Verdienst einer/s Sexworker/in

Wo melde ich meinen Beruf an, mit welcher Steuerlast muss ich rechnen, womit ist zu rechnen, wenn ich die Anmeldung verabsäume, ... Fragen über Fragen. Hier sollen sie Antworten finden.
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AlinaBerlin
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Verdienst einer/s Sexworker/in

#1

Beitrag von AlinaBerlin »

Hallo ihr Lieben,

Ich hoffe ich habe in die richtige Kategorie gepostet.

Ich bin eine Studentin aus Berlin und habe mir ein paar Gedanken über meine Zukunft gemacht.

Mein Ziel ist es nämlich mir eine Eigentumswohnung zu kaufen. Nun weiß ich nicht, ob es realistisch ist, so wie ich mir das vorstelle.

Ich habe mir folgendes gedacht: In einem Jahr könnte ich, wenn ich viel arbeite 50000 € verdienen. Davon müsste ich nach dt. Einkommenssteuergesetz 12981 € Steuern zahlen, wenn ich das richtig berechnet habe.

[§ 32a EStG: z=(50000-13139)/10000=3,6861 daraus folgt (228,74*3,6861+2397)*3,6861+1038=12981]

Das heißt von den 50000 € hätte ich (50000-12981) 37019 € übrig.
Wenn ich das drei Jahre lang mache, dann habe ich insgesamt 111057 €. Die laufenden monatlichen Kosten habe ich nicht berücksichtigt, da ich dafür Erspartes zur Seite gelegt habe.

Das heißt ich hätte nach drei Jahren 111057 € zusammengespart, um mir eine Eigentumswohung zu kaufen. Was die Eigentumswohnung angeht, so wären meine Ansprüche nicht sehr hoch. Mir würde eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in Berlin reichen. Ich denke für 111057 € ließe sich was finden.

Nun meine Fragen:

Sind 50000 € im Jahr realistisch? Für einen Stundenpreis von 150 € wären das 334 Treffen.
Oder wieviel verdient eine Sexworkerin im Durchschnitt?

Muss ich bei Zahlung der Steuern noch etwas beachten oder kommen noch irgendwelche Kosten hinzu?

Ich müsste dann ja ein Gewerbe anmelden und dann jährlich eine Steuererklärung machen. Kann es passieren, dass irgenjemand aus meiner Familie, zum Beispiel mein Vater mitbekommt, dass ich ein Gewerbe angemeldet habe, weil ich familienversichert bin?

Was muss ich bei der Gewerbeanmeldung beachten? Muss ich dann Bücher führen?

Gäbe es sonst noch etwas zu beachten?

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#2

Beitrag von Zwerg »

Hi!

Ich bin jetzt nicht der Kompetenteste auf dem Gebiet - aber ich habe hier vor Ort sehr viele Kontakte mit SexarbeiterInnen auf Grund meiner Tätigkeit für sexworker.at.

Das Bild welches sich mir bietet widerspricht Deiner Erwartung. Ich kenne nur sehr wenige SW, welche auch nur annähernd den Verdienst welchen Du Dir vorstellst erreichen. Und wenn, dann nur als Fulltimejob - und nicht neben dem Studieren.

Sicher gibt es Ausnahmen - speziell in den ersten Monaten der Tätigkeit gibt es bisweilen Ausreißer nach oben. Aber im Schnitt und über Jahre hinweg, halte ich es persönlich für nicht realistisch. Das ist auch der Grund warum ich viele Escortseiten nicht sonderlich leiden kann. Die Versprechungen um neue SexarbeiterInnen anzuwerben entbehren oft der Grundlage.... Und pflegen unnötig ein Klischee, welches weit von der Realität entfernt ist.

Im öffentlichen Raum des Forums werden wahrscheinlich SexarbeiterInnen selbst keine Zahlen nennen (denke ich)

Liebe Grüße aus Wien

christian

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#3

Beitrag von fraences »

Hallo AlinaBerlin,

ich kann Zwerg nur zu stimmen,ist auch meine Einschätzung. Was mir bei Rechnungsexempel vollkommen fehlt, sind die laufenden Geschäftskosten für Werbung, Telefon, Fahrtkosten,Investitionskosten, Steuerberaterkosten und sonstige Geschäftsausgaben,bei den Steuern Umsatzsteuer (ab einen Umsatz von 17.500 in Jahr,plus eventuelle wo Du arbeitest Vergnügungssteuer,etc..

Wenn Dich durch eine Agentur oder Bordell vermitteln lässt Vermittlungsprovision.

Liebe Grüsse, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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#4

Beitrag von ehemaliger_User »

und nicht vergessen: Familienversicherung ist vorbei wenn eigenes Einkommen erzielt wird!
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Lucy
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#5

Beitrag von Lucy »

außerdem ist berlin ein schwieriges pflaster, es werden dort keine ordentlichen preise bezahlt.

lg lucy

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Jupiter
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Re: Verdienst einer/s Sexworker/in

#6

Beitrag von Jupiter »

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AlinaBerlin hat geschrieben: Mein Ziel ist es nämlich mir eine Eigentumswohnung zu kaufen. Nun weiß ich nicht, ob es realistisch ist, so wie ich mir das vorstelle.
In der augenblicklichen Wirtschaftslage, in der besonders in Berlin für Immobilien unbesehen überteuerte Preise realisiert werden, setzt du viel Geld praktisch in den Sand.
Um zur Finanzierung eines Immobilienkredits gute Konditionen zu erhalten musst du ein gutes Scoring vorweisen können.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Marc of Frankfurt
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Welcome

#7

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hallo und Danke für die Formel aus dem EStG

hier findest du weitere Anleitungen und weiter unten beispielhafte Steuerberechnungen wo ich Deinen Link nachgetragen habe ;-)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=29178#29178

Sammelthema: Verdienst der Sexworker
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1588 (SW only)

So kalkulieren die migrantischen Sexarbeiterinnen und Latinas im Frankfurter BHV ihren Verdienst:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=41651#41651
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=39273#39273 (SW-only)

Mehr zu Kosten, Ausgaben, Preis- und Verdienstkalkulation etc. auch im mehrseitigen Sammelthema Geld-Tipps:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5319

Da du jemand zu sein scheinst, der nicht sofort eine Abneigung gegen Formeln hat, freue ich mich, wenn du hier und da unsere gesammelten Infos kritisch ergänzt. Danke.





Die Einkommenverteilung der Sexworker ist extrem gespreizt ("Long tail"), so wie bei anderen Künstlern und Selbständigen auch. Es gibt wenige extrem gut verdienende und viele weniger gut verdienende bis hinunter zur Armutsfalle mit fließendem Übergang zur "Zwangsprostitution", weil es bekanntlich keine sozial anerkannten und rechtlich abgesicherten Arbeitsverhältnisse und Versorgungssysteme gibt (Sexworker-Künstler-Sozialkasse).

Es gibt ferner eine Aufspaltung in die Marktsegmente oder Geschäftsmodelle Luxusprostitution (hochpreisig wenig Kundenfrequenz) und Massenmarkt (niedrigpreisig hohe Frequenz wie Laufhaus). Im Gütermarkt kann man in beiden Bereichen Millionär werden, was im Dienstleistungsmarkt aufgrund der persönlichen Kapazitätsbegrenzung nicht geht. Siehe SWBO Gefahr. Hier können im Massenmarkt nur Betreiber profitieren (Laufhäuser/Agenturen).


(Mir fällt gerade auf, dass in unserem Forum die negativen Antworten vorherrschen. Kann es sein, dass Foren die Sammelstellen für Bedenkenträger sind? Ist das wohlmöglich ein wichtiger Grund, warum sich viele fernhalten.)

Zum Thema Immobilienkauf kam kürzlich die Aufklärung über die geheime Masche der Finanzindustrie mit Schrottimmobilien:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=124317#124317
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.09.2012, 13:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Welcome

#8

Beitrag von Zwerg »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Mir fällt gerade auf, dass in unserem Forum die negativen Antworten vorherrschen. Kann es sein, dass Foren die Sammelstellen für Bedenkenträger sind? Ist das wohlmöglich ein wichtiger Grund, warum sich viele fernhalten.
Der Grund wird eher darin zu suchen sein, dass das Sexworker Forum von den hier mitschreibenden SexarbeiterInnen nicht zur Selbstdarstellung bzw. Eigenjubelvermarktung genutzt wird. Und BetreiberInnen, welche Verdienstmöglichkeiten jenseits der Realität vorgaukeln, sind bei uns nicht gerne gesehen.

In Bezug auf Deine oben verlinkte Hochrechnung: Das Laufhaus in dem jede SexarbeitIn jeden Arbeitstag über Jahre hinweg 10 Jobs haben kann habe ich noch nicht gesehen.... (davon abgesehen: Wie sich das auf Dauer auf das Wohlbefinden der SexarbeiterIn auswirken würde, möchte ich gar nicht erörtern). Und selbst wenn es dies gäbe, so wäre es sicherlich eine Ausnahmeerscheinung - und die Zahlen sind somit nicht (!) auf alle Laufhäuser anwendbar. Wenn man vom "Schnitt" spricht, so sollte man dies in seine Überlegungen einbeziehen!

Diese unrichtig zu hohen Zahlen, welche immer wieder auftauchen, sind ein Grund dafür, warum Ausbeuter (und jetzt meine ich auch (!) den Staat!) versuchen an den Einnahmen von SexarbeiterInnen über Gebühr mitzuverdienen. Meines Erachtens sind sie auch mit Auslöser an der existierenden Akzeptanzkluft zwischen "Otto Normalverbraucher" und "Emma SexarbeiterIn". Die Realität, wie sie sich mir darstellt, zeigt, dass viele SexarbeiterInnen nicht wesentlich mehr verdienen, wenn nicht sogar weniger, wie viele ArbeitnehmerInnen!

Wir können hier nur von unseren eigenen Erfahrungen, fernab von theoretischen Berechnungen, berichten. Und ganz ehrlich @marc: Würdest Du Dich selbst in der hier zur Diskussion stehenden Verdienstspanne (35 000 Euro jährlich Nettoüberschuss) ansiedeln? Dann kann ich nur gratulieren..... denn dann bist Du eine Ausnahmeerscheinung, welche den Schnitt zwar hebt, aber nicht ausmacht.

christian

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#9

Beitrag von ehemaliger User »

Ein weiterer Faktor ist der angebotene Service. Eine mir gut bekannte Berliner Agenturdame (welche seit gut einem Jahr aus privaten Gründen nicht mehr im P6 tätig ist) berichtete mir, dass sie aufgrund ihrer Weigerung FO anzubieten, kaum noch Aufträge bekam. An Aussehen und Ihrer Art lag das mit Sicherheit nicht, sie sieht nicht nur granatenmäßig aus, sondern wirkt auch sehr sympathisch, jedenfalls in der Zeit, wo sie off-duty ist bzw. war (anders bin ich ihr nicht begegnet).

Es soll aber auch jedenfalls im Escortbereich Frauen geben, welche tatsächlich aus P6 eine Eigentumswohnung finanziert haben. Unmöglich ist es also wohl nicht.

Insofern "Versuch macht kluch", ggf. kann man/frau die Einnahmen auch anders sinnvoll verwenden, wenns für dieses Ziel nicht reicht.

Rein als persönliche Meinung ohne Anspruch auf Richtigkeit, ein solches Ziel innerhalb von 3 Jahren und neben einem (ernsthaft betriebenen) Studium zu erreichen, erscheint mir durchaus sehr optimistisch und nur erreichbar, wenn ein wirklich wohlhabender Stammkundenkreis etabliert werden kann, a la Sugardaddy. Ich würde eher dazu neigen, das Studium zügig zu Ende zu bringen und dann mit dem Abschluss und einer anschließenden und hoffentlich gut bezahlten "regulären" Arbeit dieses Ziel anzustreben. Wenn frau unbedingt möchte, kann ja während des Studiums schonmal "vorausverdient" werden, und zwar in einem Maße, dass das Studienziel nicht vernachlässigt werden muss. Das Studium "schleifen" zu lassen, um das Ziel zu erreichen, würde mir dagegen als schlechte Entscheidung erscheinen.

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Jupiter
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RE: Verdienst einer/s Sexworker/in

#10

Beitrag von Jupiter »

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn vorher eine Kalkulation aufgestellt wird. Marc, dabei ist es doch nicht verkehrt, auf gewisse Probleme hinzuweisen.
Es ist immer verkehrt, eine Investition während einer Hochpreisphase zu machen; dabei ist gerade in den Ballungsräumen die anvisierte Wohnungsgröße immer überteuert (Nachfrage durch WE-Pendler hoch, werden teilweise von Firmen für zeitweise Mitarbeiter gekauft). Die Immobilienblase wird auch in Berlin irgendwann platzen. Muss man dann aus irgendwelchen Gründen das Objekt abstoßen, so sind schmerzliche Verluste zu verkraften, außer man konnte dies quasi aus der "Portokasse" finanzieren.
Dabei sollte die finanzielle Belastung nicht so hoch sein, dass die SW zwingend regelmäßig einen bestimmten Umsatz erwirtschaften muss. Hier im Forum wird die selbstbestimmte Arbeit immer besonders betont; leider bleibt in so einer Situation dies dann schnell auf der Strecke. Ich denke, es ist gerade in diesem Forum wichtig, hierauf hinzuweisen.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

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RE: Verdienst einer/s Sexworker/in

#11

Beitrag von flatgirl »

Liebe Alina,

ich teile auch die Meinung, dass Dein angestrebter Betrag in der Zeit, die Du Dir dafür setzt zu hoch ist, wenn Du es nur nebenberuflich machen möchtest.Das würde bedeuten, dass Du im Grunde kontinuierlich an JEDEM Tag mindestens einen Termin haben müsstest und das 3 JAHRE lang durchgehend...

(okay, Du rechnest nicht ganz 365 Tage, aber möchtest gewiss auch mal ein paar Tage im Jahr in Urlaub fahren, hast andere Verpflichtungen, den Kopf mal nicht frei, Deine Periode und Du möchtest nicht arbeiten, es läuft vielleicht mal was mit mit der Werbung schief, etc.).

Für eine Hauptberuflerin halte ich Deine Rechnung jedoch für realistisch, weil sie mehr Zeit hat, dieses Geld zu verdienen...


Liebe Grüsse,

Lisa

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