
Moon Dog hat geschrieben: 
Nymphe hat geschrieben:Alles, was die Vereinbarungen innerhalb der Partnerschaft bricht, ist Betrug. Damit hängt die Antwort auf die Frage individuell von den Beteiligten ab.
Mit dieser Einstellung machst du dir unter deinen Kunden keine Freunde. Wie gehst du mit Kunden um, die ihre Partner mit dir "betrügen"? Du dürfstest nach deiner Haltung diese Aktivitäten nicht unterstützen.
Klar darf ich das. Ich bin nicht Teil des Vertrags, die die beiden miteinander haben - das sind erwachsene Menschen, und wenn die sich gegenseitig wehtun wollen, ist das deren Entscheidung.
Wenn für einen Mann kurze Haare bei seiner Partnerin ein Scheidungsgrund sind, macht auch keiner den Friseur für das Ende der Beziehung verantwortlich, der dem Mädel die Mähne stutzt, wenn sie das bestellt und ihn dafür bezahlt.
(Ich persönlich möchte übrigens weder die Frisur noch das Sexualleben meiner Partner kontrollieren.)
Was ich dagegen schön lassen würde, ist eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der seine Partnerin mit mir betrügt, schon alleine deshalb, weil ich keine Lust hätte, die nächste zu sein.
Ich thematisiere das ganze gelegentlich mit meinen Kunden, nicht missionarisch, aber wenn sie selbst erwähnen, dass sie gebunden sind und da ein Konflikt besteht, und versuche aufzuzeigen, dass Möglichkeiten jenseits von Heimlichkeit und Hintergehen zumindest denkbar sind.
Sollte mir ein Gast wiederholt vorjammern, wie schwer er's hat, weil seine Frau ihn nicht versteht, ohne was daran zu ändern, weise ich allerdings durchaus darauf hin, dass sein Leben die Summe seiner Entscheidungen und mein Mitleid begrenzt ist. Und klar, damit mache ich mir ganz sicher nicht nur Freunde, was völlig in Ordnung ist - auch als Dienstleisterin kennt meine Heuchelei Grenzen. ;)
Die eine Sache ist schöne Theorie - offene Beziehung in dem Sinne, dass Sexualität nicht als etwas exklusives angesehen wird - die Praxis sieht jedoch anders aus. Mir ist keine einzige Beziehung bekannt, in der der der Mann sagen kann: "Schatz, du hast ja gerade deine Tage, ich geh jetzt kurz ins Bordell. Außerdem, du weißt ja, Abwechslung im Sex belebt unsere Beziehung. Ich liebe dich!"
Witzig, ich kenne dafür gleich mehrere, meine eigene eingeschlossen.
Wie zwerg bemerkte: Die Aussage
"Sexarbeit ist Betrug an den Partnerschaften"
ist mit Sexarbeit an sich nicht vereinbar, weder für Anbieter(innen), noch für Kunden. Denn in Partnerschaften gedultetes Konsumieren von paysex ist quasi nicht existent, das sind nichts anderes als schöne Träume.
Letzteres ist sicher in unserer Zeit und Gesellschaft leider selten, erstes folgt daraus allerdings nicht. Ich habe keinen Erziehungsauftrag, ich muss meine Mitmenschen inklusive meiner Gäste nicht bezüglich ihrer selbstverantwortlichen Entscheidungen bevormunden. Ich setze Grenzen, soweit sie mich betreffen, und das war's. Meine Moral ist (ganz offensichtlich) nicht der allgemeine Standard, auch wenn ich mir von Herzen wünschen würde, alle Menschen wären radikal ehrlich und frei von Angst.
Ich bleibe dabei - wenn ich etwas mache, von dem ich weiss oder annehme, dass es meinen Partner verletzen würde, wenn er es wüsste, weil er von anderen Annahmen und Vereinbarungen ausgeht, und ich es ihm deshalb verschweige, dann ist das Betrug. Was denn bitte sonst?
Sollte z.B. der "Vertrag" tatsächlich darin bestehen, Dinge zu tun, aber nicht drüber zu sprechen, dann wäre nicht der Besuch bei der Dienstleisterin der "Vertragsbruch", sondern das Erwähnen desselben. Schwierig wir's, wenn man nicht mal über diesen Vertrag metakommunizieren darf. ;) Mir persönlich wäre das ein kleines bisschen zu kompliziert und zu unsicher, aber hey, wie gesagt, Eigenverantwortung und so.