LokalNachrichten: WIEN

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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Marc of Frankfurt
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LokalNachrichten: WIEN

#1

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Lokale Prostitutionsberichte in den Medien: aus/über WIEN



(Um sich über Prostitution zu informieren ist es gut, wenn man lokal vergleichen kann. Deswegen hier der Versuch Themen nach Stadtenamen einzurichten (Metropolen nicht nur aber hauptsächlich im deutschsprachigen Raum), so wie bei Sexwork-International nach Ländern.)

siehe auch: Länderberichte Österreich:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=7124





Anlaufstellen

www.sexworker.at - Sexworker Forum
Selbsthilfezentrum, Modell für Berufsverband, Sexworker Gewerkschaft und Akademie

SOPHIE - Bildungsraum für Prostituierte
Volkshilfe e.V.
www.sophie.or.at
www.sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=44

LEFÖ e.V. - Hilfe für MigrantInnen
www.lefoe.at
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=88339#88339 (25 Jahre 2010)
www.sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=60

AIDS-Hilfe Wien
www.aids.at
www.sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=105

Herzwerk - Hilfsverein der Baptisten
Evangelisch diakonische Initiative für Menschen in der Prostitution und gegen Menschenhandel
Beheimgasse 1, 1170 Wien

Footprint
Prostitutionsfeindlicher Verein hilf Opfern von Menschenhandel
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=125275#125275





Sexwork-Erlaubniskarten

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Prater Strichzone geregelt am 1.11.2011
wude wieder geschlossen am 21.10.2013
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Sexwork Topologie Wien - Kartensammlung:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=922&start=311





Sittenwidrigkeit laut OGH-Urteilen von 1989-2012

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=117406#117406





Wiener Prostitutionsgesetz 2011 (WPG), Magistrats-Broschüren und Sexwork-Erlaubniskarten der Bezirke
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=922&start=297

www.wien.gv.at/verwaltung/prostitution

Stellungnahme vom Sexworker Forum 2011:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=100381#100381
www.sexworker.at/phpBB2/dload.php?actio ... file_id=68 pdf

Regeln für den Betrieb eines eigenen Bordells (Bordellbetriebsgenehmigung):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=125025#125025

Zahlen, Statistik und Schätzung 2012:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=123347#123347

7-Punkte Plan Prostitution 2010:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=84296#84296

http://de.sophie.or.at/category/sexarbeit

Bundesgesetze Prostitution
http://homepage.univie.ac.at/elisabeth. ... tition.htm

Wiener Prostitutionsgesetz 2005
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=39


Wiener Prostitutionsgesetz 2004

Am 29.1. 2004 wurde im Wiener Landtag eine Novelle zum Wiener Prostitutions- und Landessicherheitsgesetz beschlossen. Einer Entkriminalisierung von Prostitution kommt diese nicht näher.

Die ursprüngliche Idee, Freier zu bestrafen, wurde nach Protesten – vor allem seitens von Beratungseinrichtungen wie LENA oder LEFÖ fallen gelassen. Neu ist allerdings, dass Frauen, die von Freiern belästigt werden, in Zukunft Anzeige erstatten können. Die Belästigung kann mit bis zu 700 Euro bestraft werden.

Erhöht haben sich die Strafen, die Sexarbeiterinnen erhalten, wenn sie sich nicht der verpflichtenden wöchentlichen Gesundheitsuntersuchung beim STD-Ambulatorium unterziehen. Für eine versäumte Kontrolle müssen künftig bis zu 1.000 Euro bezahlt werden (oder acht Tage Ersatzhaft), im Wiederholungsfall sind es bis zu 2.000 Euro.

Reduziert wurden hingegen die Höchststrafen für Verwaltungsstrafen, die Prostituierte erhalten, wenn sie zum Beispiel nicht polizeilich registriert sind, also ohne „Kontrollkarte“ arbeiten, oder wenn sie an Orten/in Räumen arbeiten, wo Prostitution verboten ist. Frauen, die erstmals erwischt werden, müssen künftig höchstens 1.000 statt 3.500 Euro zahlen, im Wiederholungsfall höchstens 2.000 statt 7.000 Euro.
Erweitert wurde die so genannte „Schutzzone“ (innerhalb der Prostitution nicht ausgeübt werden darf) um Kindertagesheime und Gebäudeteile, die religiösen Zwecken gewidmet sind. Die „Schutzzone“ wurde außerdem mit 150 Metern genau festgesetzt.

Neu ist auch das Betretungsrecht der Polizei : Sie darf bei „begründetem Verdacht“ in eine Wohnung eindringen oder in ein Auto einbrechen.

Mit schärferen Sanktionen müssen in Zukunft EigentümerInnen rechnen, in deren Gebäuden „gesetzwidrige“ Prostitution ausgeübt wird.

28.3. 2004
www.sophie.or.at/news/2004/03/03/wiener ... ution-law/

Stellungnahme von Dr. Gundi Dick:
www.sophie.or.at/news/2003/09/03/stellu ... ution-law/





Prostitution in Wien-Links

Studenten zu Sexarbeit und Raum der TU-Wien:
http://futurelab.project.tuwien.ac.at/p ... n_in_wien/ 2013
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132137#132137
http://twoday.tuwien.ac.at/mdi08/ 2008
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=37887#37887

Stundenhotels in Wien:
www.rainbow.at/article/1165229812

Lagerbericht Sexarbeit (läuft unter Menschenhandel):
www.bmeia.gv.at/aussenministerium/ausse ... andel.html

Sexstellung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Auster





Ausweis und Stempelkarte für sog. Kontrollprostituierte

Bild
Sexworker müssen keimfrei sein, wie vor der Erfindung von Kondomen.
Sonst gibts Berufsverbot.
Kaum Wunder, wenn Kunden oft nach "ohne Service" fragen.

Arbeiten in Wien / Grüne Kontrollkarte:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=56267#56267
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=28110#28110
www.google.de/search?q=Deckel+Kontrollk ... wtopic.php

Steuertipps für SW in Österreich:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=40546#40546
Lohnsteuer-Urteil www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136526#136526




_________________





Westbahnhof - Festnahmen bei Schwerpunktaktion

Jan 2007:
www.wienweb.at/content.aspx?id=124507&cat=22&channel=2

http://wien.orf.at/stories/99080/





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 13.11.2013, 13:37, insgesamt 43-mal geändert.

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Bundesarbeiterkammer zum neuen Regierungsprogramm

#2

Beitrag von SOPHIE »

Die Bundesarbeiterkammer Österreich hat in ihrer Analyse des Regierungsprogramms vom 19.1.2007 zum ersten Mal auf eine bundesweite Regelung von Sexarbeit Bezug genommen.

Konkret heißt es: "...Darüber hinaus sollen die angestrebten Maßnahmen durch ein bundeseinheitliches Prostitutionsgesetz ergänzt werden, das die rechtliche Stellung von Prostitution (Sexarbeit) als Dienstleistung regelt, um damit die rechtliche und soziale Stellung von Sexarbeit zu verbessern. Ein solches Bundesgesetz soll es jenen erwachsenen Personen, die sich zur Ausübung dieser Dienstleistung (Sexarbeit) als Erwerbstätigkeit entscheiden haben, ermöglichen ausstehende Entgelt- bzw. Honorarforderungen über sexuelle Handlungen als einklagbare Forderung geltend zu machen. Es würde SexarbeiterInnen weiters ermöglichen, einen regulären Vollversicherungsschutz (Kranken-, Arbeitslosen- und Pensionsversicherung) zu erwerben und sich leichter aus der Ausbeutung durch ZuhälterInnen zu befreien. Ergänzend soll ihnen durch Umschulungsmaßnahmen ein beruflicher Umstieg ermöglicht werden." (Seite 151f.)

Das Dokument steht unter http://wien.arbeiterkammer.at/www-10311.html als Download zur Verfügung.

liebe Grüße, das SOPHIE-Team


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"Sauna-Prozess" um Zuhälterei

#4

Beitrag von Zwerg »

Der Hauptangeklagte im "Sauna-Prozess" bestreitet, im Etablissement "Goldentime" als Zuhälter fungiert zu haben

Wien - Im Wiener Straflandesgericht wurde Freitag der Prozess rund um die so genannte Sauna-Affäre eröffnet. Wolfgang B., der frühere Geschäftsführer der FKK-Sauna "Goldentime" in Simmering, bestritt den Vorwurf, sich als Zuhälter verdingt zu haben. Der damalige Saunabesitzer habe ihn als "Betriebssanierer" geholt, was die dort tätigen Mädchen aus Rumänien und Bulgarien getrieben hätten, habe ihn nie interessiert, verantwortete sich der 43-jährige Angeklagte.

Das rege mediale Interesse an seiner Person verdankt B. seiner einst freundschaftlichen Beziehung zum ehemaligen Wiener Kripochef Ernst Geiger. Was Geiger, wie der Standard berichtete, schließlich seine Karriere kostete. Weil er B. einen Razziatermin im "Goldentime" verraten haben soll, wurde Geiger vergangenen Sommer wegen Verletzung eines Amtsgeheimnisses zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist noch immer nicht rechtskräftig. Geiger, inzwischen als Global Security Manager beim Magna-Konzern des Austrokanadiers Frank Stronach tätig, wartet nach wie vor auf einen Termin für die Berufungsverhandlung beim Obersten Gerichtshof (OGH).

Ministerbekanntschaft

Kennen gelernt hatten sich B. und Geiger wiederum vor Jahren über den früheren Innenminister Karl Schlögl (SPÖ). B. war damals Schlögls Schwager (inzwischen Ex-Schwager) und kurzzeitig auch in der Privatfirma des heutigen Bürgermeisters von Purkersdorf bei Wien tätig.

Zurück zu B.s "Goldentime"-Ära: die Staatsanwaltschaft wirft insgesamt sieben umtriebigen Geschäftsmännern grenzüberschreitenden Prostitutionshandel und Zuführung zur Prostitution vor. Im Strafantrag heißt es, dass das Etablissement ein "als Kontakt-Sauna getarntes Bordell" gewesen sei. Wolfgang B. habe mit sechs Mitarbeitern, den so genannten Chefs vom Dienst, eine "kriminelle Vereinigung" geführt, um sich aus der Prostitution eine fortlaufende Einnahmequelle zu verschaffen. Zwei Ex-Mitarbeitern legt Staatsanwalt Josef Redl neben Zuhälterei auch Schlepperei zur Last.

Arbeiten fürs Visum

Die Anklage stützt sich im Wesentlichen auf Angaben von jungen Frauen, denen zu Folge im "Goldentime" das Tragen bestimmter Kleidung, fixe Dienstzeiten, die Teilnahme an "Shopping-Touren" und das "Abarbeiten" der Kosten für die Beschaffung von Visa vorgeschrieben wurden. Außerdem waren für "Verfehlungen" wie Zuspätkommen, Kaugummikauen und Liegenlassen von Badeschlapfen nach dem Dienst "Strafgelder" von bis zu 200 Euro zu entrichten. Zwei Frauen, die aussteigen wollten, soll B. an Ohren und Haaren gerissen und damit zum Bleiben genötigt haben.

B. wies alle Anschuldigungen zurück. Er habe die bis zu seinem Einstieg unter Gästemangel leidende Kontakt-Sauna mit seriösen kaufmännischen Mitteln auf Vordermann gebracht. "Ich habe ein Konzept erarbeitet, wie ich da Männer reinkriege. Es hat Partys gegeben, Wellness, Ruhe und Sauna, Gratis-Getränke so viel man will. Und sicher war die Hauptattraktion, dass dort Mädchen sind, die man haben kann, wenn man will", verteidigte sich der 43-Jährige.

Strafe statt Hausverbot

Frauen hätten genauso Eintritt bezahlt wie männliche Gäste. "Dienstpläne" hätten sich die Besucherinnen selber eingeteilt. "Ob und wie sie sich vergnügten, war mir egal. Mir war nur wichtig, dass a Ruh ist, dass es keine Streitereien gibt", beteuerte der Angeklagte. Strafgelder habe er eingeführt, weil er ansonsten Hausverbote verhängen hätte müssen: "Die haben mit Binden und Tampons immer wieder die Toiletten verstopft, und dafür haben s' halt Strafe bezahlt. Ich wollte einen sauberen Betrieb."

Der Prozess wird kommenden Mittwoch fortgesetzt, dann sollen Belastungszeuginnen aussagen. (APA, simo, DER STANDARD Printausgabe, 5./6.5.2007)

http://derstandard.at/?url=/?id=2868982

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Fußballsponsoring v. Erotik Sauna

#5

Beitrag von Zwerg »

Wacker: Mit dem Sauna-Bordell wackelt die Million

Mit einer kolportierten Million Euro sollte ein Rotlicht-Unternehmer den FC Wacker sponsern. Für die Bedingung, eine Bordellkonzession in Innsbruck, will sich die Polizei indes nicht unter Druck setzen.

"Im Tiroler Landespolizeigesetz ist keine Rede davon, dass die Belange eines lokalen Sportvereins bei der Entscheidung über die Erteilung einer Bordellgenehmigung zu berücksichtigen wären." Innsbrucks Polizeidirektor Thomas Angermair lässt keinen Zweifel offen: "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen."

45.000 € für die Planung


Tatsache ist, dass Alexander Gerhardinger, seit knapp einem Jahr Chef des Wiener Erotik-Sauna-Klubs Golden Time, seine Fühler auch nach Innsbruck ausstreckt. Tatsache ist auch, dass Gerhardinger Mitte Dezember 2006 um eine Bordellkonzession für Innsbruck angesucht hat. Die Planung hätte bis dato 45.000 Euro verschlungen, Miete würde er seit neun Monaten zahlen.

Golden Time ja oder nein - die­se Frage wird erst in einigen Wochen von der Polizeidirektion beantwortet werden. "Voraussichtlich im Juni", sagt dazu Angermair. Und Polizeijurist Peter Öhm ergänzt: "Noch fehlen uns einige Stellungnahmen."

Abhängig sei die Erteilung der Genehmigung vom Leumund des Antragstellers (Verlässlichkeit), vom Bedarf und vom Standort (Sind Nachbarn vorhanden und durchs Bordell beeinträchtigt?).

Wie stehen nun die Chancen für ein "Golden Time" im Innsbrucker Gewerbegebiet? "Dazu kann und will ich nichts sagen", wehrt Angermair ab: "Ich würde mich damit für befangen erklären."

Bedarf gedeckt?

Dennoch gibt's ein schwerwiegendes Argument gegen eine Konzessionserteilung - der Bedarf. Noch Ende der 90er-Jahre war Tirol tatsächlich ein Heiliges Land. Das einzige offizielle Bordell: das Maxim in der Innsbrucker Südbahnstraße.

Die Zeiten haben sich geändert: In Innsbruck sind seither zwei weitere Etablissements dazugekommen, auch in Telfs und Wörgl gibts inzwischen Liebe käuflich zu erwerben.

So war's auch keine Überraschung, als der vorerst letzte Konzessionsbewerber von der Innsbrucker Polizei in der ersten Instanz einen Korb erhielt. Das war erst vor vier Monaten. "In dieser Sache ist das Berufungsverfahren noch nicht abgeschlossen", so Angermair.

Konzession als Bedingung

Durchaus möglich und sogar wahrscheinlich, dass die Polizei den Bedarf jetzt ähnlich beurteilt wie zu Jahresbeginn. Damit wäre das Projekt Golden Time gescheitert. Und der FC Tirol ohne Rotlicht-Sponsor.

Tatsache ist weiters, "dass ein Sponsoring des FC Wacker nur Sinn macht, wenn's in ­Innsbruck ein Golden Time gibt", stellt Gerhardinger klar. Ein Punkt, dessen sich Wacker-Obmann nicht bewusst war. "Das ist nicht so kommuniziert worden", meint er über den Vertrag, den man bereits einseitig unterzeichnet hätte.

Die Vereinszukunft des FC Wacker sei indes nicht an das Geld des Golden Time geknüpft: "Die Bundesliga-Lizenz bekommen wir auch so", ist sich Obmann Gerhard Stocker sicher.

Stichwort Geld: Die von Stocker kolportierte "siebenstellige Summe" im Jahr kann Golden-Time-Betreiber Alexander Gerhardinger nicht bestätigen: "Das wäre viel."

http://www.tirol.com/sport/fussball/inn ... o?show=all

Ein früherer Artikel zu diesem Thema:

Dressensponsor 07.05.2007

Bedarfserhebung entscheidet über Vertrag
Wie berichtet will ein Wiener FKK-Sauna-Clubbetreiber als Dressensponsor beim FC Wacker Tirol einsteigen. Allerdings nur dann, wenn er in Innsbruck eine Niederlassung aufsperren kann. Doch dafür braucht es zuerst eine Bedarfserhebung.


FKK-Saunaclub in Innsbruck
Geld hat offenbar kein Mascherl, besonders wenn ein finanzschwacher Verein auf Sponsorensuche ist. Da darf dann auch der Schriftzug "Goldentime" auf die Dressen der wackeren Tiroler Kicker. Goldentime, ein Wiener FKK- und Saunaclub, in dem durchaus mehr als schwitzen erlaubt ist.

Betreiber Alexander Gerhardinger will möglichst schnell mit den Tirolern zur Sache kommen: "Wir haben schon vor Weihnachten die Eingabe gemacht und erwarten täglich ein Antwort. Laut Gesetz ist innerhalb von sechs Monaten eine Entscheidung zu treffen. Wenn das Haus nicht entsteht, ist einen direkte Werbung in Innsbruck nicht zielführend."


Entscheidung in zwei bis drei Wochen
Bevor für den FC Wacker Tirol allerdings zusätzliche Sponsorgelder in angeblich siebenstelliger Höhe fließen, muss die Stadt bzw. die Bundespolizeidirektion den Bedarf eines weiteren Bordells in Innsbruck bestätigen.

Vizebürgermeister Christoph Platzgummer zur anstehenden Bedarfserhebung: "Das passiert auf statistischen Zahlen die uns zur Verfügung stehen. Wir hatten bereits im vergangenen Jahr eine solche Stellungnahme abzugeben und damals war die Vorlage so, dass kein Bedarf vorhanden war, das ist aber schon länger her".

In zwei bis drei Wochen sollte die Bedarfserhebung abgeschlossen sein. Dann wird feststehen, ob neben TIWAG, Tirol-Milch und TT-Logo auch der Saunaclub auf den Kickerdressen zu seinen Ehren kommt.

http://tirol.orf.at/stories/191068/

Irgendwie bin ich unschlüssig, ob dies Lokalnachrichten Wien sind (weil Wiener Sauna Club) oder Lokalnachrichten Tirol (Fußballclub in Innsbruck)

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Freisprüche im Prozess um Wiener Sauna-Affäre

#6

Beitrag von Zwerg »

Freisprüche im Prozess um Wiener Sauna-Affäre

Der Betreiber mit guten Polizei-Kontakten war laut Gericht der "Hauptakteur" in einem Bordell, aber kein Zuhälter.
Betreiber Wolfgang B. geht frei.

Als weiterhin unbescholtener Mann hat Wolfgang B., die Zentralfigur in der so genannten Sauna-Affäre, am Mittwoch das Wiener Straflandesgericht verlassen. Der ehemalige Betreiber des als FKK-Sauna getarnten Bordells "Golden Time" in Wien-Simmering, gegen den ursprünglich auch wegen grenzüberschreitenden Prostitutionshandels und Zuführung zur Prostitution ermittelt worden war, wurde von der letztlich angeklagten Zuhälterei freigesprochen.

Keine "direkte Zuhälterei"

Auch fünf mitangeklagte ehemalige Mitarbeiter des 43-Jährigen wurden freigesprochen. Richter Johannes Jilke machte in seiner ausführlichen Begründung klar, im "Golden Time" sei nach seinem Dafürhalten keine "direkte Zuhälterei" betrieben worden. Die Freisprüche sind nicht rechtskräftig, Staatsanwalt Josef Redl gab vorerst keine Erklärung ab.

Zwei frühere Sauna-Mitarbeiter bekommen in jedem Fall noch einen separaten Prozess wegen des Verdachts auf Schlepperei. Für Wolfgang B., der recht gute Kontakte zur Wiener Polizeispitze hatte - sein einstiges freundschaftliches Verhältnis zu Ernst Geiger, dem ehemaligen Leiter der Kriminalpolizeilichen Abteilung, ist sattsam bekannt und kostete Geiger im Vorjahr die Karriere - ist die Sache in strafrechtlicher Hinsicht ausgestanden, sollte die Anklagebehörde auf Rechtsmittel verzichten.

Visa-Kosten "abarbeiten"

Wolfgang B. war angelastet worden, mit seinen Mitarbeitern eine "kriminelle Vereinigung" betrieben zu haben, um sich aus der Prostitution eine fortlaufende Einnahmequelle zu verschaffen. Dabei stützte sich der Staatsanwalt vor allem auf die Aussage von zwei jungen Osteuropäerinnen, die im "Golden Time" gearbeitet hatten. Ihnen zu Folge soll Wolfgang B. sogar gewalttätig geworden sein, als sie aussteigen wollten.

Sie berichteten in einer polizeilichen Befragung auch von Vorschriften wie dem Tragen bestimmter Kleidung, fixen Dienstzeiten und dem erzwungenen "Abarbeiten" der Visa-Kosten. Gerichtlich wurden diese Belastungszeuginnen allerdings nie einvernommen: Der Hauptverhandlung blieben sie fern, im Vorverfahren hatte man aus unerfindlichen Gründen auf eine kontradiktorische Einvernahme verzichtet.

Gegenzeugin


Im Hinblick darauf seien ihre Angaben nicht verwertbar, stellte der Richter fest. Allein auf Basis "teilweise unrealistischer, wenig nachvollziehbarer Schilderungen" gegenüber Polizeibeamten, die er nicht hinterfragen könne, wolle er niemanden verurteilen. "Ich bin nicht gewillt, rechtsstaatliche Mindeststandards zu unterschreiten", betonte Jilke.

Zudem hatte am heutigen Verhandlungstag eine junge, seinerzeit ebenfalls im "Golden Time" tätige Rumänin ausgesagt, die zwar darlegte, verspätetes Erscheinen am Dienstort habe Strafen nach sich gezogen und von den Sauna-Betreibern sei ein "gewisser Druck" ausgeübt worden, die Dienstzeiten einzuhalten. Sie versicherte jedoch, von niemandem gezwungen worden zu sein, in der Sauna die Prostitution auszuüben. Sie sei dort geblieben, "weil es mir dort am Besten gefallen hat. Ich habe dort ohne Zuhälter gearbeitet".

Davon ging auch der Richter aus. Wolfgang B. sei "der Hauptakteur" in einem Bordell, jedoch kein Zuhälter gewesen. Er habe - auch im Interesse der Gäste und der Prostituierten - "für Ordnung gesorgt" und den Mädchen Geldstrafen von bis zu 50 Euro abgeknöpft, wenn es etwas zu beanstanden gab, etwa das Tragen unpassender Kleidung, das Liegenlassen von Badeschlapfen oder Kaugummi kauen. "Es ging primär darum, dass der Betrieb ordentlich funktioniert", stellte Jilke fest.

Die Frauen hätten ihre Freier als auch die Art der Sexualpraktiken frei und nicht fremdbestimmt wählen können, bemerkte der Richter: "Von einer direkten Zuhälterei kann daher nicht gesprochen werden."

09.05.2007

http://www.tirol.com/chronik/national/61775/index.do

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Freisprüche in der Sauna-Affäre

#7

Beitrag von Zwerg »

Ex-Betreiber des Rotlicht-Lokals "Golden Time", Wolfgang Bogner, samt Mitarbeitern freigesprochen.

WIEN. Als Zentralfigur der Sauna-Affäre und enger Freund des suspendierten Wiener Kripo-Chefs Ernst Geiger hatte Wolfgang Bogner einige Bekanntheit erlangt. Nun darf der 44-jährige Unternehmer aufatmen: Sein Strafprozess wegen Zuhälterei endete gestern, Dienstag, im Grauen Haus mit einem Freispruch. Nicht nur bei Bogner – auch bei fünf seiner nun mitbeschuldigten Ex-Mitarbeiter war dem Gericht die Suppe zu dünn.

Richter Johannes Jilke meinte über Bogners früheren Arbeitsplatz, das in Wien-Simmering gelegene Lokal "Golden Time": "Das war letzten Endes nichts anderes als ein Bordell." Als Betreiber des Etablissements sei Bogner zwar "der Hauptakteur", aber kein Zuhälter gewesen.

Alle Beschuldigten hatten betont, dass im "FKK-Sauna-Club Golden Time" nicht nur von den Männern, sondern auch von den regelmäßig anwesenden Prostituierten Eintrittsgelder kassiert worden seien. Die zum Teil bulgarischen und rumänischen Frauen arbeiteten auf eigene Rechnung. Ihnen war es gestattet, die für Sex-Dienste erhaltenen Gelder zur Gänze zu behalten. Eine Prostituierte erzählte als Zeugin, dass ihr dieses System durchaus gefallen habe, denn: "Ich teile nicht gerne, was ich verdiene." Völlig frei waren die Frauen aber doch nicht. Ihnen wurden nach Art eines Schichtdienstes "Anwesenheits-Zeiten" zugeteilt.

Kaugummi verboten

Auch ungern gesehene Umgangsformen, wie zum Beispiel Kaugummi-Kauen oder das Liegenlassen von "Badeschlapfen", wurden nicht geduldet. Die Zeugin gab auch an, dass die Frauen immer wieder ermahnt worden seien, die anwesenden Sauna-Gäste bei Laune zu halten, auf die Art habe man einen sich abzeichnenden Gästeschwund vermeiden wollen.

Frauen, die gegen die Regeln verstießen, mussten "Strafe" zahlen. Die Beträge beliefen sich um die 50 Euro. Zuhälterei, also das Ausnützen von Personen, um sich Einnahmen zu verschaffen, sei – laut Richter – mit diesem System aber nicht gegeben. Weiter: "Es ging primär darum, dass der Betrieb ordentlich funktioniert."

Die Staatsanwaltschaft Wien hatte indessen schweres Geschütz aufgefahren: Bogner (Verteidigung: Elmar Kresbach) habe von 2004 bis 2006 als "Mitglied einer kriminellen Vereinigung in dem als Kontakt-Sauna getarnten Bordell" fortgesetzt Prostituierte ausgebeutet. Außerdem habe er im Frühjahr 2005 zwei Frauen "durch Einschüchterung" davon abgehalten, die Prostitution aufzugeben. Doch diese Vorwürfe hielten nicht.

Allerdings sind die Freisprüche noch nicht rechtskräftig. Staatsanwalt Josef Redl hat nun drei Tage Zeit, eine Erklärung abzugeben: Entweder er bringt Rechtsmittel ein oder er akzeptiert die Urteile.

Zur Erinnerung: Kripo-Chef Geiger wurde in erster Instanz (nicht rechtskräftig) zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt, weil er den Termin einer fürs "Golden Time" geplanten Razzia verraten haben soll. Jener Mann, der den "Zund" erhalten haben soll: Wolfgang Bogner. Beide Herren bestreiten das. Nach wie vor.


Die Presse v. 10.5.07

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Gesetz spricht gegen FKK-Sponsorgeld für den FC Wacker

#8

Beitrag von Zwerg »

Gesetz spricht gegen FKK-Sponsorgeld für den FC Wacker

Der Flirt zwischen dem FC Wacker und dem FKK-Saunaclub Goldentime hat wenig Aussichten auf eine Partnerschaft.

Ob der FC Wacker Tirol wirklich mit den Sauna-Millionen des "Goldentime" rechnen kann? Ob unter dem angekündigten Motto "Römische Antike" wirklich amouröse Schweißausbrüche über die Bühne des vormaligen Tanztempels "Antico" gehen werden?

Wohl eher nicht, auch wenn die Herrschaften des FC Wacker Tirol davon sprechen, dass der Vertrag "unterschriftsreif" und der Schriftzug des Sponsors in der kommenden Saison für einen sechs- oder siebenstelligen Betrag am Dress zu sehen sei.

Der erste Haken: das Tiroler Landespolizeigesetz. Unter § 17 ("Betrieb eines Bordells"), Absatz 5 heißt es: "Verboten ist: a) das persönliche Anwerben von Besuchern vom Bordell aus, b) jede andere Werbung für das Bordell, c) jeder Hinweis auf den Betrieb des Bordells und d) jede Kennzeichnung des Gebäudes, die unmittelbar auf dessen Verwendung als Bordell hinweist.

Der Tiroler Polizeijurist Peter Oehm bestätigt: "Es gibt das Verbot, für ein Bordell öffentlich Werbung zu betreiben." Ob das im Fall eines Fußball-Trikots nicht zur Anwendung kommt?

Der zweite Haken: die Konzession. "Erst vor zwei Wochen erhielt ich einen abschlägigen Bescheid", bestätigte ein Tiroler Bordellbetreiber, der mit seinem Ansuchen an der polizeilichen Bedarfsanalyse gescheitert war. In seiner Begründung formulierte er eine Notwendigkeit in "Nord-, Süd- und Osttirol", doch die Polizei beeindruckte das herzlich wenig.

Polizeijurist Oehm schränkte nur bedingt ein: "Es wäre nur unter Umständen denkbar, es hängt vom Einzelfall ab." Ein solcher "Einzelfall" wäre der Alleinstellungsstatus eines Bordells, was die Aufmachung anbelangt. Oehm: "Wenn man allerdings völlig ident auftritt, dann werden wir uns schwer tun. Es müsste sich um ein gänzlich anderes Zielpublikum handeln."

Ein Fragezeichen steht hinter dem Geschäftsführer des Sauna-Clubs, von dem im § 16 Bewilligungsverfahren, Absatz 2 c) "Verlässlichkeit" gefordert wird. Dieser hat nämlich selbst ein Schuldenregulierungsverfahren laufen (Rückzahlung bis 2009), für eine Stellungnahme diesbezüglich war er nicht zu erreichen.

In den Oberösterreichischen Nachrichten begründete der Rotlicht-Chef damals: Er habe sich, als er Großkinos vermarktete, in Italien beteiligt und sei damals pleite gegangen. Das sei "längst erledigt". In Turbulenzen geriet angeblich wenig später auch ein oberösterreichisches Bordell nach dessen Eröffnung 2005. Das habe sich nach einem stillen Ausgleich jedoch erholt.

Die Entscheidung im Bewilligungsverfahren des Goldentime darf laut Oehm für Ende Mai erwartet werden, Spielraum gäbe es dabei keinen: "Es reicht ein Punkt, um die Bewilligung zu kippen."

Von Florian Madl
17.05.2007

http://www.tirol.com/sport/fussball/inn ... 2/index.do

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Nächtliche Schwerpunkt-Aktion im 15. Bezirk

#9

Beitrag von Zwerg »

Nächtliche Schwerpunkt-Aktion im 15. Bezirk - Prostitution

In der Nacht auf Dienstag hat die Wiener Polizei gegen 2.30 Uhr eine groß angelegte Schwerpunkt-Kontrolle in Rudolfsheim-Fünfhaus gestartet. Im Visier hatten die Beamten illegale Prostitution.

Zahlreiche Personen sind aufgrund des Fremdengesetzes festgenommen worden. Eine der Personen wurde in Schubhaft genommen. Diese hielt sich vermutlich illegal in Österreich auf. Die festgenommenen Menschen wurden in das Polizeianhaltezentrum gebracht. (kh)

http://www.wienweb.at/content.aspx?id=1 ... &channel=2

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Prostitution ist einzig möglicher Asylantinnen-Job (Kronen Z

#10

Beitrag von Zwerg »

Prostitution ist einzig möglicher Asylantinnen-Job (Kronen Zeitung)

Legal arbeiten dürfen Asylwerberinnen nicht - mit einer Ausnahme: Prostitution! Denn sogar fürs Putzen bräuchten sie eine Arbeitsbewilligung, die kaum zu bekommen ist. Das Geschäft mit dem Sex ist aber eine “selbstständige Erwerbstätigkeit”, für die eine Registrierung reicht.

Eine Studie der Linzer Frauenberatungsstelle “maiz” belegt: 92 Prozent aller Prostituierten sind Migrantinnen! Auch die oberösterreichische Landesfrauenchefin Sonja Ablinger bestätigt: “Asylwerber sind von Beschäftigung praktisch ausgeschlossen.” Zumindest seit 2005, bis dahin gab es nach drei Monaten den Zugang zu einem Job. “Jetzt hat sich alles verschlechtert, ganz besonders für die Frauen”, weiß Ablinger.

Nur ein Schlupfloch bleibt: das Geschäft mit dem Sex. Oft die einzige Möglichkeit, den Schlepper bezahlen zu können - oder von Zuhältern erzwungen. Manchmal auch aus Verzweiflung, um Geld zu verdienen. Denn für Asylwerberinnen gibt es gar keine legale Möglichkeit, auch andere Migrantinnen bekommen nur schwer eine Arbeitsbewilligung, nicht einmal als Putzfrau.

Der Artikel im Original in der Kronen Zeitung
http://www.krone.at/index.php?http%3A// ... 614/hxcms/

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Die Wiener Unterwelt der 50er und 60er Jahre -Mythos und Rea

#11

Beitrag von ETMC »

Quelle: http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefa ... K&cob=3982

Ein Stück Wiener Geschichte OHNE Kommentar und OHNE Wahrheitsbeweis......

Gewalttäter mit Rebellenimage
Die Wiener Unterwelt der 50er und 60er Jahre -Mythos und Realität
Von Martin Luksan

Im Jahr 1963 erklärte der damalige Rektor der Universität Wien, Roland Grassberger, in einer Zeitschrift für Polizisten das Zunehmen von Kriminalität folgendermaßen: In einer Welt der Vollbeschäftigung würde selbst die sozial schwache Familie keineswegs nur überleben wollen, sondern nach Luxus streben. Die ganztags arbeitende Mutter würde die Erziehung ihrer Kinder vernachlässigen, sodass diese zwar mit Taschengeld, aber ohne "Lebenssinn" aufwüchsen. Ein doppelter Rausch ergriffe diese Söhne und Töchter der Nation: der des Alkohols und der der Geschwindigkeit (der damaligen Autos). Dagegen empfahl der Rektor die "Halbtagsbeschäftigung der verheirateten Frau", die man dem Unternehmer durch eine Senkung der Sozialversicherungsbeiträge schmackhaft machen solle. Die so genannte "Wohlstandskriminalität" war damit auf eine ungute (schichtenspezifische) Art "gelöst", doch in punkto Zuhälterei sah Grassberger nicht falsch: "Während in der Vorkriegszeit der Zuhälter seine Asozialität nicht nur in der Ausbeutung der Prostituierten unter Beweis stellte, sondern sich meist auch als Gelegenheitseinbrecher und sonstiger Vermögensverbrecher betätigte, ist nunmehr eine rein kommerzielle Entwicklung im Gang."

Prostitution und Erpressung

In der Tat gab es in Österreich eine Zeit, in der - nach Beendigung des Schleichhandels und der Schmugglerei-Geschäfte - nur Zuhälterei und Stoßspiel große Einnahmequellen für die Kriminellen waren. In dieser Zeit herrschte der Straßenstrich vor, der die Frauen relativ schutzlos präsentierte und der von jedermann leicht beobachtet werden konnte. Das Anwachsen der Geheimprostitution in Wien (zahlenmäßig nicht vergleichbar mit 1930) brachte bösartigste Formen der Erpressung mit sich. 1960 wurde der Erpresser Alfred Ströbel aus einer Wiener Wohnung geholt, in der er sich während einer wochenlangen Fahndung vor der Polizei versteckt gehalten hatte. Im gleichen Jahr kam Richard Berka, ein ehemaliger Versicherungs-Vertreter, vor Gericht: Er pflegte Geheimprostituierten mit der Polizei zu drohen und dadurch Geld von den Straßenmädchen zu erpressen.

Diese Methode, in Deutschland schon erprobt, funktionierte nur mit Hilfe mehrerer Erpresser. Die Männer stürzten sich auf jede "Neue", die in den Straßen auftauchte, und zwangen ihr einen Kontrakt auf, demzufolge sie wöchentlich oder monatlich "Schutzgeld" in bestimmten Lokalen abzuliefern hatte. Unterließen die Frauen das oder deponierten sie zu wenig Geld, erhielten sie von ihren "Beschützern" ein "Stadtverbot" und wurden in Hotelfluren oder Parks zusammengeschlagen.

Diese Art von Zuhälterei beutete die Frauen aus, ohne ihnen den geringsten Schutz zu gewähren. Die noch jungen Männer beobachteten die Gassen rund um den Neuen Markt sehr genau, terrorisierten dann alle nicht-gemeldeten Prostituierten und zwangen sie zu "Abgaben". Die Abteilung für "Mädchenhandel und Geschlechtskrankheiten" der Wiener Polizeidirektion, welche die Helfer des Richard Berka nach wochenlanger Beschattung fasste, stellte bei jedem einzelnen den gleichen Hintergrund fest: er war Stammgast in Nachtlokalen, fuhr ein großes Auto und war ohne durchgängige Beschäftigung.

Die damaligen Berichte der Journalisten und Kriminalisten betonten mit Recht die Konzentration der Kriminellen auf menschliche Schwächen (die Dirnen boten sich den Männern an, die Zuhälter erpressten die Dirnen), aber sie erklärten diese Kriminalität mit dem Begriff "Wohlstands-Gesellschaft" derart einseitig, dass sie die Lage der Prostituierten von der Situation der Erpresser nicht unterschieden. So behauptete etwa Grassberger, dass die moderne Prostitution nicht mit einer Notlage zusammenhinge.

Anfang der 60er Jahre schrieb man viel von der "Haltlosigkeit" , vom "Nihilismus", vom "Streben nach Luxus" bei den Kriminellen, und machte den konkreten Inhalt des beschworenen Wohlstandes nur an den Statussymbolen des Kapo-Kriminellen dingfest (an den Ringen des "Brillanten Joe", am Ami-Schlitten des "langen Hansi").

Der Reichtum der kriminellen Protagonisten hielt sich in den 60er Jahren in Grenzen. Dennoch wurden die Dimensionen der Wiener Halb- und Unterwelt in der Regel übertrieben dargestellt - die Szene wurde "amerikanisiert", sodass zum Beispiel eine Hand, die ein Raufbold in der Jackentasche zur Pistole formiert hatte, für einen "Gangster" als typisch galt, oder die Freundin eines Gewalttäters, die der Richter zum Weinen gebracht hatte, als "Gangsterbraut" bezeichnet wurde.

Die "Platte" der Schmutzers

1962 standen Norbert und Alois Schmutzer in zwei verschiedenen Prozessen vor Gericht. Alois Schmutzer (Jahrgang 1934) hatte sich - gemeinsam mit anderen Angehörigen einer "Platte" - wegen Sittlichkeitsdelikten zu verantworten. Der um sechs Jahre jüngere Norbert hatte ebenfalls extreme Gewalt gegen Frauen ausgeübt, als er das "deutsche System" des Alfred Ströbel in Wien fortsetzen wollte. Er war - 21-jährig und schon als "berüchtigter Zuhälter" tituliert - aus Meidling in die Innenstadt gekommen, um dort Geheimprostituierte zu bedrohen.

Die Journalisten betonten die Brutalität der beiden Brüder, weil diese kräftiger waren als andere, und ihre Renitenz gegenüber Polizisten auffiel. In diesem Widerstand gegen die Staatsgewalt liegt ein Baustein für den Mythos der "Schmutzer Buam". Robert Geher beschreibt in seinem gedankenlosen Buch über die Wiener Unterwelt das Wüten der beiden Schmutzers auf den Wachstuben mit Anflügen von Bewunderung. ("Wiener Blut oder die Ehre der Strizzis." Edition S, Wien 1993.) So weiß er anerkennend zu berichten, dass der Ältere schon in jungen Jahren einen Ofen aus einer Wandverkleidung gerissen habe, um damit Polizisten zu bedrohen, und dass der Jüngere (in späterem Alter) das gleiche mit einem Türstock unternommen habe. Andererseits verschweigt er den Faustschlag des Norbert Schmutzer in das Gesicht einer Zeugin und noch Ärgeres.

Die beiden Schmutzers waren keine "rebels without a cause", die vom Schweigen der Kriegsgeneration irritiert gewesen wären, und auch keine "Schlurfs" von 1944, die Formen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus entwickelten. Sie waren die Söhne einer Gastwirtin aus einem Kriegs-Milieu. Hermine Simon, die Mutter , die zwei Lokale besaß, war als Alleinerzieherin überfordert. Sie war auch bei der Ausbildung der beiden Buben nicht originell, denn beide lernten "Fleischhauerei" , wie das bei ländlichen Gastwirts-Familien üblich ist. Alois und Norbert Schmutzer wurden nicht durch den Beruf eines Vaters, sondern durch die täglichen Gäste ihrer Alkohol ausschenkenden Mutter sozialisiert.

Im Prozess gegen Alois Schmutzer ging es 1962 um Delikte, die in ihrer Kombination ein ganzes Sittenbild ergeben. So geschah es im Sommer 1960, dass sechs kräftige Männer - die meisten von ihnen nicht ganz 30-jährig - in einem Gasthaus in Fünfhaus zechten. Der Besitzerin des Gasthauses gehörte auch das ganze Haus, in dem sie Wohnungen an Frauen vermietete. Über eine ihrer Mieterinnen war sie verärgert, weil sich diese nicht verkuppeln lassen wollte. So bot sie den betrunkenen Mitgliedern der Bande eine "Abschiedsparty" mit der Mieterin an. Die Männer drangen in die Wohnung der jungen Frau ein und zwangen sie, mit nach Kalksburg zu fahren, wo die Wirtin ein weiteres Haus besaß. In dieser "Villa Bonella" wurde die entführte Verkäuferin mehrmals vergewaltigt, wobei die Besitzerin des Hauses, die in einem zweiten Auto mitgefahren war, auch auf die Angstschreie der Frau hin nicht eingriff. Bei der Rückfahrt wurde das Opfer mit Fäusten geschlagen, weil es "zu wenig zärtlich" war. Einer der Männer nahm Geldscheine des Opfers an sich.

Dieser Fall von Gewalt gegen Schwächere, Lust am Quälen und sexueller Lust durch Gewalt (kombiniert mit Diebstahl) geschah im Ambiente einer Wiener Halbwelt-Frau, die ihr Vermögen durch Prostitution in der Zeit zwischen 1941 und 1958 erworben hatte. Der Fall Rosa Bonella ist damit weniger der Fall einer Dirne, die wohlhabend geworden war, als das Beispiel für eine opportunistische Anpassung an die Normen einer Gesellschaft, die auf extremer Gewalt basierte.

Gewalttätige Kriegskinder

Wie eine interne Liste der Wiener Polizei von 1974 zeigt, gehörte die Unterwelt der 60er und 70er Jahre ziemlich ausschließlich den Jahrgängen zwischen 1930 und 1946 an. Menschen dieses Alters waren nicht aktiv mit der "gnadenlosen Zeit" verbunden, hatten jedoch fremdes Sterben und Sterben-Machen als Kinder wie etwas Selbstverständliches erlebt. Dann war der Krieg zu Ende und sie waren abgestumpft und von allen Schranken befreit. Insofern hat der Wiener Unterwelts-Nachwuchs mit "Nihilismus" zu tun, doch die Deliktsbereiche der kriminellen Banden waren in Wien etwas eingeschränkt. Vor allem stellten die Eigentumsdelikte für die alte Wiener Unterwelt keine direkte Einnahmequelle dar (eine indirekte sehr wohl, insofern sie Hehlerei betrieb).

Die Unterwelt war von der Wiener Bevölkerung kaum gefürchtet, zum einen, weil sie Raubüberfälle, Einbrüche, Seriendiebstähle nicht durchführte, zum andern weil sie strikt unter sich blieb. Die Wiener Journalisten, die ständig über die vierzig bis sechzig Personen berichteten, die in der Unterwelt einen Platz einnahmen, pflegten deshalb ihr Thema durch "Amerikanisierung" zu vergrößern.

Als 1962 das Urteil gegen Alois Schmutzer und die anderen Plattenbrüder relativ hart ausfiel, jubelte der "Express" über die "eiserne Faust" des Richters, und Sebastian Leitner präsentierte das Problem der Wiener "Galerie" im Stil des Dritten Reiches: "Diese Galgenvögel nehmen steuerfrei bis zu 60 tausend Schilling monatlich ein .... Solcher Anreiz wird immer neuen Nachwuchs anlocken. Die emporkommenden Gangsterbanden werden zwar einander dezimieren ... Aber die 'besten' Gangster werden dabei übrigbleiben." Diese würden dann sehr wohl über ihre Grenzen treten und die Welt der Anständigen und Rechtschaffenen bedrohen.

Die alte Unterwelt in Wien erledigte sich tatsächlich selbst (sie duellierte sich in und vor Caféhäusern, zum letzten Mal 1974 in der Leopoldstadt), und sie blieb unter sich. Schließlich wurde die geschlossene und hierarchische Welt der "Galerie" durch neue und wirksame Formen der organisierten Kriminalität suspendiert. Der Aufstieg dieser neuen "OK" fiel nicht zufällig mit der Aufnahme diverser Karten-Glücksspiele in das Angebot der staatlichen Casinos und der Besteuerung der Prostituierten zusammen. Und diese Legalisierung von ehemaligen Deliktsbereichen in der Gesellschaft der 70er Jahre führte nicht zu einer scharfen Abgrenzung neuer Delikte vom Erlaubten, sondern zu einer Vermischung der neuen Formen von Kriminalität mit dem bürgerlichen Geschäftsleben.
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#12

Beitrag von ex-oberelfe »

"Sittenwidrigkeit" verhindert Einklagbarkeit von Honoraren
Grüne Weinzinger fordert rechtliche Verbesserungen für Prostituierte - Aufforderung an ÖVP-Staatsekretärin Marek, aktiv zu werden

Wien - Die Grüne pochen weiterhin auf eine umfassende arbeits- und sozialrechtliche Absicherung für SexarbeiterInnen. Die kürzlichen Aussagen von ÖVP-Staatssekretärin Christine Marek, wonach sie mehr Rechte für SexarbeiterInnen fordere, griff Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen, am Montag in einer Aussendung auf: "Bereits im März dieses Jahres hatte Marek angekündigt, die Rechte der SexarbeiterInnen stärken zu wollen. Bis heute liegt jedoch noch keine konkrete Gesetzesvorlage auf dem Tisch."

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Besonders dringender Handlungsbedarf besteht laut Weinzinger bei der gerichtlichen Einklagbarkeit von Honoraren. Aufgrund eines Urteils des Obersten Gerichtshofs, dem zu Folge Sexarbeit als sittenwidrig gilt, sind nicht entrichtete Honorare für sexuelle Dienstleistungen nicht einklagbar. Weinzinger fordert zudem eine arbeits- und sozialrechtliche Absicherung für SexarbeiterInnen, ähnlich dem Modell in Deutschland.

"Es ist hoch an der Zeit, dass die Benachteiligungen von SexarbeiterInnen anderen Berufsgruppen gegenüber wegfallen," so Weinzinger. Allerdings müsse es bei einer unselbständigen Beschäftigung zu einer Einschränkung der Weisungsbefugnis der ArbeitgeberInnen kommen. Die SexarbeiterInnen sollen selbst entscheiden können, welche sexuellen Dienstleistungen sie anbieten möchten, heißt es abschließend in der Aussendung. (red)

http://diestandard.at/?url=/?ressort=fassetten
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>

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Reform-Ansätze?

#13

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schade, dass sich die östereichischen Funktionäre/Politikmacher auf teilweise veraltete, idealtypische, deutsche Aussagen stützen, ohne die neuen Gutachten und Realitäten zu ergründen und zur Kenntnis zu nehmen:

Eine "Einschränkung der Weisungsbefugnis der ArbeitgeberInnen" hat mit zur Folge, daß es keine sozialversicherungspflichtigen abhängigen Beschäftigungsverhältnisse gibt.

Die im ProstG über die "Einschränkung der Weisungsbefugnis der ArbeitgeberInnen" geregelte Sondervertragsform des "nur einseitig bindenden Vertrages" impliziert ferner -obwohl gut gemeint- eine rechtliche Minderwertigkeit, verringerte Vollwertigkeit der Geschäftsfähigkeit und Unselbstständigkeit der Sexarbeit. Als wenn SexarbeiterInnen nicht wüßten was sie tun und nicht die Konsequenzen ihrerer Absprachen und Verträge auch aushalten könnten. Sie werden auf eine feine sublime Art viktimisiert bzw. wie Minderjährige behandelt.


Das Recht der sexuellen Selbstbestimmung ist anders zu sichern: Durch Entdiskriminierung und Kompetenzbildung durch Schulung, Edukation und Empowerment.



Vgl.:
Deutsches Prostitutionsgesetz (ProstG)
www.sexworker.at/prostg





.

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Wien 2004....

#14

Beitrag von ETMC »

Welch Fundstück.....

Originaltext aus Falter 23/04 vom 02.06.2004

http://www.falter.at/print/F2004_23_3.php

Verunsicherte Voyeure
PROSTITUTION Martina Löw, deutsche Soziologieprofessorin und Prostitutionsforscherin, hat Wiens Rotlichtszene untersucht. Ein Interview über die omnipräsente Sexindustrie, Männerängste im Puff, Frauen ohne Rechte und das Pornografische am Sektglas. JULIA ORTNER

Gürtelpuffs, Praterhuren und Strizzis hat Martina Löw in den vergangenen Monaten genug kennen gelernt. Auf ihren Factfinding-Missions quer durch die Rotlichtszene der Stadt. Die 39-jährige Professorin für Stadt- und Raumsoziologie an der TU Darmstadt forschte nämlich ein Semester lang am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien zum Thema Prostitution - eines ihrer Spezialthemen. Löw hat sich schon die Rotlichtbezirke in Frankfurt oder Hamburg angeschaut und beschäftigt sich in diesem Forschungsfeld, welches das Stadtbild sichtbar prägt, mit Geschlechterverhältnissen und der räumlichen Ordnung der Gesellschaft. Der Vergleich mit der Wiener Szene ist für die Soziologin besonders interessant, weil es in dieser Stadt kein klar strukturiertes Rotlichtviertel gibt wie in den deutschen Metropolen, wo Prostitution seit 2002 auch als Gewerbe anerkannt wird.

Falter: Frau Professor, Sie waren monatelang am Wiener Strich unterwegs. Wie war das, als deutsche Wissenschaftlerin zu Huren und Strizzis zu gehen und denen zu erklären: "Hallo, ich forsche bei Ihnen über Prostitution"?

Martina Löw: Wenn man die Regeln eines anderen Milieus nur als Außenseiterin kennt, bewegt man sich ja nicht sehr selbstverständlich darin. Ich habe gelernt, dass man in Bordellen zuerst an die Bar geht und fragt, ob man die Sexarbeiterinnen ansprechen darf. Sonst weiß man nicht, ob die Frauen Ärger kriegen, wenn sie sich in ihrer Arbeitszeit unterhalten. Problematisch ist, wenn man gerade als Frau einfach auf die Sexarbeiterinnen zugeht und niemand weiß: Was will die hier? Kommt sie als Freierin? Wenn ich die Erlaubnis bekommen habe, eine Frau anzusprechen, war da dieses Schreckmoment, okay, zu welcher geh ich jetzt. Die sitzen und stehen da aufgereiht, und ich habe dann einfach auf Blickkontakt reagiert.

In Wien gibt es kein eigenes Rotlichtviertel. Prostitution findet dezenter statt als anderswo, ist aber überall, wie Sie feststellen. Warum gibt es gerade in Wien dieses "Zeigen, ohne aufzufallen"?

In Wien sind klassische Bordelle traditionell verboten, deshalb konnte auch kein eigenes Viertel entstehen. Das Gewerbe hat sich eher über Bars, Massagesalons, Peepshows und den Straßenstrich entwickelt. Und es ist kein Zufall, dass es in Wien diese Dynamik von "Zeigen, ohne aufzufallen" gibt. Zum Beispiel leben die Wiener laut hier arbeitenden Architektinnen nicht gerne in Erdgeschoßwohnungen, weil sie nicht gesehen werden wollen. Typisch für Wien ist auch die Fassadenkultur, die ja das Innere immer hinter einer sehr schönen Oberfläche versteckt. Das scheint für eine Stadtkultur zu sprechen, die eine lange Tradition im Spiel von Verbergen und Herzeigen hat. In dieser Stadt gibt es kaum eine Straße, in der es nicht irgendeinen Sexshop, Swingerclub, eine Peepshow oder eine Bar gibt, aber die Wiener, mit denen ich daran vorbeigehe, nehmen das gar nicht mehr wahr, weil das Alltagskultur ist. Erst wenn man aufmerksam hinschaut, erkennt man, was für ein dichtes Netz an Sexindustrie über der Stadt liegt.

Laut Schätzungen der OSCE sind fünfzig bis 75 Prozent der Wiener Prostituierten Opfer von Frauenhandel (siehe "Wie die Tiere"). Was haben Sie bei Ihren Gesprächen mit Prostituierten über dieses Problem erfahren?

Bei den Sexarbeiterinnen stößt man auf sehr unterschiedliche Lebenswege und Probleme. Da wären etwa die älteren Frauen, die nicht mehr für jung und schön genug befunden werden, ihr Einkommen sinkt bis unter die Existenzgrenze. Und es gibt sehr viele Migrantinnen. Die Tatsache, dass ihr Aufenthaltsstatus häufig ungeklärt und zum Teil davon abhängig ist, dass sie die Sexarbeit nicht verlassen, macht sie extrem unfrei. Aber man kann nicht einfach generell behaupten, dass jede Migrantin eine gehandelte und ausgebeutete Frau ist, die unter der Arbeit leidet. Solange sich an der rechtlichen Situation der Frauen nichts ändert, sowohl in Bezug auf den Aufenthaltsstatus als auch auf die Anerkennung von Sexarbeit als Beruf, werden Frauen immer wieder diskriminiert und ausgebeutet werden.

Das Sektglas und der Stöckelschuh an der Fassade als Signal für käuflichen Sex ist für Wiener Rotlichtlokale anscheinend typisch. Das ist ein bisschen einfallslos - ist das in anderen Städten abwechslungsreicher inszeniert?

Man muss bedenken, dass die Sektflasche, die geöffnet wird, das Rausspritzen des Sekts ein geradezu klassisches Symbol für den männlichen Orgasmus ist. Dann ist das Sektglas, das auf den Häuserfassaden meist die Form eines Dreiecks annimmt, das in einen Stiel mündet, das Symbol für die Vagina. Dieses Dreieck nimmt den Sekt auf. Das ist auf der einen Seite sehr subtil, aber auf der anderen Seite ist es pornografisch - das passt also zu dem typischen "Zeigen, ohne aufzufallen" in dieser Stadt. In Frankfurt habe ich dagegen beobachtet, dass dort die Fassaden viel fantasievoller gestaltet werden. Es gibt natürlich auch Sektgläser, Herzchen und Stöckelschuhe, aber es gibt immer mehr Bordelle, die versuchen, auf künstlerische Art das Geschehen im Haus nach außen zu tragen.

Eine interessante Erkenntnis von Ihren Lokalbesuchen ist auch, wie sich Männer dort benehmen.

Männer wollen nicht gesehen werden. Nicht beim Eintreten, nicht beim Rauskommen. Auch im Lokal selbst sind viele Männer durch die Situation verunsichert, sie vermeiden deshalb, von allen angeblickt zu werden. Das wissen die Frauen ganz genau, es gibt viele private Gespräche, wo diese männlichen Schwächen ironisiert werden. In diesem schwierigen Moment helfen die Sexarbeiterinnen den Männern, wie Frauen das in vielen Beziehungen tun. Sie haben gelernt, den eigenen Blick zu verstecken, nicht als etwas Starrendes erscheinen zu lassen, sonder eher als eine freundliche Aufforderung. Eines der Rituale im Bordell ist, dass die Bardame die Frauen aufruft: "Kommt euch zeigen!" und die Frauen dann am Mann vorbeischreiten oder sich vor ihm aufstellen. Es fällt auf, dass im Bereich der Sexarbeit die Frau gerne als Bild inszeniert wird, das sieht man am besten in dieser Schaufenstersituation. Die Frauen sitzen sehr starr da, wirken wie eine erotische Fotografie. Eine Frage ist, inwieweit Männer in dieser anderen Welt auch etwas suchen, was dem Kino vergleichbar ist. Wir leben in einer Kultur, in der das Visuelle zum Königssinn geworden ist. Wir verlassen uns auf den Blick. Wir haben uns eine Art des Schauens angewöhnt, die ein voyeuristisches Moment hat. Und es gibt eine lange Tradition, Frauen als Räume zu beschreiben. Diese Überlagerung von Frau und Raum produziert vor dem Hintergund einer dualistischen Struktur von Frau und Mann, von Raum und Inhalt, auch zwei entgegengesetzte Positionen: Betrachtetwerden und Betrachten. Die Position des Blickenden ist damit eine eher männlich besetzte, die Position des Angeblicktwerdens eher eine weibliche. In der Sexarbeit scheint diese Struktur von voyeuristischem Blick und Betrachtetwerden in einer geradezu idealen Konstruktion reproduziert zu werden.

In Wien ist der Straßenstrich der Hauptschauplatz des Gewerbes. Die Frauen auf der äußeren Mariahilfer Straße präsentieren sich im öffentlichen Raum auf eine ganz eigene Art. Warum?


Diese Frauen haben die Chance, einen Inszenierungswechsel von Privatperson zu Prostituierter dadurch zu schaffen, dass sie nach vorne treten. Das ist schon oft mit einer Bühne verglichen worden, dieses Nach-vorne-Schreiten an die Bordsteinkante, mit dem die Frauen zu einer sichtbaren, sexuelle Dienste anbietenden Frau werden. Die Inszenierung ist auch wichtig, um die Integrität der eigenen Person zu schützen. Viele Frauen tragen Dienstkleidung, die sie kaum noch unterscheidbar macht: Latex und Leder, ähnliche Perücken, sodass die Individualität verwischt wird. In Wien ist mir aufgefallen, dass die schwarzen Frauen diese Markierungsarbeit nicht mitmachen, sie stehen in Jeans und Turnschuhen an der Straße - auch weil sie für diese Gesellschaft schon durch ihre Hautfarbe als markiert wahrgenommen werden.

Sie selbst haben bei Ihren Ortserkundungen, etwa im Stuwerviertel, festgestellt, dass dort alle Frauen ungeachtet der gängigen Codes im Milieu von Freiern belästigt werden. Warum kommt es zu diesen Missverständnissen?

Normalerweise werden soziale Situationen über Konventionen geregelt. Wenn etwa eine Frau mit einem Mann auf der Straße dahingeht, spricht ein anderer Mann sie nicht an. Beim Straßenstrich scheint es so zu sein, dass es etwas gibt, das stärker ist als diese Konventionen. Das ist die Definitionsmacht, die vom Ort ausgeht. Es gibt einen Effekt, den der Ort erzeugt, der stärker ist als die soziale Regel. In diesem Fall ist der Ort so definiert, dass hier Sex käuflich ist, und dementsprechend fallen alle, die sich dort bewegen, unter dieses Muster.

In Wien wurde lange über Strafen für Freier von Geheimprostituierten diskutiert. Könnte das die Zustände für die Frauen verbessern?

Über die letzten Jahrhunderte hat man in diversen Ländern die Erfahrung gemacht, dass es nicht funktioniert, Sexarbeit zu verbieten. Länder, die restriktiv waren, haben erkannt, dass die Bedingungen für die Frauen dadurch noch schlechter geworden sind. Es macht weder für die Betroffenen noch für das Gemeinwohl Sinn, Sexarbeit zu kriminalisieren und Freier zu bestrafen.

Was schließen Sie aus der Beschäftigung mit dem Thema Prostitution über Macht- und Geschlechterverhältnisse im öffentlichen Raum?

Die Städte diskutieren ja immer wieder die Frage, ob sie Prostitution konzentrieren oder verteilen sollen - genau die gleiche Debatte gibt es auch in der Migrationspolitik. Die ganzen Fragen von sozialer Kontrolle und Durchmischung kann man exemplarisch an der Sexarbeit analysieren. Und man kann auch gut sehen, wie über das Ergreifen von Räumen, zum Beispiel indem Häuser mit Bordellen besetzt werden, indem Frauen sich mit Bordellen selbstständig machen, über diese Form von Raumbesetzung auch aktiv Politik betrieben wird - eigene Räume schaffen, eigene Interessen durchsetzen, gesellschaftlich offensichtlich werden. Es wird jetzt in Deutschland interessant, wie sich durch die Liberalisierung der Gesetze im Bereich der Sexarbeit auch die Geschlechterverhältnisse verändern. Was schließlich dazu führt, dass sich städtische Räume verändern.


FRAUENHANDEL IN WIEN: "Wie die Tiere"

FRAUENHANDEL IN WIEN
"Wie die Tiere"

Neulich gab es in einem rumänischen Provinzblättchen wieder eine dieser seltsamen Meldungen zu lesen. Zwei Mädchen aus dem Dorf Cluj (Ort geändert, Anm. d. Red.), so berichtete das Blatt "exklusiv", würden im fernen Wien großes Geld im Sexbusiness machen. Der Bericht ist mit Nacktfotos der Frauen illustriert. Er liegt nun am Schreibtisch eines Rotlichtfahnders, der nicht genannt werden will. Er kennt die Frauen. Es sind Opfer von Frauenhandel. "Sie haben nichts verdient, sondern ihre Existenz verloren. Sie können sich in ihrem Dorf nie wieder sehen lassen." Das war Absicht: "Solche Berichte in Lokalzeitungen werden immer wieder von Frauenhändlern lanciert und bezahlt, um Mädchen einzuschüchtern, die gegen ihre Peiniger aussagen wollen."
Manchmal sprechen die gedemütigten Frauen doch, dann erhält die Polizei Einblicke in Abgründe: Vorvergangene Woche wurde wieder einmal ein Frauenhändlerring ausgehoben. Frauenhändler hatten 150 Mädchen aus Weißrussland im Edelpuff zur Prostitution gezwungen. In Gumpendorf stießen die Fahnder vergangenes Jahr auf einen Keller, in dem minderjährige Rumäninnen ihre Freier auf gynäkologischen Geräten befriedigen mussten. Zu Weihnachten fand die Polizei am Gürtel achtzig Frauen, die "wie die Tiere" (ein Fahnder) gehalten und eingesperrt wurden. "Sie führten kein normales soziales Leben mehr", so Wiens Chefkriminalist Ernst Geiger.
Wer über den Gürtel fährt oder im Anzeigenteil der Krone blättert, kann davon ausgehen, dass viele der dort angebotenen "naturgeilen Sexluder" in Wirklichkeit Opfer der organisierten Kriminalität sind. Helga Konrad, Leiterin einer OSCE-Task-Force gegen Frauenhandel, schätzt "ganz vorsichtig", dass "wir fünfzig bis 75 Prozent der Wiener Prostituierten als Opfer ansehen können". Das wären 4000 Frauen.
Wie funktioniert Frauenhandel? Ein Ermittler erzählt, dass die Frauen in ihrer Heimat als Au-pair-Mädchen, Erntehelferinnen oder Putzfrauen angeworben werden. Die Menschenhändler geben sich als Arbeitsvermittler aus, organisieren Behördenkram und geben Kredite für die Reise in den Westen. Kaum in Wien angekommen, werden die Frauen von Mittelsmännern abgeholt. Die nehmen ihnen sofort die Pässe weg und fordern plötzlich Unsummen für die Organisation der Reise. Im schlimmsten Fall werden die Mädchen "rituell vergewaltigt" (ein Ermittler). Sogleich wird ein Ausweg geboten: Jobs in Bars und Separées. Dort angekommen, werden sie sehr oft als Drogenbotinnen eingesetzt und so erpressbar gemacht. Untertags werden sie von Freier zu Freier gekarrt.
Der Staat macht es den Frauen nicht leicht. Opfer von Frauenhandel machen sich zunächst nach dem Prostitutionsgesetz strafbar. Die Freier aber gehen frei. Eine Änderung des Gesetzes in diesem Punkt fand auch auf Druck von Frauenhilfsorganisationen nicht statt. Deren Befürchtung: Durch eine Kriminalisierung der Freier würden Frauen noch mehr in den Untergrund gedrängt. Frauenhilfsvereine wie die Organisation LEFÖ fordern effektiveren Rechtsschutz. Die Frauen sollten schneller zu Aufenthaltsberechtigungen kommen, und sie sollten vom Staat nicht nur als "Kronzeuginnen", sondern vor allem als Opfer sexueller Gewalt entsprechend betreut werden
FLORIAN KLENK

Juni 2004 © FALTER
E-Mail: wienzeit@falter.at
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2002 bis 2008 es hat sich nichts geändert...... in Wien

#15

Beitrag von ETMC »

2002 bis 2008 es hat sich nichts geändert in Wien....


Prostitution

Offener Brief des Rechtskomitees LAMBDA
an Stadträtin Renate Brauner

Wegen ihres Vorstoßes zur Bestrafung der Kunden "illegaler" Prostituierter hat das Rechtskomitee
LAMBDA in einem offenen Brief an die Wiener Stadträtin Renate Brauner klar Position bezogen. Die
vorgeschlagene Maßnahme würde die homosexuelle Prostitution nahezu vollständig rekriminalisieren
und birgt die Gefahr regelmäßiger Polizeirazzien in den Szenelokalen wie zuletzt in der Verbotszeit vor 1971.


http://www.rklambda.at/dokumente/news/N ... 021019.pdf



Frau Stadträtin
Mag. a Renate BRAUNER
Rathaus
1010 Wien


11.10.2002


Sehr geehrte Frau Stadträtin!

Wie wir aus den Medien erfahren haben, planen Sie, im Prostitutionsgesetz künftig Strafen für die Kunden von
"illegalen" Prostituierten vorzusehen.
Wir begrüßen nachdrücklich die Absicht, Zwangsprostitution zu bekämpfen. Gleichzeitig lehnen wir jedoch die
geplante bzw. angedachte Maßnahme als dafür völlig ungeeignet ab.

Erstens bewirkt die vorgeschlagene Maßnahme die verstärkte Abdrängung der nicht registrierten Prostitution in
den Untergrund. Die Registrierung oder Nichtregistrierung einer Prostituierten sagt nichts darüber aus, ob sie
freiwillig oder unfreiwillig ihrem Gewerbe nachgeht. Die Pönalisierung nicht nur (wie bisher) eines der beiden
Teile des Geschäfts sondern sogar beider bewirkte die völlige Illegalisierung für alle Beteiligten und damit die
verstärkte Abdrängung
in den Untergrund und in Bereiche, die für Hilfs- und Präventionsangebote nicht mehr sinn- und wirkungsvoll
erreichbar sind, gerade auch nicht für die lebenswichtige HIV-Präventionsarbeit. 1989 wurde das Verbot der
gleichgeschlechtlichen (männlichen) Prostitution (§ 210 StGB) gerade deswegen auf Initiative aller neun
Landessanitätsdirektoren aufgehoben.

Zweitens wird so noch stärker die Abhängigkeit der Prostituierten gefördert: Anstatt die Prostitutierten zu
entpönalisieren, die (durch UN-Konvention vom 21.03.1950 ohnehin verbotene) Registrierungspflicht
abzuschaffen und Hilfe statt Strafe anzubieten, soll die Repression verstärkt werden, die nach aller Erfahrung
gerade die Abhängigkeit Prostituierter von Zuhältern und ähnlichen Personen verstärkt (vgl. zuletzt etwa die
Erfahrungen in Schweden), von der Förderung der Erpressung ganz zu schweigen. In diesem Sinne schließen
wir uns vollinhaltlich der (im Anhang beigefügten) Stellungnahme der Beratungsstelle Lena an, die im übrigen
die einzige deklarierte Beratungsstelle für (weibliche) Prostituierte in ganz Österreich ist. Für männliche
Prostitutierte gibt es in ganz Österreich bis heute keine Einrichtung.

Drittens hätte die vorgeschlagene Maßnahme gerade im Bereich der homosexuellen Prostitution, in dem im
übrigen Zwangsprostitution nahezu unbekannt ist, verheerende Auswirkungen. Da Ihre politischen
Überlegungen offensichtlich auf die weibliche Prostitution konzentriert waren, bei der praktisch gänzlich andere
Rahmenbedingen gelten als bei der homosexuellen Prostitution, möchten wir Ihnen als LesBiSchwule
Bürgerrechtsorganisation ganz besonders die möglichen Konsequenzen für homo- und bisexuelle Menschen
erläutern:

- Nur eine Handvoll der männlichen Prostituierten in Wien ist gem. dem Prostitutionsgesetz registriert. Das liegt
zum einen daran, daß Wien das einzige Bundesland ist, in dem die Registrierung bei der (Kriminal)Polizei
erfolgt (Niederösterreich etwa hat überhaupt keine Registrierungspflicht für Prostituierte; in anderen
Bundesländern mit Meldepflicht erfolgt die Meldung an die Gemeinde), was gerade homo- und bisexuelle
Männer auf Grund der jahrhundertelangen staatlichen Verfolgung von der Meldung abschreckt, zumal in Wien
die Prostituierten von der Kriminalpolizei auch (im übrigen ohne Rechtsgrundlage) noch erkennungsdienstlich
behandelt werden.

- Zum anderen ist gerade im Bereich der homosexuellen Prostitution die Gelegenheitsprostitution sehr
verbreitet, und Gelegenheitsprostituierte setzen sich erfahrungsgemäß nicht dem doppelten Stigma der
(polizeilich) deklarierten Homosexualität und Prostitution aus.

- Ist aber kaum ein Prostituierter registriert, so bedeutete die Bestrafung der Kunden illegaler Prostituierter de
facto die völlige Illegalisierung der homosexuellen Prostitution, die 1989 vom Bundesgesetzgeber
entkriminalisiert worden ist (§ 210 StGB). Im Gegensatz zur Zeit vor 1989 wären nun aber beide Teile des
Geschäfts strafbar, was regelmäßige polizeiliche Razzien in Homosexuellenlokalen und -treffpunkten wie in der
Verbotszeit vor 1971 wieder legitimieren kann. Dies wäre, nicht zuletzt angesichts der erst vor kurzem erfolgten
Streichung des letzten anti-homosexuellen Sonderstrafgesetzes (§ 209 StGB), absolut inakzeptabel.

Unklar ist auch, wie ein Kunde erkennen (und überprüfen) können soll, ob ein(e) Prostituierte(r) registriert
arbeitet oder nicht, zumal die von der MA 15 ausgestellte Kontrollkarte nur die vorgeschriebenen
Untersuchungen nach dem Geschlechtskrankheitengesetz bestätigt und nichts darüber aussagt, ob ein(e)
Prostituierte(r) gem. dem Prostitutionsgesetz bei der Polizei gemeldet ist oder nicht. Im Zusammenhang mit der
Beweislastumkehr des § 5 Abs. 1 VStG hätte das untragbare menschenrechtswidrige Konsequenzen.


Weiters ist unklar, wann Freier nun strafbar sind. "Illegal" nach dem Wiener Prostitutionsgesetz ist ja nicht nur
die Prostitution unregistrierter Prostituierter, sondern auch die Anbahnung und Ausübung der Prostitution zu
bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten und in Wohnungen (vgl. § 4 Abs. 2 und 3, § 5 Wr. ProstG sowie
die entsprechende Verbotszeiten- und -zonen-Verordnung). Sollen allen Ernstes Kunden bestraft werden, die
eine(n) (registrierte/n) Prostituierte(n) vor 20.00 Uhr oder (nach 20.00 Uhr aber) weniger als 150m im Umkreis
einer Kirche, eines Krankenhauses, einer Kaserne oder einer Straßenbahnhaltestelle ansprechen oder sich
ansprechen lassen? Oder die eine(n) (registrierte/n) Prostituierte(n) in einer Wohnung aufsuchen?


Die Prostitution wäre auch die einzige (grundsätzlich legale) Berufstätigkeit, bei der die Kunden dafür bestraft
werden, daß der/die UnternehmerIn keine berufsrechtliche Berechtigung besitzt oder berufsrechtliche
Vorschriften nicht einhält. Diese Sonderstellung liefe dem von uns (wie auch von sozialdemokratischen
Frauenpolitikerinnen) sehr unterstützten Bemühungen für eine umfassende rechtliche und gesellschaftliche
Gleichstellung der Prostitution mit anderen Berufen diametral zuwider.

Aus all diesen Gründen appellieren wir an Sie, sehr geehrte Frau Stadträtin, von dieser Gesetzesinitiative
Abstand zu nehmen und stattdessen auch in Wien deklarierte Beratungsstellen für (weibliche und männliche)
Prostituierte einzurichten.

Wir ersuchen auch, in das Begutachtungsverfahren künftiger Novellierungen des Prostitutionsgesetzes
einbezogen zu werden.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung,

Dr. Helmut GRAUPNER
(Präsident)
liebe Grüsse
ETMC
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Benjamin Franklin (1706-90),
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Fundstück:: Die Prostitution in Wien und Paris 1868

#16

Beitrag von ETMC »

gefunden auf....

http://www.literature.at/webinterface/l ... e=1&zoom=3

Titel: Die Prostitution in Wien und Paris. Skizzen
AutorIn: Schlesinger, Wilhelm
Verleger: Tendler, Wien
Jahr: 1868
Signatur: ÖNB 176506-B.Neu-Mag
Elektronische Version: Österreichische Nationalbibliothek

Beschreibung:
Journalistische Stellungnahme zur Frage der Regelung der Prostitution und zur Errichtung von Bordellen in Wien. Die Regulierungsbestrebungen werden als alte Luftschlösser bezeichnet. Ausserdem Fallstudien für ärztliche Geschäftemacherei mit Geschlecht

siehe attachements

DAS BEMERKENSWERTE DARAN IST - ES KÖNNTE AUS UNSERER HEUTIGEN ZEIT STAMMEN - ABER EINFACH LESEN......
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liebe Grüsse
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Perfekt die Form wahrend

#17

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Edelstripperin beehrt die Wiener und den Baulöwen

Bild

Dita von Teese

Stargast auf dem Wiener Opernball.

Na, wenn das nicht eine Ehre für unsere Branchenvertreter ist.





.

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Königin der Burlesque tanzt jetzt in der Oper

#18

Beitrag von Marc of Frankfurt »

[youtube]http://youtube.com/watch?v=RXeskJDWv-M[/youtube]

Hat sie das erreicht, was alle suchen, aber woran Rosemarie Nitribitt so tragisch gescheitert ist?





http://de.wikipedia.org/wiki/Burlesque

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Die Liebesdienerinnen haben wieder Saison

#19

Beitrag von Zwerg »

Über die Wintermonate hat die illegale Prostitution auf der äußeren Mariahilfer Straße abgenommen. Jetzt haben wieder die `Schönen der Nacht` Teile der äußeren Mariahilfer Straße sowie deren Nebengassen fest im Griff. "Abgesehen von den bisher betroffenen Grätzeln wird nunmehr auch das Gebiet um die Arnsteingasse verstärkt frequentiert", berichtet FPÖ-Frontmann Dietbert Kowarik ...

Die Anrainer leiden massiv unter der oft aufdringlichen Belästigung durch Freier und Liebesdienerinnen, dem Lärm und der Verschmutzung. Jetzt müssen die Stadt- und Bezirksverantwortlichen rasch und in enger Kooperation mit der Polizei rigorose und nachhaltige Maßnahmen - verstärkte Kontrollen, ständige Polizeipräsenz und entsprechende Strafen - veranlassen. Denn einerseits müssen die Freier abgeschreckt und andererseits muss dieser Entwicklung endlich ein Riegel vorgeschoben werden, so Kowarik.

Weiters schlägt der FPÖ-Bezirksobmann abermals die Änderung des Wiener Prostitutionsgesetztes vor, wonach grundsätzlich die Anbahnung der Prostitution verboten ist und definierte Ausnahmebereiche per Verordnung festgelegt werden können. Somit wäre die derzeitig unüberschaubare rechtliche Situation endlich eindeutig, meint Kowarik abschließend.

http://www.wien-heute.at/p-29704.php

Anmerkung Zwerg
Irgendwie logisch, dass die FPÖ wieder einen Vorschlag parat hat - wie immer, wenn es um ein (scheinbares) Randthema geht. Für mich persönlich ärgerlich ist, dass die "Online-Zeitung" in den METATAGS als Titel des Beitrages: Wien-Heute - wien_nutten_mariahilfer strasze_wien heute_nachleben_huren wählt.

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#20

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kinderstrich

Wien vertraut auf Sensibilisierung


Wien macht mobil in Sachen Prostitution. Minderjährige Mädchen sollen wieder von der Straße geholt werden. Laut einer Fachhoch-Studie gibt es in Wien rund 200 Mädchen unter 18, die auf dem Straßenstrich Sex ab 20 Euro anbieten würden.

Ein runder Tisch zum Thema brachte nun erste Ergebnisse. So sollen Einrichtungen wie die Jugend- und Drogenberatungsstelle, die Notschlafstelle oder das Ambulatorium für sexual übertragene Krankheiten für eine Sensibilisierung genutzt werden. Infobroschüren mit speziellen Hilfsangeboten werden aufgelegt, zitiert der Standard in seiner Dienstag-Ausgab) die Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt, Beate Wimmer-Puchinger. Auch sollen die Schulpsychologen - in weiterer Folge die Polizei - eingebunden werden. Von einer zentralen Anlaufstelle für minderjährige Prostituierte halte man in Wien laut Wimmer-Puchinger nichts.

Die Frauengesundheitsbeauftragte zeigte sich allemal optimistisch. Viele Mädchen würden sich selbst gar nicht als Prostituierte sehen, sondern seien überzeugt, dass sie das nur im Moment machen würden, um an Geld zu kommen, erlärte sie. (gs)

wienweb.at/content.aspx?menu=1&cid=148289

Fachbuch:
viewtopic.php?t=649





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