LokalNachrichten: STUTTGART & BW

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Marc of Frankfurt
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Agenturmeldung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bordellchefin verurteilt

Haftstrafen im "Pussy-Club"-Prozess



Stuttgart. Sozialversicherungsbetrug ja, Menschenhandel nein: Im "Pussy-Club"-Prozess um die Zustände in vier so genannten Flatrate-Bordellen hat das Landgericht Stuttgart nach einer vorherigen Absprache am Freitag relativ milde Urteile gegen die sechs Angeklagten verkündet.

Die mutmaßliche Chefin der "Pussy- Club"-Bordelle in Stuttgart-Fellbach, Berlin, Heidelberg und Wuppertal, Patricia F., erhielt als Hauptbeschuldigte wegen Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt in 35 Fällen eine dreijährige Haftstrafe.

Ein bereits in einem anderen Verfahren verurteilter Mitarbeiter von F. erhielt eine Gesamtstrafe von ebenfalls drei Jahren,

ein weiterer Beschuldigter von zwei Jahren und neun Monaten.

Die anderen drei Angeklagten - darunter zwei Frauen und ein Mann - kamen mit Bewährungsstrafen und Geldauflagen davon.

F. hatte in der Absprache von Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft die nun verurteilten Taten gestanden und dafür die drei Jahre als Höchststrafe zugestanden bekommen.

Den schwereren Vorwurf des Menschenhandels ließ die Staatsanwaltschaft fallen.

Damit konnte der Prozess deutlich früher beendet werden als ursprünglich erwartet. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass Patricia F. nur die Strohfrau für eine Reihe von Hintermännern der Pussy-Club-Kette war.

Freier konnten in den vier Bordellen für pauschale Preise zwischen 70 und 100 Euro Sex, Essen und Getränke ohne Limit bekommen. Weil sie für die überwiegend aus Rumänien stammenden und teilweise noch nicht 21-jährigen Frauen keine Sozialversicherungsbeiträge zahlten, sollen F. und ihre Gehilfen insgesamt 2,3 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen hinterzogen haben.

Nach einer bundesweiten Razzia mussten vor einem Jahr die Klubs in Heidelberg und Stuttgart wegen hygienischer Mängel schließen. Auch das Bordell in Wuppertal wurde geschlossen.

Der Vorsitzende Richter hielt den Angeklagten zugute, ohne Ausnahme vor Gericht Geständnisse abgelegt zu haben. Ihnen sei zudem keine Absicht zu unterstellen. Sie hätten nicht vorgehabt, sich persönlich zu bereichern. [Unverständlich ??] Er habe vielmehr den Eindruck, dass die Angeklagten immer noch unter dem Einfluss von Hintermännern stehen.

Wegen Menschenhandels ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart mittlerweile auch gegen 32 in Spanien, Deutschland und Rumänien festgenommene Männer, die als die Hintermänner der "Pussy-Club"-Flatrate-Bordelle gelten.

(afp/ddp/dpa)
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... ozess.html

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Beitrag von ehemaliger_User »

Villingen-Schwenningen
Blaues Auge für Zuhälter

Angeklagte bekunden Reue und bezahlen Schmerzensgeld von je 50 000 Euro an misshandelte Frauen

Villingen-Schwenningen (emv) Wie bereits in einer Verfahrensabsprache am dritten Prozesstag ausgehandelt, können die fünf angeklagten Ex-Zuhälter im "Rotlicht-Prozess" aufgrund ihrer Geständnisse mit milderen Strafen rechnen. Etliche Tatvorwürfe wurden eingestellt. Für den am schwersten belasteten 33-jährigen Mann forderte der Vertreter der Staatsanwaltschaft gestern vier Jahre Haft. Der ehemalige Ingenieur-Student hatte vier Fälle der ausbeuterischen Zuhälterei und drei Fälle des Menschenhandels, einmal auch unter Einsatz von Gewalt, eingeräumt. Gleichzeitig behauptete er jedoch, mit einer der Prostituierten, die vier Jahre lang für ihn gearbeitet hat, eine Liebesbeziehung gehabt zu haben. Dies wurde vom Anwalt der Frau dementiert. Er sprach von einer "vierjährigen Leidenszeit" und zitierte Passagen aus ihrem Tagebuch: "Er spricht von Liebe und Heiraten, aber ich bin nur zum Arbeiten da, und wenn ich das sage, schlägt er mich." Bei der Polizei hatte die Frau angegeben, sie sei sehr häufig verprügelt und in einem Fall so sehr gewürgt worden, dass sie massive Gesichtsschwellungen erlitten habe und den Mund nicht mehr habe öffnen können. Nachdem sie zunächst im Villinger "Laufhaus" eingesetzt war, wurde sie mit Gewalt in ein Bordell in Pirmasens gezwungen.

Der 27-jährige Bruder des untergetauchten Bandenchefs soll nach Antrag der Staatsanwaltschaft für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Angeblich stand er unter der Fuchtel seines Bruders, dem zusammen mit einem weiteren Bandenmitglied die Flucht nach Bosnien gelungen war. Er räumte vor Gericht vier Fälle der Zuhälterei ein. Gewalt und Schläge habe es zwar gegeben, nicht aber im Zusammenhang mit der Zuhälterei, behauptete er. Mit Bewährungsstrafen sollen der 36-jährige Betreiber des "La Notte" in Schwenningen und ein zwei Jahre älterer Angeklagter aus Villingen-Schwenningen davonkommen. Sie und ein 20-jähriger Mitangeklagter sollen nicht direkt zur der Zuhälterbande gehört haben. Für letzteren beantragte der Staatsanwalt eine zweijährige Vorbewährung. Erst dann soll über die Verhängung einer Jugendstrafe entschieden werden.

Die Verteidiger der Angeklagten behaupteten, etliche Frauen hätten alles freiwillig gemacht, sie hätten Tattoos mit den Namen ihrer Zuhälter auf dem Rücken haben wollen und sie hätten Schulden oder Drogenprobleme gehabt. Es seien ihnen Autos und Wohnungen bezahlt worden und sie hätten jederzeit gehen können. Drei der fünf Nebenkläger-Anwälte, die gestern erschienen waren, sprachen dagegen von schwersten Traumatisierungen der Frauen, die zum Teil extreme Angst vor einer Aussage vor Gericht gehabt hätten. Dass ihnen das durch die Geständnisse erspart geblieben sei, rechtfertige die Prozessabsprache. Ihnen sei nicht an noch härteren Strafen gelegen, sondern daran, dass endlich Ruhe einkehre und sie ein neues Leben ohne Angst, Zwang und Unterdrückung anfangen könnten. Wie gestern bekannt wurde, sind von den beiden in Untersuchungshaft befindlichen Angeklagten bereits je 50 000 Euro Schmerzensgeld an den "Weißen Ring" überwiesen worden. Von dort aus sollen sie unter den geschädigten Frauen aufgeteilt werden. Weitere Zahlungen "im fünfstelligen Bereich" sind gestern angekündigt worden. Urteilsverkündung ist am kommenden Montag.

Südkurier 24.07.10

Ist schon interessant: Die beiden Hauptangeklagten können einfach so 50.000 EUR überweisen. Warum wurde ihr Vermögen nicht eingezogen? Es steht doch in voller Höhe den Frauen zu, die hatten es doch verdient.
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Fellbach schafft Fakten

Beitrag von ehemaliger_User »

Die Stadt Fellbach schafft Fakten. Im Gewerbegebiet, in dem der "Pussyclub" ansässig war, werden Bordelle verboten. Vor dem "Pussyclub" war ein FKK-Club etabliert. Die Betreiberin gab dafür ihre kleine Terminwohnung in der Stadtmitte auf, die Stadtoberen waren damals froh, darüber. Der Mietvertrag für den Nchfolger "Safari" (Fkk-Club) läuft 2011 aus, der Eigentümer will die Immobilie nach Sanierung in ein Verwaltungsgebäude verkaufen.

Stuttgarter Nachrichten 6.7.10

Kein Bordell im alten Mahle-Werk
Von "Fellbach und Rems-Murr-Kreis", aktualisiert am 06.07.2010 um 00:00
Fellbach. Die Stadt macht klare Vorgaben für Neuansiedlungen imehemaligen Druckguss-Werk: Einzelhandel und Vergnügungsstätten sind ausgeschlossen, Kultur ist aber willkommen. Von Gerhard Brien

Was ist möglich in den überwiegend leer stehenden Hallen des ehemaligen Aluminium-Druckgusswerks der Firma Mahle an der Schaflandstraße in Fellbach? Auf diese Frage gibt die Stadt klare Antworten in einem Bebauungsplan-Entwurf, den der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig gebilligt hat. Das gesamte Areal von 2,8 Hektar Fläche, das jetzt neu geordnet werden soll, umfasst neben dem ehemaligen Mahle-Werk auch einige kleinere Grundstücke entlang der Philipp-Reis-Straße. Im östlichen Teil des Plangebiets, unmittelbar anschließend an die siebengeschossigen Gebäude des Büroparks, will die Stadt ein eingeschränktes Gewerbegebiet ausweisen für Betriebe, die das Wohnen nicht wesentlich stören. Der östliche Teil wird für Gewerbebetriebe aller Art freigegeben. So wird ein Übergang zwischen den Bürogebäuden mit hochwertiger Architektur einerseits und dem Industriegebiet entlang der Schaflandstraße westlich des Mahle-Areals geschaffen. Die Baubürgermeisterin Beatrice Soltys erwartet sich von der aktuellen Planung einen Einstieg in eine "langfristig angelegte Aufwertung des gesamten Bereichs".

Das Mahle-Gelände ist vor einigen Jahren bei einer Versteigerung vom Winnender Entsorgungsunternehmer Michael Schief und dem Schmidener Unternehmer Thomas Link übernommen worden. Die Stadtverwaltung will das Gelände nun gemeinsam mit den neuen Eigentümern "neu gliedern", sagte Bürgermeisterin Soltys. Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist, was dort angesiedelt werden darf und was nicht. Ausgeschlossen werden Einzelhandelsbetriebe und Hotels - solche Angebote sollen in der Innenstadt oder in den innenstadtnahen Gebieten konzentriert werden. Ausdrücklich ausgeschlossen werden auch Bordellbetriebe, Swinger-Clubs und Vergnügungsstätten aller Art. Derartiges findet sich wenige Schritte entfernt an der Schaflandstraße - bundesweit bekannt und berüchtigt.

Solche Betriebe will die Stadt nur noch dort zulassen, "wo eine gewisse Beeinträchtigung des Images eines Quartiers hingenommen werden kann", heißt es in der Begründung. Das Mahle-Gelände sei dagegen von der Bahnlinie aus voll einsehbar und bilde zusammen mit dem Büropark und seiner hochwertigen Architektur das Entrée in das Gewerbegebiet Esslinger Weg. Nicht erwünscht sind auch Lagerhäuser und offene Lagerplätze sowie Gartenbaubetriebe und Tankstellen. Anlagen für sportliche Zwecke sind nur im Ausnahmefall zulässig. "Ausdrücklich begrüßen" würde Beatrice Soltys aber Kulturveranstaltungen, Events, Jubiläumsveranstaltungen, Messen und ähnliches: "Der Altbestand lässt vielfältige Nutzungen zu."

Gebaut werden darf auf dem Gelände relativ hoch. Das Maß wird vom benachbarten Büropark vorgegeben. Entlang der Philipp-Reis-Straße wünscht sich das Baudezernat sogar eine Mindesthöhe von 18 Metern. Diese Straße soll auf diese Weise als Haupterschließungsstraße zum Gewerbe-Neubaugebiet Esslinger Weg betont werden. Ansonsten sind die Baugrenzen so gezogen, dass die markanten Produktionshallen inmitten des Plangebiets und das mehrgeschossige Bürogebäude an der südwestlichen Ecke des Grundstücks möglichst erhalten werden können.

Mit einem unschönen Problem müssen sich die neuen Eigentümer aber herumschlagen: Der Untergrund des Fabrikgeländes ist mit chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) verseucht. Der überwiegende Teil des Plangebiets wird deshalb im Altlastenkataster geführt. Bei Eingriffen in den Untergrund oder wenn versiegelte Flächen freigelegt werden sollen, müssen das Landratsamt und ein geologischer Gutachter hinzugezogen werden.

Info: Der Entwurf des Bebauungsplans ist vom Gemeinderat einstimmig gebilligt worden. Er liegt in der Zeit von 12. Juli bis 13. August im Stadtplanungsamt, im zweiten Stock des Fellbacher Rathauses zur Einsicht aus. Die Pläne sollen von 12. Juli an auch im Internet unter www.fellbach.de/Bürgerservice/Planen und Bauen einsehbar sein.
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Marc of Frankfurt
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Prostitutionskontrolle per Bau(planungs)recht

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Stuttgarter Nachrichten hat geschrieben:Eingeschränktes Gewerbegebiet

Baubürgermeisterin Beatrice Soltys erwartet ... eine "langfristig angelegte Aufwertung des gesamten Bereichs".

Das Mahle-Gelände ist vor einigen Jahren bei einer Versteigerung vom Winnender Entsorgungsunternehmer Michael Schief und dem Schmidener Unternehmer Thomas Link übernommen worden.

Ausdrücklich ausgeschlossen werden auch Bordellbetriebe, Swinger-Clubs und Vergnügungsstätten aller Art. Derartiges findet sich wenige Schritte entfernt an der Schaflandstraße - bundesweit bekannt und berüchtigt.

Solche Betriebe will die Stadt nur noch dort zulassen, "wo eine gewisse Beeinträchtigung des Images eines Quartiers hingenommen werden kann"
So so, dann war das also ein ehemaliges Druckgusswerk wo Mann dann zeitweise Druck ablassen konnte ;-)
Automobilzulieferer www.mahle.com aus Stuttgart
http://de.wikipedia.org/wiki/Mahle_GmbH


Lage: ehemaliger Flatrate-Pussi-Club
Schaflandstraße 11, 70736 Fellbach:
http://maps.google.com/maps?sll=48.8203 ... 7,9.263883


Bild


Flächennutzungsplan (=vorbereitender Bauleitplan, FNP bis 2015)
http://www.fellbach.de/text/274/de/flae ... anung.html
Verbindlich ist aber nur ein Bebauungsplan (= verbindlicher Bauleitplan).
http://www.fellbach.de/text/273/de/beba ... anung.html

FNP als pdf 5,73 MB!
http://www.fellbach.de/html/seiten/outp ... hp?id=6782





Prostitutionskontrolle per Bau(planungs)recht
Sammelthema:
viewtopic.php?t=1226

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Beitrag von ehemaliger_User »

Gerade entdeckt:

Sex und Architektur
Von Frank Rothfuss , aktualisiert am 24.07.2010 um 19:57

Bild
Nachts gehen im Leonhardsviertel die roten Lichter an. Foto: Kraufmann

Studenten forschen im Bordell

Stuttgart - Sie müssen in den Puff. Um Erfahrung zu sammeln. Allerdings interessieren sich die vier Studenten nicht für die Damen, sondern für die Gebäude selbst. Das Quartett von der Kunstakademie will wissen, wie sich das Geschäft mit dem Sex auf die Architektur auswirkt. Ihr Studienobjekt ist das Leonhardsviertel.

Sie sitzen im Schaufenster. Wie sich das im Rotlichtviertel gehört. Zu kaufen sind ihre Dienste indes nicht. Die Architekturstudenten Winston Hampel, Alexander Merkel, Georg Brennecke und der Grafikstudent Fabian Stuhlinger lernen nicht an der Kunstakademie am Killesberg, sondern schürfen am Grund des Kessels. "Rotlicht - ein urbanes Phänomen" heißt ihre Semesterarbeit, für die sie ins Haus am Eck Leonhardstraße/Jakobstraße gezogen sind. Dort hat ihnen Besitzer Thomas Barth die Galerie im Erdgeschoss als Büro angeboten.

Nichts getan im Sperrgebiet

Drinnen und draußen wird gearbeitet. Vor der Tür sitzt die Prostituierte Jeanny auf ihrem Klappsitz, hinter den großen Fenstern sortieren die Studenten ihr Material. Auf Tapeziertischen stehen vier Laptops, die Wände sind übersät mit Papier. "Unsere Recherchewände", sagt Alexander Merkel. Was etwa "Koberfenster", "Laufhaus", "Stundenhotel" bedeutet, haben sie in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia gesucht, gefunden, ausgedruckt und aufgehängt. Eine fremde Welt. Auch für ihr Fachgebiet. "Mit diesem Thema hat sich die Architektur noch nicht beschäftigt", sagt Brennecke, "das hat uns gereizt, aber wir mussten uns diesem Milieu erst nähern." Nicht nur auf Papier. "Als wir das erste Mal in ein Bordell gegangen sind", erzählt er, "sind wir uns vorgekommen wie ein Schüler, der am Kiosk einen ,Playboy' kauft."

Mittlerweile kennen sie sich aus. Und sind bekannt. "Wir werden gegrüßt", sagt Hampel, "es war einfacher, als wir dachten, einen Zugang zu bekommen." Egal, wo man gefragt habe, ob bei der Polizei, bei Ämtern, Politikern, oder Bordellbesitzern, "alle haben mit uns geredet". Offenbar waren alle einmal froh, ihr Herz ausschütten zu dürfen. Während Architekten, Denkmalschützer und Demonstranten in plötzlicher Liebe für den Hauptbahnhof entflammt sind, kümmert sich keiner um die letzten Reste der Altstadt. Etwa jenes Haus, das 1769 für den Schlosser Carl Friedrich Wölfle errichtet wurde. "Hier verfällt ein Viertel, ein Stück Stadtgeschichte", sagt Barth, "und alle schauen weg." Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, es könnte was hängen bleiben.


Der Sperrbezirk in Stuttgart ist Besonderheit
Von Frank Rothfuss , aktualisiert am 24.07.2010 um 19:57

"Eines ist uns ganz wichtig, wir machen eine Bestandsaufnahme und keine Verbesserungsvorschläge", sagt Brennecke, "aber auffällig ist: Seit Ende des Krieges hat sich nichts getan!" Zwischen Leonhardsplatz und Wilhelmsplatz, Katharinenstraße und Hauptstätter Straße reiht sich Puff an Puff. Bis auf einen alle illegal, hier ist Sperrbezirk, also keine Prostitution erlaubt. "Das ist eine Stuttgarter Besonderheit", sagt Hampel, "in München ist nichts im Sperrbezirk, in Stuttgart sind viele der 187 Prostitutionsobjekte im Sperrbezirk."

Bildungsreisen zu Rotlichtvierteln in anderen Städten haben sie unternommen, in Hamburg, Köln , Frankfurt und Amsterdam waren sie. "Dort haben die Städte Vorstellungen davon, wie sie mit dem Milieu umgehen." In Hamburg ist St. Pauli bis 20 Uhr Sperrgebiet. Bei Tageslicht sollen sich dort alle Touristen wohlfühlen, nachts gibt's Unterhaltung jeglicher Art. "Da halten sich alle daran", sagt Brennecke, "wenn eine Prostituierte früher auftaucht, verbringt sie die Nacht auf dem Revier und verdient nichts." Oder Amsterdam, da bieten sich die Frauen in den Fenstern an. "Aber auf der Straße herrscht Ruhe", stehen keine minderjährigen, drogenabhängigen Huren aus Osteuropa herum. Anders als in Stuttgart. "Hier ignoriert die Stadt das Viertel."

Gute Substanz! Gute Huren!


Mittlerweile muss man sagen. Einst bat OB Arnulf Klett Journalisten zur Besichtigung der Lokale, um mit einem blühenden Nachtleben zu prahlen. Nicht ohne vorher Sonderpreise auszuhandeln. Dann wollte man die Rotlichtnische "austrocknen", oder ein Sanierungsgebiet ausweisen. Auch das Engagement von Privatleuten wie Barth, der drei Häuser gekauft hatte, oder den Schräglage-Betreibern, die "Leo statt Theo" ausriefen und eine Bar eröffneten, ist gescheitert. "Ich habe gedacht, man könne das Viertel sozial drehen", sagt Barth, "aber es gibt keine Hilfe von der Stadt." Es geschieht nichts. Merkel: "Das sieht man an der Substanz!"

Der Unwille, etwas zu ändern, spiegele sich ebenso in den Gebäuden wider wie ihr Zweck. Da sind natürlich sowohl die vielen kleinen Zimmer, in denen das Geschäft vollzogen wird, als auch die derzeitigen Umwandlungen. "In den Häusern waren Bars, in denen man den Kontakt hergestellt hat", sagt Brennecke, "die werden gerade alle Spielhallen. Die Frauen sind aus Osteuropa, es ist nicht mehr möglich, mit ihnen zu kommunizieren, also braucht man keine Bar mehr." So zeige sich die Veränderung des Milieus in den Gebäuden. "Es sind viele Kleinigkeiten, etwa die Schreibtischstühle oder die Kissen, auf denen die Frauen auf dem Bordsteig warten", die zeigen: "Hier findet das Leben auf der Straße statt!" Anderswo bemühe man sich um urbanes Leben und verfalle aufs immer gleiche Konzept: "Stühle raus, Café aufmachen."

Im Städtle erobere sich das Leben die Straße. "Das ist faszinierend!" Anderswo zeige sich, dass man durchaus mit Investitionen und einem Konzept ein solches Viertel reizvoll machen könne. Gute Substanz! Gute Huren! - das denken viele aus dem Städtle. Man könnte ergänzen: Andere Kundschaft. Schöneres Viertel. Doch wie gesagt, Ratschläge wollen sie nicht geben. Im Herbst wollen sie ihre Arbeit fertig haben. Die Politiker und Beamten sollten sie lesen: Vielleicht lernen sie was dazu. Ohne in den Puff zu müssen.

Stuttgarter Nachrichten 24.07.2010
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

> Architekturstudenten Winston Hampel, Alexander Merkel, Georg Brennecke und der Grafikstudent Fabian Stuhlinger Kunstakademie am Killesberg.
"Mit diesem Thema hat sich die Architektur noch nicht beschäftigt"

Das ist falsch!


Es gibt zahllose Architektenentwürfe auch von Studenten für gute und innovative Bordelle.
Einer wurde z.B. im Laufhaus Bochum ansatzweise umgesetzt.

Die Stadtsoziologie in Wien, Darmstadt, Frankfurt, Hamburg... beschäftigt sich mit Sexwork.

Straßenmöblierung war ein Thema der TU-Wien und in den Niederlanden.

Bin gespannt ob die Studenten unser Forum der Profis noch aktiv entdecken.





> "aber auffällig ist: Seit Ende des Krieges hat sich nichts getan!"

> reiht sich Puff an Puff. Bis auf einen alle illegal, hier ist Sperrbezirk ... "in Stuttgart sind viele der 187 Prostitutionsobjekte im Sperrbezirk."

Das ist institutionalisierte Doppelmoral!

Schön wenn das mal durch eine Studienarbeit offiziell herausgearbeitet wird.





> Gute Substanz! Gute Huren! - Andere Kundschaft. Schöneres Viertel.

Hört sich erstmal gut an.
Müßte noch die Frage der Partizipation und Inklusion angesprochen werden (Runde Tische, Bsp. HH).

"Nothing about us, without us"

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nina777
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Beitrag von nina777 »

13.8.2010

Leonhardsviertel

Silberstreif für das Rotlichtquartier


Stuttgart - Die sympathische Galeristin und der von seiner Kunst durchdrungene Fotograf sehen Licht und Schatten: "Wir sind bewusst in die Weberstraße gezogen, das Viertel ist reizvoll. Leider zeigt das Rotlicht aber immer mehr seine hässliche Seite." Soll heißen: der Straßenstrich wachse, auf den engen Gassen liege der Müll, der nächtliche Lärm sei oft unerträglich, die alten Häuser verkämen zusehends - die Stadt, so ihr Eindruck, habe das Leonhardsviertel abgeschrieben und aufgegeben. Doch auf dem Rathaus heißt es: "Das stimmt so nicht, wir tun etwas."

Wolfgang Hohmann kennt sich aus, dem Chef der Sittenpolizei macht beim Thema Rotlichtviertel niemand etwas vor: "Bei uns sind rund 4000 Prostituierte registriert. Die meist sehr jungen Damen kommen aus Osteuropa - aus Ungarn vor allem, aber auch aus Rumänien, Bulgarien, Tschechien und der Slowakei." Ihre sexuelle Dienstleistung könne Mann schon für 20 bis 30 Euro bekommen - die etablierten Bar- und Bordellbetreiber schimpften heftig über das reisende Gewerbe, denn es mache ihnen die Preise kaputt.

Der Polizeibeamte sagt: "Der Straßenstrich ist eine Ordnungswidrigkeit, im wiederholten Falle eine Straftat." Aber die verhängten Gelder einzutreiben oder die Zuhälter dingfest zu machen, sei kaum möglich, "denn die jungen Frauen werden in Kleinbussen hierher gebracht, schaffen nur ein paar Wochen im Quartier an - wenn den Zuhältern unser Druck zu stark wird, ziehen sie mit ihren Damen einfach weiter". Wer sich als Freier im Viertel blicken lasse, der müsse mit einem sogenannten Platzverweis durch die Polizei rechnen, samt peinlichem Brief an die heimatliche Adresse. Wer aber keinen festen Wohnsitz habe, der könne durch die Maschen der Ordnungshüter schlüpfen. Auch er, so gesteht Wolfgang Hohmann, habe "den Eindruck, dass die Stadt im Rotlichtviertel keine klare Linie verfolgt".

Ein "runder Tisch" im Rathaus nahm sich den Problemen an

Genau so sieht das auch Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin der Innenstadt. Die Frau mit dem grünen Parteibuch sagt: "Das Leonhardsviertel gilt eigentlich als Sanierungsgebiet - die Stadt wollte damit das Wohnen stärken, die Altbausubstanz erhalten, die Stadtkultur fördern und das Wohnumfeld verbessern." Doch aus all dem sei nicht viel geworden, im Gegenteil: "Die Stadt hat ihre Immobilien im Quartier verkauft und leider nicht verhindert, dass alte Mieter hinausgedrängt wurden - zugunsten von gewerblicher Zimmervermietung". Hinter diesem Begriff verberge sich nichts anderes als die Prostitution.

Erst kürzlich hat Veronika Kienzle alle Beteiligten und Betroffenen aus dem Kiez zu einem "runden Tisch" ins Rathaus geladen. Da saßen, wie sie berichtet, "alle beieinander: vom Baurechtsamt bis zur Polizei, von den Mietern bis zu den alteingesessenen Bordellbetreibern." Alle seien sich einig gewesen: Der Gemeinderat und die Stadtoberen müssen das politische Steuer herumwerfen, um das Leonhardsviertel zu retten. Und: die Animierbetriebe dürfen bleiben, aber in geordnetem Rahmen.

Thomas Zügel, der Chef des städtischen Liegenschaftsamtes, kennt die Probleme: "Ich saß mit an diesem runden Tisch", sagt der Amtsleiter, der dem Stadtkämmerer und Ersten Bürgermeister Michael Föll von der CDU untersteht. Und Zügel berichtet frank und frei: "Wir stehen im Rechtsstreit mit einem Stuttgarter, dem wir drei Häuser verkauft haben. Die Auflagen waren klar: keine Prostitution. Trotzdem hat sich der neue Besitzer nicht daran gehalten." Nun setzten der und seine Anwälte auf eine Hinhaltetaktik, denn pro Haus und Tag lasse sich im Schnitt ein Gewinn von tausend Euro und mehr erzielen.

Womöglich zeichnet sich ein Silberstreif für das Viertel ab

Thomas Zügel sagt auch: "Leider haben viele Hausbesitzer im Quartier die städtischen Zuschüsse zur Sanierung ihrer Gebäude, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen, gar nicht angefordert - deshalb haben wir 2009 das Programm geschlossen und in andere Stadtgebiete vergeben." Und dann schildert er noch dies: "In einem Fall haben wir ein Haus an eine Frau verkauft - später stellte sich heraus, dass sie als ,Strohfrau' für einen Mann fungiert hatte, den wir als Bordellbetreiber kennen."

Allerdings, so beteuert der Chef des Liegenschaftsamtes, zeichne sich womöglich ein Silberstreif für das Rotlichtviertel ab: "Nach der Sommerpause gehen wir mit einer Vorlage zur Zukunft des Züblin-Parkhauses in den Gemeinderat und seine Gremien." Die Kernfrage laute: "Reißt man das Parkhaus ab, lässt nur einen kleinen Teil und macht dort Wohnungsbau?" Die Firma Züblin habe zwar eine Option, das Parkhaus weiter zu betreiben - doch in dem Unternehmen gebe es durchaus die Bereitschaft, sich an einem Wohnprojekt aktiv und finanziell zu beteiligen.

Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin, sieht darin einen Rettungsanker: "Wenn dort neue Wohnungen gebaut würden, wäre das eine Initialzündung für diesen Teil unser Innenstadt."

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... ml?_skip=0
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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Politikversagen und Grenzen des Machbaren?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

dazu mein Kommentar:


Politik und Stadtplanung:

Freier Markt oder Staatsdirigismus
Politikversagen am Beispiel Prostitution



Bei Betrieben von Prostitutionsstätten gibt es genauso wie bei der Sexarbeit im engeren Sinn, den SexarbeiterInnen, zwei Klassen:

- die Gutausgestatteten Betriebe, die ihre Arbeitsbedingungen freiwillig gut ausgestalten können und wirtschaftlich florieren...

- die Betriebe und Betreiber in schlechter Lage (räumlich/wirtschaftlich/persönlich/rechtlich..). Bevor sie nach einer Verfallphase persönlich Konkurs gehen, lassen sich der eine oder andere evt. unerwünschte Strategien einfallen, die dann ausbeuterisch entarten können...





Wie trägt (Kommunal)politik dazu bei, dass ein Ghetto entstehen kann (trading down)? Schlechte Verträge bzw. ein sich naives Verlassen nur auf das Papier?

Wenn sich in ehemaligen Häusern der Stadt später doch nur unerwünschte und vertraglich ausgeschlossene Zimmervermietungen d.h. Prostitution durchsetzen, ist das nicht nur der im Artikel negativ dargestellte, angedeutete Betrug (im Rotlichtmilieu), sondern auch Hinweis darauf, dass andere Geschäfte und Branchen sich am Ort für die notwendige Erwirtschaftung der fälligen Tilgungsraten und Kreditzinsen gar nicht rechnen, weil oder solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen ...
  • > Bezirksvorsteherin Innenstadt Veronika Kienzle (die Grünen) hat alle Beteiligten und Betroffenen aus dem Kiez zu einem "runden Tisch" ins Rathaus geladen. Da saßen, wie sie berichtet, "alle beieinander: vom Baurechtsamt bis zur Polizei, von den Mietern bis zu den alteingesessenen Bordellbetreibern."

    :eusa_clap
Aber !!! Von Sexworker-Teilnahme ist mal wieder nichts zu lesen !!! :-(((

> Thomas Zügel, Chef des städtischen Liegenschaftsamtes: "Leider haben viele Hausbesitzer im Quartier die städtischen Zuschüsse zur Sanierung ihrer Gebäude, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen, gar nicht angefordert - deshalb haben wir 2009 das Programm geschlossen und in andere Stadtgebiete vergeben."

Dazu muß ein Eigentümer erstmal das notwendige Eigenkapital für den größeren Eigenanteil aufbringen können.

Und der Betreiber der die Stadt angeblich übers Ohr gehauen hat, scheint ja gerade viel Geld ansammeln zu wollen: Pro Haus und Tag lasse sich im Schnitt mit einer Zimmervermietung ein Gewinn von tausend Euro und mehr erzielen. Woher wissen die Journalisten, dass der namentlich nicht genannte aber wohl allen bekannte Eigentümer der drei ehemals städtischen Häuser in Zukunft, wenn das Viertel gentrifiziert sein sollte, nicht teure aufgeteilte Eigentumswohnungen in einem dann grundsanierten Haus weiterverkaufen will?

Die Stadtväter und -mütter sollte zugeben sich verspekuliert zu haben, aber anderen Privatleuten nicht "vernünftige" Spekulationen von vorneherein absprechen.

Möglicherweise haben die strengen Denkmalschutzregularien in Verbindung mit langzeitiger politischer Vernachlässigung eines sozial stigmatisierten Quatiers (Tabu Prostitution) zur jetzt mit Krokodielstränen beweinten schleichenden Herabwirtschaftung und Verschlechterung der Bausubstanz erst beigetragen?

Wie naiv muß man sein, um von illegalisierten Betrieben (s.o.) Investitionen in Geschäftsräume und Immobilien zu erwarten?





P.S. Die (Weltinnen-)politik in Afghanistan und Columbien steht vor vergleichbaren wirtschaftsgeographischen Strukturwandelproblemen bezüglich der armen Bauern, die Drogen anpflanzen, weil andere Nutzpflanzen sich nicht rentieren, weil dafür schlicht kein Markt vorhanden ist. Zeit solche wirtschaftlich-politischen Problemstellungen genauer und kaufmännischer versachlicht anzuschauen.





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Beitrag von ehemaliger_User »

@Mark

Die Gentrifizierung in diesem Stadtviertel wird noch Jahre dauern... Natürlich kann das niemand wissen, ob die betroffenen Objekte irgendwann mal als Eigentumswohnungen auf dem Markt landen.

Der zitierte Bordellbetreiber hat die Stadt über den Tisch gezogen, er hat sich vor Gericht danmit rausgeredet "ich betreibe kein Bordell, ich habe das ganze Haus weitervermietet - was mein Mieter macht kann ich nicht beeinflussen".

Zum Runden Tisch Leonhardsviertel: Kennst Du das Gebiet? In Stuttgart gibt es leider keine funktionierende SW-Organisation. Die Wohnungsfrauen betrachten die SW im Leonhardsviertel als lästige Konkurrenz.

Die Animierbetriebe wuden in den letzten Jahren zu Laufhäuser umgewandelt, es gibt ein paar Stundenhotels für die Strassenfrauen. Die Polizei ist ständig vor Ort, greift aber nicht wirklich ein.

In diesem Sperrgebiet ist sichtbare Prostitution verboten. Auch die Anbahnung. Das führt zu skurrilen Situationen:

Polizist: "Du weisst doch, dass Du hier nicht stehen darfst"
SDL: "Ich nix stehen, ich spazieren"
Polizist: "Du stehst hier schon eine halbe Minute und bewegst Dich nicht, Du weisst genau, dass das verboten ist..."
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Beitrag von ehemaliger_User »

Ich war am Samstag gegen 23 Uhr im Leonhardsviertel.

An der Wendeplatte (Weberstrasse/Leonhardstrasse) standen ca. 40 junge Frauen, (bestimmt nicht ale 18) meist Osteuropäerinnen und sprachen potentielle Kunden an. Oft mit sexuekllen Übergriffen auf potentielle Kunden. Beim Auftauchen eine Polizeistreife sind alle in die Nebengassen ausgewichen, waren aber sofort wieder da.

Einstiegspreis: 30 EUR wird aufgerufen, liess sich relativ problemlos auf 15 EUR runterhandeln.

Gearbeitet wird in den Privatwohnungen / WGs im Viertel. Heruntergekommene Altstadthäuser, der Freund/Ehemann/Manager verlässt solange das Zimmer.

Ständige Auseinandersetzungen zwischen den Luden und den etablierten Bordellbesitzern. Diese Frauen dürfen in den 8 Laufhäusern nicht arbeiten wegen des Preisdumping, Mietprellereien etc.

Zimmermiete im Laufhaus: 80 - 120 EUR pro Tag incl. Frühstück, teilweise incl. warmer Mahlzeit.

Wohnungsmieten: ca. 5 - 10 EUR pro qm, d.h. 3- Zimmerwohnung mit 70 qm kostet 350 - 700 EUR pro Monat. Wobei in den 3 Zimmern bis zu 10 Menschen leben.

Stundenzimmer: 20 - 40 EUR pro Benutzung.

Neulich wurde die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, DIE GRÜNE, in der Leonhardsstrasse von einer Frau begrüsst "verschwinde hier, das ist meine Strasse" als sie stehenblieb um dem Treiben ein wenig zuzuschauen.
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Betreiber wehren sich

Beitrag von ehemaliger_User »

Bordellbesitzer
Protest gegen Sexsteuer
Günter Scheinpflug und Oliver im Masche, veröffentlicht am 26.08.2010

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Die Betreiber dieses Bordells in Sindelfingen lassen die neue Steuer rechtlich überprüfen. Foto: factum / Weise

Sindelfingen - Die Party zum fünfjährigen Bestehen des Erosparks in Sindelfingen (Kreis Böblingen) ist der Branche gründlich vermiest worden. Die Chefs des Etablissements Am Hirnach haben in einem Schreiben an den Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU) gegen die neue Sexsteuer protestiert, die seit Anfang August erhoben wird. Ein Rechtsanwalt solle nun prüfen, ob die Abgabe rechtlich haltbar sei.

Um ihre klamme Kasse aufzubessern und um das Geschäft mit der Lust einzudämmen, will die Stadt von jeder Prostituierten in den drei Sindelfinger Bordellen monatlich 150 Euro kassieren. Die Geschäftsführer der Kult 66 GmbH, die in Sindelfingen und Reutlingen Erosparks betreiben, stöhnen: "Die Mehrbelastung ist für viele der Mädchen nicht mehr zu bewältigen."

Denn sie müssten für die Abgabe aufkommen. Es sei zu befürchten, dass "die Damen woanders ihrem Gewerbe nachgehen", sagt ein Bordellchef. Die Leerstände in dem 57 Zimmer zählenden Erospark könnten sich bald erhöhen - das Geschäft sei dann auch für sie kaum noch rentabel, klagen die Betreiber.

Sindelfingen muss jetzt auf 15.000 Euro Mieteinnahmen verzichten
"Wir haben unsere neuen Vergnügungssteuersätze gutachterlich prüfen lassen. Rechtlich ist alles in trockenen Tüchern", sagt hingegen Ulrich Renz, der Sachgebietsleiter für kommunale Steuern bei der Stadt. Die Kommune habe ihre Bestimmungen nach zwölf Jahren "den aktuellen Begebenheiten angepasst".

Und damit hat sie bereits bewirkt, dass die Betreiber einer Erotikmesse im Glaspalast nun Sindelfingen den Rücken kehren. Sie sollten künftig einen Obolus von fünf Euro je Besucher zahlen. Zuletzt kamen 4000 Gäste in die Halle. Die Stadt Sindelfingen muss jetzt auf 15.000 Euro Mieteinnahmen verzichten. Ein ähnlicher Exodus könnte nun auch im Erospark bevorstehen.

Der Rathauschef Bernd Vöhringer sieht es gelassen: "Wir werden sehen, was die Abgabe mit sich bringt." Etwa 75 Prostituierte gingen in den drei Bordellen ihren Geschäften nach. Wie hoch die steuerlichen Einnahmen werden könnten, darüber wagt der OB keine Prognose. Es könnten aber weit mehr als 100.000 Euro jährlich sein. Doch nicht der Gewinn stehe im Vordergrund. Vielmehr soll sie die Steuer dazu dienen, das Geschäft mit der käuflichen Liebe einzudämmen.

Besteuert werden nur Räume, in denen es zum Sex kommt

In Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) wird das Sexgeschäft bereits seit fast zwei Jahren besteuert. Die neuen Landesmesse hatte auch zwei Betreiber von großen Bordellen in die Stadt gelockt, zum Missfallen der Rathausverantwortlichen. Um das Geschäft mit dem Sex unattraktiver zu machen, legte der Gemeinderat einen Steuersatz von monatlich acht Euro je Quadratmeter Fläche fest - unabhängig davon, ob es sich um die Zimmer der Prostituierten handelt oder um andere Räumlichkeiten, in denen es nicht zum Sex kommt.

Dagegen wehrt sich die Betreiberin eines Bordells im Stadtteil Stetten. Sie klagte gegen den Steuerbescheid - und bekam in erster Instanz recht. Im vergangenen Winter entschied das Verwaltungsgericht in Stuttgart, dass die Stadt von der Geschäftsfrau jährlich nicht 58.000, sondern nur 33.000 Euro verlangen darf - nur für die Räume, in denen sexuelle Dienstleistungen angeboten werden.

Die Stadt will zog daraufhin vor den Verwaltungsgerichtshof. Ein Urteil steht noch aus. So lange will auch der Betreiber des zweiten Bordells in der Stadt warten, der die Steuerbescheide bis jetzt noch begleicht. Bei einer Bestätigung des Stuttgarter Urteils will er das zu viel bezahlte Geld zurückfordern.

Stuttgart verzichtet auf Bordellsteuer

Stuttgart verzichtet derweil auf eine Bordellsteuer. Stattdessen bittet die Stadt die Betreiber von Läden, in denen die Besucher in Kabinen Sexfilme sehen können, und von Nachtlokalen zur Kasse, in denen es Sexdarbietungen gibt. Jährlich fließen mit dieser Vergnügungssteuer 150.000 Euro in die Kasse.

Auch in Böblingen verzichtet man auf eine Besteuerung der beiden Bordelle- noch. Man wolle beobachten, wie es in Sindelfingen läuft, heißt es im Rathaus. Die potenziellen Einnahmen zu ermitteln sei nicht möglich, weil die Stadt nicht wisse, wie viele Prostituierte am Ort tätig sind.

In Leonberg existieren nach den Angaben der städtischen Pressesprecherin Undine Binder-Farr zwei Bordelle. Die Stadt wisse zudem von vier Häusern mit Wohnungsprostitution. Eine Sexsteuer komme momentan nicht infrage, sagt die Sprecherin. Bis zu 30 Prostituierte gebe es in Leonberg. "Diese Frauen", sagt Binder-Farr, "würden unseren Etat auch nicht retten."

Stuttgarter Zeitung
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Recht ausführliche Branchenanalyse.
Leider in einem widerlichen prostitutionsfeindlichen Unterton.


Lolitas auf einen Klick


Filder. Die Stadt will ein Kleinbordell in Plieningen schließen. Viel ändern wird das nicht. Prostitution ist selbst in Wohnhäusern allgegenwärtig, und die Gesetze sind widersinnig. Das erschwert die Arbeit der Polizei, aber vor allem leiden darunter die Frauen.


Von Marc Schieferecke
Von "Blick vom Fernsehturm", aktualisiert am 10.09.2010
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... 9ede7.html

Wer tatsächlich Sommer heißt, kann schon mal unerwünschtem Besuch gegenüberstehen. "Klingeln bei Sommer" ist ein beliebter Hinweis unter Damen, die bevorzugt im Internet für ihre sexuellen Dienste werben. Die sind überall zu bekommen. In Degerloch versucht Lilli, laut Eigenwerbung 43 Jahre jung, die Aufmerksamkeit auf ihre üppige Oberweite zu lenken. In Plieningen, in einem Häuschen hinter der Kirche, flüstert Lola aus Vilnius Freiern Erotisches ins Ohr. Keine zwei Gehminuten entfernt, ebenfalls mitten im Wohngebiet, preist Mila sich als "russisches Wunder mit Rundumservice". Laut Polizei ist der Frauenkopf inzwischen der einzige Stadtteil ohne so genannte Terminwohnung.

Meist arbeiten die Damen mit der versprochenen Diskretion. Oft ahnt allenfalls die nächste Nachbarschaft, mit welcher Art von Kundendienst hinter verhängten Fenstern Geld verdient wird. Dies, obwohl das Gewerbe sich keineswegs in abgelegenen Ecken versteckt. Die Betreiber einschlägiger Internetseiten mahnen sogar, dass "fast alle Hostessenwohnungen sich in Mehrfamilienhäusern befinden" - und bitten die Freier um Wohlverhalten. Verstöße gegen derlei Appelle führen zwar gelegentlich zu Zwist in der Hausgemeinschaft, aber so gut wie nie zum Verbot der Prostitution in jenen Wohnhäusern.

Zumindest in Großstädten scheitern regelmäßig Versuche, die Sexbranche in Gewerbegebiete oder andere Gegenden zu verbannen, in denen üblicherweise keine Minderjährigen unterwegs sind. In Berlin ist gar gerichtlich festgestellt, dass das horizontale Gewerbe nicht dem offiziell störenden zuzurechnen ist. Die Richterin hatte sich beim Ortstermin davon überzeugt, dass keine belästigenden Geräusche in des Nachbars Wohnzimmer dringen.

Zumindest unter Männern werden derlei Informationen in schlüpfrigem Wortspiel ausgetauscht. Auch Wolfgang Hohmann spricht gelegentlich zweideutige Sätze. Kaum ein Mann in Stuttgart hat mehr Erfahrung mit dem Rotlichtgewerbe als er. Wolfgang Hohmann leitet den Ermittlungsdienst Prostitution der Polizei. Mancherlei aus seinem Arbeitsalltag taugt tatsächlich zur Anekdote. Zum Beispiel, dass die Ermittler gerufen werden, weil ein Freier nicht zahlen will, dessen Männlichkeit versagt hat. Bei derlei Reklamationen schlichtet die Polizei. Und "das kommt gar nicht so selten vor", sagt Hohmann.

Ansonsten ist sein Humor eher Galgenhumor. Denn in der Sexbranche sind die Frauen bestenfalls Ware, meist sind sie Opfer - selbst wenn sie in juristisch einwandfrei betriebenen Freudenhäusern anschaffen. "Die haben in aller Regel einen Freund auf der untersten sozialen Schwelle", sagt Hohmann. Der kassiert nicht nur ab. Hohmann beschreibt es so: Er war "plastisch dabei", als ein Zuhälter eine von zwei Frauen vergewaltigte, die für ihn anschaffen gehen. Die andere lag daneben. "Das ist Normalität", sagt er, selbstverständlich ist "mit so etwas Schluss, wenn wir es beweisen können". Aber der Beweis ist so gut wie unmöglich, denn das Recht zum Thema Prostitution ist eine einzige Grauzone.

[Was sich der Herr Polizist und Emittlungsleiter aus der Mittelschicht da für ein Urteil über andere Lebensweisen anmaßt und in der Presse lanciert. In vielen Ehen kassiert die nicht berufstätige Ehefrau den Alleinverdiener ab. Anm.]

Selbst jene Vergewaltigung würde nur von einem Gericht bestraft, wenn das Opfer den Täter anzeigt und seine Aussage über mehrere Vernehmungen hinweg aufrecht erhält. Aber "in einem Milieu, in dem Schläge Alltag sind", so sagt es Hohmann, halten die Frauen die vom Gesetzgeber verlangte Standhaftigkeit nicht durch.

[Wenn Schläge angeblich Alltag sind (Pack schlägt sich - Pack verträgt sich) und die Frau ihrem Maker dennoch nicht davonläuft, warum soll dann im geschilderten Fall tatsächlich eine von ihr unakzeptierte Vergewaltigung vorgelegen haben? Reicht es nicht wenn Frauen wissen, dass sie jederzeit Hilfe z.B. bei Polizei oder Frauenhäusern bekommen, aber wenn sie Dominanz und Unterwerfung suchen hat sich keiner einzumischen? Ich vermute hier eher Gruselgeschichten für die Zeitungsleser aus der bürgerliche Mittelschicht. Anm.]

"Sie finden in keinem Gesetz eindeutig etwas gegen Prostitution", sagt Kerstin Rickes. Sie leitet das Baurechtsamt. Bei dem müssen sich Hausbesitzer eine Genehmigung holen, die Damen aus dem Gewerbe unterbringen wollen. Das Geschäft ist einträglich. Hundert Euro Miete am Tag sind keine ungewöhnliche Summe - pro Zimmer. "Solche Preise locken auch seriöse Vermieter", sagt Hohmann, "aber die holen sich mit den Frauen fast immer Kriminalität ins Haus, manchmal ohne es zu wissen".

Vergleichsweise einfach haben die Baurechtler wie die Polizei es mit Großbordellen, wie sie nach der Messeeröffnung trotz allem Protest in Leinfelden-Echterdingen entstanden. Bei der Genehmigung redet der Gemeinderat mit und kann Sperrzonen beschließen. Später "läuft der Betrieb in aller Regel geräuschlos", sagt Hohmann. Soll heißen: Die Gesetze werden eingehalten, Gewalt seitens der Freier ist eine rare Ausnahme.

[Das ist ein Grund warum der Staat lieber einfacher besteuerbare Großbetreiber toleriert, als unkontrollierte, verteilte private Wohnungsprostitution. Anm.]

Schwierige Fälle sind all jene Wohnungen, in denen ein oder zwei Frauen anschaffen. Trotz wöchentlicher Polizeikontrollen gehen die Prostituierten ein hohes Risiko ein. Drastisches Beispiel ist ein Mordfall aus dem Jahr 2008. Vermutlich ein Freier hatte in einer Wohnung an der Immenhofer Straße eine rumänische Prostituierte erstochen, die sich Lina nannte. Obwohl eine Kamera die Tat aufzeichnete und das Band im Fernsehen gesendet wurde, ist der Mörder bis heute nicht gefasst.

[Die Kontrollen sind ja wohl eher gegen illegale Prostituierte und Zuhälterei, aber nicht gegen übergriffige Freier oder Milieufehden. Anm.]

Die Kleinbetriebe sind nur mit hohem Verwaltungsaufwand aus Wohngegenden zu verbannen - wenn überhaupt. Denn "baurechtlich sind kaum zwei Fälle miteinander zu vergleichen", sagt Rickes. Und das Baurecht ist der einzige juristische Hebel. Sofern die Frauen in den Häusern wohnen, gibt es keine Möglichkeit des Verbots. Das ist aber die rare Ausnahme, denn die Kundschaft verlangt Abwechslung. Wer mehrfach bei Sommer klingelt, dem wird selten dieselbe Frau öffnen. Die Lillis, Lolas und Milas sind meist nicht länger als zwei Wochen am selben Ort. Sex-Agenturen mieten Wohnungen an und verschicken die Prostituierten auf organisierten Touren durch ganz Deutschland - gegen Gebühr. Bis zu 50 Prozent des Hurenlohns dürfen die Betreiber für solche Leistungen legal abkassieren. Erst darüber beginnt eine womöglich strafbare "zuhälterische Höhe".

Wann in solchen Wohnungen trotz des regen Wechsels die laxen Regeln für Wohnungsprostitution gelten und inwieweit die strengeren für Bordellbetriebe, weiß nicht einmal Rickes mit Sicherheit zu sagen. Gewissermaßen beispielhaft hat die Stadt vom Regierungspräsidium eine der einschlägigen Wohnungen im Ortskern Plieningens prüfen lassen. Das Ergebnis: Der Betrieb ist illegal. Was Rickes damit anfangen soll, weiß sie allerdings auch nicht so recht. Womöglich ist auch das nahe gelegene zweite Plieninger Freudenhaus betroffen. Das allerdings muss noch eingehend geprüft werden. Auf andere Fälle ist die RP-Entscheidung kaum übertragbar, sagt Rickes, ohnehin sei Prostitution "nicht unser vordringlichstes Problem".

Im Jahr 2002 rühmte sich die rot-grüne Bundesregierung, mit einer Gesetzesnovelle die Prostitution legalisiert zu haben. Hohmann sagt nichts darüber, was er von den Gesetzesänderungen hält. Ahnen lässt sich seine Meinung trotzdem. Was er sagt ist, dass "wir es früher leichter hatten, gegen die Betreiber vorzugehen". Seit der Novelle "ist der Tatbestand Zuhälterei zusammengestrichen". Das Verbot der Förderung der Prostitution wurde ganz gestrichen.

[Er wünscht sich ein Prostitutionsgesetz als Polizeiermächtigungsgesetz. Anm.]

Ohnehin muss niemand Jurist sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Prostitutionsgesetze widersinnig sind. Das beginnt beim Grundsätzlichen: Ziel der rot-grünen Rechtsreform war, "Prostituierten rechtlich abgesicherte Beschäftigungsverhältnisse" zu verschaffen. So sollten die Frauen Zugang zur Sozial-, Renten- und Arbeitslosenversicherung bekommen. Allerdings kann sich schon der Zuhälterei schuldig machen, wer mit einer Prostituierten auch nur Arbeitszeit und Arbeitsort vereinbart. Was sonst sollte in einem Arbeitsvertrag geregelt sein?

[Zu pauschalisierte, vereinfachte Argumentation, die dem Sachverhalt nicht gerecht wird. Siehe www.sexwoker.at/prostg Anm.]

Zudem interpretiert jedes Bundesland die Rechtslage nach Gutdünken. Eben mit dem Argument, die Frauen hätten geregelte Arbeitszeiten und ein festes Einkommen, sind unter bundesweiter Aufmerksamkeit die Betreiber des Pussy-Clubs in Fellbach verurteilt worden. Dagegen erklärte die Hamburger Sozialwissenschaftlerin Emilija Mitrovic im Zeitungsinterview das Fellbacher Flatrate-Bordell zum "für das Rotlicht-Milieu ziemlich normalen Laden" [Sic!]. Mitrovic hatte im Jahr 2007 im Auftrag der Gewerkschaft Verdi die Studie "Arbeitsplatz Prostitution" erarbeitet.

Am Rande betreffen die Merkwürdigkeiten der Rechtslage auch die Freier. Zwar stehen im Stuttgarter Rotlichtviertel die Frauen in eindeutiger Geschäftsabsicht vor so gut wie jedem Haus. Männer, die sie darauf ansprechen, müssen aber mit einem Bußgeld und einem Platzverweis rechnen. Wer glaubt, die Damen werden ihn gewiss nicht anzeigen, irrt. Hohmann postiert zur Überprüfung des Verbots immer wieder Polizistinnen in entsprechender Zivilkleidung im Rotlichtviertel.

[Scheinpolizistinnen auf Freierfang.]

Schon ein Blick auf die einschlägigen Internetseiten gibt eine Idee, unter welchen Bedingungen die Frauen ihrem angeblich rechtlich abgesicherten Beschäftigungsverhältnis nachgehen. Dort werden gepriesen: Dicke Dinger im Zweischichtbetrieb. Lolitas auf einen Klick. Frauen, die so verzweifelt nymphoman sind, dass sie keine Minute ihres Lebens auf immer neue harte Kerle verzichten können. Mit dem Zusatz, dass dieses spezielle Leiden "kein Witz!!!!" sei samt dem Angebot, gegen Gebühr Testberichte zu lesen.

[Werbetexte für Produkte/Dienstleistungen und ArbeiterInnenrealität passen in anderen Branchen auch nicht besser zusammen. Anm.]

Von derlei Verlockungen fühlen sich Angehörige sämtlicher Gesellschaftsschichten erotisiert. Nach Schätzungen der Bundesregierung lassen sich in Deutschland - wohlgemerkt täglich - 1,2 Millionen Männer professionell befriedigen. Vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Juristen "ist alles vertreten", sagt Hohmann. Weil Autonummern notiert werden, bleibt zumindest den Ermittlern nicht verborgen, wer sich in den Freudenhäusern vergnügt.

[Wolfgang Hohmann scheint einen richtigen Spionagedienst gegen Prostituton aufgebaut zu haben. Ob das alle Prostitutionskunden Datenschutzrechtlich unbedenklich finden? Anm.]

Details der Sexreklame sind in einer Zeitung nicht zitierbar. Sie sind selbstverständlich pornographisch, zudem menschenverachtend [das ist ein grundsätzliches Mißverständnis des Sexuellen. Anm.]. Gleiches gilt für den Alltag der Huren. Den ertragen viele nur betrunken oder "mit gepudertem Näschen", wie Hohmann den Kokainkonsum umschreibt. [Das erfordert eine komplexe Analyse der Möglichkeiten und Entrechtungen bzw. Chancenlosigkeiten von Sexworkern, die zu Drogenkonsum führen. Die Defizite der gesellschaftlichen Organisation der Prostituion ihr selbst zum Vorwurf zu machen ist scheinheilig. Anm.] Wegen der EU-Freizügigkeit drängen immer mehr Frauen aus Osteuropa nach Deutschland, die sich aus purer Existenznot prostituieren. Auch jene ermordete Lina hatte zwei Kinder zu ernähren.

[Neben Armut migieren aber auch intl. Großkonzerne oder etwa Mafia-Investitionen zu uns. Das sollte man ins Verhältnis setzen und mit den jeweiligen Schutzmechanismen vergleichen. Warum gibt es keinen Arbeitsmarktschutz in der Sexarbeit? Doch teilweise auch deshalb, weil Gesellschaft sich da lieber frein raushalten will. Anm.]

Wegen der Osteuropäerinnen wurde die angeblich geregelte Erwerbstätigkeit vollends zur Farce: "Die Frauen gelten ja als selbstständige Erwerbstätige", sagt Hohmann, "die schlafen nur drei Stunden am Tag". Erhöhter Zeiteinsatz ist für die meisten Huren nötig, um den einst gewohnten Verdienst aufrecht zu erhalten. Früher galten 100 Mark als Verhandlungsgrundlage für die Standardleistung: Oralverkehr plus Geschlechtsverkehr. Die ist inzwischen schon für 20 Euro zu bekommen.





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Anlaufstelle

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Anlaufstelle und Frauen-Cafe La Strada gegenüber vom Stricherlokal Jakob Stube
Jakobstrasse im Städtle Stuttgart


"Na, gehst du wieder zu deinen Nutten?"

Das Café La Strada ist die Anlaufstelle für Straßenprostituierte



Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt. Auch in Stuttgart verkaufen sich Frauen [bessere weil weniger diskriminierende Formulierung: arbeiten Frauen in der Prostitution. Anm.]. Im Frauen-Café La Strada in der Jakobstraße gibt es Angebote für weibliche Straßenprostituierte. Maria Kaiser arbeitet seit über sieben Jahren ehrenamtlich in diesem Café und kümmert sich um die Prostituierten. Sie musste sich anfangs gegen blöde Sprüche aus dem Bekanntenkreis wehren.

"Hier hast du was, auf das du dich sitzen kannst." Maria Kaiser gibt einer jungen Frau, die auf den kalten Treppenstufen vor dem Cafe La Strada sitzt, ein gepolsterte Sitzunterlage. Dann belegt sie noch schnell ein Brot für eine andere Frau. "Das hab ich ihr versprochen, nicht dass uns die Frauen verhungern", erklärt sie. Seit sieben Jahren schon arbeitet Maria Kaiser ehrenamtlich im Café La Strada, seit kurzem ist sie Sprecherin der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Caritas. [Gewerkschaften sind in Tendenzbetrieben der Kirche verboten. Anm.]

Vor wenigen Monaten ist das Café in neue Räume in die Jakobstraße umgezogen.

Hier erhalten die Prostituierten Hilfsangebote und Unterstützung. Dafür zuständig sind ehrenamtliche Mitarbeiter wie Maria Kaiser. Sie schmieren Brote, kochen, füllen die Kleiderkammer und sind da, wenn die Prostituierten ein offenes Ohr suchen.

Ihr Ehrenamt macht Maria Kaiser Freude, ihr Einsatz wurde allerdings anfangs von Bekannten sehr kritisch gesehen wurde. "Na, gehst du wieder zu Deinen Nutten?" sei sie angesprochen worden. Ihre Reaktion: "Nein, zu meinen Mädels."

Die Gespräche mit den Frauen im Café drehen sich manchmal um ganz banale, alltägliche Dinge. "Wir sprechen über die Wahl, ein Fußballspiel, was eben aktuell ist. Aber natürlich auch über die Wohnproblematik und die Schwierigkeiten der Frauen." Drei große Wanduhren im Café zeigen, wie spät es gerade in Stuttgart, Mexiko und Bangkok ist. Darunter hängt eine große Weltkarte, in der die Frauen mit Nadeln ihre Herkunftsorte markiert haben. Mittlerweile sind viele Frauen aus extremer Armut aus Osteuropa und Lateinamerika nach Deutschland immigriert, verschweigen ihren Familien in den Heimatländern, wie sie ihr Geld verdienen. Deswegen liegen auch Infobroschüren in verschiedenen Sprachen aus, die das Angebot im Café La Strada vorstellen.

Zu manchen Frauen hat Maria Kaiser im Laufe der Jahre ein besonders guter Draht entwickelt. "Erst am Montag wurde eine Frau beerdigt. Die kannte ich noch aus der Zeit als wir noch in den alten Räumen waren, also schon sieben Jahre. Das geht einem schon nah," berichtet sie. Seitdem sie ehrenamtlich arbeitet sei eine Frau ausgestiegen. [In 7 Jahren also nur 1 Ausstieg/Outplacement www.sexworker.at/exit Anm.] "Andere verschwinden einfach und man weiß nicht, was mit ihnen ist."

aro
16.09.2010
http://www.stuttgarter-wochenblatt.de/s ... hp/2630724





Anlaufstellen für Sexworker:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3140

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Beitrag von ehemaliger_User »

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Hells Angels
Freier vor Reutlinger Bordell zusammengetreten

Bei einer Auseinandersetzung vor der Reutlinger "Eros-Arena" ist am Dienstagabend, gegen 20 Uhr, ein 32-jähriger Mössinger von mehreren Männern zusammengeschlagen und schwer verletzt worden. Nach den bisherigen Ermittlungen richtet sich der Tatverdacht unter anderem gegen zwei Reutlinger, die in dem Bordell als Türsteher tätig sind und der Rockergruppe Hells Angels angehören oder sie unterstützen. Beide kamen in Untersuchungshaft.

Aufgrund der Schwere der Verletzungen hat die Staatsanwaltschaft Tübingen gegen die 23 und 32 Jahre alten Beschuldigten und gegen einen dritten, noch unbekannten Beteiligten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des versuchten Totschlags eingeleitet. Eine zwölfköpfige Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei arbeitet mit Hochdruck an der Aufklärung der Tat und der noch nicht genau bekannten Hintergründe.

Der Mössinger hatte am Dienstagabend das Bordell als Freier aufgesucht. Im Anschluss an den Besuch bei einer Prostituierten geriet er aus noch nicht nachvollziehbaren Gründen mit dem Aufsichtspersonal in Streit, der sich vor das Gebäude verlagerte. Im Bereich der Zufahrt zu den Parkplätzen kam es dann zu einer tätlichen Auseinandersetzung. Dabei soll das Opfer von den Verdächtigen mit Faustschlägen traktiert und am Boden liegend getreten worden sein. Er erlitt mehrere Gesichtsschädelfrakturen und musste stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Nachdem ein Passant die Polizei verständigt hatte, die mit zahlreichen Einsatzkräften anrückte, wurde einer der Tatverdächtigen in dem Bordell, der andere vor seiner Wohnung festgenommen.

Sie machen momentan von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Die Ermittlungen zur genauen Tatbeteiligung und zum Motiv dauern an.

Die Kripo hofft, dass Passanten das Geschehen in der Albstraße vor der "Eros-Arena" im Bereich der Zufahrt zu den Parkplätzen beobachtet haben und bittet um entsprechende Hinweise. Insbesondere wird ein älterer, grauhaariger Mann als Zeuge gesucht, der während der Tat an der gegenüberliegenden Bushaltestelle beim Arbeitsamt stand und die Schlägerei beobachtet haben muss. Dieser wird gebeten, sich unter 07121/942-4444 bei der Kriminalpolizei zu melden.

Tübinger Tagblatt 07.10.10
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Beitrag von nina777 »

15.10.2010

STANDPLATZ AM WASSER

Mobile Prostituierte: Ärger in Opfingen

Nachdem die Stadt den Prostituierten-Parkplatz am Zubringer-Süd zum Sperrbezirk erklärt hat, hat sich das Problem verlagert. Einige Wohnmobile stehen am Kleinen Opfinger See. Das gefällt einigen Opfingern gar nicht.



"Die Stadt kann es sich nicht so einfach machen", findet Herta König, FDP-Stadträtin aus der Tuniberggemeinde. Ende September hat das Rathaus den Parkplatz an der B 31 gesperrt, die Zahl der Liebes-Camper war in neun Monaten von vier auf 17 angewachsen. Begründung: zu viel an- und abfahrende Kunden, die Verkehrssicherheit sei gefährdet. Zudem war die Konkurrenz zu groß. Die Wohnmobile stehen nun auf Parkplätzen näher an der A 5, an der Matsuyama-Allee und der Straße zwischen Freiburg und Opfingen. Dort parken sieben direkt am Radweg, sagt Ortsvorsteher Hans-Jürgen Stadelhofer. Etliche Anrufe seien im Rathaus eingegangen. Dass die Frauen Passanten ansprechen und für ihr Gewerbe werben, war auch Thema im Ortschaftsrat. Kinder auf dem Schulweg ins Rieselfeld müssten hautnah vorbei, so Stadelhofer: "Das ist die falsche Schnittstelle, auf einem anderen Parkplatz wäre das nicht so brisant." Er hätte die Camper gern weg, die Stadtverwaltung habe einen Ortstermin zugesagt. "Wenn das Argument Verkehrssicherheit an der B 31 gezogen hat, müsste es bei uns zweimal ziehen." Die Straße nach Opfingen sei gefährlicher. Herta König hat grundsätzlich ein Problem mit den mobilen Bordellen und fordert eine Lösung, "auch zum Schutz der Frauen".

Auf deren Sicherheit achtet die Polizei genauso wie auf die der Bürger, sagt Sprecher Karl-Heinz Schmid. Es gebe keine Hinweise auf strafbare Handlungen. "Wenn nur der Hauch spürbar wird, sind wir da." Die Polizei habe einen Wagen wegen Verdachts auf jugendgefährdende Prostitution überprüft, der in Weingarten bei einem Spielplatz steht. Ergebnis: Es werden keine Liebesdienste angeboten.

Auch im Freiburger Rathaus hat man keine Kenntnis von weiteren Beschwerden. "Wir haben die Standorte im Auge und werden das weiterhin beobachten", so Sprecherin Petra Zinthäfner. Der Parkplatz an der B 31 bleibt vorerst gesperrt.

http://www.badische-zeitung.de/freiburg ... 31831.html
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW

Beitrag von annainga »

Ihre Armut treibt Frauen in die Prostitution

Menschenhandel Frauen aus Nigeria sind eine begehrte Ware. In der Fremde sind die Täter oft die Einzigen, die die Opfer verstehen. Die Angst vor der deutschen Polizei ist groß. Der Schuldenberg wird immer höher. Nur wer mit den Behörden paktiert, kann hoffen, nach der Entdeckung noch zwei Jahre hier bleiben zu dürfen. Von Stefan Geiger

Die Frauen schließen einen Vertrag vor einem traditionellen Priester. Sie verpflichten sich, das Geld für die Vermittlung, die gefälschten Papiere und die Reise abzubezahlen. Zu dem Vertrag gehört ein Ritual: Der Priester sammelt Fingernägel, Haare oder Unterwäsche der Frau ein. Sie sind ein Pfand und sie verleihen ihm, so die Vorstellung, Macht über die Frau. Der Vertrag hat eine wirtschaftliche, aber eben auch eine spirituelle Ebene. Das Geld kann von der Familie in Nigeria vor einem örtlichen Gericht eingefordert werden. Der Familie aber droht zugleich, ebenso wie der den Vertrag abschließende Frau selbst, Böses, wenn der Vertrag nicht eingehalten wird. Das ist der Glaube.



Echimendi (Name geändert) ist 16 Jahre alt, als sie nach Paris gebracht wird. Schon am Flughafen wird sie von der Grenzpolizei festgehalten, dann aber doch wieder freigelassen. Ein von den Tätern bezahlter Anwalt hat Erfolg. Es ist unklar, ob Echimendi zu diesem Zeitpunkt schon weiß, dass sie in Europa als Prostituierte arbeiten soll; sicher aber ist, dass sie nicht ahnt, unter welchen Bedingungen sie das tun muss. Sie wird nach Deutschland geschickt und in ihre Arbeit eingewiesen. Die Bordelle wechseln. Die Polizei greift sie nach wenigen Monaten zum ersten Mal auf. Echimendi schweigt, wird wieder freigelassen und kehrt zu ihrer "Madame" zurück.



Anders als bei fast allen anderen Heimatländern befindet sich in Nigeria der Frauenhandel in Frauenhand. Als Nigeria durch das Erdöl in den siebziger Jahren reich geworden war, waren es nigerianische Händlerinnen, die von Italien aus Luxuswaren in ihre Heimat schafften. Als Nigeria wieder in Armut versank, entdeckten diese Frauen, dass man über die etablierten Strukturen mit dem Frauenhandel in Gegenrichtung noch mehr Geld verdienen konnte. Hinzu kommt: andere Frauen für sich arbeiten zu lassen ist für Zwangsprostituierte oft die einzige Möglichkeit, die eigenen Schulden abzahlen zu können.



Ihre "Madame" presst sie nicht nur zur Prostitution und beutet sie aus; sie ist für Echimendi in einem fremden Land zugleich die einzige Ansprechpartnerin, sie ist die Frau, die ihr Essen, Wohnung und Kleidung besorgt; sie übernimmt in manchen Augenblicken die Rolle der Mutter. Auch bei Zwangsprostituierten gibt es unterschiedliche Formen der Nötigung. Die junge Nigerianerin wurde von ihrer Zuhälterin, soweit man weiß, nicht körperlich misshandelt. Echimendi wird in einem anderen Bordell erneut aufgegriffen und, da sie noch minderjährig ist, von der Polizei in ein Kinderheim gebracht. Sie flieht und kehrt erneut zur "Madame" zurück.



In der irrigen Hoffnung, die Schulden rasch abzahlen zu können, fügen sich viele Zwangsprostituierte zunächst und versuchen hochmotiviert, möglichst viel Geld zu verdienen. Der Druck, der auch von den eigenen Familien kommt, ist enorm. Die Angehörigen verschließen oft die Augen davor, was ihre Töchter tun. Ohne Geld nach Hause zu kommen gilt als Schande.



Als Echimendi zum dritten Mal in die Hände der Polizei gerät, beginnt sie auszusagen. Das Bundeskriminalamt übernimmt die Ermittlungen. Die Polizei vermittelt sie an eine Beratungsstelle, die ihr eine geschützte Wohnung besorgt. Der einzige Schutz dort ist ihre Anonymität. Beim Einwohnermeldeamt gibt es einen Sperrvermerk; ihre Adresse wird nicht genannt. Mit Echimendi wird eine Legende eingeübt, damit sie den Menschen, mit denen sie in Kontakt kommt, ihre Anwesenheit erklären kann. Die Beratungsstelle hilft bei Behördengängen und den ersten Alltagsproblemen. Sie muss klären, als Echimendi des Schwarzfahrens bezichtigt wird, weil die Daten ihres Ausweises mit ihrer Monatskarte nicht übereinstimmen. Eine psychologische Betreuung will die junge Frau nicht haben: "Ich bin doch nicht bekloppt." Echimendi bekommt rund 200 Euro im Monat zum Leben; die Wohnung zahlt die Behörde. Sie erklärt sich bereit, vor Gericht gegen ihre Zuhälterin auszusagen. Daraufhin wird ihre Familie in Nigeria bedroht.



Die Opfer haben vier Wochen Zeit, sich zu entscheiden, ob sie als Zeuginnen vor Gericht zur Verfügung stehen. Weigern sie sich, droht die sofortige Ausweisung. Werden sie abgeschoben, müssen sie die Kosten dafür, bis zu 10 000 Euro und mehr, selbst bezahlen. Tun sie das nicht, dürfen sie nicht mehr nach Deutschland zurück. Sagen sie als Zeuginnen aus, erhalten sie eine Aufenthaltserlaubnis bis zum Ende des Prozesses, also für ein bis zwei Jahre. Die einzig realistische Hoffnung auf ein dauerhaftes Bleiberecht ist oft die Ehe mit einem Deutschen.



Die Ermittlungen ziehen sich hin. Echimendi besucht derweil einen Deutschkurs. Ihre Psyche fährt Achterbahn. Immer wieder leidet die junge Frau unter Panikattacken, Albträumen und Kopfschmerzen. Die größte Angst hat sie vor dem Tag ihrer Zeugenaussage. Eine Betreuerin begleitet sie zum Gericht. Unmittelbar vor ihrer Aussage kommt es zu einer Prozessabsprache. Die Angeklagte gesteht; Echimendi muss nicht mehr in den Zeugenstand. Ihre Zuhälterin wird zu einer milden Strafe von zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Echimendi bekommt ein Schmerzensgeld von wenigen Tausend Euro zugebilligt. Sie hat inzwischen geheiratet. Da aber immer noch einige Papiere fehlen, wird ihr Aufenthaltstitel nur um jeweils drei Monate verlängert. Von ihrer Familie in Nigeria wird noch immer Geld gefordert.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... ution.html

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Beitrag von ehemaliger_User »

Perspektiven für die Opfer helfen der Prävention

Kriminalpolitik Die Regeln für Bordelle müssen geändertwerden, nicht das Strafrecht.

Wer Menschenhandel und Zwangsprostitution verringern will, der muss die Armut bekämpfen. Das ist die erste und die wichtigste, völlig unbestreitbare Forderung, die doch so unrealistisch ist. Wer die Zwangsprostitution eindämmen will, der muss die auswegs- und hoffnungslose Situation junger Frauen in den Armutsgebieten im Osten der Europäischen Union verändern, um von denen in ferneren Staaten erst gar nicht zu reden. Es sind nicht mehr die naiven Mädchen, die glauben in Deutschland mit Putzen Geld verdienen zu können; es sind Frauen die ihre Lage sehr realistisch so einschätzen, dass die Prostitution in Deutschland für sie objektiv das kleinere Übel ist im Vergleich zu dem, was sie in ihrer Heimat erhoffen können. Nur deshalb haben die Menschenhändler Erfolg.

Wer den Menschenhandel eindämmen will, muss die Ausbildung der Frauen verbessern. Denn die Frauen wissen zwar, was sie wollen, ahnen aber nicht, was sie hier erwartet. Sie kennen die Regeln der Ausbeutung nicht, sie kennen die vielfältigen Druck- und Erpressungssituationen nicht, sie kennen ihre Rechte nicht. Wer in einem ihm fremden Land kein Deutsch spricht, wer kaum lesen, schreiben und rechnen kann, ist den Tätern völlig hilflos ausgeliefert. Das ist der Zwang, der die Prostitution zur Zwangsprostitution macht.

Wer den Menschenhandel eindämmen will, der muss den Opfern Perspektiven bieten. Die Frauen haben Angst vor der Polizei, sie lügen bei der Polizei und sie verweigern die Zusammenarbeit mit den Behörden nicht nur deshalb, weil die Zuhälter ihnen das so gesagt haben, sondern weil sie genau wissen, dass ihnen sonst Ausweisung und Abschiebung drohen.

Es ist kein Zufall, dass auch viele der Frauen, denen von tatkräftigen Organisationen geholfen worden ist, die eine Zeit lang Unterstützung auch finanzieller Art hier und in ihrer Heimat erhalten haben, wieder zurückkehren in ihre alte Tätigkeit und unter den Zwang der Ausbeuter. Denn sie waren danach genau wieder in jener hoffnungslosen Situation, vor der sie einst geflohen sind, allerdings inzwischen psychisch und körperlich zutiefst verletzt. Die Regeln für ein Bleiberecht der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution sollten großzügiger und menschlicher gefasst werden. Das würde auch dazu beitragen, der Täter eher habhaft zu werden.

Wer die Zwangsprostitution eindämmen will, sollte klare und verlässliche Regeln für die Ausübung der Prostitution schaffen. Dazu gehört, Bordelle anders als bisher den Regeln der Gewerbeordnung zu unterwerfen. Dann könnte man die Genehmigung eines Bordells an die Zuverlässigkeit des Betreibers binden, so wie das heute bereits bei jeder Kneipe geschieht, dann könnte man Mindeststandards vieler Art vorschreiben, kontrollieren und auch durchsetzen - beginnend bei den Arbeitspapieren über die Arbeitsbedingungen bis hin zur Hygiene. Dann wäre es viel schwieriger, einem Menschen seinen Pass wegzunehmen, dann würden Abhängigkeiten leichter erkennbar. Entsprechende Pläne existieren schon lange. Die Innenminister haben sich vor wenigen Wochen darauf geeinigt, sie jetzt verwirklichen zu wollen.

Kein Erfolg versprechender Weg wäre es, das Strafrecht wieder einmal zu verschärfen. Menschenhandel und Zwangsprostitution werden bereits heute mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft. Die Altersgrenze, bei der die Förderung der Prostitution auch ohne Zwang oder Ausbeutung strafbar ist, wurde gerade angehoben. Die Entwicklung spricht nicht dafür, dass die drakonischen Strafen Täter abschrecken. Was abschreckt, ist allein eine effektive Strafverfolgung. Dazu braucht man, siehe oben, die Hilfe der Opfer. Die Freier von Zwangsprostituierten bestrafen zu wollen, wie dies jetzt wieder gefordert wird, wäre Symbolgesetzgebung. Gegenwärtig scheitern ja sogar Polizisten ständig daran, jene Frauen, die sie kontrollieren, als Zwangsprostituierte zu erkennen. Man wird von Kunden nicht mehr verlangen können, als die Staatsgewalt vermag.

Stuttgarter Zeitung - 06.12.2010
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Marc of Frankfurt
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Migrantische Sexworker

Beitrag von Marc of Frankfurt »

1.) Schön, dass dies endlich zugegeben wird:
> "Es sind nicht mehr die naiven Mädchen, die glauben in Deutschland mit Putzen Geld verdienen zu können; es sind Frauen die ihre Lage sehr realistisch so einschätzen, dass die Prostitution in Deutschland für sie objektiv das kleinere Übel ist im Vergleich zu dem, was sie in ihrer Heimat erhoffen können."

2.) Aber das ist jetzt die neue und FALSCHE Propaganda:
> "Sie ahnen aber nicht, was sie hier erwartet. Sie kennen die Regeln der Ausbeutung nicht, sie kennen die vielfältigen Druck- und Erpressungssituationen nicht, sie kennen ihre Rechte nicht."

Richtiger ist:
Sexworker-Migranten haben keine/kaum Rechte. Rechte werden nur den global agierenden Großkonzernen und ihren bezahlten Managern zugeschanzt.

Deutsche Arbeitgeber, deutsche Vermieter und Bordellbetreiber, deutsche Konsumenten und Prostitutionskunden freuen sich über niedrige Löhne, hohe Mieten, niedrige Preise weil von ausbeutbaren, rechtlosen Gastarbeitern ...

Die Ausbeutung ist systemimmanent und strukturell.
Die Prostitution d.h. Verfolgung des Menschenhandels hat lediglich Alibi- und Sündenbockfunktion.





Nachhilfekurs: "Ausländerrecht für Sexworker":

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=54580#54580





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Sexworker-Aktion im Rathaus Sindelfingen am 22.12.2010

Beitrag von ehemaliger_User »

Die Stadt Sindelfingen erhebt seit August 2010 eine Vergnügungssteuer von 150 EUR pro Monat und bereitgestelltes Bordellbett - auch wenn dieses nicht genutzt wird. Die Geldknappheit war entstanden, weil der grösste Arbeitgeber, die Mercedes Benz AG, seit 2008 keine Gewerbesteuer mehr bezahlt. Obwohl die Stadt in 2009 einen Millionenbetrag für Strassen zum Werksgelände ausgegeben hat. (Zwischenzeitlich hat der Konzern angekündigt, wieder Gewerbesteuer zu überweisen),

20 SexdienstleisterInnen des grössten Bordells am Ort, dem Erospark mit 58 Zimmern, begleitet von den Geschäftsführern, ein paar Taxifahrern und Freiern, wollten den Oberbürgermeister der Stadt, Herrn Dr. Bernd Vöhringer mit einer goldenen Uhr als milieugerechtem Statussymbol zu Weihnachten beschenken.

Im Vorzimmer des OB wurden die Frauen vertröstet, der persönliche Referent (Typ aalglatter Beamter) kam zurück mit der Auskunft der OB sei nicht im Haus. Gelächter bei den Frauen – der Dienst-Mercedes stand auf dem reservierten Parkplatz. Er bequemte sich dann zu sagen, dass der OB unangemeldet keine Zeit habe, nicht mit den Frauen sprechen wolle.

Die Frauen verteilten dann spontan die mitgebrachten Briefe in Prospektständern des Hauses, der Referent machte darauf aufmerksam, das dies „normalerweise“ nur nach einer Genehmigung möglich sei.

Daraufhin zogen die Frauen durchs Rathaus, klopften an die Bürotüren und überreichten den Bediensteten ihren Brief.Auch im Bürgerbüro und in der Presseabteilung.

Die sichtlich nervöser werdenden Beamten telefonierten wild umher, sie wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Schliesslich begaben sich die Besucher ins Steueramt, Abteilung Vergnügungssteuer, um dort mündlich Einspruch bei einer total überforderten Mitarbeiterin einzulegen. Diese Dame wurde offensichtlich von ihren Vorgesetzten im Stich gelassen, es dauerte einige Zeit, bis sie sich mit Hilfe einer Kollegin so weit sachkundig gemacht hatte, einen ordnungsgemässen Widerspruch aufzunehmen.

Was hat die Aktion bewirkt? Bei den Frauen ist Kampfgeist erwacht, sie wollen ihre Kolleginnen motivieren, im Januar alle gemeinsam die Aktion zu wiederholen.

Bemerkung am Rande: Am Eingang des Rathauses ist eine Gedenktafel mit Namen von Opfern des Nazi-Regimes: Juden, Sinti, Kommunisten und Zeugen Jehovas. Und darunter der Satz. „Für Toleranz und Wahrung der Menschenwürde“...

Hier der Brief, unterzeichnet von den SexdienstleisterInnen:
Offener Brief
An den Oberbürgermeister von Sindelfingen bezüglich der total überzogenen Einführung der Vergnügungssteuer für Prostituierte.
Dr. Bernd Vöhringer ( in den Rotlichtkreisen „Harter Bernd“ genannt )
Lieber Bernd,
da wir ja seit einiger Zeit die Beine für Dich breit machen müssen, dachten wir Du solltest auch einmal die richtige Arbeitskleidung bekommen. Wir haben Dir eine schöne Gold Uhr gekauft. Außerdem dachten wir, eine Langhaarperücke und Cowboystiefel müssen im Milieu unbedingt sein. Für eine Goldkette und eine Porsche-Design-Brille hat das Geld allerdings nicht mehr gereicht. Du weißt ja, die Geschäfte laufen schlecht und alle wollen nur unser Geld.
Obwohl auch Du bisher nur abkassiert hast und sonst nichts für uns tust, sind wir auf Deine neue Limousine sehr stolz. Lass uns doch auch mal mitfahren.
Wir hoffen auch dass Du, wenn es mal wieder Stress mit den Russen gibt, für unsere Sicherheit sorgst. Aber als neuer Chef von über 50 Mädels wirst Du ja ein richtiger Kerl sein.
Unsere Typen kamen bisher regelmäßig vorbei, wir gingen dann Essen und wir liebten uns innig. Dir sollen wir ja das Geld per Überweisen zukommen lassen, das finden wir sehr unpersönlich. Komm selbst doch mal zum abkassieren vorbei, damit wir uns besser kennen lernen. Gerade in der Weihnachtszeit sehnen wir uns nach ein wenig Nähe.
Unsere bisherigen Freunde sind übrigens sehr sauer auf Dich. Da Du ja aber einen Doktortitel, wie der Wladimir Klitschko hast, vermuten wir, dass Du mit denen spielend fertig wirst. Unterschätze sie bitte aber trotzdem nicht.
Zum Schluss noch ein Anliegen an Dich:
Geh mit unserem Geld nicht so verschwenderisch wie bisher um, denn Du weißt ja, einige von uns müssen ihre Familie versorgen, die anderen haben Schulden und eine Rente erhalten wir alle nicht. Das mit der Altersversorgung ist besonders dramatisch, da wir ja schon mit 40 nicht mehr viel verdienen. Aber sicher sorgst Du ja dann im Alter für uns und unsere Kinder.
VERSPROCHEN?
KÜSSCHEN DEINE MÄDELS vom
EROSPARK SINDELFINGEN
Nachtrag im hauseigenen Forum von Moni, der Ehefrau des Geschäftsführers:

Aktion durchgeführt
Heute waren ca. 20 Mädel`s vom EP auf dem Rathaus und wollten dem Oberbürgermeister sein Geschenk überreichen.
Wie erwartet hatte Dr. Vöhringer nicht den Mut sich den Mädchen zu stellen und hatte seinen Referentar vorgeschickt.

Als wir dann beim Amt für Finanzen einen Widerspruch gegen die Vergnügungssteuer niederlegen wollten, wurde die arme, sichtlich nervöse, Sachbearbeiterein auch alleine gelassen.
Weder der Finanzbürgermeister noch der Amtsleiter hat der Dame, die nicht wusste wie sie vorgehen sollte, beigestanden.

Wir finden es schon beachtlich, daß sich die Entscheidungsträger hinter ihren Angestellten verstecken müssen.

Alles in allem war es aber eine gelungene Aktion.
Es werden weitere folgen, bei denen wir uns auch gerne von unseren Gästen unterstüzen lassen. Den letztendlich bezahlt wie bei jeder Steuer die Zeche Ihr, die Bürger und Verbraucher.
Wutbürger wehrt Euch.
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Jason
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Beitrag von Jason »

Ich finde das eine tolle Aktion die sicher mehr als nur Aufsehen erregt. Zeigt sich doch das es sich lohnt oder zumindest nicht schaden kann wenn man sich organisiert zur Wehr setzt.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <