Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

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KonTom
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Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

Beitrag von KonTom »

28-Jähriger soll 18-Jährige auch misshandelt und vergewaltigt haben
"Das stimmt nicht von Anfang bis Ende." Cesim K. (28) weist die Vorwürfe der Anklage entschieden zurück. Mehr möchte er sich am Mittwoch vor der VI. Strafkammer aber nicht äußern. Er schweigt fortan. Was Staatsanwältin Sabine Vollmer ihm in ihrer Anklage vorwirft, ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine brutale Tat. Er soll eine 18-jährige Essenerin gegen ihren Willen in verschiedenen Clubs zur Prostitution gezwungen und sie misshandelt und zweimal vergewaltigt haben.

In der Bochumer Diskothek Taksim hatte er die junge Frau, eine Auszubildende, im Mai 2006 kennen gelernt. Nach einer ersten Verabredung soll er ihr schnell gesagt haben, dass er ein Zuhälter sei und sie für ihn anschaffen gehen solle. Als sie das ablehnte, soll er gedroht haben, ihrer Familie etwas anzutun. Aus Angst will sie deshalb für ihn gearbeitet haben. Erst in der Duisburger Villa Venus, dann im Bochumer Salome und schließlich noch im Essener Penelope.


Wenn sie sich weigerte, soll er sie geschlagen haben. Gedroht haben soll er ihr auch damit, dass er sie nach Polen verschleppe. Auf einem Spaziergang am Baldeneysee soll er sie gewürgt und einmal mit einem skalpellartigen Gegenstand die Hand aufgeschnitten haben. Zweimal soll es zu Vergewaltigungen gekommen sein. Erst im September habe sie die Angst überwunden, sich einem Freund anvertraut und schließlich die Polizei informiert.

Beim Haftrichter hatte der Angeklagte noch ausgesagt. Er sprach dort von einer Liebesbeziehung zu der 18-Jährigen. Sie habe in Clubs gearbeitet, aber ohne Zwang. Gewalt? "Ich schlage keine Frauen!"

Die heute 19-Jährige bleibt im Prozess bei ihren Vorwürfen. Bis vor kurzem sei sie in psychiatrischer Behandlung gewesen und froh, langsam wieder ein Alltagsmädchen zu sein. Das Umfeld des Angeklagten, der an der Steeler Straße ein Café betrieben haben soll, ist schillernd. 160 000 Euro fand die Polizei in einem Schließfach, wunderte sich auch über den Mercedes S-Klasse, den er fuhr. Ein Freund von ihm erzählt, dass der Angeklagte Sozialhilfe beziehe und das Geld nach einem Autounfall von einer Versicherung komme.


Quelle: Westdeutsche Allgemeine

KonTom
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Zuhälterunwesen

Beitrag von KonTom »

Zuhälterin verhaftet: Sie zwang Mädchen (15) zur Prostitution

Sie zwang laut Polizei ein erst 15 Jahre altes Mädchen zur Prostitution: Beamte des Landeskriminalamts haben eine 45 Jahre alte Bulgarin festgenommen, die mindestens vier junge Frauen aus ihrer Heimat nach Norddeutschland gelockt hat. Sie erzählte den jungen Frauen, dass sie hier gutes Geld als Putzhilfe verdienen würden. Doch nur eine der vier wusste, dass es in Wahrheit um Prostitution ging. Zuhälterin Milena F. sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Der Fall war bekannt geworden, nachdem der 15-Jährigen und einer 21-Jährigen am vergangenen Dienstag die Flucht aus einer Modellwohnung in Harburg gelang. Die beiden jungen Frauen liefen zur nahen Wache 46 und offenbarten sich den Beamten. Nach bisherigen Ermittlungen hatte Milena F. die 15-Jährige und das andere Opfer in ihrem bulgarischen Heimatdorf angesprochen und erzählt, dass sie in Deutschland arbeiten und Geld verdienen könnten. Wahrscheinlich, so ein Ermittler, erschlich sich die Menschenhändlerin das Vertrauen der Eltern. Vor fünf Wochen kamen die beiden jungen Frauen zuerst nach Niedersachsen. "Hier hat man uns erst die Pässe weggenommen, dann wurden wir durch Drohungen und Schläge gefügig gemacht", berichtete das Mädchen. Sie seien geschlagen, eingesperrt und überwacht worden. "Der gesamte Prostitutionserlös ging an Milena F., die Opfer waren völlig mittellos", sagt Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Die Mädchen flüchteten demnach vorher nicht, weil sie nicht wussten, wohin sie sich hätten wenden sollen.

Anfang Juni holte Milena F. zwei weitere Frauen, 23 und 25 Jahre alt, aus Bulgarien nach Norddeutschland. Von ihnen ließ sie Nacktfotos anfertigen, die im Internet angeboten wurden. Alle vier Frauen mussten sich schließlich in zwei Modellwohnungen in Stellingen und Harburg Freiern anbieten. Aus der Stellinger Wohnung befreiten Polizisten vergangene Woche zunächst die beiden anderen Frauen. Die 45 Jahre alte Zuhälterin spürten die Fahnder schließlich am Freitag in Nordrhein-Westfalen auf.

Quelle

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Marc of Frankfurt
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Schutz vor Zuhälterei

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Highlights in diesem Sammelthema


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PKS


BKA-Menschenhandelsbericht 2009 ff.:
www.bit.ly/bkazahlen (zum merken und weitergeben)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=81150#81150

Fall-Analyse zu nigerianischen Madams und Voodoo:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=88954#88954

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Wichtige Links zu anderen Themen im Forum

UEGD Bundeslagebild Kriminalität 2009:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=91372#91372

Sammelthema Menschenhandel
www.sexworker.at/menschenhandel

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Mehr www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=133636#133636


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Dies war das ursprüngliche Posting:

Das Zuhälter-Thema jetzt als Intra-Frauen-Thema:

siehe auch die Wilde Wanda, Wien.
Z.B. der Film in unserem Film-Forum (members-only)





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Tipps: Wie schützt man sich vor Zuhälterei

(SW-only)
  • Persönliche Autonomie. Aufpassen mit dem "sich Verlieben". Zur Selbstliebe finden.
  • Professionelle Kommunikation: klare Grenzen und Preise setzen. Kundenbeziehung abkühlen lassen bevor Stalking droht.
  • Security durch strukturelle Sicherheit im Bordell, Drive-in Loveboxen, Arbeit mit 2. Kollegin in der Wohnung, Freunde per Callback oder Notruf (Covern).
  • Ökonomische Selbstständigkeit als Fundament seelischer Autonomie. Finanzelles Polster schafft Handlungs-Freiheit.
  • Deeskalations- bzw. Selbstverteidigungstraining lernen und ständig trainieren.
  • Informationelle Selbstkontrolle: z.B. Künstlername zum Schutz der bürgerlichen Identität vor ungewünschtem Kundenzugriff oder Stalking

    ...
  • Rechte für Sexarbeiter. Entdiskriminierung von Prostitution.
Sicherheit für Sexworker (members only)





Lexikon

Zuhälter
http://www.kriminologie.uni-hamburg.de/ ... %C3%A4lter
http://de.wikipedia.org/wiki/Zuh%C3%A4lter

Sexualdelikte
http://www.kriminologie.uni-hamburg.de/ ... delinquenz
http://de.wikipedia.org/wiki/Sexualdelikt





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annainga
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Mehrheit der Frauen arbeitet legal

Beitrag von annainga »

Modellwohnungen 100 Frauen schaffen an, schätzt die Polizei

Prostitution: die Lage in Harburg

Nach der Flucht der 15 Jahre alten Bulgarin: Die Polizei schätzt, dass fünf Prozent der Prostituierten illegal sind. Minderjährige sind die Ausnahme.

Von Andreas Krüger

Harburg -
Eine erst 15 Jahre alte Bulgarin flieht aus dem Haus Karnapp 28, in dem sie zur Prostitution gezwungen wurde. Der Fall sorgte für Aufsehen (das Hamburger Abendblatt berichtete). Welche Rolle spielt eigentlich Prostitution in Harburg? Im Bezirk gibt es mehr als 100 Frauen, die in sogenannten Modellwohnungen ihrem Gewerbe nachgehen. Allein auf der Internetseite, auf der die 15-Jährige zu finden war, bieten 28 Frauen und zwei Clubs aus dem Süderelberaum ihre Dienste an.


Es sind immer die gleichen Harburger Adressen im Binnenhafen, an der B 73, der Wilhelmstraße oder der Eißendorfer Straße, in denen Modellwohnungen zu finden sind. Einige der Vermieter haben sich offenbar darauf spezialisiert. Damit sie nicht direkt belangt werden können, werden solche Wohnungen in der Regel an einen Zwischenmieter gegeben. Erst der nimmt die Prostituierten als Untermieter auf. So entgehen die Eigentümer, sollte ihnen nicht nachgewiesen werden können, dass sie von der Prostitution in ihrer Wohnung wussten, die Einziehung der Wohnung.

Wie viele Wohnungen es in Harburg gibt, in denen der Prostitution nachgegangen wird, ist nicht genau bekannt. Hamburgweit sind es etwa 340 unter 280 Adressen. In Harburg dürften es um die 50 sein. Die ganz überwiegende Mehrheit der Frauen arbeitet dort legal. Nur fünf Prozent aller Prostituierten, so die Schätzungen der Polizei, gehen hier illegal ihrem Gewerbe nach.
Dass es sich um Minderjährige handelt, wie im Fall der 15-Jährigen, die unter dem Namen "Carina" arbeiten musste, ist die absolute Ausnahme. Dass sie auch noch wie 15-Jährige aussehen, kommt fast nie vor. Das ist allerdings bei "Carina" der Fall. Deswegen droht auch den Männern, die bei dem Mädchen als Freier waren, ein Strafverfahren. Sie müssen schon vom äußeren Anschein her billigend in Kauf genommen haben, dass es eine Minderjährige war. Das reicht für ein Verfahren.

Möglicherweise wird die 15-Jährige noch umfassender Aussagen und Informationen zu ihren Freiern geben können. Oft fassen gerade Prostituierte aus Osteuropa, die schlecht behandelt und schließlich befreit wurden, hier nach kurzer Zeit großes Vertrauen in die deutsche Polizei.

erschienen am 20. Juni 2007

http://www.abendblatt.de/daten/2007/06/20/758291.html

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

„Denkzettel“ für den Angeklagten
VON ELKE LANDSCHOOF, 24.07.07, 17:28h

Rhein-Berg - Der Angeklagte räumte sämtliche Vorwürfe ein. „Mein Mandant hat die Prostitution gefördert, als er mit der Frau zusammen war. Als sie aufhören wollte, hat er sie aufgefordert, weiter zu machen“ sagte seine Anwältin. Das Schöffengericht in Bensberg verurteilte den 28-Jährigen wegen Zuhälterei und versuchter räuberischer Erpressung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Die Strafe wurde für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Außerdem muss der Angeklagte 2000 Euro an das Frauenzentrum in Bergisch Gladbach zahlen.

Schon im Vorfeld der Verhandlung hatte die Verteidigung signalisiert, dass es zu einem umfassenden Geständnis kommen würde. Deshalb brauchte auch die Geschädigte, eine 25-jährige Rösratherin, vor Gericht nicht zu erscheinen. Die Beziehung zwischen ihr und dem verheirateten Angeklagten hatte 2004 begonnen. Ab Juni brachte der 28-Jährige seine Freundin zu verschiedenen Clubs, wo sie der Prostitution nachging. Den Verdienst, bis zu 1500 Euro pro Woche, gab sie ihrem Freund. Als sie mit einer Unterleibsentzündung zusammenbrach, wollte sie mit dem Anschaffen aufhören. Doch der Angeklagte drohte ihr, und sie machte weiter. Im September konnte sie aus der Situation flüchten.

„Das war nicht harmlos“, sagte der Anwalt der Rösratherin, aber seine Mandantin habe Probleme mit der Geschichte und stelle auch keinerlei Anträge. „Sie möchte das Ganze vergessen“, so der Jurist.

„Sie sind nicht der klassische, abzockende Zuhälter“, beurteilte der Richter den Angeklagten, „so wirken Sie nicht.“ Er sei in diese Gelegenheit hineingerutscht. „Sie hat es ja bis zu ihrer Erkrankung freiwillig gemacht“, so der Vorsitzende. Aber ein deutlicher Denkzettel müsse schon sein, da er ihr gedroht und sie gegen ihren Willen gezwungen habe, weiter zu machen.

Der Angeklagte war schon in früheren Jahren wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden. Weil er in dieser Sache mehrfach zu den angesetzten Terminen nicht erschienen war, wurde der 28-Jährige in Sicherungshaft genommen. Dadurch wurde eine dreimonatige Strafe wegen fahrlässiger Gefährdung im Straßenverkehr fällig, die 2005 zur Bewährung ausgesetzt worden war. Insgesamt saß der Mann fast vier Monate im Gefängnis. „Diese Haft hat meinen Mandanten erheblich beeindruckt“, führte die Verteidigerin aus. „Er ist heute ein anderer als vor drei Jahren.“

Sein letztes Wort vor der Urteilsverkündung nutzte der Angeklagte, um sich zu entschuldigen. „Es tut mir Leid, dass ich dich betrogen habe. Dadurch ist das Ganze entstanden“, sagte er in Richtung seiner Ehefrau.

http://www.rhein-berg-online.ksta.de/ht ... 1370.shtml

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

„Sterbe ich heute oder morgen?“


VON TIM STINAUER, 30.07.07, 21:23h

Andrea Kaufmann im Gespräch mit Marianne Weich vom Weißen Ring.


Ihr Ex-Freund soll sie zur Prostitution gezwungen und mehrfach mit dem Tode bedroht haben.

Manchmal seien die Schmerzen im Unterleib so stark gewesen, dass sie sich übergeben musste, erzählt Andrea Kaufmann (Name geändert). Sie habe in diesen Momenten nicht gewusst, ob sie laut schreien oder sich zusammenreißen sollte, damit ihr Freund nicht noch fester zuschlägt. „Wenn du dich noch einmal übergibst, bringe ich dich um, dann buddel ich dich ein“, soll er gedroht haben. Einmal soll er ihren Kopf in der Badewanne sekundenlang unter Wasser gedrückt, ein anderes Mal ein Skalpell an ihren Hals gehalten und gedroht haben zuzustechen. „Ich dachte, das war's jetzt“, erinnert sich die 29-Jährige. „Ich wusste oft einfach nur nicht: Sterbe ich heute oder morgen?“

Ihr Ex-Freund, Dirk V. (Name geändert), wurde im Februar zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Das Kölner Landgericht sah es als erwiesen an, dass der 35-Jährige Andrea Kaufmann zur Prostitution gedrängt und außerdem eine weitere Frau sexuell genötigt, bedroht und verletzt hat. Mit Andrea Kaufmann habe Dirk V. eine „labile Frau schwer beeinträchtigt“, die noch heute unter den Folgen der Tat leiden würde, heißt es in der Urteilsbegründung. Nun kämpft Andrea Kaufmann darum, dass das Versorgungsamt sie als Opfer einer Gewalttat anerkennt; dann würde ihr eine Rente zustehen. Das Amt würde womöglich auch die Kosten für Therapien und Medikamente tragen. Doch die Behörde stellt sich quer.

Im April erhielt Kaufmann den Ablehnungsbescheid. Der Täter sei „bezüglich Ihrer Person nur“ wegen Zuhälterei verurteilt worden, schreibt ein Sachbearbeiter. Eine „Gewaltanwendung an Ihnen“ sei „trotz erheblicher Anhaltspunkte“ letztlich nicht nachgewiesen worden. „Deshalb musste ich Ihren Antrag leider ablehnen.“ Auf Anfrage bestätigt Günter Körner, der stellvertretende Leiter des Versorgungsamtes: „Die Entscheidung ist korrekt. Eine vorsätzliche Gewaltanwendung ist nicht nachgewiesen.“ Andrea Kaufmann ist fassungslos.

Zeugen für die mutmaßlichen Übergriffe hat sie keine, auch ärztliche Atteste über die erlittenen Verletzungen lagen dem Gericht nicht vor. Überzeugt waren die Richter gleichwohl, dass Dirk V., bevor er Andrea Kaufmann kennenlernte, bereits eine andere Frau schwer misshandelt und mit Gewalt zum Sex gezwungen hat. Laut Urteil war er mit ihr auf eine Autobahnbrücke gefahren und hatte gedroht, sie hinunterzuwerfen. Er schlug sie, hielt ihr eine Schere an den Hals und drohte, ihre minderjährige Tochter auf den Strich zu schicken. 2003 endete die Beziehung. Ein Jahr später traf Dirk V. Andrea Kaufmann. Ihr habe er Ähnliches angetan, klagt die 29-Jährige.

Kerzengerade, die Hände auf dem Tisch gefaltet, erzählt die Büroangestellte, wie im Frühjahr 2005 alles angefangen hatte. „Wir haben uns über die Arbeit kennengelernt. Er war so freundlich, ich dachte: Wow, toll, wie sympathisch!“ Doch schon bald schlugen die Gefühle um. „Er war wahnsinnig eifersüchtig. Als mein Shampoo alle war, fragte er: Warum ist das leer? Für wen duschst du so häufig?“ Auch ihre EC-Karte und die Schlüssel habe er ihr abgenommen. „Er hat mich total abhängig von sich gemacht.“ Und immer wieder habe er zugeschlagen. Aus Angst vor Dirk V. habe sie niemandem, auch nicht ihrer Familie, erzählt, was sie durchmachen musste.

Laut Gerichtsurteil forderte der 35-Jährige sie auf, in drei Bordellen anschaffen zu gehen. Er bestimmte, wie hoch ihre Einnahmen sein sollten und legte die sexuellen Praktiken fest. Und er kontrollierte sie offenbar auf Schritt und Tritt, selbst dann, wenn sie mit ihren Freiern beschäftigt war. An ihrem Handy, das sie jederzeit bei sich tragen musste, hatte er eine Abhörvorrichtung montiert. So wusste er ständig, was sie tat. Das Versorgungsamt argumentiert, es sei nicht eindeutig erwiesen, dass all das gegen Kaufmanns Willen geschah. Um sie zu schonen, musste sie vor Gericht nicht aussagen.

Insgesamt ein halbes Jahr habe sie die Qualen über sich ergehen lassen, erzählt die 29-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Sommer 2005 hätte sie dann genügend Mut gefasst, um ihrem Peiniger zu entkommen. In den Mittagsstunden des 1. August nutzte sie einen Augenblick, in dem der 35-Jährige beim Zahnarzt saß. „Ich wusste, dass er mich in diesem Moment nicht überwachen konnte.“ Aus dem Büro rief sie ihre Eltern an. Sie holten ihre Tochter ab und brachten sie zur Polizei. Noch am selben Abend wurde Dirk V. festgenommen.

Ihre erste Vernehmung bei der Polizei habe elf Stunden gedauert, erinnert sich Kaufmann. Ihre Schilderungen gingen selbst der Kripobeamtin so nahe, dass diese das Gespräch mehrfach unterbrechen musste. Die 29-Jährige vertraute sich einer Mitarbeiterin des Weißen Rings an. Auch bei der Opferbetreuerin stößt die Entscheidung des Versorgungsamtes Köln auf Unverständnis: „In einem vergleichbaren Fall hat das Versorgungsamt Soest kürzlich einem Opfer anstandslos eine monatliche Rente bewilligt. Ich verstehe nicht, was hier passiert“, sagt Marianne Weich vom Weißen Ring. Seit den Taten ist Andrea Kaufmann nach dem Schwerbehindertengesetz zu 50 Prozent schwerbehindert. „Und trotzdem stellt sich das Versorgungsamt quer“, so Weich. Demnächst muss sich das Sozialgericht Köln mit dem Fall befassen. Mit Hilfe des Weißen Rings hat Andrea Kaufmann Klage gegen den Ablehnungsbescheid eingereicht.

Die 29-Jährige erinnert sich gut an den Satz, den ihre Anwältin nach dem Urteilsspruch zu ihr gesagt hatte. „Es ist endlich vorbei.“ Das war als Aufmunterung gedacht. Aber für Kaufmann klingt der Satz inzwischen wie Hohn. „Nichts ist vorbei“, sagt sie leise, „gar nichts.“

http://www.ksta.de/html/artikel/1182933979191.shtml

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zuhälterunwesen



Wegen Menschenhandels verurteilt



02.08.2007 04:39

Backnang/Stuttgart Nach monatelanger Verhandlung ist vor dem Stuttgarter Landgericht gestern ein erstes Urteil im sogenannten "Rote-Meile-Prozess" gesprochen worden. Die Richter schickten einen 22-jährigen Rumänen wegen Beihilfe zum schweren Menschenhandel, Zuhälterei und Betrugs für drei Jahre und drei Monate hinter Gitter.

VON BERND S. WINCKLER

Der gestern verurteilte Mann hatte zugegeben, eine 21-jährige Landsmännin in seinem Lokal in Ludwigsburg zur Prostitution gezwungen und sie dann an die derzeit noch angeklagten Rote-Meile-Wirtschafter nach Backnang verkauft zu haben. Der Rumäne gilt bei der Staatsanwaltschaft und den Richtern eigentlich nur als ein relativ kleines Rädchen im Getriebe der Menschenhändler. Er hatte zur selben Zeit, da die beschuldigten Bordellbetreiber Frauen aus osteuropäischen Ländern unter falschen Versprechungen hierher lockten und sie dann ins Bordell brachten, mitgeholfen, eine 21-jährige Rumänin nach Deutschland zu verschleppen. Der 21-Jährigen wurde vom Bruder des Beschuldigten weisgemacht, sie könne in einem türkischen Lokal als Haushälterin gutes Geld verdienen. Tatsächlich musste die junge Frau im Hinterzimmer des Lokals Freier gegen Bezahlung bedienen und das eingenommene Geld abliefern. Später wurde sie dann "mit Billigung und Wissen des Angeklagten" (Gericht) für 5 000 Euro an die Backnanger Rote Meile verkauft, landete später dann unter anderem auch noch in einem Bordell in Leipzig.

Der Frau war der Pass abgenommen worden. Der Umstand, dass sie die deutsche Sprache nicht beherrschte, sei voll ausgenutzt worden, um sie unter Druck zu setzen, heißt es in dem jetzt verkündeten Urteil gegen den 22-jährigen Mann.

Der vorsitzende Richter der 3. Strafkammer gab dem Verteidiger Recht, dass man hier "nicht die ganze Wahrheit über die Praktiken der Rote-Meile-Betreiber aufdecken konnte".

Allerdings stimme es auch nicht, dass die 21-jährige Frau in den Bordells freiwillig der Prostitution nachgegangen sei, wie der Angeklagte anfangs des Prozesses behauptete. Nach Belehrung durch das Gericht und Gesprächen zwischen dem Verteidiger und dem Ankläger gab dieser letztlich die Vorwürfe zu und profitierte dann von der vom Gericht zugesagten Strafmilderung. In das Urteil gegen den Rumänen einbezogen haben die Richter noch ein anderes Urteil wegen Raubes und Betrugs. Damit verbunden war die Zusage des Angeklagten, sich im Prozess als Belastungszeuge gegen die Angeklagten zur Verfügung zu stellen.

Die Richter hatten den jungen Rumänen bereits vor vier Wochen im Zeugenstand vernommen. Dabei hatte er behauptet, dass alle Frauen freiwillig in das Bordell in der Sulzbacher Straße gekommen seien. Nach seinem jetzigen Geständnis versprach nun der Ankläger als Gegenleistung die Einstellung des Verfahrens wegen Falschaussage.

In dem Rote-Meile-Prozess werden auf Antrag der Verteidigung derzeit zahlreiche von der Polizei mitgeschnittene Telefongespräche unter einigen der Angeklagten im Gerichtssaal abgespielt. Dies könne noch Wochen dauern, sagte gestern ein Gerichtssprecher. Entsprechend wird sich der seit Monaten laufende Prozess noch einige Zeit weiter hinziehen.
http://www.bkz-online.de/modules/news/a ... orytopic=9

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2 Menschenhandel-Fälle

Beitrag von Marc of Frankfurt »

„Kein Freier durfte abgelehnt werden“
Donnerstag, 9. August 2007, 14:05 Uhr

von:

INGE VON DEN BRUCK

Kategorie: Startseite, Grenzland

Schwalmtal/Mönchengladbach. „Den ‘Dirnenlohn’ mussten die überwiegend aus Rumänien, Polen und Litauen stammenden Damen mit dem heute 50-jährigen Angeklagten Horst W. teilen. Auf dessen Veranlassung mussten sie der Prostitution nachgehen“, warf Staatsanwalt Hans Heitmann vor der 2. Großen Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichtes dem ehemaligen Betreiber der „Schwalmtaler Hofs“ vor. Über 30 Straftaten soll der Angeklagte aus Alsdorf begangen haben.

Horst W. betrieb in den Jahren 1999 bis 2006 den „bordellartigen Betrieb Schwalmtaler Hof“ in Waldniel sowie andere solche Betriebe in Wassenberg und Erkelenz. „Im August 2000 musste die moldawische Staatsangehörige Ljudmila K. in dessen Betrieb in Schwalmtal der Prostitution auf Veranlassung des Angeklagten nachgehen“, betonte der Staatsanwalt: Der Angeklagte soll dabei unter Ausnutzung der Unkenntnis der deutschen Sprache und der ausländerspezifischen Hilflosigkeit sowie der persönlichen Ausnahmesituation des Opfers gehandelt haben. Ljudmila K. war von ihrer Familie getrennt und suchte Arbeit.

Mindestens zwei Opfer sollen zum Zeitpunkt der Prostitution unter 21 Jahre gewesen sein, der Personalausweis soll dem Angeklagten vorgelegen haben. Bis zu 3.000 Mark habe Horst W. für die Damen „bezahlt“, die die Hälfte des „Dirnenlohnes“ (50 Mark für 30 Minuten, 100 Mark für eine Stunde) an Horst W. „abtreten“ mussten. „Sie bekamen Geld für Zigaretten und Disco-Besuche“, hieß es vom Staatsanwalt: „Sie durften keinen Freier ablehnen und mussten alle Wünsche erfüllen.“

Auch das Alter einer 1984 geborenen Türkin soll dem Angeklagten bekannt gewesen sein. Mit dem bordellartigen Betrieb Schwalmtaler Hof habe sich der Angeklagte eine Einnahmequelle verschafft, ist Heitmanns Ansicht.

Im September des letzten Jahres wurde der „Puff“ dann von der Polizei durchsucht. Neben der Zeugin Ljudmila K. aus Moldawien hielten sich zum damaligen Zeitpunkt noch weitere Prostituierte dort auf, die nicht über eine Aufenthaltsgenehmigung verfügten. „Das war dem Angeklagten bekannt“, fuhr Heitmann fort: „Er hatte den Prostituierten Zimmer zur Verfügung gestellt, um ihnen die Ausübung der Prostitution zu ermöglichen. Für das Zimmer verlangte der Angeklagte acht Euro ‘Gebühren’.“

2003 unterhielt Horst W. zudem ein Büro für Bauwesen an der Waldnieler Roermonder Straße, bis er 2004 einen Insolvenzantrag stellte. Die Sozialversicherungsbeiträge der beiden Angestellten blieb Horst W. jedoch den Krankenkassen schuldig, was dem Angeklagten ein weiteres Verfahren einbrachte.

Doch es blieb am gestrigen Mittwoch beim Verlesen der Anklage.

W`s. Rechtsanwalt Reiner Jobs aus Eschweiler beantragte die Verschiebung der Verhandlung aufgrund gesundheitlicher Probleme des Angeklagten. Hierzu will er unverzüglich ein ärztliches Attest sowie Röntgenbilder schriftlich einbringen. „Mein Mandant ist nicht verhandlungsfähig“, sagte Rechtsanwalt Jobs.

Nun soll bis zum nächsten Verhandlungstag am kommenden Mittwoch eine amtsärztliche Untersuchung eingeleitet werden. „Wir brauchen nicht zu spekulieren. Ich bin selbst einmal gespannt auf die Gründe“, so Staatsanwalt Hans Heitmann.

http://www.grenzlandnachrichten.de/inde ... 4822a62657




[hr]





Unfassbares Martyrium einer 20-Jährigen: Täter nach intensiver Fahndung nun gefasst

* Frau von Paar festgehalten und schwer misshandelt

Ein mutmaßliches ungarisches Zuhälterpärchen ist am vergangenen Wochenende in Salzburg geschnappt worden. Das Pärchen soll bereits seit dem Vorjahr eine 20-Jährige in Graz festgehalten und zur Prostitution gezwungen haben. Dem schwer misshandelten Opfer gelang nach Monaten schließlich die Flucht - daraufhin liefen die Ermittlungen an. Wie die Exekutive mitteilte, stehen der 38-Jährige und seine 30-jährige Freundin im Verdacht, noch weitere Frauen nach Österreich und Deutschland gelockt und an verschiedene Bordellbetreiber vermittelt zu haben.

Im Sommer 2006 hatte die 20-Jährige das Pärchen in Ungarn kennengelernt. Als die junge Frau über Geldmangel klagte, bot ihr der 38-Jährige an, ihr in Österreich einen Job als Putzfrau zu vermitteln, berichtete ein Beamter des Landeskriminalamt Steiermark, Bereich Menschenhandel und Schlepperei, im APA-Gespräch. Die 20-Jährige willigte ein und fuhr im Dezember mit den beiden im Auto des 38-Jährigen nach Graz.

Dort allerdings wurde sie in ein Bordell gebracht: "Die 30-Jährige hat in einem Betrieb angefragt, ob sie und ihre Freundin dort arbeiten könnten", so der Kriminalist. Da die Papiere stimmten und die 20-Jährige - die kein Wort deutsch spricht - nicht den Eindruck gemacht haben soll, dass sie sich in Gefahr befand, wurde sie eingestellt.

"Die junge Frau war dort dann die ganze Zeit unter Aufsicht. Die Verdächtige war ständig in ihrer Nähe, hat auch gemeinsam ein Zimmer mit ihr bezogen", sagte der Polizist. Dort soll das Pärchen die 20-Jährige dann geschlagen und sie vergewaltigt haben: Die 30-Jährige soll das Opfer dabei am Bett festgehalten haben. Außerdem soll sie ständig bedroht worden sein: "Dass ihr oder ihrer Familie etwas angetan wird." Die Frau sei so eingeschüchtert worden, dass sie sich nicht traute, sich jemanden anzuvertrauen. Auch bei Polizeikontrollen hätte die 20-Jährige niemanden zu verstehen gegeben, dass sie in Gefahr sei.

Schließlich gelang dem Opfer die Flucht: "Sie hat Hilfe bekommen." Daraufhin liefen die Ermittlungen an. Das Pärchen war nach der Flucht der jungen Frau untergetaucht; der Exekutive gelang es aber, seine Spur aufzunehmen. Am vergangenen Freitag in Salzburg konnten die Kriminalisten schließlich zuerst die 30-Jährige und zwei Tage später den 38-Jährigen ausfindig machen. Die Frau wurde geschnappt, als sie auf einem Lkw-Parkplatz am Walserberg der Prostitution nachging.

Die beiden Ungarn wurden in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert. Das laut Polizei schwer misshandelte Opfer wurde vom Bundeskriminalamt in einer Betreuungsstätte untergebracht. Die Frau muss nach wie vor psychologisch betreut werden, so die Sicherheitsdirektion Steiermark. Laut dem Kriminalisten soll das Pärchen mit anderen Zuhältern in Kontakt gestanden und in Begleitung mit fünf bis sechs weiteren möglichen Opfern in Bordellen in Österreich und Deutschland aufgetreten sein. Die Ermittlungen seien noch im Laufen.

(apa/red)
http://www.networld.at/index.html?/arti ... 0607.shtml

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Litauischer Täter und Opfer in Bremen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Menschenhandelsprozess in Bremen



TAZ.de:

Erinnerung verdrängt

Ein Verfahren wegen Menschenhandels und Zwangsprostitution gegen ein Pärchen aus Findorff wurde eingestellt. Dem Gericht reichte die Aussage der wohl geistig behinderten Geschädigten nicht


Von Christian Jakob



Mit einer Einstellung endete gestern vorm Amtsgericht ein Verfahren wegen Menschenhandels und Zwangsprostitution.

Einem türkischen Kneipenbesitzer und seiner litauischen Lebensgefährtin war vorgeworfen worden, im Frühjahr 2006 Beihilfe zur Verschleppung zweier Litauerinnen geleistet zu haben. Diese seien anschließend in einer Wohnung über der Kneipe des Türken am Findorffer Torfhafen eingesperrt, misshandelt, vergewaltigt und über sieben Wochen zur Prostitution gezwungen worden.

Während die 29-jährige angeklagte Hausfrau Inga V. jede Aussage verweigerte, erklärte ihr Lebensgefährte Yussuf H., den beiden Frauen lediglich die Wohnung über seiner Kneipe vermietet zu haben. Erst das Ordnungsamt habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die beiden dort der Prostitution nachgingen. Daraufhin habe er das Mietverhältnis aufgelöst und eine der Frauen "auf eigene Kosten" zurück nach Litauen geschickt.

Die andere Litauerin war im Bürgerpark von Passanten gefunden und in ein Frauenhaus gebracht worden. In insgesamt sechs Vernehmungen belastete sie die beiden Angeklagten und eine weiteren Litauer schwer. Sie gab an, in Litauen für umgerechnet 30 Euro und eine Flasche Champagner ihrem Vater abgekauft worden zu sein. Man habe ihr in Aussicht gestellt, in Deutschland als Putzfrau arbeiten zu können. Als sie in Bremen ankam, hätte Inga V. sie und eine weitere Litauerin zur Prostitution gezwungen und ihnen alle Einnahmen abgenommen. Yussuf H. habe als Wärter fungiert, die Wohnung der beiden über seiner Kneipe verschlossen gehalten und sie mit Essen und Kondomen versorgt. Wenn die beiden Frauen sich geweigert haben, weiterzuarbeiten, seien sie von dem Mann, der sie nach Bremen brachte, misshandelt worden.

Der Prozess war im November vergangenen Jahres unterbrochen worden, nachdem die Geschädigte es abgelehnt hatte, in Anwesenheit der Angeklagten auszusagen. Sie befürchtete, dass ein Zusammentreffen mit den Angeklagten bei ihr eine Retraumatisierung auslösen könnte. Das Gericht ordnete daraufhin eine neurologische Untersuchung an. Gestern mussten die Angeklagten den Gerichtssaal für die Dauer der Aussage der Geschädigten verlassen.

Die Geschädigte wurde von Beamten eines Zeugenschutzprogrammes der Bremer Polizei in das Gericht gebracht, die sie während ihres gesamten Aufenthaltes in Deutschland begleiteten. Inwieweit sie auch in Litauen solchen Schutz genießt, ist nach Angaben ihrer Anwältin offen. Der litauische Haupttäter, dem mehrfache schwere Körperverletzung und Vergewaltigung vorgeworfen werden, ist flüchtig und wird in Litauen vermutet. Dorthin reiste auch die Geschädigte nach ihrer gestrigen Ausreise zurück.

Laut neurologischem Gutachten ist die Geschädigte vermutlich geistig behindert. In ihrer gestrigen Aussage widersprach sie ihren früheren Einlassungen in mehreren Punkten. Das Gericht stellte deshalb das Verfahren gegen Yussuf H. ohne Auflagen ein, Inga V. muss 750 Euro an die Geschädigte zahlen.

"Frustrierend" nennt die Anwältin der Geschädigten, Birgit Behnken, die Gerichtsentscheidung. Die Widersprüche in der Aussage ihrer Mandantin seien eine "normale Reaktion bei posttraumatischen Störungen". Man hätte auf Grundlage der Aussagen, die ihre Mandantin bei vorangegangenen richterlichen Vernehmungen gemacht habe, entscheiden müssen.

Das Bremer Verfahren hat Seltenheitswert. Einem gestern veröffentlichten Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden zufolge wurden im vergangenen Jahr bundesweit lediglich 353 Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung abgeschlossen. [Achtung: Ermittlungsverfahren abgeschlossen heißt nicht Verurteilung] Dabei wurden knapp 800 Opfer festgestellt [Prostituierte, die sich nicht als Opfer offenbaren, werden gnadenlos abgeschoben]. Das BKA selbst spricht von einem "hohen Dunkelfeld". Die Frankfurter Frauenrechtsorganisation "FIM" geht davon aus, dass weniger als 10 Prozent aller Fälle behördlich erfasst werden.
[Bei der FußballWM2006 war von 40.000 Zwangsprostituierten ausgegangen worden - Anm. MOF]





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Intern. Pendlermigration SW vs. Menschenhandelsgesetz

Beitrag von Marc of Frankfurt »

In gewissem Maße ausgenutzt gefühlt

Junge Russin ging der Prostitution als "Saisonarbeit" nach




In sogenannten Terminwohnungen läuft überwiegend das Geschäft mit Freiern.


wiesbadener kurier
Archiv/dpa
Vom 29.09.2007

WIESBADEN - Prozess um eine mutmaßliche Bande von Zuhältern sagte gestern vor dem Landgericht eine junge Russin aus. Sie schilderte eine eher einvernehmliche Geschäftsbeziehung.


Von
Wolfgang Degen


Aygul hat eine lange Reise hinter sich, als sie an einem Novembertag 2005 in Frankfurt aus dem Bus steigt. Über 2 500 Kilometer liegen hinter ihr und ihrer Freundin. Aygul, Typ blonde Kindfrau, stammt aus dem äußersten Osten Russlands. Sie und ihre Freundin sind dort aufgebrochen zu einer "Saisonarbeit", die sie sich übers Internet und Vermittler in Moskau beschafft haben. Die jungen Frauen wollen in Deutschland als Prostituierte arbeiten. Das Geschäft ist der gelernten Buchhalterin bekannt, sie hatte sich 2004 bereits in Griechenland verkauft.

Aygul will sechs Monate bleiben. Dann, so hofft sie, werde sie 15 000 Euro zusammen haben, Geld, das sie und ihre jetzt knapp vier Jahre alte Tochter gut brauchen können. Bevor es ans Verdienen für die eigene Kasse geht, sind Schulden abzuarbeiten - der gefälschte litauische Pass, den man ihr in Deutschland in die Hand drückt, kostet 6 000 Euro. Aus Aygul, der Illegalen, wird so eine Frau gemacht, die als angebliche Litauerin das Recht hat, hier arbeiten zu können. Sie geht davon aus, dass ihr Verdienst "fifty-fifty" geteilt wird, was aus ihrer Sicht kein schlechtes Geschäft ist. Zu Hause hat sie weniger. Dort schlägt sie sich mit Jobs mehr schlecht denn recht durch.

Gestern, bei ihrem Auftritt als Zeugin vor Gericht, sieht die 26-jährige Aygul die Leute wieder, die an ihr verdient haben. Zwei Männer und eine Frau sitzen auf der Anklagebank. Die Anklage wirft ihnen vor, Frauen aus Osteuropa ausgebeutet zu haben. Ayguls Stationen hießen Mainz, Polheim, Bad Homburg, Pirmasens und Hanau. Dort wurde die Prostituierte Anfang Oktober 2006 festgenommen. Ende einer "Saisonarbeit", die sich finanziell noch nicht so gelohnt hatte wie erhofft - für den gefälschten Pass waren immerhin noch 2 000 Euro abzuzahlen.

Klischees vom armen Opfer konnten mit dem Auftritt der Zeugin nicht bedient werden. Die Prostituierte stellt sich nicht als Opfer dar, die Angeklagten auch nicht als böse Ausbeuter oder Unterdrücker. Die Frau schlängelt sich um Fragen, die sie festlegen wollen. Sie versichert gleichwohl: Keine Drohungen, kein direkter Druck, keine Abhängigkeit, keine Probleme mit denen, die in der Anklage Ausbeuter genannt werden. Nichts sei gegen ihren Willen passiert. Natürlich, sie hätte um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie die Wohnungen verlassen wollte. Darum hätte sie sich aber die meiste Zeit nicht geschert. Sie sei einfach gegangen. Ob sie den Anklagten überhaupt einen Vorwurf machen wolle, will der Staatsanwalt wissen. "Eine schwierige Frage", sagt die Russin. Der Staatsanwalt hakt nach. "Für uns ist das wichtig." Aygul fällt dann ein: "In gewissem Maße habe ich mich ausgenutzt gefühlt".

Der Prozess wird am 17. Oktober, 9.30 Uhr, fortgesetzt.

www.main-rheiner.de/region/objekt.php3? ... id=2989744




siehe auch
Menschenhandel vs. Migration
viewtopic.php?t=1064




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Marc of Frankfurt
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Zuhälterforschung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Untersuchung der konstanten Verteufelung der Zuhälterei liefert eine Wahrheit, die hilft eine grundsätzliche Annahme zu erhellen, die den Prostitutionsgesetzgebungen zugrundeliegt. Obwohl der Umgang mit Prostitution sich in der Geschichte, Regierungen und Ländern wandelte, bleibt die Tatsache, daß der legale und politische Ansatz über Prostituierte geleitet wird von einem wichtigen Hauptsatz: Frauen sind Huren von natur. Dieses Unausgesprochene Theorem kann erst herausgearbeitet werden, wenn die Anomalien der Prostitutionsgesetzgebungen untersucht werden.

"Exploring the constant hatred of pimps provides a truth, and helps to illuminate the fundamental
assumptions of the law with regards prostitution. Although attitudes towards prostitutes seem to have
varied throughout history, and between governments and countries, in fact, the legal and political
approach to prostitutes has been informed by one important primary tenet – that women are prostitutes
by nature. This tenet goes unspoken, and it is only in assessing the overt anomalies of prostitution law
that it becomes apparent."


Die Studie:

Budging Sex – What’s Wrong with the Pimp?

Kate Gleeson
PhD Candidate, School of Politics and International Relations,
University of New South Wales
Refereed paper presented to the
Australasian Political Studies Association Conference
University of Adelaide
29 September - 1 October 2004



27 Seiten
Englisch
http://www.adelaide.edu.au/apsa/docs_pa ... leeson.pdf





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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Lebensgefährtin zur Prostitution gezwungen - 31-Jähriger in Haft

Hamburg (dpa/lno) - Fahnder des Hamburger Landeskriminalamts haben einen Mann verhaftet, der seine Lebensgefährtin zur Prostitution gezwungen und in Norderstedt einen Menschen getötet haben soll. Der aus Haiti stammende 31-Jährige wurde in Rosengarten (Niedersachsen) wegen des Verdachts der Vergewaltigung und der Körperverletzung mit Todesfolge festgenommen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Staatsanwalten in Hamburg und Kiel hatten Haftbefehle ausgestellt.

Ihm wird vorgeworfen, seine Ex-Freundin vergewaltigt und auf den Strich gezwungen zu haben. Zudem steht der Mann im Verdacht, nach einem Streit ein Opfer durch einen Schuss tödlich verletzt zu haben.

© Welt

erschienen am 17.10.2007 um 12:43 Uhr

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Lycisca
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Re: Zuhälterforschung

Beitrag von Lycisca »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Die Untersuchung der konstanten Verteufelung der Zuhälterei liefert eine Wahrheit, die hilft eine grundsätzliche Annahme zu erhellen, die den Prostitutionsgesetzgebungen zugrundeliegt. Obwohl der Umgang mit Prostitution sich in der Geschichte, Regierungen und Ländern wandelte, bleibt die Tatsache, daß der legale und politische Ansatz über Prostituierte geleitet wird von einem wichtigen Hauptsatz: Frauen sind Huren von natur. Dieses Unausgesprochene Theorem kann erst herausgearbeitet werden, wenn die Anomalien der Prostitutionsgesetzgebungen untersucht werden.
@Marc: Gratulation zu deinen kuriosen Fundstücken!

Das zitierte Konferenzpaper ist amüsant zu lesen, aber nicht unbedingt schlüssig in der Ursachenforschung:

Die Verfolgung der Zuhälterei bei gleichzeitiger Verbesserung der Stellung der Prostituierten wurde z.B. im römischen Recht von Kaiser Justinian postuliert ... damals wurden arme Frauen in großem Stil von Zuhältern aufgelesen und in die Prostitution gepresst. Justinian hat solche Zuhälter und Menschenhändler unter strenge Strafe gestellt. Gleichzeitig wurden die Situation der Frauen generell verbessert ... vermutlich unter dem Einfluss von Kaiserin Theodora, einer ehemaligen Sexworkerin.

Da das römische Recht bis in die Moderne eine Vorbildwirkung hatte (vgl. die Rolle in der Jus-Ausbildung), ist es durchaus plausibel, die Ursache für diese Differenzierung in solchen Traditionen zu sehen.

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Klagenfurt Prozess: Frauen zur Prostitution gezwungen

Ein 53 Jahre alter Kärntner soll Frauen aus Rumänien nach Kärnten gebracht und teilweise zur Prostitution gezwungen haben. Vor Gericht drohen dem Bordellbesitzer zwischen ein und zehn Jahre Haft.



Angeklagter beteuert Unschuld

Um das Geschäft in seinem Klagenfurter Bordell aufzubessern, hat sich der 53 Jahre alte Angeklagte in Rumänien nach Frauen umgesehen. Das gestand er vor dem Schöffengericht ein. Auch, dass er mit Hilfe einer Prostituierten aus Rumänien drei Frauen nach Klagenfurt brachte, gestand er.

Dass er sich mit diesen Machenschaften strafbar gemacht hat, wollte er allerdings nicht einsehen und beteuerte seine Unschuld.



Angeklagter ist kein unbeschriebenes Blatt

Bereits 1993 wurde der gebürtige Wiener zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt. Schon damals war er wegen Menschenhandels mit dem Gesetz in Konflikt geraten.



Aids-kranke Frau zu Sex gezwungen

Laut Anklageschrift soll der Bordellbetreiber eine rumänische Frau zur Prostitution gezwungen haben, die an Aids erkrankt war. Auch diesen Vorwurf bestritt der Angeklagte.

Vielmehr habe er erst bei der ärztlichen Untersuchung erfahren, dass sie HIV-positiv sei, und dringend ins Krankenhaus müsse. Er habe ihr dann sogar den Krankenhausaufenthalt bezahlt.



Helferin sieht sich selbst als Opfer

Mitangeklagt ist auch jene Prostituierte, die dem Klagenfurter bei der Anwerbung der Frauen in Rumänien geholfen haben soll. Sie zeigte sich bereits vor Verhandlungsbeginn geständig, sieht sich aber viel mehr als Opfer. Sie sei vom Angeklagten zu diesen Taten gezwungen worden. Den beiden Angeklagten drohen zwischen ein und zehn Jahre Haft.

Quelle:
kaernten.orf.at/stories/229531

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Presseberichte über Anklageerhebung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Mannheim: PROZESS / Menschenhändler vor Gericht
15-jährige Bulgarin musste sich prostituieren

Mit falschen Versprechungen soll ein Paar eine 15-jährige Bulgarin ins Land gelockt und zur Prostitution gezwungen haben. Die zwei schweigen zu den Vorwürfen.
Für eine 15-jährige Bulgarin wurde der Traum von einem besseren Leben in Deutschland zum Albtraum. Sie sei zur Prostitution gezwungen und später "verkauft" worden. Seit gestern steht ein unverheiratetes Paar unter anderem wegen Menschenhandels vor dem Mannheimer Landgericht. Mitangeklagt ist ein Familienvater, der das Mädchen vergewaltigt habe. Der Staatsanwaltschaft zufolge wurde das Opfer von den Hauptangeklagten, einem 33-Jährigen und seiner 34 Jahre alten Freundin, mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt. Die Frau stammt aus dem gleichen bulgarischen Dorf wie das Mädchen. Die Anklage wirft dem Paar vor, die 15-Jährige zur Prostitution gezwungen zu haben. Gegen ihren Willen musste sie ungeschützten Geschlechtsverkehr erdulden, sagte sie der Polizei. Einige Wochen später sollen die Beschuldigten sie an einen 37-Jährigen "verkauft" haben. Der habe das Mädchen mehrere Tage in einer Wohnung bei Mannheim eingesperrt. Der Mann soll sie geschlagen und viermal vergewaltigt haben. Schließlich gelang es dem Mädchen zu seiner Schwägerin zu fliehen, die in Mannheim wohnt. Darauf soll diese von dem "Verkäufer" mit dem Tode bedroht worden sein. Das mutmaßliche Opfer ist inzwischen wieder nach Bulgarien zurückgekehrt. Die 15-Jährige soll am 12. November vor dem Mannheimer Landgericht gehört werden. "Das Verfahren steht und fällt mit dieser Aussage", sagte Oberstaatsanwalt Rolf-Konrad Seitz. Der Verteidiger des 33-Jährigen bezeichnete die Aussage des Mädchens gestern als "absolut unglaubwürdig". Deren Vorwürfe seien ein "Lügengebäude", sagte Anwalt Bernd Laskus unserer Zeitung. Sein Mandant wollte sich gestern ebenso wenig äußern wie seine mitangeklagte Geliebte. Diese erfuhr erst gestern, dass ihr Freund bereits mit einer anderen verheiratet ist und Kinder hat. Der mutmaßliche Vergewaltiger leugnete gestern die Vorwürfe. Er sei mit der jungen Bulgarin befreundet gewesen, die er angeblich über einen Bekannten kennen lernte. "Ehrlich gesagt, sie hat mir gut gefallen", sagte er vor Gericht. Dass sie erst 15 war, habe er nicht gewusst. Seine "Freundin" habe freiwillig mit ihm geschlafen. Er habe sie und auch ihre Eltern in Bulgarien finanziell unterstützt.

ULRICH WILLENBERG
Quelle

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

17-jährige Bulgarin zur Prostitution gezwungen

Baden:
Bittere Armut auf der einen Seite, skrupellose Ausbeuter auf der anderen sind der ideale Nährboden für Menschenhandel und Zwangsprostitution. Ein Drahtzieher nahm sich das Leben, zwei junge Helfershelfer sind vom Bezirksgericht Baden verurteilt worden.

Auf der Anklagebank sass ein bulgarisches Geschwisterpaar, das in der Hierarchie einer Menschenhandelsorganisation auf der zweituntersten Stufe stand. Die 23-jährige Kostadinka (Namen geändert) und der ein Jahr jüngere Ivan lebten mit Vater, Stiefmutter und vier Geschwistern von Sozialhilfe, als 2005 die Schwester der Stiefmutter sie, tatkräftig unterstützt vom Vater, mit Versprechungen von guten Jobs nach Deutschland lockte.

Dort trat der Türke Serdal auf den Plan, Kostadinka wurde seine Geliebte und verkaufte alsbald ihren Körper an andere Männer. Im Frühling 2006 schickte Serdal sie und Ivan mit dem Auftrag, junge Frauen zu «besorgen», nach Bulgarien.

Nebst einem weiteren Opfer machten die zwei dort der 17-jährigen Anna, die sie schon länger kannten und mit der Ivan ein Verhältnis anfing, eine Reise in den goldenen Westen schmackhaft, versprachen ihr Arbeit als Putzfrau oder Zimmermädchen.

Die Einwilligung der Eltern für die Reise der noch Minderjährigen wurde, im Beisein von Kostadinka, notariell beglaubigt, das Geburtsdatum in Annas Pass gefälscht, wobei ebenfalls Kostadinka tatkräftig mithalf.



Vergewaltigt und «vermittelt»

Einen Tag nach der Ankunft in der Schweiz nahm Serdal Anna die Papiere ab, vergewaltigte sie und zwang sie anschliessend, in seiner Wohnung innert einer Woche 10 Landsmännern von ihm zur Verfügung zu stehen. Danach vermittelte er sie an verschiedene Clubs rundherum im Lande.

Mit von der Partie war dabei jeweils Ivan, der auf Anna aufpasste und ihr den Verdienst abnahm. Als Serdal im August 06 für einige Tage in seiner Heimat weilte, ging Anna freiwillig und auf eigene Rechnung der Prostitution nach, um zu Geld für die Rückkehr nach Buldgarien zu kommen.

Als Serdal sie kurzerhand wegen Diebstahls anzeigte, wurde das für ihn zum Eigentor: Er, Ivan und Kostadinka wurden am 20. November verhaftet – einen Tag später erhängte sich der Türke in der U-Haft.

Anna, inzwischen längst wieder in ihrer Heimat, war an der Gerichtsverhandlung in Videoaufnahmen präsent, auf denen mehrere ihrer polizeilichen Einvernahmen aufgezeichnet waren. Unter anderem wurde dabei klar, wie bitter sie von den beiden «befreundeten» Geschwistern enttäuscht war, als sie realisierte, wozu diese sie in die Schweiz gelockt hatten. Und Anna erklärte darin auch, dass Ivan hier einmal gegen ihren Willen und unter Drohungen Sex mit ihr gemacht habe, was er energisch bestritt.

Aber die Staatsanwältin klagte ihn der Vergewaltigung an nebst – wie auch seine Schwester – des mehrfachen Menschenhandels. Bei Kostadinka gesellte sich Gehilfenschaft zur Fälschung von Ausweisen dazu. 18 Monate Freiheitsstrafe forderte die Anklägerin für die junge Frau, 3½ Jahre für ihren Bruder.

«Menschenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei: Existenzielle Not wird zur Ausbeutung von Menschen genutzt.» Mit diesen Worten begann die Staatsanwältin ihr Plädoyer. Die beiden Verteidiger taten ihr Bestes, die Schuld ihrer Mandanten herabzuspielen.



Der Kampf muss weitergehen

Das Gericht unter Vorsitz von Peter Rüegg aber war von der Glaubwürdigkeit von Annas Aussagen überzeugt und folgte entsprechend vollumfänglich der Anklage. Die Strafe für Kostadinka wurde bedingt erlassen; heute wird sie aus der 346 Tage dauernden U-Haft entlassen und umgehend ins Flugzeug nach Sofia gesetzt.

Anna wurde eine Genugtuung von 15 000 Franken zugesprochen. Zwei winzigen Rädchen innerhalb einer zweifelsfrei enormen Organisation wurde damit das Handwerk gelegt. Der Kampf gegen die Grossen muss weitergehen – auch wenn er, genau wie jener gegen den Drogenhandel, der Kampf mit einer Hydra ist. (mz/rmm/ufl)





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Fiktion oder Wirklichkeit


Buchbesprechung:
Und nehmen was kommt


Autor Ludwig Laher
Verlag Haymon, Innsbruck, Wien
Erscheinungsdatum 2007
208 Seiten
Preis EUR 17,90



Rezension
Zum Beispiel Monika


Monikas Schönheit lenkt ab, macht es manchmal schwer, dem zu folgen, was sie erzählt. Früher, im Kinderheim, gaben ihr die anderen Mädchen den Spitznamen Whitney Houston. Das war es, was ihnen zu Monikas Gesichtszügen einfiel, zu ihrer makellosen, braunen Haut, ihren dunklen, langwimprigen Augen und ihren glänzenden, schwarzen Locken. Ein paar Jahre später wird sie ihr damaliger Freund Joe einmal an diesen schwarzen Locken packen, zu Boden reißen und wie ein totes Stück Wild durch die Straßen nachhause schleifen, und Joes Vater wird zu ihm sagen: „Warum verkaufst du sie nicht endlich, diese abgefuckte Hure?“
Monika ist heute 26 und lebt mit ihrem Mann Philipp in einer niederösterreichischen Kleinstadt. Sie sitzt in ihrer Küche am Esstisch, rauchend, eine Tasse Tee vor sich. Philipp sitzt ihr gegenüber. Normalerweise geht Monika zum Rauchen vor die Wohnungstür, wo ein Aschenbecher neben dem Fußabstreifer steht. Weil sie nervös ist und über sich sprechen soll, raucht sie herinnen. Es ist eine gemütliche Küche in einer gepflegten Zweizimmerwohnung in einem schönen alten Haus mit Kreuzgewölben und Säulengängen. Monika und Philipp haben eine getigerte Katze namens Pici. Pici ist tschechisch für Muschi, sagt Monika und lacht. Sie haben sie an der tschechisch-österreichischen Grenze aufgelesen. Mit der Katze spricht Monika tschechisch. Es ist die Sprache, die sie von allen am besten beherrscht. Ihre Muttersprache ist es nicht. Im Kinderheim in Tschechien sammelten Roma-Kinder wie Monika Strafpunkte für schlimme Verfehlungen, zu denen auch die Verwendung ihrer Muttersprache Romanes gehörte. Monika versteht Romanes noch gut, spricht es aber nicht mehr fließend. Ihr Deutsch ist unsystematisch, mit schwerem Akzent. Ein Ausdruck dessen, wie man jahrelang mit ihr gesprochen und was sie sich selbst zusammengereimt oder aufgeschnappt hat. „Aber du hast schon viel dazugelernt“, sagt Philipp.

Deutsch lernte Monika als gerade volljährig aus dem Kinderheim entlassene 18-Jährige, nachdem sie von Roma-Freunden betrogen und an einen nebenbei zuhälternden tschechischen Familienvater namens Frantisek verkauft worden war. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Die Autos, die am Rand der vielbefahrenen, grenznahen Ausfallstraße stehen blieben, an der Frantisek Monika aufstellte, hatten fast ausschließlich deutsche Nummernschilder. Ohne wenigstens ein bisschen Deutsch oder Englisch ging gar nichts. Und wenn nichts ging, schlug Frantisek sie zuhause zusammen. Er machte sich nicht die Mühe, seine Kinder oder seine bügelnde Frau ins Nebenzimmer zu schicken. Monika bemühte sich also, schnell Deutsch zu lernen. Beigebracht hat es ihr eine Straßenstrichkollegin durch das gemeinsame Einüben einschlägiger Dialoge für die Geschäftsanbahnung mit Freiern: „Lustig ist das meistens, weil Barbora, die immer den Kundenpart spielt, vom eitlen Gockel bis zum nervösen Tolpatsch alle Männer als unterbelichtet darstellt, voller grotesker Perversionsfantasien und unendlich lächerlich.“ Monika wird zur speed-, koks- und alkoholbenebelten Sexdienstleisterin, die ihre Ängste und Aggressionen erfolgreich ins professionelle Repertoire einer Domina umwandelt, um sich, wann immer es geht, den Geschlechtsverkehr zu ersparen. Die den Wechsel vom Straßenstrich in die Grenzbordelle und -clubs als relativen Aufstieg empfindet und von einem kriminellen Lebensgefährten, der sich von ihr aushalten lässt, regelmäßig halb tot geprügelt wird.

Ihr wirklicher Name ist nicht Monika. Und die Geschichte des dokumentarischen Romans, den der oberösterreichische Schriftsteller Ludwig Laher über sie geschrieben hat und aus dem auch das obige Zitat stammt, ist „aus dramaturgischen und anderen Gründen nicht ganz eins zu eins die Geschichte dieser Frau“, sagt Laher. Trotzdem besitzt sein Buch „Und nehmen was kommt“ in Monika sein reales Vorbild. Ludwig Laher arbeitet an einer Trilogie über das neue Mitteleuropa. Über das, was darin vom alten Mitteleuropa geblieben ist, vor allem an seinen Nahtstellen, die noch dieselben sind wie früher, und über die Verwertung von Menschen in dieser neu geordneten Welt. Verwertung von Menschen klingt technoid, nach Fließband, Fabrik und Tierfutterherstellung, und ist gerade deswegen ein präziser Ausdruck, denn um die literarische Vermessung dieses Phänomens geht es. Um Menschen, so Laher, die „als reine Toren durch die Welt gehen und aus Gründen, die nicht bei ihnen liegen, die Füße nicht auf den Boden kriegen“. Die zu immer neuem Futter für den schnell wachsenden Wirtschaftszweig der Menschenverwertung werden, der sich so leicht als unvermeidbarer Kollateralschaden des neuen Europa betrachten lässt. „Alle fretten sich irgendwie durch, fahren die Ellbogen aus und nehmen, was kommt, zum Beispiel Monika“, heißt es in Lahers Buch, das nach diesem Satz seinen Titel trägt und der erste Band der geplanten Trilogie ist. Monika ist das ostslowakische Roma-Mädchen, das darin in mehreren Etappen und im Bewegungsrhythmus einer kontinuierlichen Abwärtsspirale einer ausführlichen, jahrelangen Verwertung zugeführt wird: Kindheit in äußerster Armut in einer Roma-Siedlung, Trennung von der geliebten Großmutter, Ermordung der Mutter, Kinderheimjahre, Selbstverletzungen und Selbstmordgedanken, Aggressionen und Albträume, Straßenstrich, Gewalterfahrung und Gewalttätigkeit, Drogen, Ausschluss von Bildung und Selbstbestimmtheit, Missbrauch, körperlicher Schmerz und Raubbau, eine Odyssee durch die Provinzbordelle und -clubs an den Grenzen zwischen Polen, Deutschland, Tschechien, der Slowakei und Österreich.

Monika sagt, es sei komisch gewesen, Ludwig Laher ihre Geschichte zu erzählen. Komisch, weil sie es nicht gewohnt war, dass man ihr überhaupt so lange zuhörte. Komisch, weil sie eigentlich nicht mehr darüber nachdenken wollte, und weil es ihr dabei gleichzeitig leicht und schwer ums Herz war. Philipp hielt es von Anfang an für eine gute Idee. „Ich wusste immer, dass es eine Geschichte ist, an der sich viel ablesen lässt. Ich war ja früher am Theater“, sagt er in seinem schönen Deutsch, in dem die Sprechausbildung des ehemaligen Schauspielers anklingt. Philipp hoffte auf einen therapeutischen Effekt für seine Frau und eine Entlastung für sich selbst. Der einzige Anlaufpunkt für Monikas Traumata zu sein, ist nicht immer leicht, sagt Philipp, und als Monika ihn fragend anschaut: „Darüber haben wir schon ein paar Mal geredet, erinnerst du dich?“ Monika nickt. Ab dem Moment ihres Kennenlernens war Monikas Geschichte auch die von Philipp. Die Geschichte eines Österreichers aus bürgerlichen Verhältnissen, der, wie Ludwig Laher sagt, „den Mut hatte, in seiner Rolle als Freier nicht anonym bleiben zu wollen“.

Monika und Philipp lernten einander vor ein paar Jahren in dem Sexclub an der österreichisch-tschechischen Grenze kennen, in dem sie damals arbeitete. „Ich habe mir gedacht, von diesem arroganten Mann kriege ich keinen Cent extra“, beschreibt Monika ihren ersten Eindruck, und Philipp sagt darauf lächelnd: „Na komm, dann waren es aber doch fünfzig Euro.“ Monika lacht. Man merkt, dass Monika und Philipp, wie alle Liebespaare, die Ouvertüre ihrer gemeinsamen Geschichte schon oft miteinander besprochen haben. Das gehört zum Ritual.

Es ist die prekäre Begegnung zweier ungleich Versehrter. Philipp, der mehr als zehn Jahre älter ist als Monika, hat eine Scheidung hinter sich, Monika die Trennung von ihrem gewalttätigen Freund Joe. Sie vertraut niemandem. Und sie hasst Männer. Philipp will in dieser Zeit eigentlich nichts, als sich gelegentlich ein bisschen amüsieren. Beide haben ganz andere Sorgen, als sich ineinander zu verlieben.
Es ist keine Geschichte vom edlen Freier, der eine schöne, dankbare Hure aus dem Sumpf zieht, keine glatte Pretty-Woman-Story im Rotlichtmilieu, sondern ein seltsames Nichtlockerlassen, ein zittriges, enttäuschungsbereites Vor und Zurück bei gleichzeitiger sturer Unerschrockenheit auf beiden Seiten. Von Monikas Seite ist es ein Prozess einer erstaunlichen Selbstermächtigung unter widrigsten Bedingungen. Sie treffen einander öfter, auch außerhalb des Clubs, sie reden, sie missverstehen sich, sie streiten viel, sie trennen sich, sie helfen einander auf, sie ziehen voreinander den Hut. Einmal nimmt der eine einen neuen Anlauf, dann der andere. Monika habe ihm damals kalt-warm gegeben, sagt Philipp, und dass es viel öfter hin und her gegangen sei zwischen ihnen als in Ludwig Lahers Buch beschrieben. In Erinnerung an die Anstrengung bläst er die Wangen auf und stößt hörbar die Luft aus. Monika sagt: „Ich wollte ruhig sein, aber es ist nicht gegangen. Vorher war immer alles Disco, Club, Alkohol, Drogen, Freundinnen. Nach der Trennung von Joe wollte ich Spaß haben. Ich habe am Anfang auch immer bis zu Mittag geschlafen. Ich hatte diesen Nachtrhythmus.“

Philipp fährt mit Monika nach Italien: „Sie hat dort zum ersten Mal das Meer gesehen und es sofort geliebt. Wir haben gestritten im Auto, und dann war da das Meer und der Streit war vorbei.“ Sie fliegen auch nach Thailand. „Thailand hat geholfen mit den Drogen“, sagt Monika, „Wenn ich bei ihm war, habe ich keine Drogen gebraucht.“

Irgendwann beschließen sie, zusammenzubleiben. Trotz der Warnungen von Monikas Freundinnen aus dem Club. Die österreichischen Männer sind Arschlöcher, sagen sie zu Monika, irgendwann wird er dich auch schlagen und verkaufen. Heute ist Monika ihren Freundinnen dafür böse. Sie hat keinen Kontakt mehr zu ihnen.
Schnell heiraten Monika und Philipp. Noch am Tag der Hochzeit plagt Monika die Eifersucht, weil sie fürchtet, Philipp könnte es sich anders überlegen, stattdessen womöglich zu seiner Exfrau zurückkehren wollen.

Nach Wien zu ziehen, wo Philipp damals wohnt, kommt für Monika nicht infrage. „Die meisten Freier im Club waren aus Wien“, sagt sie. Philipp erzählt von einem Spaziergang auf einem Wiener Christkindlmarkt, den sie damals in der Vorweihnachtszeit gemacht haben. Für Monika ist es ein Ausflug, bei dem sie sich von lauter potenziellen Freiern umgeben sieht.

Also ziehen sie in eine kleine Stadt in der Provinz. Sie bauen sich einen Alltag. Philipp arbeitet als Taxifahrer, Monika hat einen Job als Zimmermädchen in einem Hotel und denkt über eine Ausbildung zur Altenpflegerin nach. Ihren Deutschkurs hat sie nach drei Monaten abgebrochen, weil sie endlich ihr eigenes Geld verdienen wollte. Sie geht morgens um sieben aus dem Haus und nimmt den Bus. Sie arbeitet den ganzen Tag, macht die beruhigenden Handgriffe einer täglichen Routine, die sie zu beherrschen gelernt hat. Denkt nicht nach. Wenn sie nicht arbeitet, ist sie meistens zuhause. Wenn Philipp nicht Taxi fährt und auch da ist, schauen sie sich oft DVDs an. „Heute haben wir wieder sehr geweint beim Filmschauen“, sagt Philipp und lacht. Und Monika sagt: „Ich weine immer.“ Philipp holt das DVD-Cover aus dem Wohnzimmer: Es ist der französische Film „Sie sind ein schöner Mann“, in dem Michel Blanc einen Bauern spielt, der nach dem tödlichen Arbeitsunfall seiner Frau eine Heiratsvermittlungsagentur einschaltet, die ihm eine junge Rumänin vermittelt.

Monika hat sich mit ein, zwei Arbeitskolleginnen angefreundet. Ab und zu trifft sie eine davon auf einen Kaffee. Wenn die ihr dann von ihren Sorgen erzählt, etwa davon, dass sie mit ihrer Mutter Streit gehabt hat, sagt Monika gar nichts. Sie weiß nicht, was sie sagen soll. „Ich kenne das nicht.“ Auch Familienfeiern in Philipps Familie sind für sie schwierig. Sie hält sich dann ganz eng an ihren Mann, weicht nicht von seiner Seite. Es fällt ihr nichts ein, worüber sie bei solchen Gelegenheiten sprechen könnte. Es ist ein Terrain, auf dem sie sich nicht auskennt.

Als Monika vor kurzem Fieber hatte, sagte Philipp zu ihr: „Lass dich ein, zwei Tage krankschreiben.“ „Das geht nicht, ich muss arbeiten“, antwortete Monika, ging dann doch zum Arzt und blieb zuhause. Dass sie als Angestellte Ansprüche und Rechte hat, dass sie zuhause bleiben kann, wenn sie krank ist, ohne ihren Job zu riskieren, ist für sie immer noch ungewohnt. Philipp sagt, er habe am Anfang keine Ahnung gehabt, wie wenig Monika von alltagspraktischen Dingen wusste. Nicht, wie man auf die Bank geht oder ein Konto eröffnet, wie man eine Rechnung zahlt, eine Zugfahrkarte löst oder ein Formular ausfüllt. Wer wie Monika nie frei über sich selbst verfügen konnte, ist auf Glauben und den guten Willen anderer angewiesen – aber gutem Willen ist Monika in ihrem früheren Leben kaum begegnet. Und jedes Mal, wenn sie den Mut aufbrachte, sich selbst zu helfen, scheiterte sie: Wie damals, als sie vor ihrem Zuhälter, der ihr den Pass abgenommen hatte, nach Prag fliehen wollte, wohin sie ein freundlicher Freier im Auto mitnahm. Monika irrt einfach nur ziellos in der großen Stadt herum und wartet auf einen Zufall, „statt dass sie sich nach Frauenhäusern erkundigt, dem Arbeitsamt oder ob sie eventuell Anspruch auf Sozialhilfe haben könnte. Aber dazu müsste man wohl wissen, sich zumindest vorstellen können, dass es Frauenhäuser gibt, Arbeitsämter und Sozialhilfe, oder man müsste zumindest die Kraft und das Selbstwertgefühl haben, sich immer wieder auslachen zu lassen, wenn man, noch dazu, ohne gültige Dokumente vorlegen zu können, blöde, tastende Fragen stellt, bis man endlich begreift, wie der Hase läuft, bis man den ersten vernünftigen Schritt setzen kann und dann den nächsten.“ Monika kehrt zu ihrem Zuhälter zurück. Die Strafe für ihre Flucht ist so brutal, dass sie wegen ihrer Verletzungen zwei Tage lang nicht auf den Strich geschickt wird – nicht aus Rücksicht auf ihre Schmerzen, sondern weil der Zuhälter findet, dass sich ein so lädierter Körper schlecht verkaufen lässt. „Ich war blöd, dass ich immer wieder zurückgegangen bin. Aber ich habe nicht gewusst, was ich sonst tun soll“, sagt sie.
Auf dem Buchcover von Ludwig Lahers „Und nehmen was kommt“ ist ein Foto zu sehen, das Monika zeigt. Auf der Straße würde man sie danach nicht erkennen, denn ihr zur Seite gedrehtes Gesicht ist angeschnitten. Und doch ist es ein sprechendes Bild: Eine filigrane, junge Frau in Jeans und ärmellosem T-Shirt. Ihre Unterarme sind voller paralleler Schnittnarben, am linken Oberarm ist ein großes Kreuz eintätowiert und darüber ein „M“. Das M steht nicht für „Monika“, sondern für „Mama“. Ursprünglich war ein anderes Buchcover geplant. Aber als Ludwig Laher Monika die Entwürfe zeigte, auf denen eine andere Frau als Platzhalterin ihrer selbst zu sehen war, sagte sie: „Das schaut alles ganz gut aus, aber diese Frau hat keine Schmerzen.“ Monika schon. Auch die Narben, die sich schon lange geschlossen haben, tun ihr noch manchmal weh. Vielleicht sind es die Wetterumschwünge. Sie weiß es nicht. Monika streift die Ärmel ihrer Strickjacke und ihres braunen Rollkragenpullovers hinauf und zeigt ihre Unterarme. Weiße Schnitte, dicht an dicht, manche flach wie Striche, andere dick und wulstig.

Das zehnjährige Roma-Mädchen im tschechischen Kinderheim, das Monika einmal war, verschaffte sich durch das Schneiden mit Glasscherben Erleichterung. Das Jugendamt hatte sie und ihren jüngeren Bruder Jaroslav der Mutter weggenommen, sie einfach direkt von ihrem ersten Schultag aus der Klasse weggefangen, abgeführt, ins Heim eingeliefert. Ihre Mutter sieht sie nie wieder. Nach ein paar Monaten bleiben die Briefe der Mutter aus, irgendwann teilt man Monika mit, dass sie gestorben sei. Über die Umstände dieses Todes einer 29-Jährigen – ein vertuschter Mord – sagt man ihr nichts. Monika geht zum ersten Mal die Kraft aus. Sie denkt an Selbstmord, sitzt schon auf dem Fensterbrett im dritten Stock, als sie gerade noch von einer Erzieherin zurückgerissen wird. Für ihren Selbstmordversuch handelt sich Monika fünf Strafpunkte ein. Danach sammelt sie Strafpunkte am laufenden Band – für ihre Selbstverletzungen. „Ich wollte sterben. Wenn ich mich geschnitten habe, bin ich ruhig geworden“, sagt sie. Das ist ihr Widerstand, die einzige Entscheidungsfreiheit, die sie hat: Wann, wie oft und ob sie sich Schmerzen zufügt. Darüber besitzt sie Macht: „Sie ist so groß, sie ist so klein.“

Jetzt will Monika ihre Narben loswerden, und auch einige ihrer M-Tatoos. Philipp hat beim Taxifahren über einen Stammgast Kontakt zu einem Wiener Schönheitschirurgen aufgenommen. Der hat Monika untersucht und gesagt, dass er sie kostenlos behandeln wird. Nachgefragt hat er nicht.

„Meine Geschwister schneiden sich immer noch“, sagt Monika. Gemeinsam mit Philipp ist sie nach Tschechien und in die Ostslowakei gefahren und hat ihren Bruder und ihre Schwester wiedergefunden. Auch ihren Vater. Keiner von ihnen hat Arbeit. Philipp und Monika haben dem Vater ein kleines Haus gekauft. Der Bruder hat mit seiner Freundin eine Zeitlang bei ihnen in Österreich gewohnt. Philipp hat versucht, dem Bruder, der Maurer ist, in Österreich eine Arbeit zu besorgen. Jaroslav hat die Chance nicht genützt. Monika spricht nicht gerne über ihre Familie: „Alle glauben, dass ich reich bin, weil ich mit einem österreichischen Mann verheiratet bin.“ Es gehe immer nur ums Geld. Monika hatte sich das Wiedersehen anders vorgestellt. Sie hatte gehofft, etwas von den schönen Erinnerungen an ihre früheste Kindheit wiederzufinden. An die Zeit, als sie der Liebling ihrer Großmutter war, die ihr die Haare kämmte und ihr Schlaflieder vorsang. Als sie zwar auch im Winter nur nasse Lappen an den Füßen trug und Hunger hatte, aber sich geliebt fühlte. Die Großmutter lehrte sie die unterwürfigen, mitleiderregenden Gesten und Blicke, die für erfolgreiche Betteltouren unerlässlich sind. „Die Blicke kann sie heute noch gut“, sagt Philipp. Monika erwischt sich selbst noch manchmal dabei, wie sie, ohne es zu planen, das Bettel- und Schmeichelregister eines Kindes zieht. Sie hat es früher oft gebraucht. Manchmal als halbwegs wirksamen Schutz vor Gewalt, manchmal als einzige Möglichkeit, etwas zu bekommen, das sie brauchte. Nur langsam hat sie es sich abgewöhnt. Auch die Albträume sind weniger geworden. Die gemeinsame Arbeit an Ludwig Lahers Buch hat dabei geholfen.

Monika sitzt im Wohnzimmer auf dem Sofa und schaut sich die Kopie eines Fernsehbeitrags an, der vor kurzem zum Erscheinen von Ludwig Lahers Buch ausgestrahlt wurde. Monika sieht sich selbst in der Ferne zwischen Wiesen einen Feldweg entlanggehen und auf einer Bank sitzen. Sie sollte nicht zu erkennen sein, deshalb sind die Bilder verschwommen. Zusätzlich trägt sie eine dunkle Brille. Ihre Stimme wurde verfremdet und klingt seltsam tief. Monika kichert. Sie hört sich selbst beim Erzählen zu, hört sich schließlich sagen: „Früher habe ich gemacht, was andere Leute von mir wollten, jetzt will ich das machen, was ich will. Egal, ob das, was ich machen will, richtig oder falsch ist.“

Julia Kospach im Falter | Wien 45/2007 vom 7.11.2007 (Seite 12)

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Marc of Frankfurt
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Drogen- und Gewaltproblematik

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Drogengebrauch i.V.m. Beschaffungsprostitution sind keine Sexarbeit i.S.v. Prostitution i.e.S..



Heroinhandel im großen Stil und sexuelle Ausbeutung von »angefixten« jungen Frauen bringen sieben Jahre Knast



Dealer und Zuhälter gesteht alles


PNP (Simbach) vom Montag, 19. November 2007
von Walter Schöttl.

Kirchdorf.

Quasi die »Notbremse« zog der 37-jährige arbeitslose Russlanddeutsche aus Kirchdorf im Prozess vor der 6. Strafkammer beim Landgericht Landshut, wo ihm die Anklage nicht nur hunderte von Heroindeals vorwarf. Geradezu perfide: Er hatte auch noch junge Frauen »angefixt«, sie sexuell ausgenutzt und sogar zur Prostitution gezwungen. Mit einem umfassenden Geständnis bereits am zweiten Verhandlungstag sicherte sich der Angeklagte mit einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren ein moderates Strafmaß.

In dem ursprünglich auf fünf Tage angesetzten Prozess, zu dem 30 Zeugen geladen waren, hatte der aus Kasachstan stammende und zuletzt arbeitslose Schweißer sich zunächst in Schweigen gehüllt und damit, wie Staatsanwalt Ingo Kindler am Rande des Prozesses zu verstehen gab, eine Freiheitsstrafe riskiert, die durchaus in den zweistelligen Bereich gehen konnte. Immerhin wurden dem 37-Jährigen die Einfuhr von Drogen in nicht geringer Menge und dazu »Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung« vorgeworfen.



Vorwurf: Rund
300 Drogendeals

Angesichts der drohenden exemplarischen Strafe hatte der Verteidiger Karl-Heinz Seidl seinen Mandanten offenbar nach dem ersten Verhandlungstag umgestimmt: Zu Beginn des 2. Prozesstages legte er ein umfassendes Geständnis ab. Im Rahmen einer Verständigung war die von 500 auf rund 300 Heroingeschäfte »bereinigt« worden.

Der 37-Jährige, selbst seit vielen Jahren Drogenkonsument, hatte Anfang 2005 zusammen mit einem halben Dutzend Landsleuten aus dem Rottal Einkaufsfahrten nach Holland organisiert, wo in erster Linie Heroin günstig erworben wurde, um dies aufgestreckt teuer an die Junkies im Rottal zu verkaufen.

Die »Kirchdorf-Connection« war schon geraume Zeit im Visier der Drogenfahnder der Passauer Kripo, ehe sie im April letzten Jahres ausgehoben wurde: Nach einer Einkaufsfahrt erfolgte die Festnahme. Im Rahmen der Ermittlungen stellten die Drogenfahnder fest, dass sich unter den Kleinabnehmern viele junge Frauen befanden, an die der Angeklagte den Stoff teilweise verschenkt hatte. Aber nicht ohne »Gegenleistung«, wie sich bei ihren Vernehmungen herausstellte: Drogen gab es nur gegen Sex.

Damit nicht genug: Der 37-Jährige war auch dabei, sich als Zuhälter quasi ein zweites »Standbein« aufzubauen. Zwei Fälle listete die Anklage auf, in denen er junge Frauen nach Tschechien bracht, wo sie in Bordellen anschaffen sollten.

Eine davon war eine damals erst 20-Jährige aus der Dorfener Gegend, deren Aussage im Rahmen des Prozesses verlesen wurde: Bei einem Besuch ihres Onkels in Simbach, der zur »Connection« des Schweißers gehörte, sei sie von dem Angeklagten, von dem sie zuvor regelmäßig und kostenlos mit Heroin versorgt worden sei, zu einer »Zigaretten-Einkaufsfahrt« nach Tschechien eingeladen worden.

»Sonst schneidet er mir die Kehle durch«

Sie sei völlig ahnungslos gewesen, bis ihr der 37-Jährige hinter der Grenze klar gemacht habe, dass sie bei ihm 1000 Euro Schulden habe und die in einem Bordell abarbeiten müsse. »Sonst tritt er mir mit Stiefeln ins Gesicht, schneidet mir die Kehle durch und vergräbt mich«, drohte er, so die 20-Jährige vor der Polizei. Mit einem Trick habe sie in ein Waldstück flüchten können, bis sie von Verwandten abgeholt worden sei.

Anders die Geschichte einer ebenfalls damals erst 20-Jährigen: Sie hatte für sich und ihren Lebensgefährten Heroin und Kokain von dem Kirchdorfer bezogen. »Wir waren klamm und konnten nicht bezahlen. Da habe ich mich überreden lassen, in einem tschechischen Bordell der Prostitution nachzugehen und die Schulden auf diese Weise abzuarbeiten«, hatte sie bei der Polizei erklärt.

Trotz des eigenen Drogenkonsums hatten die medizinischen Sachverständigen weder eine verminderte Schuldfähigkeit bei dem Angeklagten konstatiert, noch seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt befürwortet, so dass er die verhängte Strafe voll absitzen muss.

http://www.pnp.de/lokales/news.php?id=44747





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Foto-Erpressung eines Terminwohnungsbetreibers

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Vorsicht bei Anzeigen für Fotoshooting



KoblenzProzess um Menschenhandel und Vergewaltigung


Ein 45 Jahre alter Mann aus Bad Ems muss sich vor dem Koblenzer Landgericht verantworten, weil er Frauen zur Prostitution gezwungen haben soll. Die Anklage wirft ihm Menschenhandel, Vergewaltigung, Erpressung und Nötigung vor. Zu den Opfern gehörte auch ein 14 Jahre altes Mädchen.

Laut Staatsanwaltschaft hatte der Mann dem Mädchen Geld für Nacktfotos angeboten und gedroht, der Mutter etwas anzutun. Zudem habe er der 14-Jährigen eine Pistole an den Kopf gehalten, die sich daraufhin in "panischer Angst" entblößt habe, so die Staatsanwältin. Im Anschluss habe der Angeklagte sein Opfer zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Nach Angaben der Nebenklage ist das Mädchen möglicherweise traumatisiert. Auch andere Frauen soll er sexuell genötigt und vergewaltigt haben.

Nach den Ausführungen der Staatsanwaltschaft schaltete der 45-Jährige regelmäßig Kleinanzeigen, in denen er vorgab, Frauen für erotische Aufnahmen oder Tabledance-Bars zu suchen. Der Mann soll Bordelle in Koblenz und Umgebung wie zum Beispiel die "Magma-Bar" in Spay und das "Landhaus" in Andernach betrieben haben. Bei den "Vorstellungsgesprächen" seien die Frauen aufgefordert worden, sich auszuziehen und nackt fotografieren zu lassen. Dann habe er sie unter Androhung von Gewalt zur Prostitution gezwungen. "Er drohte, sie "kalt" zu machen", sagte die Staatsanwaltschaft zum Fall einer 18 Jahre alten Zeugin. Die Frauen hätten zum Teil kein Geld für die erotischen Fotos und ihre sexuellen Dienste bekommen.

Für den Prozess sind vorerst insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt.

http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... 2/1nd8drg/





Hoffentlich sind alle Angebote bei uns seriös!
http://sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=24





45-Jähriger Bor­dell­betrei­ber vor Gericht

14-Jährige ver­gewal­tigt?


Koblenz - Pro­sti­tution ist ein Milieu, in dem sich auch dubiose Gestalten tummeln. Manche von ihnen werden kriminell. Ein Bor­dell­betrei­ber steht nun in Koblenz vor Gericht.

Wegen des Vorwurfs der Ver­gewal­tigung, Erpres­sung, Nötigung, Bedrohung und des Men­schen­han­dels zum Zweck der sexuellen Aus­beu­tung muss sich seit gestern ein 45-Jähriger aus Bad Ems vor dem Koblenzer Land­gericht ver­ant­wor­ten. Der Ange­klagte soll zwischen März 2003 und Juni 2007 in Koblenz und Umgebung mehrere Bordelle und soge­nannte Ter­min­woh­nun­gen betrieben haben. Die Staats­anwalt­schaft wirft ihm vor, dass er etliche Frauen mittels Drohungen zur Pro­sti­tution gezwungen hat. Außerdem soll er in mehreren Fällen Frauen sexuell genötigt bezie­hungs­weise ver­gewal­tigt habe, darunter ein damals 14-jähriges Mädchen.

Die Staats­anwalt­schaft geht davon aus, dass der 45-Jährige mit den Frauen unter anderem mittels Lock-Annoncen Kontakt auf­genom­men hat. Darin hieß es bei­spiels­weise, dass Damen für erotische Foto­gra­fien oder für "Table dance" gesucht würden. Diese Fotos sollen dann in einigen Fällen als Druck­mit­tel ein­gesetzt worden sein: Erklärten sich die betroffen Frauen nicht zur Pro­sti­tution bereit, würden die Sex-Bilder ins Internet gestellt oder anders publik gemacht.

Noch härtere Mittel

Aber der Mann soll noch zu weit härteren Mitteln gegriffen haben, um die Frauen gefügig zu machen: In einem Fall sei einer gedroht worden, sie werde umge­bracht. In einem anderen soll eine Frau, die aus­stei­gen wollte, eine SMS erhalten haben über die Kosten für ein neues Gesicht. Von ihrem Lohn hätten die Pro­sti­tuier­ten 50 bis 60 Prozent abgeben müssen. Die Staats­anwalt­schaft wirft dem Ange­klag­ten auch vor, er habe in mehreren Fällen die Frauen um ihren Lohn geprellt. Weiter heißt es, der Ange­klagte habe seine Bordelle und Ter­min­woh­nun­gen über das Internet sowie über Anzeigen in ein­schlä­gigen Zeit­schrif­ten beworben.

Der Prozess vor der 9. Straf­kam­mer, der am ersten Ver­hand­lungs­tag unmit­tel­bar mit der Ankla­gever­lesung endete, wird unter Vorsitz der Richterin Monika Fey-Thiemann am Don­ners­tag, 29. November, fort­gesetzt.

http://rhein-zeitung.de/on/07/11/21/rlp ... o-2.html?a





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Marc of Frankfurt
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Frauen sind Globalisierungsopfer

Beitrag von Marc of Frankfurt »

INDIGENE FRAUEN VON GEWALT "BESONDERS GEFÄHRDET"

Pressemitteilung von:
Survival International Deutschland e.V.
Zum Anlass des 25 November, dem internationalen Tag zur Abschaffung der Gewalt gegen Frauen, schrieb Survival international an die UN, um ihnen mitzuteilen, dass indigene Frauen durch Gewalt und sexuelle Ausbeutung „besonders gefährdet“ sind, wenn Außenstehende in ihr Land eindringen.

Die meisten Gewalttaten an indigenen Frauen werden nicht gemeldet und die vorliegenden Zahlen repräsentieren wahrscheinlich nur ein Bruchteil der tatsächlichen Vorfälle.

Im Oktober wurden zwei Guarani Frauen von Sicherheitsbeamten, die für einen Rancher arbeiten, der das Land der Guarani im Bundesstaat Mato Grosso in Brasilien illegalerweise besetzt hält, vergewaltigt.

In Bangladesch werden seit langem Jumma Frauen von bengalischen Siedlern, die mit Unterstützung der Regierung und der Armee das Land der Jumma in Beschlag nehmen, vergewaltigt.

In West Papua sind viele Fälle von Vergewaltigungen indigener Frauen durch indonesische Soldaten erfasst. Das Alter der Opfer liegt zwischen 3 und 60 Jahren.

Die Yanomami in Brasilien haben berichtet, dass Soldaten, die ohne die Erlaubnis der Yanomami auf ihrem Land stationiert sind, minderjährige Yanomami Mädchen in die Prostitution gelockt haben. Auf den Andamanen in Indien gibt es Aussagen, dass Jarawa Frauen von Touristen entlang der Straße, die illegalerweise durch ihr Land führt, sexuell mißbraucht wurden.

Der Direktor von Survival International, Stephen Corry, sagte heute: „ Indigene Frauen zählen zu den gefährdetsten Menschen dieser Welt und sind oft das Opfer unbarmherziger Ausbeutung.
Buchstäblich tausende von ihnen müssen Vergewaltigungen und Prostitution erleiden, herbeigeführt durch diejenigen, die es auf ihr Land abgesehen haben und sie als primitiv oder rückständig bezeichnen. Es ist tragisch, dass sie in ihrer eigenen Gesellschaft oftmals einen Grad von Gleichberechtigung und Freiheit genießen, von denen viele im Westen nur träumen können.

*** ENDE****

Für mehr Informationen kontaktieren Sie bitte Laura Engel unter 030-72293108 oder per E-Mail an info@survival-international.de

Survival International Deutschland e.V.
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalderstr.4
10405 Berlin

www.survival-international.de

Laura Engel
030-72293108
info@survival-international.de

Survival International ist eine weltweit aktive Nicht-Regierungsorganisation, die sich für die Rechte von indigenen Gruppen einsetzt. Dabei konzentrieren wir uns auf diejenigen, die in größter Isolation und fernab der Außenwelt leben. Sie sind am meisten bedroht und sind dabei alles zu verlieren – auch ihr Leben. Survival International legt den Schwerpunkt auf Kampagnen und Aufklärungsarbeit als effektive Methode, langfristig Verbesserungen für indigene Gruppen zu erreichen. Zudem bemühen wir uns, bestehende Vorurteile durch Bildungsarbeit abzubauen.

http://openpr.de/news/172920/INDIGENE-F ... HRDET.html





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