2.2.2012, 22.30, WDR3: Die Liebe begann im Bordell
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2.2.2012, 22.30, WDR3: Die Liebe begann im Bordell
Wer am gestrigen Donnerstag WDR 3 sehen konnte, hatte das Glück, in der Sendereihe "Menschen hautnah" einen authentischen Bericht über einen gelungenen Ausstieg verfolgen zu können. Mein Urteil darüber:
Derartige Berichte sind immer Beschreibungen von Einzelfällen und müssen daher nicht unbedingt repräsentativ sein. Wichtige Aspekte des Ausstiegs aus der Sexarbeit sind aber m.E. gut herübergekommen:
1. Die von Marc of Frankfurt so genannte "Falle Prostitution" (Stigmatisierung, Tabuisierung, Kriminalisierung...)
2. Die Druck- und Zugwirkung des Milieus auf psychischem Gebiet.
3. Die Auswirkungen des Verlustes bedeutender finanzieller Mittel
4. Die Schwierigkeiten beim Finden einer soliden Arbeitsstelle
5. Der Neuaufbau einer für abhängige Arbeitsverhältnisse wichtigen Selbstdisziplin.
Weitere Faktoren, die einem auch noch einfallen könnten, wie die Abhängigkeit von Mitverdienern oder Alkohol und Drogen lagen in diesem Falle nicht vor.
Sehr gut ist m.E. herausgekommen, dass die SW vollkommen freiwillig eingestiegen war, was einigen Außenstehenden absolut unverständlich erschien. Insgesamt erscheint mir noch bemerkenswert, dass der Ausstieg vermutlich nicht hätte gelingen können, wenn da nicht ein liebevoller und anscheinend nicht ganz unvermögender Kunde tatkräftig mitgeholfen hätte. Pretty Women hin oder her - manchmal scheint's auch zu helfen.
LG rainman
Derartige Berichte sind immer Beschreibungen von Einzelfällen und müssen daher nicht unbedingt repräsentativ sein. Wichtige Aspekte des Ausstiegs aus der Sexarbeit sind aber m.E. gut herübergekommen:
1. Die von Marc of Frankfurt so genannte "Falle Prostitution" (Stigmatisierung, Tabuisierung, Kriminalisierung...)
2. Die Druck- und Zugwirkung des Milieus auf psychischem Gebiet.
3. Die Auswirkungen des Verlustes bedeutender finanzieller Mittel
4. Die Schwierigkeiten beim Finden einer soliden Arbeitsstelle
5. Der Neuaufbau einer für abhängige Arbeitsverhältnisse wichtigen Selbstdisziplin.
Weitere Faktoren, die einem auch noch einfallen könnten, wie die Abhängigkeit von Mitverdienern oder Alkohol und Drogen lagen in diesem Falle nicht vor.
Sehr gut ist m.E. herausgekommen, dass die SW vollkommen freiwillig eingestiegen war, was einigen Außenstehenden absolut unverständlich erschien. Insgesamt erscheint mir noch bemerkenswert, dass der Ausstieg vermutlich nicht hätte gelingen können, wenn da nicht ein liebevoller und anscheinend nicht ganz unvermögender Kunde tatkräftig mitgeholfen hätte. Pretty Women hin oder her - manchmal scheint's auch zu helfen.
LG rainman
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WDR
Video:
http://www.wdr.de/tv/menschenhautnah/
Sendungsinfo:
http://www.wdr.de/tv/menschenhautnah/se ... lliebe.jsp
vodcast:
http://medien.wdr.de/download/132826344 ... 120202.mp4
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fakefilm. da wurden alle klischees herunter geschauspielert.
- sexarbeiterinnen sind psychisch krank
- sexarbeiterinnen verschwenden ihr vieles geld in luxus und dessous, sparen tun sie nichts
- freier stinken, denn sie kennen kein deo
- "einmal hure, immer hure" , der puff als "hintertürchen"
- sexarbeit ist eine krankheit ("ich habe immer angst, dass sie rückfällig wird")
- sexarbeiterinnen müssen aus dem milieu gerettet werden
- der edle freier als befreier (natürlich nur 1 mal bei mona und vorher und nachher niemals)
bei der szene als sie in high heels und hautenger jeans die wohnung (ich dachte zuerst es wäre ein bordell) saugt und dann bügelt, der mann kommt von der arbeit und fragt "was ist noch zu tun" und sie antwortet "ruh dich aus, du kommst doch von der arbeit" und als er in die kamera schwärmt "sie liest mir die wünsche von den augen ab" da musste ich aufhören. ich halts für gefakt. so was gibts nicht in echt. komplett echt alle klischees über sexarbeiterinnen und spießerehen verarbeitet.
sollte man als "comedy" kennzeichnen.
lieben gruß, annainga
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bei der szene als sie in high heels und hautenger jeans die wohnung (ich dachte zuerst es wäre ein bordell) saugt und dann bügelt, der mann kommt von der arbeit und fragt "was ist noch zu tun" und sie antwortet "ruh dich aus, du kommst doch von der arbeit" und als er in die kamera schwärmt "sie liest mir die wünsche von den augen ab" da musste ich aufhören. ich halts für gefakt. so was gibts nicht in echt. komplett echt alle klischees über sexarbeiterinnen und spießerehen verarbeitet.
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Es gibt doch aber nicht nur Prostituierte, die ihren Job klasse finden. Klar, dann haben sie den falschen Beruf gewählt aber ihnen fehlt der Mut, der Rückhalt, die Perspektive. Ich persönlich kann mich mit Mona sehr gut identifizieren und ich bin auch freiwillig in die Branche hineinspaziert. Es gibt keine typische Prostituierte, jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte und diese ist eben nur eine davon. Zwar eine traurige aber meine Güte, auch das gibt es. Es ist ja auch für viele Frauen kein leichter Job. Jeder Jeck ist anders.
Je grüner, desto schwimmt es.
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ich glaubs nicht, sorry, aber das war ein wenig zuviel "kitsch-klischee-happy-end-story" (happy end im sinn von patriarchalen vorstellungen).
liebe @Schanine, ich finde nicht, dass man als prostituierte den job klasse finden muss. ich finde auch nicht, dass man als lehrer oder sparkassenangestellter oder kfz-mechaniker seinen job klasse finden muss. damit einigermaßen zufrieden-sein ist schon ok.
aber was in diesem film zu sehen war, halte ich für geschauspielert. sowas gibts nicht real. machst du deine hausarbeit in high heels?
lieben gruß, annainga
liebe @Schanine, ich finde nicht, dass man als prostituierte den job klasse finden muss. ich finde auch nicht, dass man als lehrer oder sparkassenangestellter oder kfz-mechaniker seinen job klasse finden muss. damit einigermaßen zufrieden-sein ist schon ok.
aber was in diesem film zu sehen war, halte ich für geschauspielert. sowas gibts nicht real. machst du deine hausarbeit in high heels?
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RE: 2.2.2012, 22.30, WDR3: Die Liebe begann im Bordell
siehst du @Schanine, und genau das ist es. da kommt rtl das fernsehen und mona zieht sich high heels an, obwohl sie sonst in bequemen schuhen hausarbeit macht. was ist noch alles gestellt in diesem film?
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Ehrlich gesagt ist es mir egal, in welchen Schuhen sie den Haushalt schmeißt, natürlich übertreibt das Fernsehen gern. Kern dieses Berichtes war jedoch auch Mona und deren Ausstieg! Und ja, es ist ein Einzelfall. Ja, auch KFZ-Mechaniker finden ihren Job klasse, mittelmäßig oder endlos grausam, möglich ist in jedem Job grundsätzlich vieles, wenn nicht sogar alles - eben auch der Fall dieser Mona. Wie bereits erwähnt, kann ich mich damit sogar sehr gut identifizieren, also kann das alles sooo ersponnen gar nicht sein.
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da kommen wir nicht zusammen @Schanine. ich bin nach wie vor überzeugt, dass dieser film geschauspielert ist.
dass teile daraus stimmen und dass du oder ich oder eine andere sexarbeiterin darin auch wahre aussagen sehen, widerspricht nicht dem, dass dieser film erfunden ist.
so glatt-platt-klischeehaft kann eine geschichte nicht sein. wer weiß, was und wie da geschnitten und geschauspielert wurde.
apropos identifizieren. vielleicht hast du ja lust, dich verifizieren zu lassen.
viewtopic.php?t=706
lieben gruß, annainga
dass teile daraus stimmen und dass du oder ich oder eine andere sexarbeiterin darin auch wahre aussagen sehen, widerspricht nicht dem, dass dieser film erfunden ist.
so glatt-platt-klischeehaft kann eine geschichte nicht sein. wer weiß, was und wie da geschnitten und geschauspielert wurde.
apropos identifizieren. vielleicht hast du ja lust, dich verifizieren zu lassen.
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Liebe Grüße
christian
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Liebe Grüße
christian
Zwerg
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danke @ehemaliger_User, da bin ich aber froh, dass du es auch so siehst. was mich am meisten ärgert, war die aussage, dass der freund weder vorher noch nachher jemals im bordell war. und dieses eine mal ja nur wegen einer so verzweifelten lage. als "retter" muss er ja schließlich eine "weiße weste" haben.
lieben gruß in die metropolregion, annainga
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Dieser Film mach mich sehr nachdenklich und traurig....
Vieles was Mona sagt und erzählt kann ich verstehen und nachfühlen, und trotzdem macht sie auf mich den Eindruck, dass sie innerlich "zerrissen" ist. Unglücklich mit der Situaton und dem Leben zu dem sie gedrängt wird, bzw sich drängen lässt.
Zum einen möchte sie ein ganz normales Leben führen, mit Mann, Haus und Job, zum anderen kann sie das nicht, weil ihr "Job" Sexdienstleisterin nicht anerkannt wird.
Nicht von der Gesellschaft und nicht von dem Mann, der sie angeblich so sehr liebt.
Ich fühle ihre Angst, dem Druck im Job nicht mehr standzuhalten, aber ich fühle auch ihre noch größere Angst abhängig von einem Mann zu sein, der sie in ein Leben drängen möchte, wie es IHM gefällt, wie ER es kennt.
Auf Mona nimmt er da wenig Rücksicht
Sie bekommt wie ein Kind Taschengeld, muss sich sagen lassen ob sie Kuchen haben darf oder nicht, verfällt zeitweise wieder in ihren Job,(Prägungsmuster, die sie die letzten Jahre erfahren hat) nur dass sie jetzt einen Partner hat, der fast wie ein Kunde agiert....
Ich bezahle, und du tust was ich für richtig halte, denn du weißt nicht, was gut ist für dich, und was nicht.
Als sie in ihrem ehemaligen Puff zu Besuch war, hab ihr ihre Verzweiflung fast körperlich gespürt....
Sie wär am liebsten da geblieben, hätte wieder ihr eigenes Geld verdient und ihr eigenes selbstbestimmtes Leben geführt, aber ihre Zukunftsanst lässt sie resignieren....
Der Film ist sehr Klischee beladen, und mal wieder wird eine Sexdienstleisterin benutzt um Infos so zu manipulieren, wie die öffentliche, vorgefertigte Meinung es vorgibt.
Die Hure, das Opfer schlechthin.....
Einmal Hure...immer Hure, oder besser einmal Opfer... immer Opfer!
Schade, wäre eigentlich eine interessante Geschichte gewesen, wenn .. tja wenn nicht....
LG Tanja
Vieles was Mona sagt und erzählt kann ich verstehen und nachfühlen, und trotzdem macht sie auf mich den Eindruck, dass sie innerlich "zerrissen" ist. Unglücklich mit der Situaton und dem Leben zu dem sie gedrängt wird, bzw sich drängen lässt.
Zum einen möchte sie ein ganz normales Leben führen, mit Mann, Haus und Job, zum anderen kann sie das nicht, weil ihr "Job" Sexdienstleisterin nicht anerkannt wird.
Nicht von der Gesellschaft und nicht von dem Mann, der sie angeblich so sehr liebt.
Ich fühle ihre Angst, dem Druck im Job nicht mehr standzuhalten, aber ich fühle auch ihre noch größere Angst abhängig von einem Mann zu sein, der sie in ein Leben drängen möchte, wie es IHM gefällt, wie ER es kennt.
Auf Mona nimmt er da wenig Rücksicht
Sie bekommt wie ein Kind Taschengeld, muss sich sagen lassen ob sie Kuchen haben darf oder nicht, verfällt zeitweise wieder in ihren Job,(Prägungsmuster, die sie die letzten Jahre erfahren hat) nur dass sie jetzt einen Partner hat, der fast wie ein Kunde agiert....
Ich bezahle, und du tust was ich für richtig halte, denn du weißt nicht, was gut ist für dich, und was nicht.
Als sie in ihrem ehemaligen Puff zu Besuch war, hab ihr ihre Verzweiflung fast körperlich gespürt....
Sie wär am liebsten da geblieben, hätte wieder ihr eigenes Geld verdient und ihr eigenes selbstbestimmtes Leben geführt, aber ihre Zukunftsanst lässt sie resignieren....
Der Film ist sehr Klischee beladen, und mal wieder wird eine Sexdienstleisterin benutzt um Infos so zu manipulieren, wie die öffentliche, vorgefertigte Meinung es vorgibt.
Die Hure, das Opfer schlechthin.....
Einmal Hure...immer Hure, oder besser einmal Opfer... immer Opfer!
Schade, wäre eigentlich eine interessante Geschichte gewesen, wenn .. tja wenn nicht....
LG Tanja
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ich greifs mal auf @tanja
..... tja wenn nicht .....
- so geschnitten würde, wie es den vorstellungen der macher in den kram passt.
- nur die teile gezeigt werden, in denen klischees bestätigt werden.
nur damit alles bleibt wie es ist. die aufteilung der frauen in gute und schlechte frauen.
in gehorsame, gefügige, kuschelige eheweibchen (in diesem fall wirklich eine ein-mann-prostituierte, sorry) und in
luxussüchtige, kranke huren.
je länger ich über diesen film nachdenke, umso mehr regt er mich auf. ich würde zu gern wissen, was mona davon hält, falls es sie wirklich gibt.
lieben gruß, annainga
..... tja wenn nicht .....
- so geschnitten würde, wie es den vorstellungen der macher in den kram passt.
- nur die teile gezeigt werden, in denen klischees bestätigt werden.
nur damit alles bleibt wie es ist. die aufteilung der frauen in gute und schlechte frauen.
in gehorsame, gefügige, kuschelige eheweibchen (in diesem fall wirklich eine ein-mann-prostituierte, sorry) und in
luxussüchtige, kranke huren.
je länger ich über diesen film nachdenke, umso mehr regt er mich auf. ich würde zu gern wissen, was mona davon hält, falls es sie wirklich gibt.
lieben gruß, annainga
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Re: 2.2.2012, 22.30, WDR3: Die Liebe begann im Bordell
Vielen Dank für eure tollen Analysen, annainga und Tanja!
Ich selbst sehe auch hierin:

Vielleicht hängt es ja nur mit meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur zusammen - vielleicht können aber zumindest manche Andere das auch so sehen:
Für mich jedenfalls scheint "Selbstdisziplin" der falsche Begriff in diesem Zusammenhang zu sein - "Unterwürfigkeit" würde IMHO bedeutend besser passen. Aber natürlich geschickt gewählt, um der Abhängigkeit gleich eine positive Wertung zu unterstellen, die Diskussion ob sie wünschenswert ist gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und um denjenigen, die Abhängigkeit ablehnen gleich mangelnde Selbstdisziplin unterstellen zu können.
Somit sehe ich im Zusammenhang mit anderen Kritikpunkten, beispielsweise annainga's ein-mann-prostituierte, den Film nicht einmal so sehr prostitutionsfeindlich als vielmehr selbstbestimmtheitsfeindlich, Prostitution muss nur als Negativbeispiel herhalten. Weil sie als praktisch letzte Möglichkeit der Selbstbestimmung noch immer existiert - alles andere hat der sogenannte Staat sich ja bereits unter den Nagel gerissen, autarke und selbstgenügsame Bauern gibt es beispielsweise nicht mehr, weil der Kunstgriff Steuern in Geld statt Naturalien zu verlangen jeden zwingt am Markt teilzunehmen.
Letztendlich also ein Film der ein offensichtlich falsches Wertesystem stärken soll. Natürlich trifft uns die Prostitutionsfeindlichkeit und das propagierte Rollenmodell der "guten" Frau am direktesten, und doch steckt IMHO weit mehr dahinter.
Liebe Grüße, Aoife
Ich selbst sehe auch hierin:

eine unterschwellige und unzulässige Suggestion zur Wertung - natürlich nicht von rainman, sondern von den Filmemachern.rainman hat geschrieben:5. Der Neuaufbau einer für abhängige Arbeitsverhältnisse wichtigen Selbstdisziplin.
Vielleicht hängt es ja nur mit meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur zusammen - vielleicht können aber zumindest manche Andere das auch so sehen:
Für mich jedenfalls scheint "Selbstdisziplin" der falsche Begriff in diesem Zusammenhang zu sein - "Unterwürfigkeit" würde IMHO bedeutend besser passen. Aber natürlich geschickt gewählt, um der Abhängigkeit gleich eine positive Wertung zu unterstellen, die Diskussion ob sie wünschenswert ist gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und um denjenigen, die Abhängigkeit ablehnen gleich mangelnde Selbstdisziplin unterstellen zu können.
Somit sehe ich im Zusammenhang mit anderen Kritikpunkten, beispielsweise annainga's ein-mann-prostituierte, den Film nicht einmal so sehr prostitutionsfeindlich als vielmehr selbstbestimmtheitsfeindlich, Prostitution muss nur als Negativbeispiel herhalten. Weil sie als praktisch letzte Möglichkeit der Selbstbestimmung noch immer existiert - alles andere hat der sogenannte Staat sich ja bereits unter den Nagel gerissen, autarke und selbstgenügsame Bauern gibt es beispielsweise nicht mehr, weil der Kunstgriff Steuern in Geld statt Naturalien zu verlangen jeden zwingt am Markt teilzunehmen.
Letztendlich also ein Film der ein offensichtlich falsches Wertesystem stärken soll. Natürlich trifft uns die Prostitutionsfeindlichkeit und das propagierte Rollenmodell der "guten" Frau am direktesten, und doch steckt IMHO weit mehr dahinter.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard
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Sehr interessant aber nicht gut genug
Mein Kommentar zur Produktion von Nicole Rosenbach, WDR
"Die Liebe begann im Bordell" vom 2.2.2012
mit dem Paar aus Ex-Sexarbeiterin Mona aka „Vivienne“ (34) & Ex-Freier Ingo (50)
www.wdr.de/tv/menschenhautnah/sendungsb ... lliebe.jsp
Ich hab mir die Sendung bis zum Ende ansehen können. Es ist ein bewegendes Portrait einer wachsenden jungen Paarbeziehung (Pretty Women Syndrom) und des Übergangs von der stigmatisierten bis kriminalisierten Welt der Prostitution in die normale kapitalistische Arbeits- und Ehewelt (SW Outplacement www.sexworker.at/exit).
Ich habe keine Szenen als Fake angesehen, sondern fand alle Aussagen authentisch und versuchsweise achtsam aufgezeichnet bzw. von den Akteuren selbst gestaltet.
Dennoch fand ich auch dass die Kernaussagen trotz aller Mühe der aufwendigen Produktion zu einseitig und daher klischeehaft geblieben sind und unsere Profession damit unangemessen gewürdigt d.h. letztlich herabgewürdigt wird!
Es liegt m.E. daran, weil nicht tiefgehend genug anal-ysiert wurde bzw. werden konnte, denn selbst dieses luxuriöse Sendeformat (45 Minuten und 1 Jahr Produktionsdauer) kann dem tiefwurzelnden Problem der Gesellschaft mit der Prostitution nicht gerecht werden. So radikale Analysen wie Aoife sie anspricht sprengen fast jedes Sendeformat der Konzernmedien.
Auch ich bin ein Anhänger der "Zwei-Welten-Theorie" bestehend aus sich gegenseitig abgrenzender Subkultur Prostitution und hegemonialer Mehrheitsgesellschaft. Diese Weltengrenze hat der Film erklärtermaßen auch zeigen wollen, allerdings mit vielen unaufgearbeiteten Details und im Sinne der vorherschenden sexwork-feindlichen Deutungsmuster.
Aber seien wir ehrlich Prostitution ist oft keine nachhaltige Lebensform oder Berufskarriere (Sexualität ist biologistisch mit Jugend- und Fruchtbarkeitsfetisch verkettet) und befindet sich allein schon aus diesem "natürlichen Grund" im gesellschaftlichen Abseits, in einer Gesellschaft wo die meisten um Karriere und Rentenansprüche ringen. Das hat zur Folge, dass die bürgerlichen Normen der Mittelschicht und somit auch der Medienschaffenden letztendlich die Wertungshoheit in diesem Machwerk behalten haben.
Hinzu kommt die synergetische Konstellation der Protagonisten: Der bürgerliche Mann, der nach zerrütteter Ehe erstmals im Bordell gewesen zu sein behauptet und ihre vollständige Ablösung vom "veruchten" Milieu wünscht/verlangt. Sie die 15 Jahre jüngere Frau, die diese Liebe als Chance zum Ausstieg, zur Rettung und bürgerlichem Neuanfang nutzen will. Und ein weiblich geführtes Sendeteam aus Deutschlands größtem öffentlich-rechtlichem Sender. Da spielen alle Kräfte zusammen, das Milieu letztlich subtil verteufeln zu müssen, um die unsagbar schwere Adaption an die normale und nicht gerade weniger-ausbeuterische Arbeitswelt schaffen zu können und um das Thema für den Mainstream sendefähig zu machen ohne eine Revolution zu evozieren...
Dabei sind gerade die Details der vielen angesprochenen Themenkreise so ambivalent und hoch komplex.
P.S. das zu Filmbeginn gezeigte Bordell, dass so häufige Medien- und Öffentlichkeitsarbeit macht, dass mit den Presseberichten ein ganzes Treppenhaus und Flur tapeziert werden können ist übrigens von Bert Wollersheim: Düsseldorf Rethelstrasse 75
www.rethel-online.de/presse.html (Impressum auf PRD GmbH, Rethelstraße 73-77)
Der andere im Film vorgestellte Betrieb mit dem Besuch bei der Chefin und Gespräch mit Kollegin Vicki ist
www.privathaus12.com (Impressum auf RTO GmbH Frankfurt).
Zuletzt bleibt mir nur ihr viel Kraft und Glück zu wünschen, dass sich das erfüllt, was sie sich erhoft und wofür sie so hart arbeitet und sogar ein Fernsehouting riskiert. Hoffentlich wird es nicht irgendwann zum Bumerang für das jetzt so junge verliebte Paar.
"Die Liebe begann im Bordell" vom 2.2.2012
mit dem Paar aus Ex-Sexarbeiterin Mona aka „Vivienne“ (34) & Ex-Freier Ingo (50)
www.wdr.de/tv/menschenhautnah/sendungsb ... lliebe.jsp
Ich hab mir die Sendung bis zum Ende ansehen können. Es ist ein bewegendes Portrait einer wachsenden jungen Paarbeziehung (Pretty Women Syndrom) und des Übergangs von der stigmatisierten bis kriminalisierten Welt der Prostitution in die normale kapitalistische Arbeits- und Ehewelt (SW Outplacement www.sexworker.at/exit).
Ich habe keine Szenen als Fake angesehen, sondern fand alle Aussagen authentisch und versuchsweise achtsam aufgezeichnet bzw. von den Akteuren selbst gestaltet.
Dennoch fand ich auch dass die Kernaussagen trotz aller Mühe der aufwendigen Produktion zu einseitig und daher klischeehaft geblieben sind und unsere Profession damit unangemessen gewürdigt d.h. letztlich herabgewürdigt wird!
Es liegt m.E. daran, weil nicht tiefgehend genug anal-ysiert wurde bzw. werden konnte, denn selbst dieses luxuriöse Sendeformat (45 Minuten und 1 Jahr Produktionsdauer) kann dem tiefwurzelnden Problem der Gesellschaft mit der Prostitution nicht gerecht werden. So radikale Analysen wie Aoife sie anspricht sprengen fast jedes Sendeformat der Konzernmedien.
Auch ich bin ein Anhänger der "Zwei-Welten-Theorie" bestehend aus sich gegenseitig abgrenzender Subkultur Prostitution und hegemonialer Mehrheitsgesellschaft. Diese Weltengrenze hat der Film erklärtermaßen auch zeigen wollen, allerdings mit vielen unaufgearbeiteten Details und im Sinne der vorherschenden sexwork-feindlichen Deutungsmuster.
Aber seien wir ehrlich Prostitution ist oft keine nachhaltige Lebensform oder Berufskarriere (Sexualität ist biologistisch mit Jugend- und Fruchtbarkeitsfetisch verkettet) und befindet sich allein schon aus diesem "natürlichen Grund" im gesellschaftlichen Abseits, in einer Gesellschaft wo die meisten um Karriere und Rentenansprüche ringen. Das hat zur Folge, dass die bürgerlichen Normen der Mittelschicht und somit auch der Medienschaffenden letztendlich die Wertungshoheit in diesem Machwerk behalten haben.
Hinzu kommt die synergetische Konstellation der Protagonisten: Der bürgerliche Mann, der nach zerrütteter Ehe erstmals im Bordell gewesen zu sein behauptet und ihre vollständige Ablösung vom "veruchten" Milieu wünscht/verlangt. Sie die 15 Jahre jüngere Frau, die diese Liebe als Chance zum Ausstieg, zur Rettung und bürgerlichem Neuanfang nutzen will. Und ein weiblich geführtes Sendeteam aus Deutschlands größtem öffentlich-rechtlichem Sender. Da spielen alle Kräfte zusammen, das Milieu letztlich subtil verteufeln zu müssen, um die unsagbar schwere Adaption an die normale und nicht gerade weniger-ausbeuterische Arbeitswelt schaffen zu können und um das Thema für den Mainstream sendefähig zu machen ohne eine Revolution zu evozieren...
Dabei sind gerade die Details der vielen angesprochenen Themenkreise so ambivalent und hoch komplex.
- Herkunftsfamilie und eigene Psychostruktur:
Sie ist wg. fehlender unkonditionierter Liebe in der Familie wie sie glaubt freiwillig in die Prostitution gegangen. Sie war also auf der Suche (vgl. Sucht) oder sogar Flucht. Das ist natürlich eine extrem schwere Ausgangslage für eine Existenz als alleinselbständige Dienstleisterin im harten frühkapitalistisch organisierten Prostitutions-Milieu, wo fast täglich neue junge Bewerberinnen im Club nachfragen oder unkontrolliert viele Migrant_innen Konkurrenz machen können. Andererseits, wer aus einer broken-home Familie oder früh sexuell traumatisiert z.B. in eine Ehe flieht, wird vermtl. in der Mehrheit der Fälle auch scheitern... (s.u. Hannelore Kohl) - Das Ausbrennen oder Scheitern in der Sexarbeit:
Ab wann ist oder wodurch wird man/frau zur nicht mehr nur begehrte und die Kundenkommunikation und -interaktion leitende Sexarbeiter_in, sondern erliegt den "Marktgesetzen" und "Jugendfetisch" d.h. unschönen Konventionen von triebgesteuerten Kunden, die ständig Frischfleisch suchen um dann schleichend über die Jahre zur willigen Ware oder ausgebrannten, riskant bis selbstzerstörerisch arbeitenden Sexarbeiter_in zu mutieren? (Sich abmagern aufs blonde Püppchenschema oder Drogenkonsum, Shopping-Droge, unsafe arbeiten...). Siehe auch SWBO im SW-only. - Austiegsproblematik
Prostitution ist vielfach eine Sackgasse, weil es keine normalen, breitangelegten Karriepfade gibt bis 65 zum Renteneintrittsalter wie in bürgerlichen Berufen. Während ehem. Zivildienstler oder Zeitsoldaten umfangreiche Übergangshilfen für die Zeit danach bekommen, gibt es dergleichen für uns Sexarbeiter im Staate nicht. Dass gerade Sexarbeiter mit ihrer sozio-sexuell-emotionalen Arbeit eine bedeutende gesellschaftliche Nachfrage erfüllen und viel Seelenfrieden und Lebenssinn stiften gerät dabei leicht aus dem Blickfeld und wird in Wertungszusammenhängen wie in diesem Machwerk unterschlagen. - Stigma, Outing, Selbstisolation
Ihr Mut und Naivität(?) den pot. Arbeitgebern von ihrer Prostitutionsvergangenheit zu erzählen fand ich bemerkenswert (aber es hatte auch etwas von Schuldzuweisung an die Gesellschaft [internalisiertes Stigma]). Leider erwies sich diese Strategie für sie als nicht erfolgreich. Sogar Ärzte lehnten die Behandlung von ihr Sexarbeiterin ab, nachdem sie es erfuhren.
Die zunehmenden negativen Erfahrungen von Zurückweisung wurden zur Angst vor Menschen und öffentlichen Kontakten. In jeder Begegnung einen Kunden wiederzuerkennen und ständig zu befürchten als Ex-Prostituierte erkannt zu werden oder einen Kunden zu erkennen, hält einen Aussteiger förmlich gefangen auf der brisanten Schwelle zwischen den beiden verfeindeten Welten, wo man förmlich zerrieben werden kann. Es braucht daher dringend SW-Exit-Rituale d.h. professionelle institutionalisierte Begleitung, die im unsicheren Übergang Sicherheit geben können.
Das Erlebte machte sie schon nach 15 Monaten genauso soziophob oder krank wie z.B. Hannelore Kohl, die in tiefer Depression vermutlich ausgelöst durch den Fall ihres Mannes im Zuge der CDU-Spendenaffähre regelrecht lichtkrank wurde. Später wurde noch eine frühe Vergewaltigungserfahrung an die Öffentlichkeit geleaked, was ihre Söhne zwar sehr verärgerte, für mich aber die ganze Familiengeschichte erstmals verstehbar machte.
Sich auf ehrenamtlich-unbezahlte Arbeit bei der Tafel einzulassen, wo Menschen der untersten Stufe des sozialen Abstiegs versorgt werden, fand ich beachtenswert. Auch eine Konfrontations- oder Selbstheilungsmethode. Sie hat dadurch erkannt, dass sie entgegen ihrer Selbstwahrnehmung noch lange nicht ganz unten angekommen ist... Auch hier war sie erstaunlich/erfrischend(?) offen im Umgang mit ihrer Vergangenheit gegenüber der Mitarbeiterin. - Heilung, Rettung, Resilienz
Heilerin die zur Trauzeugin wird, Konfrontationstherapie auf vielen Ebenen um die eigenen Schatten zu bearbeiten, Vergangenheitbewältigung auch durch Schreiben der eigenen Prostitutionsbiographie, Mitarbeit an Filmproduktion und Medienarbeit und als Höhepunkt der orpheïsch inszenierte "Abstieg in die Unterwelt". Da sitzt sie dann auf ihrem Arbeits-Lotterbett im Bordellzimmer wo sie ihren Partner kennen und lieben gelernt hat und ringt unter Tränen mit den widerstrebenden Gefühlen, eine freie selbständige Sexarbeiterin und Hure zu sein aber stigmatisiert und ohne Zukunft, oder stark und selbstkontrolliert, fernsehtauglich sozialakzeptiert für einen bürgerlichen Neuanfang zu arbeiten...
Das trifft das Kern-Thema Huren-Stolz, was viele kennen, die lieber die zahlreichen Nachteile des Rotlichtmilieus akzeptieren oder gar verhungern und nicht zum Arzt gehen anstatt Hartz VI und Krankenfürsorge zu beantragen. Gerade bei solchen schweren unter uns teilw. tabuisierten persönlichen Fragen des Berufsweges die vmtl. viele Sexworker betreffen, sollte es mehr öffentliche Beratung und Kommunikation von den anerkannten Sozialberatungsstellen für Prostituierte www.bufas.net u.a. geben, damit wir solche Problemlagen und Lösungsansätze nicht nur aus zweitklassigen TV-Produktionen lernen müssen. Ich finde das gehört nicht nur in Einzelsitzungen thematisiert, sondern anonymisiert verallgemeinert offen kommuniziert an die weitere Sexworker-Gemeinde, so wie auch Safer-Sex und Gesetzesthemen offen in der HurenBeratungsStellenBewegung kommuniziert werden. Denn nur so können sich mehr Sexworker am ca. 30jährigen Wissenschatz der öffentlich finanzierten Einrichtungen langfristig orientieren und persönliche Konsequenzen und Nutzen ziehen. - Vorherrschaft des Tauschwirtschaftsprinzip:
(lat: do ut des (ich gebe damit du gibst) / quid pro quo (dieses für das) / manus manum lavat (eine Hand wäscht die andere)...)
Die fehlende unkonditionierte Liebe, Urbindung an das Leben und frühkindlich erworbenes Urvertrauen einhergehend mit einer wachsenden gesellschaftlichen Entfremdung, Konkurrenz, explodierender Ungleichheit bzw. Knappheitswirtschaft mag die Ursache dafür sein, warum sich der Marktmechanismus aka Kapitalismus so ubiquitär weltweit ausbreiten konnte selbst in den privaten Familien- und Beziehungsbereich und eben auch den Intimbereich (Prostitution). Das schildert sie als Erkenntnis, wo sie umlernen will, um in ihrer neuen Beziehung eben nicht mehr so utilitaristisch wie bei der Sexarbeit zu handeln. Wenn ihr Mann als derzeitiger Alleinverdiener des Paares ihr Taschengeld gibt, sehe ich das erstmal neutral auch wenn es patriarchalisch formuliert ist. Ob aber er es ihr nur gönnerhaft zuteilt oder sie es ihm stolz und clever abgetrotzt hat oder es gemeinsam fair auf Augenhöhe budgetiert wurde, all das bleibt im Film neben vielen anderen wichtigen Details unaufgeklärt.
Hier liegt meines Erachtens der wesentliche Wertordnungsunterschied zwischen Sexarbeitern und Nichtsexarbeitern der durch das kulturell gepflegte Prostitutionsstigma manipuliert oder verdeckt werden soll. Für uns freientschieden und selbstbestimmt arbeitende Sexworker ist
- Freiheit durch effizientes Geldverdienen also selbst mit teilweise unangenehmen Kunden oder im abgewerteten Umfeld immer noch wertvoller als
- im sozial akzeptierten aber evt. nur geringerentlohnten Beruf und mit auch nicht mehr für alle so sicheren Altersabsicherung eingespannt zu sein (Hamsterrad).
Genau diese wesentliche nichtverurteilende Abwägungsfrage wird in der Doku unterschlagen.
Mehr versteckte Zusammenhänge zwischen Geldsystems und Sexwork:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=102351#102351
P.S. das zu Filmbeginn gezeigte Bordell, dass so häufige Medien- und Öffentlichkeitsarbeit macht, dass mit den Presseberichten ein ganzes Treppenhaus und Flur tapeziert werden können ist übrigens von Bert Wollersheim: Düsseldorf Rethelstrasse 75
www.rethel-online.de/presse.html (Impressum auf PRD GmbH, Rethelstraße 73-77)
Der andere im Film vorgestellte Betrieb mit dem Besuch bei der Chefin und Gespräch mit Kollegin Vicki ist
www.privathaus12.com (Impressum auf RTO GmbH Frankfurt).
Zuletzt bleibt mir nur ihr viel Kraft und Glück zu wünschen, dass sich das erfüllt, was sie sich erhoft und wofür sie so hart arbeitet und sogar ein Fernsehouting riskiert. Hoffentlich wird es nicht irgendwann zum Bumerang für das jetzt so junge verliebte Paar.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 04.02.2012, 14:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Sehr interessant aber nicht gut genug
Danke für deine ausgewogene und alle Aspekte in Erwägung ziehende Darstellung Marc!

Wenn Konzernmedien demgegenüber kaum Offenheit zeigen können, so ist das alleine deren Problem. Im soliden Job (von anderem müchte ich hier nicht sprechen, da dort ja nicht zu Unrecht ein bias unterstellt werden könnte) bin ich immer wieder überrascht, wie wenig Einfluss diese Medien doch auf das Denken der Menschen haben. Ich stimme dir also völlig zu, Marc, dass wir das in Anbetracht des Mediums relativiert sehen müssen - jedoch bin ich der Meinung, dass wir uns davon nicht entmutigen lassen sollten. Der "bürgerliche Diskurs" und seine Definitionsmacht existieren offensichtlich nur noch in diesem Medienreich, die reale Bevölkerung einschließlich Rechtsanwälten und Arztgattinnen (um einmal typische Beispiele zu nennen) ist nach meiner Erfahrung sehr viel kritischer als wir befürchten könnten.
Mag sein dass meine Persönlichkeit da nicht zu vernachlässigen ist, aber ich finde Gehör wenn ich mich für bewiesenermaßen funktionierende Brehon Laws und gegen Ideologien einschließlich Demokratie ausspreche. Und ich bin der Meinung, dass meine Persönlichkeit nicht so einmalig ist, dass das als Sonderfall zu betrachten wäre.
Anal-ytisch betrachtet ist es sicherlich kein Fehler auf die Besonderheiten des Mediengeschäfts Rücksicht zu nehmen - praktisch gesehen fehlt uns aber vielleicht nur eben diese Radikalität, nämlich die Dinge beim Namen zu nennen und statt eier differenzieten Analyse aller möglichen Einflüsse einfach das zu vertreten was uns, und somit dem Menschen an sich, nützt.
Liebe Grüße, Aoife

Ja, das sehe ich genauso, und empfinde das auch keineswegs als Kritik, "Radikal" heißt schließlich nichts Anderes als "von der Wurzel her" - lateinisch radix, die Wurzel, steckt ja auch in den harmlosen Worten Radieschen und Rettich.Marc of Frankfurt hat geschrieben:So radikale Analysen wie Aoife sie anspricht sprengen fast jedes Sendeformat der Konzernmedien.
Wenn Konzernmedien demgegenüber kaum Offenheit zeigen können, so ist das alleine deren Problem. Im soliden Job (von anderem müchte ich hier nicht sprechen, da dort ja nicht zu Unrecht ein bias unterstellt werden könnte) bin ich immer wieder überrascht, wie wenig Einfluss diese Medien doch auf das Denken der Menschen haben. Ich stimme dir also völlig zu, Marc, dass wir das in Anbetracht des Mediums relativiert sehen müssen - jedoch bin ich der Meinung, dass wir uns davon nicht entmutigen lassen sollten. Der "bürgerliche Diskurs" und seine Definitionsmacht existieren offensichtlich nur noch in diesem Medienreich, die reale Bevölkerung einschließlich Rechtsanwälten und Arztgattinnen (um einmal typische Beispiele zu nennen) ist nach meiner Erfahrung sehr viel kritischer als wir befürchten könnten.
Mag sein dass meine Persönlichkeit da nicht zu vernachlässigen ist, aber ich finde Gehör wenn ich mich für bewiesenermaßen funktionierende Brehon Laws und gegen Ideologien einschließlich Demokratie ausspreche. Und ich bin der Meinung, dass meine Persönlichkeit nicht so einmalig ist, dass das als Sonderfall zu betrachten wäre.
Anal-ytisch betrachtet ist es sicherlich kein Fehler auf die Besonderheiten des Mediengeschäfts Rücksicht zu nehmen - praktisch gesehen fehlt uns aber vielleicht nur eben diese Radikalität, nämlich die Dinge beim Namen zu nennen und statt eier differenzieten Analyse aller möglichen Einflüsse einfach das zu vertreten was uns, und somit dem Menschen an sich, nützt.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard
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