TV-REPORT Zwangsuntersuchung Sittenwidrigkeit

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Zwerg
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Re: RE: TV-HINWEIS! Di. 30.06.09 21:05 ORF 2 REPORT

Beitrag von Zwerg »

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ehemaliger_User hat geschrieben:Und das auch bei den SexarbeiterInnen, wie das Beispiel gezeigt hat.
@ehemaliger_User
Vollkommen richtig - wir arbeiten daran...

Der Satz war natürlich mehr als unnötig - und ist nicht im Sinne dieser Gemeinde! Es ist uns hier sehr wohl bewusst, dass Kunden nicht diesem Bild entsprechen welches hier kurz angeschnitten wurde. Aber trotzdem sollte man die Sendung nicht nur an diesem Satz bewerten. Für uns hier ist es ein ganz großer Schritt, wenn das Thema auch im öffentlich rechtlichen TV in einem seriösen Format aufgegriffen wird. Ich bin der Redaktion für die Gelegenheit unsere Sorgen und Nöten aufzeigen zu dürfen dankbar.

Auch ich finde die Szene der deutschen AmtsärztIn herzerfrischend ehrlich und kompetent. Es sollte einfach jeder begreifen: Gesund bleibt man nicht durch einen Bockschein oder Deckel - Gesund bleibt man wenn man Kondome benutzt.

EDIT by Zwerg - auf Grund der Reaktion eines Users habe ich diesen Satz wieder entfernt - Polemik ist hier unangebracht - EDITENDE

Vielleicht dringt es auch einmal in die Amtsarztstuben Österreichs durch, dass SexarbeiterInnen nicht mehr diskriminiert werden wollen (und auch dürfen).

Liebe Grüße und danke fürs Statement!

Christian
PS.: Den Kontakt zur STD-Ambulanz Köln hat auch ein User dieses Forums gelegt - auch hierfür vielen Dank!

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

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martina hat geschrieben:hoffe das sich mal Politiker trauen sich für sexworker einzusetzen und nicht nur wie in allen wichtigen dingen ,reden halten
Hallo Martina!

Auch Dir ein Danke für Dein Lob - wir schließen uns Deinen Aussagen vorbehaltlos an! Es ist Zeit für die PolitikerInnen dieses Landes das zu tun wofür wir sie gewählt haben. Uns zu vertreten! Unsere Interessen zu wahren. Unsere Rechte zu schützen!

Liebe Grüße

Christian

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Beitrag von ehemaliger_User »

EDIT by Zwerg - auf Grund der Reaktion eines Users habe ich diesen Satz wieder entfernt - Polemik ist hier unangebracht - EDITENDE
Wer hat hier polemisiert? Vor der versammelten TV-Gemeinde?
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Beitrag von Zwerg »

Ich selbst habe mich dazu hinreißen lassen und habe deshalb meinen eigenen Beitrag editiert - aber nach einer persönlichen Aussprache mit mir selbst habe ich beschlossen von einer Verwarnung meiner Selbst abzusehen :-)

Christian

KonTom
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Beitrag von KonTom »

Hallo Christian!

Warum hast du den Satz editiert??
Die Aussage stammte nicht von dir und deine Meinung dazu kann man als
normaldenkender Mensch nur unterstützen!!!
Nur weil ein nicht verifizierter Kunde "piepst"?

lg
Tom

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Beitrag von Zwerg »

@Tom
Ich würde eine ähnliche Argumentation von anderer Seite auch nicht wirklich für akzeptabel halten.

Der von mir ursprünglich gepostete Vergleich war relativ "tief" angesiedelt.

Christian

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Beitrag von ex-oberelfe »

Vielen Dank auf von meiner Seite für Euer Feedback!
Bis auf einen Teil mit der Aufnahme einer SW - welche Meinung wir nicht beeinflussen können, noch hatten wir hier die Möglichkeit mitzuwirken - finde ich, ist die Sendung zu unseren Gunsten verlaufen und hat unsere Problematik sehr gut gezeigt - ich denke, es war doch im Ganzen eine sehr gute Sendung und wieder ein Schritt mehr in die richtige Richtung - mühsam ernährt sich das Einhörnchen und wir kommen langsam Schritt für Schritt voran - leider meiner Meinung nach viel zu langsam - tut sich was im positiven Sinne für die SexarbeiterInnen - hoffen wir, dass die Sendung die Herren und Frauen in der Politik wieder etwas wachgerüttelt hat endlich was zu bewegen - Zeit wirds!!!
Eure Oberelfe ;-)
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>

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purice
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RE: TV-REPORT Zwangsuntersuchung Sittenwidrigkeit

Beitrag von purice »

Hallo liebe Leute,

ich danke erst einmal Christian für den link und dem barfly im ef drüben für den hint hierher. :001

Nach betrachten des Beitrags, nach Lesen des threads und Wiederauffinden meines Passworts möchte ich gerne zu einem Aspekt der Thematik "Mehr Sexarbeiterrechte" Stellung nehmen.

Für mich sehr überraschend früh, schon als Filmeinstieg im Intro der Moderatorin, wurde das Verbot der Berufsausübung in einem Angestelltenverhältnis vorgestellt, angesprochen und als erstes Beispiel für die Diskriminierung in Ö. ins Treffen geführt.

Die eigentlich stimmige Aussage: "der Staat wäre ein Zuhälter" (Weil er sich, für jeden Anderen verboten, aus der Prostitution ein Einkommen durch Steuern schafft) wird im Film zum Argument für eine arbeitsrechtliche Gleichstellung.

Schlüssig? Nur wenn man so argumentiert: Wenn der Staat Zuhälter spielen darf, dann sollen das alle dürfen.
Weil Steuern zahlt sw ja in jedem Fall: angestellt oder selbstständig.

Der paysex-Betreiber im Film, der vom Finanzamt konrolliert/schikaniert wird/wurde und deswegen auch schon beim AMS nach Auswegen gesucht hat, ist auch nicht gerade das (ist bitte nicht beleidigend gemeint) was man einen überzeugenden Symphathieträger nennen könnte.

Wenn ich ein Etablissement oder Agentur legal führen will, dann kann ich eben nur Räumlichkeiten vermieten, Kontakte vermitteln oder Eintritt verlangen. Und darüber muss ich Buch führen. Wie jeder andere Unternehmer auch.

Ich halte die Forderung nach arbeitsrechtlichen Dienstverhältnissen für eine, die besser am Ende eines Entwicklungsprozesses um mehr Sexarbeiterrechte stehen sollte, nicht am Anfang. Warum?

Weil das Gesetz zur Zeit every sw garantiert, dass nur sie/er Preis & Umfang der sexuellen Dienstleistung bestimmen kann/darf/muss.

Auf dieses gesetzlich verbriefte Pflicht-Recht sollte man doch als Interessensvertretung nicht leichtfertig verzichten. Selbst wenn es für alle den Zwang zum Unternehmertum mit sich bringt.

Ich will eben in Zukunft keine Frauen als Angestellte in einer tutti completti Fickeria sehen.
Die Geschäftsmodelle, die davon als erste profitieren sind doch genau solche. In Deutschland sind diese Diskontfickstellen ziemlich im Kommen.
Mir ist es schon bewusst, dass ich damit moralisch werte und argumentiere - aber, wie ich finde, ohne Bigotterie.

Ich habe natürlich auch zum Rest des Films und die darin angesprochenen Themen Anmerkungen, Meinungen und Gedanken, in erster Linie aber freut es mich dass es überhaupt im Hauptabendprogramm lief!


Danke für's lesen!

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Beitrag von ehemaliger_User »

@purice

Es ging doch in erster Linie um die Sittenwidrigkeit. Und um die Zwangsuntersuchungen.

Es ging in dem Beitrag nicht um Anstellungsverhältnisse. Und Abschaffung der Sittenwidrigkeit hat doch überhaupt nichts mit Flatrate-Clubs zu tun. Die gabs in D auch schon vor 2002 - getarnt als Swingerclub.

Und auch wenn SW angestellt wären heisst das nicht gleichbedeutend, dass die sexuelle Selbstbestimmung durch ein wie auch immer geartetes Arbeitsrecht ausgehebelt werden würde - da gibts höherwertige Rechtsgüter (Verfassung, EU, Menschenrechte) die dies verhindern.
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Beitrag von purice »

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ehemaliger_User hat geschrieben:@purice

Es ging doch in erster Linie um die Sittenwidrigkeit. Und um die Zwangsuntersuchungen.

Es ging in dem Beitrag nicht um Anstellungsverhältnisse. Und Abschaffung der Sittenwidrigkeit hat doch überhaupt nichts mit Flatrate-Clubs zu tun. Die gabs in D auch schon vor 2002 - getarnt als Swingerclub.

Und auch wenn SW angestellt wären heisst das nicht gleichbedeutend, dass die sexuelle Selbstbestimmung durch ein wie auch immer geartetes Arbeitsrecht ausgehebelt werden würde - da gibts höherwertige Rechtsgüter (Verfassung, EU, Menschenrechte) die dies verhindern.
Es ging sehr wohl um Anstellungsverältnisse. Gleich zu Beginn.

Sittenwidrigkeit: Bin ich natürlich für die Abschaffung. Honorare sollten einklagbar sein.

Streichung des Zuhälterparagraphen aus dem ÖstGB: Nein.

Das ist in Ö. der beste Schutz gegen Missbrauch....nicht ein Gang zum VfGH o.ä.

Zwangsgynäkologische Untersuchung: Keine pol. Registration, aber eine Art Gewerbeausweis mit der Möglichkeit "empfohlene" Untersuchungen darin zu belegen.
Freie Arztwahl selbstverständlich.

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Beitrag von Melanie »

@ purice

Sory, aber ich komme mit Deiner Meinung über " Diskontfickstellen " gar nicht klar !

- es sollte jeder SW freigestellt bleiben, ob sie privat oder angestellt arbeitet ! - moralisch völlig wertfrei -
( Mensch bleibt Mensch - leben und leben lassen )

Prostitutionsgesetz in Deutschland
- betrifft hier nur Anstellungsverhältniss -


Prostituierte können auf der Grundlage des Prostitutionsgesetzes ihre Tätigkeit auch im Rahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse ausüben. Das Weisungsrecht des Arbeitgebers bzw. der Arbeitgeberin ist jedoch eingeschränkt; Prostituierte können jederzeit bestimmte Kunden oder bestimmte Sexualpraktiken ablehnen oder ganz aus der Prostitution aussteigen.

In meinen Augen für SW sicher nicht negativ !!!

LG Melanie

http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/B ... 72948.html
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

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Beitrag von Zwerg »

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purice hat geschrieben:Es ging sehr wohl um Anstellungsverältnisse. Gleich zu Beginn.
Hi Purice!

Arbeitsverträge wurden eigentlich nur erwähnt, um den Zusehern (nicht den Insidern) das Problem der Sittenwidrigkeit für SexarbeiterInnen näher zu bringen. Ich möchte auch nicht unbedingt "Anstellung" mit "Arbeitsverträgen" gleichgesetzt wissen. Die Sittenwidrigkeit verhindert jegliche Gültigkeit von Verträgen im Zusammenhang mit Sexarbeit (mit Ausnahme der Steuerpflicht und Sozialversicherungspflicht). Deshalb ist sie unseres Erachtens ehestens aufzuheben! Und wie schon richtig in der Sendung Kreuz und Quer vor 2 Monaten zu hören war: Die Sittenwidrigkeit geht immer zu Lasten der Frauen (und Männer) welche sexuelle Dienstleistungen anbieten.
(Die Sendung Kreuz und Quer ist hier ansehbar: viewtopic.php?t=4147)

Ob jetzt der Zuhälterparagraph gestrichen wird ist sicherlich eine eigene Diskussion - Auf alle Fälle kann es nicht sein, dass jeder Betreiber (auch wenn er noch so seriös arbeitet) mit einem Fuß im Zuchthaus steht.

Es müssen klare, nachvollziehbare und auch (frei von jeder Willkür) exekutierbare Gesetze geschaffen werden! Für mich wäre es auch wünschenswert, wenn die "Ausbeutung" genau definiert werden würde! Es kann nicht sein, dass manche BetreiberInnen weit mehr als 50% des vom Kunden für die Dienstleistung bezahlten Betrages einbehalten bzw. einfordern! Auch hier würden wir an einer Lösung (mit unserer Zusammenarbeit) interessiert sein - zum Schutze und zum Wohle der SexarbeiterInnen!

Auch gehören alle Ministerien mit auf einen Tisch! Es kann nicht sein, dass die KIAB (Kontrollbehörde illegale Ausländerbeschäftigung) horrend bestraft, weil SexarbeiterInnen nicht angestellt wurden, obwohl es unmöglich ist eine SW anzustellen! Diese in höchstem Maße abzulehnende Praxis findet täglich auf unseren Straßen statt!

Zum Thema Zwangsuntersuchung: NEIN!

Wir fordern niederschwellige und auch anonym konsultierbare Untersuchungsmöglichkeiten für Jedermann/frau - wir sollten die Erfahrungen von Deutschland nicht länger negieren! Erst durch die Abschaffung der polizeilichen Registrierung und durch die Abschaffung der Zwangsuntersuchung ist es möglich auch die Personen zu erreichen, die bisher im Graubereich (ohne Schutz und ohne Rechte) arbeiten.

Liebe Grüße

Christian

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Beitrag von Magdalena »

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purice hat geschrieben:Zwangsgynäkologische Untersuchung: Keine pol. Registration, aber eine Art Gewerbeausweis mit der Möglichkeit "empfohlene" Untersuchungen darin zu belegen.
Freie Arztwahl selbstverständlich.
@Purice

Ein "Deckel light" sozusagen... - Wozu sollte das gut sein? Eine professionelle SexarbeiterIn arbeitet mit Kondom - wenn sie es Ohne Schutz macht nützt Dir der Hinweis auf eine Untersuchung herzlich wenig auf Grund der Inkubationszeiten. Ich gehe unabhängig von der Zangsuntersuchung regelmäßig zum Arzt - aber ich bin nicht der Meinung, dass das Jemand was angeht!
Was wäre wenn wir den "Nachweis von empfohlenen Untersuchungen" beim Kunden fordern würden?

Magda

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Beitrag von Zwerg »

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Magdalena hat geschrieben:Was wäre wenn wir den "Nachweis von empfohlenen Untersuchungen" beim Kunden fordern würden
@Magda

Der Gedanke ist natürlich ironisch gemeint? Es wäre genauso absurd, wie die jetzige Diskriminierung durch Zwangsuntersuchung und Zwangsregistrierung von SexarbeiterInnen.

Ich verstehe durchaus, dass der Gedanke kurzfristig hochkommen kann - aber Unrecht kann man nur mit Recht bekämpfen. (Ich hoffe, dass mir jetzt nicht wieder Jemand unterstellt, dass ich doch dafür wäre. Etwas zu verstehen heißt nicht "bejahen")

Der Ansatz kann jedoch dazu dienen auch Kunden, welche bisweilen in diversen Foren die Beibehaltung der Zwangsuntersuchung fordern, anzuregen über ihre eigene Position bzw. Handlungsweisen nachzudenken. Aber natürlich werden wir hier eine derartige Forderung nicht stellen.

Liebe Grüße

Christian

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Beitrag von valerie »

Sehr guter Beitrag, wir haben ihn mit Spannung verfolgt und hoffen sehr das sich bald etwas ändert,
Liebe Gruße Valerie
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RE: TV-REPORT Zwangsuntersuchung Sittenwidrigkeit

Beitrag von purice »

@ Melanie

Du zitierst aus dem deutschen Gesetzestext:

"Prostituierte können auf der Grundlage des Prostitutionsgesetzes ihre Tätigkeit auch im Rahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse ausüben.


Sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis bedeutet für den öst. Arbeitnehmer die Zahlung von Lohnsteuer, sowie SV-, Pensions- u. Arbeitslosenversicherungsbeiträge.
Außer er verdient wenig:
Geringe Einkommen so ca. unter 15 000,-/Jahr sind lohnsteuerfrei. Pflichtversicherungen kosten dann 100,-/mtl
.

Selbstständige Sw in Ö. zahlen keine Einkommenssteuer bis zu 11 000,- Jahreseinkommen und geben einmal im Jahr darüber eine Steuererklärung ab.
Dazu noch geringe Sozialversicherungsbeiträge, allerdings mit Selbstbehalt. Finanztechnisch völlig gleichgestellt jeder anderen Kleinunternehmerin auch.

Interessieren würde mich, ob ein Arbeitsverhältnis in einem deutschen Sexbetrieb auch andere arbeitnehmerische Gleichstellungen garantiert?
Ich bin da wirklich ohne Schimmer......
Ich meine Krankengeld, Arbeitslosenversicherung, Urlaubsentgeltfortzahlung, Mutterschutz....?

Eine Unternehmerin in Ö. muss natürlich von Haus aus darauf verzichten, aber Unselbständige die gut verdienen wollen, haben auch oft gut dotierte Arbeitsverträge auf Zeit, ohne Sozialschnickschnack. Wie z.B. in der Pornoindustrie. Oder sind die auch eher freie UnternehmerInnen?


@Magdalena

Die Idee eines "Deckel lights" ist nicht von mir, sondern wird von Vielen in Forumsbeiträgen diskutiert.

Für mich bedeutet es ein selbst auferlegtes Qualitätszertifikat, aus der Branchenvertetung heraus entwickelt.

Keine Polizeimaßnahme und auch kein "Hurentest"-Magazin...nota bene.

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RE: TV-REPORT Zwangsuntersuchung Sittenwidrigkeit

Beitrag von sixela »

Auch von mir (verspätet) ein großes Lob zu diesem Beitrag. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich in einer politischen Sendung das Thema nicht von der Seite "Zwangsprostitution und Menschenhandel" her aufbereitet sehe, sondern von den Themen, um die es der großen Masse der freiwilligen SW geht. Sehr schön war die Gegenüberstellung der Wiener Amtsärztin mit der Kölnerin, von der ihre Argumente so richtig entzaubert wurden.

Aus Kundensicht zwei Anmerkungen: der Sager von der "Vergewaltigungs-Verhinderung" beleidigt ja beide, die SW als auch den Kunden. Aber vermutlich ist das Argument leider "gut gemeint", was ja meistens das Gegenteil von "gut" ist. Darüber hinausgehend versuche ich auch immer wieder zu argumentieren, dass der Gang zur SW nicht bei allen nur ein "Triebabstauprogramm" ist, sondern der Versuch, ein umfassendes sexuelles (für manche auch soziales oder psychologisches) Erlebnis zu bekommen.

Zweitens: die Bedürfnisse und die Rolle der Kunden kommt mir in solchen Sendungen noch immer zu wenig vor. Jasmin hat das "Recht auf Sexualität" zumindest angesprochen, als Beispiele dann Behinderte und Alte genannt. Das lässt sich noch ausbauen :001 Aber wie ich höre, soll ja noch eine "Am Schauplatz"-Sendung folgen, und schauen wir mal, was man dort noch beitragen kann...
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird

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Re: Zwangsuntersuchung und Sittenwidrigkeit

Beitrag von Zwerg »

@sixela

Danke für Dein Statement! Und "ja" es ist wieder einmal Einiges am Köcheln :-) Für uns ist das Thema erst dann gegessen, wenn die Strukturen sich ändern. Die Forderung nach (Grund- bzw. Menschen-) Rechten für SexarbeiterInnen bleibt aufrecht.

In Bezug auf Kunden, die zu Wort kommen sollen, gebe ich Dir vollkommen Recht! Kunden und auch BetreiberInnen gehören zum Geschäft Sexarbeit dazu - und sind somit ein Teil des Ganzen (auch wenn sich das Sexworker Forum eher auf die SexarbeiterInnen selbst konzentriert sehen wir hier Handlungsbedarf und unterstützen gerne).

Eine Entzauberung des (negativen) Images der Sexarbeit kann nur in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten geschehen. Nur wenn wir belegen können, dass sowohl Kunden und auch (viele) BetreiberInnen keine Unmenschen sind, wird man vielleicht aufhören die SexarbeiterInnen vor Etwas schützen zu wollen und über dieses Ziel die Rechte der SW`s, BetreiberInnen (und Beispiel Schweden auch Kunden) zu beschneiden.

Liebe Grüße

Christian

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Re: RE: TV-REPORT Zwangsuntersuchung Sittenwidrigkeit

Beitrag von Zwerg »

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purice hat geschrieben:Die Idee eines "Deckel lights" ist nicht von mir, sondern wird von Vielen in Forumsbeiträgen diskutiert.
Für mich bedeutet es ein selbst auferlegtes Qualitätszertifikat, aus der Branchenvertetung heraus entwickelt.
Gegen Gütesiegel für BetreiberInnen habe ich nichts einzuwenden - aber auf keinen Fall kann es sein, dass SexarbeiterInnen zu einem Gesundheitscheck antreten sollen... Die beste Sicherheit ist die Verwendung eines Kondoms - Darüber sind wir uns, hoffe ich, alle einig. Das SexarbeiterInnen regelmäßig den Arzt aufsuchen ist in ihrem eigenen Interesse. Auch darüber gibt es keinen Zweifel! Aber dokumentierte Pseudobesuche lehnen wir strikt ab!

Und bei aller Wertschätzung für diverse Foren... - hier sollten in erster Linie die SexarbeiterInnen entscheiden! Das was anderer Orts bisweilen zum Thema von sich gegeben wird schadet nicht nur dem Bild der Sexarbeit generell, sondern diskriminiert in höchstem Maße die SexarbeiterInnen selbst.

Liebe Grüße

Christian

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Beitrag von nina777 »

Kompliment und vielen Dank!!

Eine sehr profesionell aufklärende Reportage!


Meine Kritik betrifft leider auch die Argumentation mit Vergewaltigern und Kinderschändern!

Liebe Grüße Nina
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.