"B.sucht" diesmal SexworkerInnen

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
Benutzeravatar
Snickerman
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 365
Registriert: 26.07.2009, 15:16
Ich bin: Keine Angabe

"B.sucht" diesmal SexworkerInnen

Beitrag von Snickerman »

Morgen, Donnerstag, WDR, 22.00-22.30Uhr.
Bettina Böttinger besucht mehrere SexworkerInnen- zwei Frauen und einen Mann.
Link zur Sendereihe: http://www.wdr.de/tv/bsucht/
Link zur Sendung: http://www.wdr.de/tv/bsucht/sendungsbei ... /index.jsp
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Gute Sendung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke für den Hinweis zur Sendung.


Erst dachte ich wieder so eine klischeehafte Reportage, dann aber war ich von der Kraft dieser Sendung fasziniert, wo sich eine berühmte, engagierte Star-Talk-Moderatorin selbst in die "Niederungen" der Sexwork-Berichterstattung begibt, um zu zeigen, wie engagierter, empathischer Journalismus auch funktionieren kann, nämlich als Mittler zwischen Öffentlichkeit und Mitgliedern von Randgruppen.

Bettina Böttinger konnte zeigen, dass sie das Journalistinnenhandwerk noch drauf hat: basierend auf vmtl. umfassender Recherche eines starken Teams in Deutschlands größtem Sendehaus hat sie ausgewogen ausgewählte Fälle gefunden; persönlich engagiert versucht sie tief an die Persönlichkeit ihres jeweiligen Gegenübers heranzukommen bei gleichzeitiger Beachtung von Diskretionsbedarf und Persönlichkeitsschutz... Es mag daran liegen, dass Böttinger selbst einer sozio-sexuellen Minderheit angehört. Als Lesbe hat sie sexuelle Ausgrenzung und die Probleme von Stigma und Coming-out persönlich als Teil in ihrer Biographie. Das befähigt sie m.E. sensibler über Sexworker zu berichten. Es ist die Grundlage für ihr Engagement, z.B. einen Tag mit der obdachlosen Sexarbeiterin (im Waschsalon etc.) zu verbringen. Es ist die Grundlage sich selbst einzubringen auch auf die Gefahr sich zu entblößen, etwa wenn sie mit migrantischer Sexarbeiterin und "Puff-Mutter", besser Wirtschafterin, wie ein kleines Kind durch den BDSM-Salon streift und sich die Spielsachen und Behandlungsweisen erklären läßt...

Leider kommt auch hier die Sexarbeiterin trotz so engagierter Berichterstattung schlechter weg als wir es uns wünschen, weil es halt einen so gewaltigen Unterschied in der sprachlichen Selbstreflektierungs- und Darstellungskraft gibt zwischen einem Medienprofi und ausländischen oder nicht-studierten Menschen, die primär unausgebildet*) körperlich arbeiten. Eine Diskriminierung von Sexworkern bei der Medienarbeit ist also strukturell immer vorgegeben, wenn die Menschen so extrem unterschiedlich qualifiziert sind bezüglich Nachrichten und Debatten, aber durch ein Nachrichtenmedium gesendet werden. Die Journalistin kommt immer besser weg. Sie hat immer das letzte Wort und das kann dann schnell verurteilend oder paternalistisch helfen-wollend entarten.

*) Mit unausgebildeten Sexworkern meine ich nicht, dass wir unsere Arbeit dadurch notwendigerweise schlecht machen, aber es fehlt uns einfach die institutionalisierte Berufsreflektion. Also dass was Gesellen einer Branche mit Fachausbildung oder eben Akademiker typischerweise haben, weil es ihnen in den Jahren der Ausbildung nebenbei wie selbstverständlich mitgegeben wird, ihr Selbstverständnis über ihre Arbeit und deren Wert und Stellung in der Gesellschaft. Die anerkannten Lehrberufe haben viele staatlich finanzierte Ausbilder oder Professoren, die sich um nichts anderes kümmern, als ihr Fachgebiet in schöne Worte zu kleiden und das gesellschaftliche Ansehen und Wertschätzung zu erhöhen. Bsp. Sozialarbeit, was heute ein Studienfach ist, sogar Abfallwirtschaft kann man studieren. Solche institutionalisierte Unterstützung fehlt bei Sexwork völlig und das läßt Sexworker somit per se als Opfer in den Medien erscheinen.

Überhaupt ist auch in dieser Sendung der Fokus auf "Opfermentalität", was in allen 3 Stories subtil herausgearbeitet wird.

Im SM-Dungeon legt Böttinger der medial-ungeübten Sexarbeiterin quasi in den Mund, gerne als Domina zu arbeiten, weil das weniger Geschlechtsverkehr und somit weniger Nähe der Freier zur Sexworker-Seele bedeute. Ob aber tätsächlich wirklich weniger Sex stattfindet bei der Art wie sie SM für sich definiert und betreibt, bleibt un-diskutiert wg. der Komplexität der Thematik, der Kürze der Szeneneinstellung und weil die Sexarbeiterinnen letztlich überfahren oder nicht vorbereitet sind auf eine derartige hochkomplexe Definitions-, Werturteil- oder Abgrenzungsdebatte...

Mutig und engagiert finde ich, dass sich Böttinger auf den Stuhl einer Sexarbeiterin ins Koberfenster setzt.

Böttinger hat 3 interessante Sexworker und Arbeitsweisen vorgestellt (Independent Callboy (Agenturmodell), Migrantin (Bordellprostitution/Kontrollstraße), Out-door Sexworker (Lebensmodell/Ausstiegsproblematik "Falle Prostitution") und dabei ein unglaubliches Lebensschicksal einer alten deutschen Sexarbeiterin öffentlich gemacht.

Wie wir aus den Berichten der Sozialberatungsstellen für Sexworker lesen können, sind diese Schicksale gar nicht selten www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=28685#28685 . Doch es gelingt bisher nicht, alte Sexworker zu integrieren !!! Weder sind sie integriert in der Berichterstattung, noch in unseren Netzwerken, noch gibt es für sie gute funktionierende dauerhaft etablierte Lösungen (vgl. Sexworker Altenheim in Mexiko City www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1987 ) noch gibt es in der Sexarbeit Maßnahmen die helfen könnten das zukünftige Problem von Altersarmut und Obdachlosigkeit für jetzt junge und motivierte Sexworker zu lösen. Es gibt keine Ausbildung, keine Künstlersozialversicherung, keine Informationen über SW-Rentenkassen, keine SW-Businesspläne, keine Arbeitsverträge oder nichts ähnliches was institutionalisiert wäre und nachhaltig tragfähig funktionieren würde... Was also bleibt ist Sozialhilfe, Hartz IV und Suppenküche. Diese grausame Realität sollte uns Aktivisten und Gründer von Sexwork-Organisationen dank dieser Qualitäts-Sendung deutlich klar geworden sein.





_________
Kopie der Sendungshomepage,
weil sie irgendwann de-publiziert werden muß laut Medienstaatsvertrag im Interesse der konkurrierenden privatwirtschaftlichen Zeitungsverlage:


B.sucht
Sexarbeit
1. 8. 2013, 22.00 - 22.30 Uhr
Bettina Böttinger
WDR



Ihr Arbeitsplatz ist ein Zimmer im Bordell oder der Bordstein, ein fremdes Auto, eine fremde Wohnung. Ihr Körper ist ihr Kapital. Geschätzte 36.000 Frauen in NRW arbeiten als Prostituierte, wahrscheinlich sogar wesentlich mehr. Genaue Zahlen gibt es nicht, da Sexarbeit auch 10 Jahre nach der Legalisierung durch das Prostitutionsgesetz immer noch kein Beruf wie jeder andere ist.



Gundi will niemanden zur Last fallen

Auch Gundi verkauft ihren Körper. Vor über 40 Jahren ging sie das erste Mal auf den Strich. Heute ist Gundi 58 Jahre alt und wartet noch immer am Straßenrand auf ihre Freier. Doch das Geschäft läuft schlecht. Dabei braucht sie das Geld, das sie tagsüber verdient, dringend, um am Abend einen Schlafplatz zu haben, denn Gundi ist obdachlos. „Ich lebe von der Hand in den Mund.“, erzählt sie Bettina Böttinger.

[ Das ist das Prinzip, die Denkweise von sehr sehr vielen von uns Sexarbeiter_innen. Hier ist die ökonomisch-psychologische Theorie dazu: Sexworker sind Hedonisten im Hier und Jetzt und das kann sich im Laufe der Jahre wandeln zu Fatalismus: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=133825#133825 Die Psychologie der Zeit von Sexworkern und ihre Tauschhandels-Ökonomie wird dann zur sog. "Prostitutionsfalle", weil Sexworker systematisch zum Denken im Hier & Jetzt verleitet bzw. genötigt werden (wg. Exklusion, Stigma bis hin zu fortbestehender Kriminalisierung; Bsp. Problem Bankkonto) ]

„Wenn ich Glück habe, verdiene ich so viel, dass ich heute Nacht irgendwo schlafen kann.“ Gundi hat ein paar Stammkunden, die sie schon seit vielen Jahren kennt. Staatliche Hilfe nimmt sie bisher nicht an. Sie will sich alleine durchbeißen. Aber sie weiß auch, dass sie einen sehr schweren Lebensweg gewählt hat!

Bettina Böttinger mit Gundi, die seit ihrem 17 Lebensjahr anschaffen geht.



Alex wollte eigentlich einen guten Job in Deutschland finden

Alex stammt aus Lettland. Mit der Hoffnung einen gut bezahlten Job zu finden, kam sie vor einigen Jahren nach Deutschland. Sie landetet im Bordell. Heute sitzt sie tagtäglich in einem Schaufenster und bietet ihren Körper an. Das Haus, in dem sie arbeitet, ist ein kleines Stück zu Hause für die junge Frau geworden. Sie hatte sich nach ihrem Studium für Wirtschaftswissenschaften ganz sicher ein anderes Leben vorgestellt. 98% ihrer Persönlichkeit legt sie ab, sagt sie, wenn sie ihre Kunden empfängt. Sie spielt eine Rolle und wird dafür belohnt. Alex ist sich sicher, das sie irgenwann den Ausstieg schafft und ein ganz normales Leben führen kann.

Bettina Böttinger mit Alex, die in einem Bordell in Dortmund auf ihre Freier wartet.
[Linienstraße 8, siehe Sperrgebietsplan: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1902 ]



Ralf hält sich für beziehungsunfähig

Ralf ist 44 Jahre alt und verdient seinen Lebensunterhalt seit kurzem ausschließlich mit Sex. Der gutaussehnde, grauhaarige arbeite für einen Ecort Service – als Callboy. Seine Kundinnen kontaktieren Ralf im Internet. Das erste Treffen findet meist in einem Restaurant statt. Bei einem guten Essen und einem gepflegten Gespräch verlieren die Frauen die Aufregung, sagt Ralf. Er habe „Sein Hobby zum Beruf gemacht“ erzählt der Callboy. Aber er bekennt auch, dass er sich nicht in der Lage sieht in seinem Privatleben eine dauerhafte Beziehung zu einer Frau einzugehen. Seine Kindheit beschreibt Ralf als „Bombig“. Obwohl er dort Gewalterfahrungen gemacht hat und letztendlich in einem Heim lebte. Eine verletzliche Seele versteckt unter einer harten, männlichen Schale?

Bettina Böttinger mit Ralf, der 44 jährige arbeitet als Escort-Begleiter.




Buchtipps

- Lisa Müller: "Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich! Mein Leben als minderjährige Prostituierte in Deutschland"
[ www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=10674 ]
Wenn jemand schon mit 19 Jahren eine Biografie schreiben kann, muss er/sie einiges erlebt haben! Mit schonungsloser Offenheit hat Lisa Müller ihre Erlebnisse mit erwachsenen Freiern aufgeschrieben. Sie geht mit sich dabei gnadenlos ins Gericht. Das macht die Geschichte(n) glaubwürdig. Und führt ganz nebenbei die Männer vor, die auf Sex mit Minderjährigen "stehen".
Schwarzkopf & Schwarzkopf/2013, ISBN: 978-3-86265-238-9

- Hendrik Bartos: "Prostitution – Ursachen und Situation in Deutschland"
[ Essay aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Soziologie - Familie, Frauen, Männer, Sexualität, Geschlechter, einseitig bedruckt, Note: 1,0, - (Friederike-Fliedner-Berufskolleg Iserlohn) www.grin.com/de/e-book/208280/prostitut ... eutschland und www.facebook.com/hendrik.bartos/posts/542410565793165 eine erstaunlich schlechte einseitige Arbeit. Ich bin erstaunt sie beim WDR verlinkt zu finden www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=134009#134009 SW-only ]
Man könnte meinen, nie war eine Gesellschaft Sex gegenüber toleranter und offener als heute. Kaum ein Produkt, welches nicht mit leichtbekleideten Frauen beworben wird. Und doch gibt es noch immer die Seite des Sex, die nur hinter vorgehaltener Hand besprochen werden: Prostitution. Der Essay geht den Ursachen auf den Grund und untersucht wer am Ende von Sexarbeit in Deutschland profitiert.
Grin Verlag/2013, ISBN-13: 978-3656368359


Anlaufstellen NRW:

- KoopKoMa
KoopKoMa bietet Informationen, Beratungs- und Bildungsangebote für Sexarbeiterinnen, die ihre berufliche Situation verändern oder verbessern möchten.
www.koopkoma.de

- Prostituiertenberatung
Die Beratungsstelle bietet allen aktiven und ehemaligen Prostituierten Beratung und Hilfe an.
www.duisburg.de/vv/produkte/produkte_am ... ratung.php

- Dortmunder Mitternachtsmission e.V.
Am 3. März 1918 wurde der Verein Dortmunder Mitternachtsmission gegründet. Seit dieser Zeit setzen sich die Mitarbeiterinnen für Prostituierte, ehemalige Prostituierte und Opfer von Menschenhandel ein.
www.standort-dortmund.de/mitternachtsmission

- LOOKS e.V.
Die Kölner Facheinrichtung für männliche Prostitution “LOOKS e.V.”gründete sich 1995 mit dem Ziel, die gesundheitliche und psychosoziale Situation von männlichen Prostituierten zu verbessern. Die Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt und trotzdem bis heute ein gesellschaftliches Tabu. Es gibt unterschiedliche Bezeichnungen für jemanden, der im Sexbusiness tätig ist: Sexarbeiter, Prostituierter, Callboy, Escort, Sexworker und mit Sicherheit noch viele mehr.
www.looks-ev.de

Stand: 25.07.2013
www.wdr.de/tv/bsucht/sendungsbeitraege/ ... /index.jsp
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 02.08.2013, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
La Marfa
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 177
Registriert: 25.08.2010, 18:57
Ich bin: Keine Angabe

Re: Gute Sendung

Beitrag von La Marfa »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Im SM-Dungeon legt Böttinger der medial-ungeübten Sexarbeiterin quasi in den Mund, gerne als Domina zu arbeiten, weil das weniger Geschlechtsverkehr und somit weniger Nähe der Freier zur Sexworker-Seele bedeute. Ob aber tätsächlich wirklich weniger Sex stattfindet bei der Art wie sie SM für sich definiert und betreibt, bleibt un-diskutiert wg. der Komplexität der Thematik, der Kürze der Szeneneinstellung und weil die Sexarbeiterinnen letztlich überfahren oder nicht vorbereitet sind auf eine derartige hochkomplexe Definitions-, Werturteil- oder Abgrenzungsdebatte...
Zu dem Punkt kann ich aus eigener Erfahrung etwas sagen. Denn zu mir kommen häufig Damen aus der "Normal"Prostitution, um sich für SM fortzubilden, die genau dieses, was du als "in den Mund gelegt" deklarierst, als Ansatzpunkt nehmen. Natürlich neben den enorm grünen (Verdienst)Wiesen, die lt. medialer Darstellung im BDSM-SW noch vorzufinden sind :nenene :rolleyes1

Ich weiß aber, dass es durchaus ausreichend und auch auffindbare Vertreter/innen des SW gibt, die sich sehr wohl ein Ethikgerüst für ihren Beruf haben und daran immer weiter herumdenken und -definieren, und dieses auch präsentieren können. Diese jedoch, auch das weiß ich aus eigener Erfahrung, will man gar nicht in Reportagen darstellen, weil die sich eben nicht darstellen lassen und sich nicht zu Content und Darstellungs-Opfern lassen machen, sondern die Herscher/innen ihrer Darstellung bleiben wollen. Das ist unbequem und ein Risiko für die Quote und das Darstellungs-Ziel des Senders und der Reporter/in.

Das scheint aber ein allgemeines und überall vorhandenes Problem zu sein: Man agiert gerne für uns und suhlt sich gelegentlich sogar darin, aber wehe, wir nehmen uns aufrechten Hauptes unsere Rechte und Positionen, manchmal eben auch andere, als die Fürsprecher im Sinne hatten und / oder solche, die die Interessen der Fürsprecher konterkarieren, dann sind wir auf einmal unaufgeklärt, undurchdacht, ungebildet, uninformiert, oder welche un´s es sonst noch geben mag, mit denen man dann belegt wird.

La Marfa

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Meinungsfilter der ev. Diakonie

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kann ich dir nur zustimmen. Wir Sexworker erfahren halt die verbreiteten Denkmuster und damit verbundenen Werturteile über Sexarbeit noch BEVOR wir unsere eigenen entwickeln können, was zeitaufwändig in der Sexarbeitspraxis meist von uns alleine geleistet werden muß. Und die Medien oder Sozialhilfe etc. funktionieren halt so wie sie funktionieren... Auch hier können wir Medienpraxis meist nur per Trial and Error also auf die harte Tour erlangen. Typische Überforderungssituationen.

Man/Frau könnte in einer "Abgrezungs- und Werturteils-Debatte" bezüglich BDSM etwa die Position vertreten: "Nein, sowas mach ich nicht, diese Spielchen sind mir viel zu nah an meinen Gefühlen, der "Seele", oder im Kopf, der das eigentliche Sexualorgan ist! Während körperliche Betätigung da unten im "Maschinenraum" ;-) das kann ich prima abgrenzen, da bin ich auf der sicheren Seite und kann die Action auch bei noch neuen fremden Partnern sicher steuern..."

Letztlich können wir Vereinnahmungs- oder Fremdbestimmungstendenzen nur ändern, wenn wir volle Kontrolle bei Eigenproduktion und Eigenpublikation behalten, wie etwa schon bei Blogs oder hier im Sexworker Forum, als SW-safe geschützter Raum und als Talk-Back Werkzeug.




Gutes Beispiel wie eine negative Urteilserzeugung etwa in christlichen Fachhochschulen gegen Prostitution vorbereitet wird, ist die vom WDR verlinkte Studienarbeit von Bartos an der staatlich genehmigten Ersatzschule des "Diakonisches Werk im Ev. Kirchenkreis Iserlohn e.V. www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=134009#134009 (SW only) und dieselbe Diakonie hat dann auch noch ein Fast-Monopol bei Sexwork-Beratung www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=91434#91434

Benutzeravatar
Tanja_Regensburg
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1401
Registriert: 22.02.2007, 20:17
Wohnort: Regensburg
Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn

Beitrag von Tanja_Regensburg »

Hab mir den Beitrag angesehen und finde schon, dass er sehr nahe an der Wahrhei ist.. zumindest an der Wahrheit der Kolleginnen und des Kollegen.
Und... sie sind bei weitem keine Einzelfälle....

Es ist nicht meine Art so zu arbeiten und zu denken, denn ich arbeite ganz anders und auf mich zugeschnitten.

Hab mir auch lange Gedanken gemacht und einiges ausprobiert, bis ich meine persönliche Nische gefunden habe.

Deshalb finde ich es weiterhin verdammt wichtig sich zu vernetzen und vor allem Information und fortbildung zu haben, eben damit man einen, für sich selbst gangbaren Weg findet....

Mit eine meiner Hoffnungen, dass man irgendwann in der neuen Sexworker Organisation hier eine Basis findet, die einem hilft das den eigenen Bedürfnissen angepasst beste "Arbeiten" zu finden.

LG Tanja :005 ,