Das älteste Gewerbe der Welt - Geschichte der Prostitution

Historische Betrachtungsweisen der Prostitution - Ein Spiegel der jeweiligen Zeit und Moral.
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fraences
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Beitrag von fraences »

Dirnen auf dem Paradeplatz Zürich


Die Prostitution in Zürich hat eine lange Tradition. Einst gab es Frauenwirte und städtische Bordelle, heute einen Strichplan und Fahrverbote.

In einer Sonderausstellung im Museum Bärengasse wurde die Prostitution in Zürich zwischen 1875 und 1925 thematisiert.

[Kriminalisierung:] Schon damals gerieten die Frauen mit dem Gesetz in Konflikt. Fahndungsfotos von Prostituierten (geb.1872).

Heute wird ein neues Kapitel in der Geschichte der Prostitution in der Stadt Zürich aufgeschlagen: Der Stadtrat präsentiert derzeit seine Pläne, wie er die Strassenprostitution künftig regeln will. Die derzeitige Situation am Sihlquai ist für die Anwohner und das Quartier eine massive Belastung und die Prostituierten sind weder vor Krankheiten noch Gewalt wirkungsvoll geschützt.





Früher lief die Prostitution in der Stadt Zürich anders ab, wie ein Blick zurück zeigt. Im spätmittelalterlichen Zürich etwa gab es zeitweise zwei Bordelle, die von der Stadt betrieben und von einem Frauenwirt geführt wurden.

Als 1314 ein Etablissement geschlossen wurde, erliess der Rat von Zürich das Gesetz, sogenannt «freie Frauen» oder «gemeine Weiber» hätten rote Kappen oder Hauben zu Tragen – damit sie als Prostituierte erkannt werden.


Bordelle am Stadtrand

Bereits damals versuchten die Stadtoberen, die Sexarbeiterinnen von bestimmten Teilen der Stadt fernzuhalten. Aus einer Kleiderordnung von 1488 ist zu entnehmen, dass zwei offiziell geduldete Bordelle in Randgebieten standen.

Unterdrückt wurde die Prostitution erst mit der Reformation im frühen 16. Jahrhundert.

Aus der Stadt vertreiben konnte man die käuflichen Frauen jedoch nie.

Im 19. Jahrhundert schliesslich nahm sich der Zürcher Sanitätsrat der Damen an. Die registrierten Prostituierten wurden regelmässig strengen Gesundheitskontrollen unterzogen – etwas, das es heute nicht mehr gibt.

1891 stellte die Ärzteschaft fest, dass die «erschreckend jungen Frauenzimmer aus Hütten der Armut und des Elends» kämen. Die Hälfte der Mädchen aus dem Badischen, Bayerischen oder Bernischen war noch keine 17 Jahre alt und wurde von einem Bordell ins nächste gereicht. Zürcherinnen prostituierten sich in der Limmatstadt kaum, da sie Angst vor der öffentlichen Ächtung hatten.

Wenig zu befürchten hatten die Freier – es sei denn, sie wurden bei einer Razzia in einem der wenigen homosexuellen Bordellen gefunden.

Offiziell verboten wurde die Prostitution 1897 in einer Volksabstimmung. Das Treiben ging aber in Hinterzimmern weiter – etwa in Zigarrenläden.


Strassenstrich am Bellevue

Doch das Sexgewerbe vor 1900 wies auch erstaunliche Parallelen zum heutigen Milieu auf, wie das Buch «Wertes Fräulein, was kosten Sie?» zeigt. Von der illegalen Strassenprostitution über offizielle Bordelle im Industriequartier oder im Niederdorf bis zur Luxusdirne in der Zürichberg-Villa war das Angebot bereits damals breit.

Der Strassenstrich befand sich an der Limmat und der Sihl, am Bellevue oder auf dem Paradeplatz. Dort riskierten die Prostituierten allerdings, festgenommen und ausgeschafft zu werden. Wenn Dirnen bei der Arbeit erwischt wurden, landeten sie für einige Tage im Gefängnis Oetenbach, wo stets sechs bis acht Pritschen für Prostituierte reserviert waren, wie es im Buch heisst.

Offiziell erlaubt wurde die Prostitution 1942.

Seit 1992 wird auch Kuppelei und Zuhälterei nicht mehr bestraft.

Prostituierte sind als Gewerbetreibende anerkannt und zahlen für Sozialversicherungen.

Im Widerspruch dazu wird der Lohn für Sexarbeit als sittenwidrig eingestuft. Zahlt ein Freier den Preis nicht, kann der Lohn nicht eingefordert werden.

Strafbar bleibt die Förderung der Prostitution unter Zwang oder wenn eine Abhängigkeit ausgenutzt wird.


Als 1997 der aktuelle Strichplan eingeführt wurde, hatte das bereits damals negative Auswirkungen für die Anwohner im Kreis 5. Auf der Suche nach Prostituierten fuhren die Freier durch das Quartier zwischen Limmatstrasse und Sihlquai. Vorwiegend Drogenprostituierte verkauften sich damals auf den Strassen. Die Stadtpolizei reagierte mit der Einführung von Fahrverboten während der Nacht. Die betroffenen Quartierstrassen dürfen bis heute ab 22 Uhr nur von Anwohnern befahren werden. Damit wurden die Frauen an den Sihlquai gedrängt. Der noch gültige Strichplan weist über ein Dutzend Abschnitte als Strichzonen aus. Dazu gehört nach wie vor der untere Teil der Rämistrasse oder das Niederdorf sowie Teile des Kreis 1 (siehe Karte links). Er ist bis zur Einführung des neuen Strichplans gültig.

Quellen:
«Prostitution in der spätmittelalterlichen Eidgenossenschaft», raffiniert.ch.
«Wertes Fräulein, was kosten Sie?» ISBN 978-3-906419-70-1 (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)

mit Fotos und Züricher Strichplan:
www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Dir ... y/10547276
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Marc of Frankfurt
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Kleiderordnung stigmatisiert

Beitrag von Marc of Frankfurt »

raffiniert.ch = raffael-fischer.ch - Doktorand Uni Luzern, bei den Grünen


Prostitution im Mittelalter

Proseminararbeit
www.raffiniert.ch/gprost.html


Stigmatisierung

Um ehrbare Frauen von Prostituierten unterscheiden zu können, mussten letztere sich oft einer Kleiderordnung unterwerfen, die ihnen das Tragen bestimmter Schuhe, Bänder oder Schleier vorschrieb.


Bild
Tracht einer Pro­sti­tu­ier­ten im 16. Jahr­hun­dert


Meistens waren diese Kennzeichnungen in den Schandfarben rot, gelb oder grün. Die Kleidervorschriften jeder Stadt waren allerdings verschieden.

Augsburg - einen Schleier mit einem grünen Strich

Frankfurt a. M. - eine gelbe Verbrämung (Saum)

Wien - ein gelbes Tüchlein an der Achsel tragen

Zürich und Bern - rotes Käppeli


Gelb ist also nicht grundsätzlich die Farbe der Prostituierten; denn auch Juden wurden teilweise mit dieser Farbe gekennzeichnet.

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Antike

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexworker Gruppen oder Klassen im alten Rom


Classes whores in ancient Rome


The month of April will one day relatábamos whores in ancient Rome, today we will see the classes we could find whores .




- Delicatae : whores were luxury which only had access to the most powerful . The now choose a catalog and they put a little flat .

- Famosae : women without any need for their social position , had sex for pleasure. The most significant case would Valeria Messalina , wife of Claudius . How would this woman libidinous , drawing on the absence of her husband , organized a contest in the palace with Rome-based prostitutes see who could sleep with more men in a single day . The "college" of prostitutes accepted the challenge and sent Scylla , a professional who performed 20 authentic intercourse before surrendering ... Messalina continued overnight and , after declaring that she was not satisfied even after having lain with 70 men , continued to dawn. The final tally was 200 ...

- Lupae : [Wölfin] those who exercised their trade in brothels .

- Noctilucae : you only worked at night.

- Copae : those working in the Caupona ( was a store quick drink and cold prepared foods - usually wine, sausages , cheeses and pickles - you could take or bring There were benches and tables, but a bar outside where . customers could be tempered by an ace with a glass of wine and something to nibble ) .

- Fornicatrices : those who do so under the arches of bridges or buildings . The term fornix arch from which means fornication ( having sex with a hooker ) .

- Forariae : [Fora öffentliche Plätze] exercised in the next rural roads to Rome and its main customers were travelers .

- Bustuariae : near cemeteries ... with a little mystery .

- Prostibulae : on the street without any control. Recall that according to Tacitus , a Roman historian , wrote that women wanted to be prostitutes were required to register with the office of mayor. Once registered ( name, age, birthplace, and his " nom de guerre " ) license ( licentia Stupri ) was granted .




By Javier Sanz 14 June 2011
http://historiasdelahistoria.com/2011/0 ... tigua-roma

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Rotes Henna aus Indien als Qualitätssiegel

Beitrag von nicole6 »

aus der Zeit der Römer stammt auf der Mythos, dass rothaarige
Frauen sexuell offener sind. Nur wohlhabende Frauen konnten
es sich erlauben ihre Haare zu färben. Schon von 2000 Jahren
wurde aus Indien Henna importiert, das natürlich wegen der
langen Reise entsprechend teuer war.
Sexarbeiterinnen die in ihrem Beruf erfolgreich waren, konnten
sich somit erlauben ihre Haar mit Henna zu färben. Somit diente
ihre Haarfarbe zwei Zwecken: zum einen zeigte das Henna-Rot
in welchem Beruf sie arbeiteten, und zum zweiten war es ein
Statussymbol für Erfolg, für Männer ein "Qualitätssiegel",
das zeigte, dass sie mit dieser Frau sicher Genugtuung beim
Sex erhalten werden.

Nicole

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fraences
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Der Mythos vom ältesten Gewerbe

Beitrag von fraences »

Der Mythos vom ältesten Gewerbe


Von Geneviève Lüscher.

Dass die Prostitution das älteste Gewerbe der Menschheit sein soll, ist unwahrscheinlich.

Erste schriftliche Quellen stammen aus dem antiken Griechenland und sind rund 2500 Jahre alt.


Was gilt als Gewerbe?

Als «Gewerbe» wird jede wirtschaftliche Tätigkeit bezeichnet, die dauerhaft, unter eigener Verantwortung und auf eigene Rechnung zum Zweck der Gewinnerzielung durchgeführt wird.

Bezeichnet man die heutige Sexarbeit als «Gewerbe», so mag das zum Teil seine Richtigkeit haben, für die Antike oder die Vorantike trifft Sexarbeit als Gewerbe jedoch nicht zu.
(glü)


Die Frage, wie eine Gesellschaft mit der Prostitution umzugehen habe, treibt zurzeit halb Europa um. Soll man den Frauen zu bestmöglichen Arbeitsbedingungen verhelfen, soll man die Freier bestrafen, soll man Bordelle oder den Strassenstrich oder gleich beides verbieten? Und regelmässig wird bei diesen Diskussionen darauf hingewiesen, dass es sich bei der Prostitution um ein uraltes Geschäft handelt, um das sprichwörtlich «älteste Gewerbe», und ebenso gern verweist man auf die angebliche Entwicklung der heutigen Prostitution aus der antiken Tempelprostitution.

Beides, sowohl das hohe Alter wie der Hinweis auf den sakralen Ursprung, weisen unterschwellig darauf hin, dass es die Prostitution schon immer gab, dass sie sozusagen zum Menschsein gehört und deshalb unabänderlich ist und sogar einen sakral-religiösen Aspekt hat. Womit sie quasi legitimiert ist.

«Die Aussage des ‹ältesten Gewerbes› ist ein Allgemeinplatz, der von der heutigen Situation ablenken soll», sagt die Historikerin Caroline Arni von der Universität Basel.

Denn offensichtlich gibt es ältere Gewerbe als die Prostitution, die in Europa erstmals im 6. Jahrhundert v. Chr. schriftlich nachgewiesen wurde.

«Es war der Staatsmann Solon, der in Athen das erste Bordell einrichtete», sagt die Althistorikerin Tanja Scheer von der Universität Göttingen.

In diesem Bordell arbeiteten allerdings nur Sklavinnen; undenkbar, dass sich eine Frau aus dem athenischen Bürgerstand prostituierte.

[ Ausnahmen bestätigen die Regeln: Lycisca

Byzanz: Kaiserin Theodora I aka. Lycisca 500-548 n.Chr.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=32362#32362

Rufmord 'Hure' gefolgt von Ehren(?)-Mord an Kaiserin Messalina 48 n. Chr.:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=32362#32362 ]



[ Babylonische Zeitperiode ] Geduldet und verachtet

Die Prostitution ist aber wohl älter. Es ist zu vermuten, dass die Anfänge mit der Sklaverei in Zusammenhang stehen.

Sklavinnen waren rechtlose Frauen und Eigentum ihres Besitzers, der sie nach Belieben verwenden konnte. Er konnte sie selber «gebrauchen» oder gegen Geld oder Naturalien an andere Männer ausleihen. Sie rekrutierten sich als Kriegsbeute aus den unterworfenen Völkern, waren ausgesetzte bürgerliche Mädchen oder Töchter von Sklavinnen.

Ältere Erwähnungen von Prostitution sind nicht gesichert. Die Nennung der Dirne Schamchat im Gilgamesch-Epos aus dem mesopotamischen Raum, das ins 2., vielleicht gar 3. Jahrtausend vor Christus zurückgeht, wird in der modernen Forschung als Übersetzungsfehler aus dem 19. Jahrhundert betrachtet, als die Forscher den Orient noch als den Ursprung alles Exotisch-Perversen betrachteten.

[ Athen - klassische Griechische Periode ]

In Athen galten Prostituierte in den Augen der Stadtbürger als verachtenswert, der Umgang mit ihnen war aber geduldet, weil er die Ehefrauen «entlastete» und den jungen Männern sexuelle Erfahrungen ermöglichte, was mit einer freien Bürgerin nicht möglich war.

Prostituierte waren billig, so billig, dass sich sogar Sklaven ihre Dienste kaufen konnten. Viel teurer waren die Dienstleistungen der sogenannten Hetären, die auch tanzen und musizieren konnten. Von der älteren Forschung wurden sie euphemistisch zu Gefährtinnen hochstilisiert, die weniger Sex als intelligente Unterhaltung verkauften. Die moderne Forschung sieht das nüchterner: «Auch sie waren meist Sklavinnen, die einen Körper verkauften, der ihnen nicht gehörte», gibt Scheer zu bedenken. Und als Sklavinnen waren auch sie rechtlos und auf den Schutz ihrer «Gönner» angewiesen.

Ebenfalls aufgeräumt hat die neuere Forschung mit der Tempelprostitution. Wie Tanja Scheer aufzeigen konnte, gibt es keine stichfesten Beweise dafür, dass sich Frauen in einem religiösen Kontext prostituierten.

Selbst was genau unter diesem Begriff zu verstehen ist, bleibt laut Scheer diffus. Ist damit einmal der Geschlechtsverkehr gegen Entgelt in einem Tempel gemeint, so stellt man sich in anderen Fällen Prostitution mit Priestern oder zwischen Priester und Priesterin vor, oder auch eine von Priestern organisierte Prostitution zu Ehren einer Gottheit.

Lediglich in Indien können – noch heute – Strukturen beobachtet werden, die einer Tempelprostitution nahekommen.

In der europäischen Antike hingegen existierte sie nicht. Es handelt sich vielmehr um ein Anfang des 20. Jahrhunderts konstruiertes Fantasiegebilde, vielleicht ein männlicher Wunschtraum?

[ Rom - klassisch Römische Periode ] Dirnen zahlten Steuern

Die Prostitution in Rom ähnelte in vielem derjenigen in Griechenland. Auch hier arbeiteten in der Regel Sklavinnen, deren Besitzer als Zuhälter fungierten. Der Gang zur Dirne, die in Bordellen, Gasthäusern oder auf der Strasse arbeitete, war gesellschaftlich akzeptiert, alltäglich und hatte keinen schlechten Ruf; die Frau hingegen, die diese Dienste anbot, galt als ehrlos und schmutzig. Sie musste sich registrieren lassen und Steuern bezahlen.

Da die römische Ehe in erster Linie zur Produktion von Erben und nicht zwecks Lustgewinn geschlossen wurde, wurde es als normal empfunden, dass Männer, auch Sklaven, ins Freudenhaus gingen.

Der Verkehr mit einer Prostituierten galt nicht als einklagbarer Ehebruch.

Vermögende Römer hingegen leisteten sich für den Hausgebrauch eine oder gleich mehrere Maitressen. Eine Maitresse konnte aber bei aller Zuneigung ihres Liebhabers nie hoffen, dass er sie heiraten würde; eine Heirat zwischen einem römischen Bürger und einer Sklavin oder Freigelassenen war undenkbar.

Dank vielen literarischen Quellen und bildlichen Darstellungen, zum Beispiel in Pompeji, ist man heute über die Prostitution und deren Praktiken im römischen Imperium gut unterrichtet. Allerdings stammen alle Schriftquellen – und wohl auch die Bilder – von Männern einer strikt patriarchalischen Gesellschaft; was die Frauen von den «Freuden» der Prostitution hielten, ist nicht bekannt. Die überlieferten abschätzigen Bezeichnungen der Bordelle und der dort arbeitenden Frauen zeugen jedenfalls von wenig Respekt und viel Verachtung. Erst in der Spätantike, unter dem Einfluss des Christentums, gab es Versuche, die Prostitution einzudämmen, was aber nicht gelang.

Fazit: Die Ursprünge der Prostitution liegen im Dunkeln. Sie als «ältestes Gewerbe» zu bezeichnen, ist unkorrekt und verharmlosend. Vermutlich verläuft ihre Entwicklung parallel zur Sklaverei.


http://bazonline.ch/wissen/geschichte/D ... y/11038144
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Beitrag von Doris67 »

Das älteste Gewerbe der Welt dürfte eher Blockwart/Bulle sein... oder Sklaventreiber/Kapitalist. (wobei diese sich nicht gegenseitig ausschließen)

Ich halte im übrigen solch populistische Stammtischspekulationen wie die über "das älteste Gewerbe" für kontraproduktiv in unserem Kampf: wir sollten stattdessen lieber handfeste Argumente aus dem Hier und Jetzt vorlegen.
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rainman
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Beitrag von rainman »

Das nachfolgende Zitat habe ich in diesem Forum schon einmal gebracht, allerdings vor langer Zeit. Ich möchte es noch einmal in Erinnerung rufen und dabei gleichzeitig etwas erweitern, weil ich der Meinung bin, dass es in diesem Zusammenhang passt und einige Dinge klarstellt:

"... Die Prostitution ist als Kulturerscheinung, dies gehört zu ihrem Wesen, relativ jung, denn sie ist, wie ein Blick in die Geschichte zeigt, an die Existenz der Städte gebunden. Und die gibt es frühestens seit dem Ende der Jungsteinzeit. Denn erst die Städte bieten jene Anonymität an, unter deren Schutz Kunde und Dirne zueinander finden. In bäuerlichen Kulturen gibt es so etwas wie Prostitution nicht, wohl aber sexuelle Ausbeutung von Mägden oder Sklavinnen, was aber nicht identisch ist mit Prostitution, dem Geschäft mit der Sexualität. Sicherlich nähern sich Frauen, vor allem freundliche Ehefrauen, Prostituierten, wenn sie sich einem Mann hingeben, um dafür etwas zum Geschenk zu erhalten, wie einen teuren Ring, ein Auto, ein Haus oder irgendein Versprechen, wie das, in Ruhe gelassen zu werden. Hier habe ich es nicht mit einer echten Prostitution zu tun, hier fehlt nicht nur die Anonymität des Kunden, sondern auch die Geschäftsmäßigkeit, das heißt, die betreffende Frau bietet sich nicht generell der Männerwelt an..." (Girtler, R., Der Strich, Soziologie eines Milieus, 5. Aufl. Wien 2004, S. 277)

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RE: Der Mythos vom ältesten Gewerbe

Beitrag von Aoife »

Ich denke hier diskutieren wir in erster Linie Projektionen - Projektionen, die oft schon unbewußt "unserem" Wortgebrauch innewohnen.

So impliziert "Gewerbe" in dem von von Fraences im Eröffnungspost zitierten Sinn das Gesamtwerk moderner Gesetzgebung - das angeblich älteste Gewerbe kann somit nur einige hundert Jahre alt sein, weil es vorher dieses Verständnis von "Gewerbe" gar nicht gab.

Gehen wir bei "Prostitution" davon aus, dass sie anonym sein muss, so wird die Feststellung dass sie erst in Städtekulturen möglich war ein Allgemeinplatz.

Und nur durch diese vorgefertigten Begriffe werden Diskussionen um angeblich berechtigte staatliche Einmischung möglich - Gewerbe"recht" wird erst anwendbar wenn die anscheinend objektive Definition von Gewerbe auf etwas angewandt wird, das (menschen)rechtmäßig aufgrund seiner Intimität jedem staatlichen Zugriff entzogen ist.

Sex gegen Geld ist eine spezielle Form der Ehe und kann rechtlich nicht anders behandelt werden ... wie das in den alten irischen Brehon Laws und im ursprünglichen islamischen Recht auch festgeschrieben war. Erst der "moderne" Staat als geistiges Kind und Weiterführung der Inquisition kann mit angeblich unterscheidenden Merkmalen wie Gewerblichkeit oder dem Konstrukt 'Anonymität=Prostitution' einen sachlichen Unterschied konstruieren und seinen Wunsch sämtliche Lebensbereiche zu kontrollieren rationalisieren.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von rainman »

Doris 67 hat geschrieben:
"... wir sollten stattdessen lieber handfeste Argumente aus dem Hier und Jetzt vorlegen".

Das ist gut so, und ich möchte dem auch nicht widersprechen. Politik funktioniert aber zu einem beträchtlichen Teil durch das Schüren von Ängsten und Voreingenommenheiten. Wer dagegen angehen will, tut m.E. gut daran, sich mit Argumenten zu wappnen, die nicht so ohne weiteres widerlegbar sind. Nur mal so als Beispiel:

In den Fernsehdiskussionen über die anstehende Neufassung des ProstG in Deutschland tritt regelmäßig ein höherer Polizeibeamter auf, der behauptet, 90% aller Sexarbeiterinnen würden den Job nicht freiwillig ausüben. Demgegenüber existiert eine wissenschaftliche Untersuchung, die auf einen Prozentsatz von 7 kommt (Leopold/Grieger 2004, zitiert nach v.Dücker,E., Sexarbeit-eine Welt für sich, Hamburg 2008, S. 23). Das ist ja wohl ein Unterschied, wie ich meine. Es zeigt aber deutlich, wie das Gefühl der weitgehend ahnungslosen Masse beeinflusst werden soll: Die Sexarbeiterin ist Opfer, ihr sollte geholfen werden. Wenn dann unter dieser Prämisse nach schwedischem Vorbild erst einmal dem Kunden der Garaus gemacht wird, dann drängt sich bei mir der Vergleich mit einem Bauern auf, der seinen Milchviehbestand reduzieren will und der seine Kühe statt sie zum Schlachthof zu bringen ganz einfach zu Hause verhungern lässt. Kann man ein besseres Beispiel dafür finden, wie angebliche Helfer zu Tätern werden?

Im Ausgangsposting von Fraences fällt wieder einmal auf, dass die zitierte Autorin eine Verbindung zwischen Sklaverei und Prostitution zu ziehen versucht. Ich habe den renommierten Forscher Roland Girtler vor allem deswegen zitiert, um klarzustellen, dass das zwei verschiedene Paare Schuhe sind. Ob Prostitution nun das älteste Gewerbe der Welt ist oder nicht, ist von der Sache her unerheblich.

LG rainman

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Beitrag von Nymphe »

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rainman hat geschrieben:
In den Fernsehdiskussionen über die anstehende Neufassung des ProstG in Deutschland tritt regelmäßig ein höherer Polizeibeamter auf, der behauptet, 90% aller Sexarbeiterinnen würden den Job nicht freiwillig ausüben. Demgegenüber existiert eine wissenschaftliche Untersuchung, die auf einen Prozentsatz von 7 kommt (Leopold/Grieger 2004, zitiert nach v.Dücker,E., Sexarbeit-eine Welt für sich, Hamburg 2008, S. 23). Das ist ja wohl ein Unterschied, wie ich meine.
Hat zufällig jemand hier Zugang zu dieser Studie?
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Beitrag von rainman »

Liebe Nymphe,

das genannte Buch von Elisabeth von Dücker, Beate Leopold und Christiane Howe steht bei mir im Regal. Es ist im Buchhandel erhältlich unter der ISBN-Nummer 978-3-936252-17-0. Die Studie, auf die Frau von Dücker sich beruft, liegt mir leider nicht vor. Im Literaturverzeichnis ist sie wie folgt aufgeführt: Leopold, Beate / Grieger, Katja (2004) Projekt "Minderjährigenprostitution" der Mitternachtsmission Dortmund e.V., Abschlussbericht der wissernschaftlichen Begleitung, Berlin. Wer einen guten Draht zur Dortmunder Mitternachtsmission hat, wird darüber sicher an die Quelle herankommen. Ansonsten dürfte ein Anschreiben direkt an Frau Leopold zum Erfolg führen.

Die genannten 7% beziehen sich übrigens auf die Fälle von Frauen, die direkt durch männliche Bezugspersonen dazu genötigt wurden, der Prostitution nachzugehen, nicht auf wirtschaftliche Notwendigkeiten. Wenn man die mit einrechnet, dann mag man schon auf einen weit höheren Prozentsatz kommen.

Ich kann, wenn es beliebt, einmal das gesamte Kapitel "Warum arbeiten sie als Prostituierte" aus dem genannten Buch von E. von Dücker u.a. hier zitieren, da es nur 1 1/2 Seiten lang ist.
Heute schaffe ich das aber nicht mehr.

Liebe Grüße, rainman

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Beitrag von Tanja_Regensburg »


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Marc of Frankfurt
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interne Querverweise

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Ausstellung von Elisabeth Dücker in HH 2006 mit Hinweisen zum preisgekrönten Buch (Ausstellungskatalog)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=3597#3597


Sammelthema "Minderjährige & Sexwork"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=971


Disput mit den Abolitionisten in den USA: Einstiegsalter Sexwork angeblich 13 Jahre
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=90672#90672


Gefälschte Studien, weil sie die Stichprobe einseitig falsch auswählen nur bei Opfer-/Beratungsstellen. Z.B. die Studie von Prostitutionsgenerin Christa Oppenheimer 2004, worauf uns Christiane Howe aufmerksam gemacht hat
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=41150#41150


Liste von Fehlermöglichkeiten bei schlechten Studien
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=105997#105997


Grundlagenartikel: "A resilience-based lens of sex work: Implications for professional psychologists"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=124993#124993


Zum Thema "ältestes Gewerbe": Unsere Geschichte - Geschichtstafel Prostitution
www.bit.ly/sexworkgeschichte
Fehlt da noch ein wichtiges Datum was ich hinzufügen sollte?

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Beitrag von rainman »

Hui, da ist ja schon was! Vielen Dank @Tanja und Marc für die Links.
Damit Nymphe schon vor dem Kauf des Buches sich etwas einlesen kann und für alle FreundInnen von Prozentwerten zum Mitlesen hier das angesagte Kapitel:

"Immer wieder wird die Frage nach der Motivation zur Arbeit als Prostituierte gestellt. Viele Menschen können es sich nur schwer vorstellen, dass sich jemand freiwillig dafür entscheidet. Die Gründe sind vielfältig, häufig spielten mehrere Faktoren eine Rolle, ökonomische Gründe überwogen aber bei weitem. Befragte brauchten Geld zum Leben (36%), wollten sich etwas leisten (11%) oder sahen auf Grund von Schulden keinen anderen Ausweg (10%). Bemerkenswerterweise handelte es sich bei diesen Schulden vielfach um die des Partners und nur selten um eigene. Andere verdienten in ihrem regulären Beruf zu wenig (7%), waren arbeitslos (4%) oder finanzierten mit dem Prostitutionseinkommen ihre Ausbildung (2%). Aber auch der Wunsch nach neuen Erfahrungen (5%), nach selbständigem Arbeiten (4%) sowie das aufregende Gefühl, begehrt zu werden (1%), wurden als Grund für die Prostitutionstätigkeit genannt. Einige (7%) gingen anschaffen, weil ihr Mann oder Freund es wollte. Andere (5%) waren eher in die Prostitution "hineingerutscht". Die Hälfte der Befragten (50%) bekam den Kontakt zum Milieu über eine Freundin oder Bekannte, die bereits als Prostituierte arbeitete. Ein Viertel (25%) ergriff von sich aus die Initiative. Eine Untersuchung zur Situation Minderjähriger in der Prostitution zeigte, dass sehr junge Frauen und Mädchen, die sich prostituieren, eher in die Prostitution "hineinschlitterten" als dass sie sich bewusst für diesen Weg entschieden haben.

Die überwiegende Zahl erwachsener Befragter begann aus eigener Entscheidung mit der Arbeit in der Prostitution. Bei Frauen ohne qualifizierte Schul- und Berufsausbildung ist jedoch fraglich, ob sie diesen Schritt auch dann getan hätten, wenn ihnen andere Alternativen offen gestanden hätten. Bei einem Teil derer, die aus finanziellen Gründen mit der Sexarbeit begannen, kann dieser Schritt eher als ökonomischer Zwang denn als eine wirklich freie Entscheidung gewertet werden. Eine schlechte finanzielle Situation ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Zwang zur Prostitution oder gar Zwangsprostitution. Welcher Weg zur Verbesserung der ökonomischen Lage gewählt wird, liegt auch bei schlechten Rahmenbedingungen in der Regel in der Entscheidung des/der Einzelnen. Spräche man ihnen diese Entscheidungsfähigkeit ab, hieße das, sie auf einen Objektstatus zu degradieren und nicht als handlungsfähiges Subjekt zu sehen. Die Akzeptanz der Entscheidung für die Arbeit als Prostituierte entbindet jedoch nicht davon, Hilfs- und Unterstützungsangebote für Prostituierte vorzuhalten und mit ihnen Alternativen außerhalb der Prostitution zu entwickeln, wenn sie mit dieser Arbeit aufhören möchten." (v. Dücker u.a., a.a.O. S. 23/24).

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Beitrag von Nymphe »

Danke! Das Buch habe ich sogar und ich war auch damals in der Ausstellung - ich habe Kontakt zu Elisabeth und werde dort mal nach der Studie fragen. Hätte ja sein können, dass sie hier zufällig jemand vorliegen hat.
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Ökonomischer Zwang

Beitrag von Jupiter »

@Danke Rainmann. Mir gefällt besonders diese Schlußfolgerung zum Thema "ökonomischer Zwang", welcher ja immer genommen wird, um den Zwang zur Prostitution zu unterstellen.

Bild
rainman hat geschrieben: Eine schlechte finanzielle Situation ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Zwang zur Prostitution oder gar Zwangsprostitution. Welcher Weg zur Verbesserung der ökonomischen Lage gewählt wird, liegt auch bei schlechten Rahmenbedingungen in der Regel in der Entscheidung des/der Einzelnen. Spräche man ihnen diese Entscheidungsfähigkeit ab, hieße das, sie auf einen Objektstatus zu degradieren und nicht als handlungsfähiges Subjekt zu sehen.
Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Beitrag von fraences »

Nur bei der Prostitution wird die Notwendigkeit Geld zu verdienen, als Zwang umgedeutet.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Fakten und Infos über Prostitution

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke für das Textzitat, was mich gleich verlockt hat es weiterzuverarbeiten:


Das ganze als Tabelle

50% bekam den Kontakt zum Milieu über eine Freundin oder Bekannte, die bereits als Prostituierte arbeitete.
25% ergriff von sich aus die Initiative.
36% brauchten Geld zum Leben
11% wollten sich etwas leisten
10% sahen auf Grund von Schulden keinen anderen Ausweg. Bemerkenswerterweise handelte es sich bei diesen Schulden vielfach um die des Partners und nur selten um eigene.
7% verdienten in ihrem regulären Beruf zu wenig
7% gingen anschaffen, weil ihr Mann oder Freund es wollte >> vgl. Begriffe "Versorgungsehe", "Zuhälter" oder "Loverboy"
5% waren eher in die Prostitution "hineingerutscht"
4% waren arbeitslos
2% finanzierten mit dem Prostitutionseinkommen ihre Ausbildung >> Studentensexworker
5% Wunsch nach neuen Erfahrungen
4% Wunsch nach selbständigem Arbeiten
1% aufregende Gefühl, begehrt zu werden

[v. Dücker u.a., a.a.O. S. 23/24]


und Chart


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Gebt es den Journalisten damit sie ihren nächsten Artikel illustrieren können. Dann brauchen die kein Foto einer halbnackten Frau vom Straßenstrich raussuchen *LOL*

ehemaliger_User
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Beitrag von ehemaliger_User »

Eine kurzer Abriss aus meinem Leben ist auch in diesem Buch...
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Marc of Frankfurt
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Historische Legitimierungsdebatte

Beitrag von Marc of Frankfurt »

bazonline hat geschrieben:Es ist zu vermuten, dass die Anfänge der Prostitution mit der Sklaverei in Zusammenhang stehen.

Der Artikel, d.h. die historische Forschung ist auch Teil dieses Kampfes um die Deutungshoheit zur Prostitution.

Erwartbar sind eher Opfer-Feministinnen als Sexworker und Ex-Sexworker auf den entsprechenden Stellen in der Forschung, sodaß wir einen schlechten Stand haben. Quasi so, als die Frauenheilkunde noch voll in der Hand akademischer Männerärzte lag und daher die typische Frauenkrankheit Hysterie hieß. *LOL*

Wir haben noch einen weiten Weg zu gehen.




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Sexworker Geschichtstafel auf einen Blick www.bit.ly/sexworkgeschichte

Diskussion www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137605#137605