es dir leisten, mach das Handy aus und mach etwas anderes. Das ist für Dich sowie für die Gäste besser.
LG Lea Gina
ich bin bin seit ich 18 bin, in dem Gewerbe drin. Vielleicht kann ich Dir ein paar Tipps geben.
Beim blasen ohne ist die Ansteckungsgefahr sehr gering:
Oralverkehr
Illustration Oralverkehr
Oralverkehr ist deutlich risikoärmer als Anal- und Vaginalverkehr: Die Mundschleimhaut ist widerstandsfähiger gegen HIV als andere Schleimhäute, außerdem „spült“ der Speichel Erreger von der Schleimhaut ab und wirkt verdünnend. Ein HIV-Risiko besteht, wenn beim „Blasen“, „Lecken“ oder „Lutschen“ Sperma oder Menstruationsblut in den Mund der Partnerin oder des Partners gelangt, doch ist es auch hier wesentlich geringer als beim ungeschützten Vaginal- oder Analverkehr. Bei Aufnahme von Scheidenflüssigkeit ohne Blut ist das Risiko noch einmal geringer, da die Viruskonzentration für eine Ansteckung in der Regel nicht ausreicht. Auch bei Aufnahme des „Lusttropfens“ ist das HIV-Risiko äußerst gering.
https://www.gib-aids-keine-chance.de/wi ... im_sex.php
Ich zum Beispiel blase zwar ohne, mache aber keine Aufnahme und Schlucken und kein GV ohne.
Leider fragen die Gäste trotzdem immer wieder.
Aber mach nur das worauf Du Lust hast. Bleibe bei Deinen Tabus.
Wenn Du 1 Tag keine Lust hast und Du kannst es dir leisten, mach das Handy aus und mach etwas anderes. Das ist für Dich sowie für die Gäste besser.
LG Lea Gina
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- PlatinStern
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- Registriert: 01.09.2008, 18:26
- Ich bin: Keine Angabe
die Hauptrisiken beim ungeschützten Blasen sehe ich eher im Bereich HPV und Syphilis.
Für beide Übertragungen braucht es unglücklicherweise noch nicht einmal Kontakt mit Sperma oder Lusttröpfchen, d.h. ein einfaches lecken am Schaft würde im worst case genügen.
Ich will hier niemandem seine Arbeitsweise madig machen, aber die Risiken sind schwerlich kleinzureden.
(Und ich bin ehrlich: ich freue mich über jede/n, der auch Oralverkehr mit unvertrauten Partnern konsequent nur geschützt anbietet. Leider sind`s mittlerweile ja fast die Exoten unter den SW)
Für beide Übertragungen braucht es unglücklicherweise noch nicht einmal Kontakt mit Sperma oder Lusttröpfchen, d.h. ein einfaches lecken am Schaft würde im worst case genügen.
Ich will hier niemandem seine Arbeitsweise madig machen, aber die Risiken sind schwerlich kleinzureden.
(Und ich bin ehrlich: ich freue mich über jede/n, der auch Oralverkehr mit unvertrauten Partnern konsequent nur geschützt anbietet. Leider sind`s mittlerweile ja fast die Exoten unter den SW)
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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- Senior Admin
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- Registriert: 15.06.2006, 19:26
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- Ich bin: engagierter Außenstehende(r)
Ich habe mir erlaubt den Thread "Blasen mit Kondom" mit dem Thread "Risiko Oralverkehr ohne Kondom" zusammen zu führen. Es sind also etliche Seiten "oben" dazugekommen, welche bereits einige Fragen zum Thema klären könnten.
Auch glaube ich generell, dass die Diskussion im Bereich "Krankheiten - Schutz - und Diagnose" bestens aufgehoben ist.
Liebe Grüße und bitte um Verständnis und Kenntnisnahme
christian
Hierzu noch ein Querverweis: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=12380 - in diesem Themenstrang geht es gezielt um das Risiko einer HIV-Infektion beim Oralverkehr.
Auch glaube ich generell, dass die Diskussion im Bereich "Krankheiten - Schutz - und Diagnose" bestens aufgehoben ist.
Liebe Grüße und bitte um Verständnis und Kenntnisnahme
christian
Hierzu noch ein Querverweis: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=12380 - in diesem Themenstrang geht es gezielt um das Risiko einer HIV-Infektion beim Oralverkehr.
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RE: Risiko Oralverkehr ohne Kondom
Als ich vor ca. 8 Jahren realisierte, dass selbst hochgebildete, sehr gesundheitsbewusste (und dabei sogar eher ängstlich strukturierte), wohlinformierte SW Blasen ohne Kondom praktizierten – was so gar nicht zu ihrem sonstigen Verhalten passte –, war ich richtig geschockt. Das war für mich damals ein absolutes No-Go.
Recht schnell habe ich aber erkannt, dass es dafür eine Vielzahl guter Gründe gab (über rein finanzielle Aspekte hinaus), plausibel und nachvollziehbar, und dass die Entscheidung für Blasen ohne Kondom (ggf. nicht einmal mit jedem Kunden) das Ergebnis einer komplexen und sorgfältigen Abwägung von Vor- und Nachteilen war.
Damit wurde klar, dass ein pauschales striktes Abraten vom ungeschützten Blasen – oder gar ein Verbot, wie es jetzt kommt – für die SW nicht wirklich zielführend und hilfreich wäre. Klar ist, dass die offizielle Seite (öffentlicher Gesundheitsdienst, AIDS-Hilfen usw.) geschützten Oralverkehr als Standard propagieren müssen. Die können gar nicht anders, sonst würden sie sich bei Infektionsfällen womöglich sogar haftbar machen.
Unterhalb dieser Ebene ist aber Verständnis aufzubringen für diejenigen SW, die gute Gründe haben, mit manchen oder vielen (nicht unbedingt aber allen) Kunden ungeschützten OV (Blasen) zu betreiben. Mit „guten Gründen“ meine ich nicht den Zuhälter/Zwangsprostituierer, den die Politiker hinter ausnahmsloser jeder SW vermuten, sondern die persönliche Ebene der SW. Ein simples Beispiel von vielen: wer gut (kondomlos) bläst, braucht weniger häufig und/oder weniger lang GV zu betreiben. Manchen SW kommt eine Reduktion der GV-Dauer und –Frequenz durchaus entgegen. Dies nur als ein Argument unter vielen. Entlastet auf jeden Fall den Genitaltrakt.
Manche SW wollen auch nicht den ganzen Tag an Latex herumlutschen - und aus manchen Latexkondomen lösen sich Versuchen zufolge auch erhebliche Mengen krebserregender Nitrosamine heraus, auch wenn man dabei ist, durch Umstellung von Produktionsprozessen die Nitrosaminbelastung zu reduzieren. Manche SW ekeln sich vor den stinkend schmeckenden Kondomen, andere vor unkondomierten Penissen ... beides sollte man tolerieren.
Unter diesen Rahmenbedingungen scheint es nicht sinnvoll zu sein, kondomloses Blasen zu einem Tabu oder gar kriminellen Akt zu machen. Gerade die individuelle Abwägung der Vor- und Nachteile im persönlichen Einzelfall der SW, und dann nochmals in jeder einzelnen konkreten Kundenbegegnung, ist ein gutes Beispiel für gelebtes sexuelles Selbstbestimmungsrecht der SW (jedenfalls sofern sie nicht von Dritten zum kondomlosen Blasen gezwungen wird).
Statt Tabuisierung und Kriminalisierung sollte es daher darum gehen, das sexuelle Selbstbestimmungsrecht zu stärken. Ja, ungeschütztes Blasen ist nicht risikofrei und auch nicht risikoarm. Es ist aber deutlich risikoärmer als ungeschützter GV und AV, aber auch risikoreicher als Zungenküsse.
Aber es gibt viele Maßnahmen, um das Risiko von kondomlosen Blasen deutlich zu reduzieren. Auch das ist im Rahmen des sexuellen Selbstbestimmungsrechts möglich.
Die Risikominimierung fängt an mit der Kundenselektion für ungeschütztes Blasen (oben schon in Postings angesprochen: „sauber“), der unauffälligen Penisinspektion (nichts Verdächtiges – ausreichend Licht vorausgesetzt), dem Verzicht auf Spermaaufnahme und –verschlucken und auch von Deep Throat, weil die Lusttropfen dann direkt und nicht durch Speichel verdünnt mit der für virale und bakterielle Krankheitserreger besonders empfänglichen Rachenregion (z.B. Mandeln) in Kontakt geraten. Die schützende Wirkung des Speichels wurde ja auch schon von einem Vorposter erwähnt, was absolut richtig und wichtig ist, aber beim DT nicht mehr so recht funktioniert.
Hinzu tritt das Vermeiden von Eintrittspforten für Krankheitserreger im Mund (z.B. Piercings) und das vorübergehende Aussetzen von kondomlosem Blasen bei Wunden, Geschwüre, Bläschen, Entzündungen im Mund oder an den Lippen (auch Mundwinkeln), auch nach blutiger zahnärztlicher Behandlung. („War gerade beim Zahnarzt“ ist übrigens eine gute Ausrede, wenn eine SW mit einem Kunden kein FO betreiben will).
Antiseptische Mundspüllösungen können ebenfalls eine Rolle spielen, wobei man sie allerdings risikoorientiert einsetzen sollte (wichtig: intensiv gurgeln). Man kann natürlich nicht nach jedem FO mit einer hochwirksamen antiseptischen Lösung spülen (Überdosierung, Nebenwirkungen), und alkoholhaltige Lösungen sollten bei Raucherinnen ohnehin nur selten zur Anwendung kommen (höchstens 1 - 2 x am Tag).
Zum Thema Mundspülungen/Gurgeln gibt es verschiedene Konzepte, deren Darlegung hier zu weit führen würde. Selbst Ausspülen und Gurgeln mit Wasser vermindert Infektionsrisiken, wie eine japanische Studie zeigte (in dem Fall reduzierten sich sogar Atemwegserkrankungen, die eigentlich „tiefer“ ansetzen als die typischen STD-Erreger). Carrageen-Spülungen haben antivirale Wirkungen, ohne die Bakterienflora zu beeinflussen und lokale Nebenwirkungen wie Verfärbungen zu hinterlassen.
Eine ideale „Oralsex“-Spüllösung gibt es leider noch nicht, aber risikoadaptiert können Spülungen/Gurgeln (und sei es nur Leitungswasser) Infektionsrisiken verkleinern, es müssen dazu nicht immer die „schärfsten Geschütze“ aufgefahren werden.
Geht man mal die Erreger einzeln durch, so ist HPV (Typ 16) eigentlich am gefährlichsten, denn er kann (wenn auch selten) nach vielen Jahren zu Krebs im Rachenbereich (Mandeln, Zungengrund) führen. Zwar selten, bei Frauen noch seltener als bei Männern, bei Raucherinnen eher als bei Nichtraucherinnen (aber auch bei diesen möglich) – aber immerhin. Persistierende HPV-16-Infektionen im Rachenbereich sind langfristig gesehen ein Krebsrisiko. Prävention ist aber möglich durch HPV-Impfung, und wie der Costa Rica Vaccine Trial gezeigt hat, schützt die Impfung hoch effektiv (> 90 %) vor Infektionen im Mund-Rachen-Raum auch dann noch, wenn sie „zu spät“, also im Erwachsenenalter erfolgte (in der Studie waren die Frauen zum Impfzeitpunkt 18 – 26 Jahre alt, verimpft wurde Cervarix). Fazit: das HPV-Problem beim Blasen ohne Kondom ist durch Impfung lösbar (während die verspätete Impfung für den genitalen Bereich nur noch reduzierte Schutzeffekte bietet, je nach individueller HPV-Erfahrung bis zum Impfzeitpunkt).
Gegen Hepatitis B sollte ohnehin jede SW geimpft sein, bzw. bei lange zurückliegender Impfung ihren Titer bestimmen lassen, ob eine erneute Impfdosis notwendig ist.
Syphilis wurde oben schon von einem Vorposter angesprochen – ja, das stimmt, die Rolle von Oralverkehr bei der Syphilisübertragung wurde lange unterschätzt. Erfahrungen aus der MSM-Szene zeigten, dass das durchaus ein wichtiger Übertragungsweg ist. Prävention ist schwierig – wichtig ist Kundenselektion, Penisinspektion, Vermeidung von Eintrittspforten im eigenen Mund; aber nicht alle Primäraffekte am Penis sind als solche erkennbar oder vielleicht gerade schon wieder abgeheilt – hier bleibt dann nur die Sekundärprävention durch serologische Untersuchungen in adäquaten Zeitabständen. Immerhin ist rechtzeitig erkannte Syphilis nach wie vor gut behandelbar mit Antibiotika. Auch beim GV mit Kondom kann man sich Syphilis holen, wenn der infektiöse Primäraffekt in nicht kondomierten Abschnitten der Penisbasis sitzt, die mit weiblichen Genitalschleimhäuten in Kontakt kommen. Ja sogar über die Leistengegend sind Infektionen möglich. Gelegentliche serologische Untersuchungen auf Syphilis sind somit allen SW anzuraten – egal ob sie geschützt oder ungeschützt blasen. Glücklicherweise ist Syphilis in der heterosexuellen Szene in Deutschland sehr selten (mehr ein Problem der MSM), und wenn bei SW aus bestimmten Ländern viel häufiger Antikörper gegen Syphilis (Seronarben) gefunden werden als aus anderen Ländern, spricht dies dafür, dass ein Teil dieser Infektionen bzw. Seronarben von ausgeheilten Infektionen bereits mitgebracht wurde und nicht in Deutschland erworben ist.
Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen können sich nach kondomblasem Blasen ebenfalls im Rachenraum ansiedeln. Sie stammen aus dem Harnröhrenausgang des Mannes, aus Lusttropfen oder infektiösem Ausfluss. Gonokokken finden sich im Rachen von FSW sogar etwa doppelt so häufig wie genital, Chlamydien und Mykoplasmen aber seltener. Für sie ist der Rachenraum nicht das perfekte Biotop.
Das Bezeichnende ist, dass diese Infektionen, die genital sehr unangenehm und auch gefährlich werden können, im Rachenraum der SW einen geringen Krankheitswert haben. Sie werden meist nicht bemerkt, symptomlos oder leichte vorübergehende Halsbeschwerden über kurze Zeit, sind aber in der Regel selbstlimitierend, d.h. heilen meist nach einigen Monaten spontan wieder aus. Das Problem liegt dann also nicht bei den infizierten SW selbst (denen die Infektionen in der Regel keine Probleme macht, und irgendwann verschwindet sie), sondern den Kunden, die sich dann beim FO oder vor allem DT an der Schleimhaut des Harnröhrenausganges mit diesen Keimen (Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen) anstecken können; die Infektion wandert in der Harnröhre hoch und sie bekommen ihre Symptome. Das wirkliche Problem mit Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen, die sich SW im Hals eingefangen haben, haben also ihre Kunden: Freier können sich anstecken, und bei ihnen wird es mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit symptomatisch. Sie müssen dann damit zum Arzt … (natürlich gäbe es dann auch kundenseitig wieder Möglichkeiten der Risikoreduktion, z.B. Behandlung von Eichel und Harnröhrenausgang mit einem geeigneten Schleimhautantiseptikum, das die betreffenden Keime abtötet … macht aber kaum jemand).
Bleibt HIV. Dazu wurde vom Vorposter schon zu einem Beitrag zu dem Thema verlinkt, daher hier nur ganz kurz: HIV-Risiken beim Blasen ohne Kondom sind im Wesentlichen auf Aufnahme und mehr noch auf Aufnahme mit Schlucken konzentriert, selbst dann aber (pro Akt gesehen) gering. Ohne Spermaaufnahme sind Infektionen nur in sehr speziellen Konstellationen denkbar (mit bestimmten Risikofaktoren wie Eintrittspforten auf mindestens einer, wahrscheinlich sogar beiden Seiten) – da muss also viel „Unglückliches“ aufeinandertreffen. Der Speichel inaktiviert bei den meisten (aber nicht allen) Menschen HIV sehr rasch vollständig, Sperma unterbindet aber diesen Schutzmechanismus des Speichels. Bei intakten Mundverhältnissen und intaktem Penis (ohne Wunden, Herpes usw.) dürfte Anblasen ohne Kondom und ohne Aufnahme kein HIV-Risiko auslösen.
Pilze (Candida) kann man sich auch beim Blasen holen, aber sie gehören bei vielen Menschen zur normalen Mundflora. Ob sie überhand nehmen und dann Probleme machen und behandlungsbedürftig werden, hängt dann von anderen Faktoren ab (so bei schwacher Immunlage oder Störung des biologischen Gleichgewichts im Mund). Trichomonaden (Geißeltierchen) finden im Mund kein für sie geeignetes Biotop.
Die Risiken bleiben also überschaubar, wenn man alles beachtet. Das Risiko von ungeschütztem Oralverkehr lässt sich damit in einer breiten Spannbreite modulieren – eine Freiheit, die man beim Angebot ungeschützt GVs oder AVs nicht hätte. Gerade deshalb ist die Entscheidung für oder gegen ungeschütztes Blasen, sowie die Rahmenbedingungen, unter denen ggf. ungeschütztes Blasen zugelassen wird, ein ideales Feld zur Ausübung des sexuellen Selbstbestimmungsrechts. Es stellt sich die Frage, ob sich zu diesem Thema nicht besser die Wissenschaft äußern sollte, als die Politik.
Ja, wer ungeschütztes Blasen betreibt, geht Infektionsrisiken ein. Er hat es aber selbst in der Hand, ob diese eher gering (bis fast vernachlässigbar) sind, oder ob sie doch recht erhebliche Ausmaße annehmen können, die aber immer noch unter den Risiken von ungeschütztem GV und AV bleiben.
Es gibt auch noch Perfektionierungspotenzial bei der Risikominderung, so z.B. durch neue Impfungen, die sich in der Entwicklung befinden (z.B. gegen Herpes simplex) sowie gezielt auf die Belange von Oralsex abgestimmte Mundspüllösungen (die bisher nicht existieren, aber Ideen in diese Richtung gibt es). Hier wären Wissenschaft und Industrie gefragt, den Oralsex noch sicherer zu machen ...
Der ungeschützte Oralsex im Kontext der Sexarbeit ist aus meiner Sicht ein medizinisch-biologisches Problem, letztendlich ein wissenschaftliches, nicht aber ein politisches oder gar kriminologisches. In diesem Sinne: Es lebe die Wissenschaft und das sexuelle Selbstbestimmungsrecht!
Respekt vor allen SW, die es "schaffen" und durchsetzen, bei allen Kunden (und zu deren Zufriedenheit) konsequent mit Kondom zu blasen, aber Respekt ebenfalls für alle FSW, die in sorgfältiger Abwägung von Vor- und Nachteilen für das grundsätzliche Angebot von ungeschütztem Blasen entscheiden, und noch mehr Respekt, wenn sie dieses risikobewusst und -adjustiert unter Nutzung verschiedener oben genannter risikoreduzierender Verfahren umsetzen ... solange das noch geht und erlaubt ist (um den Absatz politisch korrekt abzuschließen).
Eddy
Recht schnell habe ich aber erkannt, dass es dafür eine Vielzahl guter Gründe gab (über rein finanzielle Aspekte hinaus), plausibel und nachvollziehbar, und dass die Entscheidung für Blasen ohne Kondom (ggf. nicht einmal mit jedem Kunden) das Ergebnis einer komplexen und sorgfältigen Abwägung von Vor- und Nachteilen war.
Damit wurde klar, dass ein pauschales striktes Abraten vom ungeschützten Blasen – oder gar ein Verbot, wie es jetzt kommt – für die SW nicht wirklich zielführend und hilfreich wäre. Klar ist, dass die offizielle Seite (öffentlicher Gesundheitsdienst, AIDS-Hilfen usw.) geschützten Oralverkehr als Standard propagieren müssen. Die können gar nicht anders, sonst würden sie sich bei Infektionsfällen womöglich sogar haftbar machen.
Unterhalb dieser Ebene ist aber Verständnis aufzubringen für diejenigen SW, die gute Gründe haben, mit manchen oder vielen (nicht unbedingt aber allen) Kunden ungeschützten OV (Blasen) zu betreiben. Mit „guten Gründen“ meine ich nicht den Zuhälter/Zwangsprostituierer, den die Politiker hinter ausnahmsloser jeder SW vermuten, sondern die persönliche Ebene der SW. Ein simples Beispiel von vielen: wer gut (kondomlos) bläst, braucht weniger häufig und/oder weniger lang GV zu betreiben. Manchen SW kommt eine Reduktion der GV-Dauer und –Frequenz durchaus entgegen. Dies nur als ein Argument unter vielen. Entlastet auf jeden Fall den Genitaltrakt.
Manche SW wollen auch nicht den ganzen Tag an Latex herumlutschen - und aus manchen Latexkondomen lösen sich Versuchen zufolge auch erhebliche Mengen krebserregender Nitrosamine heraus, auch wenn man dabei ist, durch Umstellung von Produktionsprozessen die Nitrosaminbelastung zu reduzieren. Manche SW ekeln sich vor den stinkend schmeckenden Kondomen, andere vor unkondomierten Penissen ... beides sollte man tolerieren.
Unter diesen Rahmenbedingungen scheint es nicht sinnvoll zu sein, kondomloses Blasen zu einem Tabu oder gar kriminellen Akt zu machen. Gerade die individuelle Abwägung der Vor- und Nachteile im persönlichen Einzelfall der SW, und dann nochmals in jeder einzelnen konkreten Kundenbegegnung, ist ein gutes Beispiel für gelebtes sexuelles Selbstbestimmungsrecht der SW (jedenfalls sofern sie nicht von Dritten zum kondomlosen Blasen gezwungen wird).
Statt Tabuisierung und Kriminalisierung sollte es daher darum gehen, das sexuelle Selbstbestimmungsrecht zu stärken. Ja, ungeschütztes Blasen ist nicht risikofrei und auch nicht risikoarm. Es ist aber deutlich risikoärmer als ungeschützter GV und AV, aber auch risikoreicher als Zungenküsse.
Aber es gibt viele Maßnahmen, um das Risiko von kondomlosen Blasen deutlich zu reduzieren. Auch das ist im Rahmen des sexuellen Selbstbestimmungsrechts möglich.
Die Risikominimierung fängt an mit der Kundenselektion für ungeschütztes Blasen (oben schon in Postings angesprochen: „sauber“), der unauffälligen Penisinspektion (nichts Verdächtiges – ausreichend Licht vorausgesetzt), dem Verzicht auf Spermaaufnahme und –verschlucken und auch von Deep Throat, weil die Lusttropfen dann direkt und nicht durch Speichel verdünnt mit der für virale und bakterielle Krankheitserreger besonders empfänglichen Rachenregion (z.B. Mandeln) in Kontakt geraten. Die schützende Wirkung des Speichels wurde ja auch schon von einem Vorposter erwähnt, was absolut richtig und wichtig ist, aber beim DT nicht mehr so recht funktioniert.
Hinzu tritt das Vermeiden von Eintrittspforten für Krankheitserreger im Mund (z.B. Piercings) und das vorübergehende Aussetzen von kondomlosem Blasen bei Wunden, Geschwüre, Bläschen, Entzündungen im Mund oder an den Lippen (auch Mundwinkeln), auch nach blutiger zahnärztlicher Behandlung. („War gerade beim Zahnarzt“ ist übrigens eine gute Ausrede, wenn eine SW mit einem Kunden kein FO betreiben will).
Antiseptische Mundspüllösungen können ebenfalls eine Rolle spielen, wobei man sie allerdings risikoorientiert einsetzen sollte (wichtig: intensiv gurgeln). Man kann natürlich nicht nach jedem FO mit einer hochwirksamen antiseptischen Lösung spülen (Überdosierung, Nebenwirkungen), und alkoholhaltige Lösungen sollten bei Raucherinnen ohnehin nur selten zur Anwendung kommen (höchstens 1 - 2 x am Tag).
Zum Thema Mundspülungen/Gurgeln gibt es verschiedene Konzepte, deren Darlegung hier zu weit führen würde. Selbst Ausspülen und Gurgeln mit Wasser vermindert Infektionsrisiken, wie eine japanische Studie zeigte (in dem Fall reduzierten sich sogar Atemwegserkrankungen, die eigentlich „tiefer“ ansetzen als die typischen STD-Erreger). Carrageen-Spülungen haben antivirale Wirkungen, ohne die Bakterienflora zu beeinflussen und lokale Nebenwirkungen wie Verfärbungen zu hinterlassen.
Eine ideale „Oralsex“-Spüllösung gibt es leider noch nicht, aber risikoadaptiert können Spülungen/Gurgeln (und sei es nur Leitungswasser) Infektionsrisiken verkleinern, es müssen dazu nicht immer die „schärfsten Geschütze“ aufgefahren werden.
Geht man mal die Erreger einzeln durch, so ist HPV (Typ 16) eigentlich am gefährlichsten, denn er kann (wenn auch selten) nach vielen Jahren zu Krebs im Rachenbereich (Mandeln, Zungengrund) führen. Zwar selten, bei Frauen noch seltener als bei Männern, bei Raucherinnen eher als bei Nichtraucherinnen (aber auch bei diesen möglich) – aber immerhin. Persistierende HPV-16-Infektionen im Rachenbereich sind langfristig gesehen ein Krebsrisiko. Prävention ist aber möglich durch HPV-Impfung, und wie der Costa Rica Vaccine Trial gezeigt hat, schützt die Impfung hoch effektiv (> 90 %) vor Infektionen im Mund-Rachen-Raum auch dann noch, wenn sie „zu spät“, also im Erwachsenenalter erfolgte (in der Studie waren die Frauen zum Impfzeitpunkt 18 – 26 Jahre alt, verimpft wurde Cervarix). Fazit: das HPV-Problem beim Blasen ohne Kondom ist durch Impfung lösbar (während die verspätete Impfung für den genitalen Bereich nur noch reduzierte Schutzeffekte bietet, je nach individueller HPV-Erfahrung bis zum Impfzeitpunkt).
Gegen Hepatitis B sollte ohnehin jede SW geimpft sein, bzw. bei lange zurückliegender Impfung ihren Titer bestimmen lassen, ob eine erneute Impfdosis notwendig ist.
Syphilis wurde oben schon von einem Vorposter angesprochen – ja, das stimmt, die Rolle von Oralverkehr bei der Syphilisübertragung wurde lange unterschätzt. Erfahrungen aus der MSM-Szene zeigten, dass das durchaus ein wichtiger Übertragungsweg ist. Prävention ist schwierig – wichtig ist Kundenselektion, Penisinspektion, Vermeidung von Eintrittspforten im eigenen Mund; aber nicht alle Primäraffekte am Penis sind als solche erkennbar oder vielleicht gerade schon wieder abgeheilt – hier bleibt dann nur die Sekundärprävention durch serologische Untersuchungen in adäquaten Zeitabständen. Immerhin ist rechtzeitig erkannte Syphilis nach wie vor gut behandelbar mit Antibiotika. Auch beim GV mit Kondom kann man sich Syphilis holen, wenn der infektiöse Primäraffekt in nicht kondomierten Abschnitten der Penisbasis sitzt, die mit weiblichen Genitalschleimhäuten in Kontakt kommen. Ja sogar über die Leistengegend sind Infektionen möglich. Gelegentliche serologische Untersuchungen auf Syphilis sind somit allen SW anzuraten – egal ob sie geschützt oder ungeschützt blasen. Glücklicherweise ist Syphilis in der heterosexuellen Szene in Deutschland sehr selten (mehr ein Problem der MSM), und wenn bei SW aus bestimmten Ländern viel häufiger Antikörper gegen Syphilis (Seronarben) gefunden werden als aus anderen Ländern, spricht dies dafür, dass ein Teil dieser Infektionen bzw. Seronarben von ausgeheilten Infektionen bereits mitgebracht wurde und nicht in Deutschland erworben ist.
Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen können sich nach kondomblasem Blasen ebenfalls im Rachenraum ansiedeln. Sie stammen aus dem Harnröhrenausgang des Mannes, aus Lusttropfen oder infektiösem Ausfluss. Gonokokken finden sich im Rachen von FSW sogar etwa doppelt so häufig wie genital, Chlamydien und Mykoplasmen aber seltener. Für sie ist der Rachenraum nicht das perfekte Biotop.
Das Bezeichnende ist, dass diese Infektionen, die genital sehr unangenehm und auch gefährlich werden können, im Rachenraum der SW einen geringen Krankheitswert haben. Sie werden meist nicht bemerkt, symptomlos oder leichte vorübergehende Halsbeschwerden über kurze Zeit, sind aber in der Regel selbstlimitierend, d.h. heilen meist nach einigen Monaten spontan wieder aus. Das Problem liegt dann also nicht bei den infizierten SW selbst (denen die Infektionen in der Regel keine Probleme macht, und irgendwann verschwindet sie), sondern den Kunden, die sich dann beim FO oder vor allem DT an der Schleimhaut des Harnröhrenausganges mit diesen Keimen (Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen) anstecken können; die Infektion wandert in der Harnröhre hoch und sie bekommen ihre Symptome. Das wirkliche Problem mit Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen, die sich SW im Hals eingefangen haben, haben also ihre Kunden: Freier können sich anstecken, und bei ihnen wird es mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit symptomatisch. Sie müssen dann damit zum Arzt … (natürlich gäbe es dann auch kundenseitig wieder Möglichkeiten der Risikoreduktion, z.B. Behandlung von Eichel und Harnröhrenausgang mit einem geeigneten Schleimhautantiseptikum, das die betreffenden Keime abtötet … macht aber kaum jemand).
Bleibt HIV. Dazu wurde vom Vorposter schon zu einem Beitrag zu dem Thema verlinkt, daher hier nur ganz kurz: HIV-Risiken beim Blasen ohne Kondom sind im Wesentlichen auf Aufnahme und mehr noch auf Aufnahme mit Schlucken konzentriert, selbst dann aber (pro Akt gesehen) gering. Ohne Spermaaufnahme sind Infektionen nur in sehr speziellen Konstellationen denkbar (mit bestimmten Risikofaktoren wie Eintrittspforten auf mindestens einer, wahrscheinlich sogar beiden Seiten) – da muss also viel „Unglückliches“ aufeinandertreffen. Der Speichel inaktiviert bei den meisten (aber nicht allen) Menschen HIV sehr rasch vollständig, Sperma unterbindet aber diesen Schutzmechanismus des Speichels. Bei intakten Mundverhältnissen und intaktem Penis (ohne Wunden, Herpes usw.) dürfte Anblasen ohne Kondom und ohne Aufnahme kein HIV-Risiko auslösen.
Pilze (Candida) kann man sich auch beim Blasen holen, aber sie gehören bei vielen Menschen zur normalen Mundflora. Ob sie überhand nehmen und dann Probleme machen und behandlungsbedürftig werden, hängt dann von anderen Faktoren ab (so bei schwacher Immunlage oder Störung des biologischen Gleichgewichts im Mund). Trichomonaden (Geißeltierchen) finden im Mund kein für sie geeignetes Biotop.
Die Risiken bleiben also überschaubar, wenn man alles beachtet. Das Risiko von ungeschütztem Oralverkehr lässt sich damit in einer breiten Spannbreite modulieren – eine Freiheit, die man beim Angebot ungeschützt GVs oder AVs nicht hätte. Gerade deshalb ist die Entscheidung für oder gegen ungeschütztes Blasen, sowie die Rahmenbedingungen, unter denen ggf. ungeschütztes Blasen zugelassen wird, ein ideales Feld zur Ausübung des sexuellen Selbstbestimmungsrechts. Es stellt sich die Frage, ob sich zu diesem Thema nicht besser die Wissenschaft äußern sollte, als die Politik.
Ja, wer ungeschütztes Blasen betreibt, geht Infektionsrisiken ein. Er hat es aber selbst in der Hand, ob diese eher gering (bis fast vernachlässigbar) sind, oder ob sie doch recht erhebliche Ausmaße annehmen können, die aber immer noch unter den Risiken von ungeschütztem GV und AV bleiben.
Es gibt auch noch Perfektionierungspotenzial bei der Risikominderung, so z.B. durch neue Impfungen, die sich in der Entwicklung befinden (z.B. gegen Herpes simplex) sowie gezielt auf die Belange von Oralsex abgestimmte Mundspüllösungen (die bisher nicht existieren, aber Ideen in diese Richtung gibt es). Hier wären Wissenschaft und Industrie gefragt, den Oralsex noch sicherer zu machen ...
Der ungeschützte Oralsex im Kontext der Sexarbeit ist aus meiner Sicht ein medizinisch-biologisches Problem, letztendlich ein wissenschaftliches, nicht aber ein politisches oder gar kriminologisches. In diesem Sinne: Es lebe die Wissenschaft und das sexuelle Selbstbestimmungsrecht!
Respekt vor allen SW, die es "schaffen" und durchsetzen, bei allen Kunden (und zu deren Zufriedenheit) konsequent mit Kondom zu blasen, aber Respekt ebenfalls für alle FSW, die in sorgfältiger Abwägung von Vor- und Nachteilen für das grundsätzliche Angebot von ungeschütztem Blasen entscheiden, und noch mehr Respekt, wenn sie dieses risikobewusst und -adjustiert unter Nutzung verschiedener oben genannter risikoreduzierender Verfahren umsetzen ... solange das noch geht und erlaubt ist (um den Absatz politisch korrekt abzuschließen).
Eddy