Tiefer Einblick in das Leben einer Hure

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fraences
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Tiefer Einblick in das Leben einer Hure

Beitrag von fraences »

Prostitution Tiefer Einblick in das Leben einer Hure

Domina Carola in ihrem Studio an der Linienstraße in Dortmund.

Dortmund. Wie soll sich ein Außenstehender das Leben einer Prostituierten vorstellen? Ein Alltag in Unterdrückung und Elend? Zwei Dortmunderinnen von der Linienstraße gewähren einen Blick ins Rotlicht-Milieu.

Klar, sagt Carola, wenn sie sich treu geblieben wäre, hätte sie 1976 mit der Prostitution Schluss machen müssen. „Ein Jahr - und wir sind reich“, erinnert sie sich, das war damals das Ziel. So ein Schneeweißchen-und-Rosenrot-Traum mit nettem Zuhälter. Dann kam der böse Wolf aus einem anderen Märchen, und 37 Jahre später steht sie immer noch am Fenster eines Hauses an der Linienstraße.

Inzwischen arbeitet sie ohne Luden und hat sich aufs Sado-/Maso-Fach verlegt. Für eine Domina ist das ganze Leben eben ein Hauen und Stechen. Und ja, hört sich komisch an, sie mag ihren Beruf. Eigentlich - aber nie nicht. Ihren Hund ruft sie „Muschi“. Muschi beweist: Ironiefrei ist das Studio auch nicht.

180 Mädchen in den Schaufenstern

Die Straße zieht sich 200 Meter lang an Fenstern mit erotischer Auslage vorbei. Jeden Tag ist Markttag. 180 Mädchen arbeiten hier, Gehauchtes und Gehandeltes im Vorübergehen, seit 1904 ist das so. Vor Carolas Fenster drücken sich Männer rum. „Hummelsäcke“, sagt Sonja - Sehleute. „Sind jeden Tag da und beobachten die Frauen.“


Die 52-jährige Sonja arbeitet inzwischen als Wirtschafterin, sie hat sich auf die Nahversorgung der Mädchen verlegt. Als der Konkurrenzkampf härter wurde, scherte sie aus. Einige Frauen hätten fürs gleiche Geld mehr geboten, ohne Präservative gearbeitet zum Beispiel, oder Oralsex für fünf Euro. Der Straßenstrich setzte alle unter Druck, es wurde gröber. „Ich hab das nicht mehr eingesehen.“

Eine Prostituierte von der Linienstraße in Dortmund berichtet aus dem Alltag.

Früher war es ja immer schöner, den Streich spielt jede Erinnerung. Sonja hatte auf dem Helene-Lange-Gymnasium das Abitur gemacht. Notenschnitt 2,3. Sie lernte Rechtsanwaltsgehilfin. Aber früher war es sogar so schön, dass auch Sonja Carolas rosaroten Traum zu träumen begann. Nach zwei Jahren wollte sie wieder raus aus dem Milieu - mit viel Kohle. Als sie das erste Mal für Geld mit einem Mann schlief, „hab ich nur geheult“.

Das war in einem Puff in Mannheim. Sie hatte Angst davor, in der Linienstraße jemanden Bekanntes zu treffen. Was später einige Male passiert ist, aber da war sie schon cool.

In der Nordstadt aufgewachsen

Sonja ist in der Nordstadt aufgewachsen. Für Kinder war die Linienstraße verboten. Rotlicht beleuchtete schließlich Geheimes: „Wir haben da immer ganz aufgeregt um die Ecke geguckt.“ Im April 1978 fing sie dann selber fest in Haus 16 an zu arbeiten. Schön war’s immer, wenn Geld da war. Geld war der große Gleichmacher, Geld versprach Gesundung von schlechten Träumen.

„Freitags, samstags war die Straße schwarz vor Männern.“ 30 Freier am Tag: „Da konnste Zeitung bei lesen“, meint Carola, „und alle zwei Sekunden haste mal ‘Hu’ oder ‘Hi’ geschrien.“ Sexuelle Verzückung ist im Preis inbegriffen: Alles Riesen im Bett.

Abends hatte man schon mal 1500 Mark gebunkert. Keiner sagt, dass das einfach ist, „aber der erste Gast ist immer der schlimmste“. Das war der Mannheimer, danach setzte die Gewöhnung an den Phänotyp des Penisträgers ein: „Sonst kann man’s nicht ertragen.“ Und? Wo ist die Kohle?

Sonja ist pragmatisch, sie erinnert sich an gemachte Fehler, aber sie akzeptiert sich auch. Sie gibt keinem eine Schuld. Sie lebte damals mit einem Mann zusammen. Als sie sich trennten, blieb ein kleiner Traum auf der Strecke - kein Wolkenschloss, aber ein Einfamilienhaus. „Er hat es nach der Scheidung behalten“, sagt sie, „aber bezahlt hab ich’s.“ Er war nicht der typische Zuhältertyp. „Das war das Schlaue. Aber wann fängt Zuhälterei an?“, fragt sie sich heute. Heute weiß sie auch, dass sich Prostitution und Partnerschaft ausschließen.

Der Körper als Kapital

Ihr blieb nur ihr Körperkapital. Nach der Trennung fingen sie die Mädchen in der Linienstraße auf. „Fünf Wochen hab’ ich hier sogar geschlafen“, erinnert sie sich. Dann hatte sie genug Geld zusammen für einen neuen Start. Das sei das Faszinierende an dem Job als Hure: Dass alles so verdammt schnell geht. Rauf - und runter.

Noch mal, wo ist das Geld?

Irgendwie weiß Sonja es nicht, oder sie will es nicht sagen. Gut gelebt und so, klar, aber es waren doch so viele Männer. „Ich kenn’ keine, die reich geworden ist“, sagt Carola. Basta.

Dortmund Sperrbezirk? In der Dortmunder Nordstadt gibt es keine Prostitution mehr? Von wegen!

Vor ihrer Befreiung von Zuhältern erlebte sie sozusagen die übergeordnete Härte des Hurenseins. Das Gewalttätige. Carola arbeitete in Bordellen bundesweit, die Körper wurden ständig ausgetauscht. Aber oben drauf saßen Köpfe. „Wenn’s an die Psyche geht“, muss man sein Leben ändern“, meint sie. Sie hat ihr Leben nicht ändern müssen. „Göttingen, Braunschweig, Flensburg, Frankfurt, Hamburg“, zählt sie auf, „ich kenn’ mehr Puffs als Kirchen.“

Hamburger Luden sorgten für ihre Abkehr. „30, 40 Stunden musstest Du stehen, sonst gab’s was aufs Geweih. Die Mädchen waren auf Drogen, und die Zuhälter haben um sie gepokert. Haste für Klaus gearbeitet, warste ein Spiel später bei Tim. Das Geld haben sie dir direkt abgenommen. Ich hab’ für Zigaretten angeschafft.“ Sie ist eines Tages einfach geflohen, und es hört sich nach Lebensrettung an.

Männer als Außerirdische

Ist 30 Jahre her und auch diese Erlebnisse haben dafür gesorgt, dass sie Männer nur noch „Außerirdische“ nennt. „Es gibt kein gutes Leben mit Zuhältern“, sagen beide. Die netten, die brutalen - egal, sie kochen die Frauen immer ab.

Dortmund ist ruhiger. Sonja hatte Stammgäste über zehn Jahre lang, es gab Zusammenhalt unter den Frauen. „Wir haben manchmal drei, vier Stunden in der Küche gesessen und erzählt. Danach ans Fenster. Es war immer klar, wir machen schon noch was...“

Alles vorbei. „Perverse überall“, konstatiert die Domina Carola. Dann ist es ja gut. Aber im Ernst. „Hier, das ist ein Stück Heimat.“ Das muss man zur Linienstraße erstmal sagen können. Auch Sonja ist hier zu Hause.

Zweijähriger im Kindersitz

Nebenan schiebt sich ein Biker mit schwerer Lederkluft aus einem Haus. Er ordnet seinen Hubraum und geht schwerfällig von der eben erlebten rasanten Beschleunigung. Letztens hat einer seinen Wagen geparkt, einen Zweijährigen im Kindersitz, und ist in der Liegenschaft verschwunden. Ein Überaußerirdischer, ganz ferne Galaxie.

„Hallo“, grüßt Sonja und nickt den Frauen im Fenster zu. Es ist halb eins mittags, sie muss sich ums Essen kümmern. Carola ist seit sieben Uhr hier. Sie macht Zwölf-Stunden-Schichten - sie wird bald 60, es ist nicht mehr so einfach. „Ich bleib’ am Fenster, bis mich keiner mehr will“, sagt sie, „das seh’ ich ganz sportlich.“ Sie hofft auf einen Job als Wirtschafterin.

Ein Jahr für viel Geld sollte es bei ihr sein, zwei Jahre für einen rosaroten Traum bei Sonja. Dann ist er geplatzt.

Und es hat „Puff“ gemacht.
http://www.derwesten.de/staedte/dortmun ... rwestenRSS
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Svea
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Beitrag von Svea »

sigh* das mit den Jungs und Geld stimmt leider nur zu gut - Nicht das ich was unterstellen möchte, aber die Hand ist schnell aufgemacht und dabei ist nicht mal ein böser Hintergedanke.

Deshalb *augeroll* ist meins meins und seins seins, auch wenn es nicht wirklich fair ist.

Svea mit nachdenklichen Augen.

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Marc of Frankfurt
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Re: Tiefer Einblick in das Leben einer Hure

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Finde ich leider einen sehr oberflächlich-reißerisch komponierten Artikel (Vojeurismus, Unterhaltung, Auflagensteigerung, Medienverkauf).
Dabei offenbart der Text tiefe Weisheiten und schwere Schicksale.



Thema Partnerschaft:

> "Schneeweißchen-und-Rosenrot-Traum mit nettem Zuhälter. Dann kam der böse Wolf"

Das ist das typische gefährliche "Pretty Women Syndrom". Unser Traum von unserem Prinzen oder Held kann gerade in der Sexarbeit existenzgefährdend werden, weil Sexwork so eine fies-verzwickte gesellschaftliche Grauzone ist...

> "Heute weiß sie auch, dass sich Prostitution und Partnerschaft ausschließen."

Eigentlich eine sehr enttäuschte Sexworker-Weisheit.

Viele Sexworker werden mit der Zeit regelrecht zu Männerhassern (d.h. partnerschafts-unfähig): "Phänotyp des Penisträgers", "Männer als Außerirdische", "der erste Gast ist immer der schlimmste", „Es gibt kein gutes Leben mit Zuhältern“.
Entweder wegen der zu vielen unverarbeiteten Sexkunden (Supervision fehlt) oder weil zuhältergeschädigt (Betrug, Gewalt). Und manche werden schon am Anfang "traumatisiert": 'Als sie das erste Mal für Geld mit einem Mann schlief, „hab ich nur geheult“.'





Thema Geld:

> "Schön war’s immer, wenn Geld da war. Geld war der große Gleichmacher, Geld versprach Gesundung von schlechten Träumen."

Geld ist für Sexworker teilweise wie eine Droge, so wie für Kunden es bisweilen der Sex ist. Denn die Gesellschaft erlaubt den Sexworkern nur Geld als Gegenwert zu vereinnahmen, weil sie ihnen soziales Kapital als Anerkennung verwehrt. Wenn es Schwarzgeld ist, welches nicht den Schutz des Staates erhält, ist die Sache doppelt problematisch.

> "Das sei das Faszinierende an dem Job als Hure: Dass alles so verdammt schnell geht. Rauf - und runter."

Geld ist kondensierte, gespeicherte Lebensenergie. Warum soll der Sexmarkt weniger volatil (flatterhaft) sein als der Finanzmarkt. Auch im Finanzmarkt sind alle Beteiligten sich einig Geld vermehren zu wollen, aber auch dort gelingt das nur den wenigen Bullen (Boom, Sieger).

> 30 Freier am Tag. Abends hatte man schon mal 1500 Mark gebunkert.

1500 Mark Umsatz butto ist aber nur ca. xxx Mark netto bzw. viel weniger als 50% frei verfügbares Einkommen nach Abzug von Betriebskosten, Steuern, Versicherungen, Rücklagen, Versorgungsaufwendungen, Schuldtilgung...

> "ein Einfamilienhaus. „Er hat es nach der Scheidung behalten“, sagt sie, „aber bezahlt hab ich’s.“ Er war nicht der typische Zuhältertyp."

Da wo viel Geld im Spiel ist (Lottogewinner, Erbe, profitables Business, Millionäre), kommen immer Schmarozzer oder Bettler (vgl. Fall der BMW-Milliardärin Klatten und ihr erpresserischer Gigolo). Ist also kein Problem nur aufs Sexbiz beschränkt, sondern kommt in den besten Familien vor ;-) Und die Klatten hatte gute Berater und Anwälte und sicher auch ein starkes Familiennetzwerk, was Sexworker vielfach nicht haben.

> „Ich kenn’ keine, die reich geworden ist“, sagt Carola. Basta.

Wir Sexworker haben vielfach nicht gelernt mit Geld richtig, vorsichtig umzugehen (Gewinne zum richtigen Zeitpunkt mitnehmen und langfristig verteilt sichern, anlegen und investieren). Ferner differenziert sie die Sexworker-Szene sehr stark in die Gewinner und Looser, so wie es in allen Bereichen des Lebens passiert. Aber die Sexworker-Gewinner oder diejenigen die erfolgreich ausgestiegen sind bleiben diskret unsichtbar und verschweigen Sexwork in ihrem Lebenslauf ;-(

Geldwissen ist Herrschaftswissen denn wir leben und arbeiten nun mal im Kapitalismus.

Sexwork ist wesentlich nach den Regeln des Kapitalismus strukturiert.

Demgegenüber leben wir Sexworker mehr in der Sphäre 'Lust, Trieb, Freude, sich verschenken, Natur'... während Geld zur Sphäre 'Besitz, Eigentum, Rechtssystem, Kultur, Schuldschein, Investment, Wettbewerb, Neid, Gier, Wirtschaftskrieg' ... gehört.

Wenn es für uns keine Tradition gibt, die diese Systemgegensätze Geld-Liebe auffängt und entschärft (möglicherweise war genau das die Leistung des Systems der Tempelprostitution) und heute könnte das ein öffentlich akzeptiertes fair geregeltes Bordellwesen für anerkannt freiberufliche Liebesdienstleistungskünstler sein, dann entstehen langfristig schleichend die vielen Ausbeutungsformen, systemischen Überforderungen und Fallen für Prostituierte.

Diese konfliktreiche Weltengrenze Geld-Liebe ist so brisant, dass sie zur Tabuzone erklärt wurde und daraus resultiert letztlich die Prostitutionsfeindlichkeit und Stigmatisierung. Doch die Dramen Finanzkrise und Prostitution gehören m.E. zusammen und müssen daher auch gemeinsam gelöst werden. Daran hat sich aber bis heute noch keiner gewagt weil einzeln erscheinen die Problema ja schon unlösbar. Diese Verkettung und Schwierigkeit zeigt auf, wie weit wir von einer möglichen Lösung entfernt sind, bzw. wie sozial-human rückständig unsere Kultur letztlich sogar im Jahre 2011 noch ist.

Sicherheits-Infos Geld:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5319





Thema Ausstieg:

> hätte sie 1976 mit der Prostitution Schluss machen müssen. „Ein Jahr - und wir sind reich“

> Die 52-jährige Sonja arbeitet inzwischen als Wirtschafterin. Als der Konkurrenzkampf härter wurde, scherte sie aus. Einige Frauen hätten Oralsex für fünf Euro angeboten.

> Carola macht Zwölf-Stunden-Schichten - sie wird bald 60, es ist nicht mehr so einfach. „Ich bleib’ am Fenster, bis mich keiner mehr will“

Ob sie arbeiten muß bis zum umfallen, weil sie keine Rentenversicherung oder Rücklagen hat? An dieser Frage fängt wirkliche Aufklärung für Sexworker an... siehe Preisdumper, Ehernes Lohngesetz und Pauperismus.

> Ein Jahr für viel Geld sollte es bei ihr sein, zwei Jahre für einen rosaroten Traum bei Sonja. Dann ist er geplatzt. Und es hat „Puff“ gemacht.

Welch große Willenskraft, sorgfältige Planung, Wissen und Glück braucht es, damit solche Pläne gelingen können? Hier herrschen riesige Defizite in unserem kolletiven Erfahrungs-Wissen. Auch das Sexworker Forum hat zu diesen Themen kaum Antworten.

Wie nur den richtigen Ausstiegs-/Umstiegszeitpunkt bestimmen?

Dann aufhören wenn es am besten läuft !!!


Aber das gelingt vielen nicht, weil Sexwork einerseits anfangs eine so energetisch-profitabel-verführerische Angelegenheit ist (effizient wie die Naturquelle Erdöl, wo unsere ganze Kultur ebenfalls süchtig ist, und was auch ein vergängliches Gut ist wie die Jugendlichkeit, Anziehungskraft und der Elan einer Sexarbeiter_in) und weil Sexworker meist gesellschaftlich alleingelassen, isoliert und ohne Berufsausbildung, Manager, Personalabteilung, Fortbildungsmöglichkeiten sind...

Sammelthema Huren-Karriere-Management (HKM) und Outplacement:
www.sexworker.at/exit





Thema Sexworker-Solidarität:

> Nach der Trennung fingen sie die Mädchen in der Linienstraße auf. „Fünf Wochen hab’ ich hier sogar geschlafen“, erinnert sie sich.

Der Puff als Frauenhaus. Sic !!!

> Wir haben manchmal drei, vier Stunden in der Küche gesessen und erzählt. Danach ans Fenster. Es war immer klar, wir machen schon noch was...“

Leider bleibt das meist nur beim zusammen reden und manchmal auch zusammen anschaffen, aber baut sich in den seltensten Fällen auf zu Gewerkschaftsgründung (Hurenbewegung 1975), Gründung Sexworker-Spar und Darlehnskasse (Indien), Kooperative (USA), Altenheim (Mexiko), Self Regulatory Board (Indien), Sozial-&Rechtshilfefond (Hydra Berlin), Firma und Bar für Ex-Sexworker (Thailand, Kanada), SW Beirat im Beratungsstellennetzwerk (Bufas), Sexworker Forum (Wien 2005)...

Sammelthema Gewerkschaftliches:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4508





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Moonlight
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RE: Tiefer Einblick in das Leben einer Hure

Beitrag von Moonlight »

in dem obigen Beitrag steckt so viel Wahrheit drinne, kann ich nur zu gut bestätigen :001

Aber, ich möchte die Zeit nicht missen, allerdings würde ich Heute so einiges anders machen :003
LG Moonlight

Wenn nicht jetzt - wann dann?

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Svea
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Beitrag von Svea »

Marc ja wie soll ich es sagen, deine Analysen machen mir ein wenig angst, bzw verunsichern mich- ich empfinde sie als sehr stichhaltig,- wollte das schon gestern schreiben, aber ich denke- du sollst es wissen.

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fraences
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Beitrag von fraences »

Ich finde der Artikel spiegelt die Wandlung der Zeit im Rotlichtmilieu wieder, die es heute nicht mehr so gibt. Früher ob im Laufhäuser oder auf der Strasse, war es kaum für eine SW möglich ohne Zuhälter zuarbeiten. Erst Ende der 70er Jahre, wo Frauen anfingen, Privat in Wohnungen zu arbeiten und durch die zunehmenden Möglichkeit Announcen in der Zeitung zu schalten, konnte man frei arbeiten. Das Prostitutionsgesetz gab dem ganzen noch einen weiteren Schub in die freie, selbstbestimmte und selbstständige Sexarbeit.
Als die ersten Wohnungsbordellen entstanden, versuchten damals einige Zuhälter mit Schutzgelderpressungen (Buttersäureaktionen,Klingelabreisen, Farbebeschmierung an der Tür etc.)ihren Anteil gelten zumachen. Aufgrund der schnell wachsenden Anzahl der Wohnungsprostitution und den Mut einzelne SW sich nicht ins Geschäft reden zulassen, verloren sie ihren Einfluß und Machtsstellung.
Eine weitere Aspekt ist das in den 80er Jahren schon ein finanzieller Rückgang sich abzeichnete, das ich den Satz öfters von Zuhälter hörte.“Es lohnt sich nicht mehr zu posieren, da mache ich lieber andere Geschäfte;Sei es Drogen, Waffen oder Hehlerei. Da brauche ich keine Angst zu haben, das mir eine Lampe gebaut wird.“

Ein weitere Aspekt, diese habe ich bei meinen Einstiegsberatungen bei Cinderella e.V. im Düsseldorfer Gesundheitsamt oft von Frauen gehört,der Satz: „Ich mache den Job ein paar Jahre und dann wenn ich genug gespart habe, höre ich wieder auf.“

Dies gelingt sehr weniger Frauen, sei das sie sich an einen hohen Lebensstandard gewöhnen, die Beziehung zu dem Geldwert verlieren oder einfach die Abenteuerlust nicht mehr missen wollen.

Eine Freundin von mir hatte die Möglichkeit durch ihren neuen Lebenspartner aufzuhören,sie war durch ihn finanziell sehr gut abgesichert. Sie arbeite trotzdem weiter, weil sie sagte :“Ich brauche einfach dieses Leben, sonst wurde ich zu Hause in Depressionen verfallen.Sie wollte ihre finanzielle Unabhängigkeit behalten, die Abenteuerlust reizte und einfach den Flair des Rotlichtsmilieu. Nur so sagte sie, kann ich ein glückliches Leben führen, indem ich meine zwei Seiten auslebe: Mutter und Ehefrau und auf der andere Seite „Hure“:

Liebe Grüße, Fraences
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Svea
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Beitrag von Svea »

Hm, ich denke da liegt auch der große Unterschied, ich möchte kurz auf das Buch, der minus Mann, eingehen, wo er beschreibt, wie er eine Frau abrichtet.

Wir sprechen von zwei verschiedenen Welten, genau- denn wenn ich zu etwas gezwungen werde, verabscheue ich es, aber da ich es ja freiwillig mache, sind da andere Mechanismen.

Der Beruf des Luden hat sich auch gewandelt, oftmals ganz subtil - nicht mal böse, er hält die Hand auf, genießt das Leben mit.

Die Aussage- ich mache es nur solange bis ich genug gespart habe, erspare ich mir, ich bin da in etwa so wie deine Freundin, ich mache es - weil es mir gut tut, es ist ein Teil meiner Sexualität und meiner Unabhängigkeit.

Kuss Svea