2. Juni - Internationaler Hurentag
Lust auf Rechte!
Zu diesem Anlass, sind wir 2 Studentinnen der Uni Wien aufmerksam geworden und möchten im Rahmen der Lehrveranstaltung "TV", einen kurzen Fernsehbeitrag liefern.
Wie die Kollegin von WDR aus Frau-TV Redaktion suchen wir eine Prostituierte, die uns ihre Geschichte erzählen will. Sexarbeiterinnen haben viele Pflichten, aber fast keine Rechte. Sie sollen anerkannt, akzeptiert und rechtlich in das System eingebunden werden.
Wir suchen eine Dame - gerne eine Migrantin, aber nicht Voraussetzung - aus Wien die in einem kurzen Interview über ihre Arbeit: Ablauf, Pflichten, Sorgen, Rechte usw. spricht.
Gerne würden wir dieses Thema aufgreifen um Vorurteilen entgegen zu wirken und um ein Zeichen für die Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt zu setzen.
Wir würden uns freuen, eine Dame zu finden, die für ein kurzes Interview Zeit finden würde. Selbstverständlich kann sie auch anonym bleiben.
Bitte bei Interesse unter mo25nives@yahoo.de melden!
Viele Grüße
Monika + Christina
FRAU-TV WDR sucht SexarbeiterIn für TV-Beitrag
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- interessiert
- Beiträge: 1
- Registriert: 07.05.2008, 23:25
- Ich bin: Keine Angabe
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- PlatinStern
- Beiträge: 741
- Registriert: 29.06.2007, 20:20
- Wohnort: nrw/ruhrgebiet
- Ich bin: Keine Angabe
Für alle (mich eingeschlossen), die die Sendung nicht sehen konnten.
Sehr gefreut hab ich mich über die kleine Linkliste, die auf Sexworker.at mit Nennung unseres lieben Christian verweist, zzgl. Links auf MADONNA e.V. und HYDRA e.V.
Immermehr Studentinnen im Sexgewerbe – Gerücht oder Realität?
Für Geld den Körper verkaufen oder Sexdienste am Telefon anzubieten - das geschieht doch nur unter Zwang, in der so genannten Unterschicht und aus einer verzweifelten Notlage heraus. Stimmt das überhaupt? Oder ist etwas dran an der Aussage mancher Medien, dass immer mehr Studentinnen das Studium mit Liebesdiensten verdienen? Unsere Autorin Janine Stolpe-Krüger hat in Studentinnenkreisen recherchiert. Klar ist, es gibt sie, Studentinnen, die sich freiwillig prostituieren. Doch über ihre Anzahl lassen sich nur Vermutungen anstellen. Manche bieten bei Escortdiensten Geschäftsleuten ihre Begleitung an und wie weit es später sexuell zur Sache geht, ist dann freie Verhandlungssache. Andere machen Tabledance, Telefonsex oder prostituieren sich.
frauTV stellt Mira (23 Jahre) und Sonja Hentschel (31 Jahre) vor, zwei Studentinnen, die bekennen mit Sexarbeit ihr Studium finanziert zu haben. Mira hat mit Beginn ihres Studiums in Berlin vor vier Semestern begonnen, sich in einem Wohnungsbordell zu prostituieren. Sonja Hentschel hat mit Telefonsex 10 Semester ihr Sozialwissenschaftsstudium in Duisburg finanziert. Die Berliner Hurenorganisation Hydra bestätigt, Anfragen von Studentinnen werden häufiger. Genauso wie Anfragen generell, weil immer bekannter wird, das Hurenorganisationen auch Einstiegshilfe leisten. „Wir beraten nämlich nicht nur beim Ausstiegswunsch aus der Prostitution, sondern auch wenn Frau einsteigen will“, sagt Marion Detlefs, Sozialpädagogin bei Hydra. „Wenn frau fest vor hat einzusteigen, tut sie das ohnehin mit oder ohne unsere Hilfe und dann ist es allemal besser, wenn sie gutinformiert an die Sache herangeht und sich nicht unnötig in Gefahr begibt.“
Was sind die Motive?
Bordellzimmer mit Bett im erotischen Rot; Rechte: WDR
Das Wohnungsbordell ist für Prostituierte ein geschützter Raum
Die Beratung bei einer Hurenorganisation ist auch eine Möglichkeit, die eigenen Motive zu überprüfen. Immerhin, zwei Drittel der Frauen – ob Studentin oder nicht - entscheiden nach der Beratung, vom Schritt in die Prostitution abzusehen, weil ihre Vorstellungen doch unrealistisch waren. Wie viele Studentinnen genau sich in Deutschland prostituieren, darüber gibt es keine offiziellen Erhebungen. In Berlin jedoch gibt es Bordelle oder Escortdienste, die damit werben, ausschließlich mit Studentinnen zu arbeiten. Hauptgrund für die meisten ist, schnell Geld zu verdienen. Doch die Motive sind vielfältig: Manche wollen sich sexuell ausprobieren und Erfahrungen mit vielen verschiedenen Männern sammeln, andere den Ex-Freund vergessen, sich nach einer gescheiterten Beziehung ablenken oder sich an ihrem Freund rächen, etwa für häufiges fremd gehen. Mira zum Beispiel wollte sich unter anderem aus einem überbehüteten Elternhaus lösen, ein Gegengewicht schaffen zum bisherigen Kopf bestimmten Schuldasein. Und sie war neugierig. Mira erlebte ihr Hurendasein als Befreiungsschlag. „Es war der Beweis, dass mein Leben mir gehört, dass ich die Autorin meines Lebens bin“, sagt Mira.
Ist der Wunsch so konkret wie bei Mira, versuchen Einstiegsberaterinnen wie Marion Detlefs von Hydra, für die betreffende Person den richtigen Rahmen zu finden. Mira etwa hat sie zum Wohnungsbordell geraten, betrieben von einer Frau und mit flacher Hierarchie. Von den mehr als 60 bordellartigen Betrieben in der Hauptstadt, stehen rund die Hälfte unter weiblicher Führung. Dort konnte Mira sich in einem geschützten Raum ausprobieren, mit engem Kontakt zu den anderen Frauen.
Sonja Hentschel las als Abiturientin, noch zu Hause wohnend, eine Anzeige in der Zeitung: „Telefonieren Sie gern?“ und stellte sich vor. Auch sie war neugierig, obwohl sie sich dachte, dass Telefonsex dahinter steckt. Ihr Einstieg ins Erotikgeschäft. Heute schreibt sie, macht erotische Hörspiele und malt. Telefonsex ist schauspielern, sagt sie. Man muss nur wissen, wo die Grenzen sind. Ihre Grenzen hätten sich verschoben, meint sie, denn in der Fantasie sei manches möglich. Es gebe allerdings Dinge, die sind und bleiben Tabu, Sex mit Kindern, Tieren und Inzest. Wenn so etwas verlangt worden sei, hätte ihr Chef seinen Damen gesagt, sie sollten auflegen.
Wie hoch ist der Preis?
Das große Geld ist mit Prostitution oder Telefonsex nicht zu verdienen, bestätigen Mira und Sonja. Von 80 Euro die halbe Stunde, darf sie selbst 40, 50 Euro behalten, der Rest geht ans Bordell. Und schließlich kann frau nicht sicher sein, dass sich die Jobs ohne Wartezeiten aneinander reihen. Mira hatte Glück, ihr Typ war gefragt. Sie arbeitete einmal die Woche oder weniger und sagte, das Geld reiche ihr.
Sonja sagt, es sei leicht verdientes Geld gewesen, weil er bei ihr eher wenig Energie gebunden hätte. Sie hat in einem großen Callcenter gearbeitet. Die Frauen hätten in getrennten Kabinen gesessen, damit frau nicht jedes Wort oder Geräusch der anderen mitbekommt. „Es war laut und gesellig, eine schöne, fast schon familiäre Atmosphäre“, beschreibt sie.
„Es ist eine Fähigkeit, Sex und Liebe zu trennen“, sagt Mira außerdem, „Ich habe das, andere nicht. Und die sollten Prostitution auch nicht ausprobieren.“ Das Risiko der eigenen Seele zu schaden, sei zu groß. Was den Ekel anbelangt, so war sie über sich selbst erstaunt. Sie habe sich nicht geekelt. Sie hätte keinen einzigen Freier abgelehnt, obwohl schon die Möglichkeit bestünde, sich von der Empfangsdame beim Klienten entschuldigen zu lassen. Es gebe aber durchaus Kolleginnen, die damit zu kämpfen hätten. „Eine Kollegin hat mal gesagt: Ich kann es nicht mehr riechen dieses Sperma“, gesteht Mira. „Das kann einen schon müde machen.
Einstieg ins Erotikgeschäft oder Ausstieg nach der Probe?
Heute ist Sonja in einem Tätowierladen angestellt. Auch dort genießt sie die Abwechslung. Zuvor hat sie allerdings nach Abschluss ihres Studiums vier Jahre Jugendarbeit gemacht. Durch den Umzug zurück in ihre Heimat, zerschlug sich ihr berufliches Netz. Und so baute sie fast automatisch die Erotik als Berufsfeld wieder mehr aus.
Die Telefonsex-Erfahrungen haben Sonjas weiteres Leben geprägt. Sie schreibt erotische Literatur, die teilweise als Hörspiele vertont werden, und sie malt. Ihre erotischen Bilder, „Rote Linie“ genannt, zum Beispiel hat sie aus Skizzen beim Telefonieren entwickelt. Aus Langeweile. Telefonsex war leichte Arbeit, sagt sie rückblickend, aber mit schweren Momenten. „Man erfährt viel, das man gar nicht hören will“, gesteht sie, „Die Schwierigkeit ist, wenn der Kunde mehr sucht, als ich bieten kann.“ Gemeint sind echte Gefühle statt nur sexuelle Gefühle. Viele Anrufer suchten halt eher etwas gegen die Einsamkeit und dahinter verbergen sich harte Schicksale.
Mira hatte bis zum Abitur ein mustergültiges Schulleben geführt. Sie lechzte förmlich danach, ihre körperlichen Bedürfnisse ebenfalls zu füttern. Dabei ist sie aufgewachsen in einem wohlhabenden Elternhaus auf dem Lande und ihr Abi machte sie mit einem Einserdurchschnitt. Nach einem halben Jahr gestand sie ihren Eltern, womit sie während des Studiums ihr Geld verdiente. Alle Kolleginnen rieten ab. Doch für sie war genau das ein wichtiger Schritt. „Es funktioniert für mich als Beweis, “ so Mira, „dass ich frei bin in meinen Entscheidungen. Für meine Motivation war es sehr wichtig. Ein Stück Emanzipation von meinem Background. Einen Gegenentwurf meinen Eltern zu zeigen, von dem, was sie von ihrer Tochter kennen.“ Die Eltern akzeptierten den Schritt und standen weiter zu ihr. Mittlerweile denkt sie ans Aufhören, arbeitet schon jetzt nur noch als Hausdame im Bordell, die die Kunden empfängt und ihnen die Damen vorstellt. Der wichtigste Grund für ihren Ausstieg war die seelische Verausgabung, gesteht sie. „Eines Tages bin ich aufgewacht und war nie wieder da, als Prostituierte. Mein Deal war, ich mach so lange weiter bis ich meine Grenze spüre. Ich hatte das Gefühl, ab jetzt gibt es nichts Neues mehr. Krass gesagt, ab jetzt würde es wirklich Prostitution werden.“
Buchtipp
Nelly Arcan: „Hure“
DTV 2004, ISBN: 3423131934
Aus dem Französischen übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller. Der Roman der Franco-Kanadierin Nelly Arcans ist stark autobiographisch. Er erzählt ihre Geschichte, die Geschichte einer exzessiven Doppelexistenz. Als junge Frau flieht sie aus ihrem beengenden Elternhauses in der Provinz, um in der Großstadt Literatur zu studieren. Ihr Geld verdient sie als Hure, steigt auf zur Nobel-Prostituierten. Die Freier könnten ihre Professoren oder ihr Vater sein. Sie gibt sich hin mit Abscheu und gleichzeitiger Faszination. Ein Spiel zwischen Macht und Unterwerfung. Neben dem Geld geht es ihr darum, ihre Weiblichkeit zu beweisen.
im Original gesehen bei http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbei ... hema_4.jsp
Sehr gefreut hab ich mich über die kleine Linkliste, die auf Sexworker.at mit Nennung unseres lieben Christian verweist, zzgl. Links auf MADONNA e.V. und HYDRA e.V.
Immermehr Studentinnen im Sexgewerbe – Gerücht oder Realität?
Für Geld den Körper verkaufen oder Sexdienste am Telefon anzubieten - das geschieht doch nur unter Zwang, in der so genannten Unterschicht und aus einer verzweifelten Notlage heraus. Stimmt das überhaupt? Oder ist etwas dran an der Aussage mancher Medien, dass immer mehr Studentinnen das Studium mit Liebesdiensten verdienen? Unsere Autorin Janine Stolpe-Krüger hat in Studentinnenkreisen recherchiert. Klar ist, es gibt sie, Studentinnen, die sich freiwillig prostituieren. Doch über ihre Anzahl lassen sich nur Vermutungen anstellen. Manche bieten bei Escortdiensten Geschäftsleuten ihre Begleitung an und wie weit es später sexuell zur Sache geht, ist dann freie Verhandlungssache. Andere machen Tabledance, Telefonsex oder prostituieren sich.
frauTV stellt Mira (23 Jahre) und Sonja Hentschel (31 Jahre) vor, zwei Studentinnen, die bekennen mit Sexarbeit ihr Studium finanziert zu haben. Mira hat mit Beginn ihres Studiums in Berlin vor vier Semestern begonnen, sich in einem Wohnungsbordell zu prostituieren. Sonja Hentschel hat mit Telefonsex 10 Semester ihr Sozialwissenschaftsstudium in Duisburg finanziert. Die Berliner Hurenorganisation Hydra bestätigt, Anfragen von Studentinnen werden häufiger. Genauso wie Anfragen generell, weil immer bekannter wird, das Hurenorganisationen auch Einstiegshilfe leisten. „Wir beraten nämlich nicht nur beim Ausstiegswunsch aus der Prostitution, sondern auch wenn Frau einsteigen will“, sagt Marion Detlefs, Sozialpädagogin bei Hydra. „Wenn frau fest vor hat einzusteigen, tut sie das ohnehin mit oder ohne unsere Hilfe und dann ist es allemal besser, wenn sie gutinformiert an die Sache herangeht und sich nicht unnötig in Gefahr begibt.“
Was sind die Motive?
Bordellzimmer mit Bett im erotischen Rot; Rechte: WDR
Das Wohnungsbordell ist für Prostituierte ein geschützter Raum
Die Beratung bei einer Hurenorganisation ist auch eine Möglichkeit, die eigenen Motive zu überprüfen. Immerhin, zwei Drittel der Frauen – ob Studentin oder nicht - entscheiden nach der Beratung, vom Schritt in die Prostitution abzusehen, weil ihre Vorstellungen doch unrealistisch waren. Wie viele Studentinnen genau sich in Deutschland prostituieren, darüber gibt es keine offiziellen Erhebungen. In Berlin jedoch gibt es Bordelle oder Escortdienste, die damit werben, ausschließlich mit Studentinnen zu arbeiten. Hauptgrund für die meisten ist, schnell Geld zu verdienen. Doch die Motive sind vielfältig: Manche wollen sich sexuell ausprobieren und Erfahrungen mit vielen verschiedenen Männern sammeln, andere den Ex-Freund vergessen, sich nach einer gescheiterten Beziehung ablenken oder sich an ihrem Freund rächen, etwa für häufiges fremd gehen. Mira zum Beispiel wollte sich unter anderem aus einem überbehüteten Elternhaus lösen, ein Gegengewicht schaffen zum bisherigen Kopf bestimmten Schuldasein. Und sie war neugierig. Mira erlebte ihr Hurendasein als Befreiungsschlag. „Es war der Beweis, dass mein Leben mir gehört, dass ich die Autorin meines Lebens bin“, sagt Mira.
Ist der Wunsch so konkret wie bei Mira, versuchen Einstiegsberaterinnen wie Marion Detlefs von Hydra, für die betreffende Person den richtigen Rahmen zu finden. Mira etwa hat sie zum Wohnungsbordell geraten, betrieben von einer Frau und mit flacher Hierarchie. Von den mehr als 60 bordellartigen Betrieben in der Hauptstadt, stehen rund die Hälfte unter weiblicher Führung. Dort konnte Mira sich in einem geschützten Raum ausprobieren, mit engem Kontakt zu den anderen Frauen.
Sonja Hentschel las als Abiturientin, noch zu Hause wohnend, eine Anzeige in der Zeitung: „Telefonieren Sie gern?“ und stellte sich vor. Auch sie war neugierig, obwohl sie sich dachte, dass Telefonsex dahinter steckt. Ihr Einstieg ins Erotikgeschäft. Heute schreibt sie, macht erotische Hörspiele und malt. Telefonsex ist schauspielern, sagt sie. Man muss nur wissen, wo die Grenzen sind. Ihre Grenzen hätten sich verschoben, meint sie, denn in der Fantasie sei manches möglich. Es gebe allerdings Dinge, die sind und bleiben Tabu, Sex mit Kindern, Tieren und Inzest. Wenn so etwas verlangt worden sei, hätte ihr Chef seinen Damen gesagt, sie sollten auflegen.
Wie hoch ist der Preis?
Das große Geld ist mit Prostitution oder Telefonsex nicht zu verdienen, bestätigen Mira und Sonja. Von 80 Euro die halbe Stunde, darf sie selbst 40, 50 Euro behalten, der Rest geht ans Bordell. Und schließlich kann frau nicht sicher sein, dass sich die Jobs ohne Wartezeiten aneinander reihen. Mira hatte Glück, ihr Typ war gefragt. Sie arbeitete einmal die Woche oder weniger und sagte, das Geld reiche ihr.
Sonja sagt, es sei leicht verdientes Geld gewesen, weil er bei ihr eher wenig Energie gebunden hätte. Sie hat in einem großen Callcenter gearbeitet. Die Frauen hätten in getrennten Kabinen gesessen, damit frau nicht jedes Wort oder Geräusch der anderen mitbekommt. „Es war laut und gesellig, eine schöne, fast schon familiäre Atmosphäre“, beschreibt sie.
„Es ist eine Fähigkeit, Sex und Liebe zu trennen“, sagt Mira außerdem, „Ich habe das, andere nicht. Und die sollten Prostitution auch nicht ausprobieren.“ Das Risiko der eigenen Seele zu schaden, sei zu groß. Was den Ekel anbelangt, so war sie über sich selbst erstaunt. Sie habe sich nicht geekelt. Sie hätte keinen einzigen Freier abgelehnt, obwohl schon die Möglichkeit bestünde, sich von der Empfangsdame beim Klienten entschuldigen zu lassen. Es gebe aber durchaus Kolleginnen, die damit zu kämpfen hätten. „Eine Kollegin hat mal gesagt: Ich kann es nicht mehr riechen dieses Sperma“, gesteht Mira. „Das kann einen schon müde machen.
Einstieg ins Erotikgeschäft oder Ausstieg nach der Probe?
Heute ist Sonja in einem Tätowierladen angestellt. Auch dort genießt sie die Abwechslung. Zuvor hat sie allerdings nach Abschluss ihres Studiums vier Jahre Jugendarbeit gemacht. Durch den Umzug zurück in ihre Heimat, zerschlug sich ihr berufliches Netz. Und so baute sie fast automatisch die Erotik als Berufsfeld wieder mehr aus.
Die Telefonsex-Erfahrungen haben Sonjas weiteres Leben geprägt. Sie schreibt erotische Literatur, die teilweise als Hörspiele vertont werden, und sie malt. Ihre erotischen Bilder, „Rote Linie“ genannt, zum Beispiel hat sie aus Skizzen beim Telefonieren entwickelt. Aus Langeweile. Telefonsex war leichte Arbeit, sagt sie rückblickend, aber mit schweren Momenten. „Man erfährt viel, das man gar nicht hören will“, gesteht sie, „Die Schwierigkeit ist, wenn der Kunde mehr sucht, als ich bieten kann.“ Gemeint sind echte Gefühle statt nur sexuelle Gefühle. Viele Anrufer suchten halt eher etwas gegen die Einsamkeit und dahinter verbergen sich harte Schicksale.
Mira hatte bis zum Abitur ein mustergültiges Schulleben geführt. Sie lechzte förmlich danach, ihre körperlichen Bedürfnisse ebenfalls zu füttern. Dabei ist sie aufgewachsen in einem wohlhabenden Elternhaus auf dem Lande und ihr Abi machte sie mit einem Einserdurchschnitt. Nach einem halben Jahr gestand sie ihren Eltern, womit sie während des Studiums ihr Geld verdiente. Alle Kolleginnen rieten ab. Doch für sie war genau das ein wichtiger Schritt. „Es funktioniert für mich als Beweis, “ so Mira, „dass ich frei bin in meinen Entscheidungen. Für meine Motivation war es sehr wichtig. Ein Stück Emanzipation von meinem Background. Einen Gegenentwurf meinen Eltern zu zeigen, von dem, was sie von ihrer Tochter kennen.“ Die Eltern akzeptierten den Schritt und standen weiter zu ihr. Mittlerweile denkt sie ans Aufhören, arbeitet schon jetzt nur noch als Hausdame im Bordell, die die Kunden empfängt und ihnen die Damen vorstellt. Der wichtigste Grund für ihren Ausstieg war die seelische Verausgabung, gesteht sie. „Eines Tages bin ich aufgewacht und war nie wieder da, als Prostituierte. Mein Deal war, ich mach so lange weiter bis ich meine Grenze spüre. Ich hatte das Gefühl, ab jetzt gibt es nichts Neues mehr. Krass gesagt, ab jetzt würde es wirklich Prostitution werden.“
Buchtipp
Nelly Arcan: „Hure“
DTV 2004, ISBN: 3423131934
Aus dem Französischen übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller. Der Roman der Franco-Kanadierin Nelly Arcans ist stark autobiographisch. Er erzählt ihre Geschichte, die Geschichte einer exzessiven Doppelexistenz. Als junge Frau flieht sie aus ihrem beengenden Elternhauses in der Provinz, um in der Großstadt Literatur zu studieren. Ihr Geld verdient sie als Hure, steigt auf zur Nobel-Prostituierten. Die Freier könnten ihre Professoren oder ihr Vater sein. Sie gibt sich hin mit Abscheu und gleichzeitiger Faszination. Ein Spiel zwischen Macht und Unterwerfung. Neben dem Geld geht es ihr darum, ihre Weiblichkeit zu beweisen.
im Original gesehen bei http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbei ... hema_4.jsp
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- SW Analyst
- Beiträge: 14095
- Registriert: 01.08.2006, 14:30
- Ich bin: Keine Angabe
Zur Webinfo frautv
Den Buchtipp finde ich unmöglich. Es ist eine Handreichung an die Prostitutionsgegner unter den entscheidenden Frauen im Fernsehen...
Hier hatte ich schon mal was über das Buch geschrieben, welches auf dem Buchmarkt und Feuilleton viel Erfolg hatte. Warum? Weil Autorin eine akademische Sexarbeiterin ist, die gegen Sexarbeit schreibt.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=32229#32229
Nachtrag: Heute nach ihrem Selbstmord wissen wir mehr:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=97839#97839
Um aber die Arbeit der interviewten Sexarbeiterin aus Berlin mit einem adäquaten Buchverweis zu würdigen, hatte sie besser Tamara Domentat empfohlen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2278
Das es unser Forum inzwischen als Referenz neben Hydra und Madonna geschafft hat verlinkt zu werden ist eine tolle Leistung. Gratulation uns allen.
Was mir nicht so gut gefällt ist der Untertext "Der Österreicher Christian Knappik betreibt eine Internetzeitschrift und ein Internetforum für Professionelle des Sexgewerbes."
Das sieht so aus, als wäre es 'nur' ein Privatprojekt von einem Herren und nur eine Zeitschrift und ein Forum. (Was ist mit Wiki, Chat, Videothek, e-postcards, multimedia file download area, SW -only area, anti-faker check, 24/7-hotline, Notschlafstelle, Cafe-Exit, Sex Worker Safety Forum, Flyer-download ...)
Es ist ein Portal!
Es ist DIE Plattform für Sexarbeit.
Es ist DAS Forum, wo wir SexarbeiterInnen unsere Sichtweise darstellen können.
Es ist -wenn auch nur virtuell- der Raum, wo wir Gehör finden.
Es ist eine/unsere Community der sonst Isolierten und Ausgegrenzten.
Es ist ein "Sex Work Information Clearinghouse im deutschsprachigen Internet".
Es wird von einem Team moderiert.
Es wird von 1000+ registrierten Usern und "Content Sponsoren" täglich bereichert.
Es ist ...
(Was fällt Dir noch ein?)
Das Private ist Politisch.
.
Hier hatte ich schon mal was über das Buch geschrieben, welches auf dem Buchmarkt und Feuilleton viel Erfolg hatte. Warum? Weil Autorin eine akademische Sexarbeiterin ist, die gegen Sexarbeit schreibt.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=32229#32229
Nachtrag: Heute nach ihrem Selbstmord wissen wir mehr:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=97839#97839
Um aber die Arbeit der interviewten Sexarbeiterin aus Berlin mit einem adäquaten Buchverweis zu würdigen, hatte sie besser Tamara Domentat empfohlen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2278
Das es unser Forum inzwischen als Referenz neben Hydra und Madonna geschafft hat verlinkt zu werden ist eine tolle Leistung. Gratulation uns allen.
Was mir nicht so gut gefällt ist der Untertext "Der Österreicher Christian Knappik betreibt eine Internetzeitschrift und ein Internetforum für Professionelle des Sexgewerbes."
Das sieht so aus, als wäre es 'nur' ein Privatprojekt von einem Herren und nur eine Zeitschrift und ein Forum. (Was ist mit Wiki, Chat, Videothek, e-postcards, multimedia file download area, SW -only area, anti-faker check, 24/7-hotline, Notschlafstelle, Cafe-Exit, Sex Worker Safety Forum, Flyer-download ...)
Es ist ein Portal!
Es ist DIE Plattform für Sexarbeit.
Es ist DAS Forum, wo wir SexarbeiterInnen unsere Sichtweise darstellen können.
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.04.2011, 07:34, insgesamt 2-mal geändert.
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- PlatinStern
- Beiträge: 908
- Registriert: 08.10.2007, 19:06
- Ich bin: Keine Angabe
es ist die Sammelstelle für Buchrezensionen, Film- und Fernsehbeiträge zu diesem Thema.
Es ist der Treffpunkt für interessierte Aussenstehende, um sich über dieses Thema zu informieren.
es ist auch eine wichtige Informations-und Kontaktplattform für alle wissenschaftlich Interessierten und Medienmacher.
es bietet eine (wert)neutrale Einstiegshilfe für alle die mit SW beginnen wollen
Es ist der Treffpunkt für interessierte Aussenstehende, um sich über dieses Thema zu informieren.
es ist auch eine wichtige Informations-und Kontaktplattform für alle wissenschaftlich Interessierten und Medienmacher.
es bietet eine (wert)neutrale Einstiegshilfe für alle die mit SW beginnen wollen
Augen gab uns Gott ein Paar / um zu schauen rein und klar / um zu GLAUBEN was wir lesen / wär ein Aug' genug gewesen (aus HH. zur Teleologie)
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- Senior Admin
- Beiträge: 18073
- Registriert: 15.06.2006, 19:26
- Wohnort: 1050 Wien
- Ich bin: engagierter Außenstehende(r)
Ich bin über den Text ein wenig erstaunt (habe ihn erst jetzt gesehen, wie ich Beiträge "nachgelesen" habe) -
Das Forum - die Plattform - ist in den Vordergrund zu stellen - der Hinweis auf Österreich ist in Bezug auf das Forum entbehrlich - weit mehr als 50% unserer UserInnen /und auch Besucher/ kommen aus D - wir sind einzigartig in Europa - in Bezug auf Qualität, Größe und wahrscheinlich auch Kompetenz
Auf der anderen Seite sehe ich es als Zeichen an, wenn mein Name offen im Netz steht - und zwar mit dem Hinweis auf Pro-stitution! Es ist auch ein Zeichen, wenn Jemand dazu steht Sexarbeit vertreten zu wollen - und dieses Zeichen setze ich gerne (selbst wenn man durch das Wort "betreibt" mit "Betreiber" assoziieren könnte)
Ich freue mich über den Link
Christian
Das Forum - die Plattform - ist in den Vordergrund zu stellen - der Hinweis auf Österreich ist in Bezug auf das Forum entbehrlich - weit mehr als 50% unserer UserInnen /und auch Besucher/ kommen aus D - wir sind einzigartig in Europa - in Bezug auf Qualität, Größe und wahrscheinlich auch Kompetenz
Auf der anderen Seite sehe ich es als Zeichen an, wenn mein Name offen im Netz steht - und zwar mit dem Hinweis auf Pro-stitution! Es ist auch ein Zeichen, wenn Jemand dazu steht Sexarbeit vertreten zu wollen - und dieses Zeichen setze ich gerne (selbst wenn man durch das Wort "betreibt" mit "Betreiber" assoziieren könnte)
Ich freue mich über den Link
Christian