Strukturelle Sicherheit auf dem Straßenstrich
durch Straßenmöblierung:
Die Drive-in Love-Box
Der Strassenstrich in der Box
Von Philipp Albrecht, Christoph Landolt.
Aktualisiert am 19.07.2010 10 Kommentare
Holland hat sie erfunden und in mehreren deutschen Städten gilt sie als Erfolgsmodell: Auch in Zürich könnte die Sexbox den Strassenstrich erträglicher machen.
Diskret, sicher und sauber: In der «Verrichtungsbox» [mieses Amtsdeusch. Anm.] in Essen kann nur die Beifahrerin aussteigen und im Notfall den roten Alarmknopf betätigen.
Im Ausland konnte man damit den Strassenstrich eindämmen: Boxen, in denen Sexarbeiterinnen ihre Dienstleistungen an den Mann bringen. Was halten Sie von Sexboxen in Schweizer Städten?
Der
Zürcher Strichplan ist ein Papiertiger. Eigentlich wäre darin festgehalten, an welchen Strassen Prostitution legal ist.
In der Realität hält sich das horizontale Gewerbe aber kaum daran.
Auch ausserhalb der erlaubten Zone bieten Prostituierte ihre Dienste an, und in Wipkingen wird käuflicher Sex neuerdings gar unter freiem Himmel praktiziert. Die Stadt ist deshalb daran, die Massnahmen zur Bekämpfung der Strassenprostitution zu überdenken. Unter dem Titel «Projekt Rotlicht» erarbeiten Fachleute derzeit Vorschläge an die Adresse des Stadtrats.

Drive in Love-Boxen mit Sicherheits-Funktionen für SW.
- Fluchtweg
- Alarmknopf
- Sichtschutz
- Legales Umfeld
- Bewegungskontrolle des Fahrers
- Sauberkeit
- Soziale Kontrolle und Gemeinschaft mit Kolleginnen
[Foto aus Essen, Deutschland]
Zur Lösung des Problems könnten die Sexboxen beitragen. Die
in der holländischen Gemeinde Utrecht erstmals eingesetzte Einrichtung half, den unbeliebten aber erlaubten Strassenstrich in eine kontrollierbare und etwas abgeschirmte Zone zu verlagern. Dabei handelt es sich um eine Art Parkplatz, dessen Felder wie Pferdeboxen angeordnet sind. Ende der achtziger Jahre verbreitete sich die Sexbox in Holland, später auch in Deutschland. Nicht überall verhalf sie zur kontrollierten Verlagerung des Strassenstrichs. Aber wo es funktionierte, spricht man von einer Erfolgsgeschichte.
Schutz für Prostituierte und Anwohner
So auch in Essen. Nach intensiver Diskussion im Vorfeld, erstellte die Stadt im Ruhrgebiet vor eineinhalb Jahren die «Verrichtungsboxen», wie sie in Deutschland genannt werden.
«Es läuft zur Zufriedenheit aller», bestätigt Thomas Römer vom Essener Sozialdezernat. Wie in Zürich vergrösserte sich der Strassenstrich in Essen zum Unmut der Anwohner immer mehr. In einer Umbauphase im Quartier wurde die
betroffene Abschnitt zur Einbahnstrasse umfunktioniert. Dies führte dazu, dass sich die Prostituierten auch ausserhalb der gewohnten Zone aufhielten.
Die zwölf «Verrichtungsboxen» (davon zwei für Fussgänger) brachten die Verlagerung der Prostitution in eine zentrumsnahe und überschaubare Zone.
Zum Schutz der Prostituierten entstand zudem vor den Boxen ein Platz, wo durch die erhöhte Präsenz anderer Prostiutierten eine soziale Kontrolle stattfindet. «Die Verrichtung breitet sich nicht in dunkle, unkontrollierbare Bereiche aus, was zum Schutz der Prostituierten und der Anwohner dient», berichtet Römer.
Kaum Nachteile bekannt
Die Boxen selber sind mit diversen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. So kann dank einer Vorrichtung der Fahrer des Autos die Tür nicht mehr öffnen. Die Prostituierte auf dem Beifahrersitz hingegen schon. Ausserdem kann sie bei brenzligen Situationen einen
Notfallknopf an der Boxwand drücken. «Das kommt zwar selten vor, aber es gibt immer wieder Freier, die sich daneben benehmen», erklärt Römer.
Zum Schutz der Anwohner wurde überdies der Rest des Quartiers zu einer Sperrzone ernannt, wo Prostitution verboten bleibt.
Nachteile gibt es laut Römer kaum. Man habe sich vor der Erstellung der Boxen negative Erfahrungen aus anderen Städten zu Herzen genommen. Dazu gehören Probleme mit Abfall oder der Hygiene. Rolf Vieli, Leiter des Stadtzürcher Projekts Rotlicht, sieht dennoch negative Aspekte: Nach anfänglichen Erfolgen könne die Situation für Prostituierte und Anwohner nach einiger Zeit ins Schlimme kippen, glaubt der Szenekenner, der bereits einen Augenschein in Amsterdam genommen hat
Die Stadt Bern diskutierte vor sieben Jahren die Einführung von Sexboxen. Doch der Stadtrat musste
das Projekt schliesslich begraben, weil sich die Quartierbevölkerung heftig zur Wehr setzte. Das Beispiel zeigt, dass der Ort eine fundamentale Rolle spielt [Standortfaktor Sexwork eben. Anm.]. Darum bleibt Vieli vorsichtig: «Über die Infrastruktur in der Strichzone kann erst entschieden werden , wenn die Örtlichkeiten dafür bekannt sind.» Bis dahin will man sich nocht nicht festsetzen.
Abstimmung:
53% Das könnte gegen den ausufernden Strassenstrich helfen
15% Das bringt nichts, damit verlagert sich der Strich nur
32% Betrifft mich nicht und ist mir egal
Tagesanzeiger.ch/Newsnetz
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/sta ... y/28592821
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