Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

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fraences
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Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von fraences »

22:45 am 10.06.2013 in ARD

Die Story im Ersten
Sex - Made in Germany
Prostitution und ihre Profiteure
Film von Tina Soliman und Sonia Kennebeck

[ Tina Soliman hat auch an der unsäglichen NDR-Panorama Sendung 29.09.2011 zur falsch zitierten Cho/Dreher/Neumayer-Studie mitgearbeitet. Anm. Marc ]


Wer sind die wirklichen Profiteure der Prostitution?
Interview mit den Filmautorinnen

Eigentlich wollte die Bundesregierung mit der Novellierung des Prostitutionsgesetzes 2001 die Rechte der Frauen stärken. Der Plan ist aber nicht wirklich aufgegangen. Welche Folgen hatte die Neuregelung wirklich – für Prostituierte, Bordellbesitzer, Zuhälter, Freier und Finanzbeamte?

Clubeingang: Bordelle und Sexclubs gehören in vielen deutschen Städten zum Straßenbild.
Sonia Kennebeck und Tina Soliman ist es gelungen, alle beteiligten Gruppen zu befragen. Im Interview erzählen die Autorinnen der Dokumentation, was sie herausgefunden haben.

Eigentlich sollte das neue Prostitutionsgesetz die Prostituierten schützen. Was ist schief gegangen?
Ziel des Gesetzes war es, Prostituierte aus der Illegalität zu holen, indem man ihre Tätigkeit als sozialversicherungspflichtige Dienstleistung anerkennt. Die rot-grüne Bundesregierung hat mit drei dürren Paragraphen die Prostitution zu einem ganz normalen Beruf machen wollen und die Rechte der Frauen stärken wollen. Tatsächlich aber hat sie die Schleusen geöffnet, ohne die Bedingungen zu regulieren, unter denen die Frauen arbeiten. So dürfen eben auch Flatrate-Bordelle ganz legal ihrem Geschäft nachgehen.
Das Gesetz war gut gemeint, ist aber schlecht gemacht. Es bedarf Nachbesserungen, wie zum Beispiel einer Konzessionspflicht für Bordellbetreiber und schärfere Kontrollen, vor allem im Internet. Dort ist eine Parallelwelt entstanden, in der 18-Jährige Sex gegen Geld anbieten und es sogar "cool" finden, ihre Jungfräulichkeit zu versteigern.

Hat es dennoch Vorteile für die Prostituierten mit sich gebracht?

Ja, für die selbstbestimmten Prostituierten, die es tatsächlich gibt und die wir auch getroffen haben. Bettina, die 21-jährige Prostituierte aus unserem Film, die im Paradise-Bordell arbeitet, freut sich, dass sie sich sozialversichern kann und als Steuerzahlerin ein wertvoller Teil der Gesellschaft ist. Es ist für das Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis der Frauen wichtig. Außerdem könnte Bettina nun ihren Lohn einklagen. Das tun allerdings die wenigsten.
Ob Prostituierte als ganz normale Berufsgruppe in der Gesellschaft angekommen sind, darüber kann man streiten. Vorteile hat das Gesetz vor allem den Freiern gebracht. Die können sich in Deutschland nun bedenkenlos Sex kaufen, haben sozusagen einen Freibrief vom Staat, außerdem gibt es mittlerweile an jeder Ecke legale Bordelle, die in ihrem Preiskampf immer günstigere Angebote machen. Das nutzen auch die ausländischen Freier, die hier ihren Bordell-Urlaub verbringen, etwa eine Sechs-Tage-Puff-Tour durch Deutschland – mit freundlicher Genehmigung der Bundesrepublik.

Mit dem Gesetz wurden auch Bordelle legalisiert, mit der Einschränkung, dass keine Ausbeutung von Prostituierten stattfinden dürfe. Wie kann es da "Flatrate-Bordelle" geben?

Stimmt, Zuhälterei ist nach wie vor strafbar, wenn sie "ausbeuterisch" oder "dirigistisch" ist. Doch diese Begriffe sind dehnbar. Selten lässt sich nachweisen, dass Prostituierte durch die Bordellbetreiber ausgebeutet oder gar zum Anschaffen gezwungen werden. Ohne die Aussage der Betroffenen: keine Verurteilung.
Es gibt aber auch Frauen, die im Flatrate-Bordell arbeiten und sagen, dass sie froh sind, dort jeden Tag unabhängig von der Kundenzahl ein festes Honorar zu bekommen und nicht um jeden Freier konkurrieren zu müssen. Gleichzeitig kann es Frauen natürlich physisch und psychisch schwer schaden, wenn sie Männer wie am Fließband bedienen. Dann ist auch nicht mehr klar zu trennen, wo die Freiwilligkeit aufhört und der Zwang beginnt. Allerdings sollte man mit allen Beteiligten reden. Wir haben das gemacht. Und da gab es tatsächlich einige Überraschungen, wie unser Film zeigt.

Wie gut sind Sexarbeiterinnen über ihre Rechte informiert und nützt ihnen das etwas?
Deutsche Prostituierte sind meist gut informiert, viele ausländische Frauen dagegen wissen nichts über ihre Rechte. So sind unsere Erfahrungen nach zwei Jahren Recherche im Milieu. Einige Bordellbetreiber versuchen, die Frauen darüber aufzuklären, welche Rechte und Möglichkeiten sie haben, dass sie sich zum Beispiel krankenversichern können. Andere Betreiber nutzen aus, dass die Frauen uninformiert besser manipulier- und steuerbar sind. Das betrifft natürlich im Besonderen die Frauen aus Osteuropa, und die machen den Großteil der Prostituierten in Deutschland aus.

Wenn Deutschland aufgrund der Gesetzes-Liberalisierung sozusagen zum "Puff" Europas geworden ist, lohnt sich die Prostitution auch für die Prostituierten selbst mehr als früher?
Früher haben die Frauen für ihre sexuellen Dienstleistungen weitaus mehr verdient. Prostituierte, die schon vor dem Gesetz in diesem Beruf gearbeitet haben, erzählten uns, dass die Preise nach der kompletten Legalisierung massiv gefallen sind. Zum einen ist – insbesondere nach der EU-Osterweiterung – die Konkurrenz größer geworden, denn auch die ausländischen Frauen wissen, dass sie in Deutschland ganz legal anschaffen gehen dürfen. Zum anderen sind auch die Freier selbstbewusster geworden, nach dem Motto: "Wir machen nichts Verbotenes. Wenn Sex zur Ware wird, darf man auch verhandeln."

Welche Hürden gibt es heute im Vergleich zu früher, ein Bordell aufzumachen?
Keine. Es ist schwieriger, eine Pommes-Bude aufzumachen als ein Bordell. Es gibt keinerlei Auflagen oder Konzessionen.

Machen Bordellbesitzer dennoch gute Gewinne, wenn es so einfach ist, einer zu werden?
Ja, das Geschäft rechnet sich immer noch, denn in vielen Nachbarländern ist Prostitution verboten oder wird viel restriktiver gehandhabt als bei uns, also kommen die ausländischen Freier nach Deutschland.

Großbordelle wie in Deutschland gibt es nur in sehr wenigen Ländern. In einschlägigen Internetforen schreiben ausländische Freier sogar, dass die deutsche Bordell-Landschaft einzigartig ist und es sogenannte FKK-Clubs, in denen Prostituierte sich den Männern nackt anbieten, nur in Deutschland gibt.
Der Sextourismus nach Deutschland ist für die Bordellbetreiber natürlich eine erfreuliche Entwicklung. Im Übrigen ist es ja trotz des Prostitutionsgesetzes nicht so, dass jeder plötzlich ein Bordell eröffnen will. Auch wenn die Betreiber immer mehr wie seriöse Geschäftsmänner auftreten: Das Stigma ist geblieben.

Recherchierte zwei Jahre lang im Rotlichtmilieu: Tina Soliman.
Am Geschäft mit dem Sex verdient auch der Staat kräftig mit, oder?

Bordellbetreiber und Prostituierte zahlen zunächst einmal die normalen Steuern, wie jeder andere Bürger auch. Allerdings hat sich der Staat für das Kassieren der Einkommenssteuer bei den Prostituierten etwas Besonderes ausgedacht: das sogenannte Düsseldorfer Verfahren. Das ist eine Pauschalsteuer, die Prostituierte in den Bordellen und in den Wohnungen jeden Tag an das Finanzamt zahlen müssen.
Die Finanzämter können die Beträge relativ willkürlich festlegen, in manchen Städten zahlen die Frauen 15 Euro am Tag, in anderen 30. In den Bordellen sammelt der Betreiber das Geld von den Frauen ein und führt es – als eine Art Erfüllungsgehilfe – ans Finanzamt ab. Eigentlich ist der Betrag nur eine Vorauszahlung für die Einkommenssteuer, aber leider wird das vielen Prostituierten nicht einmal gesagt.
Hinzu kommen Steuern, die eigens für die Prostituierten "erfunden" wurden, wie zum Beispiel die Sex- beziehungsweise Vergnügungssteuer.

Auch klamme Kommunen möchten etwas vom Kuchen abhaben. Ist das reglementiert oder kann sich jede Stadt selbst eine bestimmte Steuer ausdenken?
Jeder kann sich ausdenken, was er will. In vielen Städten gibt es eine Vergnügungssteuer, die manche Stadtkämmerer auch lax Sexsteuer nennen. In Köln müssen die Prostituierten pro Arbeitstag sechs Euro zahlen. Auf dem Straßenstrich darf die Stadt sogar pfänden. In Stuttgart berechnet die Stadt für Wohnungen, in denen Prostitution stattfindet, pro Quadratmeter zehn Euro.

Wie viel bringen diese Einnahmen dem Staat und den Gemeinden?
Das ist eine Frage, auf die wir auch gern eine klare Antwort bekommen hätten. Im Rahmen unserer Recherche haben wir die Finanzministerien der Bundesländer angefragt, die eine große Bordelldichte haben, und um Auskunft über die Steuereinnahmen aus der Sexindustrie gebeten. Leider war die einhellige Antwort, man habe kein einheitliches Merkmal für Bordelle oder Prostitutionsstätten und daher keine Zahlen.
Merkwürdigerweise konnten einige Finanzministerien uns genaue Angaben über die Einkünfte aus dem Düsseldorfer Verfahren, also der Pauschalsteuer für Prostituierte geben, andere Finanzministerien wiederum nicht. Hessen zum Beispiel nahm 2011 rund zwei Millionen Euro über das Düsseldorfer Verfahren ein. Die Stadtkassen dagegen haben einen recht guten Überblick über ihre Einnahmen aus den Sondersteuern für Prostituierte: Stuttgart nimmt zum Beispiel rund eine Million Euro im Jahr durch die Vergnügungssteuer ein.
Das Thema Prostitution scheint den Beamten in den Behörden auch unangenehm zu sein. Das Finanzministerium in Nordrhein-Westfalen hatte zunächst ein Interview mit einem Steuerfahnder zugesagt, dann wurde es abgesagt. Auf mehrfache Nachfrage bekamen wir schließlich einen Interviewtermin mit dem Finanzpräsidenten, der einen Tag vorher wieder abgesagt wurde. Und das war nicht das einzige Erlebnis dieser Art.
Insgesamt kann man nur vermuten, dass die Steuereinnahmen aus der Prostitutionsbranche beträchtlich sind. Der Betreiber des Großbordells Pascha in Köln zahlt, wenn man das Düsseldorfer Verfahren und die Vergnügungssteuer mitrechnet, allein über zwei Millionen Euro im Jahr an das Finanzamt.
Wie viel in der Branche insgesamt umgesetzt wird, weiß auch niemand genau. Sämtliche Zahlen, die im Umlauf sind, sind veraltet oder ungeprüft. Ver.di schätzt, dass im deutschen Rotlicht-Gewerbe mit Prostitution jährlich rund 14,5 Milliarden Euro umgesetzt werden. Unklar ist, ob der gesamte Internet-Bereich (wie etwa Web-Cam-Prostitution) und die Porno-Industrie mit einberechnet wurden.

Wieso müssen eigentlich die Prostituierten Sondersteuern zahlen und nicht die, die die Ware Sex kaufen?
Eigentlich sollte der Freier die Vergnügungssteuer bezahlen, denn der hat ja das Vergnügen. Aber die Ämter scheuen sich, an den Kunden direkt heranzutreten. Also werden die Frauen aufgefordert, den Geldbetrag auf den Kunden abzuwälzen. Das ist allerdings unrealistisch, denn die Preise fallen und der Konkurrenzkampf ist groß.

Ist die sprudelnde Steuereinnahmequelle Prostitution nur ein unbeabsichtigtes "Nebenprodukt" der Liberalisierung?
Ein willkommener Nebeneffekt. "Geld stinkt nicht", wie einer unserer Finanzbeamten sagt.

Zur Zeit wird ja intensiv über eine schärfere Regulierung der Prostitution diskutiert, vor allem in den Medien. Wie stehen Sie dazu?
Das ist grundsätzlich zu begrüßen. Die mediale Debatte wird häufig jedoch – auch zur Zeit – allein auf der moralischen Ebene geführt, zudem werden verschiedene Themenbereiche vermischt. Prostitution ist nicht mit Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung gleichzusetzen (hier greift das Strafgesetzbuch), auch wenn es Gründe gibt zu hinterfragen, ob dieser Beruf überhaupt freiwillig ausgeübt werden kann. Dass es Frauen gibt, die sich freiwillig prostituieren, ist Fakt, wie wir in den zwei Jahren Milieurecherche feststellen konnten. Deshalb haben wir in unserem Film die Menschen zu Wort kommen lassen, die es wirklich betrifft und weniger aus den Beratungsstellen referiert.

In der Dokumentation sprechen Prostituierte, Zuhälter und sogar Freier offen vor der Kamera. Wie sind Sie an Ihren Film herangegangen?
Am Anfang der Recherche wussten wir natürlich noch nicht, was uns beim Dreh im Rotlichtviertel erwartet. Vor unserem Panorama-Beitrag von 2011 ("Der größte Puff Europas"), der massiv die öffentliche Diskussion über das Prostitutionsgesetz angestoßen hatte, gab es auch nur sehr wenige Filmbeiträge über die Folgen des Prostitutionsgesetzes. Häufig sah man in den Filmen über Prostitution leere Clubs und anonymisierte Prostituierte. So einen Film wollten wir bewusst nicht machen. Deshalb haben wir uns Zeit genommen, sind monatelang erst einmal ohne Kamera in die Bordelle und die einschlägigen Viertel gegangen, haben mit den Frauen, den Freiern, den Bordellbetreibern und Zuhältern gesprochen. Es war auch für unsere Interviewpartner wichtig zu sehen, mit wem sie es zu tun haben – und für uns war es wichtig, unsere Protagonisten in unterschiedlichen Situationen zu sprechen und zu beobachten. Der Kontakt wird von beiden Seiten auch weiterhin gehalten. Wir bleiben also dran.

www.daserste.de/information/reportage-d ... 0-174.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
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friederike
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Re: Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von friederike »

Scheint ja eine halbwegs sachgerechte Berichterstattung zu werden, wesentlich besser jedenfalls als die Titelgeschichte im SPIEGEL.         

 Bild
Prostitution ist nicht mit Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung gleichzusetzen (hier greift das Strafgesetzbuch), Dass es Frauen gibt, die sich freiwillig prostituieren, ist Fakt, wie wir in den zwei Jahren Milieurecherche feststellen konnten.
Das sind ja wirklich sensationelle Erkenntnisse ... Aber es ist eben gut, das endlich einmal in der offiziösen Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu erfahren.

Aber dann kommen doch immer wieder Merkwürdigkeiten auf:
auch wenn es Gründe gibt zu hinterfragen, ob dieser Beruf überhaupt freiwillig ausgeübt werden kann.
Echt? Wieso nicht? Keine Begründung, nur eine kleine Stinkbombe ....
Außerdem könnte Bettina nun ihren Lohn einklagen. Das tun allerdings die wenigsten.
Ehrlich? Man muss sich einmal fragen, welcher Anteil der ganz normalen Geschäfte im Alltag vor Gericht landet, natürlich ein winzigster Prozentsatz, sonst würden die Gerichte ja völlig zusammenbrechen. Dass der weitaus überwiegende Anteil der Transaktionen in der Prostitution einvernehmlich und glatt abläuft, dass Huren ganz wie jeder andere Geschäftsmann und jede andere Geschäftsfrau auch darauf achten, nicht ihrem Geld hinterherlaufen zu müssen - das kommt den netten Damen vom ARD nicht in den Sinn.
Das nutzen auch die ausländischen Freier, die hier ihren Bordell-Urlaub verbringen, etwa eine Sechs-Tage-Puff-Tour durch Deutschland – mit freundlicher Genehmigung der Bundesrepublik.
Steil, nicht wahr? Der gute alte Obrigkeitsstaat steckt so richtig in der DNA. Der Staat sollte erst einmal alles verbieten, dann kann man ja sehen, was noch erlaubt werden kann ...

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Beitrag von ehemaliger_User »

dass die Preise nach der kompletten Legalisierung massiv gefallen sind
Das ist in dem Artikel nicht korrekt dargestellt. Der Preisverfall setzte mit dem Fall der Grenze ein, und nicht erst 2002.

Vielleicht lässt sich auch noch ein Zusammenhang zwischen ProstG und Niedriglöhnen in der "normalen" Wirtschaft herstellen?

Es gab auch schon vor 2002 FKK-Clubs mit 100 Frauen am Wochenende. Und Flatrate-Veranstaltungen, als Partykreis "getarnt".
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CyberFrog
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ARD 22:45 Uhr: Sex - Made in Germany

Beitrag von CyberFrog »

Heute abend um 22:45 Uhr kommt eine Doku auf der ARD mit dem Titel Sex - Made in Germany. Die Autorinnen haben sich lt. Programminfo zwei Jahre lang im Gewerbe recherchiert. TV-Spielfilm bezeichnet die Doku als "geschönt". Bin gespannt.

LG
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Tilopa
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RE: Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von Tilopa »

Hier noch ein Beitrag des "Tagesspiegel" dazu:
http://www.tagesspiegel.de/medien/sex-d ... 22594.html

CyberFrog
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Beitrag von CyberFrog »

Man könnte tatsächlich einen Zusammenhang herstellen. Sieht man sich den "Fachkräftemangel" an, so sind doch irgendwie Parallelen zu erkennen. Dies ist so gewollt. Gas-Gerd hatte damals sich in etwa so ausgedrückt: "Wir werden Deutschland zu einem Dumping-Lohn-Land für die Wirtschaft in Europa machen". Die Branche ist da zweitrangig. Wie schon ehemaliger_User erwähnt hat, lässt sich der Trend zu Dumping-Preisen und Dumping-Löhnen in allen Branchen seit dem Fall der Grenzen erkennen.

Martin*
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Beitrag von Martin* »

Dazu hier ein Beitrag aus der "taz" von heute "Fucking Germany":

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/arti ... de0cf67798

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Beitrag von ehemaliger_User »

Die "Stuttgarter Zeitung" schreibt heute:

ARD-Fernsehdokumentation
Sextouristen reisen nach Stuttgart
Viola Volland, 09.06.2013 14:03 Uhr

Stuttgart - Die blonde Nathalie ist ganz das liebe Mädchen. In Jeans und rotem Pullover sitzt sie auf einem Hotelbett, lächelt auf scheue und doch kokette Art in die Kamera und erzählt, wie das ist, sich selbst im Internet zu versteigern. Dass sie gerne küsse und schmuse, und dass "alles, was in die SM-Schiene geht" für sie "schon tabu" sei. Nathalie bietet sich unter dem Pseudonym "Elfenversuchung" stundenweise auf der Stuttgarter Onlineauktionsplattform Gesext.de feil. Sie prostituiert sich, auch wenn sie das so nicht sagen würde.

Ganz anders Bettina, die selbstbewusste Hure aus dem Club Paradise bei der Stuttgarter Messe, dem "größten Puff Europas": Stolz erzählt diese, dass sogar Männer aus den USA einfliegen würden, um das Paradise zu besuchen. Deutschland – ein Land für Sextouristen? Dass das nicht nur Gerede ist, zeigen Tina Soliman und Sonia Kennebeck in ihrer Dokumentation "Sex - Made in Germany" mit dem Untertitel "Prostitution und Profiteure" eindrücklich. Ein amerikanischer Kameramann ist für sie sogar verdeckt bei einer Sexreise mitgeflogen.

Besonders häufig in Stuttgart gefilmt

Zwei Jahre lang haben die Journalistinnen für den 45-Minüter im florierenden Sexgewerbe recherchiert. Sie haben mit Prostituierten, Bordellbesitzern, Zuhältern, Freiern, Pornodarstellern und Finanzbeamten gesprochen. Die These: Auch in der Prostitution habe Deutschland die Spitzenposition in Europa inne. Und gerade in Stuttgart, so wirkt es, profitieren besonders viele von einem der liberalsten Prostitutionsgesetze der Welt. Gedreht haben Tina Soliman und Sonia Kennebeck deutschlandweit, doch in Stuttgart und Umgebung waren sie am häufigsten.

Gleich der Auftakt führt in den FKK-Club Paradise in Echterdingen: Kaum bekleidete Frauen und Männer, die nur Handtücher um die Hüften geschlungen haben, sind zu sehen, sie scheint es nicht zu irritieren, dass eine Kamera sie filmt. "Wir haben versucht, nicht zu stören", erzählt Tina Soliman am Telefon. Bordellchef Jürgen Rudloff hat das Filmteam sogar in sein Stuttgarter Privathaus gelassen - er kannte die Journalistinnen von einem vorherigen Projekt für das Magazin "Panorama". Sogar seine Kinder sitzen mit am Tisch.

Auch den Geschäftsführer der Internetauktionsplattform von Gesext.de, Herbert Krauleidis, haben Soliman und Kennebeck getroffen. Die Plattform hat schon für Schlagzeilen gesorgt, weil dort junge Frauen ihre Jungfräulichkeit versteigern. "Was in Deutschland erlaubt ist, lassen wir zu", sagt Krauleidis in der Dokumentation.

"Wie Müll" behandelt

Tina Soliman hätte nicht gedacht, dass sie das Thema Prostitution derart häufig nach Stuttgart führen würde. "Dass es gerade in Baden-Württemberg so fidel zugeht, da waren wir schon erstaunt." Die Szenen, die sie im Leonhardsviertel gefilmt haben, schafften es zwar nicht in die Dokumentation, aber dafür das Cannstatter Volksfest: Rudloffs Damen machen dort unter anderem in der Loge des Hofbräu-Zelts Werbung für den Paradise-Club - und Festwirt Hans-Peter Grandl feiert ausgelassen mit. Die Bilder werden ihn nicht erfreuen.

Eine ehemalige Prostituierte aus dem geschlossenen Pussy-Club in Fellbach haben Soliman und Kennebeck zudem in Rumänien besucht, wo Prostitution verboten ist. "Wie Müll" sei sie in Deutschland behandelt worden, berichtet die Rumänin, sie habe keinen Kunden in dem Flatrate-Bordell ablehnen dürfen, teils zwei Stunden geschlafen.

Auch den Leiter der Stuttgarter Stadtkämmerei, Volker Schaible, haben die Journalistinnen interviewt: Schließlich nimmt die Stadt über die Vergnügungssteuer jedes Jahr Millionen ein. Der Staat sei einer der Profiteure der Prostitution, stellt Tina Soliman klar. "Viel Herzblut" stecke in der Dokumentation, sagt sie. Mit einigen der Frauen seien sie seit Jahren im Kontakt und dieser werde nicht abreißen. Eine Escort-Lady zum Beispiel, die in der Dokumentation gar nicht auftaucht, rufe sie manchmal nachts an, um zu plaudern.

Sie werde dran bleiben an dem Thema, sagt Soliman. Das Prostitutionsgesetz müsse nachgebessert werden. Ihr nächstes Projekt allerdings dreht sich um etwas anderes - die Frage, ob Geld glücklich macht.

Legalisierung
Am 1. Januar 2002 ist das Pros­titutionsgesetz in Kraft getreten. Seither ist Prostitution in Deutschland legal: Prostituierte können sich regulär kranken- und rentenversichern. Auch das Betreiben von Bordellen wird nicht mehr unter Strafe gestellt. Kritiker bemängeln, dass das Gesetz die Situation der Prostituierten nicht verbessert, sondern noch verschlimmert habe - zum Beispiel durch das Aufkommen der Flatrate-Bordelle.

Programm
"Sex – Made in Germany. Prostitution und ihre Profiteure" läuft am Montag, 10.Juni, um 22.45 Uhr in der ARD - am festen Sendeplatz für Dokumentationen im Ersten.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 388a7.html
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Marc of Frankfurt
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Glaubenskrieger gegen Sexwork vermute ich

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Da werden wir wieder in den sozialen Netzen aktiv in die Diskussionen eingreifen müssen, damit sich die negativen Äußerungen dort nicht aufschaukeln oder verfestigen.


https://www.facebook.com/DasErste
https://www.facebook.com/ARD
...

Twitter
www.twitter.com/DasErste ...
www.twitter.com/SEXWORKER_AT (derzeit nicht aktiv leider)
...


Email/Brief an den Sender
- Adressen http://www.daserste.de/information/repo ... index.html
- Musterbriefe http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 292#130292


Die Info zur einseitigen Studie Cho/Dreher/Neumayer hat im Juraforum noch keinen einzigen Kommentar bekommen. Ob da zensiert wird?
http://www.juraforum.de/wissenschaft/pr ... del-440542
So könnte man kommentieren:
http://blogs.lse.ac.uk/politicsandpolic ... ent-249907



[hr]



Zu dem Tagesspiegelartikel im einzelnen:

Sex-Doku in der ARD
Einigkeit und Recht und Freier
Von Nikolaus von Festenberg
10.6.2013 www.tagesspiegel.de/medien/sex-doku-in- ... 22594.html

Jetzt schreibt auch der Adel gegen Sexwork *LOL*



> "die mit dem Thema seit Jahren vertrauten Doku-Autorinnen Tina Soliman und Sonia Kennebeck"

Wer weiß was sie vorher zur Prostitution verfasst haben? Angeblich sollen sie seit 2 Jahren das Thema beackern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tina_Soliman

Beide kommen vom NDR, der schon bei der Panorama-Sendung zur Studie von Cho/Dreher/Neumayer so negativ aufgefallen war:
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 62&start=5

> "das älteste Gewerbe der Welt das kälteste geblieben ist"

> "Körperverkäuferinnen", "Liebesverkäuferinnen", "Wanderarbeiter auf den Frischfleischrouten"
> "Kleinunternehmerinnen" mir nur aus dem Steuerrecht geläufig.
> "Puffiers".
  • > "Das Ganze erinnert an die Abschaffung der Leibeigenschaft, die befreite Bauern in die Arme der Industrie trieb."

    Den Satz find ich richtig gut und teilweise auch richtig.
    Ökonomie & Sexarbeit:
    www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2288

    Was jetzt kommen muß ist, dass für Sexworker nachgeholt wird, was die Arbeiterbewegung errungen hat zur Bezähmung des Kapitalismus bis eine 'soziale Marktwirtschaft' entstehen konnte.

    Was wir aber derzeit beobachten ist, dass die prekären Arbeitsformen von Sexworker-Wanderarbeiter-Alleinselbständigen sich auf die allgemeine Arbeitswelt immer mehr ausbreiten (Kürzlich bei Daimler Benz dokumentiert direkt in der Nähe vom Cannstätter Was’n. 1/4 aller Jobs sind mittlerweile so prekär organisiert und alles begann nachdem die Hartz IV-Reformen der Agenda 2010 eine libertaristische Wirkung (Lehrvideo Karl Pitz, Frankfurt) entfalten konnte.
> "Dankenswerterweise wiederholen Soliman und Kennebeck keine bekannten Schicksalsgeschichten von ausgebeuteten Rumäninnen, sondern beobachten mit unterkühltem Zorn, was an der deutschen Lustfront durch blinde Philanthropie eingetreten ist: eine durch keine Skrupel gehemmte Überführung von Erotik in die Geld- und Warenwelt."

> "Eine grundspießige, fantasietötende Sittenrevolution, die den Trieb industrialisiert und eine der größten Abwehrleistung der abendländischen Geschichte zunichte machen will: dass Liebe so wenig wie der Glaube zu kaufen ist."

Das ist metaphysischer Dualismus pur, die Spaltung des Menschen in Kopf und Unterleib. In Seele und Trieb, in Geist und Materie. Es ist ein gutes Denkkonzept, aber gefährlich, wenn dann Moralvorschriften oder gar Gesetze daraus abgeleitet werden. Dann wird es Totalitarismus und ist Demagogie.

Die Weltfinanzkrise 2007/8, die immer noch anhält und nicht gelöst ist, zwingt dazu nach einem neuen Werte-Fundament zu suchen. Der Kampf gegen Prostitution scheint da ein geeignetes Schlachtfeld zu bieten, wohin "die Sünde" stellvertretend projiziert werden kann.

> "ob die mietenden Liebesverkäuferinnen von Zuhältern gemartert werden"

> "ob sie gesund sind, der einst im Bordell obligatorische „Bockschein“ ist abgeschafft." "Soliman und Kennebeck fordern die Wiedereinführung der Gesundheitskontrolle"

> "auf dem Cannstätter Was’n zusammen mit ihren Mieterinnen Reklamekärtchen verteilen und von künftigen Börsengängen munkeln"

> "Ein neuehrenhaftes Gewerbe, dessen Vertreter Rudloff, ein alleinerziehender Vater, seine Kinder in die Walldorff-Schule schickt und fassungslos auf die Frage reagiert, wie er es fände, wenn seine Töchter eine Prostituiertenkarriere einschlügen."

Das hatte ihm Alice Schwarzer entlockt (Sieg für sie, die so genau weiß wie Sexworker fühlen). Es wird ihm ewig anhängen. www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=112039#112039 Da wäre mal professionelle Krisenkommunikation notwendig.

Hier formulieren die indischen Sexworker, was man kluges antworten kann:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=80943#80943

> "Städte und Gemeinden verdienen mit - über die Steuer", "Wie fliegende Händler werden sie von geldgierigen Kommunen auf entwürdigende Weise besteuert."

Der Staat als Zuhälter. Das wissen wir Huren doch schon immer. Aber das Geld, das Finanzamt, schaut nicht nach der Moral! Ob die Sittenwächter da mal ansetzen sollten? Drogenverkäufer und Bettler werden -theoretisch zumindest- auch besteuert. Und den Zuhälter kann man von der Steuer absetzen urteilte das Finanzgericht erst neulich ...

> "Berlin, einem Bordellschwergewicht"

Ist das so? Nur weil es kein Sperrgebiet gibt aber dafür das Rotlicht nicht so geballt ins Auge drängt. Aber schließlich ist es die Hauptstadt der größten Volkswirtschaft der EU mit der mächtigsten Frau der Welt.

Man merkt, diese Artikel sind genau entlang der Agenda der konservativen Gesetzesmacher geschrieben. Es werden immer mehr, junge und bessere Autorinnen aufgeboten, um die Front zu verstärken. Dabei hat sich das Sexbiz, der Trieb seinen Weg wie ein Fließgewässer gebahnt.

> "Entjungferungsangebote: 10 000 Euro auf die Hand einer 19-Jährigen"

Mizurage auch so ein Dauerbrenner-Thema www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=52467#52467

> "Einigkeit und Recht und Freier"

nett ;-)

> "es sammelt sich aber im Land der Widerstand gegen den kommerziellen Ausverkauf der Gottesgabe Erotik."

Hier wird ein heiliger Krieg vorbereitet.

Wenn man sich anschaut, wie die konservative Rechte z.B. in Frankreich aufgeputscht ist im Kampf gegen die Homo-Ehe (Millionenproteste, Guerilla Aktionen bei Sportevents, Selbsterschießung) müssen wir noch auf einiges gefasst sein.

Hier ein Appell der Schwulenbewegung gegen die Homo-Feindlichkeit www.der-appell.de
(Waldschlößchen ist das Bildungszentrum/Think-Tank der Schwulenbewegung bei Göttingen www.waldschloesschen.org für das ich viel Vernetzungsarbeit geleistet habe). Es gibt ferner die Kampagne "Fundamentalisten und Homohasser raus aus öffentlich-rechtlichen Medien".

> "alle wissen, dass Prostitution keine dauerhafte Perspektive im Leben sein kann." (Dieses Finanzchart bestätigt das vordergründig, aber siehe meine Anal-yse zu den tieferen Ursachen.) "seelischen und körperlichen Zerstörung durch sich selbst"

Das ist sowohl eine strukturelle Prostitutionsfalle www.sexworker.at/exit , als auch eine der Kernursachen, warum Prostitution bekämpft wird! Statt uns Rechte und Ausbildung und soziale Infrastruktur zur Absicherung zu geben, fällt es der Gesellschaft scheinbar leichter, d.h. es fällt ihr nichts besseres ein, als alles zu verbieten was so schwer bis gar nicht zu regulieren ist (Sexualitätskontrolle - sexual politics [Kate Millett 1969]).

Warum Sexarbeit so oft scheitert liegt aber nicht am Sex gegen Geld selbst, wie hier unterstellt wird. Auch nicht allein daran, dass es eine zeitlich auf Jugendlichkeit oder gewisse Jahre meistens begrenzte Tätigkeit ist so wie Hochleistungssport und viele andere Berufstätigkeiten auch. Warum Sexwork so oft scheitert hängt ganz zentral mit der Ausgrenzung und strukturellen Schwächung der Sexworker zusammen. Sexworker haben eben nicht so ein institutionalisiertes Unterstützernetzwerk wie Priester oder Sozialarbeiter und alle die priviligierten Berufe (Stichworte: Freiberuflichkeit, Betriebliche Mitbestimmung, Arbeitsschutz, Gewerkschaftsvertretung, Tarifverträge...). Sexworker bekommen ja noch nichtmal ein Konto...

Neueres zu Markt und Moral vom Bonner Verhaltens-Ökonom Armin Falk:
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 370#132370

Für die ausgegrenzte Sexualität und Prostitution gilt: alles ist verboten was nicht erlaubt ist.
Für die gesellschaftliche, normsetzende Mitte gilt: alles ist erlaubt was nicht verboten ist.
Diese Norm-Umkehr, das ist der Kern von Stigmatisierung und Ausgrenzung!


Konservatismus hingegen zeichnet sich aus per Definition als Liebe zum Dauerhaften und Bewährten (conservare lat.: erhalten). Und da stehen die sog. Familienwerte, Eigentumsordnung und Institutionen wie Kirche ganz oben. Das schließt auch die Finanzplanerisch-Zeitbewußte-Ökonomie ein, die sich von nur Tauschgeschäft der Sexworker im Hier-Und-Jetzt doch fundamental unterscheidet!!! Haben nich die Skandale in den Kirchen und staatlichen Institutionen (Weltfinanzordnung) in der jüngsten Vergangenheit zeigen können, dass so einfach geteilt in gut und böse eine Werteordnung nicht mehr haltbar ist?

Was wir gerade erleben ist ein heftig aufbrechender Kulturkampf, der mit dem wegbrechenden Wirtschaftswachstum einhergeht.
- Es sind einerseits schwere Geburtswehen der Suche nach echten Werten, die aber gerade dabei ist zu entarten in eine Hexenjagd.
- Es sind andererseits Abwehrgefechte, mit denen die Mittelschicht versucht ihre gesellschaftliche Stellung zu halten, weil auch sie bedohrt ist von Strukturwandel und Globalisierung zermalmt zu werden. Von Konzernen die kaum Steuern zahlen, ihre Finanzmacht in Steueroasen verstecken, Arbeiten automatisieren oder ins Billiglohnland verlagern und gesellschaftliche Verantwortung mit Sub-Unternehmer-Ketten abspalten.
  • Wir müssen vorsichtig und uns gleichzeitig bewußt sein: die großen Umwälzungen in die Moderne, die durch die Industrialisierung enstanden ist, wurde erst möglich durch die Nutzbarmachung der (begrenzten und nun zur Neige gehenden) fossilen Rohstoffe (1 Ltr Öl bedeutet die Arbeitsleistung von sehr sehr vielen Sklaven:
    1 Barrel Öl = 159 ltr = 70 $ = 50 Euro = 12 Mannjahre = 25.000 Arbeitstunden !!!). Bei diesen Umwälzungen sind zwei Mega-Entartungen in den Geschichtsbüchern dokumentiert. Das sind die ersten als soche benannten 2 Weltkriege und damit einhergehend die sie tragenden Diktaturen, Militärisch-Industriellen-Komplexe und die von ihnen organisierten Massenvernichtungen (KZ, Atombombe) !!! Und das alles nur, weil die neuen Energieformen so einen entfesselten Wandel inklusive der Bevölkerungsexplosion entfacht hatten. Das angebliche Problem der Prostitution ist dabei eine lächerliche Randerscheinung und nicht wirklich das moralische Kern-Problem!
> "Soliman und Kennebeck fordern [...] die Möglichkeit der Frauen, Peiniger über Beraterorganisationen bei der Polizei anzeigen zu können, ohne Angst vor Rache zu haben"

Das ist sicher ein Punkt den wir mittragen. Wer kann das genauer rechtlich kommentieren, wo es anonyme Anzeige gibt bzw. woran es dann scheitert?

> "schärfere Überprüfung bei der Gewerbezulassung für Bordellbetreiber. Am letzten Punkt besonders arbeitet die Regierung."

Nur Merkwürdig, dass die Regierung diese Regulierung verpackt unter dem Etikett 'Bekämpfung von Menschenhandel' www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132295#132295 Wo dann kaum was zugunsten von Opfern dabei ist.


[hr]



Süddeutsche

ARD-Dokumentation "Sex - Made in Germany" Die große Puff-Lüge
Von Joachim Käppner
10. Juni 2013 13:21
www.sueddeutsche.de/medien/ard-dokument ... -1.1692379

> "törichte Begriffe wie "Sexarbeiterinnen" erfanden"

Das ist eine offene Beleidigung aller Sexworker.

> "Die Frau wird zur Ressource, die so effizient wie möglich genutzt wird. Außerhalb dieses Tauschgeschäftes aber verliert sie jeden Wert."

Das ist die Wirkung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Und das ist die Wirkung des Patriarchats, was dem Patriarchen, hier Freier, Macht gibt und der Frau, hier Sexworker, Macht und den Wert nimmt.

> "30.000 Besucher im Monat kommen ins Kölner Großbordell "Pascha"." "mehr als die Hälfte der Prostituierten eines Kölner Großbordells stammen aus Rumänien und Bulgarien" "Der Besitzer, wieder ganz der Marketingmann, sagt in die Kamera: 'Diese Frauen sind halt engagierter, weil sie neu in dem Gewerbe sind. Sie sind belastbarer, sag ich mal so.' "

Wie die Migrationsgesetze, die Wohlstandsunterschiede, die nicht geregelte 'Betriebliche Mitbestimmung' der Sexworker aussieht wird höchstwahrscheinlich nicht diskutiert.

> "zeigt einige Freier mit versteckter Kamera bei der Fleischbeschau in einem großen Bordell, und man muss nicht übertrieben moralisch sein, um sich in Dantes Inferno versetzt zu fühlen."

> "Der "Pressesprecher" eines Bordells lamentiert über staatliche Reglementierung, obwohl die Reglementierungen doch fast zur Gänze entfallen sind."

Dieser offenkundige Widerspruch zeigt, dass man viel genauer hinschauen muß und bilanzieren muß.

> "auch nach Rumänien gefahren, wo viele dieser Frauen herkommen; und was sie dort erfahren haben, lässt das Gerede vom freien und freiwilligen Markt schnell als das erscheinen, was es ist: eine Lüge."

Der Markt ist mehr ein Versprechen als eine Garantie. Aber das sollte Allgemeingut sein.

> Eine Rumänin namens Sorana schildert, wie sie von Zuhältern nach Deutschland gelockt wurde. Sie hat gewusst, dass sie nicht als Kindermädchen arbeitet, dass es um Sex ging. Sie hat nicht gewusst, dass sie in einem Flatratebordell wie eine Sklavin bis zu 40 Freiern an Tag zu Willen sein musste: "Manchmal gab es in der Nacht nur zwei, drei Stunden Schlaf. Ich durfte keinen Kunden ablehnen. Es war schlimm."

Ca. 600 Opfer pro Jahr in Deutschland bei 100.000-400.000 Sexworkern www.bit.ly/bkazahlen

> "Sie würden "behandelt wie Müll": Viele dieser Frauen, so Tina Soliman, "wurden verschleppt, emotional manipuliert, zur Prostitution in Deutschland gezwungen". Das ist natürlich noch immer illegal, nur sieht sich der Bordellbetreiber keineswegs in der Pflicht: "Nicht meine Aufgabe", sagt einer, solange die Papiere stimmen. Er habe so viele Frauen beschäftigt, wie solle er jedesmal den Hintergrund checken? Dafür sei der Staat zuständig."

In der Sexarbeit herrscht Manchester-Kapitalismus ohne Arbeiter-Schutz.

> Auf die Frage, warum man nicht den Freier besteuere, sagt der Mann von der Stuttgarter Stadtkämmerei: "Ja, den kennen wir ja ned, den Freier."

Das ist doch mal eine klasse Idee die eine geänderte Denkweise ermöglicht, nämlich für die einzigartige Sexdienstleistungen auch besondere aber nichtdiskriminierende Besteuerung zu entwicklen.

> All das schildern die Autorinnen dieses großartigen Films ohne Pathos, sogar ohne Anklage. Sie verurteilen niemanden, halten keine Moralpredigten aus dem Off. Sie schildern nur, wie es ist.

Na schaun wir mal. Wertung kann man auch erzeugen duch Auswahl und Weglassen erzeugen.





Was wir brauchen sind weiterhin mehr Zeugnisse, warum Sexarbeit gut und heilsam ist www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3819 SW-only. Wie Sexwork nachhaltig und sicher ausgeübt werden kann: Sicherheitstipps. Das Sexworker Forum und Flagge-Zeigen von Sexwork-Deutschland sind da eine gute Basis, die Potential hat ausgebaut zu werden.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 10.06.2013, 15:36, insgesamt 4-mal geändert.

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RE: Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von Tilopa »

Die "Süddeutsche" nimmt die Sendung zum Anlass, die "Legalisierung" für gescheitert zu erklären.

Die große Puff-Lüge

"Aus Japan, den USA und Arabien reisen Männer mittlerweile nach Deutschland, ins Bordell Europas. Wie schlimm es um die Sexindustrie hierzulande tatsächlich steht, beleuchtet ein großartiger Film im Ersten. Ohne Pathos und ohne Anklage zeigt er eine Welt, die sich eine Gesellschaft nicht wünschen kann."
http://www.sueddeutsche.de/medien/ard-d ... -1.1692379

Von besonderer Unkenntnis zeugen Sätze wie "Wenn die Prostituierte Pech hat, und die Versteigerung mangels Nachfrage mal nicht gut läuft, darf sie eine Nacht mit zwei Kerlen verbringen, die ihr dann drei Euro zahlen."
Zuletzt geändert von Tilopa am 10.06.2013, 14:44, insgesamt 1-mal geändert.

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RE: Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von annainga »

die vorankündigung gefällt mir gut.
sie enthält einige aussagen, die zeigen, dass sie die macher der story tatsächlich damit auseinander gesetzt haben.
"Die Story" ist eine der wenigen sendungen, die ich mir gern ansehe. sie sind in der mediathek der ARD dauerhaft abzurufen. also wer heute abend um halb 23 uhr keine zeit hat, kann das später nachholen.
ich bin auf die sendung gespannt und optimistisch gestimmt.

lieben gruß, annainga

ps: das konzept dieser sendung hat schon einige medienpreise bekommen und ist bekannt für gute recherche.

http://www.wdr.de/tv/diestory//preise/i ... BFEC623E93

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Stichpunkte (ohne Gewähr)

Beitrag von lemon »

Einige Stichpunkte, die ich beim Gucken gemacht habe (keine Gewähr für wortgenaue Mitschrift) *SPOILER ALERT*

Die Zahlen, die der Bericht nennt: 400.000 Sexarbeiterinnen in Deutschland; 65% aus dem Ausland, die meisten aus Osteuropa; 1,2 Millionen Kunden pro Tag (Bericht)

"Der vermeintliche Liebesakt verkommt zum Kaufgegenstand." (Bericht)

"Gewissenlose Geschäfte mit Menschen" (Bericht)

"Für solche Männer muss es immer etwas Neues sein. Frischfleisch, wie sie es nennen." (Bericht)

Bei Flatrate-Bordellen "hat man nicht das Gefühl man wird ausgenutzt" (Markus, Kunde)

Man hat pro Nacht "maximal 10 Gäste im Zimmer" ; "mehr als 10 mache ich sowieso nicht" (Klaudia, Sexarbeiterin)

"Rumäninnen haben bis zu 20 Freier pro Nacht" (Bericht)

In einem (bestimmten) Flatrate-Puff haben Frauen "bis zu 40 Freier pro Schicht", "nur aus hygienischen Gründen wurde es geschlossen" (Bericht)

"Julia verdient in einer Schicht soviel wie in Rumänien in einem Monat" (Bericht)

Ausgerechnet in Deutschland „behandeln sie uns wie Müll“ (Sorana, ausgestiegene Sexarbeiterin aus Rumänien)

Eine transsexuelle Sexarbeiterin nannte der Bericht „halb Mann, halb Frau“ (Bericht)

Über das Finanzamt: "das Amt verdient mit ohne sich die Finger schmutzig zu machen" (Bericht)

„Es wird nie erwähnt, dass der Staat ordentlich mitverdient“ (Rudloff, Paradise-Betreiber)

"Prostituierte bedienen die Mitte der Gesellschaft – aber gehören nicht dazu." (Bericht)

"Die Frau wird zur Ressource, die so effektiv wie möglich genutzt wird." (Bericht)

"Billiger Zeitvertreib für Männer, lukrativ für Finanzämter" (Bericht)

...und der Witz zum Schluss: Prostitution sei in Deutschland "grenzenlos" und "unkontrolliert" (Bericht)

Nochmals der Hinweis: diese Stichpunkte sind u.U. nicht haargenau wortgetreu. Ich wollte aber denen, die den Film (noch) nicht gesehen haben, einen ersten Eindruck vermitteln.
Always forgive your enemies; nothing annoys them so much. - Oscar Wilde

Bild

http://researchprojectgermany.wordpress.com

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RE: Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von Melanie_NRW »

Klingt ja "super" :(

ich tue es mir jetzt mal an... konnte es "live" nicht gucken

hier der link zur mediathek:
http://www.ardmediathek.de/das-erste/re ... d=15130718

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RE: Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von Snickerman »

Ich habs mir nicht angetan, der Videotext hat mir schon gereicht.
Sex-Touristen aus der ganzen Welt reisen nach Deutschland, weil es da so billig ist? Häh?
Bin ich ins Koma gefallen und hab 20 Jahre verschlafen?
Sowas höre ich jetzt zum allerersten Mal und halte es für größtenteils frei erfunden!
Wenn das schon eine ausgewogene Reportage sein soll... na dann Gute Nacht!
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

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Beitrag von CyberFrog »

Ich fand den Bericht relativ einseitig, da dort in der Hauptsache die "Mega-Etablissments" a la "Pascha Köln" und "Flatrate"-/Pauschalclubs betrachtet wurden. Leider wurde über die Probleme und Meinungen der SW (wie z.B. in den kleineren Arbeitsstätten, Appartments usw.) nicht genug berichtet, auch viele Probleme die hier im Forum diskutiert werden, tauchten nicht auf.

Das fand ich persönlich etwas schade und bringt ein etwas reisserisches und einseitiges Bild herüber. Der grundsätzliche Tenor der Sendung war im Grunde, dass die Legalisierung als Ursache für alles Negative herhalten muss. Die Gesellschaft und Politik wurden m.M. nach ausgeblendet. Positiv an der Doku empfand ich, dass der Fiskus (Finanzamt) sein Fett wegbekommen hat.

Meiner Meinung nach wurde das Thema nicht umfangreich und objektiv beleuchtet, angeblich hatten die Journalistinnen zwei Jahre an der Doku gearbeitet.

LG
Jürgen

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Beitrag von ehemaliger_User »

Snickerman - es gibt sie, diese Reiseveranstalter.

Meiner Meinung nach hat der Film deutlich gemacht, wer die eigentlichen Ausbeuter sind.

Leider wird dies so dargestellt, als ob das ProstG die Ursache sei. In vielen anderen Wirtschaftsbereichen herrschen ähnliche Verhältnisse - und da kümmerts auch keinen.
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Beitrag von Snickerman »

Okay... dann ist das an mir nur komplett vorbeigegangen, ehemaliger_User.
Gestern wurde berichtet, dass sich die Rockerclubs jetzt auch an den billigen Arbeitskräften in der Fleischindustrie bereichern.
Dieselben Ursachen, billig muss es sein und die Renditen müssen stimmen, Menschenschicksale sind egal.
Und die Regierung macht uns zum Billiglohnland, über dass sich die europäischen Nachbarn schon beschweren.
So ist der Kriminalität Tür und Tor geöffnet- dabei sind es eher die Verhältnisse, die kriminell sind.
Und seit wann haben wir etwas gegen zahlungskräftige Touristen? Sollen doch froh sein, wenn wegen der repressiven Sexworkerfeindlichen Politik
z.B. der USA oder einiger skandinavischen Länder die Männer ihr Geld hier ausgeben!
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

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Beitrag von Kasharius »

@all

wie fandet Ihr denn in dem Fernsehbeitrag der ARD den Auftritt des Betreibers vom PARADISE in Stuttgart Herrn Rodloff und seines Pressesprechers Herrn Beretin, der ja auch schon mal für RTL 2 als Bordelltester unterwegs gewesen ist?

Kasharius grüßt fragend

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RE: Die Story im Ersten Sex - Made in Germany Prostitutition

Beitrag von annainga »

der ton in der sendung, also eher der unterton, die ausschnitte, die stimmung, die die sendung bei mir erzeugt war schlimm.
einerseits war die sendung nicht richtig prostitutionsfeindlich, aber auch nicht prostitutionsfreundlich, aber auch auf keinen fall objektiv.

die begriffe und aussagen waren so ausgewählt, dass bei mir das gefühl zurückblieb, sexarbeit ist eine eiskalte, ausbeutende tätigkeit.
leider muss ich dazu sagen, dass ich sie so auch im bordell erlebt habe.
wobei es nicht die arbeit an sich ist, sondern die umstände unter denen sie ausgeübt wird. das war mir klar, deshalb arbeite ich inzwischen selbstständig und würde sagen, sexarbeit kann eine sehr warme, lukrative, zufriedenstellende arbeit sein.

den herrn rudloff habe ich als sehr passend für dieses bild empfunden. seine aussagen wirkten kaltschnäuzig und skrupellos. seine einstellung, dass seine söhne (einen sah man selbstbewusst mit entblößtem oberkörper in der sendung) sehr gerne "rein wirtschaftlich gesehen in seine Fusstapfen treten" sollten, es schon eine brutale frage sei, ob seine Töchter mal anschaffen könnten, zeigten seine doppelmoral. aber wer weiß, womöglich ist er ja genauso selektiv und verzerrend dargestellt worden wie wir es gewohnt sind, dass die medien agieren.

lieben gruß, annainga

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Beitrag von ehemaliger_User »

Warum ist es eine brutale Frage, ob die Töchter abschaffen sollen/wollen? Ich verstehe das nicht.

Der Herr Rudloff kam in dem Film noch gut weg. Er ist noch viel skrupelloser als dargestellt. Er verachtet Sexarbeiterinnen. In diesem Kontex ist dann die zitierte Frage schon brutal.

Eine Frau im "Paradise" ist ohne "Mann"? Kein Problem, R. hilft. Diese "persönliche Leibwächter" sorgen schliesslich dafür, dass die Frauen "funktionieren" - sie bekommen deshalb auch freien Eintritt.

Noch was zur Doppelmoral: Rudloff lehnt Alkohol ab - in seinen Läden werden aber die Frauen ständig angehalten, für Schampus-Umsatz zu sorgen...
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