Sexarbeit findet innerhalb der vorherrschenden Wirtschaftsordnung statt.
Diese Wirtschaftsordnung durchdringt zunehmend alle Bereiche des Sozialen (und damit des Juristischen, Psychischen ... )
Volkmar Sigusch spricht in Bezug auf seinen Versuch einer Theorie der Sexualitäten von einer Gesellschaftsformation, die in alle Lebensbereiche ausstrahlt, ohne deren Berücksichtigung Erkenntnisse limitiert bleiben
Pro-Sexarbeit-Aktivitäten bleiben ohne Einbeziehung einer Kritik der Entwicklung der vorherrschenden Wirtschaftsordnung, bezüglich der sie bestimmenden Gesellschaftsformation "bewusstlos"
Die vorherrschende Wirtschaftsordnung beruht nach meiner Auffassung auf dem Verwertungsprinzip und wie V. Sigusch sagt auf einer Gesellschaftsformation der Verdinglichung.
Karl Marx hat dieses als erster ausführlich in seinem Hauptwerk "Das Kapital" analysiert.
Bei einer kurzen Durchsicht des Forums finden sich nicht wenige Beiträge zur Thematik der "Wirtschaftsordnung" allen Voran die Beiträge zum Thema
Ich eröfffne dieses Thema, um auf Veröffentlichungen hinzuweisen, die nach meiner Auffassung hilfreich sind, Entwicklungstendenzen der vorherrschenden Wirtschaftsordnung kritisch zu hinterfragen und um in Zukunft kritische Anmerkungen zum vorherrschenden Umgang mit Sexarbeit, die das "Verwertungsprimat" als Leitgedanken behandeln, hier einzustellen.
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 21.01.2017, 21:34, insgesamt 7-mal geändert.
Ein wenn auch etwas längerer, verständlicher Text, zu den derzeitigen Erscheinungsformen des "Verwertungsprimats". Der Autor Harald Schumann meint angesichts der von ihm diagnostizierten Herrschaft der Superreichen:
»Ich würde mir wünschen, dass ... die extreme Zersplitterung mit all ihren kleingeistigen Organisations-Egoismen überwunden werden könnte. ... Die Zivilgesellschaft braucht endlich europäische Zähne, wenn sie ... wachsen soll.«
Ein Teil von dieser zahnbewerten Zivilgesellschaft gegen das Verwertungsprimat, das in den Superreichen personalisiert ist, sollten Pro-SW-Aktive sein, damit die Exklusion der Sexarbeit aus der Zivilgesellschaft überwindend.
Denen, die es möchten, stehen die Originalquellen zum "Verwertungsprimat" als PDF Dokumente kostenfrei zur Verfügung.
Zeitaufwendig, keine leichte Kost. Trotzdem hier die Verlinkung.
Einen einfacheren Zugang bietet die Sendereihe des Deutschlandfunks. Lesenswert Sechsteilige Sendereihe des Deutschlandfunk
Der Deutschlandfunk widmete Karl Marx eine sechsteilige Sendereihe. In den sechs Teilen der Serie kommt jeweils ein/e Autor/in zu Wort und stellt aktuelle Bezüge zu marxschen Annahmen her
(Ich suchte ein Emoji mit einem Blumenstrauss. Das fand ich schließlich. Ich hoffe es hat lediglich die Bedeutung des Blumenstrausses. In Emojis bin ich Analphabet)
»Dieses Forum richtet sich hauptsächlich an SexarbeiterInnen und alle, die ihren Horizont erweitern oder bei der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Sexworker mithelfen wollen. In diesem Forum findet ihr Infos zu gesundheitlichen, sozialen, und psychologischen Themen und vieles weitere, das für Sexworker relevant ist. Regelmäßig posten wir für euch Links zu Zeitungsartikeln und Online-Publikationen rund um die Prostitution und Sexarbeit im Ganzen.« (Hvhbg. K. F.)
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 07.01.2017, 18:36, insgesamt 2-mal geändert.
Die Umwelt in der Flucht entsteht, ist die von Massakern. Seien es die mit der Maschinerie der Bewaffnung geführten Kriege. Sei es der von unmittelbarer Gewalt "befreite" Krieg der Armut, des Hungers. Dessen Generalstab, der freie Markt, ist - einem Weltgeist gleich - unfassbar. Die Umwelt, in der die prekäre Symbiose von Flüchtenden und Fluchthelfenden zur Entfaltung kommt, ist die des Grenzregimes ökonomisch potenter Staaten bzw. Staatenbündnisse. Ihr Grenzregime ist eine Variable. Ihre Umfang folgt der Proportion zwischen benötigtem und vorhandenem "Humankapital"(*). Je höher der Bedarf an "Humankapital" in den Zentren ökonomischer Potenz, um so mehr zumeist repressiv ausgestaltete Zugänge öffnet das Grenzregime.
Flucht ist eine Möglichkeit des Widerstands, der Befreiung vom Zugriff der Massaker, die Armut und Krieg verüben. Der zu zahlende Preis ist nur zum Teil der des "Tickets" von Unternehmen, die die Überwindung der Grenzsicherungen organisieren. Der eigentliche Preis ist dem ähnlich, was als russisches Roulette bezeichnet wird. Die lebensbedrohlichen Passage von A nach B über die Routen, in die das Grenzregime der potenten Staaten die Flüchtenden lenkt.
Vom entfalteten Grenzregime wird der "Überschuss" an Flucht über Routen gelenkt, auf dem ein Teil dieser Überflüssigen - materiell verflüssigt - unsichtbar wird. Zeugnis von der modernen Form des banal Bösen können die im Mittelmeer verflüssigten Überflüssigen nicht mehr ablegen. Das Mittelmeer - niemand blickt zweimal auf dasselbe - bildet keinen Raum, der Anschauung geben könnte, um in ihm zu gedenken. Der "Fortschritt" gegenüber anderer Vernichtung ist der ihrer rechtsförmigen und technischen Perfektionierung. Im Gegensatz zur Deportation, für die durchaus auch Tickets (2) zu zahlen waren, bewegt sich der Zug Flüchtender aus eigenem Antrieb in Lebensbedrohung.
In einem desperaten Akt der Selbstbehauptung, des Widerstandes, der Hoffnung auf Befreiung, halten Flüchtende Ihr Leben vor den Lauf der Pistole, die das entfaltete Grenzregime hält und lädt. Viele der überlebenden Überflüssigen zahlen ihre Flucht in der Währung der Illegalität oder Duldung. Ein Teil der Überlebenden - deren "gefilterte Essenz" - entkommt dem Status überflüssig, der, die Begriffe illegal und geduldet einführend, das wenigstens vorläufige Ende des Weges der anderen überlebenden Überflüssigen markiert.
Die gefilterte Essenz, der "raffinierte", "konzentrierte" Rest erhält - vielleicht geordneten, oft prekären - Zugang zu Regionen potenter Wirtschaft. Ihr "Glück" ähnelt dem, was Marx doppelt befreite Arbeit nennt. "Befreit" von Eigentum, Heimat, Familie, Freund*innen, Gefährt*innen der Flucht, erlangt der "raffinierte" Rest Geflüchteter Zugang zu den unteren, den grauen Zonen der Wirtschaft. Dem Grauen entkommen, erlangen sie, vom Weltgeist des Marktes, seiner Nachfrage nach "Humankapital" bewegt, die Freiheit, ihre Haut in Regionen wirtschaftlicher Potenz zu Markte zu tragen.
Sexarbeit ist derzeit zum weit überwiegenden Teil Ergebnis von Migration, eventuell auch, jedoch im geringeren Umfang von Flucht im oben gemeinten Sinne. Sexarbeit so die Kollegin Paulita ist nicht das Problem: »Das Problem ist Sexismus, Rassismus und Armut! Darüber muss man reden!« (3) Dem stimmt Lara zu »Das ist Armut. In der Armut passieren die Dinge ganz anders als in Deutschland. In der Armut kämpft jeder für ein Stück Brot. Sie denken nicht, was Morgen ist.« (Lara, "Haus9", 10.09.2016). Die Dimension der Armut, der Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich, des Widerstandes gegen diese Verhältnisse durch die Migration aus der Armut in die Sexarbeit, ist ein zentrales, Bestimmungsmerkmal der Sexarbeit, das wachrütteln sollte. Die Pro-SW-Aktiven, insbesondere die Akademischen unter Ihnen, sollten das nicht verschlafen. Das Verwertungsprimat mag begrifflich langweilend sein. Sei es drum. Die Zustände, die es schafft, nicht der Begriff mit dem sie gefasst werden, sind das Problem.
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(1)
Der folgende Text bezieht sich auf den hier http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 333#153333 verlinkten Artikel »Sie nannten mich Schwester« im Weser-Kurier vom 24.12.2016. Die "Mitten ins Herz" treffende Reportage von Frau Hermann ist nicht als Analyse, nicht als Essay über Flucht angelegt. Das ermöglicht ihre Wucht. Mindestens aber mit der Behandlung des Themas der "von Dritten organisierten Überwindung gesicherter Grenzen" folgt die Reportage - dort ist von "Menschenhandel" und von "Schleppern" die Rede - einer eindimensionalen Deutung. Ich plädiere dafür zumindest auch den Begriff der Fluchthilfe im Zusammenhang mit der von Dritten organisierten Grenzüberwindung als Deutungsmöglichkeit zu erwägen. Der folgende Haupttext behandelt auch diesen Aspekt von Flucht.
(2)
Töne und Taten im Zusammenhang mit der aktuellen Ablehnung von Flüchtenden mögen an Zeiten erinnern, da Massaker (a) auf deutschem Boden stattfanden. Von Deutschen betrieben, die von einer Mehrheit Deutscher als Regime legitimiert worden waren. Es sei daher auf Berichte darüber, die in der Dramaturgie dem von Frau Herrmann ähneln (b), erinnert. Es sei auf den Zynismus der damals Herrschenden und das banal Böse ihrer Exekutierenden hingewiesen, dem sich das Reden von Bernd Höcke z.B. nähert, wenn er, das "Fortpflanzungsmodell der Afrikaner" beschreibend (c), eine neue "Rassenlehre" propagiert.
(3)
Paulita, Sexarbeiterin, Berlin
zitiert nach
Antonia Baum,
Tun Sexarbeiterinnen ihre Arbeit gern?
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.11.2013, Seite 49
(*)
Im Begriff des "Humankapital" wird nicht nur der Mensch verdinglicht, in ihm repräsentiert sich das Verwertungsprimat unserer Gesellschaftsformation, die Fluchtrouten organisiert, zwischen Überflüssigen und Verwertbaren scheidet und anstelle Ausbeutung zu skandalisieren die davor Flüchtenden, die deswegen Migrierenden, die so Widerstand gegen dieses Regime Leistenden, zu Opfern einer Erfindung umdeutet, die das Objekt der wohlfinanzierten ideologischen Bemühungen z.B. des KOK (http://www.kok-gegen-menschenhandel.de/startseite/) ist. Der Skandal der Ausbeutung mutiert dabei, chistlich-abendländisch (»Friede den Vertriebenen, den Kranken und Flüchtlingen, sowie allen, die Objekte des Menschenhandels sind.« Papst Franziskus, Weihnachtsbotschaft 2015, zitiert nach Tagesschau vom 25.12.2016 - Sendeminuten 04:44 bis 06:40, http://www.ardmediathek.de/tv/Tagesscha ... d=39672630 ) unterfüttert, zur moralischen Empörung über den vorgeblichen Handel mit Menschen. Gegen Armut und Ausbeutung handelnde Menschen werden zu gehandelten umgedeutet. Kannibalismus sich selbst so nennender Linker, deren analytische Tiefe zu dem degeneriert ist, was sie Menschenhandel und nicht mehr Ausbeutung nennen. Ihr Angebot der Hilfe, das sie profitierend unterbreiten, ist nicht nur entmündigend, es »ist das Ersäufen des Rechts im Mistloch der Gnade«, (Johann Heinrich Pestalozzi, siehe auch: ) also das alte Lied derer, die, sogenannte Dienende des Göttlichen, ihre Existenz auch der Erzeugung und Abzweigung von Almosen verdanken.
- - - - - - - - - - Anmerkung vom 12.01.2017 »Das Wasser habe ein Gedächtnis, sagen die Chilenen
und Guzmán gibt ihm eine Stimme«
Die Dokumentation "Der Perlmuttknopf" über die Kolonisierung Patagoniens und die Deportation, Folterung und Ermordung von Anhänger*innen der Regierung Allende durch das CIA / USA gestützte Terrorregime Pinochets, visualisiert in ver-dichteter Weise - anhand eines Perlmuttknopfes - die Geschichte kolonialer und totalitärer Gewalt in diesem Land. Am historischen Beispiel der Verbrechen des Pinochet-Regimes und der Dokumentation ihrer Aufdeckung durch die heutigen Ermittlungsbehörden Chiles, werden die lebend und tot in den Pazifik geworfenen Opfer des Regimes der Unsichtbarkeit entzogen, der sie durch die Auflösung im Pazifik zugedacht waren. Der Perlmuttknopf
Sendungsseite: http://www1.wdr.de/fernsehen/wdr-dok/se ... f-100.html
Sendung: http://www.ardmediathek.de/tv/WDR-DOK/D ... d=39920228 , verfügbar bis zum 19.01.2017
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Schreiben, damit niemand sagen kann, von nichts gewusst haben zu können.
„Das eherne ökonomische Gesetz, welches unter den heutigen Verhältnissen,
unter der Herrschaft von Angebot und Nachfrage nach Arbeit, den Arbeitslohn bestimmt, ist dieses:
daß der durchschnittliche Arbeitslohn immer auf den notwendigen Lebensunterhalt reduziert bleibt,
der in einem Volke gewohnheitsmäßig zur Fristung der Existenz und zur Fortpflanzung erforderlich ist.“
– Ferdinand Lassalle, Offenes Antwortschreiben, in: LGRS, Bd. 3. 58f (zitiert nach Grebing et al.)
siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Ehernes_Lohngesetz und http://www.sexworker.at/phpBB2/search.php?mode=results , Suchtext: ehernes Lohngesetz, Einstellung: Beiträge
alle Links aktuell abgerufen
Interessant im Zusammenhang mit der Spaltung in Arm und Reich ist die gut lesbare und leicht verständliche, wenn auch nicht kurze Stellungnahme des Paritätischen zum Entwurf des 5. Armiuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung.
Stellungnahme des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Gesamtverband e.V. zum Entwurf eines 5. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung
(Stand: 04.01.2017) http://infothek.paritaet.org/pid/fachin ... _ARB-E.pdf
Der Paritätische dokumentiert die sich weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich in der BRD, die ich als Folge der Entfaltung des Verwertungsprinzips / -primats betrachte. Insbesondere auch die Ausführungen zu den Themen Armut und Menschen mit Behinderung sowie Armut und Geflüchtete dürften hier von Interesse sein. Denn das Kriterium Armut als Kategorie zur Bestimmung der sozialen Schicht / Klassen Zugehörigkeit ist von nicht geringer Bedeutung in der SW, bei den SW. Der Widerstand gegen die Ketten der Armut, die handelnde Befreiung aus Zuständen der Armut ist zentrales Motiv migrierender SW. Diese Lage und dieses Motiv verbindet insbesondere migrierende SW mit Schichten / Klassen, die von Armut bedroht und/oder betroffen sind.
Objektiv besteht Bündnisfähigkeit, sofern das Aufbegehren gegen Deklassierung zu einem Brennpunkt gemacht wird.
Das ist für die Pro-SW-Aktiven politisch bedeutsam.
Der Paritätische nennt in Bezug auf Flucht und Armut
das Kriterium der Bleibeperspektive (ich spreche in - siehe oben - Essenz der Flucht von den "Raffinierten" im Gegensatz zu den Überflüssigen, die illegal, geduldet oder rückzuführen sind), das für die Gewährung von Hilfen Ausschlusskriterium und als solches besonders problematisch ist. Der Paritätische kritisiert:
»Noch stärker aber trifft sie der Ausschluss der Familienzusammenführung, denn für viele ist es schwer erträglich miterleben zu müssen, wie Familienangehörige, mit denen sie hier zusammenleben wollen, weiterhin in Syrien oder einem der Transitstaaten, häufig unter äußerst schwierigen Verhältnissen, verbleiben müssen. Es steigt daher schon die Zahl der Flüchtlinge, die ihre Rückkehr planen, weil sie ihre Familienangehörigen nicht dauerhaft allein in den Transitstaaten oder im Herkunftsland lassen wollen. War das die Absicht, als man den Ausschluss der Familienzusammenführung von subsidiär Geschützten für die kommenden 3 Jahre beschloss?« (S. 36 f)
Behinderung und Armut
Der Paritätische kritisiert grundsätzlich den derzeitige Untersuchungsansatz des Berichtes. ER verkürzt den ursprünglichen Untersuchungsauftrag der Armut/Reichtumsberichte. Dieser sah eine Untersuchung der Verwirklichungschancen aller Menschen vor, um einen Gradmesser von Armut ermitteln zu können. Dieser Ansatz wurde bereits im 3. Armuts/Reichtumsbericht zugunsten des Gradmessers der Teilhabechancen aufgegeben und verwässert. Während das Konzept der Verwirklichungschancen betrachtet, ob Menschen hinsichtlich der Verwirklichung ihrer Fähigkeiten umfänglich Möglichkeiten haben, es also über einen mangelhaften Zustand hinausweist, wird im Konzept Teilhabechancen lediglich betrachtet, welche Möglichkeiten zur Teilhabe in einem gegebenen Umfeld wahrgenommen werden. Der Paritätische kritisiert:
»Der neue Charakter der sozialen Teilhabe entspricht weder dem Konzept der Verwirklichungschancen der UN-Behindertenrechtskonvention noch der Lebensrealität von Menschen mit Behinderung. Beispielsweise besteht die große Gefahr, dass Lücken bei den heute gewährten Gesundheitsleistungen entstehen und zahlreiche Streitigkeiten bei der Zuordnung der Leistungen langwierig auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden.« (S. 35)
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Schreiben, damit niemand sagen kann, von nichts gewusst haben zu können.
Eine Illustration der Wirkung des Ehernen Lohngesetz anders gesagt des Verwertungsprimats
findet sich in einem auf Face-Book Link von Laura Augustin, der zu einem aktuellen Artikel über SW in Simbabwe führt, welcher am 07.01.2017 im Economist erschien. Laura Augustin ( siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Laura_Mar ... ust%C3%ADn ) deren Verlinkung Christina Nagl teilte, wodurch ich auf den Artikel aufmerksam wurde ( Danke!), kommentiert ihre Verlinkung:
»I am always extremely suspicious of the Economist when it comes to prostitution. All complexity is reduced to the god of Markets, who's name is Supply and Demand. At least the image is lively and real-looking«
( )
Why some prostitutes would rather their jobs were illegal Decriminalising the sex trade in Zimbabwe
IT IS midnight at a shopping centre in Hopley, a poor suburb east of Harare. Masceline, an orphaned 15-year-old, stands in the darkness. Her aim is to find a client. But she also wants to avoid getting beaten up by older prostitutes who resent the competition she represents. Zimbabwe’s Constitutional Court ruled in 2015 that the police could not arrest women for prostitution. At first, sex workers cheered. No more would they be dragged to police stations and shaken down for bribes to avoid six-month jail terms. It was a relief, too, for the many other women whom the cops used to arrest just for walking alone at night or drinking in a pub. Yet there was a catch. Tambudzai Mikorasi, a 40-year-old sex worker, says she may have celebrated too early. Now that the oldest profession has been decriminalised, a flood of young women and girls are joining it and driving down prices. (Jobs of any kind are scarce thanks to Robert Mugabe's disastrous management of the economy.)
Some veterans have responded by hiring thugs to protect their turf. In return, the men can have sex whenever they want. "We have no option," says Ms Mikorasi, her muscles flexing as she pulls down her miniskirt. "It has never been this bad. These little girls are pushing us out of business." Malaika Chatyoka, a 37-year-old, complains that the fee she can charge has slumped from $10 for 30 minutes to as little as $2 on some nights. The price for a full night is down to $10, one fifth of what she used to charge. Police raids used to scare away competitors. "Only the brave remained on the streets. Now it’s free-for-all," says 25-year-old Sazini Ngwenya from Bulawayo. She adds that without the police paying attention there has been an increase in robberies and rape.
Faced with a slumping economy Zimbabweans are so desperate that, for many, even cut-price sex work seems like the least-bad option. "With no education, faced with the responsibility to fend for their siblings and/or their own children, many girls and young women are being forced to sell sex for survival," laments Talent Jumo, a director of the Katswe Sistahood, a charity. With no sign of an economic recovery, many more girls could be forced onto the streets, she says. For Masceline, the need to put food on the table for her family means she will continue renting out her body. "Everything I face here is better than going hungry or watching my baby sister drop out of school," she says hurriedly, as a potential client approaches.
Laura Augustin: »Ich bin immer sehr misstrauisch gegenüber dem Economist, wenn es um Prostitution geht. Alle Komplexität reduziert sich auf den Gott der Märkte, dessen weitere Namen Angebot und Nachfrage sind. Zumindest ist das Bild das der Economist zur Situation in Simbabwe zeichnet lebendig und realistisch«
Warum es einige Prostituierte lieber sähen, wenn ihre Arbeitsplätze illegal wären Entkriminalisierung des Sexarbeit in Simbabwe
Es ist Mitternacht in einem Einkaufszentrum in Hopley, einem armen Vorort östlich von Harare. Masceline, eine verwaiste 15-jährige, steht in der Dunkelheit. Ihr Ziel ist es, einen Kunden zu finden. Aber sie will auch vermeiden, von älteren Prostituierten geschlagen zu werden, die die Konkurrenz, die sie darstellt, verärgert. Zimbabwes Verfassungsgericht entschied 2015, dass die Polizei Frauen nicht für Prostitution verhaften dürfe. Zuerst jubelten die Sexarbeiterinnen. Sie würden nicht mehr zu Polizeistationen geschleppt und nicht mehr zur Zahlung von Schmiegeldern gezwungen werden können, um sechsmonatige Gefängnisausdrücke zu vermeiden. Es war eine Erleichterung auch für die vielen anderen Frauen, die die Polizisten aufgegriffen hatten, sofern sie nachts allein durch die Stadt gingen oder allein in einem Pub etwas tranken. Doch es gab einen Haken. Tambudzai Mikorasi, eine 40-jähriger Sexarbeiterin, sagt, sie hätte zu früh gefeiert. Jetzt, da der älteste Beruf entkriminalisiert wurde, kommt eine Flut von jungen Frauen und Mädchen dazu, und die Preise fallen. (Jobs jeglicher Art sind dank Robert Mugabe's katastrophalen Management der Wirtschaft knapp.)
Einige Veteranen haben durch die Einstellung von Schlägern reagiert, um ihren Revier zu schützen. Im Gegenzug können die Männer Sex haben, wann immer sie wollen. "Wir haben keine Wahl", sagt Mikorasi, und lässt ihre Muskeln spielen, während sie ihren Minirock herunterzieht. "Es war noch nie so schlimm. Diese kleinen Mädchen drängen uns aus dem Geschäft. "Malaika Chatyoka, eine 37-Jährige, klagt, dass die Gebühr, die sie berechnen kann, von 10 $ für 30 Minuten in einigen Nächten auf bis zu $ 2 gesunken ist. Der Preis für eine volle Nacht sank auf bis zu $ 10, ein Fünftel von dem, was sie bisher verlangte. Polizeirazzien werden inzwischen benutzt, um Konkurrenz zu verschrecken. "Nur die Mutigen blieben auf der Straße. Jetzt ist es frei für alle", sagt der 25-jährige Sazini Ngwenya aus Bulawayo und fügt hinzu, dass es ohne die Aufmerksamkeit der Polizei eine Erhöhung der Raubüberfälle und Vergewaltigung geben würde.
Angesichts sinkender Wirtschaftskraft ist die Situation in Simbabwe verzweifelt. Trotz des Preisverfalls in der Sexarbeit erscheint diese besser als andere Optionen. "Ohne Bildung, vor der Verantwortung stehend, für ihre Geschwister und / oder ihre eigenen Kinder zu sorgen, sind viele Mädchen und junge Frauen gezwungen, Sex für das Überleben zu verkaufen", klagt Talent Jumo, eine Direktorin der Katswe Sistahood, einer Wohltätigkeitsorganisation. Ohne wirtschaftliche Erholung könnten viele weitere Mädchen auf der Straße landen, sagt sie. Für Masceline, ist die Notwendigkeit, Nahrung für ihre Familie auf den Tisch zu setzen der Grund weiterhin ihren Körper zu vermieten. "Alles, was ich hier zu bewältigen habe, ist besser als hungrig zu sein oder meine Schwester zu sehen, wie sie die Schule verlassen muß", sagt sie eilig, als ein potenzieller Kunde sich nähert
Dieser Beitrag gibt nur meine persönliche Meinung wieder.
Er steht nicht im Zusammenhang mit einer Moderatorentätigkeit
Ein emanzipatorischer Prozess ist disputfrei kaum zu realisieren,
denn die Emanzipation, bedarf, kurz und bündig gesagt,
der unbedingten praktischen, ästhetischen und theoretischen Kritik des Ist. (1)
Empfehlung
Nancy Fraser (2) Für eine neue Linke oder: Das Ende des progressiven Neoliberalismus (3)
Die Autorin untersucht die politische Entwicklung in den USA seit der Präsidentschaft von Bill Clinton und kommt dabei zum Schluss, dass die Rede von der Gleichstellung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, Ethnien, der Geschlechter, sofern sie losgelöst von der sozialen Frage der Einkommensverteilung behandelt wird, dem neoliberalen Fianzkapitalismus das Charisma verliehen hat, unter dem sich die Umverteilung gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben einen fortschrittlichen Anstrich geben konnte. Die Quittung dafür ist die Abwendung der prekarisierten Teile der Wählerschaft von der so selbst ihren politischen Kredit ("Arbeiterklasse", Arme, prekarisierte Bevölkerungsteile) verspielenden "linken" Elite.
»Der Angriff auf die soziale Sicherheit erfolgte also hinter einer täuschenden Fassade, die das von den neuen sozialen Bewegungen geborgte Charisma schaffen half. So wird beispielsweise der Doppelverdiener-Haushalt als ein Triumph des Feminismus präsentiert, doch die Realität hinter dem Trugbild besteht aus Lohndruck, geringerer Arbeitsplatzsicherheit, sinkenden Lebensstandards, einem steilen Anstieg der Lohnarbeitsstunden pro Haushalt, der Verschärfung des Zweischicht- zum immer häufiger praktizierten Drei- oder Vierschichtsystem, einer wachsenden Zahl alleinlebender und alleinerziehender Frauen sowie den verzweifelten Bemühungen, Sorgearbeit auf andere abzuwälzen, insbesondere auf arme, rassistisch diskriminierte und/oder immigrierte Frauen.
...
Zum Maßstab der Emanzipation avancierte dadurch der Aufstieg von "talentierten" Frauen, Minderheiten, Schwulen und Lesben in der kommerziellen Winner-take-all-Hierarchie – und nicht mehr deren Abschaffung. Diese linksliberal individualistischen Fortschrittsvorstellungen traten nach und nach an die Stelle der weiterreichenden, antihierarchischen, egalitären, klassenbewussten und antikapitalistischen Auffassungen von Emanzipation, die in den 1960er und 1970er Jahren floriert hatten.
...
Eine Partei, die die kapitalistische Ökonomie liberalisieren wollte, fand ihren Traumpartner in einem meritokratischen und unternehmerfreundlichen Feminismus, der sich auf das Durchbrechen "gläserner Decken" konzentrierte.« (3, PDF Version des Artikels, S. 72 f der Februar 2017 Ausgabe der Blätter)
Die Autorin stützt damit Auffassungen die ich im Anschluss an Volkmar Sigusch, mit dem Begriff der Gleich-ENT-rechtigung (4) gefasst habe. Sigusch betont die Notwendigkeit des kritischen Rückbezuges auf die, wie er es nennt, Gesellschaftsformation (= grundlegenden gesellschaftlichen Verhältnisse), soweit es um Fragen der Gleichstellung geht, da emanzipatorische (auf Befreiung des Menschen von Unmündigkeit setzende) Bestrebungen unter dem Etikett des Feminismus sonst nicht über eine "matriarchale" Inversion (V. Sigusch) (Inversion = Umkehrung) des Patriarchats hinausweisen. Unter Beibehaltung der hierachisch-privatwirtschaftlich-ausbeuterischen Struktur der herrschenden Gesellschaftsformation führen sie lediglich zum freiem Wechsel der Vorsilben pat/mat (...riarchat) und sind so der Nährboden für eine, wie Nancy Fraser ausführt »unheilige Allianz von Feminismus und Finanzialisierung« (3, S. 76) die »Verheerende Auswirkungen ... [durch] die Vernachlässigung potentieller Gemeinsamkeiten zwischen der Arbeiterbewegung und den neuen sozialen Bewegungen« auf linke Politik hat(3, S. 74)
Auf die Pro-SW-Bewegten bezogen, bedeutet dies für mich, das Menschenhandelsideolgem (5) konsequent abzulehnen, denn
- Wer von Menschenhandel spricht, schweigt von Ausbeutung.
- Wer für Sexarbeit spricht muss von Ausbeutung sprechen und nicht vom Menschenhandel.
- Wer vom Menschenhandel spricht, spricht gegen Sexarbeit.
Kurz und bündig
Die Auseinandersetzung mit den Vertretenden der Menschenhandelsideologie, die Ablehnung der Zusammenarbeit mit ihnen seitens der Pro-SW-Aktiven und auch die Ablehnung derjenigen, die vorgeblich Pro-SW-Positionen vertreten, jedoch innerhalb der Ideologie des Menschenhandels agieren, ist kurz und bündig das, was meine Tagesordnung bestimmt.