Domian spricht mit SW

[Josef_K.]

Ich bin mal wieder im Forum umhergeirrt und hoffe, hier nicht falsch zu sein:

Mit gewisser Regelmäßigkeit höre ich im Radio die Sendung DOMIAN, in der Jürgen sich mit Anrufern über die verschiedensten Themen unterhält.

Die Sendung läuft jede Nacht beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) und wird/wurde parallel übertragen durch den Radiosender 1Live und das WDR Fernsehen (WDR 3). Persönlich höre ich die Sendung meist im Radio, daher weiß ich nicht, in welchem Umfang die Fernsehübertragung (noch) erfolgt. Meines Wissens erfreut sich die Sendung großer Beliebtheit und kann per Satellit/Kabel bundesweit empfangen werden.

Das morgige Thema ist Arbeiten auf dem Strich (im weiteren Sinne). Laut heutigem Aufruf möchte er mit Menschen sprechen, die im Sex-Gewerbe arbeiten. Mit den durchgestellten AruferInnen führt er jeweils ausgedehnte Gespräche, die auch in die Tiefe gehen. Falls es beim Gespräch jemanden "überkommt", ist immer eine Psychologin verfügbar, zu der der Anrufer nach Beendigung des Gesprächs auf Wunsch durchgestellt wird.

Wenn's um das Thema Prostitution geht, rufen zum Teil die unmöglichsten "Schnallen" an, die im Alter von 18 schon 30 Jahre Lebenserfahrung hinter sich haben. Die Geschichten, die manche dort zum Besten geben, sind richtige Räuberpistolen mit Gruselgarantie. Daneben gibt es (in der Mehrzahl der Fälle) natürlich auch Geschichten aus dem wahren Leben, die dann meist nicht so atemberaubend sind.

Vielleicht hat von den hiesigen SW jemand Interesse, gemeinsam mit Domian ein wenig Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Man kann sich - wenn ich richtig informiert bin - schon vorab per Email anmelden und dürfte mit mit einigen Stichworten sicher bessere Chancen haben, zurückgerufen zu werden, als jemand, der als Überraschungsgast vielleicht noch die Sendung ruiniert.

Die Email-Adresse kenne ich leider nicht, sie dürfte aber unter den Schlagwörtern WDR und DOMIAN sofort zu finden sein.

Gut's Nächtle

J.K.

[annainga]

danke für den hinweis.

finde ich sehr gut und sehr wichtig, die möglichkeiten zur öffentlichkeitsarbeit zu zeigen.

und da es ja im radio ist, ists einigermaßen anonym, wenn man das will.

lieben gruß, annainga

[ehemaliger_User]

Leider lässt der Moderator es an der nötigen journalistischen Genauigkeit fehlen.

Ich errinnere mich an die Sendung vom 3.6.1998, am Tag des ICE-Unfalls in Eschede.

Da konnte ein Anrufer sehr lange Zeit von seinen Eindrücken in der Leichenschauhalle bei der Identifizierung seiner nächsten Angehörigen erzählen. Ich habe damals angerufen und der Dame am Telefon gesagt, dass dieses nicht sein kann - ergebnislos.

Seitdem habe ich eine Abneigung gegen diese Sendung,

Es ist allerdings ein Versuch Wert, die Position von sw.at zu vertreten bevor Räuberpistolen verbreitet werden.

[Josef_K.]

Domian lässt halt jeden Anrufer ausreden. Wie ich bereits geschrieben hatte, kommen im Bereich Prostitution gelegentlich solche Räuberpistolen zusammen.

Andererseits höre/sehe ich die Sendung genau deshalb so gern, weil jeder ausreden darf und eben nicht abgewürgt wird, wenn die Aussagen dem Moderator nicht in den Kram passen. Auch würde er wohl nie einen Anrufer blosstellen oder richtig ins "Kreuzverhör" nehmen. Gerade im Bereich der Sexarbeit könnte so etwas fatal sein.

Dass dabei auch gelegentlich ein Mitglied der Familie Münchhausen auf Sendung geht, nehme ich halt in Kauf. Dafür habe ich dann aber unbeeinflusste Information, die ich in anderen Sendungen oft vermisse. "Mainstream"-Talks gibt es dagegen wie Sand am Meer.

Vielleicht gibst Du ihm ja noch eine Chance.

Hier mal ein Link:
http://www.einslive.de/sendungen/domian/

J.K.

[ehemaliger_User]

Domian lässt halt jeden Anrufer ausreden.
Vielleicht gibst Du ihm ja noch eine Chance.

wenn ich nicht verschlafe heute Nacht...

Wäre schön, wenn es jemand aufzeichnen könnte.

[Sami]

Ich schaue auf jeden Fall mal rein.
Auch wenn es an der "journalistischen Genauigkeit" mangeln sollte (ich kann das nicht beurteilen), bietet die Sendung doch trotzdem eine andere Platform als die wirklichkeitsfremden und absurden Darstellungen gewisser Privatsender-Reportagen!
Auf jeden Fall kenne ich viele Menschen außerhalb unseres Gewerbes, die sich aufgrund von Arbeitszeiten/Schichtdienst die Sendung regelmäßig ansehen.
Einen Versuch ist es allemal wert und außerdem oute ich mich jetzt mal an dieser Stelle als Domian-Fan ...

LG, Sami

[Josef_K.]

          

Auch wenn es an der "journalistischen Genauigkeit" mangeln sollte (ich kann das nicht beurteilen) ...

Da hat ehemaliger_User schon Recht ... aber ich glaube, diesen Anspruch erhebt Domian auch gar nicht erst.

J.K.

[nina777]

Hat es jemand aufgezeichnet?

Ich habe es leider verschlafen..

Liebe Grüße Nina

[Ariane]

Kommt heute Nacht. Ist noch jemand wach zum Mitschneiden?

lieben gruß
ariane

[Nymphe]

Technik zum Mitschneiden hab ich leider nicht, aber ich hör gerade unserer Ariane zu. Cool. :)

[Josef_K.]

Ich sitze hier rum und habe (mal wieder) Totalausfall der Antennenanlage.

J.K.


Erg.:
Ich habe mal in der WDR-Mediathek gesucht - da ist Domian leider nicht eingestellt. Dort hätte man es sich herunterladen können. Leider wird wohl nur ein kleiner Teil der Sendungen in die Mediathek aufgenommen.

Allerdings war ich einem Weblink gefolgt und dann bei irgendwelchem Twitter gelandet, wo sich folgender Beitrag fand:

"Hat sich #Domian heute gelohnt? Sollte ich mir das morgen laden und anhören?"

Den Begriff Twitter hab ich zwar schon mal gehört und auch einige Stichworte dazu - beschäftigt hatte ich mich damit aber nie. Vielleicht weiß hier ja jemand, wie man das, was der Ersteller des Beitrags meint, in die Tat umsetzt.

Ich hätte doch so gern Arianes Stimmchen gehört ...


Erg.2:
Nun ja ... wer suchet, wird gefunden (oder so ähnlich).

Link:
http://domian-download.de/ Datei: 21.10.2010 (60min, Sendung vom Mittwoch)

Ich werde spätestens am Wochenende mal reinhören. Freitag geht für mich im übrigen "der Ernst des Lebens" wieder los ... dann ist es zunächst einmal vorbei mit dem Lotterleben ...

[Ariane]

Domian hat mich reingelegt mit seiner Fragerei, wieviel Verdienst du?, du hast doch keinen Freund? Er wirkte etwas spröde, weil nur Leute anriefen, die einen gutgelaunten Eindruck machten, auch der Kunde. Dem Streetgirl zum Schluss hat er die Psychologin aufs Auge gedrückt, obwohl sie mir nicht hilfesuchend erschien, höchstens beratungsbedürftig bzgl Zukunftsperspektiven, ihr würde ein Gespräch mit Leuten aus dem Forum eher weiterhelfen als eine Psychologin. Dass Domian dieses Hilfsangebot überreichen durfte, hat ihn wieder mit seiner Welt und eigenen Schubladen versöhnt. Der Redaktion hatte ich über ein ganz anderes Anliegen bzgl Medienberichterstattung, soziale Rechte etc berichtet, aber das kam nicht zur Sprache, immer diese Fragen, die wir alle kennen. Ich muss noch üben, Diskussionen zu steuern, beim nächsten Mal bin ich schlauer. Vom Gesamteindruck haben die AnruferInnen doch einen positiven Eindruck gemacht; also nix Opfer und ein glücklicher Kunde.

[Zwerg]

@Ariane

Ich kenne die Situation der Selbstkritik nach einem Interview nur zu gut.... oft habe auch ich das Gefühl, etwas nicht untergebracht zu haben. Wenn ich aber dann die Reaktionen der Leute auf die Interviews mitbekomme, dann ist mir klar, dass es doch gut ist, wenn man sich das antut - es ist knochentrockene Öffentlichkeitsarbeit die immens wichtig ist, da nur dann das Bild in der Öffentlichkeit zurecht gerückt werden kann, wenn man es öffentlich macht.

Respekt!

christian

[lissi456]

danke J.K. für den Link, habs grad runter geladen

mal schauen, ob ich mit der Technik zurechtkomme....:

Edit: ich bin zu doof zum Reinstellen....wer das kann also J.K.'s Link folgen oder mir eine kurze PN mit Mailadresse, dann schick ich das File

lg
Elisabeth

[Josef_K.]

@ Ariane:

Ich habs zwar noch nicht gehört ... aber als Tipp zur Weiterbildung kann ich Dir schon jetzt Anne Will & Co. empfehlen (obwohl Frau Will inzwischen auch schon schlauer geworden ist).

Dort wirst Du lernen können, Fragen zu beantworten, die nie gestellt wurden.

Die interessanten Antworten beginnen mit:

"Diese Frage stellt sich so eigentlich gar nicht, vielmehr muss man ...", oder

"Ihre Fragestellung verkennt folgendes Problem: ... (und hier passt jetzt wirklich fast alles hin )", oder-oder-oder ...

Die Palette der Formulierungen ist groß ... allerdings auch die Zahl derer, bei denen man es nicht so einfach hat. Wer einen Plasberg so aufs Glatteis führen, muss schon verdammt früh aufstehen ...

Jetzt freu ich mich aber zunächst über Dein Stimmchen, das ich hoffentlich bald zu hören bekomme.

J.K.

[ehemaliger_User]

Was auch nicht geht: Domian hatte zu der ersten (Gina?) gesagt, gut, dass sie keiner Gewalt ausgesetzt gewesen sei als sie berichtete, von Gästen hereingelegt worden zu sein, die nichts bezahlt haben, aber trotzdem Sex machten.

Da auf der Strasse Vorauskasse üblich ist und die Gäste dies verweigerten, dann ist das doch eine Vergwaltigung, oder?

[annainga]

wenn ich nachts unterwegs bin, höre ich gerne "domian". er hat eine prima art (ja, das stimmt er lässt jeden alles aussprechen), auch wenn er etwas dominant ist.

toll, dass du dort angerufen hast @ariane, dazu gehört schon mut und motivation. in dem part, wo du zu hören bist, bekommt man dann auch domians dominante art mit. es wirkt wirklich wie aushören, aber ich denke er traut sich, die fragen zu stellen, die die meisten interessieren würden.

besonders gelungen war gina, die erste sexarbeiterin. sie ist so positiv und fröhlich, wirkt aber nicht aufgesetzt, sondern sehr natürlich und antwortet schnell und locker. sie lässt ihren chef nicht von domian als zuhälter bezeichnen, benennt ihren chef und einen kunden als nette menschen, die ihr geholfen haben, einen netteren arbeitsplatz als den straßenstrich zu finden und ihr drogenproblem zu beseitigen. (diesmal andersherum als das klischee).

noch nicht mal nancy, die schon seit mehr als 10 jahren drogen nimmt und auf dem straßenstrich arbeitet, findet sexarbeit abscheulich. sie sagt "das mit dem strich bereue ich nicht, das mit den drogen bereue ich schon". sie denkt, freier des straßenstrichs sind eher schüchterne männer, die sich in die "schicki-micki-clubs" nicht reintrauen.

der freier, der dann spricht, erzählt auch sehr ausführlich, wie wohl er sich in seinem "stammbordell" mit "seinen drei frauen" fühlt.

zum schluss dann streetworkerin rosa, ehemals tätig in einem projekt der aidshilfe in essen. sie hat den job nicht verkraftet (ist meine meinung), mit brüchiger stimme und "wow, iihhh, ogott" erzählt sie von ihren erfahrungen dort.

alles zusammen eine sendung, die sexarbeit sehr realistisch widergibt! ein dankeschön an alle, die angerufen haben, vor allem an dich @ariane.

lieben gruß, annainga

[Aoife]

Den Begriff Twitter hab ich zwar schon mal gehört und auch einige Stichworte dazu - beschäftigt hatte ich mich damit aber nie.

Schau mal hier: viewtopic.php?p=67279#67279

Und wenn du dann Lust bekommst deinen eigenen account zu erstellen gehe einfach auf http://twitter.com/
Da sogar ich das geschafft habe, muß es wohl mehr oder weniger selbsterklärend sein.

Liebe Grüße, Aoife

[Marc of Frankfurt]

ist das doch eine Vergwaltigung

Das sehe ich genauso:

• Sex ohne Geld, entgegen der vereinbarten Bezahlung, ist eine Vergewaltigung,
  
  denn die Bereitschaft zur sexuellen Dienstleistung ist per definitionem an die ausbedungene Entlohnung geknüpft.

Aber da scheint im Sexbiz bei Sexworkern, Kunden und auch Richtern immer noch kein klares Bewusstsein zu herrschen:

- Kunden mögen es als Zechprellerei fehlinterpretieren.

- Richtern kann man sexworkerfeindliche Klassenjustiz vorwerfen, wenn sie wie früher oft urteilen: Sexworker könnten nicht vergewaltigt werden, weil sie durch Berufswahl und das 'sich Bereithalten' dem Sex grundsätzlich bereits zugestimmt hätten.
viewtopic.php?p=25947#25947

- Sexworker hingegen werden es aus reiner Überlebensstrategie als unbedeutende Tat interpretieren, um ein Trauma zu vermeiden oder zu verdrängen und um Komplikationen einer Anzeige, Klageerhebung und Prozessführung vermeiden zu können. Eine Überlebensstrategie auch im Wissen um den schlechten Stand in der Gesellschaft bzw. vor dem Richter ...


(Dies trifft umsomehr zu auf Sexworker im informellen Bereich (Schwarzarbeiter, undokumentierte Migranten...). Ganz anders verhält es sich bei Opfern (egal ob selbsterklärtes Opfer weil ausstiegswillig oder anläßlich Razzia von Behörden oder Hilfsvereinen als Opfer von Menschenhandel erklärt/erkannt). Da wird dann bezahlter Sex genauso wie unbezahlter Sex zum Tatbestandsmerkmal von sog. Zwangsprostitution/Menschenhandel.)

[Lycisca]

Domian hat mich reingelegt mit seiner Fragerei, wieviel Verdienst du?, du hast doch keinen Freund?

Ich bin erst jetzt dazu gekommen, die Sendung zu hören (danke @Josef_K für den Link), und habe von deinem Anruf, @Ariane, einen durchwegs guten Eindruck.

Das mit dem Verdienst (der dann noch unfairerweise als unglaubwürdig kommentiert wurde, nachdem du aus der Leitung warst), war die einzige Schwachstelle. Für solche Fragen wäre es wohl am besten, die Gegenfrage zu stellen, "und wieviel verdienst du im Monat?" und dann je nach Antwort vage zu bleiben ("bei mir ist es etwas mehr/weniger") bzw., wenn die Antwort verweigert wird, zu fragen, warum du dann antworten sollst.

Domian hatte zu der ersten (Gina?) gesagt, gut, dass sie keiner Gewalt ausgesetzt gewesen sei als sie berichtete, von Gästen hereingelegt worden zu sein, die nichts bezahlt haben, aber trotzdem Sex machten [...] dann ist das doch eine Vergwaltigung, oder?

Diese Passage der Sendung ist mir auch sehr unangenehm aufgefallen ... offenbar hat Domian überhaupt nicht die Situation verstanden, die ihm geschildert wurde.