Zwangsuntersuchung Schnirchgasse wird immer schlimmer

Abgesehen vom Fehlen der nötigen Hilfsinstitutionen für Sexworker findet hier auch alles Platz, was ihr an bestehenden Einrichtungen auszusetzen habt oder loben wollt
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Zwerg
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Re: RE: Zwangsuntersuchung Schnirchgasse wird immer schlimme

Beitrag von Zwerg »

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Optimist hat geschrieben:Jede einzelne festgestellte Erkrankung, die möglicherweise Leben gefährdet rechtfertigt schon alleine diese Untersuchung, stell Dir doch einmal vor, Dein Kind wäre davon betroffen, wie würdest Du dann reagieren???
Mit dem Argument wedeln immer die Prostitutionsverbieter herum... Die Zwangsuntersuchung verhindert doch keine Ansteckung! Vorher musst ansetzen, wenn Du was bewirken möchtest! Wäre es nicht wesentlich vernünftiger die Leute aus dem Graubereich herauszuholen? Aufzuklären? Mindeststandards erarbeiten? Untersuchungen anbieten (ohne Zwang - und ohne Ausweiskontrolle) - Jetzt geht ein Großteil nicht hin: Weil sie zum Teil nicht können (weil sie nicht ganz legal da sind und Konsequenzen fürchten) - oder weil sie es sich nicht (mehr) antun wollen.

Bzgl. Prozentsatz: Die Befürworter machen dann wieviel Prozent aus? Und vergiss nicht die Leute welche die Untersuchung generell für sinnlos halten.... - Die Fachtagung Prostitution (siehe Presseerklärung) - die deutsche Regierung (siehe Brief an Solwodi) die NGO`s ... Der Großteil der SexarbeiterInnen des Forums usw....

Die Zwangsuntersuchung als Solches ist nicht mehr zeitgemäß - hier gibt es Erkenntnisse, welche berücksichtigt werden sollten.

Christian

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ETMC
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Beitrag von ETMC »

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Zwerg hat geschrieben:.... Es gibt zahlreiche Beschwerden - auch telefonisch oder bei persönlichen Gesprächen....
ETMC "Lesemodus OFF"

Das kann ich/muss ich leider bestätigen - die Zustände werden von allen Damen die ICH kenne und das sind neben den Damen die bei uns sind zahlreiche ... Sexworkerinnen - Die Zustände werden als "menschenunwürdig" herablassend, unfreundlich, überfordert, unfair, willkürlich, fremdenfeindlich, hämisch etc beschrieben - bisher habe ICH noch nie eine positive Meldung zur Zwangsuntersuchung gehört - und auch ich weiß wovon ich spreche - habe ich doch sehr viel Kontakt zu zahlreichen Sexworkerinnen, egal ob bei uns oder in befreundeten Betrieben.

Bei aller Wertschätzung: Hier im Thread gibt es mindestens 5 SexarbeiterInnen aus Wien, welche die Zustände in der Schnirchgasse als nicht in Ordnung bezeichnen. Dann gibt es eine SexarbeiterIn die sagt "für mich ist es in Ordnung" ...
Ich sehe mich nicht als das Sprachrohr der Sexworkerinnen, ABER ich kann aus zahlreichen Gesprächen sagen es sind nicht nur 5 oder 10 - es sind geradezu umgekehrt maximal 5-10 der dort "zwangsuntersuchten" die mit den Zuständen zufrieden sind....
...Und hier überwiegen eindeutig die negativen Stellungnahmen (von Frauen welche dort untersucht werden).
Die Problematik liegt wie immer in der Verwaltung dieser Zwangsdienstleistung - überforderte Mitarbeiter des STD und eine unkompetente Leitung in der höheren Ebene - weils ja wurscht (egal) ist - wie man schon hörte...
Weiters gibt es eine Reihe von Fakten welche zusätzlich gegen die Untersuchung als Solches sprechen. Man macht also Etwas, was gegen alle internationalen Erfahrungen spricht - und hier sehe ich sehr wohl auch die Kompetenz und auch das Mitspracherecht aller UserInnen gegeben. Weiters sind auch die Stimmen der Fachtagung (siehe Presseerklärung) und der NGO`s in die Diskussion einzubeziehen.
Und der Tiger (Behörde) ist noch dazu zahnlos - ich habe so oft gehört, dass einer SWin die Karte abgenommen wurde und sie schon beim rausgehen in ihrer Muttersprache sagt "Ist mir doch scheissegal ich gehe trotzdem arbeiten soll ich etwa verhungern??"

Hier sollten sich die "Obergscheiten Retter" mit dem Rettersyndrom mal einbringen und SWinnen denen die Karte abgenommen wurde davon abhalten wieder arbeiten zugehen- zumindest bis sie wieder gesund sind - ihnen die Mieten und die Zahlungen zu erstatten und ihnen das Einkommen, das sie oft brauchen um zu überleben zu ersetzen - aber dazu reicht das Retterverhalten nicht aus...

Es geht zwar um die Zustände in der Schnirchgasse -aber es geht auch um die grundsätzliche Frage "wozu 1850 Leute wöchentlich untersuchen, wenn das eigentlich keinen Sinn macht" - Wozu sich über Zustände unterhalten - wenn die ganze Institution fraglich ist?
Es geht um die "Administration" der Prostitution im Allgemeinen:
Zwangsuntersuchung - für Kontrollprostituierte - alleine die Bezeichnungen drehen mir den Magen um im 21.jhdt - Der Staat will die SWinnen schützen vor Zwang und ist doch der, der am MEISTEN Zwang auf die SWinnen ausübt - Registrierungszwang, Untersuchungszwang, Kontrollzwang, Strafandrohung, Willkür durch Beamte -also Angestellte des Staates/der Stadt. Razzien mit Einschüchterung, Überfallsartige Rollkommandos die die SWinnen in Angst und Schrecken versetzen, politische FeiglingeINNEN die das heiße Eisen Prostitution nicht anfassen, Kirchen und Gemeinschaften die SexdienstleiserINNEN ausgrenzen und aber doch "retten" wollen - aber vor WEM?

Wollen SWinnen gerettet werden?
Wollen SWinnen kontrolliert werden?
Wollen SWinnen gezwungen werden?
Wollen SWinnen untersucht werden - zwangsweise?
Wollen SWinnen wie Untermenschen behandelt werden?
Wollen SWinnen jeglicher Möglichkeit beraubt werden legal Geld zu verdienen? (laut dem AuslBg ist Prostitution die EINZIGE Möglichkeit legal als neue EU BürgerIN in Österreich einer Tätigkeit OHNE Befreiungsschein nachzugehen..)
Wollen SWinnen von KIAB und anderen Terrortruppen unter Umgehung aller Menschenrechte eingeschüchtert und zwangsweise zum Ausfüllen von Fragebögen gezwungen werden
Wollen SWinnen sich das im 21.Jhdt noch immer gefallen lassen?

Wollen SWinnen und Sexbetriebe nicht einfach nur EINES...
IN RUHE und FREIHEIT und FRIEDEN arbeiten.... we jeder andere Mensch auch?
Ohne Kontrollzwang
Ohne Untersuchungszwang
Ohne Polizeischikanen
Ohne KIAB Schikanen
Ohne Strafandrohung
Ohne Angst
Ohne Bevormundung

Der derzeitige Umgang mit SWinnen ist sicherlich ein Verstoß gegen die Würde des Menschen - aber wo keine Kläger - da auch keine Gerechtigkeit - Denkt mal nach ob eine klage vor dem EUGH für Menschenrechte - wo die Republik verklagt würde etwas bringen könnte - wenn ja sollte man sich einfach mal überlegen einen Menschenrechtsexperten von AI zu befragen und diese Klage einzubringen - wäre interessant die EUGH Entscheidung zu erzwingen...



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liebe Grüsse
ETMC
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Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.
Benjamin Franklin (1706-90),
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Beitrag von Zwerg »

@ETMC

Ich würde Dir liebend gerne widersprechen - weil dann wäre Alles in Ordnung (oder zumindest Vieles) - Aber so bleibt mir nur übrig zu sagen: Danke für Dein Statement!

Die Beschwerde bezüglich Unfreundlichkeit ist übrigens gehäuft bei SexarbeiterInnen mit migrantischen Hintergrund anzutreffen. Auch darüber sollte man, von Seiten der Verantwortlichen, einmal nachdenken!

Christian

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Lycisca
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Beitrag von Lycisca »

ETMC hat geschrieben: Der derzeitige Umgang mit SWinnen ist sicherlich ein Verstoß gegen die Würde des Menschen - aber wo keine Kläger - da auch keine Gerechtigkeit - Denkt mal nach ob eine klage vor dem EUGH für Menschenrechte - wo die Republik verklagt würde etwas bringen könnte - wenn ja sollte man sich einfach mal überlegen einen Menschenrechtsexperten von AI zu befragen und diese Klage einzubringen - wäre interessant die EUGH Entscheidung zu erzwingen
Zur Information und praktischen Vorbereitung ein paar Hintergrundinformationen: Unterscheiden muss man zwischen dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg (EGMR) und dem Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft (EuGH bzw. GH 1. Instanz EuG).

Zum EuGH kommt man im Regelfall (es soll ja gegen die Wiener, nicht gegen die Brüsseler, Bürokratie geklagt werden) über ein Verfahren, wo von einem nationalen Gericht/Tribunal eine Vorabentscheidung über EU-Recht eingeholt wird, etwa über die Frage, ob Art 8 der Datenschutzrichtlinie (Verbot, Daten zum Sexualleben zu verarbeiten) direkt anwendbar ist (also vom nationalen Gericht angewandt werden muss). Als BeschwerdeführerIn hast du darauf keinen Anspruch, sondern kannst die Vorabentscheidung nur anregen.

An den EGMR, ebenso an die UN-Kommission gegen Folter oder an die UN-Menschenrechtskonvention, kann sich jeder mit einer Individualbeschwerde wenden. Allerdings muss vor dem internationalen Verfahren der innerstaatliche Rechtsweg ausgeschöpft sein (und die Beschwerde nur bei einem der internationalen Gerichte eingebracht sein, sich auf die jeweilige Konvention beziehen, die vom beklagten Staat auch ratifiziert sein muss). Das bedeutet praktisch, dass zumindest ein Verfahren geführt worden sein muss, das bis zum Höchstgericht gegangen ist, wo bereits bei den Behörden unterhalb des Höchstgerichts die Konventionsverletzung vorgebracht worden sein muss und wo die Menschenrechtsverletzung theoretisch hätte beseitigt werden können. Die Beschwerde beim EGMR muss dabei spätestens 6 Monate nach Zustellung des letzten Urteils eingebracht werden.

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Beitrag von Zwerg »

Ich habe gerade ein Telefonat mit einer SexarbeiterIn geführt - und dabei eine Geschichte gehört, welche die Kompetenz einer in der Schnirchgasse arbeitenden ÄrztIn unterstreicht ( - auf Wunsch der SW darf ich aber keine Einzelheiten posten)

Deshalb nochmals mein Hinweis: Unsere Kritik richtet sich keines Falls gegen das Personal! Das dort auch fantastische Arbeit geleistet wird, steht außer Zweifel! Unsere Vorwürfe und Beschwerden richten sich gegen das System!

Auch die oben erwähnte SexarbeiterIn meinte: Sie geht zur Untersuchung weil sie muss - es wäre ihr wesentlich lieber, wenn sie zum Arzt des Vertrauens gehen könnte. UND: Auch wenn es keine Strafandrohung geben würde wäre der regelmäßige Arztbesuch für sie selbstverständlich (sie war fast empört über meine Frage.... (was ich auch verstehen kann)). Kritik kam von ihrer Seite lediglich bzgl. Wartezeit und Desinformation - Sie bekam vor einiger Zeit ein Medikament ohne Erklärung zur Einnahme verabreicht - und sie wusste nicht, ob sie es einnehmen muss. Auf die Frage was das wäre wurde ihr gesagt "Nehmen`s das, dann passt es schon"

Christian
Zuletzt geändert von Zwerg am 30.07.2009, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von ehemaliger_User »

Hatte gestern ein sehr interessabntes Gespräch mit einer jungen Dame. Sie war vor einiger Zeit in Wien, hat sich dort den Deckel geholt - und ist nach der ersten Zwangsuntersuchung wieder abgereist. Sie fand das ganze Verfahren dort sehr entwürdigend. "Erinner mich bloss nicht daran"
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§ 51 Abs 1 Ärztegesetz 1998

Beitrag von Lycisca »

Zwerg hat geschrieben: ... und Desinformation - Sie bekam vor einiger Zeit ein Medikament ohne Erklärung zur Einnahme verabreicht - und sie wusste nicht, ob sie es einnehmen muss. Auf die Frage was das wäre wurde ihr gesagt "Nehmen`s das, dann passt es schon"
Zum Vergleich mit diesem Vorfall, ein Zitat aus § 51 Abs 1 Ärztegesetz 1998: Der Arzt ist verpflichtet, Aufzeichnungen [...] über Art und Umfang der beratenden, diagnostischen oder therapeutischen Leistungen [...] zu führen und hierüber der beratenen oder behandelten [...] Person alle Auskünfte zu erteilen.

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malin
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Beitrag von malin »

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Zwerg hat geschrieben: Sie bekam vor einiger Zeit ein Medikament ohne Erklärung zur Einnahme verabreicht - und sie wusste nicht, ob sie es einnehmen muss. Auf die Frage was das wäre wurde ihr gesagt "Nehmen`s das, dann passt es schon"

Christian
genau diese worte habe ich mal von einem (gehetzten) arzt in der kh notaufnahme gehört...hätte ich dieser anordnung folge geleistet wäre ich noch vor ort kollabiert (wegen massiver allergie und medikamenten kreuz-unverträglichkeit).

dieses verhalten ist nicht nur eine ärgerliche unverschämtheit sondern geradezu skandalös fahrlässig!

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Morpheus
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Beitrag von Morpheus »

Ich habe mir den ganzen Thread nochmals genau durchgelesen und bin etwas verwirrt, weil regelmäßig Birnen mit Äpfel verglichen werden...

@ Statistik BmfG

Ich kann aus dem Jahresvergleich der Statistiken keinen signifikanten Anstieg von STD erkennen. Vielmehr herauslesbar ist, dass die Zahlen im Vergleich vor 10 Jahren dramatisch zurück gegangen sind!

Es wurde schon mehrfach angedeutet, aber nicht explizit ausgedrückt...

Bei den statistischen Angaben handelt es sich um die absoluten Zahlen festgestellter meldepflichtiger Krankheiten, aber niemand kann daraus erkennen, wie viele Erkrankungen von der STD-Untersuchungstelle gemeldet wurden!!!!

Aus meiner empirischen Erfahrung ist es sicherlich eher der verschwindende Teil, weil die meisten Erkrankungen dieser Art auf der "freien Wildbahn" diagnostiziert werden, und es sich hierbei vermutlich vermehrt um männliches Patientengut handelt, welches sich diese Erkrankung NICHT zwingend beim P6 eingefangen hat. :002

@ Zwangsuntersuchung

Ich persönlich hab noch nie jemanden getroffen, der von dieser Art der Untersuchung erfreut war. Viele nehmen sie als notwendiges Übel in Kauf. Was wir nun seit geraumer Zeit erkennen können, ist, dass der Zwang offensichtlich nicht zu einer vermehrten Registrierung führt. Ergo ist er eher Schikane, denn wirklich sinnvolles Steuerungselement.

Dass SW sich regelmäßig untersuchen lassen sollten, darüber herrscht, so glaube ich, internationale Übereinstimmung und wird von keinem Menschen angezweifelt werden. Nur über Art und Durchführung kann vortrefflich gestritten werden.

Der anonyme und unterschwellige Zugang ist sicherlich eine Option, aber die einzig glücklich machende Lösung sicherlich auch nicht. Eigenverantwortung ist ein schönes Wort, aber die wächst eben nicht auf den Bäumen. Die größten Gegner der Zwangsuntersuchung sind natürlich die eigenverantwortlichen SW, aber wie viele davon gibt es wirklich? Mich würde mal die statistischen Zahlen solcher anonymen Untersuchungstellen interessieren, obwohl man auch da keine besonderen Aussagen treffen kann, weil vermutlich eher die Leute dort erscheinen werden, die bereits Beschwerden haben.

Betrachten wir nur mal die allgemeine Vorsorgeuntersuchung: Gerade mal 10% der Bevölkerung nimmt die Anspruch...obwohl kostenlos und nur 1 x im Jahr. Das sind eben die Eigenverantwortlichen...

PS: Was natürlich gar nicht geht, ist die "zwangsmäßige" Verabreichung von Medikamenten ohne Information! Das ist einfach letztklassig...
Viele Leute hinterlassen Spuren, nur wenige Eindrücke!

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Beitrag von ehemaliger_User »

Und der Eigenverantwortung kann doch "nachgeholfen" werden. Ich kenne einige Clubs die mit einem Arzt zusammenarbeiten der dann regelmässig vor Ort seine Dienste anbietet. Und die Frauen nehmen seine Dienste rege in Anspruch.
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Carmen
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RE: Zwangsuntersuchung Schnirchgasse wird immer schlimmer

Beitrag von Carmen »

Hallo,
Ich möchte auch was dazu sagen über MA15.Das ich jeden montag ca 60 bis 120 minuten warten muss ist jetzt schon normal aber heute war extrem:Ich war heute knappe vier stunde dort.

Es ist unvorstellbar was dort passiert. Hunderte frauen in zwei zimmer, und vielleicht 50 sitzplätze.Was auch ganz schön ist,ist das in erste stock es gibt nur eine fernster was ofen ist,also bei dem wetter und die zahl der frauen,genau eine passende luftung.

Noch dazu,heute für erste mal habe ich gesehen frauen mit kinderwagen,bis jetzt habe ich nur gehört aber jetzt habe ich mit eigene augen gesehen.Es ist schrecklich,das ein frau muss ihre kind dort mit nehmen,und vier stunden warten,auf ein kontrolle,was eigentlich vom unsere geld (Steuer) bezahlt ist.

Aber der sinn vom diese kontrolle kann ich nicht so richtig verstehen,weil bin ich sowieso zwei mal pro monat bei meine private frauenartz,und alle die SW die ich kenne,macht genau so. Ich habe noch mehr angst das ich mich erkranken bei diese kontrolle als bei arbeit (Schweinegrippe),weil weiss ich genau was für eine service biete ich an, aber ob diese ustensilien sterilisiert sind oder nein,weiss ich nicht.



LG.Carmen

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Beitrag von Zwerg »

Hallo Carmen!

Vielen Dank für Deinen Bericht - er ist erschütternd!

Das Problem "Wohin mit den Kindern während ich zur Untersuchung muss" ist mir schon öfters berichtet worden. Jede Woche stellt sich für viele SexarbeiterInnen das gleiche Problem: Dabei ist es vor Allem unangenehm, dass man nie sagen kann wie lange es dauert.

Deinen Hinweis auf die mögliche Ansteckungsgefahr mit nicht STD durch die erzwungene Menschenansammlung in schlecht durchlüfteten Räumen finde ich durchaus interessant.

Liebe Grüße

Christian

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Dany
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RE: Zwangsuntersuchung Schnirchgasse wird immer schlimmer

Beitrag von Dany »

Hallo,

Leider stimmt,was bei MA15 passiert ist unvorstellbar.

Als ergänzenung sage ich euch das als ausländer,ist man auch nicht unbedingt willkommen dort.



Grüsse,Dany
Die Rechte der Sexarbeiterinnen sind Rechte der Frauen, also Menschenrechte.
Drepturile prostituatelor sunt drepturile femeii, deci drepturile omului.

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Beitrag von Lycisca »

Morpheus hat geschrieben: Der anonyme und unterschwellige Zugang ist sicherlich eine Option, aber die einzig glücklich machende Lösung sicherlich auch nicht. Eigenverantwortung ist ein schönes Wort, aber die wächst eben nicht auf den Bäumen.
Staatliche Bevormundung hat nach den Erfahrungen der WHO im Unterschied zu Eigenverantwortung keine besseren Erfolge gebracht. Die WHO hat im Sex Work Toolkit unter Key Principles die Eigenverantwortung als einen Grundsätze zum Umgang mit SW zusammengefasst, die zu von der Gesundheitspolitik zu beachten wären. Auch die anderen Grundsätze werden vom Gesundheitsamt und der Gesundheitspolitik offenbar völlig vernachlässigt. Ich habe daher unten eine Übersetzung der WHO-Grundsätze angefügt; der Originaltext ist unter

http://www.who.int/hiv/topics/vct/sw_to ... ndex4.html
Ungeachtet der Vielfalt der Einstellungen zur Sexarbeit deutet eine Überprüfung der aktuellen Best-Practices von gesundheitspolitischen Maßnahmen in der Sexarbeit darauf hin, dass folgende Grundsätze wesentlich zur ihrer Wirksamkeit und Nachhaltigkeit beitragen:
* Verzicht auf eine moralische Wertung;
* Sicherstellung, dass Maßnahmen den SW nicht schaden;
* Sicherstellung, dass die Rechte der SW auf Privatsphäre, Vertraulichkeit und Anonymität respektiert werden;
* Achtung der Menschenrechte und Menschenwürde der SW;
* Respekt vor den Ansichten, dem Wissen und den Erfahrungen der SW;
* Einbindung der SW [...] in allen Phasen der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen;
* Berücksichtigung der Erkenntnis, dass SW in der Regel hoch motiviert sind, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten, und dass SW daher Teil der Lösung sind;
* Qualifikationsmaßnahmen für SW, um ihre wirksame Beteiligung und Mitverantwortung an Programmen zu erreichen;
* Anerkennung der Rolle von Kunden und Dritten bei der HIV-Übertragung, d.h. Zielsetzung unter Berücksichtigung des gesamten Umfelds von Sexwork, einschließlich der Kunden und Dritten, und nicht nur der SW;
* Anerkennung der Vielfalt der Sexarbeit, der Einstellungen dazu, und der beteiligten Personen, und entsprechende Anpassung der Maßnahmen.
Die von der WHO geforderte Vertraulichkeit und Anonymität ist z.B. schwer mit der in A gültigen Registrierungspflicht vereinbar. Die von WHO geforderte Achtung der Menschenrechte ist schwer mit in A üblichen Polizeirazzien in Privatwohnungen vereinbar. Die in A übliche Zwangsuntersuchung ist schwer mit der Erkenntnis der WHO vereinbar, dass SW ein Eigeninteresse an der Erhaltung ihrer Gesundheit haben. Die in A notorische Vernachlässigung der Verantwortung von Kunden und Dritten für die Gesundheitserhaltung ist schwer mit der von der WHO geforderten Zielsetzung zu vereinbaren, dass Maßnahmen nicht nur auf SW fokussiert sind. Dass schließlich SW in die Vorbereitung von Maßnahmen und Gesetzen (siehe Prostitutionsgesetze) nicht eingebunden werden, ist ebenfalls schwer mit den Grundsätzen der WHO zu vereinen.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

WHO toolkit und weitere tools auch hier:

Qualitätsicherung Sexworker-Institutionen:
viewtopic.php?p=60955#60955



Forderung der Sexworker - Harm Reduction:
viewtopic.php?p=19712#19712
und einige Postings tiefer (#4 und #7) ...


Wie die Sexworker ihr Kunden selbst untersuchen:
viewtopic.php?t=1310





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Beitrag von ETMC »

wäre es nicht an der Zeit einen Anwalt und den VWGH bzw VFGH zu bemühen um diese Zustände zu kippen?

Ich habe (leidvoll) im Umgang mit "institutionen", die ich seit ich 18 bin aktiv bekämpfe eines gelernt.. Man kann sie nur mit ihren eigenen Waffen schlagen - Rechtsbeugung wie im Falle der MA15 und Verstöße gegen die Menschenwürde kann man mit Reden nicht kippen mit einer Klage durch einen Anwalt sehr wohl....

Fällt die Verordnung und das Gesetz MUSS ein neues her...

Ist die Verordnung mit den Menschenrechten nicht vereinbar - fällt sie und das Gesetz MUSS repariert weren

AI (Amnesty International) sollte das ausloten können und die Möglichkeiten kennen - die haben schon so viel erreicht warum nicht auch das ... Gebraucht werden Augenzeugenberichte Aussagen und die KLAGE
liebe Grüsse
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Beitrag von Rose »

Hallo Ihr!

Heute war wieder Zuhältertag bei der MA15.

Nicht nur dass es fraglich ist ob diese Untersuchung sinnvoll ist, ist es auch so dass dort zusätzliche Unannehmlichkeiten auf die SexarbeiterInnen warten.
Vor der Türe und jetzt schon im Vorraum (beim Kaffeeautomaten) lungern Typen herum die für mich wie Zuhälter wirken. Ich kann nicht verstehen warum hier meine Anonymität und meine Sicherheit grundlos gefährdet werden muss. (ich wurde heute verbal belästigt). Wenn mich der Staat zwingt wöchentlich ein Amtsgebäude zu betreten so sollte er auch dafür sorgen dass keine zwielichten Gestalten dort herumhängen.

Gruß

Rose (schwer verärgert)

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Beitrag von hedonism »

Also dieses Problem mit dieser Zwangsuntersuchung kenn ich schon seit 30 Jahren. In den Clubs in denen ich damals gekellnert habe, kam einmal pro Woche der Doc vorbei.

Könnte man nicht in Zusammenarbeit von sexworker.at mit einem Doc das lösen, so dass zumindest eine Alternativmöglichkeit dazu bestünde?

Das kostet zwar, aber wenn eine gewisse Anzahl an SW`s dieses Angebot nützt, kommt man sicher auch auf einen akzeptablen Preis.
BEVOR DU ÜBER JEMANDEN URTEILST, ZIEH DIR SEINE SCHUHE AN UND GEH DEN SELBEN WEG......

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Beitrag von Zwerg »

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hedonism hat geschrieben:Könnte man nicht in Zusammenarbeit von sexworker.at mit einem Doc das lösen, so dass zumindest eine Alternativmöglichkeit dazu bestünde? Das kostet zwar, aber wenn eine gewisse Anzahl an SW`s dieses Angebot nützt, kommt man sicher auch auf einen akzeptablen Preis.
In Wien muss die Untersuchung vom Amtsarzt durchgeführt werden - Weil nur Dieser die Kontrollkarte auch einziehen darf. Gegenargumente "In anderen Bundesländer funktioniert es ja auch", stoßen auf taube Ohren (wird wahrscheinlich damit zu tun haben, dass man die eigene Stellung nicht gefährden wil - Die schärfsten Verteidiger der Zwangsuntersuchung sind die Personen die damit beauftragt sind - die geben auch die Berichte raus, welche dann als Begründung herangezogen werden).

Besuche vom Arzt in den Etablissements würde ich eher ungern sehen. Auch dem Betreiber gegenüber sollte die SW ihre Privatsphäre aufrecht erhalten können. Die Forderung die Kontrolluntersuchung beim Arzt des Vertrauens absolvieren zu dürfen, ist eine Forderung die seit Jahren ignoriert wird.

Christian

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Beitrag von hedonism »

Hallo Christian,

dann wird das wohl damals ein Amtsarzt gewesen sein, wie die Chefs (Maxim + Salambo) das geregelt haben, kann ich nicht sagen.
Den SW`s war das nicht unangenehm, war ein Fixtermin vor den Öffnungszeiten und sie haben sich den anderen viel mühsameren Weg erspart.
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