Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Kasharius
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

@hasenfuss

Da muss ich @boris zustimmen: nur weil die Befürworter eines sexkaufverbots anerkannte Persönlichkeiten des zivilen Lebens mit einer Ausbildung sind gibt ihnen das noch lange nicht das Recht andere zu diskreditieren oder in Bezug auf osteuropäische Sexarbeiterinnen einen zum Teil ausländerfeindlich durchsetzten Opferkult zu praktizieren. Diese anerkannten Persönlichkeiten des zivile Lebens haben Sexarbeiterinnen die ebenfalls wie sie Persönlichkeiten waren und eine Ausbildung hatten öffentlich gegen ihren Willen geoutet oder führen jetzt einen juristischen Feldzug gegen Ruby Rebelde die auch eine Ausbildung hat.

Und das mit der Gesetzes Definition und dem Berufsverbrechertum stimmt nur bedingt. Tatsächlich wurde Prostitution damals strafrechtlich als gewerbliche Unzucht sanktioniert. Diese antiquierte und auch menschenverachtende Sichtweise auf Sexarbeit galt bis weit in die 90er Jahre des 20 Jahrhunderts. Das erste Prostitutionsgesetz aus dem Jahre 2001 unternahm dann den Versuch dieses zu ändern und erklärte Vereinbarungen zwischen Sexarbeiterinnen und ihren Kunden nicht mehr generell als sittenwidrig. Und das verwaltungsgericht Berlin urteilte zur gleichen Zeit dass Prostitution wenn sie ohne kriminelle Begleiterscheinungen auf freiwilliger Basis ausgeübt wird weder unsittlich noch ein Verstoß gegen die Menschenwürde sei.

Damals regte sich auch kaum einer darüber auf. Erst durch die EU - Erweiterung änderte sich dies und die Stimmung schlug um . Plötzlich erschienen in den Städten und auf Straßen viele Sexarbeiterinnen aus Osteuropa. Und ich will es ganz deutlich zu sagen: ich gehöre nicht zu denen die dies negativ implizieren. Es fällt aber auf dass nun plötzlich die Errungenschaften des Prostitutionsgesetz in Frage gestellt worden. In Zusammenhang mit der sogenannten Visa-Affäre bei der sich Bundesaußenminister Fischer und sein damaliger Staatsminister im Auswärtigen Amt Vollmer für eine allzu freigiebige Visa-Vergabe insbesondere in der deutschen Botschaft in Kiew vor einem Untersuchungsausschuss verantworten mussten , veranstaltete die CDU/CSU ein Scherbengericht über die rot-Gruene Prostitutionspolitik und Alice Schwarzer startete ihre Kampagne...der Rest ist wohl bekannt....

Außerdem sollte Sexarbeit nicht immer nur weiblich gesehen werden...es gibt auch männliche Sexarbeit und binere und...und ..

Und Anwälte sind ohnehin Berufsv...😁

Kasharius grüßt euch

Boris Büche
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

"Tatsächlich wurde Prostitution damals strafrechtlich als gewerbliche Unzucht sanktioniert."

Bitte belege, wann dieses "damals" endete (§ 184f StGB gilt ja fort, kann also nicht gemeint sein), und gebe an,
welcher Strafrechtsparagraf vor diesem Zeitpunkt Prostitution "sanktionierte". Wiki bestätigt die Aussage nicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Prostitut ... ahrhundert
und wenn das richtig ist, ist "stimmt nur bedingt" ebenso schlicht FALSCH.

"Damals [2001] regte sich auch kaum einer darüber auf."

Diese "kaum einer" haben sich nicht (wesentlich) vermehrt, und es sind praktisch die Gleichen: Bigotte Christen und "Radikal"feministinnen.
Die EU-Erweiterung und ihre Folgen sorgten für besseres Propagandamaterial, und so konnten Kampagnen wiederaufgenommen werden,
die längst gefahren wurden. Beispiel aus 1980: Macht Prostitution frei?
(man beachte die "subtile" Anspielung auf den Slogan gewisser Lagertore)

"anerkannte Persönlichkeiten des zivilen Lebens"

Da wäre zu fragen: Anerkannt durch WEN, und WOFÜR?
"Millionen Fliegen könen nicht irren - Scheiße schmeckt gut", oder wie?
Das mit den "Leistungen für die Gesellschaft" bleibt belegpflichtig; man (in diesem Fall auch frau), kann es anders sehen:

Jaja, sie hat ihre Verdienste - aber welche?
"Gerade engagierte Feministinnen, egal ob in Wissenschaft oder Medien - alle, die je andere Meinungen und Strategien
zu Magersucht oder Mode, Pornografie oder Prostitution, sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder, neuerdings vor allem
Kopftuch und Islam vertreten haben - werden von Schwarzer behandelt wie Doofe oder Verräter, die sie mit leichter Hand
als solche zu exponieren glaubt. Dass die Frauen der DDR zum Beispiel sich ohne Schwarzers Feminismus-Nachhilfe
emanzipiert dünkten, und das nicht ganz ohne Grund, löst bei der Übermutter nur Hohn und Spott aus. Dabei hat der
demütigende Beratungszwang bei einer Abtreibung (unrecht, aber straffrei), der nach der Wende obligat wurde, doch mehr
mit der Schwäche der westdeutschen Frauenbewegung zu tun als mit den Ostfrauen, die der Staat so vielfältig subventioniert
hatte. Aber Schwarzers Begabung war nie die Analyse, eher die action im Einklang mit einem gesunden Volksempfinden,
das seit 68 mehr und mehr auch eine Parteilichkeit für Frauen und Kinder unter der schlimmen Herrschaft des Patriarchats
mit einschloss.
"
(Katharina Rutschky, 2007)

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Kasharius
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

@ Boris

Du nimmst es aber sehr genau aber hast ja auch recht wir wollen hier ja seriös diskutieren. Bin jetzt gleich in der Vorlesung, werde dann aber demnächst mal etwas tiefer in die entsprechende Rechtsprechung insbesondere des Reichsgericht einsteigen😉

Bis dahin kasharius grüßt

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hasenfuss
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

@Boris Büche @ Kasharius

Also ich habe ja auch keinen Plan. Mir kommt es aber so vor, als hat man das Internet erfunden nur um ein paar Probleme mehr zu haben, beispielsweise die Reichweite. Prostitution sollte aber meiner Meinung nach ein stilles Gewerbe sein, weil die Materie eben NIE, das heißt zu keiner Zeit in der Zukunft, alle Gemüter in der Gesellschaft befrieden wird. Man tanzt schließlich seinem Nachbarn auch nicht auf der Nase herum wenn man schon weiß, daß ihn das stört. Im übrigen will ich hier auch nicht stören. Ich kenne ja die Befindlichkeiten. Aber ich habe nun mal was gegen das Herunterputzen von Personen. Da drängt sich mir, es sei mir bitte verziehen, leider unsere verhängnisvolle Vergangenheit auf. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die Analyse der abolitionistischen Märchenstunden auch ohne Psychoanalyse möglich ist.

Werden die neuerdings vernetzten Abolitionist:innen einfach wieder von der Bildoberfläche verschwinden? Wird die anstehende Evaluation die Entscheidung bringen und welche Veränderungen werden dann vom Gesetzgeber beschlossen werden? Wird sich Deutschland gegen die EU Abkommen stemmen oder wird es den Menschenhandels Paragrafen überarbeiten müssen, wie Renzikowski es sieht? Es sind doch nicht nur die Märchenstunden, viel mehr wiegen doch die Abkommen, die Deutschland verpflichten ganz konkrete Forderungen zu erfüllen. Und jeder Fall ist ein Versagen der deutschen Politik. Da sind wir uns ja einig, daß ProstG und ProstSchG von den Sex Workers so nie gewollt waren.

Vieles was es rund um PaySex herum gibt wird von mir nicht in Anspruch genommen. Ich brauche kein Internet um Sex zu haben. Ich brauche auch keine Partystimmung. Und schon gar keine Fickberichte. Bilder und Beschreibungen auch nicht. Werbung auch nicht. Den Wanderzirkus mit wöchentlich wechselnden Frauen brauche ich auch nicht. Schlechte Presse über "Freier" auch nicht. Ich will kein schlechtes Gewissen haben sondern ein paar schöne Stunden erleben. Ich will das stille Gewerbe wieder zurück haben ohne befürchten zu müssen dass mir Abolitionist:innen in die Suppe spucken. Der Kampf kann nicht gewonnen werden, darum raus aus dem Rampenlicht. In der Branche wird es solange ein nicht hinnehmbares Machtgefälle geben, solange die Armut in Europa nicht bekämpft werden kann. Und dazu fehlt in den Jahrzehnten die ich noch erleben kann schlicht das Geld.

Die Kunden haben es in der Hand. Entweder können sie sich benehmen, oder man nimmt ihnen ihr liebstes Spielzeug weg. Wurdet ihr anders erzogen? Damit spiele ich wieder auf die Freierforen an. Das ist ja mein Thema.

Der Sex unter Männern braucht nicht hervorgehoben werden, weil diese Spielart nicht im Rampenlicht steht. Die machen das im stillen und sind dabei ungestört. Aus eigener Erfahrung sind da die Kunden nicht anders. Übergriffig, unsafe, unhygienisch, sprachlos, ambivalent. Das ist mein Spielfeld wo ich die männliche Psyche studiere und mir Klarheit verschaffe, was es heißt, ein Mann im einundzwanzigsten Jahrhundert zu sein.

Nix für ungut. Ich werde sicherlich nicht im Bett sterben.

- - - - - -

Renzikowski: "Eine grundlegende Überarbeitung der Menschenhandelsdelikte ist auch deshalb angebracht, weil die letzte Reform die vom Gesetzgeber verfolgten Ziele nicht erreicht hat und von den Strafverfolgungsinstitutionen als wenig praktikabel eingeschätzt wird."

https://link.springer.com/article/10.10 ... 23-00778-4

Versehen ist der Satz mit der Fußnote 90: "Bartsch et al., Evaluierung der Strafvorschriften zur Bekämpfung des Menschenhandels (§§ 232 bis 233a StGB), 2022, S. 200 ff."

https://www.bmj.de/DE/Ministerium/Forsc ... handel.pdf

- - - - - -

Unser Verhalten geht vom Kopf aus. Besser gesagt von unseren Gedanken. Darum sind Freierforen für mich ein rotes Tuch. Menschenhandel und Zwangsprostitution wären für Kunden kein Thema, wenn sie sich so verhalten würden, wie man das gegenüber einer Freundin kennt oder erwarten darf. Ohne Vertrauensbasis macht man halt keinen Sex. Ansonsten kann es halt böse Überraschungen geben. Der Kunde hat es in der Hand. Nicht Menschenhändler:innen oder Prostitutionsstättenbetreiber:innen. Die können machen was sie nicht lassen können. Wenn der Kunde nicht mitspielt und zur Sexarbeiterin steht, ja was dann? Schöne neue Welt.

Nach zehn Jahren Kampf hat sich einiges abgemüht. Ich stehe nach wie vor für eine gewerberechtliche Regelung von Prostitutionsstätten, für eine zivilrechtliche Regelung des Vertragsverhältnisses gegenüber Kund:innen und Betreiber:innen, und für die Streichung aller Sondergesetze ein. Dann aber muss es auch möglich sein über die Mißstände sprechen zu können. Ich weiß, das beschäftigt mich sehr, die Frauen müssen auch Geld verdienen. Es geht ja schließlich nur um's Geld verdienen. Von irgendwas müssen ja Miete und Essen bezahlt werden. Ein Sex Worker der am Morgen aufsteht und sich auf die Socken macht und seine Zeit mit Sex verplempert, muss am Abend etwas für seinen Lebensunterhalt getan haben. Wie jeder normale Mensch halt auch. Ich will sicherlich nicht schlauer sein als alle anderen.

Die Frau in der Landsberger Straße in München Ende der 80er Anfang der 90er Jahre hat sich durchgesetzt, wie auch immer sie das geschafft hat. Der konnte man nicht auf der Nase rumtanzen. Und dann kamen die Frauen aus Tschechien. By the way: Gibt es keine Razzien mehr? Doña Carmen e.V war doch berühmt für die Razzien Reports. Die 90er Jahre waren schlimme Jahre. Ich bin dann 1993 nach Brasilien abgetaucht, von Frankfurt aus mit der VARIG, während die Brasilianerinnen nach Frankfurt und Valencia flogen, vertrieben vom Plano Real der 1:1 zum Dollar stand. Ich kann nur sagen, das Original ist immer besser als die Kopie. Hier in Deutschland geht jede "calor humano" kaputt. Das ist ein deutsches Problem. Wir Deutschen sind nicht beliebt.

- - - - - - - - - -
Ergänzung
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Disclaimer:

Märchen haben natürlich in aller Regel einen sehr grausamen Hintergrund.
Zuletzt geändert von hasenfuss am 30.06.2023, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.

Boris Büche
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

@hasenfuss:
"Mir kommt es aber so vor, als hat man das Internet erfunden nur um ein paar Probleme mehr zu haben, beispielsweise die Reichweite."

1) Die Reichweite sehe ich nach wie vor als Chance für die "Kleinen", und dieses Forum ist ein Musterbeispiel.
Ein anderes der Youtube-Kanal von Josefa Nereus - 36.300 Abonnenten, 7,7 Mio. Aufrufe ist schon was!
Ja, das Internet hat Probleme geschaffen, aber eher andere, z.B. eine ungute Beschleunigung des Meinungsaustausches.

"Werden die neuerdings vernetzten Abolitionist:innen einfach wieder von der Bildoberfläche verschwinden?"

2) Darüber entscheiden diejenigen, die die maßgebliche "Bildoberfläche" in ihren Händen haben. Dies sind nach wie vor die Funk-
und Zeitungsschaffenden, und denen gelingt es auf anderen Feldern sehr gut, Unfug "draußen" zu lassen. Oder das, was SIE für
Unfug zu halten entschlossen sind.

"Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die Analyse der abolitionistischen Märchenstunden auch ohne Psychoanalyse möglich ist."

3) Habe ich psychologisiert? Ich denke: Nein, ist nicht meine Art. Ich pflege Lügen so zu nennen, selbst wenn sie unabsichtlich, aufgrund
irgendeiner hypothetischen Macke zustande gekommen sein sollten.

"Vieles was es rund um PaySex herum gibt wird von mir nicht in Anspruch genommen."

4) Von mir nicht mal PaySex überhaupt, seit dem Versuch zur persönlichen Vergewisserung, was wahr ist.

"Der Kampf kann nicht gewonnen werden"

5) Da bin ich anderer Ansicht! In der simulierten Welt (inklusive des Fernseh- und Zeitungswesens) klappt das [solange 2) sich nicht ändert],
in der Realität aber überhaupt nicht. Praktische Beispiele hier und hier und unter 1); dagegen ist eine Aboli-Veranstaltung mit 50 Leuten
als Publikum schon gut besucht, und nur interne Bundestreffen kommen auf über 100.
Natürlich sollte nur "kämpfen", wer das auch kann, und irgendwie genießt :033

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

@Boris Büche

Die Abolitionist:innen sind dein Thema. Nicht mein Thema. Ich hab' auch nicht gesagt du sollst das sein lassen. Mein Thema ist, wie wird über Sexarbeiterinnen gesprochen. Gefällt mir das oder widerstrebt es mir? Und da schneiden die Freierforen weit aus schlechter ab als Huschke Mau und ihr Netzwerk. Im übrigen fühle ich mich da auch nahe an @Thorja, der es wichtig ist, daß immer mehr Menschen positiv über Sexarbeit denken und sprechen. Ich denke, das schließt auch ein, wie über Sexarbeiterinnen gesprochen wird, auch ehemaligen, selbst wenn sie den Begriff Sexarbeit durch Vergewaltigung ersetzen. Der Weg ist so holprig daß es nicht wundern muss wenn eine fällt und nicht mehr aufstehen kann.

Sorry, aber Berlin ist anders und ich habe keine Geduld mehr mit Berlin. Jetzt geht der Menschenhandelsparagraf in die fünfte Runde. Sind die bescheuert in Berlin? Muss jetzt wieder ein Staatsanwalt die Hosen bei einer Anhörung vor dem Rechtsausschuss des Bundestages runterlassen und aus seinem Nähkästchen plaudern, um das zu bekommen, was er braucht um erfolgreich Menschenhandel aufdecken zu können? Das stinkt doch alles zum Himmel.

Die Bevölkerung ist eh gespalten. Und die hat andere Probleme. Der Zirkus spielt sich im EU Parlament und im Bundestag ab. Meine Meinung. Die Polizei hat gesagt, daß sie keine Freier von Zwangsprostituierten jagen will, weil andere Gefahrenabwehr wichtiger ist. Das ist Abolitionismus durch die Hintertüre. Der Staat schaut weg weil er nicht hinschauen kann.

Die Aussagebereitschaft ist mau wie eh und je. Die Entschuldigungen, warum Männer so sind wie sie sind, rosarot und blauäugig wie noch nie. Was soll man da noch schreiben? Ich möchte mich auf die nächste Straßenaktion vorbereiten und weiß nicht wie. Es findet ja alles im Internet statt. Und am Schluss kommt nichts dabei heraus. Dampfablassen, ja gut. Und, geht es einem dann wirklich besser?

Manche Erfolgsgeschichten im Internet sind grandios. Ohne Zweifel. Und wenn dann in der Nachbarschaft ein Drei-Mädel-Haus aufmacht, dann ist der Teufel los. Sind halt nicht die selben 36.300 Follower. Und es wird über die "Nutten" hergezogen.

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »


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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

Mehr dann gerne in einem anderen Threads

Kasharius grüßt

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

Zitat aus obiger Spiegel Quelle:

"Denn auch das Grundgesetz steht unter dem der gesamten zivilisierten Welt eigenen Rechtssatz der guten Sitte."

@Kasharius

Ist das auch heute noch so?

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

@hasenfuss

Grundsätzlich ja! Es kommt halt darauf an wie man die guten Sitten definiert der Begriff ist ja bewusst zeitlos gefasst sodass aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Auffassungen die dem Wandel unterliegen darunter subsumiert werden können. In der Entscheidung des verwaltungsgerichts Berlins aus dem Jahre 2000 hat der zuständige Richter zur Erklärung der Frage inwieweit Prostitution zum damaligen Zeitpunkt noch als sittenwidrig zu betrachten sei eine Umfrage unter fast 100 gesellschaftlich relevanten Institutionen von den Gewerkschaften bis hin zum Bund katholischer Frauen gestartet. Aus den Antworten konnte das Gericht den Schluss ziehen, das Prostitution schlechthin wenn Sie also ohne Zwang auf freiwilliger Basis und ohne kriminelle Begleiterscheinungen ausgeübt wird nicht mehr als sittenwidrig zu betrachten ist. Auch aus dieser Rechtsprechung entstand dann die Initiative der damaligen rot-grünen Bundesregierung und der Bundeskanzler Gerhard Schröder das Prostitutionsgesetz zu schaffen. Zu den Befürwortern gehörte damals auch die Abgeordnete Schewe-Gerig, gehe jetzt wohl im Spiegel Artikel, ich habe ihn ehrlich gesagt noch nicht gelesen, mit einer gegenteiligen Auffassung zitiert wird und das Gesetz und der heutigen Aspekten als einen Fehler bezeichnet. Jedenfalls leugnen die Kritiker der Sexarbeit, dass diese eben ohne Ausbeutung Zwang und kriminelle Begleiterscheinungen möglich ist aber das ist jetzt ja hier schon in zahlreichen Beiträgen deutlich geworden. Meine persönliche Auffassung ist dass die Freier Foren als Beleg dafür kein geeignetes Beweismittel sind. Unbestritten wird dort zum Teil sehr Frauen bzw Menschenverachtend über Sexarbeiterinnen geurteilt. Ob aber eben diese Männer sich dann in den konkreten Situation auch tatsächlich so verhalten bzw überhaupt sexuelle Dienstleistungen in Anspruch genommen haben und sich dort nicht nur ich sage mal abreagieren in den Freier Foren meine ich, steht auf einem ganz anderen Blatt. Es ist richtig auch die Art und Weise der Kommunikation zu kritisieren. Aber auch dies darf meiner Ansicht nach nicht dazu führen, Sexarbeit generell zu diskreditieren und als Lösung ein Verbot der Gestalt zu fordern dass man die Nachfrage durch Sanktionierung der Kunden einfach eliminiert. So weit von mir zunächst...

Kasharius grüßt

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

@Kasharius

Vielen Dank für die Ausführungen. Dann werde ich mir mal den Rechtssatz der "guten Sitte" aus dem Internet herausfischen.

Ich kann die heutige Lage der drei Politikerinnen von 2001 schon nachvollziehen. Das waren noch ganz andere Frauen mit denen die damals gesprochen haben. Da gab es keinen Machtverlust gegenüber dem Kunden. Zuhälter waren halt ein Problem weil die Frauen darauf angewiesen waren. Darum hat man ja die Gesetzeslage geändert sobald das in der Politik angekommen war. Und Doña Carmen veröffentlicht ja immer Statistiken die den Rückgang von Strafverfahren und Verurteilung zeigen. Was jetzt schiefläuft sind die ungesunden Arbeitsbedingungen in Laufhäusern, Bordellen und FKK Clubs. Die Konkurrenz auf engem Raum ist ruinös, nicht nur finanziell sondern auch gesundheitlich. Und die Kunden nutzen das aus. Wo sind all die Frauen von vor acht Jahren mit denen ich gesprochen habe? Alles junge Frauen um die 23 heutzutage. Die waren vor acht Jahren noch in den Teeny Schuhen. Wer hat die alle ausgetauscht? Wer hat sie vertrieben? Was läuft da ab?

Frau Schewe-Gerigk war im Vorstand von terre des femmes und mußte gehen nachdem sie in einer Talkshow eine von sexueller Ausbeutung betroffene Jugendliche sichtbar geschnitten und sich distanziert hatte. Bei terre des femmes war man wohl der Meinung sie hätte die Jugendliche in den Arm nehmen müssen. Aber ich denke, das könnte auch das Phänomen erklären, warum Sexarbeiterinnen nie auf Betroffene von Menschenhandel und Zwangsprostitution stoßen. Der Gruppenzwang schließt sofort mißstimmige Kolleginnen, die Probleme haben, aus so daß sich diese noch mehr verschließen.

https://www.schewe-gerigk.de/terre-des-femmes/
https://www.emma.de/artikel/terre-des-f ... ion-312841
https://www.frauenrechte.de/index.php/t ... des-femmes

In den Freierforen wird der Öffentlichkeit vorgemacht, wie man Sex Workers auf der Nase herumtanzen kann. Meine Kritik steht unter dem Vorzeichen des Machtverlusts, und das ist nicht hinnehmbar. Wir wissen, warum es dennoch so ist. Es gibt viele Gründe dafür. Aber keiner rechtfertigt, nichts dagegen zu unternehmen.

Aus obiger Spiegel Quelle:

"Die Umstände der Bluttat brachten aus den Tiefen der Berliner Unterwelt ein »Milieu« ans Tageslicht, das sich dem Einblick eines wohlbehüteten oder in der Scheinheiligkeit gewollter Blindheit sanft dahindämmernden Bürgertums bis dahin entzogen hatte."

Ein herrlich poetischer Satz, nicht wahr?

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

@hasenfuss

hier noch mal gegenübergestellt zwei Entscheidungen des bundesverwaltungsgerichtes aus verschiedenen zeitlichen Abschnitten die den Wandel der Anschauungen in Bezug auf die guten Sitten ganz gut beschreiben

https://www.servat.unibe.ch/dfr/vw064274.html einerseits

und anderseits

https://www.bverwg.de/de/230309B8B2.09.0

Und eben diesen Wandel wollen in die Gegner*innen der Sexarbeit nicht mitvollziehen bzw hat man den Eindruck sie wollen das Rad der Geschichte zurückdrehen. Und ein Teil der Presse dreht eben leider kräftig mit. Aber auch ich finde der Kampf dagegen lohnt sich allemal und um es etwas martialisch auszudrücken auch an allen Fronten.

Kasharius grüßt dich und alle anderen

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

@Kasharius

Die Lektüre wird sicherlich sehr spannend werden. Vielen Dank für's Verlinken.

Nachstehend per Copy & Paste die ersten vier Argument von Diaka e.V.:

Keine Prüfung des Würdeschutzes erfolgt
Vorschnelle Annahme der Freiwilligkeit
Kenntnis andauernder Rechtsverletzungen durch gesetzgeberisches Unterlassen
Billigende Inkaufnahme von Unrecht und mangelnde Beseitigung

Und hier der Spruch des Verwaltungsgerichts in Berlin:

„Die staatliche Verpflichtung zum Schutz der Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 Satz 2 GG) darf nicht dazu missbraucht werden, den Einzelnen durch einen Eingriff in die individuelle Selbstbestimmung gleichsam vor sich selbst zu schützen“.

Damals ging es ja darum die Sexarbeiterinnen in die Sozialversicherung zu bringen und ihren Lohnanspruch zu bejahen, WENN SEXUELLE HANDLUNGEN STATTGEFUNDEN HABEN. Das war ja der Trick von 2001, daß es den Gesetzgeber nicht interessieren wollte, wie und unter welchen Umständen es zu den sexuellen Handlungen kam. Das hat man ausgeblendet, weil man im Gerichtssaal keine schmutzige Wäsche waschen wollte. Lediglich die sexuelle Selbstbestimmung mußte gewahrt sein, also das ob, wie, wann, wo, weil man ja von Freiwilligkeit ausging. Und das war blauäugig, insbesondere weil manche Bundesländer ihre Polizeikontrollen einstellten. Das Problem von Menschenhandel und Zwangsprostitution ist auch nicht in Deutschland lösbar, sondern hauptsächlich in den Herkunftsländern. In Deutschland haben wir es mit den Nutznießern bzw Nutznießer:innen von Menschenhandel und Zwangsprostitution zu tun (männliche Kunden und Prostitutionsstättenbetreiber:innen, Sex bzw Miete), nicht aber mit den Profiteur:innen von Menschenhandel und Zwangsprostitution, die entsprechend ihrer Kalkulation mit einer hoher Gewinnmarge daran verdienen, wobei das Ausmaß unbekannt ist.

Ich bin da schon gespannt, ob nach zweiundzwanzig Jahren Erfahrung mit ProstG 2001 das BVerfG nicht doch auf Versagen der Strafverfolgungsbehörden plädiert, und das ProstSchG von 2017 sowie die einschlägigen Strafrechtsparagrafen zu Menschenhandel und Zwangsprostitution nicht als hinreichendes Korrektiv anerkennt um dem Anspruch des Grundgesetzes für jeden einzelnen Sex Worker zu entsprechen und den EU Verpflichtungen hinsichtlich Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsprostitution effektiv nachkommen zu können. Das klingt jetzt überheblich, ist es auch von mir, aber es muss doch gesagt werden dürfen, daß die Strafverfolgungsbehörden mit all den gesetzgeberischen Initiativen nichts anzufangen wissen und deshalb keine Erfolge vorweisen können.

Also entweder gibt es das bedenkliche Ausmaß von MH und ZP nicht, oder aber es liegt eine eklatante Fehlleistung des Staates und der Strafverfolgungsbehörden vor.

In zweiundzwanzig Jahren hat sich viel getan. Die neue Fragestellung hat meiner Meinung nach zum Ziel, die Machtposition von Sex Workers im System der Prostitution zu hinterfragen, und damit eine qualitative Antwort auf die Frage zur Sexuellen Selbstbestimmung, zur Gewährleistung von Autonomie und zur Einhaltung der Menschenwürde zu geben. Mein Eindruck ist, Augen zu und durch. Ich schaffe fünf oder zehn harte Jahre im System der Prostitution an, verdiene viel Geld und habe hohe Kosten, aber nach fünf oder zehn Jahren bin ich frei und kann mich in einem anderen Beruf selbstständig machen. Da ist viel Zwang im Spiel. Aber auch genauso viel Inkaufnahme. Ob Inkaufnahme nun Freiwilligkeit impliziert mögen die Philosophen entscheiden. Natürlich sind die "hohen Kosten" und das ganze drumherum rechtswidrig, aber wo keine Strafverfolgungsbehörde da kein Tatbeweis. So, und da sich das System Prostitution scheinbar nach zweiundzwanzig Jahren verselbständigt hat, alle Akteur:innen aufeinander abgestimmt agieren, der Staat aber die Zwanghaftigkeit des Systems Prostitution und die Rechtswidrigkeit im System der Prostitution argwöhnisch beäugen muss, bleibt ihm Wohl oder Übel nur der Knüppel um mal wieder kräftig dazwischen funken zu können. Das Mittel hierzu wäre wohl der objektive Tatbeweis.

Zitat aus obigem Spiegel Link:

Auch die Lex Heinze wäre verständiger Auslegung durch juristische Literatur und Rechtsprechung zugänglich gewesen, hätte man sich der Auffassung eines liberalen Strafrechtslehrers wie Franz von Liszt angeschlossen, der - und ihm folgend Eberhard Schmidt den unzüchtigen Charakter eines Werkes nur dann bejaht, wenn es »auf die Erregung des Geschlechtstriebs gerichtet ist und den sittlichen Anstand in geschlechtlicher Beziehung gröblich verletzt«. Diese »subjektive Theorie« lehnte das Reichsgericht ab. Es schuf die sogenannte »objektive Theorie«, wonach die unzüchtige Darstellung charakterisiert wird »als eine solche, die objektiv geeignet ist, das normale Scham- und Sittlichkeitsgefühl in geschlechtlicher Beziehung zu verletzen«. Damit war der sagenhafte »Normalmensch« geboren, mit dessen durchschnittlichem Moral- und Anstandsgefühl sich die Rechtsprechung bis in die neueste Zeit hinein redlich abgequält hat, wobei sie, jeweils nach Tatumständen, auch zu mehr oder weniger wohlwollenden Entscheidungen gelangt ist.

Das ist aber erst die halbe Miete. Wenn nun solch ein System Prostitution vermutet wird, also mitten im Staat ein System aus inkaufgenommenem Zwang sich etabliert hat, was, wenn in dieses System Personen geraten können, die mit diesem System und der Inkaufnahme von Zwang nichts aber auch gar nichts zu tun haben wollen? Müßte der Staat dann nicht dieses System tilgen? Kann er es in Anbetracht seiner Verantwortung weiter gewähren lassen? Ich bin der Meinung, das System Prostitution muss ein wehrhaftes System sein. Darum muss die Machtfrage gestellt werden.

Nix genaues weiß man nicht. Deshalb vermisse ich schmerzlich eine Liste aus der hervorgeht:

Gerichtsbezirk, Datum bzw Zeitraum der Tat(en), Paragraphen gegen die verstoßen wurde, Anzahl geschädigter Personen nach Geschlecht und Alter, Anzahl Täter:innen nach Geschlecht und Alter.

Wäre das so ein grober Verstoß gegen Datenschutzbestimmungen? Jedenfalls würde es meine Akzeptanz der Märchenerzählungen signifikant erhöhen.

Und warum man zu den bei Fachberatungsstellen aufgeschlagenen Betroffenen von MH und ZP nicht ebenso eine bundesweite Liste erstellen kann aus der die Schädigung zu entnehmen ist, bleibt wohl auch deren Geheimnis. Lieber tut man dann fünf Jahre später Akten wälzen und Zahlen zusammenführen die nicht zusammenpassen oder lückenhaft sind, und dann mit wulstigem Text beschrieben werden müssen. Ich kann ja gerne mal ein Excel Sheet vorbereiten und einen Webservice aufsetzen.

Eine Diskussion ganz anderer Art hat meiner Meinung nach Inez Mischitz angezettelt, wenn sie textet: Die Frage ist ja: Wie könnte man, wenn Zwangsprostitution und Prostitution quasi [...] „gleich aussehen“, wirksam die Inanspruchnahme von nur einem verbieten? Man müsste die Inanspruchnahme von beidem verbieten.

In ihrem Artikel wird auch eine in Deutschland noch nicht diskutierte Variante aufgegriffen: Eine Strafnorm nach dem Vorbild von England, Wales und Zypern würde immerhin den Widerspruch aufheben. Dort werden Freier von Zwangsprostituierten ganz unabhängig von ihrem Wissen bestraft, eine Form der verschuldensunabhängigen Haftung. Für Freier hierzulande würde es dann allerdings erst recht „Augen auf beim Sexkauf“ heißen.
Zuletzt geändert von hasenfuss am 01.07.2023, 21:17, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

"System Prostitution"

"System? Ich halte dieses Wort wegen des geringen Organisationsgrads im Horizontalgewerbe für ähnlich unpassend wie es in der Kombination "System Cannabis" wäre. Für den Vergleich mögen mich jetzt manche hauen wollen, aber pardon: Er passt! Auch das Thema Cannabis ist kontrovers quer durch die politischen Lager, auch bei Cannabis wird die Rechtslage an Vorurteilen statt an Fakten ausgerichtet; auch Cannabis wird überwiegend von Klein- bis Kleinstunternehmern vertrieben. Sie und ihre Kunden könnten ein ruhiges Leben haben, störten die Gesellschaft kein bisschen, würden sogar die "Zaubersteuer" (Götz Widmann) bezahlen - wenn bloß die Gesellschaft sich nicht an ihnen stören würde! Auch in der Drogenpolitik schafft Kriminalisierung mehr Probleme, als es überhaupt zu lösen gäbe, und erschwert nötige Hilfestellungen erheblich."
(an anderer Stelle in diesem Forum)

"Deshalb vermisse ich schmerzlich eine Liste aus der hervorgeht: Gerichtsbezirk, Datum bzw Zeitraum der Tat(en), Paragraphen,
gegen die verstoßen wurde, Anzahl geschädigter Personen nach Geschlecht und Alter, Anzahl Täter:innen nach Geschlecht und Alter.
"

Ja, wenn Abolitionist*innen eine solche Liste vorbringen würden, und ein wesentliches Ausmaß dabei sich zeigte,
hätte die Diskussion eine Grundlage, die jenseits des Wähnens und Behauptens wäre.

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hasenfuss
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

@Boris Büche

Nene, Prostitution geht in meinem Beitrag schon über die Anbieterinnen hinaus. Von der Rekrutierung bis zur Rückreise in die Heimat, und alles was dazwischen liegt. Alle Akteur:innen eingeschlossen. Mit Organisationsgrad hat mein Argument nichts zu tun.

Ich dachte, jetzt würde ich mal so richtig zerpflückt werden. Gibt es keine weiteren Kritikpunkte?

Boris Büche
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

@hasenfuss:

"Mit Organisationsgrad hat mein Argument nichts zu tun."

- Die Verwendung eines Wortes ist kein Argument, fehlender Organisationsgrad allerdings ist eines
gegen dessen falsche Verwendung (in demagogischer Absicht).

"Gibt es keine weiteren Kritikpunkte?"

- Von meiner Seite erstmal nicht, ich lasse mich nicht beliebig beschäftigen, irgendwann ist gut.

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hasenfuss
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

@Boris Büche

Okay, du meinst also nicht den Organisationsgrad eines Berufsverbandes sondern ob ein System eine Organisationseinheit darstellt, eine Spitze und verschiedene Ebenen hat. Also ich denke das kann man verneinen. Die Akteur:innen handeln nach einem gleichen Prinzip, aber jeder für sich. Allenfalls die Abläufe innerhalb der einzelnen Akteur:innen-Teams mögen organisiert sein. Genaues weiß man nicht. Aber eine Verschwörungstheorie wird nicht daraus.

Boris Büche
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

"Aber eine Verschwörungstheorie wird nicht daraus."

- Frau Rebelde (BesD) ist anderer Ansicht, und wurde dafür von EMMA & Co. verklagt.
"Lobby" und "System" sind etwa gleichwertig in dieser Hinsicht.

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Kasharius
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

@hasenfuss also ich finde deinen Beitrag unter#73 insgesamt schon sehr beachtlich wie überhaupt den ganzen Dialog hier mit@boris ....👍 Vielleicht solltet gerade ihr beide auch aktiv an der Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes beteiligt werden.😉

Aber es wäre ja schon schön, wenn wenigstens die beteiligt würden die es auch angeht....also die SW ....

Was die Vorschrift unter anderem in England betrifft: haben wir so etwas ähnliches ja schon. Seit der vorletzten Wahlperiode können Kunden auch dann bestraft werden, wenn Sie die ausbeuterischen Verhältnisse von Prostitution denen sie dann bei der Inanspruchnahme konkret begegnen leichtfertig verkennen. Mein Bemühen dem Bundesverfassungsgericht die Problematik des Begriffes leichtfertigkeit vor Augen zu führen wurde von diesem durch nicht befassung schnoede zurückgewiesen...

Also so oder so bleibt noch viel zu tun....
Kasharius grüßt

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Kasharius
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

https://www.ggmh.de/2021/07/bundesregie ... hilfen-an/

Obiger Link als Nachtrag zur sog. Freierstrafbarkeit

Kasharius grüßt