@Boris Büche @ Kasharius
Also ich habe ja auch keinen Plan. Mir kommt es aber so vor, als hat man das Internet erfunden nur um ein paar Probleme mehr zu haben, beispielsweise die Reichweite. Prostitution sollte aber meiner Meinung nach ein stilles Gewerbe sein, weil die Materie eben NIE, das heißt zu keiner Zeit in der Zukunft, alle Gemüter in der Gesellschaft befrieden wird. Man tanzt schließlich seinem Nachbarn auch nicht auf der Nase herum wenn man schon weiß, daß ihn das stört. Im übrigen will ich hier auch nicht stören. Ich kenne ja die Befindlichkeiten. Aber ich habe nun mal was gegen das Herunterputzen von Personen. Da drängt sich mir, es sei mir bitte verziehen, leider unsere verhängnisvolle Vergangenheit auf. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die Analyse der abolitionistischen Märchenstunden auch ohne Psychoanalyse möglich ist.
Werden die neuerdings vernetzten Abolitionist:innen einfach wieder von der Bildoberfläche verschwinden? Wird die anstehende Evaluation die Entscheidung bringen und welche Veränderungen werden dann vom Gesetzgeber beschlossen werden? Wird sich Deutschland gegen die EU Abkommen stemmen oder wird es den Menschenhandels Paragrafen überarbeiten müssen, wie Renzikowski es sieht? Es sind doch nicht nur die Märchenstunden, viel mehr wiegen doch die Abkommen, die Deutschland verpflichten ganz konkrete Forderungen zu erfüllen. Und jeder Fall ist ein Versagen der deutschen Politik. Da sind wir uns ja einig, daß ProstG und ProstSchG von den Sex Workers so nie gewollt waren.
Vieles was es rund um PaySex herum gibt wird von mir nicht in Anspruch genommen. Ich brauche kein Internet um Sex zu haben. Ich brauche auch keine Partystimmung. Und schon gar keine Fickberichte. Bilder und Beschreibungen auch nicht. Werbung auch nicht. Den Wanderzirkus mit wöchentlich wechselnden Frauen brauche ich auch nicht. Schlechte Presse über "Freier" auch nicht. Ich will kein schlechtes Gewissen haben sondern ein paar schöne Stunden erleben. Ich will das stille Gewerbe wieder zurück haben ohne befürchten zu müssen dass mir Abolitionist:innen in die Suppe spucken. Der Kampf kann nicht gewonnen werden, darum raus aus dem Rampenlicht. In der Branche wird es solange ein nicht hinnehmbares Machtgefälle geben, solange die Armut in Europa nicht bekämpft werden kann. Und dazu fehlt in den Jahrzehnten die ich noch erleben kann schlicht das Geld.
Die Kunden haben es in der Hand. Entweder können sie sich benehmen, oder man nimmt ihnen ihr liebstes Spielzeug weg. Wurdet ihr anders erzogen? Damit spiele ich wieder auf die Freierforen an. Das ist ja mein Thema.
Der Sex unter Männern braucht nicht hervorgehoben werden, weil diese Spielart nicht im Rampenlicht steht. Die machen das im stillen und sind dabei ungestört. Aus eigener Erfahrung sind da die Kunden nicht anders. Übergriffig, unsafe, unhygienisch, sprachlos, ambivalent. Das ist mein Spielfeld wo ich die männliche Psyche studiere und mir Klarheit verschaffe, was es heißt, ein Mann im einundzwanzigsten Jahrhundert zu sein.
Nix für ungut. Ich werde sicherlich nicht im Bett sterben.
- - - - - -
Renzikowski: "Eine grundlegende Überarbeitung der Menschenhandelsdelikte ist auch deshalb angebracht, weil die letzte Reform die vom Gesetzgeber verfolgten Ziele nicht erreicht hat und von den Strafverfolgungsinstitutionen als wenig praktikabel eingeschätzt wird."
https://link.springer.com/article/10.10 ... 23-00778-4
Versehen ist der Satz mit der Fußnote 90: "Bartsch et al., Evaluierung der Strafvorschriften zur Bekämpfung des Menschenhandels (§§ 232 bis 233a StGB), 2022, S. 200 ff."
https://www.bmj.de/DE/Ministerium/Forsc ... handel.pdf
- - - - - -
Unser Verhalten geht vom Kopf aus. Besser gesagt von unseren Gedanken. Darum sind Freierforen für mich ein rotes Tuch. Menschenhandel und Zwangsprostitution wären für Kunden kein Thema, wenn sie sich so verhalten würden, wie man das gegenüber einer Freundin kennt oder erwarten darf. Ohne Vertrauensbasis macht man halt keinen Sex. Ansonsten kann es halt böse Überraschungen geben. Der Kunde hat es in der Hand. Nicht Menschenhändler:innen oder Prostitutionsstättenbetreiber:innen. Die können machen was sie nicht lassen können. Wenn der Kunde nicht mitspielt und zur Sexarbeiterin steht, ja was dann? Schöne neue Welt.
Nach zehn Jahren Kampf hat sich einiges abgemüht. Ich stehe nach wie vor für eine gewerberechtliche Regelung von Prostitutionsstätten, für eine zivilrechtliche Regelung des Vertragsverhältnisses gegenüber Kund:innen und Betreiber:innen, und für die Streichung aller Sondergesetze ein. Dann aber muss es auch möglich sein über die Mißstände sprechen zu können. Ich weiß, das beschäftigt mich sehr, die Frauen müssen auch Geld verdienen. Es geht ja schließlich nur um's Geld verdienen. Von irgendwas müssen ja Miete und Essen bezahlt werden. Ein Sex Worker der am Morgen aufsteht und sich auf die Socken macht und seine Zeit mit Sex verplempert, muss am Abend etwas für seinen Lebensunterhalt getan haben. Wie jeder normale Mensch halt auch. Ich will sicherlich nicht schlauer sein als alle anderen.
Die Frau in der Landsberger Straße in München Ende der 80er Anfang der 90er Jahre hat sich durchgesetzt, wie auch immer sie das geschafft hat. Der konnte man nicht auf der Nase rumtanzen. Und dann kamen die Frauen aus Tschechien. By the way: Gibt es keine Razzien mehr? Doña Carmen e.V war doch berühmt für die Razzien Reports. Die 90er Jahre waren schlimme Jahre. Ich bin dann 1993 nach Brasilien abgetaucht, von Frankfurt aus mit der VARIG, während die Brasilianerinnen nach Frankfurt und Valencia flogen, vertrieben vom Plano Real der 1:1 zum Dollar stand. Ich kann nur sagen, das Original ist immer besser als die Kopie. Hier in Deutschland geht jede "calor humano" kaputt. Das ist ein deutsches Problem. Wir Deutschen sind nicht beliebt.
- - - - - - - - - -
Ergänzung
- - - - - - - - - -
Disclaimer:
Märchen haben natürlich in aller Regel einen sehr grausamen Hintergrund.