Spenden-Kooperation von Kirchenverein und Medienkonzern
Hilfe gegen Jugendprostitution (Loverboy-Syndrom)
rechtfertigt eine von der Kirche vorgegebene Prostitutionsfeindlichkeit.
- '„Wir müssen mit dem Mythos aufräumen, dass man in der Prostitution leicht Geld verdient.“ Vielmehr sei es eine Arbeit, die Körper und Seele kaputt mache.'
Um ihre ideologische Hilfs-Botschaft klar zu machen, will die Mitternachtsmission verstärkt in Schulen, im Jugendzentrum aufklären. Nicht nur Kinder, sondern auch Lehrer und Erzieher.
Die kirchlische Organisation nutzt unter dem Deckmantel der Hilfe ihre Multiplikaterposition für Propaganda, die das Prostitutionsstigma verschärft stabilisiert und durch dessen Ausgrenzungswirkung das Grundübel der scheinheilig beklagten Körper- und Seelenzerstörung selbst hervorruft.
„Wir wollen verstärkt aufklären, sodass die Mädchen gar nicht erst abrutschen“, sagt Silvia Vorhauer, verantwortlich bei der Dortmunder Mitternachtsmission für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen in der Prostitution.
Dass diese ideologische double-bind Strategie gut funktioniert beweist die größte Spende, die die Mitternachtsmission je bekommen hat: 33.500 Euro sind bei der Weihnachtsaktion des Hilfswerk vom Medienkonzern Lensing zusammengekommen.

Hinter dem Spendenscheck: Leiterin der Mitternachtsmission Jutta Geißler-Hehlke als Empfängerin und Geschäftsführerin des Hilfswerks und Mitinhaberin vom Medienkonzern Johanna Lensing-Wolff als Spendensammlerin.
Der familiengeführte Konzern Medienhaus Lensing Dortmund ist mit 7 starken Tageszeitungen (Ruhr Nachrichten, Münstersche, Münsterland, Dorstener, Haltener, Grevener Zeitung, Emsdettener Volkszeitung, 200.000 Exemplare), Lokalredaktionen, Lokalradios, 3 Druckereistandorte und 1.000 Mitarbeitern im östlichen Ruhrgebiet und Münsterland die einflußreichste privatwirtschaftliche Medienstimme.
Die Medienmaschine existiert seit 1870 und war vermtl. auch den Nazionalsozialisten gegenüber soweit angepaßt selbständig bleiben zu können. Heute haben sich Medienhaus Lensing und WAZ-Gruppe weite Teile von NRW regelrecht untereinander aufgeteilt (Konkurrenzminimierung bewirkt regionale Nachrichtenmonopole). Kleinere Verlage der Region wurden systematisch aufgekauft bzw. eingebunden wie der Bauer Verlag in Marl. Mitarbeiter und Journalisten wurden seit 2006 in nicht tarifgebundene Gesellschaften ausgelagert (Lohndumping), sofern nicht Redaktionen komplett gekündigt wurden bzw. in die Alleinselbständigkeit gedrängt wurden. Das ist bekanntlich genau dieselbe prekäre Beschäftigungsform mit der viele Sexworker laut Beratungsstellen Probleme wg. fehlender Sicherheit und Einbindung haben und letztlich überfordert sind.
Das Spendengeld der Zeitungsleser soll ab sofort gezielt in der Arbeit gegen Kinder- und Jugendprostitution eingesetzt wird. Dabei könnte man mit gleichem Recht durch die Erziehungs-Institutionen gehen und Warnen sich blos nicht als alleinselbständiger Journalist oder Medienschaffender zu betätigen oder Kinder in die Obhut der Kirche zu geben. Ich frage mich ob die Verführung vom Loverboy, vom Glamour der Medienwelt oder von kirchlichen Organisationen gefährlicher ist.
"Hilfe kostet Geld. Geld für die Honorare der Streetworkerinnen. Geld für Medikamente, Hygieneartikel, Lebensmittel. Geld für Fahrtkosten zur Familie, zur Schule, zum Therapeuten." Und hier zeigt sich die Stärke von steuerlich begünstigten, staatlich subventionierten kirchlichen Organisationen im Umgang mit Geld. Ihre uralten Finanzerfahrungen und politischer Einfluß macht sie zu idealen Geldsammelstellen mit Hebelwirkung (Leverage), da wo kleine Selbsthilfegruppen, Vereine und Privatinitiativen um ihre Unabhängikeiten fürchten müssten.
"Und die Hilfe ist mit dem Scheck nicht abgeschlossen. Das Medienhaus Lensing Hilfswerk wird neue Faltblätter für die Mitternachtsmission drucken, die in Schulen und Jugendeinrichtungen verteilt werden, um Lehrer und Betreuer zu sensibilisieren." [besser: indoktrinieren]
Dieses beachtenswerte Spendengeschehen verdeutlicht die kulturgeschichtliche Transformation der Macht in dieser idealtypische Kooperation von altgedienter Moralinstitution Kirche zu modernen Konzernmedien.
Quellen:
www.mitternachtsmission.de
www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund ... 30,1545560
www.medienhauslensing.de/neues/Neues-Gr ... 57,1546018
http://de.wikipedia.org/wiki/Medienhaus_Lensing
Der verlinkte Artikel der Ruhrnachrichten ist darüberhinaus ein gutes Beispiel wie Prostitutionsgegner unterschiedliche Bereiche fahrlässig oder manipulativ gewollt vermischen.
Die römisch-katholische Kirche vermischt z.B. oft freiwillige, selbstbestimmte Sexarbeit (=Prostitution) mit Menschenhandel/sog. Zwangsprostitution (=keine Prostitution! sondern sexualisierter Mißbrauch) und setzt beides als 'Körper- und Seele kaputmachende Prostitution' gleich.

Aufsuchende Sozialberatung am Sexarbeitsplatz
In den Ruhrnachrichten des Spendengeldsammlers wird Hilfe und Aufklärung gegen die verbotene Prostitution Minderjähriger (Text) vermengt mit Sozialarbeit für (mehr oder weniger) freientschieden, selbstbestimmt arbeitende, erwachsene Sexworker, die bei der Dortmunder Mitternachtsmission in einer abgetrennten Abteilung von Gisela Zohren betreut werden (Foto). Und das vermutlich nur, um den Artikel mit einem sexy Bordellfoto garnieren zu können ("pimp up my news story"). Das ist schamlose, unethische Pressearbeit, die sowohl der kirchliche Hilfsverein, als auch das Medienhaus als Großspender diskreditiert, die sich in diesem sensiblen Bereich als Helfer gerieren.
Medienkodex Sexwork:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=8666&start=6
Sammelthema zur nicht einfachen Abgrenzung von verbotener Prostitution Minderjähriger und reifen Jugendlichen, die wie volljährige, freientschiedene, selbstbestimmt arbeitende Sexarbeiter ihr finanzielles Überleben zu sichern versuchen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=971
Loverboy-Syndrom
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4920
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www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3140&start=78
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