Mes chères études - nebenberufl. StudentenSexarbeit
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"Die Prostitution war für mich nur ein Job"
Interview mit Alexandra Aden "Nach der Vorlesung ins Bordell"
http://www.karriere.de/bildung/die-pros ... -job-8325/
01.02.2009J
Johanna Kutsche
Morgens zur Uni, abends ins Bordell: Alexandra Aden führte während ihres Studiums ein Doppelleben. Ihre Erfahrungen hat die Kulturmanagerin in einem Buch verarbeitet.
Frau Aden, Prostitution gehört nicht gerade zu den klassischen Studentenjobs. Wie sind Sie dazu gekommen?
Am Anfang meines Studiums musste ich gar nicht arbeiten, weil ich einen recht wohlhabenden Freund hatte. Als der mich verließ, stand ich vor dem Problem, mich selbst finanzieren zu müssen. Ich habe es erst mit normalen Jobs versucht, kam aber überhaupt nicht über die Runden. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht mit Geld umgehen kann. Durch Zufall bin ich auf eine Annonce in der Zeitung gestoßen. Ich hab einfach mal angerufen und geschaut, worum es da geht.
Was stand in dieser Annonce?
Es wurden Frauen ab 18 gesucht, die sich vorstellen können, in einem Club zu arbeiten. Sehr viel mehr stand nicht dabei. Deswegen wusste ich auch nicht 100-prozentig, was auf mich zukommt. Geht es da nur um Unterhaltung? Oder um mehr? Ich habe meinen Mut zusammengenommen und angerufen, und man hat mich noch am selben Abend dahin bestellt. Und recht schnell war klar: Es geht um Sex. Ich bin ins kalte Wasser gestoßen worden, hab mich schnell umgezogen, der erste Gast kam und zack, war ich auf dem Zimmer.
Das erste Mal einem Freier gegenüberstehen, seinen Körper verkaufen. Wie war das?
Ich hatte zum Glück nicht lange Zeit, darüber nachzudenken. Das war vielleicht das Beste. Als ich im Zimmer stand, hatte ich natürlich schon Angst. Der Gast duschte, und ich wusste nicht genau, wie ich mich jetzt verhalten soll. Man hatte mir vorher gesagt, was er möchte, nämlich französisch. Das hab ich einfach getan. Ich habe mich weitestgehend abgeschaltet. Danach bin ich erstmal duschen gegangen, weil das doch alles sehr fremd war. Aber als ich das Geld bekam, hat mich das überzeugt. Wenn das erste Mal schlimm verlaufen wäre, hätte ich es sofort wieder gelassen. Aber es war eben okay.
Sie haben danach ein Doppelleben geführt, waren einerseits Studentin, andererseits Prostituierte. Wie haben Sie das organisiert?
Ich habe tagsüber studiert und Seminare besucht, und abends bin ich ein- oder zweimal pro Woche in den Club zum Arbeiten gegangen. In dem Moment, in dem ich mich umgezogen und geschminkt habe, war ich eine andere Person. Da war die Studentin verschwunden. Dadurch, dass ich nicht so oft gearbeitet habe, habe ich das Doppelleben ganz gut hinbekommen. Ich habe mich auch als Studentin gesehen, nicht als Prostituierte. Das war einfach ein Job, um Geld zu kriegen.
Gab es Situationen, mit denen Sie zu kämpfen hatten?
Eigentlich nicht, meistens war es Routine. Allerdings gab es hin und wieder besondere Wünsche von Freiern. Einer bestellte mich mal in eine Kirche, ich stand also im Kreuzgang, und da war jemand, der vermutlich der Pastor war, er war zumindest so angezogen. Und da kam es eben zum Sex. Einen Stammgast hatte ich, der war Richter, er hatte seine ganz eigenen Vorstellungen von seinem Besuch. Es war fast eine Art Bühnenstück, das wir da immer aufführten. Die anderen Männer kamen, tranken etwas, wollten Sex und gingen wieder.
Die meisten sind also Durchschnittstypen?
Ja, Mittelschicht. Die allermeisten sind verheiratet und haben Familie, Kinder. Sie unterscheiden sich nicht von anderen Männern, haben aber ihre Bedürfnisse.
Warum schlafen die nicht einfach mit ihren Ehefrauen?
Das machen die auch. Ich denke, dass Männer einfach anders gestrickt sind, vielleicht evolutionär bedingt. Die wollen Abwechslung. Ich hatte Männer, die 40Jahre lang treu gewesen waren. Die fingen erst im Alter damit an. Die haben mir das auch erzählt: "Ich bin heute das erste Mal da, ich hab das noch nie gemacht, ich weiß auch nicht, warum jetzt." Ob die dachten, sie versäumen was, ich weiß es nicht. Für Männer ist es ein Kick, ins Bordell zu gehen.
Wurden Sie nie mit Perversionen konfrontiert?
Ich hatte ganz wenig mit Perversionen zu tun. Das gab es in unserem Club nicht, dafür gibt es eigene Clubs. Aber einen Gast hatte ich, der sich ein bisschen von den anderen unterschied. Er hat sich auch gar nicht ausgezogen, sondern eine kleine Micky-Maus-Figur hervorgeholt und in die Toilette gelegt. Alles, was er von mir wollte, war, dass ich auf die Figur pinkele. Das kam mir ein bisschen absurd vor, aber ich habe es gemacht. Danach musste ich die Micky Maus runterspülen. Und ich glaube, in dem Moment ist ihm einer abgegangen. Ich weiß es nicht, er war ja bekleidet. Er hat damit irgendetwas verbunden, mit dieser Figur.
In Ihrem Buch heißt es, einer Ihrer besten Kunden sei Dozent an Ihrer Universität gewesen.
Das war peinlich. Ich hatte natürlich auch Stammgäste, und als ich eines Tages über den Campus lief, begegnete mir einer von ihnen. Wir konnten nicht ausweichen, sind dann aufeinander zu, haben uns erstmal nur angeschaut und begrüßt, beide peinlich berührt. Ich habe herausgefunden, dass er Dozent an meiner Uni ist. Wir haben gar nicht darüber gesprochen, sondern haben in der anderen Welt weitergemacht. Ich musste mir auch keine Sorgen machen, dass er irgendetwas sagt oder mich verrät und umgekehrt. Es war wirklich unangenehm, weil sich beide Welten auf einmal berührten.
Wussten eigentlich Ihre Freunde und Ihre Familie Bescheid?
Ich hatte zwei gute Freundinnen, die Bescheid wussten. Die waren mehr oder weniger interessiert, man hat am Anfang mal ein bisschen darüber geredet, aber später war es kaum mehr ein Thema. Meine Eltern wussten es natürlich nicht, auch heute nicht. Das sind die Allerletzten, denen ich das erzählt hätte. Als ich dann später eine Beziehung eingegangen bin, habe ich es gesagt. Ich denke, wenn man eng zusammenlebt, sollte man nicht mit Lügen anfangen.
Wie hat Ihr Partner auf die Prostitution reagiert?
Ich habe meinen Mann, wir sind mittlerweile verheiratet, während meiner aktiven Zeit kennengelernt, an der Uni. Er wusste von Anfang an Bescheid, ist aber sehr froh, dass ich mich jetzt nicht mehr prostituiere. Mein Buch zum Beispiel hat er nicht gelesen, er wird es auch nicht lesen. Das wäre dann wohl doch zu nah.
Wie viel Geld haben Sie verdient?
Ich kam richtig gut zurecht. 2000 Euro waren es schon im Monat. Es kam immer drauf an, wie oft ich hingegangen bin. Wenn ich meine Ausgaben gedeckt hatte, bin ich nicht arbeiten gegangen. Allerdings wachsen mit dem Geld auch die Bedürfnisse, etwa wollte ich eine größere Wohnung. Für viele Studenten ist das so verlockend, dass sie irgendwann mit dem Studium aufhören. Für mich kam das nicht infrage, weil die Uni für mich immer im Vordergrund stand.
Das Portal gesext.de, das wohl größte Auktionshaus für sexuelle Kontakte, meldete vor einigen Monaten, dass die Zahl der studentischen Auktionen seit Einführung der Studiengebühren um 400 Prozent gestiegen sei. Denken Sie, dass sich durch die Gebühren mehr Studentinnen prostituieren?
Da sehe ich auf jeden Fall einen Zusammenhang. Die Studiengebühren und alle anderen Kosten steigen, sodass Eltern gar nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu unterstützen. Wenn dann die Angebote da sind, wie es heute nun mal der Fall ist, überlegt sich das manch eine Studentin. Ich denke sogar, dass es noch schlimmer werden wird.
Haben Sie denn andere Studentinnen kennengelernt, die sich prostituieren?
Nein, gar nicht. Aber ich war auch nur an zwei Orten, nämlich im Club und in einem Massagesalon. Allerdings wird man in Escort-Services sehr viele finden, weil auch da eine freie Zeiteinteilung möglich ist.
Aus Ihrer Sicht klingt der Job recht nüchtern, als sei nichts dabei.
Man sollte schon schauen, ob man sein Leben ohne den Job auf die Reihe bekommt. Ich habe das Buch von Laura D. gelesen, einer französischen Studentin, die sich ebenfalls prostituiert hat. Die war ja sehr jung, die kam gar nicht mit dem Job zurecht, sodass am Ende ihr Studium und ihr ganzes Leben litten. Man sollte nicht leichtfertig beginnen, weil immer die Gefahr des Hängenbleibens besteht. Wenn man einmal gesehen hat, dass man relativ leicht und zügig Geld verdient, ist die Motivation, unbequeme Jobs zu machen, nicht so groß.
War es für Sie immer klar, dass Sie nach dem Studium mit der Prostitution aufhören?
Es war eine Katastrophe. Ich war fertig mit dem Studium, fand aber überhaupt keinen Job, was auch an meinem exotischen Studienfach Kulturwissenschaften lag. Ich hatte kurzfristig aufgehört mit der Prostitution, stieg dann aber wieder ein. Und merkte, dass es mir schlecht dabei geht, weil die Perspektive fehlte. Alle Hoffnungen, die ich mit dem Studium verbunden hatte, die waren auf einmal weg. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich neue Projekte gefunden hatte. Mittlerweile muss ich mich nicht mehr prostituieren.
Wenn Sie wählen könnten, würden Sie alles noch einmal genau so machen?
Ja. Es ist ja alles relativ gut gelaufen, ich habe keine besonders schlimmen Erfahrungen gemacht. Es war einfach ein Mittel zum Zweck, daher habe ich die Entscheidung nie bereut.
Zur Person
Der Name Alexandra Aden ist ein Pseudonym, auch ihr Alter verrät die Autorin nicht. Enge Freunde wissen von ihrer Vergangenheit als Prostituierte, der Ausstieg ist ihr mittlerweile gelungen. Aden hat im Rhein-Main-Gebiet Kulturwissenschaften studiert. Heute ist sie selbstständige Kulturmanagerin. Sie organisiert Ausstellungen und schreibt Beiträge für Kataloge. Ihr Buch "Und nach der Vorlesung ins Bordell - Bekenntnisse einer deutschen Kunststudentin" ist bei Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen und kostet 9,90 Euro.
http://www.karriere.de/bildung/die-pros ... -job-8325/
01.02.2009J
Johanna Kutsche
Morgens zur Uni, abends ins Bordell: Alexandra Aden führte während ihres Studiums ein Doppelleben. Ihre Erfahrungen hat die Kulturmanagerin in einem Buch verarbeitet.
Frau Aden, Prostitution gehört nicht gerade zu den klassischen Studentenjobs. Wie sind Sie dazu gekommen?
Am Anfang meines Studiums musste ich gar nicht arbeiten, weil ich einen recht wohlhabenden Freund hatte. Als der mich verließ, stand ich vor dem Problem, mich selbst finanzieren zu müssen. Ich habe es erst mit normalen Jobs versucht, kam aber überhaupt nicht über die Runden. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht mit Geld umgehen kann. Durch Zufall bin ich auf eine Annonce in der Zeitung gestoßen. Ich hab einfach mal angerufen und geschaut, worum es da geht.
Was stand in dieser Annonce?
Es wurden Frauen ab 18 gesucht, die sich vorstellen können, in einem Club zu arbeiten. Sehr viel mehr stand nicht dabei. Deswegen wusste ich auch nicht 100-prozentig, was auf mich zukommt. Geht es da nur um Unterhaltung? Oder um mehr? Ich habe meinen Mut zusammengenommen und angerufen, und man hat mich noch am selben Abend dahin bestellt. Und recht schnell war klar: Es geht um Sex. Ich bin ins kalte Wasser gestoßen worden, hab mich schnell umgezogen, der erste Gast kam und zack, war ich auf dem Zimmer.
Das erste Mal einem Freier gegenüberstehen, seinen Körper verkaufen. Wie war das?
Ich hatte zum Glück nicht lange Zeit, darüber nachzudenken. Das war vielleicht das Beste. Als ich im Zimmer stand, hatte ich natürlich schon Angst. Der Gast duschte, und ich wusste nicht genau, wie ich mich jetzt verhalten soll. Man hatte mir vorher gesagt, was er möchte, nämlich französisch. Das hab ich einfach getan. Ich habe mich weitestgehend abgeschaltet. Danach bin ich erstmal duschen gegangen, weil das doch alles sehr fremd war. Aber als ich das Geld bekam, hat mich das überzeugt. Wenn das erste Mal schlimm verlaufen wäre, hätte ich es sofort wieder gelassen. Aber es war eben okay.
Sie haben danach ein Doppelleben geführt, waren einerseits Studentin, andererseits Prostituierte. Wie haben Sie das organisiert?
Ich habe tagsüber studiert und Seminare besucht, und abends bin ich ein- oder zweimal pro Woche in den Club zum Arbeiten gegangen. In dem Moment, in dem ich mich umgezogen und geschminkt habe, war ich eine andere Person. Da war die Studentin verschwunden. Dadurch, dass ich nicht so oft gearbeitet habe, habe ich das Doppelleben ganz gut hinbekommen. Ich habe mich auch als Studentin gesehen, nicht als Prostituierte. Das war einfach ein Job, um Geld zu kriegen.
Gab es Situationen, mit denen Sie zu kämpfen hatten?
Eigentlich nicht, meistens war es Routine. Allerdings gab es hin und wieder besondere Wünsche von Freiern. Einer bestellte mich mal in eine Kirche, ich stand also im Kreuzgang, und da war jemand, der vermutlich der Pastor war, er war zumindest so angezogen. Und da kam es eben zum Sex. Einen Stammgast hatte ich, der war Richter, er hatte seine ganz eigenen Vorstellungen von seinem Besuch. Es war fast eine Art Bühnenstück, das wir da immer aufführten. Die anderen Männer kamen, tranken etwas, wollten Sex und gingen wieder.
Die meisten sind also Durchschnittstypen?
Ja, Mittelschicht. Die allermeisten sind verheiratet und haben Familie, Kinder. Sie unterscheiden sich nicht von anderen Männern, haben aber ihre Bedürfnisse.
Warum schlafen die nicht einfach mit ihren Ehefrauen?
Das machen die auch. Ich denke, dass Männer einfach anders gestrickt sind, vielleicht evolutionär bedingt. Die wollen Abwechslung. Ich hatte Männer, die 40Jahre lang treu gewesen waren. Die fingen erst im Alter damit an. Die haben mir das auch erzählt: "Ich bin heute das erste Mal da, ich hab das noch nie gemacht, ich weiß auch nicht, warum jetzt." Ob die dachten, sie versäumen was, ich weiß es nicht. Für Männer ist es ein Kick, ins Bordell zu gehen.
Wurden Sie nie mit Perversionen konfrontiert?
Ich hatte ganz wenig mit Perversionen zu tun. Das gab es in unserem Club nicht, dafür gibt es eigene Clubs. Aber einen Gast hatte ich, der sich ein bisschen von den anderen unterschied. Er hat sich auch gar nicht ausgezogen, sondern eine kleine Micky-Maus-Figur hervorgeholt und in die Toilette gelegt. Alles, was er von mir wollte, war, dass ich auf die Figur pinkele. Das kam mir ein bisschen absurd vor, aber ich habe es gemacht. Danach musste ich die Micky Maus runterspülen. Und ich glaube, in dem Moment ist ihm einer abgegangen. Ich weiß es nicht, er war ja bekleidet. Er hat damit irgendetwas verbunden, mit dieser Figur.
In Ihrem Buch heißt es, einer Ihrer besten Kunden sei Dozent an Ihrer Universität gewesen.
Das war peinlich. Ich hatte natürlich auch Stammgäste, und als ich eines Tages über den Campus lief, begegnete mir einer von ihnen. Wir konnten nicht ausweichen, sind dann aufeinander zu, haben uns erstmal nur angeschaut und begrüßt, beide peinlich berührt. Ich habe herausgefunden, dass er Dozent an meiner Uni ist. Wir haben gar nicht darüber gesprochen, sondern haben in der anderen Welt weitergemacht. Ich musste mir auch keine Sorgen machen, dass er irgendetwas sagt oder mich verrät und umgekehrt. Es war wirklich unangenehm, weil sich beide Welten auf einmal berührten.
Wussten eigentlich Ihre Freunde und Ihre Familie Bescheid?
Ich hatte zwei gute Freundinnen, die Bescheid wussten. Die waren mehr oder weniger interessiert, man hat am Anfang mal ein bisschen darüber geredet, aber später war es kaum mehr ein Thema. Meine Eltern wussten es natürlich nicht, auch heute nicht. Das sind die Allerletzten, denen ich das erzählt hätte. Als ich dann später eine Beziehung eingegangen bin, habe ich es gesagt. Ich denke, wenn man eng zusammenlebt, sollte man nicht mit Lügen anfangen.
Wie hat Ihr Partner auf die Prostitution reagiert?
Ich habe meinen Mann, wir sind mittlerweile verheiratet, während meiner aktiven Zeit kennengelernt, an der Uni. Er wusste von Anfang an Bescheid, ist aber sehr froh, dass ich mich jetzt nicht mehr prostituiere. Mein Buch zum Beispiel hat er nicht gelesen, er wird es auch nicht lesen. Das wäre dann wohl doch zu nah.
Wie viel Geld haben Sie verdient?
Ich kam richtig gut zurecht. 2000 Euro waren es schon im Monat. Es kam immer drauf an, wie oft ich hingegangen bin. Wenn ich meine Ausgaben gedeckt hatte, bin ich nicht arbeiten gegangen. Allerdings wachsen mit dem Geld auch die Bedürfnisse, etwa wollte ich eine größere Wohnung. Für viele Studenten ist das so verlockend, dass sie irgendwann mit dem Studium aufhören. Für mich kam das nicht infrage, weil die Uni für mich immer im Vordergrund stand.
Das Portal gesext.de, das wohl größte Auktionshaus für sexuelle Kontakte, meldete vor einigen Monaten, dass die Zahl der studentischen Auktionen seit Einführung der Studiengebühren um 400 Prozent gestiegen sei. Denken Sie, dass sich durch die Gebühren mehr Studentinnen prostituieren?
Da sehe ich auf jeden Fall einen Zusammenhang. Die Studiengebühren und alle anderen Kosten steigen, sodass Eltern gar nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu unterstützen. Wenn dann die Angebote da sind, wie es heute nun mal der Fall ist, überlegt sich das manch eine Studentin. Ich denke sogar, dass es noch schlimmer werden wird.
Haben Sie denn andere Studentinnen kennengelernt, die sich prostituieren?
Nein, gar nicht. Aber ich war auch nur an zwei Orten, nämlich im Club und in einem Massagesalon. Allerdings wird man in Escort-Services sehr viele finden, weil auch da eine freie Zeiteinteilung möglich ist.
Aus Ihrer Sicht klingt der Job recht nüchtern, als sei nichts dabei.
Man sollte schon schauen, ob man sein Leben ohne den Job auf die Reihe bekommt. Ich habe das Buch von Laura D. gelesen, einer französischen Studentin, die sich ebenfalls prostituiert hat. Die war ja sehr jung, die kam gar nicht mit dem Job zurecht, sodass am Ende ihr Studium und ihr ganzes Leben litten. Man sollte nicht leichtfertig beginnen, weil immer die Gefahr des Hängenbleibens besteht. Wenn man einmal gesehen hat, dass man relativ leicht und zügig Geld verdient, ist die Motivation, unbequeme Jobs zu machen, nicht so groß.
War es für Sie immer klar, dass Sie nach dem Studium mit der Prostitution aufhören?
Es war eine Katastrophe. Ich war fertig mit dem Studium, fand aber überhaupt keinen Job, was auch an meinem exotischen Studienfach Kulturwissenschaften lag. Ich hatte kurzfristig aufgehört mit der Prostitution, stieg dann aber wieder ein. Und merkte, dass es mir schlecht dabei geht, weil die Perspektive fehlte. Alle Hoffnungen, die ich mit dem Studium verbunden hatte, die waren auf einmal weg. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich neue Projekte gefunden hatte. Mittlerweile muss ich mich nicht mehr prostituieren.
Wenn Sie wählen könnten, würden Sie alles noch einmal genau so machen?
Ja. Es ist ja alles relativ gut gelaufen, ich habe keine besonders schlimmen Erfahrungen gemacht. Es war einfach ein Mittel zum Zweck, daher habe ich die Entscheidung nie bereut.
Zur Person
Der Name Alexandra Aden ist ein Pseudonym, auch ihr Alter verrät die Autorin nicht. Enge Freunde wissen von ihrer Vergangenheit als Prostituierte, der Ausstieg ist ihr mittlerweile gelungen. Aden hat im Rhein-Main-Gebiet Kulturwissenschaften studiert. Heute ist sie selbstständige Kulturmanagerin. Sie organisiert Ausstellungen und schreibt Beiträge für Kataloge. Ihr Buch "Und nach der Vorlesung ins Bordell - Bekenntnisse einer deutschen Kunststudentin" ist bei Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen und kostet 9,90 Euro.
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- SW Analyst
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- Registriert: 01.08.2006, 14:30
- Ich bin: Keine Angabe
Artikel u Interview
Ich bin jung und brauche das Geld eigentlich nicht.
Studentin berichtet:
Prof. Pastötter, München, Präsident DGSS,
Er kommentiert wie gewohnt sehr prostitutionsfeindlich und gegen Wohnungsprostitution:
Quelle:
www.halbstark-online.de
Magazin
Fachschaftsrat Journalistik, Uni Hamburg
Gesehen bei:
http://www.bw7.com/forum/showthread.php?t=32750
Psychologie der Sexarbeit:
viewtopic.php?t=397
Studien zu zufriedenen Sexworkern:
viewtopic.php?t=1384
Studentin berichtet:
- "Letztlich spiele ich also nicht nur vor meinen Kunden eine Rolle – sondern auch in meinem Alltag, vor den Menschen, die mir wirklich etwas bedeuten. Das ist ein grauenvolles Gefühl, manchmal denke ich auch: ein einziger Sumpf aus Scheiße."
Prof. Pastötter, München, Präsident DGSS,
Er kommentiert wie gewohnt sehr prostitutionsfeindlich und gegen Wohnungsprostitution:
- "invasives Sklavenverhältnis".
Quelle:
www.halbstark-online.de
Magazin
Fachschaftsrat Journalistik, Uni Hamburg
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Psychologie der Sexarbeit:
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Studien zu zufriedenen Sexworkern:
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- Ich bin: Keine Angabe
Re: "Die Prostitution war für mich nur ein Job"
Nicht alle SW schaffen es das Doppelleben gut hinzubekommen. Meine Freundin war eine SW, so habe ich sie kennengelernt und ihr geholfen auszusteigen. Sie musste aus wirtschaftlichen Gründen - nachdem sie keinen Job gefunden hat - als SW arbeiten (Hartz IV reichte hinten und vorne nicht; sie hat einen halbwüchsigen Sohn, der viel liegen lässt oder kaputt macht).Sie haben danach ein Doppelleben geführt, waren einerseits Studentin, andererseits Prostituierte. Wie haben Sie das organisiert?
Ich habe tagsüber studiert und Seminare besucht, und abends bin ich ein- oder zweimal pro Woche in den Club zum Arbeiten gegangen. In dem Moment, in dem ich mich umgezogen und geschminkt habe, war ich eine andere Person. Da war die Studentin verschwunden. Dadurch, dass ich nicht so oft gearbeitet habe, habe ich das Doppelleben ganz gut hinbekommen.
Einige Sätze vor ihr, als sie noch als SW arbeitete, die ich mir mal aufgeschrieben habe:
Ich möchte aufhören damit, das macht mich fertig.
Ich kann das nicht machen.
Red net von Terminen!
Ich muss da raus.
Kann diese Woche keine Termine machen. Habe alle abgesagt; muss nächste Woche was machen.
Sie ist nun bei mir proforma sozialversicherungspflichtig angestellt und ich konnte ihr einen weiter Job vermitteln, sodass sie nichts mehr als SW machen muss.
Diese Arbeit als SW hat sie als Frau fertig gemacht. Seitdem sie sich in mich verliebt hat, hat sie sexuelle Problem mit mir. Der Satz:
Scheiß Männer wenn ich so was sag meine ich nicht Dich. Du musst darunter leiden. Ich vertrau Dir bitte enttäusche mich nicht.
sagt wohl alles über ihr Innenleben .....
LG Günter
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- Admina
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- Registriert: 07.09.2009, 04:52
- Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
- Ich bin: Keine Angabe
Studie ueber Studenten in der Prostitution
Studie unter Studenten
Jeder Dritte kann sich Prostitution als Job vorstellen
Überraschendes Ergebnis einer Untersuchung zu Prostitution unter Studenten: Jeder dritte Studierende in Berlin kann sich vorstellen, sein Studium mit Prostitution zu finanzieren.
Das geht aus einer Studie des "Studienkolleggs zu Berlin" mit dem Titel: "Nebenjob: Prostitution" hervor. Für die Untersuchung hat die Forschungsgruppe in Berlin, Paris und Kiew insgesamt rund 3600 Studentinnen und Studenten nach ihrer Einstellung zur Prostitution befragt. Der Schwerpunkt lag mit 3200 Befragten in Berlin.
Die Bereitschaft zur Sexarbeit war in Paris (29,2 Prozent) und Kiew (18,5 Prozent) deutlich geringer als in der deutschen Hauptstadt Berlin (33 Prozent). Im Gesamtdurchschnitt der Untersuchung lag sie bei rund 25 Prozent.
Tatsächlich aktiv im Rotlichtmilieu ist in Berlin jeder 27. Studierende (3,7 Prozent). Sie strippen, arbeiten im sogenannten Begleitservice oder in der klassischen Prostitution in Bordellen oder Clubs.
Die wirtschaftliche Situation von Studierenden
Die Studie gibt einen seltenen Einblick in die bisher kaum beleuchtete Szene studentischer Prostitution. "Das Thema kommt zwar immer wieder mal in den Medien vor. Aber wissenschaftliche Untersuchungen gibt es dazu kaum", sagt Felix Betzler, der zu der vierköpfigen Studiengruppe gehört, die mit vielen Studenten und Studentinnen über die Gründe für ihren Weg in die Prostitution, über ihre Probleme und die eigene Selbstwahrnehmung gesprochen hat.
Männer rund Frauen etwa in gleichem Maße vertreten
Die Ergebnisse der Umfrage wirken teilweise überraschend. So sind Frauen und Männer in der Sexarbeit etwa in gleichem Maße vertreten. "Das hat uns auch überrascht, wir waren von einem höheren Frauenanteil ausgegangen", erklärte Betzler. Es zeige, dass "auch wir uns den Vorurteilen, mit denen das Thema Sexarbeit noch immer belastet ist, nicht ganz entziehen konnten".
Charakterlich scheinen sich die Sexarbeiter kaum von ihren anderen Kommilitonen zu unterscheiden. Ein Persönlichkeitstest ergab bei Eigenschaften wie Offenheit, Verträglichkeit oder Gewissenhaftigkeit nur graduelle Unterschiede.
Die Gründe für die Sexarbeit sind vielfältig. Die betroffenen Studenten sind zu mehr als 30 Prozent verschuldet. In einer nicht in der Prostitution engagierten Vergleichsgruppe ist der Anteil der verschuldeten Studenten mit rund 18 Prozent deutlich geringer.
Gleichzeitig erhalten nur etwa 50 Prozent der nebenberuflichen Sexarbeiter finanzielle Unterstützung aus ihrer Familie (Vergleichsgruppe: rund 65 Prozent).
Motivation Geld
Auf die Frage, welche Gründe für ihren Weg in die Prostitution wichtig waren, erhielt die mit Abstand höchste Zustimmung die Angabe "Höherer Stundenlohn". Ungefähr gleichauf dagegen lagen die Aussagen der Studentinnen und Studenten: "Finanzielle Notsituation", "Suche nach Abenteuern" und "Spaß am Sex".
Die Forschungsgruppe frage aber auch nach weiteren Motivationen. Während eine Studentin namens Nike darauf antwortete, sie "suche nach neuen Erfahrungen", sagte Sonia: Geld spiele für Prostituierte immer eine Rolle, "sonst müssten sie die Sexualität nicht im Puff ausleben". Ein männlicher Sexarbeiter gab als Motivation eine "Kombination aus Geld und Spaß" an.
Fachleute einer Beratungsorganisation für Prostituierte, dagegen nannten als Gründe unter anderem "Illusionen, Erwartungen vom schnellen, großen Geld, Suche nach körperlicher Nähe und Neugier am Sex".
An ihre Kunden kommen die Studierenden meistens über Kontaktbörsen im Internet. Nahezu gleichauf folgen persönliche Kontakte oder die Arbeit in Bordellen.
Die Studenten sind überwiegend in höheren Semestern und im Durchschnitt knapp 26 Jahre alt.
Auffällig ist, dass mit 52,3 Prozent ähnlich viele in einer festen Beziehung leben wie andere Studenten auch.
Auffällige Unterschiede gibt es aber offenbar bei der sexuellen Orientierung der Studenten. So bezeichnen sich nur 49 Prozent der Sexarbeiter als heterosexuell (Vergleichsgruppe: 85,5). 13,3 Prozent (Vergleichsgruppe: 5,3) gaben dagegen an homosexuell zu sein, während sich 37,8 Prozent (Vergleichsgruppe: 8,9) als bisexuell bezeichneten.
Die Hoffnungen dieser Studierenden auf hohe Verdienste werden nur zum Teil erfüllt. Nike etwa verdient zwischen 2000 bis zu 5000 Euro je Woche, andere Studentinnen liegen zwischen 50 und 300 Euro am Tag.
Dafür bezahlen sie mit besonderen Belastungen: Stigmatisierung, Geschlechtskrankheiten, soziale Ausgrenzung und Probleme in der Partnerschaft führten jeweils rund 60 Prozent der Befragten an.
Gerade der Blick von Fremden auf Sexarbeiter ist den Studienergebnissen zufolge von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. So haben in Berlin, Paris und Kiew zwischen 50 und 60 Prozent der Befragten Mitgefühl mit den Betroffenen oder Bestürzung empfunden. Unverständnis zeigten in Kiew mit gut 30 Prozent viel mehr Befragte als in Berlin und Paris, wo die Werte etwa bei 20 Prozent lagen. In Berlin reagierten weit mehr als 40 Prozent der befragten Studierenden auf das Thema mit Neugier, während in Paris fast 40 Prozent des Sexarbeitern Anerkennung zollten.
Die Untersuchung, die am Mittwoch um 19 Uhr in der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vorgestellt wird, bezieht sich ausschließlich auf Studierende. Die Situation von Zwangsprostituierten oder etwa Not leidenden illegalen Immigranten wurde nicht erfasst.
Das Studienkolleg zu Berlin ist eine gemeinsame Initiative der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Kooperation mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Es lädt jedes Jahr etwa dreißig besonders begabte Studierende aller Fachrichtungen aus ganz Europa für elf Monate nach Berlin ein.
www.rp-online.de/beruf/bildung/Jeder-Dr ... 99225.html
Studentische Sexarbeit im europäischen Vergleich
Das Phänomen von Studierenden, die sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anbieten,
polarisiert, schreckt ab, weckt auf oder zieht an. Trotz starker Medienpräsenz gibt es
kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema. Wir haben eine umfangreich
angelegte Umfrage unter Studierenden durchgeführt und sind mit Betroffenen und
Experten in Berlin, Paris und Kiew über Motivationen, Probleme, Selbst- und Fremdwahrnehmung
ins Gespräch gekommen. Unsere Ergebnisse möchten wir Ihnen gerne vorstellen.
Felix Betzler (Deutschland), Eva Blumenschein (Deutschland), Ludwig Schlemm (Deutschland), Agne Stankeviciute (Litauen)
Einladung zur Vorstellung aller Studien (3 Seiten):
http://www.studienkolleg-zu-berlin.de/f ... 202011.pdf
www.studienkolleg-zu-berlin.de
Jeder Dritte kann sich Prostitution als Job vorstellen
Überraschendes Ergebnis einer Untersuchung zu Prostitution unter Studenten: Jeder dritte Studierende in Berlin kann sich vorstellen, sein Studium mit Prostitution zu finanzieren.
Das geht aus einer Studie des "Studienkolleggs zu Berlin" mit dem Titel: "Nebenjob: Prostitution" hervor. Für die Untersuchung hat die Forschungsgruppe in Berlin, Paris und Kiew insgesamt rund 3600 Studentinnen und Studenten nach ihrer Einstellung zur Prostitution befragt. Der Schwerpunkt lag mit 3200 Befragten in Berlin.
Die Bereitschaft zur Sexarbeit war in Paris (29,2 Prozent) und Kiew (18,5 Prozent) deutlich geringer als in der deutschen Hauptstadt Berlin (33 Prozent). Im Gesamtdurchschnitt der Untersuchung lag sie bei rund 25 Prozent.
Tatsächlich aktiv im Rotlichtmilieu ist in Berlin jeder 27. Studierende (3,7 Prozent). Sie strippen, arbeiten im sogenannten Begleitservice oder in der klassischen Prostitution in Bordellen oder Clubs.
Die wirtschaftliche Situation von Studierenden
Die Studie gibt einen seltenen Einblick in die bisher kaum beleuchtete Szene studentischer Prostitution. "Das Thema kommt zwar immer wieder mal in den Medien vor. Aber wissenschaftliche Untersuchungen gibt es dazu kaum", sagt Felix Betzler, der zu der vierköpfigen Studiengruppe gehört, die mit vielen Studenten und Studentinnen über die Gründe für ihren Weg in die Prostitution, über ihre Probleme und die eigene Selbstwahrnehmung gesprochen hat.
Männer rund Frauen etwa in gleichem Maße vertreten
Die Ergebnisse der Umfrage wirken teilweise überraschend. So sind Frauen und Männer in der Sexarbeit etwa in gleichem Maße vertreten. "Das hat uns auch überrascht, wir waren von einem höheren Frauenanteil ausgegangen", erklärte Betzler. Es zeige, dass "auch wir uns den Vorurteilen, mit denen das Thema Sexarbeit noch immer belastet ist, nicht ganz entziehen konnten".
Charakterlich scheinen sich die Sexarbeiter kaum von ihren anderen Kommilitonen zu unterscheiden. Ein Persönlichkeitstest ergab bei Eigenschaften wie Offenheit, Verträglichkeit oder Gewissenhaftigkeit nur graduelle Unterschiede.
Die Gründe für die Sexarbeit sind vielfältig. Die betroffenen Studenten sind zu mehr als 30 Prozent verschuldet. In einer nicht in der Prostitution engagierten Vergleichsgruppe ist der Anteil der verschuldeten Studenten mit rund 18 Prozent deutlich geringer.
Gleichzeitig erhalten nur etwa 50 Prozent der nebenberuflichen Sexarbeiter finanzielle Unterstützung aus ihrer Familie (Vergleichsgruppe: rund 65 Prozent).
Motivation Geld
Auf die Frage, welche Gründe für ihren Weg in die Prostitution wichtig waren, erhielt die mit Abstand höchste Zustimmung die Angabe "Höherer Stundenlohn". Ungefähr gleichauf dagegen lagen die Aussagen der Studentinnen und Studenten: "Finanzielle Notsituation", "Suche nach Abenteuern" und "Spaß am Sex".
Die Forschungsgruppe frage aber auch nach weiteren Motivationen. Während eine Studentin namens Nike darauf antwortete, sie "suche nach neuen Erfahrungen", sagte Sonia: Geld spiele für Prostituierte immer eine Rolle, "sonst müssten sie die Sexualität nicht im Puff ausleben". Ein männlicher Sexarbeiter gab als Motivation eine "Kombination aus Geld und Spaß" an.
Fachleute einer Beratungsorganisation für Prostituierte, dagegen nannten als Gründe unter anderem "Illusionen, Erwartungen vom schnellen, großen Geld, Suche nach körperlicher Nähe und Neugier am Sex".
An ihre Kunden kommen die Studierenden meistens über Kontaktbörsen im Internet. Nahezu gleichauf folgen persönliche Kontakte oder die Arbeit in Bordellen.
Die Studenten sind überwiegend in höheren Semestern und im Durchschnitt knapp 26 Jahre alt.
Auffällig ist, dass mit 52,3 Prozent ähnlich viele in einer festen Beziehung leben wie andere Studenten auch.
Auffällige Unterschiede gibt es aber offenbar bei der sexuellen Orientierung der Studenten. So bezeichnen sich nur 49 Prozent der Sexarbeiter als heterosexuell (Vergleichsgruppe: 85,5). 13,3 Prozent (Vergleichsgruppe: 5,3) gaben dagegen an homosexuell zu sein, während sich 37,8 Prozent (Vergleichsgruppe: 8,9) als bisexuell bezeichneten.
Die Hoffnungen dieser Studierenden auf hohe Verdienste werden nur zum Teil erfüllt. Nike etwa verdient zwischen 2000 bis zu 5000 Euro je Woche, andere Studentinnen liegen zwischen 50 und 300 Euro am Tag.
Dafür bezahlen sie mit besonderen Belastungen: Stigmatisierung, Geschlechtskrankheiten, soziale Ausgrenzung und Probleme in der Partnerschaft führten jeweils rund 60 Prozent der Befragten an.
Gerade der Blick von Fremden auf Sexarbeiter ist den Studienergebnissen zufolge von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. So haben in Berlin, Paris und Kiew zwischen 50 und 60 Prozent der Befragten Mitgefühl mit den Betroffenen oder Bestürzung empfunden. Unverständnis zeigten in Kiew mit gut 30 Prozent viel mehr Befragte als in Berlin und Paris, wo die Werte etwa bei 20 Prozent lagen. In Berlin reagierten weit mehr als 40 Prozent der befragten Studierenden auf das Thema mit Neugier, während in Paris fast 40 Prozent des Sexarbeitern Anerkennung zollten.
Die Untersuchung, die am Mittwoch um 19 Uhr in der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vorgestellt wird, bezieht sich ausschließlich auf Studierende. Die Situation von Zwangsprostituierten oder etwa Not leidenden illegalen Immigranten wurde nicht erfasst.
Das Studienkolleg zu Berlin ist eine gemeinsame Initiative der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Kooperation mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Es lädt jedes Jahr etwa dreißig besonders begabte Studierende aller Fachrichtungen aus ganz Europa für elf Monate nach Berlin ein.
www.rp-online.de/beruf/bildung/Jeder-Dr ... 99225.html
Studentische Sexarbeit im europäischen Vergleich
Das Phänomen von Studierenden, die sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anbieten,
polarisiert, schreckt ab, weckt auf oder zieht an. Trotz starker Medienpräsenz gibt es
kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema. Wir haben eine umfangreich
angelegte Umfrage unter Studierenden durchgeführt und sind mit Betroffenen und
Experten in Berlin, Paris und Kiew über Motivationen, Probleme, Selbst- und Fremdwahrnehmung
ins Gespräch gekommen. Unsere Ergebnisse möchten wir Ihnen gerne vorstellen.
Felix Betzler (Deutschland), Eva Blumenschein (Deutschland), Ludwig Schlemm (Deutschland), Agne Stankeviciute (Litauen)
Einladung zur Vorstellung aller Studien (3 Seiten):
http://www.studienkolleg-zu-berlin.de/f ... 202011.pdf
www.studienkolleg-zu-berlin.de
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Re: Studie ueber Studenten in der Prostitution
@fraences, Marc,
vielen Dank für diesen Hinweis. Als "Betroffene" (Berliner Studentin) bin ich auf diese Studie gespannt. Die Zahl kommt mir ziemlich hoch vor (3,7%, also 1 aus 27), auch, dass Männer und Frauen zu gleichen Teilen beteiligt sind. Das Durchschnittsalter von 26 erscheint mir sehr hoch, man müsste zum Vergleich das Durchschnittsalter der Studenten daneben halten.
LG,
Friederike
vielen Dank für diesen Hinweis. Als "Betroffene" (Berliner Studentin) bin ich auf diese Studie gespannt. Die Zahl kommt mir ziemlich hoch vor (3,7%, also 1 aus 27), auch, dass Männer und Frauen zu gleichen Teilen beteiligt sind. Das Durchschnittsalter von 26 erscheint mir sehr hoch, man müsste zum Vergleich das Durchschnittsalter der Studenten daneben halten.
LG,
Friederike
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Re: Studie ueber Studenten in der Prostitution

Dass Männer und Frauen zu gleichen Teilen beteiligt sind, kann ich mir sehr wohl vorstellen, wenn man davon ausgeht, dass aus der speziellen untersuchten Gruppe nur ein kleiner Bereich der Menschen überhaupt willig ist als Sexworker zu arbeiten, aber der Markt, die Nachfrage dazu im Vergleich als unendlich angeommen werden kann. Dann kann der Markt alle willigen Facharbeiter aufnehmen und dann sind es gleichviel Boys and Girls.
Lediglich die mediale Wahrnehmung und die unterschiedliche kulturelle Verortung von heterosexueller Prostitution und mann-männlicher Prostitution lassen uns daran zweifeln.
Haben wir als Sexworker noch ein Vertrauen auf die tradierten stereotypen Medienbilder?
Hier eine gute Antwort von Susie Bright zu Reuters Meldung von Bin Ladens Porno Sammlung:
http://susiebright.blogs.com/susie_brig ... tique.html
___
Mehr zum Arbeitsmarkt für Sexworker:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=98835#98835
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RE: Mes chères études - nebenberufl. StudentenSexarbeit
Gibt es die sexuelle Orientierung auch nach Geschlechtern aufgeschlüsselt?
Möglicherweise handelt es sich hier ja nur um das statistische Ergebnis des hohen Männeranteils (bei traditionell fast ausschließlich männlicher Kundschaft), so dass ein aussagekräftiger Unterschied zum "Normalstudenten" auch hier nicht nachweisbar wäre
Liebe Grüße, Aoife
Möglicherweise handelt es sich hier ja nur um das statistische Ergebnis des hohen Männeranteils (bei traditionell fast ausschließlich männlicher Kundschaft), so dass ein aussagekräftiger Unterschied zum "Normalstudenten" auch hier nicht nachweisbar wäre

Liebe Grüße, Aoife
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Studenten und Prostitution- Überraschende Erkenntnisse
Für eine Studie wurden zahlreiche Studenten in mehreren europäischen Metropolen befragt, gerade in Berlin ist der Anteil derer, die es sich vorstellen können, als Sexworker zu arbeiten, besonders hoch:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/jeder ... 86434.html
Auszug:
"Jeder dritte Studierende in Berlin kann sich vorstellen, sein Studium mit Prostitution zu finanzieren. Das geht aus einer Studie des „Studienkolleggs zu Berlin“ mit dem Titel: „Nebenjob: Prostitution“ hervor, die der Nachrichtenagentur dapd vorliegt. Für die Untersuchung hat die Forschungsgruppe in Berlin, Paris und Kiew insgesamt rund 3600 Studentinnen und Studenten nach ihrer Einstellung zur Prostitution befragt. Der Schwerpunkt lag mit 3200 Befragten in Berlin. Die Bereitschaft zur Sexarbeit war in Paris (29,2 Prozent) und Kiew (18,5 Prozent) deutlich geringer als in der deutschen Hauptstadt. Im Gesamtdurchschnitt der Untersuchung lag sie bei rund 25 Prozent."
PS: Falls ich im falschen Unterforum schreibe, bitte verschieben,
falls schon vorhanden, bitte löschen...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/jeder ... 86434.html
Auszug:
"Jeder dritte Studierende in Berlin kann sich vorstellen, sein Studium mit Prostitution zu finanzieren. Das geht aus einer Studie des „Studienkolleggs zu Berlin“ mit dem Titel: „Nebenjob: Prostitution“ hervor, die der Nachrichtenagentur dapd vorliegt. Für die Untersuchung hat die Forschungsgruppe in Berlin, Paris und Kiew insgesamt rund 3600 Studentinnen und Studenten nach ihrer Einstellung zur Prostitution befragt. Der Schwerpunkt lag mit 3200 Befragten in Berlin. Die Bereitschaft zur Sexarbeit war in Paris (29,2 Prozent) und Kiew (18,5 Prozent) deutlich geringer als in der deutschen Hauptstadt. Im Gesamtdurchschnitt der Untersuchung lag sie bei rund 25 Prozent."
PS: Falls ich im falschen Unterforum schreibe, bitte verschieben,
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Ich höre das Gras schon wachsen,
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Studenten-Studie Berlin
Students consider prostitution to pay for school?
BERLIN | Wed May 18, 2011 12:55pm EDT
(Reuters) - One in three university students in the German capital would consider sex work as a means to finance their education, a study from the Berlin Studies Center said on Wednesday.
The figure in Berlin, where prostitution is legal, was higher than students surveyed in Paris (29.2 percent) and in Kiev (18.5 percent), the three cities the report looked at.
The study found some 4 percent of the 3,200 Berlin students surveyed said they had already done some form of sex work, which includes prostitution, erotic dancing and Internet shows.
The results surprised the study's authors, who said they undertook the study because student prostitution had been often reported but little was known about its relationship to education policy.
"The main motivation of students to turn to prostitution were the financial incentives, namely the high hourly wages," Eva Blumenschein, one of the study's authors and a 26-year-old student at Berlin's Humboldt University, told Reuters.
Blumenschein said recent educational reforms aimed at speeding up students' time at university may play a role in them seeking out sex work.
"It's possible that because educational reforms have increased student workloads, they have less time to earn money," she said. "Coupled with higher student fees, in this instance, leads students into prostitution."
Thirty percent of students working in the sex industry were in debt, the study found.
That compared with 18 percent of students who said they would consider sex work who were in debt.
(Reporting by Eric Kelsey, editing by Paul Casciato)
Original:
Reuters
BERLIN | Wed May 18, 2011 12:55pm EDT
(Reuters) - One in three university students in the German capital would consider sex work as a means to finance their education, a study from the Berlin Studies Center said on Wednesday.
The figure in Berlin, where prostitution is legal, was higher than students surveyed in Paris (29.2 percent) and in Kiev (18.5 percent), the three cities the report looked at.
The study found some 4 percent of the 3,200 Berlin students surveyed said they had already done some form of sex work, which includes prostitution, erotic dancing and Internet shows.
The results surprised the study's authors, who said they undertook the study because student prostitution had been often reported but little was known about its relationship to education policy.
"The main motivation of students to turn to prostitution were the financial incentives, namely the high hourly wages," Eva Blumenschein, one of the study's authors and a 26-year-old student at Berlin's Humboldt University, told Reuters.
Blumenschein said recent educational reforms aimed at speeding up students' time at university may play a role in them seeking out sex work.
"It's possible that because educational reforms have increased student workloads, they have less time to earn money," she said. "Coupled with higher student fees, in this instance, leads students into prostitution."
Thirty percent of students working in the sex industry were in debt, the study found.
That compared with 18 percent of students who said they would consider sex work who were in debt.
(Reporting by Eric Kelsey, editing by Paul Casciato)
Original:
Reuters
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Nebenjob Prostitution
Erst in die Uni, dann ins Bordell
Wie viele bestreitet auch Nadine ihr Studium durch Prostitution - freiwillig. Laut einer Umfrage des Studienkollegs zu Berlin kann sich jeder dritte Berliner Student vorstellen, sein Studium durch Sexarbeit zu finanzieren.
Unter dem Tisch wippen ihre Knie auf und ab, die Hände hält sie ein wenig verkrampft: Nadine ist aufgeregt. Kein Wunder, denn normalerweise redet die 26-Jährige nicht so gerne darüber, dass sie ihren Körper verkauft. Auffallend züchtig gekleidet sitzt sie in einem Charlottenburger Café: grauer Wollpulli, Brille, das braune Haar mit einer Spange hochgesteckt. Typ Geisteswissenschaftlerin, denkt man. Dass die Studentin der Technischen Universität zweimal die Woche in einem Bordell anschaffen geht, würde man nicht vermuten.
"Ich habe mich freiwillig dafür entschieden", sagt Nadine. Vor gut anderthalb Jahren hat sie angefangen mit der Sexarbeit.
Der Grund? Geld. Ihre Eltern konnten sie finanziell nicht unterstützen; das BAföG reichte vorne und hinten nicht. Jetzt verdient Nadine in guten Monaten bis zu 2000 Euro. "Natürlich mach ich’s wegen der Kohle", sagt sie. "Auf einen Stundenlohn von sieben, acht Euro hatte ich einfach keinen Bock mehr."
Prostitution als Nebenjob? Für viele Studierende ist das kein Tabuthema mehr. Nach Angaben des Studentenwerks jobben fast drei Viertel der Berliner Studenten neben dem Studium, kellnern, arbeiten auf Messen oder als HiWi an der Uni. Zwei Drittel der erwerbstätigen Studierenden sind auf diese Jobs angewiesen, sie bestreiten so ihren Lebensunterhalt. Im Durchschnitt verdienen sie 391 Euro pro Monat. So viel wie Nadine an einem guten Abend. Kein Wunder also, dass vielen ein Nebenverdienst in der Sexarbeit immer attraktiver erscheint. Zumindest besagt das eine Umfrage des Studienkollegs zu Berlin, bei der 3200 Berliner Studenten befragt wurden. Demnach kann sich jeder Dritte vorstellen, sein Studium zu finanzieren, indem er strippt, im Escort-Service arbeitet oder klassisch in Bordellen oder Clubs.
"Vorstellen kann man sich eine Menge, es dann aber auch zu tun, ist eine ganz andere Geschichte", sagt Alexandra Aden. Sie arbeitete neben ihrem Kulturwissenschafts-Studium sechs Jahre lang im Rotlichtmilieu. In ihrer Autobiografie "Und nach der Vorlesung ins Bordell" hat sie diese Zeit sehr nüchtern beschrieben. Und somit dazu beigetragen, dass Prostitution heute zunehmend als Dienstleistung wahrgenommen wird.
Neun Jahre ist es her, dass die rot-grüne Regierung 2002 die "Sittenwidrigkeit" der Prostitution aufgehoben hat. Kritiker warnten damals davor, dass das Gesetz die Prostitution verharmlose und sowohl Zuhältern als auch Freiern in die Karten spiele. Aus Sicht von Mechthild Eickel sind diese Vorhersagen nicht eingetreten.
Sie ist der Meinung, dass Sexarbeit ihr Schmuddelimage mehr und mehr verliert. "Gerade junge Leute gehen lockerer und unaufgeregter mit dem Thema um", sagt das Vorstandsmitglied des Bufas e. V., einem bundesweiten Zusammenschluss von Beratungsstellen für Sexarbeiter, zu dem auch der Kreuzberger Hydra e. V. gehört. "Unter den Frauen, die wir betreuen, sind aber nur wenige Studentinnen", sagt Simone Wiegratz von Hydra. Für Mechthild Eickel liegt der Grund dafür auf der Hand: "Studentinnen sind meistens selbst in der Lage, zu sagen, was sie wollen oder nicht."
Zu entscheiden, was sie will und was nicht - das war für Nadine zu Beginn gar nicht so leicht. "Ich wusste ja gar nicht, was auf mich zukommt." Sie habe sich einfach auf eine Anzeige gemeldet. Gesucht wurden "Modelle", die in einem "märchenhaften Ambiente" arbeiten würden. Gleich am ersten Abend ging sie mit einem Freier aufs Zimmer. "Klar hat mich das Überwindung gekostet", sagt sie. "Aber es war auch eine gewisse Neugierde da." Mittlerweile habe sich alles eingepegelt, sagt Nadine. Sie hat ihre Stammkunden, für das Zimmer zahlt sie Miete, die Arbeitszeiten lassen sich gut mit Vorlesungen und Seminaren vereinbaren. Tagsüber in die Bibliothek, nachts ins Bordell. Ein ganz normaler Job also?
So einfach ist es nicht. Allein dass Nadine ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, zeigt: Teilzeithure ist kein Nebenjob wie jeder andere. Nadine führt ein Doppelleben, versucht ihre Tätigkeit geheim zu halten. Einige Freundinnen, denen sich Nadine anvertraut hat, haben sich von ihr abgewendet. "Ich bin vorsichtiger geworden", sagt sie. Auch wenn sich Nadine nicht schämt für das, was sie tut, hat sie doch Angst davor, stigmatisiert zu werden.
"In den Köpfen der meisten Leute ist es immer noch unvorstellbar, dass eine gebildete, kultivierte Frau freiwillig anschaffen geht", sagt Sonia Rossi. In ihrem Bestseller "Fucking Berlin" hat die gebürtige Sizilianerin davon erzählt, wie sie fünf Jahre lang ihren Körper verkaufte, um ihr Mathematikstudium zu finanzieren. Genauso wie Nadine tat auch sie es freiwillig, ohne Zuhälter - und widersprach damit dem Klischee von der drogenabhängigen Hure, die gezwungen wird auf den Straßenstrich zu gehen. Straßenprostitution habe mit der Arbeit in festen Etablissements wie Saunaclubs oder Massagesalons aber gar nichts zu tun, sagt Alexandra Aden. Das sei, als ob man "Birnen mit Äpfeln" vergleiche.
Doch obwohl sich das Bild von der Prostitution gewandelt hat und der Zugang zu Jobs über Portale wie gesext.de immer einfacher wird, scheint die Hemmschwelle, Geld mit Sex zu verdienen, unverändert zu bestehen. Denn tatsächlich sind nur 3,7 Prozent der Berliner Studenten in der Sexarbeit tätig, jeder dritte davon ist verschuldet.
Finanzielle Sorgen hat Nadine nicht mehr. "Man gewöhnt sich schnell an das Geld", sagt sie. Doch darin besteht auch die Gefahr. Denn der Ausstieg aus dem Geschäft kann schwerer fallen als der Einstieg, weiß Alexandra Aden. Nach der Uni wollte sie eigentlich aufhören, fand zunächst jedoch keinen Job und ging wieder anschaffen, weil sie ihren Lebensstandard nicht missen wollte. Heute hat sie das Rotlichtmilieu hinter sich gelassen. Sie promoviert und arbeitet als Kulturmanagerin.
Nadine will so lange im Bordell anschaffen, bis sie ihr Studium abgeschlossen hat. Dann sei aber Schluss, sagt sie. Was sie danach machen will, weiß sie noch nicht. Ein Buch über ihr Leben als Teilzeithure plant sie jedenfalls nicht.
Tagesspiegel 08.06.2011
Erst in die Uni, dann ins Bordell
Wie viele bestreitet auch Nadine ihr Studium durch Prostitution - freiwillig. Laut einer Umfrage des Studienkollegs zu Berlin kann sich jeder dritte Berliner Student vorstellen, sein Studium durch Sexarbeit zu finanzieren.
Unter dem Tisch wippen ihre Knie auf und ab, die Hände hält sie ein wenig verkrampft: Nadine ist aufgeregt. Kein Wunder, denn normalerweise redet die 26-Jährige nicht so gerne darüber, dass sie ihren Körper verkauft. Auffallend züchtig gekleidet sitzt sie in einem Charlottenburger Café: grauer Wollpulli, Brille, das braune Haar mit einer Spange hochgesteckt. Typ Geisteswissenschaftlerin, denkt man. Dass die Studentin der Technischen Universität zweimal die Woche in einem Bordell anschaffen geht, würde man nicht vermuten.
"Ich habe mich freiwillig dafür entschieden", sagt Nadine. Vor gut anderthalb Jahren hat sie angefangen mit der Sexarbeit.
Der Grund? Geld. Ihre Eltern konnten sie finanziell nicht unterstützen; das BAföG reichte vorne und hinten nicht. Jetzt verdient Nadine in guten Monaten bis zu 2000 Euro. "Natürlich mach ich’s wegen der Kohle", sagt sie. "Auf einen Stundenlohn von sieben, acht Euro hatte ich einfach keinen Bock mehr."
Prostitution als Nebenjob? Für viele Studierende ist das kein Tabuthema mehr. Nach Angaben des Studentenwerks jobben fast drei Viertel der Berliner Studenten neben dem Studium, kellnern, arbeiten auf Messen oder als HiWi an der Uni. Zwei Drittel der erwerbstätigen Studierenden sind auf diese Jobs angewiesen, sie bestreiten so ihren Lebensunterhalt. Im Durchschnitt verdienen sie 391 Euro pro Monat. So viel wie Nadine an einem guten Abend. Kein Wunder also, dass vielen ein Nebenverdienst in der Sexarbeit immer attraktiver erscheint. Zumindest besagt das eine Umfrage des Studienkollegs zu Berlin, bei der 3200 Berliner Studenten befragt wurden. Demnach kann sich jeder Dritte vorstellen, sein Studium zu finanzieren, indem er strippt, im Escort-Service arbeitet oder klassisch in Bordellen oder Clubs.
"Vorstellen kann man sich eine Menge, es dann aber auch zu tun, ist eine ganz andere Geschichte", sagt Alexandra Aden. Sie arbeitete neben ihrem Kulturwissenschafts-Studium sechs Jahre lang im Rotlichtmilieu. In ihrer Autobiografie "Und nach der Vorlesung ins Bordell" hat sie diese Zeit sehr nüchtern beschrieben. Und somit dazu beigetragen, dass Prostitution heute zunehmend als Dienstleistung wahrgenommen wird.
Neun Jahre ist es her, dass die rot-grüne Regierung 2002 die "Sittenwidrigkeit" der Prostitution aufgehoben hat. Kritiker warnten damals davor, dass das Gesetz die Prostitution verharmlose und sowohl Zuhältern als auch Freiern in die Karten spiele. Aus Sicht von Mechthild Eickel sind diese Vorhersagen nicht eingetreten.
Sie ist der Meinung, dass Sexarbeit ihr Schmuddelimage mehr und mehr verliert. "Gerade junge Leute gehen lockerer und unaufgeregter mit dem Thema um", sagt das Vorstandsmitglied des Bufas e. V., einem bundesweiten Zusammenschluss von Beratungsstellen für Sexarbeiter, zu dem auch der Kreuzberger Hydra e. V. gehört. "Unter den Frauen, die wir betreuen, sind aber nur wenige Studentinnen", sagt Simone Wiegratz von Hydra. Für Mechthild Eickel liegt der Grund dafür auf der Hand: "Studentinnen sind meistens selbst in der Lage, zu sagen, was sie wollen oder nicht."
Zu entscheiden, was sie will und was nicht - das war für Nadine zu Beginn gar nicht so leicht. "Ich wusste ja gar nicht, was auf mich zukommt." Sie habe sich einfach auf eine Anzeige gemeldet. Gesucht wurden "Modelle", die in einem "märchenhaften Ambiente" arbeiten würden. Gleich am ersten Abend ging sie mit einem Freier aufs Zimmer. "Klar hat mich das Überwindung gekostet", sagt sie. "Aber es war auch eine gewisse Neugierde da." Mittlerweile habe sich alles eingepegelt, sagt Nadine. Sie hat ihre Stammkunden, für das Zimmer zahlt sie Miete, die Arbeitszeiten lassen sich gut mit Vorlesungen und Seminaren vereinbaren. Tagsüber in die Bibliothek, nachts ins Bordell. Ein ganz normaler Job also?
So einfach ist es nicht. Allein dass Nadine ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, zeigt: Teilzeithure ist kein Nebenjob wie jeder andere. Nadine führt ein Doppelleben, versucht ihre Tätigkeit geheim zu halten. Einige Freundinnen, denen sich Nadine anvertraut hat, haben sich von ihr abgewendet. "Ich bin vorsichtiger geworden", sagt sie. Auch wenn sich Nadine nicht schämt für das, was sie tut, hat sie doch Angst davor, stigmatisiert zu werden.
"In den Köpfen der meisten Leute ist es immer noch unvorstellbar, dass eine gebildete, kultivierte Frau freiwillig anschaffen geht", sagt Sonia Rossi. In ihrem Bestseller "Fucking Berlin" hat die gebürtige Sizilianerin davon erzählt, wie sie fünf Jahre lang ihren Körper verkaufte, um ihr Mathematikstudium zu finanzieren. Genauso wie Nadine tat auch sie es freiwillig, ohne Zuhälter - und widersprach damit dem Klischee von der drogenabhängigen Hure, die gezwungen wird auf den Straßenstrich zu gehen. Straßenprostitution habe mit der Arbeit in festen Etablissements wie Saunaclubs oder Massagesalons aber gar nichts zu tun, sagt Alexandra Aden. Das sei, als ob man "Birnen mit Äpfeln" vergleiche.
Doch obwohl sich das Bild von der Prostitution gewandelt hat und der Zugang zu Jobs über Portale wie gesext.de immer einfacher wird, scheint die Hemmschwelle, Geld mit Sex zu verdienen, unverändert zu bestehen. Denn tatsächlich sind nur 3,7 Prozent der Berliner Studenten in der Sexarbeit tätig, jeder dritte davon ist verschuldet.
Finanzielle Sorgen hat Nadine nicht mehr. "Man gewöhnt sich schnell an das Geld", sagt sie. Doch darin besteht auch die Gefahr. Denn der Ausstieg aus dem Geschäft kann schwerer fallen als der Einstieg, weiß Alexandra Aden. Nach der Uni wollte sie eigentlich aufhören, fand zunächst jedoch keinen Job und ging wieder anschaffen, weil sie ihren Lebensstandard nicht missen wollte. Heute hat sie das Rotlichtmilieu hinter sich gelassen. Sie promoviert und arbeitet als Kulturmanagerin.
Nadine will so lange im Bordell anschaffen, bis sie ihr Studium abgeschlossen hat. Dann sei aber Schluss, sagt sie. Was sie danach machen will, weiß sie noch nicht. Ein Buch über ihr Leben als Teilzeithure plant sie jedenfalls nicht.
Tagesspiegel 08.06.2011
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RE: Mes chères études - nebenberufl. StudentenSexarbeit
In Frankreich ist jetzt die Verfilmung von "Mes chères études" auf DVD verfügbar. Leider nur in französisch, weder Untertitel noch Synchronisation sind verfügbar.
Die Verfilmung ist sehr gut gemacht und folgt der Vorlage ziemlich genau. Deborah Francois als Laura bringt eine herausragende schauspielerische Leistung. Die ebenfalls qualitätvolle Regie führte Emanuelle Bercot.
Die Sexszenen wirken authentisch und bringen die vom Buch gewünschte Botschaft. Eine gute Hure ist Laura sicherlich nicht. Sie lässt ihre Kunden über sich ergehen, ist selbst unbeteiligt und man sieht, wie sie ihr Gesicht verzieht. Ihre Prostitution wird uns, der Buchvorlage folgend, als ständige Überwindung vorgeführt - aber selbst bestimmt, frei gewählt und immer wieder neu aufgenommen. Das ist nun das grundlegende Glaubwürdigkeitsproblem des Buches: wir sollen glauben, dass pure Hungersnot Laura in die Prostitution zwingt. Nun ist man als Studentin manchmal gezwungen, Geld zu verdienen. Ohne Lauras Verhältnisse genau zu kennen, kann ich ihr die Geschichte nicht abnehmen, dass sie aus Geldmangel hungernd im Hörsaal in Ohnmacht fällt und ihr nur die Prostitution blieb. Viele Studentinnen studieren ohne Prostitution. Gut, mit Prostitution geht es leichter und besser - aber dann sollte man sich nicht beklagen. Es bleibt also ein schales Gefühl zurück: wieder einmal soll Sexarbeit negativ dargestellt werden und Lauras Geschichte als soziale Anklage bemäntelt werden - weil man es nicht fertigbringt, zuzugeben, dass eine junge Frau freiwillig und selbstbestimmt den Weg in die Prostitution wählt, um ihr Studium angenehm zu finanzieren.
Friederike
Die Verfilmung ist sehr gut gemacht und folgt der Vorlage ziemlich genau. Deborah Francois als Laura bringt eine herausragende schauspielerische Leistung. Die ebenfalls qualitätvolle Regie führte Emanuelle Bercot.
Die Sexszenen wirken authentisch und bringen die vom Buch gewünschte Botschaft. Eine gute Hure ist Laura sicherlich nicht. Sie lässt ihre Kunden über sich ergehen, ist selbst unbeteiligt und man sieht, wie sie ihr Gesicht verzieht. Ihre Prostitution wird uns, der Buchvorlage folgend, als ständige Überwindung vorgeführt - aber selbst bestimmt, frei gewählt und immer wieder neu aufgenommen. Das ist nun das grundlegende Glaubwürdigkeitsproblem des Buches: wir sollen glauben, dass pure Hungersnot Laura in die Prostitution zwingt. Nun ist man als Studentin manchmal gezwungen, Geld zu verdienen. Ohne Lauras Verhältnisse genau zu kennen, kann ich ihr die Geschichte nicht abnehmen, dass sie aus Geldmangel hungernd im Hörsaal in Ohnmacht fällt und ihr nur die Prostitution blieb. Viele Studentinnen studieren ohne Prostitution. Gut, mit Prostitution geht es leichter und besser - aber dann sollte man sich nicht beklagen. Es bleibt also ein schales Gefühl zurück: wieder einmal soll Sexarbeit negativ dargestellt werden und Lauras Geschichte als soziale Anklage bemäntelt werden - weil man es nicht fertigbringt, zuzugeben, dass eine junge Frau freiwillig und selbstbestimmt den Weg in die Prostitution wählt, um ihr Studium angenehm zu finanzieren.
Friederike
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Vielleict wollte "Laura D" mit ihrem Buch nur die sie belasgtenden Momente als Selbsttherapie zu Papier bringen?
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=-gMKTP07x6o[/youtube]
Trailer - Galore
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=-gMKTP07x6o[/youtube]
Trailer - Galore
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Nach dem trailer zu urteilen: Absolut!ehemaliger_User hat geschrieben:Vielleict wollte "Laura D" mit ihrem Buch nur die sie belasgtenden Momente als Selbsttherapie zu Papier bringen?
Ob der allerdings als repräsentativ für das Buch gesehen werden darf kann ich nicht beurteilen. Falls ja, so würde die dargestellte Belastung die Notwendigkeit einer (Selbst-)Therapie absolut erklären.
Anhand des videoclip's würde mich aber schon mal interessieren, wieviele SW sich selbst bzw. ihre Anfängerzeit hier repräsentiert sehen?
Ich selbst mich jedenfalls nicht - was keineswegs behaupten soll, dass alles Gold (gewesen) wäre, es unschöne Momente nicht gegeben hätte, im Gegenteil, sonst wäre ich wohl nicht jahrelang ausgestiegen ...
Jedoch laufen problematische Erlebnisse bei mir selbst und bei einigen anderen, die ich näher kenne aufgrund unserer Psychostrukturen völlig anders ab, so dass bei mir der höchst subjektive Eindruck entsteht hier wurde mit filmischen (und falls repräsentativ für das Buch auch mit literarischen) Mitteln versucht seelische Vorgänge zu "übersetzen" ... meine (unsere?) der Mehrheitsbevölkerung unverständlichen Stressauslöser und Reaktionsweisen durch von der Mehrheit nachvollziehbare zu ersetzen, mit dem Ergebnis, dass ich weder mich selbst noch einige andere die ich ausreichend kenne darin wiederfinden kann.
Wie seht ihr das?
Liebe Grüße, Aoife
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RE: Mes chères études - nebenberufl. StudentenSexarbeit
Liebe @Aoife, lieber @ehemaliger_User,
die Antwort auf Aoife's Frage ist, kaum überraschend, "ja" und "nein". "Ja", weil viele Eindrücke realistisch dargestellt werden. Wer wissen will, wie es abläuft, wenn man mit fremden, meist deutlich älteren Männern schläft, die man nicht kennt und sich nicht ausgesucht hat, kann sich im Film ganz gut ein Bild davon machen. Ob man dies aber stets so negativ aufnimmt wie Laura im Buch und Film, steht auf einem anderen Blatt. Und damit sind wir beim "nein".
In Frankreich sind Bordelle und der "racolage publique", also das Sichanbieten in der Öffentlichkeit verboten. Internetkontakte gehen, aber dadurch ist Laura von Anfang an völlig auf sich allein gestellt. Prostitution ist eine tiefe Erfahrung, die verarbeitet werden will, und eines der Probleme von Laura ist, niemanden zu haben, mit dem sie sich austauschen kann (in meinem Fall hat dies dieses Forum übernommen, wofür ich sehr dankbar bin). Vielleicht hat sie ja wirklich, wie von ehemaliger_User vermutet, in ihrem Buch einiges davon schreibend nachgeholt. Vor allem lebe und erlebe ich meine Prostitution positiv, und Geld ist nicht mein einziges, nicht einmal mein Hauptmotiv. Aber das nehme ich auch Laura nicht ab, dass sie Sexarbeit allein aus Geldnot und schierem Hunger macht. Ich glaube ihr nicht, dass sie sich immer nur überwinden muss, während des Akts die Faust ballt und den Akt immer nur schmerzhaft empfindet, und trotzdem immer wieder aktiv Kontakte sucht. Das Buch ist, davon bin ich überzeugt, von Anfang an mithilfe einer Ghostwriterin als Bestseller konzipiert und konsequent auf den voyeuristischen Leser und durchaus auch die Leserin ausgerichtet, die das Buch lüsternen Blickes und, um ein Ernst-Jünger-Zitat zu verwenden, mit der Hand unter der Bettdecke lesen, aber denen gleichzeitig die Ausrede geboten werden soll, ihr Interesse gelte eigentlich der Chancengleichheit im Universitätszugang und der Erörterung von Modellen finanzieller Studienförderung.
"Mes chères études" soll aus der Recherche für eine soziologische Studienarbeit der jungen Studentin Eva Clouet hervorgegangen sein, die in Frankreich unter dem Titel "La prostitution étudiante" zeitgleich als Buch herauskam und ebenfalls ein kommerzieller Erfolg wurde (allerdings nicht im gleichen Ausmass). Evas Buch ist eher naiv und sicherlich kaum als wissenschaftlich anzusehen, aber ich kann mich mit dieser Beschreibung wesentlich besser identifizieren, weil dort ein vollkommen anderes, meinem persönlichen Erleben viel näherkommendes Bild gezeigt wird. Im Rahmen dieser Proseminararbeit hat Eva Clouet versucht, die studentische Prostitution über das Internet zu beschreiben ("Internet" auch vor dem Hintergrund der Rechtslage in Frankreich). Nach einigen Schwierigkeiten und vor allem mit der Unterstützung von Kunden, die sie im Internet angesprochen hatte, konnte sie Kontakte zu vier Frauen und einem Mann (Julien - ich konzentriere ich hier auf die Frauen) herstellen.
Allen, vor allem den Frauen ist gemeinsam, dass sie sehr ehrgeizige Studenten sind und ihren Erfolg an der Universität, zum Teil sogar den Elitehochschulen, den Grandes Écoles unbedingt anstreben. Sie kommen aus guten und intakten Elternhäusern: Sandrine, 22, studiert Architektur an einer Grande École. Sie macht Sexarbeit, um ihr Studium abzusichern, und weil sie die Erlebnisse schätzt. Claire, 24, ist Doktorandin in Biologie. Nach einer enttäuschenden Liebesbeziehung will sie ihr Selbstbewusstsein als Frau wiederherstellen. Anne-Sophie, 22, studiert Wirtschaftswissenschaften. Sie bricht aus einem engen, ihre Sexualität unterdrückenden Elternhaus aus und empfindet ihre Prostitution als Ausdruck ihrer Freiheit. Annabelle, 25, promoviert als Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie ist an die Prostitution im Rahmen einer "libertinären Beziehung" als Spiel, als Fantasma gekommen, in dem ihr Freund ihr bezahlte Begegnungen zuführte, und empfindet Sexarbeit nun als Bestandteil ihrer Sexualität (ihre damalige Beziehung ist schon länger beendet).
Eva fasst ihre Erkenntnisse zusammen: "Wie wir gesehen haben, üben die Studenten, die sich prostituieren, diesen Beruf aus freier Entscheidung und selbstbestimmt aus. Der Entschluss entspringt stets einem individuellen Kontext. Man prostituiert sich nicht aus Zufall ..." Es handelt sich jeweils um ein komplexes Bündel von Motiven und es gibt eine gewisse Neigung oder Vorbestimmtheit ("germent"), die die einen Studenten in die Prostitution führt und andere nicht. "... alle befragten Studentinnen haben erklärt, ihre Prostitution positiv zu erleben ...."
Damit kann ich mich durchaus identifizieren, Tendenz und Aussagen Eva Clouet entsprechen meiner persönlichen Erfahrung, dem Empfinden von Laura D., wie in Buch und Film dargestellt (als persönliche Erfahrungsverarbeitung und Selbsttherapie der Autorin möglicherweise durchaus berechtigt) kann ich mich nicht anschliessen.
Liebe Grüsse,
Friederike
die Antwort auf Aoife's Frage ist, kaum überraschend, "ja" und "nein". "Ja", weil viele Eindrücke realistisch dargestellt werden. Wer wissen will, wie es abläuft, wenn man mit fremden, meist deutlich älteren Männern schläft, die man nicht kennt und sich nicht ausgesucht hat, kann sich im Film ganz gut ein Bild davon machen. Ob man dies aber stets so negativ aufnimmt wie Laura im Buch und Film, steht auf einem anderen Blatt. Und damit sind wir beim "nein".
In Frankreich sind Bordelle und der "racolage publique", also das Sichanbieten in der Öffentlichkeit verboten. Internetkontakte gehen, aber dadurch ist Laura von Anfang an völlig auf sich allein gestellt. Prostitution ist eine tiefe Erfahrung, die verarbeitet werden will, und eines der Probleme von Laura ist, niemanden zu haben, mit dem sie sich austauschen kann (in meinem Fall hat dies dieses Forum übernommen, wofür ich sehr dankbar bin). Vielleicht hat sie ja wirklich, wie von ehemaliger_User vermutet, in ihrem Buch einiges davon schreibend nachgeholt. Vor allem lebe und erlebe ich meine Prostitution positiv, und Geld ist nicht mein einziges, nicht einmal mein Hauptmotiv. Aber das nehme ich auch Laura nicht ab, dass sie Sexarbeit allein aus Geldnot und schierem Hunger macht. Ich glaube ihr nicht, dass sie sich immer nur überwinden muss, während des Akts die Faust ballt und den Akt immer nur schmerzhaft empfindet, und trotzdem immer wieder aktiv Kontakte sucht. Das Buch ist, davon bin ich überzeugt, von Anfang an mithilfe einer Ghostwriterin als Bestseller konzipiert und konsequent auf den voyeuristischen Leser und durchaus auch die Leserin ausgerichtet, die das Buch lüsternen Blickes und, um ein Ernst-Jünger-Zitat zu verwenden, mit der Hand unter der Bettdecke lesen, aber denen gleichzeitig die Ausrede geboten werden soll, ihr Interesse gelte eigentlich der Chancengleichheit im Universitätszugang und der Erörterung von Modellen finanzieller Studienförderung.
"Mes chères études" soll aus der Recherche für eine soziologische Studienarbeit der jungen Studentin Eva Clouet hervorgegangen sein, die in Frankreich unter dem Titel "La prostitution étudiante" zeitgleich als Buch herauskam und ebenfalls ein kommerzieller Erfolg wurde (allerdings nicht im gleichen Ausmass). Evas Buch ist eher naiv und sicherlich kaum als wissenschaftlich anzusehen, aber ich kann mich mit dieser Beschreibung wesentlich besser identifizieren, weil dort ein vollkommen anderes, meinem persönlichen Erleben viel näherkommendes Bild gezeigt wird. Im Rahmen dieser Proseminararbeit hat Eva Clouet versucht, die studentische Prostitution über das Internet zu beschreiben ("Internet" auch vor dem Hintergrund der Rechtslage in Frankreich). Nach einigen Schwierigkeiten und vor allem mit der Unterstützung von Kunden, die sie im Internet angesprochen hatte, konnte sie Kontakte zu vier Frauen und einem Mann (Julien - ich konzentriere ich hier auf die Frauen) herstellen.
Allen, vor allem den Frauen ist gemeinsam, dass sie sehr ehrgeizige Studenten sind und ihren Erfolg an der Universität, zum Teil sogar den Elitehochschulen, den Grandes Écoles unbedingt anstreben. Sie kommen aus guten und intakten Elternhäusern: Sandrine, 22, studiert Architektur an einer Grande École. Sie macht Sexarbeit, um ihr Studium abzusichern, und weil sie die Erlebnisse schätzt. Claire, 24, ist Doktorandin in Biologie. Nach einer enttäuschenden Liebesbeziehung will sie ihr Selbstbewusstsein als Frau wiederherstellen. Anne-Sophie, 22, studiert Wirtschaftswissenschaften. Sie bricht aus einem engen, ihre Sexualität unterdrückenden Elternhaus aus und empfindet ihre Prostitution als Ausdruck ihrer Freiheit. Annabelle, 25, promoviert als Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie ist an die Prostitution im Rahmen einer "libertinären Beziehung" als Spiel, als Fantasma gekommen, in dem ihr Freund ihr bezahlte Begegnungen zuführte, und empfindet Sexarbeit nun als Bestandteil ihrer Sexualität (ihre damalige Beziehung ist schon länger beendet).
Eva fasst ihre Erkenntnisse zusammen: "Wie wir gesehen haben, üben die Studenten, die sich prostituieren, diesen Beruf aus freier Entscheidung und selbstbestimmt aus. Der Entschluss entspringt stets einem individuellen Kontext. Man prostituiert sich nicht aus Zufall ..." Es handelt sich jeweils um ein komplexes Bündel von Motiven und es gibt eine gewisse Neigung oder Vorbestimmtheit ("germent"), die die einen Studenten in die Prostitution führt und andere nicht. "... alle befragten Studentinnen haben erklärt, ihre Prostitution positiv zu erleben ...."
Damit kann ich mich durchaus identifizieren, Tendenz und Aussagen Eva Clouet entsprechen meiner persönlichen Erfahrung, dem Empfinden von Laura D., wie in Buch und Film dargestellt (als persönliche Erfahrungsverarbeitung und Selbsttherapie der Autorin möglicherweise durchaus berechtigt) kann ich mich nicht anschliessen.
Liebe Grüsse,
Friederike
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- Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
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Re: RE: Mes chères études - nebenberufl. StudentenSexarbeit
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, liebe Friederike!
Ja, und genau den hier:

Wobei du natürlich durchaus Recht haben kannst, liebe Friederike, dass hier versucht wird Vojeurismus mit einem sozialkritischen Deckmäntelchen zu umgeben - Ausgangspunkt meiner Überlegungen war jedoch vielmehr:
Wenn es bei manchen diese "Neigung und Vorbestimmtheit" gibt (vielen Dank für diese Formulierung, ich hatte das aus meiner persönlichen Erfahrung so vorausgesetzt ohne es so schön ausdrücken zu können), wie soll man dann "den Anderen", die ganz andere seelische Bilder in sich haben, unsere innere und äußere Reaktionsweisen mit literarischen oder filmischen Mitteln nahebringen? Das könnte ganz ohne beschönigende Absicht dazu geführt haben, dass offensichtlich eine Frau, die zu denjenigen ohne diese "Neigung und Vorbestimmtheit" gehört spielt wie es ihr in unserer Situation ergehen würde. Somit würde das, was schon im normalen zwischenmenschlichen Bereich als störende Projektion auftreten kann hier beim Leser/Zuschauer zusätzlich stimuliert, was bei diesem dann zwar tiefe Gefühle/Spannung/Betroffenheit/künstlerischen Genuß auslösen kann, aber mit unserer Wirklichkeit leider nicht das Geringste zu tun hat.
Letztlich also ein Problem von Subjekt/Objekt in der Kunst ... uns "realistisch" darzustellen, so wie wir selbst empfinden, würde dem anders veranlagten Kunstkonsumenten den Zugang verunmöglichen - und würde jede derartige Kunst überflüssig machen, denn wer einen Zugang zu unserer Wirklichkeit hat kann ja mit uns real kommunizieren, braucht kein künstlerisches Abbild.
Liebe Grüße, Aoife
Ja, und genau den hier:

beschriebenen Persönlichkeitstyp, in dem ich mich selbst (aber auch Kolleginnen die ich näher kenne) wiederkenne, fand ich von Laura D. im trailer überhaupt nicht repräsentiert.friederike hat geschrieben:"Wie wir gesehen haben, üben die Studenten, die sich prostituieren, diesen Beruf aus freier Entscheidung und selbstbestimmt aus. Der Entschluss entspringt stets einem individuellen Kontext. Man prostituiert sich nicht aus Zufall ..." Es handelt sich jeweils um ein komplexes Bündel von Motiven und es gibt eine gewisse Neigung oder Vorbestimmtheit ("germent"), die die einen Studenten in die Prostitution führt und andere nicht. "
Wobei du natürlich durchaus Recht haben kannst, liebe Friederike, dass hier versucht wird Vojeurismus mit einem sozialkritischen Deckmäntelchen zu umgeben - Ausgangspunkt meiner Überlegungen war jedoch vielmehr:
Wenn es bei manchen diese "Neigung und Vorbestimmtheit" gibt (vielen Dank für diese Formulierung, ich hatte das aus meiner persönlichen Erfahrung so vorausgesetzt ohne es so schön ausdrücken zu können), wie soll man dann "den Anderen", die ganz andere seelische Bilder in sich haben, unsere innere und äußere Reaktionsweisen mit literarischen oder filmischen Mitteln nahebringen? Das könnte ganz ohne beschönigende Absicht dazu geführt haben, dass offensichtlich eine Frau, die zu denjenigen ohne diese "Neigung und Vorbestimmtheit" gehört spielt wie es ihr in unserer Situation ergehen würde. Somit würde das, was schon im normalen zwischenmenschlichen Bereich als störende Projektion auftreten kann hier beim Leser/Zuschauer zusätzlich stimuliert, was bei diesem dann zwar tiefe Gefühle/Spannung/Betroffenheit/künstlerischen Genuß auslösen kann, aber mit unserer Wirklichkeit leider nicht das Geringste zu tun hat.
Letztlich also ein Problem von Subjekt/Objekt in der Kunst ... uns "realistisch" darzustellen, so wie wir selbst empfinden, würde dem anders veranlagten Kunstkonsumenten den Zugang verunmöglichen - und würde jede derartige Kunst überflüssig machen, denn wer einen Zugang zu unserer Wirklichkeit hat kann ja mit uns real kommunizieren, braucht kein künstlerisches Abbild.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard
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- Registriert: 01.08.2006, 14:30
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Ausbildungskredite - Schuldenfalle - Ausweg Sexarbeit
US: average medical student graduates is with $140,000 in debt
"With escalating debts, students in the United Kingdom may view prostitution as an easy way to get rich quick," Dixon wrote in her article, published today (Feb. 28) in journal Student BMJ.
www.livescience.com/18724-medical-stude ... ution.html
US: average medical student graduates is with $140,000 in debt
"With escalating debts, students in the United Kingdom may view prostitution as an easy way to get rich quick," Dixon wrote in her article, published today (Feb. 28) in journal Student BMJ.
www.livescience.com/18724-medical-stude ... ution.html