Ich hab länger darüber nachgedacht und antworte hier als Tanja_Regensburg, und nicht als Vorstand des BesD.
Wir diskutieren natürlich intern darüber und hinterfragen uns. Das werden wir auch auf unserer Mitgliederversammlung nochmals tun.
Trotzdem habe ich meine Meinung dazu. Die kann man mögen, teilen oder auch ablehnen. Damit kann ich leben, denn ich habe sehr viel ehrenamtlich gearbeitet, wie alle meine Kolleginnen auch.
Im Gegensatz zu dem staatlich- und organisationsfinanzierten
Abolutionisten.
Zitiat:
Opportunismus
Ich stimme der Position von Dona Carmen zu, dass eine fundamentale Opposition gegen die abolitionistische Auffassungen in Politik und Gesellschaft erforderlich ist und ein Taktieren mit den liberalen Kräften der Grünen und der SPD etc zur Abmilderung der Gesetzesvorhaben nicht zielführend ist. Zitatende
Das sehe ich anders, ich bin für Dialog und Unterstützung durch verschiedene Gruppierungen sowohl politisch wie auch gesellschaftlich oder öffentlich.
Aber ich habe kein Problem damit, wenn es verschiedene Sexwork-Gruppierungen gibt, die unterschiedliche Wege gehen.
Fundamentale Opposition ist genauso ein berechtigter Weg wie Dialog und Lobbybildung.
Zitat:
Auch die Kritik, dass es dies nie war, die Dona Carmen äussert, ist zulässig. Ich wage aber nicht zu beurteilen, ob sie richtig ist. Zitatende
Das sehe ich jetzt weniger, zumidest nicht in der Art und Weise wie das Frau Henning und Herr Walentowitz tun, aber das liegt wahrscheinlich daran dass ich Beide des öfteren in ihrer Art als sehr übergriffig empfinde.
Ich lasse mir ungern vorschreiben, was ich, wie, zu tun habe.
Auch nicht von einer Beratungsstelle!,
Nach dem Motto "Entweder so wie wir das vorgeben, oder wir sind gegen euch" Zumindest empfinde ich das so... und das mag ich nicht.
Trotzdem habe ich Aktionen von DC immer unterstützt und bin auch auf eigene Kosten angereist, wie übrigens noch weitere Kolleginnen des BesD, um unsere Unterstützung zu zeigen.
Die fundamentale Kritik aus dem Diskurs ausschließen zu wollen, wie es akklamativ auf dem 2. Kongress des BesD geschah, ist, so meine Meinung, angesichts der Entwicklung, ein Fehler der deutschen Hurenbewegung gewesen. Zitatende
Auch da bin ich anderer Meinung.
Aber auch hier hat jeder das Recht es anders zu sehen.
Es ging nicht um die Kritik, sondern wie immer um das Auftreten des Vertreters von DC.
Wenn ich mich auf einer Veranstaltung von DC so verhalten würde, dann fährt mir dort aber ganz schnell jemand über den Mund, das passiert auch, wenn ich anderer Meinung bin.
Das ist deren gutes Recht und ich nehme deshalb auch nur noch sehr selten an Veranstaltungen teil.
Ich akzeptiere, dass wir keinen Konsens finden. sondern verschiedene Wege gehen, mit dem gleichen Ziel.
Das ist vollkommen legitim und ich würde DC nie öffentlich angreifen oder ihr Tun in Frage stellen, wie ich das auch bei anderen Sexworker-Vertretungen nicht tue.
Wir haben gemeinsame Ziele und es ist unsinnig die Kraft in den Kampf gegen Mitstreiter zu investieren, anstatt in den Kampf gegen unsere "Gegner".
Zitat:
Die Hurenbewegung hat sich damit keinen Dienst erwiesen. Die Diskursbereitschft und -fähigkeit sollte ausgeprägter sein.
Zitatende
Ich sehe den BesD sehrwohl als diskursbereit und diskursfähig.
Wie schon oben angemerkt, macht es meiner Meinung nach aber keinen Sinn gegen Mitstreiter, die die selben Ziele verfolgen zu kämpfen, auch wenn wir keinen Konsens haben im Weg.
Ich unterstütze soweit ich kann gerne, aber ich erlaube mir meinen eigenen Weg zu gehen, wenn ich anderer Meinung bin über das Wie.
Zitat
Der abolitionistische Diskurs um den Menschenhandel, der zentrale Grundlage der Diffamierung der SW als kriminogen ist, der SW und die in ihr Aktiven der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit unterwirft, der die Hurophobie als menschenrechtlich begründet konstruiert, ist, jenseits der Diskussion um einzelne Gesetzesvorhaben, zurückzuweisen. Alle, die den Diskurs um den Menschenhandel als einen um die SW führen, kommen als Bündniskräfte für die SW nicht in Frage.
Alle die den Diskurs um Ausbeutung, gegen die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich und gegen die moralische Bevormundung mit einem Ideal des besseren Menschen zum Ausgangspunkt ihres Handelns machen, könnten Bündniskräfte sein. Kräfte bei den Linken, die moralischen Strömungen in den Reihen der Linken gegen Sexarbeit aufgreifen - wie dies leider auch die Nachdenkseiten machen, die sonst kritisch alternative Positionen bündelnd zur Verfügung stellen - welche Ausbeutung in der Sexarbeit unter Vernachlässigung der strukturellen Gewalt kapitalistischer Verhältnisse in den Mittelpunkt ihrer Systemkritik stellen, sind reaktionäre Kräfte, die der Kategorie Links/Rechts Querfront ihre Begründung geben. Sie haben die Lehren aus den Zeiten des autoritären Sozialimperialsmus nicht gezogen, sind bestenfalls Verfechtende des Paternalismus im Gewand feministischer Rhetorik, sind Protagonisten eines linken Neofaschismus.
Sicher gibt es in einem System globaler Ausbeutung die Erscheinung, das Arbeitskraft transnational nachgefragt und aufgrund der unterschiedlichen Reproduktionskosten der Ware Arbeitskraft in verschiedenen Regionen der Welt unverhältnismässig ausgebeutet wird. Alle, die die Ausbeutung in den Mittelpunkt stellen und Verhältnisse anstreben, in denen Ausbeutung, in denen die Spaltung in Arm und Reich, in denen Ideologien des neuen Menschen, der Masstab des Richtigen sein soll, überwunden werden, mögen Bündniskräfte von SW sein. Die Kräfte, die vom Menschenhandel sprechen, und damit den Diskurs gegen das Recht auf SW führen, ist durch die fundamentale Dekonstruktion ihres moralischen Menschenhandelsbegriffes als faschistoide Gesinnung zu begegnen.
Zitatende
Vielleicht schaffst du es ja mal in einem Deutsch zu schreiben, das ich als jemand, der kein Sozialstudium hat, auch auf Anhieb verstehen kann und nicht mindestens 3 mal lesen muss....
Das neue Prostituiertenschutzgesetz ist ein rasisstisches Antimigrationsgesetz und ein Prostitutionseindämmungsgesetz, das auf starkes Betreiben der CDU/CSU so formuliert und verabschiedet wurde.
Eine Chance das sich da groß etwas ändert gab es nie, denn ich musste erstaunt feststellen, dass wir schon lange nicht mehr in einer Demokratie leben sondern, dass die überstarke Mehrheit einer einzelnen Partei durchaus diktatorische Wege erlaubt.
Die SPD hat schon lange nichts mehr mit dem S im Parteinamen zu tun, sowie die C- Parteien diesen Buchstaben auch streichen sollten.
Siehe Harz4 Gesetze und Behindertenbeteiligungsgesetz....
Die seit 2006, mit viel Geld im Hintergrund, geführte Antiprostitutionskampagne,
http://www.womenlobby.org/-together-for ... m-?lang=en die federführend die EWL leitet, die EU Richtlinie 2011/36/EU zur Verhütung und Bekämpfung des Menschenhandels und The Brussels' Call 'Together for a Europe free from prostitution' ...
2015 wurde Deutschland angemahnt die Richtlinie endlich umzusetzen, da die Frist schon 2013 verstrichen war.
http://www.institut-fuer-menschenrechte ... inie-2011/
Die Regierungsparteien hatten schon 2014 einen Umsetzungsversuch geplant, der gescheitert ist.
2015 wurde die Umsetzung erweitert und die schon lange angedachte Eindämmung von Prostitution massiv mit in Angriff genommen, durch ein sehr repressives Prostitutionseindämmungs und Kontrollgesetz, welches man unter dem Deckmäntelchen Menschenhandelsbekämpfung vorangetrieben hat.
Die EU spricht ich in ihrer Entscheidung zur Honeyball-Resolution gegen Prostitution, auch freiwillige Prostitution aus und verweist auf das Schwedische Model.
Schon vor Jahren haben Ariane und ich auf diese Tendenz hingewiesen und aufgerufen uns zusammenzuschließen. Das wurde damals, gerade auch hier im Forum, mit der liberalen Haltung Deutschlands abelehnt.
Das brauchen wir nicht, das wollen wir nicht....
Ich war so froh, als sich 2013 endlich etwas getan hat und sich eine Sexworkervereinigung gegründet hat.
Wir haben meiner Meinung nach die letzten 3 Jahre gute Arbeit geleistet, auch wenn das Einige anders sehen.
Wir haben Experten aus den verschiedensten Bereichen erreicht, die uns unterstützen
Deutscher Frauenrat
Deutsche Aidshilfe
GS:SG
Deutsche STI Gesellschaft
Frau Zimmermann Schwartz Runder Tisch NRW
Deutscher Juristinnenbund
Diakonie Deutschland
Amnesty International- Deutschland
Gesundheitsämter
Ärzte im öffentlichen Dienst
Fachberatungsstellen
Die Grünen auf Bundesebene
Die Linken auf Bundesebene
KoK....
um nur einige zu nennen, die uns bei Anhörungen und mit Stellungnahmen unterstützt haben.
Auch wenn wir nicht in allem einer Meinung sind, finde ich die Dialogbereitschaft und Unterstützung gut.
Zitat:
Erstarrung - Depression - Verantwortung
Das ProstSchG inklusive der Prüfung auf die Handlungsfähigkeit der SW wurde, trotz des Widerstandes der Pro-SW-Aktiven verabschiedet. Eventuell können auf dem juristischen Weg noch Verbesserungen für die SW auf den Weg gebracht werden.
Die Bestrebungen, die Stellung der SW, ihre Anliegen, in den Gesetzgebungsprozess einzubringen, müssen als gescheitert betrachtet werden. Zitatende
Wir sind nicht wirklich gescheitert, da es überhaupt keine Einspruchsmöglichkeit gab, und diese auch nicht gewollt war.
Das Gesetz wurde von CDU/CSU diktatorisch so gestaltet, und die SPD wollte nur den Haken an die Koalitionsvereinbarung machen, da diese sonst gescheitert wäre.
Das ist sehr enttäuschend, aber scheinbar geht Macht über alles,...
Wie anders könnte man sonst erklären, dass alle Expertenmeinungen gehört wurden, aber die sich Pro-Sexwork äußernden Experten alle konsequent ignoriert wurden.
Zitat:
Glaubt man n24, Welt und Emnid sind bis zu 57 % der jungen Menschen für eine Abschaffung der Prostitution. Diese Aussage blieb seitens des BesD unwidersprochen, als sie in einem Interview Video mit Johanna Weber seitens einer n24 / Welt Redakteurin wiederholt geäussert wurde.
Ein bitteres Fazit. Das ProstSchG tritt unbeeinflusst durch die Pro-SW-Aktiven in Kraft und die Zustimmung zur SW sinkt, der BesD widerspricht dieser Darstellung nicht. Bei jungen Menschen, sinkt sie, so die passive Zustimmung des BesD, auf deutlich unter 50 %. Zitatende
Ich weiß ja nicht wen Emnid da befragt hat, aber ich sehe das anders.
Was soll das ändern, wenn wir Emnid oder n24 widersprechen?
Für mich sind diese Aussagen nicht relevant, da ich ganz andere Erfahrungen gemacht habe ... gerade mit jungen Menschen. Veranstaltungen von Jusos, grüne Jugend, linke Jugend, Studenten, Arbeitskreise usw zeigen mir da eine andere Tendenz.
Ja ich war bei vielen dieser Veranstaltungen persönlich, auch wenn das für mich lange Wege waren, eben weil ich es wichtig finde. Auch meine Kolleginnen haben viele dieser Veranstaltungen besucht und dort das Wort ergreifen können.
Auch da kam Unterstützung, kann man an einigen Erklärungen der teils regionalen Gruppen nachlesen.
Zitat:
Zeit sich damit auseinanderzusetzen. Alles andere wäre Zeitverschwendung.
Zitatende
Haben wir in der vergangenen Zeit getan und tun das auch weiterhin.
Darf ich nochmal darauf hinweisen, dass wir alle ehrenamtlich verdammt viel Freizeit investieren in diese Arbeit, die nur sehr minimal aktiv von Sexdienstleisterinnen unterstützt wird.
Wer viel arbeitet, macht auch Fehler!
Wer nichts tut kann keine Fehler machen, außer nichts getan zu haben!
Große Masssen zu mobilisieren ist leider sehr schwer, wenn man dazu wenig Zeit hat, und viele Kolleginnen Angst haben sich zu outen oder geoutet zu werden.
Viele stecken auch gerne den Kopf in den Sand und meinen es betrifft sie nicht.
Gerade unsere migrantischen Kolleginnen sind da leider kaum motivierbar wie du selbst wissen solltest @ Klaus
Einige haben sich dem BesD angeschlossen, aber meist leider nur passiv.
Zitat:
Die verständliche posttraumatische Depression und Erstarrung der Pro-SW-Aktiven, ihre analytische Sprachlosigkeit zu diesem Desaster sollte schnellstens in einen Diskurs überführt werden, in dem die Bedingungsfaktoren, vor allem die der eigenen Unzulänglichkeiten betrachtet werden sollten.Zitatende
Diese Unterstellung verbitte ich mir!
Fang bitte bei dir an...
Was hast du gemacht und was hast du erreicht?
Wo sind denn die Betreiberverbände? Wo waren sie aktiv?
Dann solltest du die Orgas Pro Sexwork, die sich hauptamtlich betätigen und die es schon vor 2013 gab fragen
was sie gemacht, und was sie sie letzten Jahre erreicht haben.
Wir haben uns den Arsch aufgerissen, auch wenn du das nicht glauben magst. Und meiner Meinung nach haben wir in den letzten 3 Jahren, seit es uns gibt, schon einiges bewegt, auch wenn es das repressive Eindämmungsgesetz letztendlich nicht verhindern konnte.
Dazu hatten wir gar keine Chance, da es bereits seit dem Koalitionsvertrag feststand.
Mit dem Finger auf andere zeigen ist kein Diskurs.
Zitat:
Wo bleiben die selbstkritischen Einlassungen der wesentlichen Beteiligten, insbesondere des BesD, der sich 2013 in Frankfurt auf den Weg machte, die neue Spitze einer Deutschen Hurenbewegung zu sein? War nicht mehr drin? Was sind die Lehren? Wer trägt welche Verantwortung?
Die Verdrängung dieses Diskurses besorgt mich.Zitatende
Wie gesagt, wir tauschen uns dazu intern aus und werden auch bei unserem Mitgliedertreffen darüber diskutieren.
Vor allem werden wir nicht aufhören zu kämpfen und bereiten uns auch auf den Klageweg vor.
Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, die wir haben.
Ich bin seit 2007 Sexworkaktivistin und seitdem kämpfe ich unermüdlich an vielen Fronten, auch in den eigenen Reihen dafür, dass wir uns gemeinsam für unsere Rechte einsetzen.
Das werde ich auch weiter machen, weil es mir persönlich wichtig ist... so wichtig, dass ich auch persönliche Nachteile und Diffamierungen in kauf nehme.
Wenn ich dann Postings wie die zitierten lese, frag ich mich allerdings schon öfters mal, warum ich das tue. Aber auch das hält mich nicht davon ab gegen Unrecht zu kämpfen.
Von posttraumatische Depression und Erstarrung sowie analytische Sprachlosigkeit keine Spur.
Es wird meiner Meinung nach nie nur eine einzelne Vertretung für Sexdienstleisterinnen geben, von daher ist es legitim, wenn mehrere Gruppen gleichzeitig und über unterschiedliche Wege gemeinsam kämpfen.
Was ich aber für absolut kontraproduktiv halte ist sich gegenseitig anzugreifen und dort Kraft und Ressourcen zu verschwenden, die anderweitig sinnvoller eingesetzt werden können.
Mag sein, dass ich manchmal in etwas scharfem Ton geantwortet habe, aber ich ich bin leider ein emotionaler Mensch, der allergisch reagiert auf Unterstellungen, die ich als nicht gerechtfertigt sehe.
Kann auch sein, dass ich mich um Kopf und Kragen geschrieben habe, aber als Privatmensch kann ich das, genauso wie ich Grenzen setzen kann.
Zum Dialog bin ich gerne bereit, allerdings nicht dazu mich in Verteidigungsposition zu begeben.
Selbst wenn ich Fehler gemacht haben sollte, dann ist das so! Zumindest hab ich mit Herzblut und viel Einsatz gearbeitet und sehr viele Stunden meiner Freizeit dafür aufgewendet und auch Arbeitszeit unentgeltlich geleistet habe.
Liebe Grüße
Tanja