Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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nina777
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Beitrag von nina777 »

15.06.2010

18-Jährige ins Rotlichtmilieu verschleppt

Kirchlengern (WB). Mit der Reeperbahn-Romantik aus alten Hans-Albers-Liedern hat das Rotlichtmilieu längst nichts mehr zu tun: Wie Sklavinnen sollen Bulgarinnen in drei ostwestfälisch-lippischen Bordellen gehalten worden sein.

Auf der Anklagebank des Landgerichts Detmold sitzen seit gestern Kaufmann Karl H. (50) aus Kirchlengern (Kreis Herford) und seine Freundin Galina P. (28), eine Bulgarin. Der 50-Jährige betreibt das Bordell »Haus 6« in Borgentreich, die Bar »Oase« in Bad Salzuflen und den »Club 297« in Lage. Vor 15 Jahren sei er ins Rotlichgeschäft gerutscht, sagt der frühere Industriekaufmann und Maurer. »Mein privates Umfeld ahnt nichts davon. Auch meine Tochter nicht«, erzählt der alleinerziehende Vater. »Sie weiß nur, dass ich in der Gastronomie arbeite.«

Menschenhandel, Zuhälterei und Ausbeutung wirft Staatsanwalt Christopher Imig den Angeklagten vor. Galina P. soll Kontakte in ihre bulgarische Heimat genutzt haben, um notleidende Frauen als Kellnerinnen oder Landwirtschaftshelferinnen nach Deutschland zu locken. Hier sollen die Frauen, die kein Wort deutsch sprechen und in den Bordellen leben mussten, »unter dem Zwangsregime der Angeklagten« zur Prostitution gezwungen worden sein.

Staatsanwalt Imig: »Sie wurden in Abhängigkeit gehalten. Ihnen wurde gesagt, sie müssten ihre Reise nach Deutschland abarbeiten. Aber auch danach kamen die Frauen auf keinen grünen Zweig.« Denn die Angeklagten sollen selbst kleinste Verfehlungen mit Geldstrafen geahndet haben. Eine frühere Thekenfrau: »Wenn es im Winter kalt war und sich die leicht bekleideten Frauen einen Bademantel umgehängt hatten, wurden 100 Euro Strafe aufgeschrieben.«

Wer nicht pünktlich oder ungeschminkt an der Theke erschien, habe 50 Euro zahlen müssen. 100 Euro Strafe wurden für Frauen aufgeschrieben, die länger als 20 Minuten mit einem Freier auf dem Zimmer waren, und 50 Euro Strafe wurden gegen Frauen verhängt, die im Separé »nur quatschten«. So konnte es passieren, dass Frauen nach einem 14-Stunden-Arbeitstag nur fünf Euro bekamen. Die Frauen mussten außerdem die Bordelle putzen und Wäsche waschen.

Eine kindlich wirkende 18-jährige Bulgarin, die heute von der Herforder Beratungsstelle »Nadeschda« betreut wird, sagte im Zeugenstand, sie sei entführt worden: »Ich bin in Bulgarien von zwei Männern auf der Straße eingefangen und nach Deutschland in die »Oase« gebracht worden. Galina gab mir Stöckelschuhe und Dessous und sagte, ich müsse jetzt als Prostituierte arbeiten. Als ich das nicht wollte, hat sie mir ins Gesicht geschlagen.« Sie habe dann ihren Widerstand aufgegeben. »Ich musste mit Männern schlafen, die so alt waren wie mein Opa. Dafür habe ich fünf Euro am Tag bekommen.«

Schließlich war der 18-Jährigen die Flucht zur Polizei geglückt. Während Galina P. die Vorwürfe bestreitet, ließ Karl H. über seinen Anwalt Rainer Pielsticker erklären, er habe »einige Fehler gemacht«, die ihm leid täten. Er habe aber nie eine Frau geschlagen oder bedroht.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

http://www.westfalen-blatt.de/start.php ... rtikel=reg
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nina777
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Beitrag von nina777 »

19.6.2010

Drei Monate Haft für Gottesdiener

Pfarrer vermittelt Prostituierte

Ein unmoralisches Angebot: In Frankreich empfiehlt ein Pfarrer eine junge Frau an ein Bordell weiter. Trotz seiner Beteuerungen, er habe der Frau nur helfen wollen, verurteilt ihn ein Gericht zu einer Bewährungsstrafe.


Ein Pfarrer aus Ostfrankreich ist zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, weil er eine Prostituierte an einen Zuhälterring vermittelt hat. Der Kirchenmann sagte vor dem Gericht in der lothringischen Stadt Nancy aus, er habe die junge Frau im Mai vergangenen Jahres übers Internet kennengelernt und ihr nur helfen wollen, teilten die Justizbehörden mit.

Die Prostituierte arbeitete daraufhin für eine aus Afrika stammende Frau, die in ihrem Etablissement nahe Nancy ein gutes Dutzend Prostituierte beschäftigte. Ihnen nahm die Bordellchefin bis zu 50 Prozent der Einnahmen ab. Der Pfarrer, der regelmäßig mit Prostituierten verkehrte, war zuletzt am Priesterseminar von Metz beschäftigt. Er wurde mittlerweile vom Dienst suspendiert.

http://www.n-tv.de/panorama/Pfarrer-ver ... 29422.html
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Beitrag von ehemaliger_User »

nina777 hat geschrieben:...Zuhälterring vermittelt hat. ...Frau, die in ihrem Etablissement nahe Nancy ein gutes Dutzend Prostituierte beschäftigte. Ihnen nahm die Bordellchefin bis zu 50 Prozent der Einnahmen ab.
Dann sind jetzt alle BetreiberInnen von Terminwohnungen "Zuhälterringe?" Es ist doch auch in deutschen Terminwohnungen immer noch üblich, dass die SW bis zu 50% ihrer Einnahmen abgeben müssen.
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Lycisca
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Beitrag von Lycisca »

Wie soll man dann eigentlich die Firma von Heidi Klums Vater nennen, der von Germany's Next Topmodel 70 Prozent der Gagen einbehält und auch z.B. Gratisauftritte untersagt?

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Beitrag von ehemaliger_User »

Lycisca hat geschrieben:Wie soll man dann eigentlich die Firma von Heidi Klums Vater nennen, der von Germany's Next Topmodel 70 Prozent der Gagen einbehält und auch z.B. Gratisauftritte untersagt?
Da die meisten der Modelle unter 21 sind kommt noch "Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft" hinzu.
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Über die Verteilung der "Wertschöpfung" in anderen Branchen ist unter Sexworker-Interessenvertretern viel zu wenig bekannt.

Gibt es Belege für die 70% Agenturanteil bei Klums?

Renomierte Modelagenturen verlangen sonst um die 20%.

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certik
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RE: Zuhälterunwesen, Prozesse Menschenhandel

Beitrag von certik »

Quelle: fr-online.de

Frankfurt
Die doppelten Luden
Von Stefan Behr

Ein Fall von bandenmäßiger Zuhälterei beschäftigt derzeit das Frankfurter Landgericht - und das gleich in doppelter Hinsicht. Seit Montag müssen sich die 40-jährigen Laszlo S. und Andras H. vor dem Landgericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, in Ungarn eine Bande gegründet zu haben, deren Ziel es war, junge Frauen in Ungarn zu rekrutieren, sie in Deutschland ins Bordell zu stecken und dort für sich arbeiten zu lassen. Sechs konkrete Fälle sind angeklagt. Das jüngste ihrer Opfer war erst 17 Jahre alt - damit sie hier arbeiten konnte, besorgte ihr die Bande einen gefälschten Pass.

Die Frauen, die allesamt in einem großen Bordell in Friedrichsdorf/Burgholzhausen arbeiten mussten, waren mit dem Versprechen hierher gelockt worden, dass sie am Tag bis zu 400 Euro verdienen könnten. In der Realität wurde ihnen sämtliches Geld sofort abgenommen, lediglich zum Kauf für das Lebensnotwendigste wurde ihnen ein Taschengeld überlassen. Die Frauen hätten im Normalfall täglich von 10 bis 24 Uhr in dem Bordell arbeiten müssen. Die Bande selbst investierte das den Frauen abgenommene Geld - allein in den sechs Fällen sollen es laut Staatsanwaltschaft mindestens 850.000 Euro gewesen sein - gewinnbringend in den Kauf und die Renovierung von Immobilien in Ungarn.

Gleiche Geschichte beschäftigt derzeit andere Gerichtskammern

Das Besondere an diesem Fall ist, dass genau dieselbe Geschichte gegenwärtig auch von einer anderen Kammer des Landgerichts verhandelt wird. Dort sitzen drei Männer und zwei Frauen auf der Anklagebank - auch sie sollen Mitglieder der ungarischen Menschenhändler-Bande sein. Dazu kam es, weil Laszlo S. und Andras H. erst relativ spät - nämlich im Dezember vergangenen Jahres - in Ungarn verhaftet worden waren. So kommt es zu der bizarren Situation, dass Laszlo S. und Andras H. sich vorerst nicht zur Sache äußern wollen - während ihre mutmaßlichen Komplizen im parallelen Prozess nach Auskunft der Staatsanwaltschaft deutlich redseliger sind und im Falle ihrer alten Kumpel auch einen rechtschaffenen Belastungseifer an den Tag legen.

Ein Geständnis aber wäre nur dann von relevanter strafmildernder Wirkung, wenn es einigermaßen zügig käme - also bevor die Beweisaufnahme in dem anderen Prozess, die auch für den neuen von Bedeutung ist, noch nicht abgeschlossen ist. Denn das dürfte den betroffenen Frauen, die zum Teil als Nebenklägerinnen auftreten, ersparen, abermals in diesem Prozess als Zeugen aufzutreten und das zu sagen, was sie bereits in dem anderen gesagt haben. Am ersten Prozesstag machten beide Angeklagten jedenfalls bis zum Schluss von ihrem Schweigerecht Gebrauch. Die Verhandlung wird fortgesetzt.
* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Also eine recht verwandte Situation wie bei den Bettlerbanden:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=82674#82674


Nur beim Thema Sexualität schlägt das Strafgesetzbuch bisher meistens entsprechend härter zu...

Ob das Schutzgut Sexualität (sexuelle Selbstbestimmung) damit aber gut geschützt ist? Oder wird mit dem Strafgesetz lediglich die herrschende Morallehre reproduziert (sexuelle vs. finanzielle Selbstbestimmung)?

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nina777
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Beitrag von nina777 »

23.6.2010

Zur Prostitution gezwungen?

Gronau/Ahaus - Wegen Zuhälterei, Bedrohung und Körperverletzung müssen sich seit gestern eine 31-jährige, seit 2002 in Ahaus lebende Rumänin und ihr 25-jähriger Cousin vor dem Schöffengericht in Ahaus verantworten. Die Anklage beschuldigt beide, im Februar zwei Rumäninnen unter Vortäuschung falscher Tatsachen nach Deutschland gelockt und in einem Gronauer Bordell mit Schlägen und Drohungen gegen Leib und Leben zur Prostitution gezwungen zu haben. Dabei wurde die 31-Jährige am ersten Verhandlungstag durch die Aussagen der beiden Frauen und des Ehemanns einer der beiden Zeuginnen schwer belastet.


Die Angeklagten wiesen die Anklagepunkte als falsch zurück. Sie habe in Gronau ein Bordell betrieben, sagte die Beschuldigte, in dem Mädchen aus dem Ostblock tätig gewesen sein. Diese Frauen seien aber freiwillig für zwei bis drei Monate nach Deutschland gekommen, um Geld zu verdienen. Ihr 25-jähriger Mitangeklagter erklärte, beide Frauen hätten schon in Rumänien als Prostituierte gearbeitet, und der Ehemann der einen Zeugin sei ihr Zuhälter gewesen. Er habe wegen seiner Schulden das Angebot angenommen. Man habe ihnen in einem Haus neben dem Bordell eine Wohnung zugewiesen und ihre Dienstleistungen bezahlt.

Alle drei Geschädigten schildern den Sachverhalt in ihren Aussagen aber übereinstimmend völlig anders. Der Angeklagte habe ihrem Mann in Rumänien das Angebot gemacht, sie und ihre Freundin könnten in Deutschland als Serviererin und ihr Mann als Maurer arbeiten, sagte die 24-jährige Zeugin vor Gericht. Sie seien dann zu dritt mit dem Angeklagten nach Dortmund geflogen und von der Beschuldigten mit dem Auto abgeholt worden. In Gronau habe man ihnen eine Wohnung gezeigt, anschließend sei die 31-jährige mit den beiden Frauen einkaufen gegangen, um Röcke und Blusen zu besorgen, während der Mann allein in der Wohnung zurückblieb.

Erst als sie die anderen Mädchen in dem Etablissement gesehen hätten, sei ihnen klar geworden, dass sie in einem Bordell gelandet waren. Als sie sich geweigert hätten, als Prostituierte zu arbeiten, habe sie die Angeklagte ins Gesicht und in den Unterleib geschlagen. Sie habe ihnen auch ihre Ausweise abgenommen und damit gedroht, ihren Familien in Rumänien etwas anzutun. Aus Angst vor weiteren Repressalien hätten sie gehorcht und Kunden empfangen. Geld hätten sie aber nicht erhalten mit dem Hinweis, dass sie auf Kosten des Bordells aus Rumänien geholt worden wären.

Auf die Frage der Verteidigung, wie sie denn ohne die geringsten Deutschkenntnisse hier als Kellnerin oder Serviererin arbeiten wollten, erklärten beide Zeuginnen, der Beschuldigte habe ihnen versichert, es gäbe zu Beginn Hilfe und sie könnten die nötigen Redewendungen schnell lernen.

Der Prozess wird mit der Einvernahme weiterer Zeugen am 9. Juli fortgesetzt.

http://www.mv-online.de/lokales/kreis_b ... ungen.html
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Wien

Beitrag von nina777 »

28.6.2010

Polizei sprengt Menschenhändler-Ring

Der Polizei ist ein Schlag gegen einen rumänischen Menschenhändler-Ring gelungen: Mehr als zwei Jahre lang soll ein kriminelles Quartett junge Mädchen teils mit falschen Versprechungen angeworben und schließlich in ein Bordell in Wien gesteckt haben. Nun klickten bei einem Zugriff für drei Männer und eine Frau die Handschellen.


Die Aufgabenverteilung innerhalb der vierköpfigen Organisation war klar: Die 22-jährige Diana A. - selbst Prostituierte und Freundin von Bandenboss Mihael H. (31) - war für die Rekrutierung der Mädchen zuständig. Mit "gut bezahlten Jobs im goldenen Westen" schaffte sie es immer wieder, unzählige junge Frauen zu ködern. Ihre drei Komplizen kümmerten sich um die Organisation des versprochenen Arbeitsplatzwechsels.

Hoffnungen der Mädchen rasch zerstört

Doch die Hoffnungen der meist aus zerrütteten Familienverhältnissen stammenden Mädchen waren schnell zunichte gemacht: Der vermeintliche Karrieresprung endete in einem Bordell in Wien - nachdem sie von Diana A. eingeschult worden waren. Nun klickten für insgesamt vier Verdächtige bei einer Polizeiaktion im rumänischen Alba die Handschellen.

http://www.krone.at/Nachrichten/Polizei ... ory-207259
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Westerwaldkreises in Rheinland-Pfalz

Beitrag von nina777 »

28.6.2010

Dierdorf: Rumänin sollte Prostituierte werden

Montabaur - Sicherheitskontrollen im Montabaurer Amtsgericht: Bei der Hauptverhandlung gegen ein rumänisches Paar sagte zunächst die Hauptzeugin aus.

Menschenhandel lautet der Vorwurf gegen ein junges rumänisches Pärchen. Die 30-jährige Angeklagte und ihr 22-jähriger Freund sollen eine 38-jährige Frau aus Rumänien durch falsche Versprechungen nach Deutschland gelockt haben, damit sie in einem Saunaklub in Dierdorf als Prostituierte arbeitet.

Zum Auftakt der Hauptverhandlung sagte die 38-jährige Hauptzeugin aus. Sie berichtete, dass der Kontakt zu der Angeklagten über ihren Bruder hergestellt wurde. Sie wollte der Rumänin angeblich eine Stelle als Haushaltshilfe vermitteln. Nach einem persönlichen Treffen und telefonischem Kontakt wurde die 38-jährige Frau vom Fahrer der Angeklagten schließlich zum Flughafen gebracht, wo sie ein junges Mädchen traf, das ebenfalls von den beiden Angeklagten in Deutschland erwartet wurde. „Ich habe mir direkt gedacht, dass sie als Prostituierte arbeiten soll“, erzählt die Zeugin. Auf den Gedanken, dass das gleiche auch für sie gelte, sei sie nicht gekommen. Nach der Landung in Frankfurt wurden die beiden Frauen nach Sessenhausen in das Haus des angeklagten Pärchens gefahren. Neben ihr selbst und dem mit ihr angekommenen Mädchen seien noch zwei weitere junge Frauen in dem Haus der Angeklagten untergebracht gewesen, berichtet die 38-Jährige.

Am Tag nach ihrer Ankunft sei ihr dann gesagt worden, dass sie in dem Saunaklub als Prostituierte arbeiten solle. „Damit war ich nicht einverstanden“, erklärt die Zeugin. Dennoch berichtet sie, dass sie gemeinsam mit den anderen drei Rumäninnen nach Dierdorf gefahren sei. Die 38-Jährige entledigte sich dort widerstandslos ihrer Kleidung. „Aber ich habe dort nichts gemacht, sondern nur alleine dort gesessen.“ Wie die Zeugin vermutet, habe die gute Freundin der Angeklagten noch während der Nacht per Telefon Bescheid gesagt, dass sie nicht „gearbeitet“ habe..

Wieder im Haus in Sessenhausen angekommen, kam es dann zum Streit. Die 30-jährige Angeklagte habe zu ihr gesagt, dass sie schließlich dafür hier sei, um Geld zu machen. Sie habe gedroht, ihr das Gesicht zu zerschneiden, und der junge Mann habe gesagt, er werde sie erschießen. Am folgenden Tag nahm das Paar sie dann mit nach Koblenz. Die Angeklagte besuchte dort gemeinsam mit der Zeugin ein Internetcafé. Von dort aus gelang der 38-Jährigen die Flucht zur Polizei. Nach ihrer Rückkehr nach Rumänien seien sie und ihre Familie massiv bedroht worden, unter anderem mit der Mafia, und die Mutter der Angeklagten habe sie dazu gezwungen, ihre Aussage bei der deutschen Polizei zu widerrufen und eine neue Aussage zu machen.

Die Angeklagten schienen während der Verhandlung in Montabaur guter Dinge zu sein und lehnten es ab, Angaben zu den Vorwürfen zu machen. Zur Überraschung des Vorsitzenden Richters Ingo Buss erschienen auch ein rumänischer Anwalt und eine Dolmetscherin zur Verteidigung der 30-jährigen Rumänin. Richter Buss war ebenfalls verwundert, dass ein Zeuge aus Rumänien aus eigener Veranlassung, wie er behauptet, gekommen war, um eine Aussage zu machen. Die zahlreichen Zuschauer der Verhandlung, Angehörige der Angeklagten, ließen sich auch von den vor dem Gerichtssaal durchgeführten Sicherheitskontrollen nicht davon abhalten, während der Verhandlung ständig hinein- und hinauszugehen. Jedenfalls war ausreichend Zerstreuung gegeben, während die Verteidiger der beiden Angeklagten die Hauptzeugin mehr als vier Stunden lang befragten. Dabei traten auch einige Ungereimtheiten in der Aussage der 38-Jährigen Rumänin zutage. Auch räumte sie ein, schon einmal als Prostituierte gearbeitet zu haben. Das hatte sie zunächst verneint. Da etliche weitere Zeugen gehört werden sollen, wurde die Verhandlung vertagt.

http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 04936.html
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Beitrag von nina777 »

Fortsetzung zu viewtopic.php?p=80599#80599

30.6.2010

Bordell-Chef ins Gefängnis

Menschenhandel

Detmold. Den Vorwurf des schweren Menschenhandels, Ausbeutung Prostituierter sowie Zuhälterei sah das Gericht bestätigt. Am Mittwoch verurteilte es einen 50-jährigen Bordellbetreiber und dessen Partnerin zu je drei Jahren Gefängnis.


Keine Zweifel, so Richter Michael Reineke, habe das Gericht auch an der Schilderung der als letzte vernommenen Zeugin. Die 20-Jährige war im vergangenen Oktober nach Lage gekommen, um als Prostituierte Geld gegen ihre "totale Armut" zu verdienen. Die damals Schwangere hatte kaum Geld erhalten und war mit Schlägen ins Gesicht an einer Flucht gehindert worden.

Die Rechtsanwälte Rainer Pielsticker und Henning Jansen hatten zwischenzeitlich versucht, vor allem eine 18-jährige Zeugin als unglaubwürdig zu entlarven, als sie am zweiten Verhandlungstag deren vermeintlichen Vater präsentierten. Der Richter wies darauf hin, dass die Kammer nicht erbaut gewesen sei, dass dieser Zeuge erst präsentiert wurde, nachdem die Frau in ihre Heimat zurückgekehrt war.

Beide Verteidiger hatten den Vorwurf des Menschenhandels zurückgewiesen und auf Freispruch, beziehungsweise Bewährungsstrafen plädiert. Staatsanwalt Christopher Imig hatte für den 50-Jährigen eine Freiheitsstrafe von drei Jahren zehn Monaten und für dessen Lebensgefährtin drei Jahre und sechs Monate gefordert.

http://www.lz-online.de/lokales/kreis_l ... dex_page=1
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

lz-online.de hat geschrieben:Die Rechtsanwälte Rainer Pielsticker und Henning Jansen hatten zwischenzeitlich versucht, vor allem eine 18-jährige Zeugin als unglaubwürdig zu entlarven, als sie am zweiten Verhandlungstag deren vermeintlichen Vater präsentierten.

Der Richter wies darauf hin, dass die Kammer nicht erbaut gewesen sei, dass dieser Zeuge erst präsentiert wurde, nachdem die Frau in ihre Heimat zurückgekehrt war.
unverständlich

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Beitrag von nina777 »

1.7.2010

Ungekannte Brutalität auf Zürcher Strassenstrich

Fusstritte und Faustschläge in den Bauch von schwangeren Prostituierten bis zur Fehlgeburt, Messerstiche und Brandwunden: Angeklagte ungarische Menschenhändler sollen Prostituierte mit einer Brutalität misshandelt haben, wie sie bisher im Schweizer Milieu unbekannt war. Die Zürcher Staatsanwaltschaft spricht sogar von «Folter». Dies berichtet die Sendung DOK des Schweizer Fernsehens (SF) unter Berufung auf die Anklageschrift.


Ende August findet der erste grosse Prozess gegen fünf Roma-Zuhälter vom Strassenstrich am Sihlquai statt. Bruno Oberhänsli, Ermittler bei der Zürcher Stadtpolizei sagte zu DOK, noch nie habe er von ähnlich brutalen Gewalttaten gehört: «Ein Zuhälter hat eine Zigarette auf dem Körper einer Prostituierten ausgedrückt. Er hat ihr mit einem Messer in den Oberschenkel gestochen und die Wunde selber genäht. Sie musste auch mit Peperoncini in der Vagina umhergehen.»

Bei der Prostituierten handelt es sich gemäss Staatsanwaltschaft um die Partnerin des Zuhälters. In der DOK vorliegenden Anklageschrift steht: «Während des Aufenthalts in der Schweiz hat er sie gefoltert.»

Der angeklagte Menschenhändler ist ein 41jähriger Roma aus dem Osten Ungarns. Die Polizei nennt ihn «Samurai». Er soll zwischen Februar 2008 und seiner Verhaftung im Juni 2008 fünf ungarische Prostituierte in der Schweiz ausgebeutet haben. Laut Anklage ist Samurai der brutalste der vier angeklagten Zuhälter und einer Prostituierten, die in den Rang einer Aufseherin, einer sogenannten «Kapo» aufgestiegen war.

Alle vier Männer sind wegen Menschenhandel angeklagt, drei zusätzlich wegen mehrfacher Nötigung, zwei wegen Vergewaltigung. Samurai muss sich auch wegen mehrfacher Körperverletzung verantworten, die Kapo-Frau wegen Gehilfenschaft zu Menschenhandel. Der Prozess findet am 25. und 26. August vor dem Zürcher Bezirksgericht statt.

Frauen so lange in den Bauch geschlagen, bis sie Fehlgeburten erlitten

Bei Samurai und einem anderen Zuhälter lautet die Anklage auch auf erzwungene Abtreibung bei zwei Prostituierten: Bei der einen Frau gilt es laut Staatsanwaltschaft als gesichert, dass sie schwanger wurde, weil sie Sex ohne Gummi ausführen musste. Laut Anklageschrift hätten die Zuhälter die Frauen bewusst so lange in den Bauch geschlagen, bis sie Fehlgeburten erlitten, weil sie befürchteten, dass die Frauen «wegen der Schwangerschaft nicht mehr als Prostituierte arbeiten und deshalb als Einnahmequelle wegfallen» könnten.

Ich musste mindestens 1000 Franken pro Abend verdienen. Der Zuhälter schrieb mir die Anzahl Minuten vor, die ich maximal bei einem Freier zu verbringen hätte»

(Ungarische Prostituierte zu DOK)


Die Zürcher Stadtpolizei kennt unterdessen rund 50 mutmassliche Menschenhändler. Viele drohen ihren Frauen Gewalt an, um sie gefügig zu machen und zur Abgabe des Verdienstes zu zwingen. Die Zuhälter würden die Prostituierten wie ihr Eigentum behandeln, sagte ein Opfer zu DOK: „Ich musste mindestens 1000 Franken pro Abend verdienen. Der Zuhälter schrieb mir die Anzahl Minuten vor, die ich maximal bei einem Freier zu verbringen hätte. Er schrieb mir vor, auch Sex ohne Gummi zu machen. Er bestimmte, wann ich eine Zigarette rauchen, wann ich essen durfte. Ich hatte keinen freien Willen mehr.» 71 ungarische Opfer wurden 2009 von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) betreut.

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten ... ssenstrich

Ein Reporter-Team des SF hat zwei Jahre lang zum Strassenstrich beim Sihlquai recherchiert. Heute Abend wird der «DOK»-Film ausgestrahlt.

«DOK»: Der Fall Goldfinger. Menschenhandel auf dem Zürcher Strassenstrich. Heute, 20.05, auf SF 1.

http://www.20min.ch/news/zuerich/story/ ... r-25110688
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zum unakzeptablen Gebrauch des NS Begriffs "Kapo" im Bereich heutiger Sexarbeit und informellen Migration:

(selbst wenn Sexarbeit und Migration unter ausbeuterischen menschenunwürdigen Bedingungen stattfinden und zur Sexsklaverei entartet):

viewtopic.php?p=79471#79471





In der NS Zeit war Prostitution in Militär- und KZ-Bordellen staatlich organisiert (Zwangsprostitution im eigentlichen Sinne).

Und gerade auch dort gab es Gewalt von Mithäftlingen gegen Sexarbeiter (Putophobie), so wie es heute Ausgrenzung von Sexarbeitern durch bürgerliche Frauen und Staatsanwältinnen gibt:

Filmdoku aus dem KZ:
viewtopic.php?p=61139#61139

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Beitrag von ehemaliger_User »

nina777 hat geschrieben:1.7.2010

«DOK»: Der Fall Goldfinger. Menschenhandel auf dem Zürcher Strassenstrich. Heute, 20.05, auf SF 1.

http://www.20min.ch/news/zuerich/story/ ... r-25110688

Wiederholungen:

02. Juli 2010 um ca. 02:10 Uhr auf SF1
02. Juli 2010 um ca. 11:00 Uhr auf SF1
06. Juli 2010 um ca. 05:35 Uhr auf SF1

Weitere Infos:
http://www.sendungen.sf.tv/dok/Sendunge ... Goldfinger

Der Film lässt mich ratlos zurück. Sind die Opfer tatsächlich immer Opfer von Zuhältern oder eher Opfer einer patriarchalischen Gesellschaft? Beuten nicht auch ortsansässige Hauseigentümer die Menschen aus (es war von 1.600 sFr für ein Pensions-Mehrbettzimmer pro Monat die Rede).
Zuletzt geändert von ehemaliger_User am 02.07.2010, 06:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Arum
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Beitrag von Arum »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Und gerade auch dort gab es Gewalt von Mithäftlingen gegen Sexarbeiter (Putophobie), so wie es heute Ausgrenzung von Sexarbeitern durch bürgerliche Frauen und Staatsanwältinnen gibt:
Entschuldige, aber das sind doch wirklich zwei ganz unterschiedlichen Gruppen. Die bürgerlichen Frauen und Staatsanwältinnen heute leben doch wesentlich unter anderen Bedingungen, und ihre Beweggründe weichen dergestalt auch wesentlich ab. Das sind doch wirklich ganz andere Verhältnisse. Die nur so in einen Topf zu werfen, verharmlost ungewollt was in einem KZ so vor sich ging.

Ich könnte mir vorstellen, dass bei den Mithäftlingen einen gewissen Neid auf eine, wenn auch fiktive, materielle Vergünstigung hat mitgespielt.

Und genauso heisst es dann auch in einem Beitrag aus Der Zeit:

Der Vorwurf einiger ehemaliger Mitgefangenen war: Ihr habt euren Körper an die Nazis verkauft, um ein leichteres Leben im KZ zu haben

http://www.zeit.de/online/2009/27/lagerbordelle
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Den immer problematischen weil möglicherweise verharmlosenden KZ-Vergleich habe ich ja gar nicht eingebracht, sondern ihn nur auszuleuchten und zu dekonstruieren mich bemüht.

Insofern ist das Verharmlosen ja auch schon ein Argument was man gegen die Züricher Staatsanwältin Silvia Steiner und die Zeitungen vorbringen kann, die den Begriff Kapo für heutige Sexwork-Vorarbeiterinnen verwenden.

Heute wird den angeklagten Roma-Frauen in Leitungsposition quasi vorgeworfen: Ihr habt Euch den Roma-Männern (Zuhältern) verkauft, um ein leichteres Leben in der Migration bzw. im Westen zu haben...

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Beitrag von nina777 »

1.7.2010

Halle/Saalekreis

Bordell-Betreiber wieder vor Gericht

HALLE/MZ. Justitia hat einen langen Atem: Vor sieben Jahren wurden die Betreiber des Bordells in der einstigen halleschen Traditionsgaststätte "Kastanienhof" wegen Zuhälterei und gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern angeklagt. Der Prozess begann aber erst 2008, und wurde später eineinhalb Jahre lang ausgesetzt. In dieser Zeit sollten vor allem die damaligen Prostituierten gefunden werden, die 2000 bis 2002 in dem Bordell gearbeitet hatten.

Am Donnerstag wurde nun am Landgericht Halle der Dauer-Prozess fortgesetzt. Teil des Verfahrens sind Vorwürfe gegen einen Betreiber der damaligen Nachtbar "Day & Night" in Reideburg, Wito M. aus Leipzig. Ihm und dem Hallenser Hans-Volker B. wird das Einschleusen von Ausländern in je 13 Fällen vorgeworfen. Einschleusen meint, dass die Angeklagten den Frauen, die zumeist aus Osteuropa, Südamerika und Thailand stammten und weder Aufenthalts- noch Arbeitserlaubnis besaßen, das Leben in Deutschland ermöglicht haben. Bei einem Schuldspruch sieht das Gesetz für die Männer eine Haftstrafe nicht unter sechs Monaten vor.

Doch warum dauerte es volle fünf Jahre, bis der Prozess überhaupt begann? Richterin Karen Lachs hatte das im September 2008 mit häufigen Wechseln der zuständigen Kammern und vorrangigen Prozessen begründet. Inzwischen gab es erneut einen Wechsel: Richterin Christine Ringel hat den Vorsitz übernommen. Und sie stellte alle Beteiligten auch gleich auf einen Mammutprozess ein: "Es sind acht Verhandlungstage angesetzt. Aber das wird wohl nicht ausreichen". Die Dauer hänge letztlich auch von den Aussagen der Zeuginnen ab, kündigte sie an.

Razzien und Bürgerproteste gegen das Bordell im "Kastanienhof" in der Beesener Straße hatten seinerzeit für viel Wirbel gesorgt. Nachdem die Ermittlungsakten aber fünf Jahre lang unerledigt liegen geblieben waren, wurden auch deshalb im Prozess 2008 für zwei weitere Betreiber des "Kastanienhof"-Bordells aus Frankfurt/Main und Dortmund die Aktendeckel geschlossen. Das wiederholte sich am Donnerstag: Der Staatsanwalt ließ einen dritten Mann auf der Anklagebank, Jörg Fritz S. aus Leipzig, laufen. Bei M. und B. blieb er dagegen hart. "Ich diskutiere nicht weiter über eine Einstellung. Punkt", sagte Nicolaus Berger. Bei der Verhandlung vor zwei Jahren hatten die Verteidiger ihrerseits die Absprache über eine Bewährungsstrafe abgelehnt.

Die Prostituierten im "Kastanienhof" brachten den Betreibern laut Anklage monatliche Einnahmen von 60 000 Euro. Jede Frau lieferte täglich 100 Euro an die Betreiber ab. Der Hallenser B., ein äußerlich eher unauffälliger Mann, soll die Geschäfte im "Kastanienhof" gelenkt haben. Der 59-Jährige hatte 1998 die Anmeldung beim Gewerbeamt und den Mietvertrag für das Lokal unterschrieben. Außerdem soll B. für die Nachtbar "Day & Night" in Reideburg in den Jahren von 2000 bis 2002 Prostituierte zur Verfügung gestellt haben.

Dort, so die Anklage, soll der Leipziger M., ein großer Mann mit Stiernacken, als Geschäftsführer fungiert haben. In der Bar hatten die Frauen die Hälfte ihrer Einnahmen aus ihren sexuellen Dienstleistungen abzuliefern. Die halbe Stunde in den Zimmern kostete die Freier 75, die ganze 100 Euro.

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Marc of Frankfurt
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Dokumentarfilmer vs. Pornofilmer

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zürich:
Ungarischer Zuhälter vermittelt Roma-Sexarbeiterin an Schweizer Pornoproduktion.
Schweizer Fernsehn veröffentlicht ungefragt und anprangernd.

Sihlquai-Reportage: Pornostar droht SF mit Klage



Von Christoph Landolt.
Aktualisiert am 05.07.2010 14 Kommentare

Im Dokfilm über die Roma-Prostituierten in Zürich spielte auch der bekannte Porno-Zampano J. P. Love eine Nebenrolle – ohne es zu wissen. Für das Elend seiner Filmpartnerin will er nicht verantwortlich sein.

Clip
Szene aus «J. P. Samichlaus in der Langstrasse»/ Ausschnitt aus Dok-Film des Schweizer Fernsehens.
Foto
Hat nichts vom Schicksal seiner Partnerin gewusst: J. P. Love, Pornodarsteller. (Bild: PD)

Mit offenem Fenster fährt der «Swissfuckers»-Bus die Langstrasse entlang, Samichlaus und Schmutzli beschenken die Passantinnen mit Dildos. Diese werden aufgefordert, ihre Brüste zu entblössen und in das Auto einzusteigen. Sex vor laufender Kamera mit den Darstellern im Nikolausgewand wird mit 2000 Franken [1500 Euro (für mind. eine Stunde)] honoriert – soweit das Konzept vom Filmchen mit dem Titel «J. P. Samichlaus in der Langstrasse».

Die männliche Hauptrolle im «gnadenlosen Klamauk-Porno» [Gonzo] spielt einer der prominentesten Pornodarsteller der Schweiz, der aus «Blick» und Privatfernsehen bekannte J. P. Love. Den weiblichen Part übernimmt eine gebrochen Deutsch sprechende Frau mit osteuropäischem Aussehen.

Freiwillig tat sie das jedoch offenbar nicht. Die Frau, eine 19-jährige Roma, bestieg den Bus auf Geheiss von Johnny, einem ungarischen Zuhälter, der derzeit hinter Gittern sitzt. Johnny hat sie an das Filmteam vermietet, mindestens eine Stunde musste die Frau J. P. Love und seinem Nebendarsteller zur Verfügung stehen. Die 2000 Franken Lohn für ihre Dienstleistungen behielt der Zuhälter für sich, die Frau ging leer aus. [Familien-Clan-Kasse?]


Im Porno spricht man vom «frechen Zigeunerlein»

Bekannt wurde die Episode durch einen Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens. Darin wird die Geschichte von Johnny nacherzählt, der laut Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft sechs Frauen zur Prostitution zwang. Während er den einen Liebe vorgaukelte, lockte er die anderen mit der Aussicht auf selbständige Arbeit nach Zürich. Der Zuhälter behielt das Geld, bedrohte sie, mindestens eine Frau wurde von ihm auch geschlagen [wg. Zwang zur Sexarbeit oder wegen Partnerschaftskonflikt? Anm.]. Die unfreiwillige Pornodarstellerin ist eines der Opfer von Johnny.

J. P. Love will vom Schicksal seiner Filmpartnerin nichts gewusst haben: «Ich habe mit Prostitution nichts zu tun», so der Pornodarsteller [Der Begriff "Zwangspornodarstellerin" wurde von den Medien noch nicht eingeführt.] auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch. Er sei «schockiert», in einem Film im Zusammenhang mit Roma-Prostitution dargestellt zu werden. [Dabei haben viele Sexworker auch Pornoerfahrung als auch umgekehrt.] Sehr wohl Bescheid über die Hintergründe wusste aber offenbar das Produzententeam: Im Werbetext zum Streifen, der im Internet für 12 Franken erhältlich ist, ist von einem «frechen Zigeunerlein» die Rede. «Mit ausdrücklicher Erlaubnis von ihrem ‹Freund›, stieg sie in unseren ‹Swissfuckers›-Bus ein.»


Klage angedroht

Dazu will sich J. P. Love nicht äussern. Betroffener ist er aber darüber, vom Schweizer Fernsehen nicht kontaktiert worden zu sein. «Der Film vermittelt einen falschen Eindruck». Seit Ausstrahlung des Dokumentarfilms am letzten Donnerstag sei er die ganze Zeit auf die Szene angesprochen worden. J. P. Love, gemäss eigener Berufsbezeichnung «Kultmoderator, Actor, Entertainer und Schlagerikone», will den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen, für das Elend der Roma-Prostituierten verantwortlich zu sein: «Ich prüfe rechtliche Schritte gegen das SF.»

Die Autorin des viel beachteten Dokumentarfilms, Karin Bauer, weist die Vorwürfe zurück: «J. P. Love war nicht inhaltlicher Gegenstand des DOK-Films.» Weder er noch die Firma seien namentlich erwähnt worden, zudem sei er als Samichlaus verkleidet gewesen. Den Ausschnitt aus dem Porno-Film hat Bauer eingebaut, «um aufzuzeigen, wie der Zuhälter Johnny mit einer Prostituierten umging.»

(Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
Mit Videoclip
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/sta ... y/26319971





Hier soll mit cleveren medialen Mitteln die Sex-Nachfrage mit zur Verantwortung gezogen werden analog zur ZwangsFreierKriminalisierung nach Schwedischer Doktrin.

Fairtrade = faire Produktions- und Arbeitsbedingungen und verantwortungsvolle Konsumenten.
Gibt's das in Welthandel und Sexbiz?
Wo Sexualität und Geld doch so tabuisiert werden.