Soll cyberweiber.at unterstützt werden???

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Elisabeth
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Soll cyberweiber.at unterstützt werden???

Beitrag von Elisabeth »

Liebe Redaktion von ceiberweiber.at,

mein Lebenspartner Alexander und ich haben am 16. März ein Internet-Forum für SexworkerInnen gegründet.
Derzeit zählen wir 13 Mitglieder, bald werden es –wie wir hoffen- mehr werden, sobald wir im April Info-Material beim Gesundheits-Check für SexarbeiterInnen in Wien auflegen lassen.

Eines unserer Mitglieder hat zu unserer Freude bereits angeboten, medizinische Informationen (v.a. zum Thema der sexuell übertragbaren Krankheiten) im Forum zu veröffentlichen. Außerdem haben wir die Aussicht auf einen rechtskundigen Mithelfer und wir haben den Autor Roland Girtler kontaktiert, der soziologische Studien unter anderem zum Thema Prostitution und anderen Randgruppen der Gesellschaft veröffentlich hat.

Unser Forum ist rein privat finanziert und für unsere Mitglieder kostenlos. Wir haben nicht vor, Werbebanner auf unseren Seiten zu platzieren und auch die Sexworker selbst sollen in unserem Forum keine Werbung betreiben, weil wir der Meinung sind, dass das Konkurrenzverhalten dadurch nur gefördert werden würde. Wir wollen schließlich die Zusammenarbeit der österreichischen SexarbeiterInnen erreichen.

Was uns derzeit fehlt, sind vor allem Inhalte und weitere Mitglieder, die sich mit Beiträgen in unserem Forum engagieren wollen. Wir würden uns deshalb über eine Zusammenarbeit mit Ceiberweiber.at freuen. Wir bieten Ihnen den Tausch unserer Banner oder Links an und sind allen Vorschlägen, eine Zusammenarbeit betreffend, gegenüber offen. Wäre es vielleicht auch möglich, einen kleinen Artikel über unser Projekt auf Ihrer Website zu veröffentlichen?

Wir freuen uns auf Ihre Antwort!

Alles Liebe,
Elisabeth und Alexander von www.sexworker.at
Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

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Zwerg
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Cyberweiber.at sollte unterstützt werden!

Beitrag von Zwerg »

Hallo Freunde!

Ich möchte Euch einen Blick (oder auch mehrere) auf die Webseite http://www.ceiberweiber.at/ ans Herz legen!

Ich gehöre seit geraumer Zeit zum Stammleser auf cyberweiber.at und wurde Heute mit folgendem Text konfrontiert:
Das Frauenministerium wird Ceiberweiber mit € 5000.- (beantragt: 25.000 wie üblich, bei gestiegenen Zugriffszahlen) unterstützen, sodass ich, um die Seite weiterzubetreiben und meinen Lebensunterhalt (wieder) zu sichern (derzeit lebe ich von wenigen Ersparnissen), Aufträge journalistischer Art brauche, auch ein Teilzeitjob wäre willkommen. Ich kann bswp. von Veranstaltungen berichten, Leute für Projekte interviewen, schreibe gerne Artikel, Kolumnen und Kommentare zu allen Themen (meine Selbstvorstellung mit allen Infos ist hier als doc-Datei (Word Dokument) ). Und überhaupt:

Anregungen, Infos, Angebote, Veranstaltungsankündigungen und Meldungen für die Ceiberweiberseite bitte per Mail an Alexandra Bader

Denn das ist kein Grund aufzugeben (außerdem werde ich von was leben müssen:-)
Solidarität für Ceiberweiber - hier nehme ich gerne auch weitere Statements der LeserInnen auf...
Ich persönliche gehe nicht mit allen Ansichten von Alexandra Bader (BetreiberIn der Seite) konform, aber ich schätze ihr Schaffen und möchte deshalb auch ihren Aufruf hier auf sexworker.at mit unterstützen.

Also: Nehmt Euch die Zeit und blättert ein wenig... - und vielleicht fällt Euch was ein, wie man da ein wenig beistehen kann :-) Die Webseite ist wert unterstützt zu werden!

Liebe Grüße

Christian
Zuletzt geändert von Zwerg am 07.10.2009, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Marc of Frankfurt
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Spricht sie für Beibehaltung der Kriminalisierung?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Habe gerade ihren neusten Artikel gelesen:
"Fatal Promises": neuer Film gegen Menschenhandel
http://www.ceiberweiber.at/index.php?ty ... es&id=1402

Darin wird von Alexandra Bader indirekt aber leider unkommentiert die Schauspielerin Emma Thompson wie folgt zitiert:
  • Thompson meint, wir sollten anfangen, darüber viel, viel offener und detaillierter zu sprechen, damit wir so der Frage auf den Grund gehen können, warum die Nachfrage nach bezahltem Sex so groß ist. Für den Kunden macht es keinen Unterschied, ob sich eine Frau frei dafür entschieden hat, als Prostituierte zu arbeiten. Daher verändert es den Kunden auch nicht unbedingt, mit Opfern von Menschenhandel zu tun zu haben. Ob Prostitution in einem Land legal ist oder nicht, wirkt sich ebenfalls nicht sonderlich aus. Keinesfalls führt aber Legalisierung dazu, dass es dann kein Problem mit Zwangsprostitution mehr gibt.

Erste Anmerkungen:
- Menschenhandel und Zwangsprostitution müssen genau definiert und unterschieden werden, denn juristischer Tatbestand des Menschenhandel ist z.B. auch eine freiwillige, zwanglose, Hinführung zur Prostitution (Automitfahrgelegenheit, Einstiegstipps), wenn jemand zwar älter als 18 aber noch jünger als 21 Jahre ist.

- Laut Palermo Protokoll ist der Wille des sog. Opfers unerheblich.

- Zwang zu Einkommen und damit Arbeit (=Einkommensplatz), ca. 23 % geringere Einkommen von Frauen, unbezahlte Haus-, Beziehungs und Reproduktionsarbeit und sog. Zwangsprostitution dürfen nicht isoliert voneinander betrachtet und als Feindbild aufgebaut werden.

- Sog. Zwangsprostitution ist ein medienhysterisch aufgeladener unspezifischer Begriff, in den moralische, sexuelle, migration/ausländer, attraktivitäts/neidgeleitete und ... geschlecht/gender-Fragen einfließen.

- Ob ein Konsument einen Teppich oder T-shirt nutzt, welches in Kinderarbeit oder Zwangsarbeit auf einem fernen Kontinent hergestellt wurde, wo Ausbeutung dann nicht mehr zu spüren sein mag, oder ob ein Pay6Kunde eine zur sexuellen Arbeit versklavte Frau im Arm hat (sog. Zwangsprostituierte), sollte m.E. deutlich unterscheidbar sein, wenn man es denn will und wenn einem die Unterscheidungsfähigkeit nicht abgesprochen wird.

- Wo Ausbeutung nicht feststellbar/unterscheidbar ist, spricht einiges dafür es auch nicht als sog. Zwangsprostitution bezeichnen zu dürfen und mit freigewählter/selbstbestimmter Prostitution zu verwechseln oder gar zu vermischen.

- Selbst wenn eine einmal getroffene freie Entscheidung in Verbindung mit einer individuellen Notlage im Prozess der Migration in prekäre Arbeitsbedingungen geführt haben sollte, bestehen dennoch Handlungsoptionen und Gestaltungsfreiheiten, die viele auch bewußt gestalten und deshalb auch nicht aus der Sexarbeit gerettet werden wollen...





Details und Studien unter:
Migration vs. Menschenhandel
viewtopic.php?t=1064

Ökonomie und Sexarbeit
viewtopic.php?p=29962

Zwangsfreierbestrafung
viewtopic.php?t=985





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Beitrag von ehemaliger_User »

Mir sind auch ein paar sehr tendenziöse Berichte aufgefallen, z.B. der Artikel über Freierforen. Z.B. der Schluss "Lolita" = minderjährig ist in diesem Artikel nicht zulässig, auch die Behauptung, andere SexarbeiterInnen würden nicht küssen ist schlichtweg nicht auf dem neusten Stand.

Auch der Artikel zur Fussball-WM strotzt nur so von Unterstellungen und Halbwahrheiten.

Die Frauenthemen sind sehr engagiert geschrieben. Vielleicht müssten ein paar aktive SW Frau Bader informieren?
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Arum
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Beitrag von Arum »

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ehemaliger_User hat geschrieben:Mir sind auch ein paar sehr tendenziöse Berichte aufgefallen, z.B. der Artikel über Freierforen. Z.B. der Schluss "Lolita" = minderjährig ist in diesem Artikel nicht zulässig, auch die Behauptung, andere SexarbeiterInnen würden nicht küssen ist schlichtweg nicht auf dem neusten Stand.
Nicht nur das. Auch wird ständig pauschal und ohne jeglichen Beweis nur so angenommen, dass es sich unbedingt um Zwangsprostitution handeln muss.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Wie ich bereits in meinem Eingangsposting geschrieben habe: Auch ich bin nicht mit Allem einverstanden - aber schätze sehr viele Beiträge der genannten Seite...

Es wird in den nächsten Tagen wahrscheinlich einen Austausch zwischen Frau Bader und meiner Minimalität geben und ich bin überzeugt, dass durchaus Interesse vorhanden ist auch unseren Standpunkt bzw. unsere Beobachtungen einfließen zu lassen.

Ich schätze es überaus, wenn eine JournalistIn sagt "Ich nehme die Möglichkeit des Kontaktes an und schau mal, was da rüber kommt"

Wir sollten auch nicht vergessen, dass die bisherigen Mythen über Sexarbeit auch deshalb entstanden sind, weil man nicht offen mit den Medien gesprochen hat. Teilweise nicht einmal die Chance dazu hatte.

Ich sehe durchaus Positives in einem Dialog mit Jemand, der meines Erachtens (und ich hatte bereits telefonischen Kontakt) nicht so weit von unserer Sache entfernt steht.

Wenn es unserer Meinung nach andere Blickwinkel gibt, sollten wir sie aufzeigen

Liebe Grüße

christian

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Arum
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Re: Spricht sie für Beibehaltung der Kriminalisierung?

Beitrag von Arum »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Darin wird von Alexandra Bader indirekt aber leider unkommentiert die Schauspielerin Emma Thompson wie folgt zitiert:
  • Thompson meint, wir sollten anfangen, darüber viel, viel offener und detaillierter zu sprechen, damit wir so der Frage auf den Grund gehen können, warum die Nachfrage nach bezahltem Sex so groß ist. Für den Kunden macht es keinen Unterschied, ob sich eine Frau frei dafür entschieden hat, als Prostituierte zu arbeiten.
Ich kann natürlich nur für mich selber reden, aber für mich wenigstens macht es einen riesigen Unterschied.

Ich habe mich in meinem Leben schätzungsweise mit an die 80 SW getroffen. Darunter hat es lediglich nur zwei gegeben, wo mir der Verdacht auf Zwangsprostitution gekommen ist. Ein ganz geringer Prozentsatz, erstens mal. Aber zweitens: Beide (die eine aus Polen, die andere aus der Dominikanischen Republik) haben absolut lustlos gewirkt, und ich kann nicht sagen dass mir das viel Spass bereitet hat. Ich wollte nichts wie weg. Es war einfach schrecklich, ja fast erstickend.

Die Mehrzahl der von mir begegneten Frauen aus jenen Ländern, wo angeblich Zwangsprostitution vorherrscht, hat auf mich gar eher sehr selbstbewusst gewirkt. Die meisten haben bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sie von Anfang an genau wussten, was sie taten, und aus welchem Grund.

So wie dsese Rumänin, die für den Lebensunterhalt ihres dreijährigen Sohnes arbeitet, und die ich (glücklicherweise!) nur als das absolute Gegenteil von lustlos bezeichnen kann.

Also, wie dem auch sei, als Kunde merkt man's, und nur die ganz arroganten Typen bleiben davon unberührt. Frage ist nur, wie viele es davon gibt.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Arum
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Beitrag von Arum »

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Zwerg hat geschrieben:
Ich sehe durchaus Positives in einem Dialog mit Jemand, der meines Erachtens (und ich hatte bereits telefonischen Kontakt) nicht so weit von unserer Sache entfernt steht.
Ja, da hast Du auch wieder Recht.

LG,

Arum
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Re: Spricht sie für Beibehaltung der Kriminalisierung?

Beitrag von ehemaliger_User »

Arum hat geschrieben: 
Also, wie dem auch sei, als Kunde merkt man's, und nur die ganz arroganten Typen bleiben davon unberührt. Frage ist nur, wie viele es davon gibt.
Wenns nur immer so einfach wäre....

Ist es Zwang, wenn eine Sexarbeiterin nach erfolgter (ihr natürlich nicht bekannter) Gehirnwäsche freiwillig und ihrer Meinung nach selbstbestimmt arbeitet? Ich habe mit ein paar SW geredet, deren Männer im Juni bei einer Razzia in Villingen-Schwenningern verhaftet wurden. Sie fühlten sich nicht "gestempelt" (so stands im Polizeibericht), sondern das Namenstattoo auf dem Venushügel galt ihnen als Liebesbeweis.

@Zwerg

Ich wünsche Dir bei dem Gespräch mit Frau Bader viel Erfolg. Hoffentlich ist sie offen genug, neue Erfahrungen zu verarb eiten.
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Arum
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Re: Spricht sie für Beibehaltung der Kriminalisierung?

Beitrag von Arum »

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ehemaliger_User hat geschrieben: das Namenstattoo auf dem Venushügel galt ihnen als Liebesbeweis.
Ja, stimmt auch wieder.

Kann hinzufügen: ich erinnere mich an eine Thailänderin, die indertat nicht lustlos gewirkt hat. Nur, an ihrem Arm hat es die Überreste eines Tattoos gegeben. Da mussten offensichtlich Spuren verwischt werden. Ich habe nicht weiter gefragt, was dahinter stecken könnte, aber ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, ob da nicht der Name des ehemaligen Sklaventreiber hat ausgewischt werden müssen.

Nie wieder in dieses Haus gegangen. Es hat sich dann nicht viel später auch aufgelöst.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Re: Spricht sie für Beibehaltung der Kriminalisierung?

Beitrag von Aoife »

ehemaliger_User hat geschrieben:Wenns nur immer so einfach wäre....

Ist es Zwang, wenn eine Sexarbeiterin nach erfolgter (ihr natürlich nicht bekannter) Gehirnwäsche freiwillig und ihrer Meinung nach selbstbestimmt arbeitet?
Interessante Theorie, erinnert mich stark an die "Zwangs"-Diskussion im SOLWODI thread.
Aber gibt's denn einen nachvollziehbaren Grund, warum die Hypothese eines der betroffenen Person
nicht bekannten brainwash's auf das sog. Milieu beschränkt werden kann/soll?
Was hindert uns daran, solch unerhörte Vorgänge bei jedem zu vermuten, der Arbeitszufriedenheit äußert?

Liebe Grüße, Eva
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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Marc of Frankfurt
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Sexworker und der Wiener Opfernball

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Vorschneller Opferdiskurs:
Ceiberweiber über einen lukrativen Job einer (Ex-)Sexarbeiterin

Ruby und der Opernball



(28.2.2011) Opernball-KritikerInnen reiben sich die Hände, weil Richard Lugner heuer Ruby als Gast verpflichtet hat - die junge Frau, die Berlusconi als (einst) minderjähriges Callgirl zu Fall bringen könnte. Das klingt dann etwa so wie im "Standard": "Im Grunde ist Richard Lugners Coup pure, hohe Kunst.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Polizei alle Hände voll zu tun hatte, einen Haufen Anarchisten vom Sturm auf den Ball der Republik abzuhalten.

Wie man es richtig macht, wie man dem Staat den Spiegel vorhält und ihn so nachhaltig zersetzt, zeigt Lugner als Anarchist im Frack vor. Dass er sich dessen nicht bewusst ist, schmälert seine Leistung nicht wirklich."

Auch Christoph Baumgarten meint in seinem Blog, man müsse Lugner "ausnahmsweise dankbar sein": "Ruby Rubacuore als Lugner-Gast sei die 'größte Peinlichkeit', die der Opernball je erlebt habe, sagt Desiree Treichl-Stürgkh.

Warum das bitte? Was unterscheidet das 18-jährige Mädchen von vielen sonstigen 'Damen', die man am Opernball trifft? Diese kommen aus Kreisen, in denen „eine gute Partie zu machen“ immer noch als größtes Glück auf Erden gilt.

Gevögelt und geheiratet wird dort nur von gleich zu gleich.

Teure Urlaube, Kleider, Juwelen etc. oder zumindest die Fähigkeit diese zu bieten, darf man als Voraussetzung für einen netten Abend mit einer dieser 'Damen' betrachten. Sonst kommt man 'aus einer anderen Welt' – und ist von Haus aus nicht attraktiv.

Rubacuore nimmt direkt Geld dafür. Der einzige Unterschied liegt in der unterschiedlichen sozialen Anerkennung, die sich auch auf die Herkunft stützt. Die 'Damen' des Opernball kommen aus dem, was sich für eine bessere Gesellschaft hält, Rubacuore aus der Gosse."


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Zwischen einem Mädchen, das missbraucht wurde, und (meist übrigens berufstätigen) Frauen, die innerhalb ihrer Schicht heiraten, liegen dennoch Welten.

[Ist bekannt, wie hoch/klein die Mißbrauchsrate in der sog. Oberschicht ist? Anm.]

Tatsächlich klingt es aber heuchlerisch und bigott, wie etwa im ORF, der den Opernball ja traditionellerweise überträgt, über diese Causa gedacht wird.

ORF Programmdirektor Wolfgang Lorenz mailte nämlich an die an der Berichterstattung beteiligten MitarbeiterInnen, Ruby nur ja nicht zu interviewen. Es soll "kein Maulkorberlass, sondern eine selbstverständliche Haltung einer öffentlich-rechtlichen Anstalt" [erwartete Selbstzensur und Schere im Kopf. Anm.] sein: "Wenn der Logenstrich tatsächlich durch Lugner realisiert wird, bitte ich dringend, im Sinne unserer Stilsicherheit, den Opernball nicht zum Nuttenball umzufunktionieren. Die Dame ist, und kann daher von uns nicht negiert werden, aber ich bitte jede Lüsternheit in der Berichterstattung zu vermeiden, weil über Geschmack lässt sich in diesem Punkt absolut nicht streiten."

Lugner freut derlei Publicity, unterstellt er doch, dass es ohnehin angeblich von der Regierung [Österreichs? Anm.] bezahlte Escorts für ausländische Gäste gibt.

Er kann sich über mangelndes Interesse etwa bei italienischen Medien nicht beklagen: "Viele Reporter würden dem Vernehmen nach derzeit verzweifelt versuchen, noch eine Karte für den Ball zu bekommen. Zeitung: 'Wiens Berlusconi ruft Ruby zum Opernball', schrieb die Mailänder Tageszeitung 'Corriere della Sera'.

Lugner sei in Österreich nicht nur für seine Einkaufszentren, sondern auch wegen der jungen Frauen an seiner Seite bekannt, hieß es in dem Artikel weiter."

"Dank Ruby wird Lugner jetzt weltberühmt: Reges Medieninteresse an Opernballauftritt" nennt "News" einen Artikel über diese Causa. Und die Publicity reisst nicht ab, widmet doch etwa "Österreich" am 27.2. gleich zwei Seiten Lugner und seinem Gast.

Genau genommen der Kritik von Opernball-Organisatorin Desirée Treichl, die meint, "das ist das absolut Tiefste". Sie dachte zuerst, das darf doch nicht wahr sein, betont aber, dass sie nichts gegen Ruby als Mensch [kann sie den Mensch Ruby denn überhaupt kennen? Anm.] hat: "Ich finde es pietätlos und traurig, dass Richard Lugner dieses arme Mädchen ausnutzt."

Man muss wohl unterscheiden zwischen Kritik am Opernball und daran, wie er von denen wahrgenommen wird, die ihn besuchen, und der Einladung an Ruby. Das Wort "Pietät" ist sicher nicht angebracht, denn der Ball ist ein Event von Reichen für Reiche, aber ganz bestimmt keine Staatsangelegenheit. Desirée Treichl hat aber recht, dass Ruby benutzt wird, denn darüber kann auch das Honorar nicht hinwegtäuschen, das sie bekommen wird.

[Insofern wird jeder "benutzt" der Geld erhält primär für Image und Ausstrahlung statt für Leistung. Ist das das Kernproblem von Prostitution, dass es nicht gelingt die Leistung zu würdigen? Wäre insofern nicht auch die Selbstbeschränkung auf Kontakte innerhalb der Oberschicht eine reine Imageangelegenheit bzw. Prostitution. Anm.]

Zwar redet sich Lugner seine Aktion schön, indem er meint, die 18jährige wisse eben, wie man mit älteren Männern umgeht.

[Das ist letztlich das Alleinstellungsmerkmal von Sexworkern. Ihre Kompetenz im Umgang mit dem Altersunterschied bei inter-generational Sex. Die Kernkompetenz als Dienstleistung einen fremden nicht selbst erwählten Menschen annehmen und körperlisch-emotional-seelisch halten zu können und nicht zuletzt erotisch-sexuell unterhalten zu können. Anm.]

Damit schmeichelt er auch sich selbst, huldigt er doch dem Prinzip, dass sich ein Mann mit umso jüngeren Frauen umgeben muss, je älter er wird.

[Das ist dem Hormonmangelproblem älterer Männer geschuldet in Verbindung mit dem gesellschaftlichen Tabu dieses zu thematisieren oder angemessen zu leben bzw. den finanziellen Möglichkeiten vieler Männer es mit gesponserten Beziehungen i.e. Prostitution ausgleichen zu können, so zu subjektiver Zufriedenheit zu gelangen. Anm.]

Es verhält sich aber so, wie etwa Peter Pelinka (in "Heute" am 24.2.2011) feststellt. Er meint, dass es kein Grund zur Klage sei, was mit dem aus seiner Sicht überschätzten Opernball geschieht. "Wohl aber, dass ein Baumeister sich nach der Absage anderer Damen, um sich auf- und damit das Fest abzuwerten, ein gerade erst 18jähriges Callgirl holt, das schon als Kind von Onkels und vom Vater misshandelt wurde.

Und das von ihm nun ebenso ge- und missbraucht wird wie vom gleichartig veranlagten Silvio Berlusconi." Lugner hat nun seine "weltweite" Publicity und Ruby wird, wenngleich fürstlich entlohnt, ein weiteres Mal in ihrem Leben benutzt.

Warum sie sich das gefallen lässt, dabei mitmacht? Weil Menschen, die schon als Kinder keine Rechte hatten, keine Menschenwürde, keine Grenzen setzen durften, nicht wissen, wie man sich wehrt.

[Mit dieser unhinterfragten Interpretation, wird ein Opferstatus zementiert und zum unablegbaren Stigma. So wird ein Opfer regelrecht gemacht, um einen scheinheiligen moralischen Diskurs gegen unsittlich Mächtige führen zu können. Anm.]

Auch wenn Lugner Ruby "nur" zu einer (für seine Gäste obligatorischen) Autogrammstunde in der Lugner City verpflichten würde, wäre es Missbrauch, denn das Mädchen ist nicht als Mensch interessant, sondern als Berlusconis Callgirl.

[Das gilt für Weltmeister-Sportler analog. Sie werden primär als Sieger z.B. für Industriesponsoring und Firmenmarketing verpflichtet. Ihr individuelles Menschsein ist sekundär. Sollte man die Betroffenen nicht selber befragen, ob sie ausgebeutet werden? Ich vermute nicht wenige Sexworker werden denken, die Rubi, die hat es geschafft. Anm.]

Da besteht, wie Desirée Treichl richtig bemerkt, ein fundamentaler Unterschied zu den Schauspielerinnen und Künstlerinnen, die Lugner zuvor verpflichtete. Was wäre, wenn die Medien Rubys Privatsphäre respektieren und sie weder fotografieren noch erwähnen, wenn sie da ist? Und wenn die Opernball-Gäste ganz unbefangen mit dem Mädchen umgehen?

Alexandra Bader
www.ceiberweiber.at





Original mit integrierten Links
www.ceiberweiber.at/index.php?type=revi ... es&id=1990

Best of bunga bunga songs
Berichte aus Italien
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=95208#95208

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Marc of Frankfurt
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Gilt das Wort einer Sexarbeiterin?!

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Wiener Opernball-Hofberichterstattung hat ergeben: Rubi arbeitete selbsterklärtermaßen freiwillig als Sexarbeiterin bei/mit dem italienischen Staatspräsidenten.
  • Die Worte der Sexarbeiterin Ruby Rubacuori aka Karima El Mahroug (18 Jahre):
    "Es gibt in Italien derzeit so etwas wie ein Rubygate. Ich werde von allen Seiten als Opfer bezeichnet."

    „Also, ich sehe mich gar nicht als Opfer. Ich hab’ nur Gutes von Berlusconi erfahren“

    „Ich möchte keine Vergleiche zwischen Berlusconi und Lugner anstellen, habe beide in unterschiedlichem Kontext kennengelernt, aber beide sind großartige und bescheidene Personen“

    "Lugner ist eine äußerst sympathische Person und ich lerne gerne sympathische und tolle Menschen kennen."

    "Ich kann zwar keinen Walzer - nur Bauchtanz aufgrund meiner Kultur - aber ich will mich auf der Tanzfläche vergnügen."

    "Ich habe die Öffentlichkeit, diese Berühmtheit nie gesucht. Ich möchte nach den Ermittlungen wieder zu meinem alten Leben zurückkehren"

    "Ich habe lediglich einen netten Abend mit Berlusconi verbracht und nicht alle Präsidenten der Welt kennen gelernt"

    "Kamele sehen die Höcker der anderen, aber vergessen dabei ihren eigenen Höcker."

    ...
Zu dem Recht zur Prostitution NEIN zu sagen gehört auch das Recht zur Prostitution JA zu sagen!





Bild


Videos:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=95359#95359 (Italien)


Ruby: "Lugner und Berlusconi sind bescheiden"
www.heute.at/starsstyle/leuteheute/Ruby ... 743,535139


Live-Ticker: Ruby und ihr Opernball-Abenteuer
www.heute.at/starsstyle/leuteheute/Live ... 743,535049


Lugners Skandalgast Ruby heiratet am 17. März
www.derstandard.at/1297819435652/Opernb ... m-17-Maerz


Schadet Lugner dem Image des Opernballs?
42,96% - Ja (1468/3417)
57,04% - Nein (1949/3417)
[heute.at]


...
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 05.03.2011, 13:21, insgesamt 4-mal geändert.

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RE: Soll cyberweiber.at unterstützt werden???

Beitrag von Zwerg »

Ich habe den Titel des Threads von "cyberweiber.at sollte unterstützt werden" auf "soll cyberweiber.at unterstützt werden?" geändert.

christian