Alter und Reife? (Sexworker Volljährigkeit)

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Aoife
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Alter und Reife? (Sexworker Volljährigkeit)

Beitrag von Aoife »

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Hexermeister hat geschrieben: Ich Interessiere mich für alles, was im PaySex geschieht. Vorallem aber bin ich ein absoluter Gegener der Teenprostitution.
Als Vater von 2 Töchtern, weiss ich, das eine junge Frau unter 20ig Jahren nooch nicht Reif genug ist, diesen schweren Job zu bewältigen.
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Hexermeister hat geschrieben: Bild
Aoife hat geschrieben:Hallo Hexermeister,

herzlich willkommen im Forum, und fühl dich wohl bei uns!

Und du hast ja gleich einen Diskussionsstoff geliefert :002
Wobei ich dir was "notwendige Reife" angeht gar nicht widersprechen will,
aber kann man die wirklich am Alter festmachen? Wobei - und das spricht wohl für dich als Vater -
ich schon den Eindruck habe, dass schwierige Lebensumstände zumindest in den überlebenswichtigen
Bereichen eine unerhörte Reifungsbeschleunigung bewirken können.

Liebe Grüße, Aoife

Hallo Aoife
Ich denke, das eine junge Frau, die sich mit unter 20ig Jahren prostituirt, noch nicht fähig ist, abzuschätzen, was für seelischen und psychischen Schaden es nehmen kann.
Ich würde gerne eine Diskussion darüber eröffnen, aber ich weiss nicht, ob so eine schon stattgefunden hat oder auch, wo ich den passenden Thread eröffnen kann.
Vielleicht kannst Du mir einen eröffnen, denn ich bin sicher, es wird einige Meinungen dazu geben, die alle Interessieren könnten.
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Marc of Frankfurt
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Reif für die SW-Union?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

In Indien wachen die "Sexwork Self Regulation Boards" darüber, dass in den Betrieben keine Minderjährigen arbeiten und ob Neue sich mit der Arbeit auskennen und freiwillig dabei sind:

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http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=38203#38203

Ob Betreiber und Sexworker im alten Europa auch für so eine Regelung gemeinsam eintreten wollen/können?

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Hexermeister
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Beitrag von Hexermeister »

Zuerst einmal Danke Aoife
bei meiner Vorstellung habe ich schon geschrieben, das ich ein Gegner der Teenyprostitution bin.
In der Schweiz ist das Schutzalter bei 16 Jahren. Im Klartext heisst dies, das ein 16 jähriges Mädchen (ich schreibe bewusst Mädchen) sich bereits prostituieren darf. Bund und Kanton sind langsam daran, zu versuchen, dies zu ändern, nur läuft so etwas bei uns in der Schweiz langsamer als die Uhren.
Ich bin der Meinung, das ein Teenager, die ihren Körper verkauft, später einmal seelisch und psychisch schaden nimmt, und, das ist meine Meinung, zu einer richtigen Beziehung ein gestörtes Verhältnis hat. Im anderen Forum, wo ich bis jetzt hauptsächlich geschrieben habe, haben einige schon darüber diskutiert. Ich möchte gerne die Meinung von den Frauen hier im Forum wissen, wie sie darüber denken, auch die Meinung der Männer, die selber Väter sind von Töchtern, so wie ich. Ich weiss nicht, ob ich hier einen Link setzten darf zur Diskussion, die wir geführt haben, aber ich denke schon.
http://www.gastrotopconsult.ch/forum/vi ... orum_id=41

In der Schweiz dürfen Jugendliche unter 18 Jahren keinen Alkohol trinken, aber ihren Körper verkaufen dürfen sie. Und das ist etwas, was mich eben stört. Alle Nachbarsländer haben da die besseren Gesetzte.

Wie denkt ihr darüber?

Mit freundlichen Grüßen Hexermeister

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

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Hexermeister hat geschrieben:In der Schweiz ist das Schutzalter bei 16 Jahren. Im Klartext heisst dies, das ein 16 jähriges Mädchen (ich schreibe bewusst Mädchen) sich bereits prostituieren darf. ...
Ich bin der Meinung, das ein Teenager, die ihren Körper verkauft, später einmal seelisch und psychisch schaden nimmt, und, das ist meine Meinung, zu einer richtigen Beziehung ein gestörtes Verhältnis hat.
Hallo Hexermeister,

bzgl. "Körper verkaufen" - nun, der ist unveräußerlich und sollte es in jedem Alter bleiben :002

Und was das Schutzalter von 16 angeht, so seid ihr im europäischen Verleich zwar extrem niedrig,
aber solche Grenzen sind halt immer willkürlich. Ich selbst war ja auch noch mit 16 zum öffentlichen Verkehr freigegeben -
nur wenn ich jetzt behaupte, das habe mir nicht geschadet, können natürlich andere anderer Meinung sein ...

Allerdings geht es dir in der Sache ja um teenager, und somit stellst du die Grenze bei 18 genauso in Frage.
Grundsätzlich ist da meine Überzeugung, dass niemand das Recht hat, einer Person, die entsprechend
ihres Alters wählen oder als SoldatIn töten darf, ausgerechnet das Recht auf eine selbstbestimmte
Sexualität abzusprechen, einschließlich Paysex.

Was deine Beobachtung bezüglich Partnerschaftsproblemen angeht, so ist das ja nur ein Aspekt
der sog. "Persönlichkeitsstörungen" - ich würde das lieber neutral als "Besonderheiten" bezeichnen,
und so etwas ist bei einer 16 oder 18jährigen schon lange nicht mehr zu verursachen.
*Wenn* deine Beobachtung so stimmt (und das möchte ich primär gar nicht anzweifeln) so ist mit hoher
Wahrscheinlichkeit eine umgekehrte Kausalitöt anzunehmen:

Die Möglichkeit eine Neigung zu Partnerschaftsstörungen in der Persönlichkeit zu verankern ist ca. mit dem
5. Geburtstag abgeschlossen, und eine hiervon betroffene Person wird mit erhöhter Wahrscheinlichkeit
bereits als teenager eine *normale* Partnerschaft als nicht erstrebenswert empfinden. Was läge also näher,
als im Paysex nicht nur eine als unangenehm/bedrohlich empfundene Bindung zu vermeiden, sondern
gleichzeitig auch noch Geld dafür zu bekommen?

Näheres zur Diskussion um Ursachen und Statistikeffekte beim Zusammenhang von psychischen "Störungen"
und der Arbeit als WG (mir ist jede Abkürzung recht, wenn sie nur English ist :002 ) findest du hier:

viewtopic.php?t=5886

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von ehemaliger_User »

Im November 2008 wurde in Deustchland die Altergrenze 18 für bestimmte Berufe abgeschafft (ErzieherIn, Hebamme, KrankenpflegerIn...) mit der Begründung, es gebe keinen Zusammenhang zwischen Alter und de Eignung für einen Beruf.

Gleichzeitig wurde das "Prostitutionsalter" von 16 auf 18 Jahre geraufgesetzt.

Was für eien Farce.

In Bordellen etc, gilt der Jugendschutz (kein Zutritt für Minderjährige).

Ich habe noch nicht gehört, dass ein Verfahren eingeleitet wurde wegen des Tatbestandes "bezahlter Sex mit einer unter 18jährigen". Das kontrolliert doch niemand, und die unter 18jährigen Prostituierte gibt es doch noch immer...

Ob ein Mädchen Geld für Sex nimmt oder nur so mit vielen Männern Sex hat: moralisch handelt sie in den Augen Vieler verwerflich.

Und auch eine 30jährige kann den Anforderungen an das Berufsbild "SW" psychisch nicht gewachsen sein.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Tanja_Regensburg
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Beitrag von Tanja_Regensburg »

Eine interessante Diskussion...

Meine Meinung dazu ist vielen hinlänglich bekannt.
Persönlich würde ich das Eintrittsalter, mit dem man Prostitution sowohl anbieten, wie in Anspruch nehmen darf auf 21 Jahre anheben.
Ich weiß, dass dies ein massiver Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung junger Menschen bedeutet.
Aber ich finde auch dass die Volljährigkeit mit 18 Jahren zu früh ist....

Bin selbst Mutter von zwei Mädels und zwei Jungs....
Meine jüngere Tochter (20 )hat überlegt in diesen Job nebenberuflich einzusteigen. Ich hab ihr meine Hilfe angeboten und wir haben sehr lange und ausführlich darüber gesprochen...
Das Ergebnis war.. sie wartet damit noch eine ganze Zeit lang und wenn sie dann den Entschluß fasst, helfe ich ihr sehr gerne mit meiner Erfahrung und meinen Kontakten, dass sie selbstbestimmt arbeiten kann.

Die Probleme die ich bei so jungen Kolleginnen sehen sind nicht nur psychischer Art....
Denn dies kann ihnen alles auch in höherem Alter passieren, je nach Reife, Erfahrungen und Prägungen die individuell sind.

Alledings halte ich die Gefahr, dass sich gerade so junge Mädchen noch nicht selbstbestimmt vermarkten und organisieren können fü sehr viel gefählicher.
Das geht vielleicht noch bei dem gelegentlichen, eher zufälligen bezahlten Sex, alsbei Angebot der Dienstleistung.

Die weiteren Gründe liegen bei mir auch in der "normalen" Entwicklung und dem Erstärken und durchsetzen des "eigenen Willens".

Bei Gesprächen mit meinen Töchtern, bei denen die jüngere eindeutig mehr Reife zeigt, als die ältere, sie auch vehement ihren Willen durchsetzen kann, hab ich erlebt, dass gerade in dem Bereich Prostitution dies scheinbar nicht möglich wäre.

Ich habe ihr von verschiedenen Situationen erzählt, die ich selbst erlebt habe und ihre antworten darauf, wie sie reagieren würde haben mich sehr erstaunt... Ich hätte ihr zugetraut weit souveräner damit umzugehen...
Sie lebt mit ihren 20 Jahren alleine, hat eine eigene Wohnung, viele Freunde und ist eigentlich gut organisiert.
Für den Job ansich wäre sie wohl geeignet, aber die Gefahr, dass da andere über sie bestimmen wäre sehr groß.... das hat sie wohl erkannt und wartet deshalb noch mit dem Einstieg.
Ich habe nicht vor ihre Managerin zu werden... das muss sie schon selbst können, wenn sie als Sexarbeiterin arbeiten möchte, damit sie wirklich selbstbestimmt arbeiten kann.

Ich denke mal nicht nur meine normalerweise eher "frühreife" Tochter hat diese Schwierigkeiten.... und wenn es sogar bei reiferen Frauen vorkommt, dass sie dann in keinster Weise selbstbestimmt arbeiten können, sehe ich die Gefahr des Ausgenutzt werdens bei so jungen Kolleginnen und Kollegen noch weit mehr.

Busserl Tanja
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Marc of Frankfurt
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Beruf an Kinder vererben

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Viele Eltern versuchen bei den Kindern etwas umzusetzen, was sie selber vermissen. Sei es, daß sie es nicht bekamen, oder sich nicht selbst verwirklichen konnten (nicht erreicht haben).

Letzteres ist ein weites Feld für Projektionen eigener Defizite auf eine idealisierte nächste Generation mit noch unverbrauchten Chancen.

Bevor wir nicht offen und detailiert über diese eigenen Defizite und eigenes Scheitern spechen können, sollten wir m.E. keine Forderungskataloge den Nachgeborenen aufbürden.





Als Sexworker-Eltern die eigenen Kinder für Sexwork zu qualifizieren ist eines der größten Tabus, die im Agglomerat der Prostitutionsfeindlichkeit (Putophobie) verborgen sind.

Wenn man die Phobie mal beiseite legen kann, wäre es m.E. das natürlichste und idealste, wenn gerade die Eltern sich um die Weitergabe der Berufskompetenzen kümmern könnten so wie bei anderen Familiendynastien auch: Ärzte, Wissenschaftler, Beamte, Kaufleute, Militärs ...

Siehe auch diese indische (wieder einmal;-) Mutter:
viewtopic.php?t=1296

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Hexermeister
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Beitrag von Hexermeister »

Ich weiss nicht, aber ich sehe das so. Wie schon geschrieben, ich habe selber 2 Töchter. Die ältere ist 28, selber schon Mutter von 2 Söhnen (mein ganzer Stolz sind meine Enkel). Die jüngere, gerade mal 20ig Jahre alt geworden, studiert Kunst. Sie wohnt noch bei uns zuhause. Immer, wenn ich etwas lese über Teenager, die ihren Körper mit 16 Jahren verkaufen, denke ich zurück und sehe dann meine Tochter, wie sie in dem alter war, sehe ihre Freundinnen von der Schule. Und dann schaue ich meine Tochter heute an. Sicher, sie ist etwas reifer geworden – aber als WG? Könnte ich mir nicht Vorstellen. Will ich auch nicht. Man kann mit jetzt verklemmt nennen oder was auch immer. Aber ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde, wenn meine jüngste Tochter plötzlich kommen würde und sagt: Ich möchte als Prostituierte arbeiten. Ich denke nicht, das ich die Souveränität von Tanja hätte. Mir würden sofort die schlimmsten Gedanken durch den Kopf gehen. Warum will sie es machen? Zwingt ihr Freund sie dazu? Am Geld kann es doch nicht liegen, sie hat doch alles, was sie braucht. Sie hat Freunde, mit denen sie Samstagabend in den Ausgang geht. Ich würde versuchen, sie von ihrem Vorhabe abzubringen. Aber eben, wenn das nicht gehen würde, so würde ich und meine Frau sie ganz sicher Unterstützen, aufklären, was auf sie zukommt etc.
Auch ich würde nicht ihr Manager werden, genauso wenig meine Frau. Bei uns in der Schweiz darf eben ein 16 jähriges Mädchen/ junge Frau in einem Studio arbeiten, aber einem 16 jährigen Knaben / jungen Mann ist es verboten, ein solches aufzusuchen oder in eine Kontaktbar zu gehen . Auch eine Farce.
Im allgemeinen sind wir Männer doch schlussendlich dafür Verantwortlich, ob wir solche Dienstleistungen in Anspruch nehmen oder nicht. Ich kann und will sie nicht in Anspruch nehmen.
Tanja hat in ihrem letzten Absatz einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, der aber nicht nur für die Teeny-Prostituirten gilt, sondern für WG’s allgemein, ganz besinders für WG’s aus anderen Ländern, die oftmals unsere Sprache nicht beherschen (Asien und Ostblockstaaten). Aber das wäre dann wieder ein anderes Thema.
MfG Hexermeister

Fabiene Marie
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Re: Beruf an Kinder vererben

Beitrag von Fabiene Marie »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Als Sexworker-Eltern die eigenen Kinder für Sexwork zu qualifizieren ist eines der größten Tabus, die im Agglomerat der Prostitutionsfeindlichkeit (Putophobie) verborgen sind.
Lieber Marc!
Ich bin in das Gewerbe eingestiegen mit 25 Jahren. Ich bin direkt nahe des Gewerbes augewachsen (meine Eltern hatten ein Bordell). Von früher Jugend an gehörte die Prostitution zu etwas ganz normalem. Meine Eltern habe mir aber immer deutlich zu verstehen gegeben, dass sie es nicht akzeptieren wenn ich im Gewerbe arbeiten würde.
Ich bin dann eben mit 25 Jahren meinen eigenen Weg gegangen, habe sogar zeitweise mit meinen Eltern gebrochen.

Aber zurück zum Thema. Alter heisst nicht gleich Reife. Reife heisst Verstand und das eigene Handeln auch richtig einschätzen zu können. Ich habe junge Frauen im Gewerbe kennengelernt, die waren mit 19 weiter wie andere mit 28. Der Gestzgeber muss natürlich eine Entscheidung treffen, in den Niederlanden ist oder soll das Alter auf 21 Jahre heraufgesetzt werden.

Ich finde mit 16 Jahren (Schutzalter Schweiz) ist es zu früh.

Liebe Grüsse

Fabiene

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Marc of Frankfurt
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Überforderungsprofil Sexwork?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Möglicherweise ist die Reife-Anforderung bei Sexworkern so besonders brisant,

weil man erwartet, daß die pot. SexarbeiterIn und ProselytIn die ganzen mit der Prostitution assoziierten Probleme aushalten bzw. bewältigen können muß?

Muß sie ja auch, weil sie ist ja selbstständig d.h. letztlich allein. Und wir alle wissen, wie dünn das soziale Netz für SW ist.

Das ist ein Arzt oder Soldat nie. Der hat eine ganze Truppe im Rücken, die ihn aus prekären Lagen raushauen.

Liegt es womöglich an dieser prekarisierenden Berufsorganisation von Sexwork, wo Arbeitsteilung unerwünscht, verboten und kriminalisiert sind?

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Lycisca
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Beitrag von Lycisca »

Die Reife-Anforderung könnte sich auch daraus ergeben, dass Sexworker eine komplexe Dienstleistung anbieten - Sex gehört natürlich dazu, aber wichtig ist z.B. das Gespräch, wo aus Sexworkern bisweilen psychologische Berater oder mehr werden. Ärzte oder andere einschlägige "seriöse" Berufsgruppen, die mit dieser Anforderung konfrontiert werden (und oft genug scheitern) haben bereits eine langjährige Berufsausbildung hinter sich, die sie auf solche Situationen vorbereiten soll - eine 16-jährige könnte damit überfordert sein. (Noch dazu, wo diese Anforderung ja nicht isoliert kommt, sondern im Package, auch mit Sexualität, in der eine junge Frau vielleicht ebenfalls erst ihre Persönlichkeit entwickelt.)

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DanaBahama
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Beitrag von DanaBahama »

Also ich hab damals mit 19 angefangen-aus Neugier. Aber ich hab es nach einer gewissen Zeit bereut! Manchmal hab ich es zwar auch genossen u. fand es toll aber ich hab auch oft Tränen vergossen. Ich hab gerade am Anfang viel Schlechtes erlebt und wurde auch oft ausgenutzt weil ich einfach noch viel zu naiv war!! Ich hatte zwar schon sehr früh gewisse Erfahrungen mit Männern aber so etwas privat zu machen oder geschäftlich ist dann doch ein riesiger Unterschied!!! Ich denke bei so jungen Mädels-viell. aber auch bei älteren Einsteigern- wäre es sinnvoll wenn sie eine Art Sexworkschule (klingt jetzt viell. blöd) durchlaufen könnten. Ich meine in jedem anderen Beruf wird man vorbereitet und eingeführt, im Sexwork nicht. Das würde dann viell. auch gewisse Risiken/gefahren minimieren oder? Das ist so meine Erfahrung und Meinung dazu.

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Marc of Frankfurt
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Sexworker Academy

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Dieses Forum ist auf dem Besten Weg, die Fern-Uni für Sexworker zu werden :-)


Fortbildungsangebote:
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 20.05.2010, 10:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

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Hexermeister hat geschrieben:..., denke ich zurück und sehe dann meine Tochter, wie sie in dem Alter war, ...
Wie schon erwähnt, Hexermeister, das spricht *für* dich ... :001
Aber nicht alle Mädchen haben ein solches familiäres Umfeld, wie du es deinen Töchtern offensichtlich bieten kannst/konntest.
Und bei Tanja's Argumentation unterstelle ich jetzt einmal ähnliche Verhältnisse.

Aber nicht alle Familien sind so intakt, und manche 16jährige *müssen* schon reifer sein als manche andere
jenseits der teenager-Zeit, ansonsten hätten sie nicht einmal bis zu diesem Alter überlebt.
Es erübrigt sich wohl, eigens darauf hinzuweisen, dass ich solche Zustände nicht rechtfertige.
Im Gegenteil, aber es gibt sie nun einmal :009 und die Betroffenen zu kriminalisieren, weil "man" sich eine
bessere Welt ohne solche Mißstände vorstellen könnte, ist IMHO der falsche Weg.

Ich mache hiermit auch keine statistische Aussage, wie häufig ein solcher Hintergrund denn überhaupt sei,
Aber gerade eure beiden Beispiele, Tanja und Hexermeister, zeigen ja, dass das Problem sich in Familien
wie euren auch anders lösen läßt, nämlich gar nicht erst auftreten muß oder vernünftig besprochen werden kann.
Bei solchen Konstellationen ist also eine gesetzliche Regelung überhaupt nicht erforderlich, während sie,
aus eurem Blickwinkel gefordert, in ganz anderen Situationen sich eher schädlich auswirken könnte.

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Lycisca
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Beitrag von Lycisca »

Aoife hat geschrieben:Bei solchen Konstellationen ist also eine gesetzliche Regelung überhaupt nicht erforderlich, während sie,
aus eurem Blickwinkel gefordert, in ganz anderen Situationen sich eher schädlich auswirken könnte.
Das ist ein wichtiges Argument: Wann ist das Eingreifen des Staates gerechtfertigt/verhältnismäßig, bis wann soll der Staat junge Leute "vor sich selbst schützen" (worauf solche Gesetze ja hinauslaufen)? Beachten müssen wir dabei aber, dass die Kinderrechtskonvention (CRC) einen Schutz bis 18 Jahre vorsieht (oder Erreichen der gesetzlichen Volljährigkeit).

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Beitrag von Aoife »

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Lycisca hat geschrieben:Beachten müssen wir dabei aber, dass die Kinderrechtskonvention (CRC) einen Schutz bis 18 Jahre vorsieht (oder Erreichen der gesetzlichen Volljährigkeit).
Mit der Diskussion der Sinnhaftigkeit mancher Gesetze (sowohl existierender als auch nur gewünschter)
möchte ich keinesfalls zur Mißachtung von Gesetzen aufrufen :001

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riccarda
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Beitrag von riccarda »

Ich habe auch meine Erfahrungen im jungem Alter gemacht, und bin heute überzeugt das ich ein psy.Problem habe, was mit Sicherheit nicht wäre, wäre ich damals 20 oder 23...Heute, nach diesen viele Jahren kann ich mich wehren, aber das bedarf einfach Erfahrung und Stärke...
Reife hat auch nicht umbedingt was mit Alter zu tun, das ist bestimmt bei jedem so individuell wie alles andere auch...das ist auch was, was ich erst vor ein paar Jahren gelernt habe.
Aber 16 Jahre...das sind Kinder, und in einer intakter Familie kommt auch das Kind nicht auf den Gedanken sich zu prostituieren...ich habe keine Kinder, den nach dem wie es bei mir war in der Kindheit habe ich mich einfach nicht getraut...

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Beitrag von Aoife »

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riccarda hat geschrieben:Ich habe auch meine Erfahrungen im jungem Alter gemacht, und bin heute überzeugt das ich ein psy.Problem habe, was mit Sicherheit nicht wäre, wäre ich damals 20 oder 23...Heute, nach diesen viele Jahren kann ich mich wehren, aber das bedarf einfach Erfahrung und Stärke...
Stimmt wohl schon :002 - ABER:
riccarda hat geschrieben:Aber 16 Jahre...das sind Kinder, und in einer intakter Familie kommt auch das Kind nicht auf den Gedanken sich zu prostituieren...
DU aber bist anscheinend auf diesen Gedanken gekommen (ich selbst mit 18, aber das ist bezüglich Hexermeister's
"teenager-Gedanken" ja beides gleich zu sehen), und somit sehe ich die Ursache für spätere Probleme eben *nicht*
in der jugendlichen Prostitution, sondern in der besonderen Persönlichkeitsstruktur, die schon viele Jahre vorher
durch die Familienverhältnisse (und unsere eigene Veranlagung) geprägt wurde.

Wobei mir ganz wichtig ist, dass wir nicht immer nur die Psychoprobleme sehen und uns am Ende gar über
diese definieren, zu unseren Besonderheiten gehören auch ganz ausgeprägte Stärken, die wir allerdings zumeist selbst
erkennen und wertzuschätzen lernen müssen, weil sie in einer Gesellschaft, die davon lebt, dass ein Großteil ihrer
Mitglieder für andere gewinnbringend funktioniert, nicht die verdiente Anerkennung finden.

Übrigens hat gerade auch im Hinblick hierauf dieses Forum mir persönlich sehr viel gegeben, wofür ich mich bei
allen Beteiligten ganz herzlich bedanken möchte :008

Liebe Grüße, Aoife
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lissi456
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Beitrag von lissi456 »

Hab jetzt alles sehr aufmerksam gelesen und versuche mir eine Meinung zu bilden ;-)
Ich hab auch Probleme eine allg. gültige Altersgrenze anzugeben. Gefühlsmäßig stimme ich mit Tanja's 21 Jahren überein (dabei erinnere ich mich auch an meinem jugendlichen Leichtsinn hie und da im Alter zw. 16 und 19)

Also eine der Fragen ist, ob für spätere Probleme jgdl. Prost. verantwortlich ist. Ich lese schwerwiegendere Probleme heraus, da es genug Diskussionen und auch einzele direkte Aussagen dazu gibt inwieweit SW belastend ist/sein kann.

Aoife, wenn für dich die Persönlichkeitsstruktur für spätere Probleme verantwortlich ist, bräuchte man doch gar nicht über ein sinnvolles Alter diskutieren. Dann kann ich auch mit 40 J. in den Beruf einsteigen und es wäre sowieso alle Müh umsonst, da ich meine ersten 5 vers..ten Lebensjahre nicht wieder gut machen kann. Ich müsste also mit schweren 'Problemen' rechnen. Also ich hoffe stark, dass dem nicht so ist!!!

Ich sehe schon einen Zusammenhang zwischen Familienverhältnisse (und wenn du willst Veranlagung) und jgdl. Prost.

LG
Elisabeth

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Beitrag von Aoife »

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lissi456 hat geschrieben:Also eine der Fragen ist, ob für spätere Probleme jgdl. Prost. verantwortlich ist. Ich lese schwerwiegendere Probleme heraus, da es genug Diskussionen und auch einzele direkte Aussagen dazu gibt inwieweit SW belastend ist/sein kann.
Nun ja, ich will die Möglichkeit eines erst im Jugend-/Erwachsenenalter erwobenen PTSD natürlich nicht generell ausschließen.

Allerdings sehe ich die von riccarda beschriebenen Hintergründe schon relativ häufig, und will mich selbst da keineswegs ausschließen.
Und bei solchen Konstellationen glaube ich persönlich nicht an eine Kausalkette in dem Sinn, dass die schlimme Kindheit zwar
für die Prostitution im Jugendalter ursächlich war, etwas später auftretende Probleme hingegen nur von der Prostitution
verursacht seien, ohne diese bei ansonsten gleicher Vorgeschichte also nicht aufgetreten wären.

In einem monokausal-linearen Deutungsversuch sehe ich da eine Rationalisierung, die in erster Linie dem
Sebstschutz dient, die aufgetretenen Psychoprobleme sollen rein durch äußere Erlebnisse erklärt werden, um sich nicht
der Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeitsstruktur (und ggf. diese mitbedingenden traumatischen
Kindheitserlebnissen) stellen zu müssen.

lissi456 hat geschrieben:Aoife, wenn für dich die Persönlichkeitsstruktur für spätere Probleme verantwortlich ist, bräuchte man doch gar nicht über ein sinnvolles Alter diskutieren.
Richtig - ich möchte sogar soweit gehen, dass der geldbringende Einsatz der eigenen Sexualität in manchen Fällen
geradezu heilsam sein kann - im Sinne eines empowerment die Erfahrung vermittelt (und zu verinnerlichen hilft), dass man
real gar nicht mehr so ausgeliefert ist, wie man das gefühlsmäßig aus der Kindheit mitbringt. Gerade das sehe ich ja als
das Risiko einer gesetzlichen Regelung, denjenigen, die SW in diesem Sinne nutzen können diese Möglichkeit zu entziehen (oder sie
zumindest zu kriminalisieren) halte ich für einen schwerwiegenden Nachteil, der ernsthaft gegen die natürlich auch ganz
klaren Vorteile einer entsprechenden Regelung abgewogen werden muß.
lissi456 hat geschrieben:Dann kann ich auch mit 40 J. in den Beruf einsteigen und es wäre sowieso alle Müh umsonst, da ich meine ersten 5 vers..ten Lebensjahre nicht wieder gut machen kann.
Doch - prinzipiell sehe ich das schon so - allerdings deutlich weniger negativ :001
Oder genau gesagt: Wertfrei.
Es ist nun einmal so wie es ist, natürlich können wir von "vers...t" sprechen und mit dem Finger auf einen Schuldigen
zeigen - aber wem hilft das? Deshalb halte ich ein reframing (das du ja bestimmt schon als solches erkannt hast) von
"disorders" nach "Besonderheiten", von (Unterordnungs-)"gestört" nach "selbstbestimmt" für sehr viel zielführender.

Den "Kern" unseres Wesens - und mag er anderen noch so pathologisch erscheinen - können wir grundsätzlich nicht
ändern. Und das nicht etwa, weil es keine technischen Möglichkeiten dazu gäbe, sondern weil wir das nicht
"wollen können", das wäre einer Selbstaufgabe gleichzusetzen. Weshalb bei solchen Versuchen massivste Widerstände
auftreten - natürlicher- und gesunderweise, denn ein (wie auch immer) funktionierendes System will nicht "ausgetauscht"
werden, nur weil das der Gesellschaft, dem industriellen Produktionsprozess, dem Therapeuten so besser gefallen würde.

Allerdings ist das wohl grundsätzlich so, einen Zusammenhang sehe ich weder mit dem Einstiegsalter noch mit "dem Beruf",
jedenfalls bezogen auf den "Beruf" keinen positiven Zusammenhang mit Problemen, denn:

lissi456 hat geschrieben:Ich müsste also mit schweren 'Problemen' rechnen. Also ich hoffe stark, dass dem nicht so ist!!!
Doch, das ist schon so. Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung. Wobei ich ganz deutlich sagen muß, dass ich
mit meinen Problemchen sehr gut zurechtkomme. Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, dass eine solide Umgebung mit
meinen Besonderheiten nicht wirklich zurechtkommt. Ich bin nicht grundlos nach 25jährigem Versuch in einem "guten Beruf"
zur Sexarbeit zurückgekehrt :002

Und aus dieser Erfahrung heraus bilde ich auch die Meinung, dass für ev. auftretende Probleme die Persönlichkeitsstruktur
unvergleichlich viel wichtiger ist als etwaige unangenehme Erlebnisse in der Sexarbeit. Weil ich eben erfahren habe, dass
diese Probleme im soliden Beruf sehr viel massiver kommen.
lissi456 hat geschrieben:Ich sehe schon einen Zusammenhang zwischen Familienverhältnisse (und wenn du willst Veranlagung) und jgdl. Prost.
Hmm - zuerst stolpere ich da mal über dein "wenn du willst" :002
Also: Ich habe "Veranlagung" im weitest denkbaren Sinn verwenden wollen, wollte das keinesfalls auf "Vererbung"
beschränkt wissen. Sondern nur der Tatsache Rechnung tragen, dass die Resilenz gegenüber traumatischen Erfahrungen
eine enorme interindividuelle Schwankungsbreite aufweist, "Trauma" also rein subjektiv ist.

Es gibt einfach Menschen, die auf ein Erlebnis, das Außenstehende als zweifelsohne "traumatisch" definieren würden,
sich einfach schütteln und weiterleben als sei nichts geschehen.

Und auch diejenigen, die eine Reaktion zeigen, reagieren bei weitem nicht immer gleich, oder schematisch.
Ich habe weiter oben "SW als empowerment" erwähnt, als krasses Gegenstück geistert zumindest in der analytischen
Literatur ja "SW als Wiederholungszwang" herum - auch wenn ich ganz klar sagen muß, real habe ich so etwas noch nie erlebt.
Aber auch unter denjenigen, die versuchen ihrer Sexualität zu entfliehen, beispielsweise indem sie in einen Orden eintreten,
oder auch nur indem sie fanatische Prostitutionsgegner werden, weil sie die Konfrontation mit der freier gelebten Sexualität
Anderer nicht aushalten können, sind mit Sicherheit viele sexuell Traumatisierte. Wenn also eine Ursache solch unterschiedliche
Folgen haben kann, dann muß einfach ein individueller Faktor dazukommen, und den habe ich mit "Veranlagung" gemeint.
lissi456 hat geschrieben:Ich sehe schon einen Zusammenhang zwischen Familienverhältnisse (und wenn du willst Veranlagung) und jgdl. Prost.

Das wollte ich hier überhaupt nicht ausschließen, sondern eher umgekehrt gerade damit argumentieren:
WENN es einen solchen Zusammenhang geben sollte, mit welchem Recht kann man dann alle später auftretenden
Probleme auf die "zu frühe" Prostitution schieben? Gerade dann muß man doch damit rechnen, dass dieses relativ spät in der
Entwicklung auftretende life event wohl eher untergeordnete Bedeutung haben dürfte. Und ein ev. nachweisbarer
statistischer Zusammenhang zwischen Psychoproblemen und jugendl. Prostitution kein kausaler ist,
sondern auf gemeinsame Ursachen zurückgeht. Und eben auch in der Diskussion berücksichtigen, dass die möglicherweise
wirklich sehr frühe Prostitution unter den gegebenen Umständen die bestmögliche Lösung sein könnte, so wenig wünschenswert
sie unter anderen Umständen auch wäre.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
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