Menschenhandel vs. Migration

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fraences
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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von fraences »

Noch ein unsäglicher Bericht :

Schwieriger Kampf gegen Zwangsprostitution


An Rhein und Ruhr. Seit über zehn Jahren ist Prostitution in Deutschland legal. Wer in dem Gewerbe unterwegs ist, kann seine Tätigkeit anmelden, sich sozial- und krankenversichern. Hilft das seit dem 1. Januar 2002 gültige Gesetz wirklich Prostituierten – oder nur Zuhältern und Bordellbetreibern; fördert es gar Zwangsprostitution, indem es wahre Zusammenhänge verschleiert? „Das Gesetz hat die soziale Lage der Opfer von Menschenhandel nicht nachhaltig verbessert oder verändert“, heißt es im neuen Lagebild der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Nur 11,6% der Opfer hätten im vergangenen Jahr Prostitution als angemeldete Tätigkeit versehen (Vorjahr: 24%). Sprich: Das Gesetz erreicht nur einen geringen Teil der Opfer, geschweige denn, dass es ihnen Vorteile verschafft.

Mittel der Polizei sind begrenzt

Mit großem Aufwand bemühen sich Polizei und Ordnungsbehörden den „Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“ einzudämmen. 927 Kontrollen gab es im vergangenen Jahr, dazu zählen teilweise große Razzien in den Rotlichtvierteln des Ruhrgebiets, der Städte an der Rheinschiene und im Drei-Länder-Eck bei Aachen. Dass die Zahl der Verfahren, der Opfer und auch der Tatverdächtigen (von 148 auf 112) erneut gesunken ist, soll nicht über eine möglicherweise beträchtliche Dunkelziffer hinwegtäuschen. Das Lagebild spiegele nur einen Teil der tatsächlichen Entwicklung wieder, heißt es ausdrücklich. Die Möglichkeiten der Polizei seien ohnehin beschränkt. Wirksamstes Mittel im Kampf gegen diese Form des Menschenhandels sei die Linderung der wirtschaftlichen Not in den Herkunftsländern.

Die meisten Verfahren zählte die Polizei in Köln mit 21 – sieben mehr als im Vorjahr. Es folgen Dortmund sieben), Wuppertal (sechs), Düsseldorf mit fünf Verfahren (Vorjahr: acht). Weitere Städte aus der Rhein-Ruhr-Region: Krefeld fünf Verfahren (Vorjahr: eins), Essen vier (sieben), Duisburg drei (acht), Oberhausen drei (vier). Selbst im ländlichen Kleve zählte die Polizei zwei Verfahren und im Kreis Mettmann eines.

Die meisten ausländischen Opfer kommen aus Rumänien (22,1%) und Bulgarien (13,7%). Als EU-Bürger müssen sie, aber auch andere Opfer von Menschenhandel keine Abschiebung mehr fürchten: „Die Ausländerbehörden entscheiden im Zweifel für die Opfer“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes auf NRZ-Nachfrage. Im Jahr 2011 hatte es noch drei Abschiebungen gegeben, 2012 aber keine mehr. 45 Opfer wurden durch Fachberatungsstellen betreut. Die Vernetzung von polizeilichem Opferschutz und Hilfsorganisation habe sich etabliert, heißt es im Lagebild.

Trotzdem: Die Ermittlungen gestalten sich in solchen Fällen weiter schwierig – was sich u. a. darin zeigt, dass die Polizei bei den Tätern im vergangenen Jahr nur 36 800 Euro an kriminellen Gewinnen abschöpfen konnte. Die Opfer schweigen aus Angst vor Repressalien. Die Täter hatten sie mit falschen Versprechungen aus der Heimat gelockt und drohen mit Gewalt – auch gegen Familienangehörige. Schwer zu begreifen: Ein erheblicher Anteil der Tatverdächtigen waren Frauen, die zum Teil früher selbst Opfer von Zwangsprostitution waren.


www.derwesten.de/region/schwieriger-kam ... 01303.html

Von 60.000 Prostiuierte in NRW(Zahlen aus der Rheinische Post dieses Jahres) macht das nicht einmal 0,25% von Opfer von Menschenhandel aus.
Desweiteren ist die Altersangabe in den Zahlen nicht benannt.
Frauen in der Prostitution unter 21 Jahre fallen automatisch unter den Menschenhandelsparagraf.
Eine Studie über den hier im Artikel benannten Dunkelziffer gibt es nicht.
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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von Tilopa »

Bild
fraences hat geschrieben:Noch ein unsäglicher Bericht :
Das ist wohl das typische Trittbrettfahrerverhalten der Lokalpresse im Fahrwasser des aktuellen Spiegel-Artikels.
Quelle dieses Berichts ist ja offenbar das Lagebild Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung Nordrhein-Westfalen 2011 und ein Telefonat mit dem LKA.

Mir fehlt wie so oft die Zeit für eine detaillierte Lektüre, aber zwei Aussagen im Lagebild fand ich auf Anhieb recht bemerkenswert:

"Die erfolgreiche Bekämpfung von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und seiner Ursachen ist zumeist von Faktoren abhängig, die die Polizei nicht oder nur bedingt beeinflussen kann. Fehlende Zukunftsperspektiven, Armut und katastrophale Wohnverhältnisse in Teilen Bulgariens und Rumäniens veranlassen Frauen, die häufig ethnischen Minderheiten angehören, nahezu alles zu tun, um ihrem Elend zu entkommen. Generell dürften Bestrebungen, die Lebenssituation der Frauen in den Herkunftsländern zu verbessern (z. B. im Bildungswesen) und wirtschaftliche Not zu lindern, am ehesten geeignet sein, junge Frauen vor den Versprechungen von Schleusern und Menschenhändlern zu wappnen."


sowie

"In einem (...) Fall gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Opfer schwierig, da es keine Aussage machen wollte. Die Frau fühlte sich nicht als Opfer und verhielt sich sehr aggressiv. Da der ihr überlassene Teil ihres Einkommens in Deutschland immer noch höher als in ihrem Heimatland war, stand für sie der befürchtete Einkommensverlust im Vordergrund."

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Marc of Frankfurt
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Erste Plausibilitätskontrolle

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke für den Link zum Bericht. Schnellauswertung laut Presseartikel ergibt:

Weniger als 2 Promille aller Sexworker sind Opfer von Ausbeutung/Menschenhandel.

Aber die Polizei muß 20 geschäftsschädigende bis traumatisierende Razzien veranstalten, um 1 mutmaßliches Opfer finden zu können.

Tabelle zum Zeitungsartikel
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131943#131943





Gut ist der Film vom Menschenrechte-Institut

www.institut-fuer-menschenrechte.de/de/ ... ae7303a029

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Sexwork & Menschenhandel auch ein Justizdrama?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Justizskandale in Bayern und Deutschland:


Fall 1.) zeigt, wie die Polizeiermittlung und Verurteilung von Tätern völlig den Tatsachen wiedersprechen kann, wenn die Zeugen oder Beklagten nicht über die notwendige Verteidigungsfähigkeit auf Augenhöhe der Anklagebehörden besitzen.

Analoges kann auch bei Sexarbeiter_innen & Migrant_innen und begleitenden Drittparteien vermutet werden.



1.) Falsch abgeurteilter Fall des ermordeten Landwirtes Rudolf Rupp im oberbayerischen Neuburg im Oktober 2001.
Video www.spiegel.tv/filme/wissen-4-moerder-u ... todesfall/


2.) Fall Gustl Mollath in Nürnberg, wo der Ex-Ehemann in die Psychiatrie abgeschoben wurde, nachdem er über die Beihilfe zur Steuerhinterziehung durch seine Ex-Frau und das Gebaren der Geschäftsbanken und Nürnberger Vermögenden die Behörden umfänglich informiert hatte (Verbringung von Schwarzgeldern in die Schweiz).
ARD/SWR DieStory Monika Anthes und Eric Beres 21.5.2013 www.youtube.com/watch?v=8z99MO8uv2U 45min
www.swr.de/report/mollath-und-das-schwa ... index.html
www.gustl-for-help.de

[youtube][/youtube]


3.) Fälle und Erkenntnisse von Wirtschaftsanwalt Hans Scharpf Frankfurt
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=129676#129676


4.) Buch und Erkenntnisse von Dona Carmen Frankfurt und RA Dr. Philipp Thiée
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=35622#35622


5.) NSU Skandal im Bund, NRW, Bayern...


6.) Nato Geheimarmeen GLADIO (und mögliche Verbindung zum Terror von Rechts z.B. beim Münchner Oktoberfest Bombenattentat 1980)
Übersicht Staatsterror: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=93535#93535


.
..
...
..
.


Berichte über Sexarbeit "Der Spiegel" ...
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131846#131846

"ARD/NDR-Panorama" und "Studie Cho/Dreher/Neumayer (Unis Göttingen/LSE)"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=8562&start=5



Ursachen:

- autoritäre Methoden / hegemoniale Diskurse

- selektive Wahrnehmung / Vorverurteilung

- Klassismus / Standesdünkel


Gegenmaßnahmen:

- Transparenz / open access

- Inklusion / Affirmative Action = SexworkerInteressen-SelbstVertretung

- Deliberation / Partizipation / Volksentscheide
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.06.2013, 16:21, insgesamt 4-mal geändert.

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Umsetzung EU Richtline 2011/36/EU

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Umsetzung der EU Richtline 2011/36/EU in Deutschland:

Protokoll der 1. Beratung im Bundestag zum Gesetzentwurf Bekämfung von Menschenhandel



Die CDU/CSU-FDP benutzt die EU-Vorgabe, um gegen das ProstG, gegen Prostitution anzugehen.

Bild

Mehr: 1. Lesung www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132295#132295
2. u 3. Lesung www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=133002#133002
Bundesrat Entwurf Niedersachsen www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=133216#133216



[hr]



Die EU Richtlinie: 2011/36/EU:
Preventing and combating trafficking in human beings and protecting its victims

Directive 2011/36/EU of the European Parliament and of the Council


DE http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex ... 011:DE:PDF
EN http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex ... 011:EN:PDF

"Die Opfer des Menschenhandels … sollten vor sekundärer Viktimisierung … während des Strafverfahrens geschützt werden."


5 April 2011 Replacing Council Framework Decision 2002/629/JHA
EN http://ec.europa.eu/anti-trafficking/en ... man+beings

http://ec.europa.eu/anti-trafficking/

http://de.wikipedia.org/wiki/Europarecht
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtsetzung_der_EU
EU-Sekundärrechte:
- Verordnungen (gelten in Nationalstaaten),
- Direktiven (müssen von Nationalstaaten umgesetz werden),
- ...





Menschenhandelsbekämpfung auf EU Ebene
- 2004 EU Erweiterung

- 2004 European Commission, Directorate-General for Justice, Freedom and Security: Report of the Experts Group on Trafficking in Human Beings.
http://ec.europa.eu/justice_home/doc_ce ... 204_en.pdf

- Europol
2004 European Union Organised Crime Report, public version.
2005 Legislation on Trafficking in Human Beings and Illegal Immigrant Smuggling. Brussels.
2006 Trafficking of women and children for sexual exploitation in the EU: The involvement of Western Balkans Organised Crime (public version).
2008 Trafficking in Human Beings in the EU: A Europol Perspective.

- 2008 Convention on Action against Trafficking in Human Beings





Menschenhandelsbekämpfung auf Internationaler Ebene
- 2000 Palermo Protocol www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=29294#29294

- 1997 UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) in Wien gegründet als Teil des UN Secretariats:
2004 Legislative Guides for the implementation of the United Nations Convention against transnational organised crime and the protocols thereto.
2006 Trafficking in Persons: Global Patterns.
2009 Global Report on Trafficking in Persons. Human Trafficking: A Crime That Shames Us All.

- 2006 UNHCR (High Commissioner for Refugees): Guidelines on International Protection: The application of Article 1 A (2) of the 1951 Convention and/or Protocol of 1967 relating to the Status of Refugees to victims of trafficking and persons at risk of being trafficked, HCR/GIP/06/07.

Quelle: Studie Menschenhandel Deutschland, Kapitel A.5.2, auf Englisch:
www.institut-fuer-menschenrechte.de/upl ... ermany.pdf
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 06.07.2013, 13:44, insgesamt 2-mal geändert.

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fraences
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Menschenhandels: Kommission startet EU-Plattform

Beitrag von fraences »

Bekämpfung des Menschenhandels: Kommission startet EU-Plattform der Zivilgesellschaft


Die EU-Mitgliedstaaten müssen enger zusammenarbeiten, um den Opfern der Sklaverei des 21. Jahrhunderts zu helfen.

Heute haben sich mehr als 100 europäische zivilgesellschaftliche Organisationen in der neuen EU-Plattform der Zivilgesellschaft zur Bekämpfung des Menschenhandels zusammengeschlossen, um so ihre Kräfte zu bündeln.

Die von der Europäischen Kommission eingerichtete europaweite Plattform soll zivilgesellschaftlichen Organisationen, die auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene in den Bereichen Menschenrechte, Rechte des Kindes, Rechte der Frau und Gleichstellung der Geschlechter, Rechte von Migranten und Opferschutz tätig sind, als Forum dienen, in dem sie ihre Erfahrungen und konkreten Vorstellungen von Opferhilfe austauschen, ihre Netze ausbauen und andere davor bewahren können, Opfer des Menschenhandels zu werden.

„Die Zivilgesellschaft spielt eine entscheidende Rolle bei der Verhütung des Menschenhandels und dem Schutz seiner Opfer. Fachkräfte und Freiwillige, die mit der Bekämpfung des Menschenhandels befasst sind und unmittelbar mit Opfern zu tun haben, können viel voneinander lernen und uns helfen, konkrete Strategien zur Bekämpfung dieser abscheulichen Straftat festzulegen. Die Plattform wird sicherstellen, dass alle an der Bekämpfung des Menschenhandels Beteiligten von der EU die erforderliche Förderung erfahren, sich gegenseitig unterstützen und ihr Wissen in ganz Europa weitergegeben wird. Wir hoffen auch, dass uns dieses Wissen bei der Entwicklung künftiger EU-Strategien zugute kommen wird“, so die EU-Kommissarin für Inneres Cecilia Malmström.

Die Kommission wird die Plattform durch die Veranstaltung regelmäßiger Treffen für die Mitglieder unterstützen, um wesentliche aktuelle Informationen und Feedback über die wichtigsten Herausforderungen zu sammeln, denen zivilgesellschaftliche Organisationen vor Ort gegenüberstehen.

Ein zweites Treffen der Plattform ist vorläufig für den Herbst geplant. Die Kommission prüft zudem, wie die elektronische Kommunikation innerhalb der Plattform erleichtert werden kann.

Kommissarin Malmström eröffnet die Plattform heute, am 31. Mai, in Brüssel. Bei der Eröffnungsveranstaltung unter Vorsitz der EU-Koordinatorin für die Bekämpfung des Menschenhandels Myria Vassiliadou [ausgewiesene Prostitutionsgegnerin] werden auch Vertreter verschiedener Organe und Agenturen der EU anwesend sein.

Auf dem heutigen ersten Treffen erörtern die Teilnehmer die politischen Prioritäten und künftigen Aktivitäten der Plattform, darunter etwaige Sensibilisierungsmaßnahmen und Möglichkeiten der Einbindung von Organisationen, die ihren Sitz außerhalb der EU haben. Dabei sollen auch bewährte Verfahren zum Vorgehen gegen die Anwerbung von Opfern des Menschenhandels und gegen die Nachfrage im Internet ausgetauscht und diskutiert werden.

Die vollständige Liste der teilnehmenden Organisationen aus jedem EU-Mitgliedstaat ist hier aufrufbar.




Hintergrund

Der Menschenhandel lässt sich ohne eine enge Zusammenarbeit innerhalb und jenseits der EU nicht wirksam bekämpfen.

Auf EU-Ebene konzentriert sich die EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels auf die Verhütung des Menschenhandels, den Schutz der Opfer und die Strafverfolgung der Menschenhändler. Sie umfasst Maßnahmen in den Bereichen Strafrecht, strafrechtliche Verfolgung der Täter, Opferhilfe, Opferrechte im Strafverfahren, Verhütung, Kontrolle der Durchführung und Einrichtung von Partnerschaften insbesondere mit der Zivilgesellschaft. Die EU-Richtlinie folgt einem menschenrechtsorientierten Ansatz, der geschlechterspezifisch, opferorientiert und am Wohl des Kindes ausgerichtet ist.

Bisher haben erst 9 Länder die Richtlinie vollständig umgesetzt:
(Tschechische Republik, Schweden, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn, Polen, Rumänien und Finnland). Vier Länder haben sie teilweise umgesetzt (Belgien, Bulgarien, Slowenien und Vereinigtes Königreich).

Angesichts der steigenden Opferzahl in der EU (IP/13/322 und MEMO/13/331) nennt die EU-Strategie 2012 (IP/12/619 und MEMO/12/455) 40 konkrete Maßnahmen, unter anderem die Stärkung der Rolle der Zivilgesellschaft. Die Einrichtung einer EU-Plattform zivilgesellschaftlicher Organisationen in den Mitgliedstaaten ist eine dieser Maßnahmen.

Im März 2013 forderte die Kommission Organisationen auf, sich für die Mitgliedschaft in der Plattform zu bewerben. Bei der endgültigen Auswahl wurde den Erfordernissen der geographischen Ausgewogenheit, der Vielfalt der Fachgebiete und der gegenwärtigen Tätigkeiten der jeweiligen Organisation auf EU-Ebene Rechnung getragen.

Darüber hinaus wird die Kommission mit Unterstützung der Mitgliedstaaten, von NRO und sonstigen Interessenträgern auch weiterhin an der Durchführung der Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels arbeiten.

http://europa.eu/rapid/press-release_IP-13-484_de.htm
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Re: Zivilgesellschaft

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hier die Liste der EU-Anti-Trafficking-NGOs

Es sind die üblichen Verdächtigen.

Habe die Liste nach Nationalstaaten sortiert.

Und in unsere offene Tabellenkalkulation kopiert (Collaborate Cloud Computing;-). D.h. wir können gemeinsam die Tabelle ergänzen und verbessern...



= www.bit.ly/sexworkerccc



Bild

www.bit.ly/sexworkerccc

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

EU Handbuch des Migrationsrechts:

European Court of Human Rights and EU Fundamental Rights Agency launch "Handbook on European law relating to asylum,borders and immigration"



http://fra.europa.eu/en/press-release/2 ... h-handbook


Deutsches Handbuch
http://fra.europa.eu/sites/default/file ... ers_de.pdf

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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von Tilopa »

Bei Forbes wurde nun ebenfalls eine Kritik an der Cho/Dreher/Neumayer-Studie veröffentlicht, und zwar von Tim Worstall unter dem Titel
"Legal Prostitution and Sex Trafficking: From The Annals Of Bad Economic Research":
http://www.forbes.com/sites/timworstall ... -research/

Kernthesen:
-Um überhaupt einigermaßen sinnvolle Aussagen über die Auswirkungen legaler Prostitution auf den "Menschenhandel" tätigen zu können, müsste man zunächst einmal zwischen den zwei sehr unterschiedlichen Tatbeständen unterscheiden, die unter diesem untauglichen Begriff zusammengefasst werden: informelle Migration und Zwangsarbeit. Das wird in der Studie (und auch sonst meistens) nicht getan.
-2009 konnte in Großbritannien im Rahmen der "Operation Pentameter", der am größten angelegten Fahndung in der Geschichte des Landes nach "Menschenhändlern" in der Sex-Industrie (mit hunderten von Razzien), keine einzige Person gefunden werden, die eine andere zur Prostitution gezwungen hätte, wie der "Guardian" aufgedeckt hat. Die Zeitung schließt daraus, dass das Ausmaß des Phänomens von Politik und Medien massiv übertrieben wird und Worstall folgert, dass sich die Situation in anderen europäischen Ländern nicht viel anders darstellen dürfte.
-Dass hingegen die (formelle und) informelle Migration von Sexarbeitern hauptsächlich Länder zum Ziel hat, in denen Prostitution einen besseren rechtlichen Status sowie vergleichsweise gute Einkommensmöglichkeiten bietet, sei trivial und sicherlich kein Argument gegen eine Legalisierung.
-Und schließlich noch der gesunde Menschenverstand:
Spekulationen über einen Anteil von 30% und mehr Zwangsarbeitern in der Sexarbeit seien schon deshalb absurd, weil niemand der auch nur ein bisschen Erfahrung mit realen Menschen habe, ernsthaft glauben könne, dass sich bei dieser hochgradig intimen und persönlichen Dienstleistung niemals eines der (herbeifantasierten) zehntausenden Opfer einem der hunderttausenden Kunden offenbare oder von diesen an die Polizei gemeldet werde.

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Anti-Prostitutionspolitik aufgearbeitet

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das was 2009 für UK herausgefunden wurde vom Guardian
(Nick Davies: "Inquiry fails to find single trafficker who forced anybody into prostitution"),
stand zuvor 2007 bzgl. USA in der Washington Post
(Jerry Markon: "Human Trafficking Evokes Outrage, Little Evidence - U.S. Estimates Thousands of Victims, But Efforts to Find Them Fall Short")
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=23957#23957

Zur Cho/Dreher/Neumayer-Studie ist das Sammelthema im Forum hier:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=8562&start=7
___




Wie der Anti-Menschenhandels-Kampf und die Vermischung mit Prostitution begann:

Motivanalyse (Methode ACF) enttarnt die Wurzen des "Agenda Setting" von religiösen Rechten und fundementalistischen Feministen (Abolitionisten) in den USA



1993 Wiener Erklärung gegen Gewalt an Frauen

1993-2001 Clinton Administration

1995 Weltfrauenkonferenz Peking

1998 International Religious Freedom Act konnte von der US Religious Freedom Coalition durchgesetzt werden. Es gelang ihr damit einen "Ambassador-at-Large for International Religious Freedom within the Department of State" sowie die Kommissionen on International Religious Freedom" und "Ethics and Religious Liberty" im Weißen Haus zu installieren
http://en.wikipedia.org/wiki/Internatio ... reedom_Act

1998 kam es im Sudan im Bürgerkrieg zu eine Hungerkatastrophe mit 70.000 Toten (von 30 Millionen Einwohner = 2 Promille).
http://en.wikipedia.org/wiki/1998_Sudan_famine
(seit 2011 ist der Sudan geteilt)

Die religiöse Rechte begann damals Kampagnen gegen Sklaverei und Menschenhandel zu fahren.

1998 interagency International Criminal Crime Control Strategy Group

Michael Horowitz vom Hudson Institute schmiedete eine Koalition mit Babtisten, Evangelikalen, die auch radikale Feministinnen einschloß ("Left/Right Coalition" wird sie im hochgeladenen Dokument genannt). Die unvereinbaren Positionen bezüglich Abtreibung d.h. Spaltung in Pro-Life vs. Pro-Choice wurden beiseite geschoben ("shamed into work" statt frühere Selbstzerfleischung der feministischen Lager wird das bezeichnet in der wissenschaftlichen Arbeit im unten hochgeladenen Dokument).
www.google.de/search?q=Michael+Horowitz ... e&tbm=isch
Er war früher general counsel for the Office of Management and Budget (OMB) under the Reagan Administration.
www.linkedin.com/pub/michael-horowitz/24/560/b73
www.sourcewatch.org/index.php/Hudson_Institute

In einem lancierten Prozess des Agenda Settings wurde die Anti-Slavery und Anti-Trafficking Ideologie auf das Thema Prostitution und Migration übertragen. Das entspricht dem "Church Planting", dem Sekten-Gründen, wenn religiös-klerikale Gruppen sich Opfergruppen für ihre Hilfsprojekte als steuerbefreite Spendensammelquellen suchen.

2000 Trafficking Victims Protection Act (TVPA)
Die Prostitutionsgegnerschaft (Abolitionismus/Prohibitionismus) wurde geheim gehalten bis der TVPA unter Bush II. verabschiedet war (hidden agenda).

Bild
2006 TVPRA (Reauthorising)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=20652#20652

Die republikanische Bush Regierung (2001-9) hat den Kampf gegen Menschenhandel und Prostitution finanziell gefördert mit 80 Millionen $ pro Jahr. Das meiste ging in Kampagnen, weil tatsächliche Opfer gibt es wenige.
www.bit.ly/anti-trafficking-funds
www.bit.ly/anti-trafficking - Politik 2013

2001 aus dem "war against terror" nach 9/11 wurde so auch ein "war against whores".
US War on Terror seit 2001:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=100620#100620

US War on Whores / "Anti-Trafficking" seit 2001:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=99606#99606

Weltmachtpolitik oder Imperialismus (Pax Americana) im Zeitalter der Globalisierung:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=83174#83174





Wenn wir es schaffen frühzeitig solche leitenden zentralen Glaubenssysteme (belief systems) öffentlich zu machen, haben wir eine Chance die Wirkkraft solcher Agenden und deren gefährliches Machtspiel zu entkräften.

PR Trix: Scoop, Priming und Agenda Setting:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=107225#107225

Sexwork Geschichte
DE www.bit.ly/sexworkgeschichte
EN www.bit.ly/sexworkhistory

2013 gibt es immernoch ein OFBNP - Office Faith Based and Neighborhood Partnerships, welches die Anti-Trafficking Policy nachhaltig zu beeinflussen versucht
www.bit.ly/anti-trafficking
www.whitehouse.gov/sites/default/files/ ... report.pdf





Untersuchungsmethode, wie diese Forschungsergebnisse erzeugt wurden:
- Advocacy Coalition Framework (ACF) von Paul Sabatier, Colorado Uni in Denver 1998:
www.ucdenver.edu/academics/colleges/SPA ... ers/WOPPR/
- Qualitative Sozialforschung / Computer Aided Qualitative Data Analysis:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131577#131577

Visualisierung eines politschen Konflikts: ACF Konzept-Diagramm zeigt die "Belief Systems" und strukturellen Abhängigkeiten
Hier als Beispiel der Willensbildungsprozess für ein schwul-lesbisches Anti-Diskriminierungs-Gesetz. Evt. können wir so ein Diagramm für unsere Debatte entwickeln, um die Positionen, Koalitionen und Prozesshaftigkeit klarer identifizieren und vermitteln zu können
www.mriddett.com/wp-content/uploads/201 ... iagram.png (The Albert Human Rights, Citizenship and Multiculturalism Amendment, Bill 44, 2009)
Dateianhänge
Motive analysis US Trafficking Protection Victims Act [2000], Bromsfield 2012, highlighted.pdf
Underlying Motives, Moral Agendas and Unlikely Partnerships:
The Formulation of the U.S. Trafficking in Victims Protection Act through the Data and Voices of Key Policy Players
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US TIPR 2013

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wie bereits von Doris gepostet:


Jährlicher Menschenhandelsbericht der USA
TIP Report
Traffickin In Persons



Zahlen der US Regierung
weltweit
27 Millionen in sklaverei-ähnlichen Verhältnissen (geschätzt)
4.746 Verurteilte Täter (+20%)
46.500 Identifizierte Opfer
(10 Opfer je Täter; anders die deutschen BKA Zahlen 1:1)

- up to 27 million people being enslaved, by some estimates.
- identifed 4,746 convictions in 2012.
- number of global convictions of human traffickers is up about 20%.
- continuation of an upward trend in the number of victims that are identified to about 46,500.

I became a lawyer and a diplomat so as to not do math, but 46,000 identified victims in a world in which up to 27 million people are enslaved shows the depth of the challenge that’s ahead of us.
[Luis CdeBaca, June 19, 2013 www.state.gov/j/tip/rls/rm/2013/210906.htm ]


Die Finanzierung: über $80 Millionen pro Jahr www.bit.ly/anti-trafficking-funds
Die Politik: faith based, religiös motiviert www.bit.ly/anti-trafficking

TIPR 2012
- Deutschland: 610 Opfer www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=118461#118461
- USA: 347 Opfer www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=127936#127936

TIPR 2013
- Deutschland
siehe nächstes posting
- Thailand:
270 Opfer, 10 Verurteilte aber 357.167 Inhaftierte Migrant_innen/Sexarbeiter_innen
Tier 2. Watchlist for 4th year. Govt spending 2012 on anti traffick $3.7 million ..more than climate change or women‘s fund.
4 million migrants but only 270 victims helped including 107 men in fisheries.
305 reports to police. But 27 court cases 10 found guilty (this includes old csses like shrimp factory) of the 357,167 migrants arrested ..57 wete helped as trafficked [L.H.]
www.nswp.org/news-story/comments-the-us ... eport-2013
- Neuseeland:
Teile des TIP reports sind unwissenschaftliche unbelegte Spekulationen: "foreign women may be recruited for prostitution". "victims of gang controlled trafficking" konnte bisher kein Beleg gefunden werden. "children in forced prostitution are more likely to have suffered more violence". Hier ein Beispiel wie die staatliche US Manipulationsmasche funktioniert: Einfach eine Behauptung der Prostitutionsgegner abdrucken: "One member of parliament reported discovering a child in prostitution as young as 13 years of age". Dabei handelt es sich um MP Asenati Lole Taylor eine ausgewiesene Prostitutionsgegnerin, die Strafen für Sexworker und Kunden fordert, und wo bereits nachgewiesen wurde dass diese Aussage nicht bewiesen also falsch ist (vgl. http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 0672#90672 ). TIP sagt dass nicht genug zur Eindämmung von Prostitution getan wurde und verkennt, dass bei DECRIMINALISERTER PROSTITUION das nicht erforderlich ist ähnlich wie US Gerichte bei Lawrence v Texas 2003 geurteilt haben als sie die Sodomie-Gesetze abschafften, weil die gegen die Verfassung der Freiheitsrechte verstoßen (14. amendment; http://de.wikipedia.org/wiki/Lawrence_v._Texas). [C.B.]


Übersichtsposting/Quellensammlung Kriminalitätsstatistiken
www.bit.ly/bkazahlen
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US trafficking in persons report 2013 - EU map
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US TIPR zu Deutschland 2013

Beitrag von Marc of Frankfurt »

TIPR 2013 Zusammenfassung Deutschland


[80 Millionen Einwohner, 200.000-400.000 Sexworker]

2011 2010
_640 _610 Opfer Sexausbeutung - sex trafficking victims
_211 ____ Opfer betreut von 39 NGOs finanziert Familienministerium
_482 _470 Ermittlungsverfahren - sex trafficking cases investigations completed
_139 _172 Angeklagte - prosecuted defendants for sex trafficking
_117 _115 Verurteilte - convicted offenders (84% 66%)
__28 ____ Gefängnisstrafe - imprisoned (20%, 2..10 years in prison)
__17 ____ Entschädigungsprozesse - legal compensation suits
___0 ___0 Child sexual exploitation, trafficking, sex tourism

__32 ____ Opfer Arbeitsausbeutung - labor trafficking victims
__13 __24 Ermittlungsverfahren - labor trafficking cases investigations completed
___9 ____ Angeklagte - alleged labor trafficking offenders prosecuted -17%
___4 ____ Verurteilte - convicted offenders (44%)
___0 ____ Gefängnisstrafe - prison sentences (0%)

Percentage of identified victims sex trafficking originate in:
88% Europe
12% Non EU countries (illegalized migration)
22% Germany
78% Foreigners/Migrants
15% Bulgaria
other Nigeria (voodoo)...
14% Children (=minors? <18 years US definition, not 14 Germany definition)


majority in prostitution
had agreed initially to prostitution
organized motorcycle gangs involved

labor trafficking has not been as highly prioritized in Germany as sex trafficking.

Zuständigkeit Familienministerium - Responsible: Federal-State Interagency Working Group on Trafficking in Persons, led by the family ministry

government also took new steps to protect domestic workers in diplomatic communities, by establishing an in-person briefing for domestic workers and by funding opportunities for civil suits.
government’s labor trafficking efforts were significantly weaker than those against sex trafficking. labor alliance launched a project, funded in part by the Federal Labor Ministry

suspended prison sentences for labour traffickers due to provision in the criminal code allowing the suspension of assigned prison terms of less than 2 years, particularly for firsttime offenders

when a trafficking charge is combined with an accompanying criminal charge that has a higher statutory sentence than the trafficking statute, the German authorities do not record the conviction as a trafficking conviction. [Wie oft mag das vorkommen?]

Recommendations for Germany: Increase the government’s efforts to fight labor trafficking; increase proactive identification of labor trafficking victims [Mehr Razzien bei Arbeitsausbeutung fortert TIPR]

Government officials and NGOs report that Section 233 on labor trafficking was unduly restrictive and difficult to apply in practice. ... victims, particularly those from Romania and Bulgaria, withdrew testimony. ... mixed experiences with judges; while some understood victims’ trauma, others subjected victims to repeated testimonies or prejudice.

The Government of Germany did not investigate or prosecute government officials suspected of trafficking-related complicity during the year.
Weitere Korruptionsfälle hier gelistet www.bit.ly/bkazahlen

Bild
Liste Anlaufstellen für Opfer vs. für Sexworker


Federal Family Ministry funded an umbrella organization [ www.kok-buero.de ] representing 39 NGOs and counseling centers in approximately 45 German cities and all of the states that provided or facilitated shelter, medical and psychological care, legal assistance, vocational support, and other services largely for adult female victims. German counseling centers cared for approximately one-third of the victims [39 NGOs für 211 Personen = 5 Opferbetreuungen je NGO im Jahr. Wie hoch ist die Finanzierung pro Opfer?] . ... government offered trafficking victims a reflection period of 3 months. specific residence title for the duration of a criminal trial conditional on cooperation with law enforcement [Zwangs-Aussagebereitschaft erkauft]. permitted to work during the trial [Arbeitserlaubnis]. law permits prosecutors to decline to prosecute victims of trafficking who have committed minor crimes during the course of their trafficking experience [Verfahrenseinstellung bei straffällig gewordenen Opfern]. Observers reported that, though prosecutors in practice exercise this discretion, victims may have been penalized or deported [Abschiebung] on occasion before their legal status as victims of trafficking had been clarified. enabling victims to join criminal cases as joint plaintiffs [Nebenkage], and by providing them access to civil remedies.

Kontrolldelikt? In approximately half of identified trafficking cases [50%], the first contact between police and victims resulted from police measures.

domestic workers in diplomatic households. government guidelines providing new minimum wage standards (Kann nur einen Mustervertrag für die Schweiz finden http://www.eda.admin.ch/etc/medialib/do ... 202011.pdf)

Hier der Muster-Arbeits-Vertrag Prostitution als PDF download
www.sexworker.at/prostg


Quelle:
TIPR 2013 - US trafficking in persons report
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132670#132670

zum Vergleich TIPR 2012 zu Deutschland
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=118461#118461
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 21.06.2013, 10:27, insgesamt 3-mal geändert.

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Von der Sitte zum Helden

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Paul Holmes of Central London vice unit
was honoured by US as anti-trafficking hero 2013


[TIPR page 52]
(Now Consultant, Formerly Inspector at the Metropolitan Police)


>>> Anti-trafficking methods law enforcement manual <<<
von ihm 2003
Beschreibt alle Polizei-Methoden Prostitutions-Milieu-Überwachung
www.undp.ro/governance/Best%20Practice% ... anual.html
funded by USAID UNDP


Aufsatz 2008:
Developing an Effective Criminal Justice Response to Human Trafficking - Lessons From the Front Line
www.togetherletsstoptraffick.org/assets ... HOLMES.pdf

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Arbeitsausbeutung überall

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Jetzt der nächste Schocker nach Zwangsprostituitons-Gerüchten und Moral-Panik seit der WM 2006.

Immer mehr dokumentierte Fälle von "modernen Arbeitssklaven" in Deutschland: von Wallraff aufgedeckte Ausbeutung bei Brotfabrik Weinzheimer (wurde geschlossen), beim Hermes-Paketdienst von Milliardär Michael Otto, bei Amazon in Bad Hersfeld mit seinem von Neonazi-ähnlichen-Wachschutz schikanierte Saisonarbeiter_innen, Niedriglohn per Subunternehmer bei Daimler-Benz in Stuttgart-Cannstadt und auf Baustellen auch von öffentlichen Behördenneubauten in Berlin, Hartz-IV Total-Sanktionierungen und 1-EUR-Job-Zwangsarbeit:


Morgen im ARD-Fernsehen:
Ausbeutung migrantischer ZwangsMetzger als moderne Sklaven der deutschen Fleischindustrie im hart umkämpften Fleischmarkt industrieller Nahrungsmittelproduktion

Die Story im Ersten
Lohnsklaven in Deutschland - Miese Jobs für billiges Fleisch
Film von NDR-Autoren Michael Nieberg und Marius Meyer
http://www.daserste.de/information/repo ... d-100.html
http://programm.daserste.de/pages/progr ... 09604DE32B


Die Ausbeutung von Sexarbeiter_innen erweist sich einmal mehr als nur eine spezielle Variante der Ausbeutung von arbeitenden Menschen in einer zunehmend verrohenden Globalisierung. Mit dem einzigen Unterschied: Sex. Und weil gilt "Sex sells" ist deshalb Anti-Prostitutionsberichterstattung in den Medien überproportional repräsentiert.
Vgl. die letzte Sendung: "Die Story im Ersten - Made in Germany Prostitution"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132841#132841


Und jetzt live dazu die Günter-Jauch-Sendung
Lohnsklaven und Menschenschinder - verkommen wir zum Billiglohnland?
http://daserste.ndr.de/guentherjauch/ru ... en117.html
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 25.06.2013, 13:44, insgesamt 3-mal geändert.

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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von fraences »

Hier der Artikel aus der Süddeutsche-Zeitung:

Lohnsklaven in Deutschland


Schlechte Bezahlung, unwürdige Unterkünfte, Erniedrigung und Erpressung: Was sich in Schlachthöfen abspielt, ist für viele Kritiker mehr als Ausbeutung. Die Rede ist von Menschenhandel und organisierter Kriminalität.

Von Hans Leyendecker

Die Frau, sie mag Ende dreißig sein, kam aus einem Dorf in Rumänien nach Deutschland, um neu anzufangen. Sie arbeitete in der Verpackung eines Schlachthofs in Norddeutschland am Band. Ihr Arbeitgeber war eine spanische Firma mit rumänischer Geschäftsführerin, die einen Werksvertrag mit der norddeutschen Fleischfirma abgeschlossen hatte. Und der Eigentümer der spanischen Klitsche war ein Deutscher, gegen den inzwischen die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wegen Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt.

Mit drei anderen Frauen hauste die Rumänin für viel Geld in einem Zimmer. Ein Landsmann hatte als Vorarbeiter das Kommando. Sie arbeitete, wie auch die anderen Frauen, auf Abruf. Auch nachts. Als sie mal Urlaub machen wollte, wurde sie gefeuert. Sie ging zum rumänischen Vorgesetzten, um ihre Papiere fürs Arbeitsamt abzuholen, doch der weigerte sich zunächst. Sie drohte mit einem Anwalt.

"Hast du keine Angst, zum Anwalt zu gehen?" warnte der Vorgesetzte. "Weil es kann dir passieren, dass du über die Straße gehst und ein Auto dich überfährt." Auch könne sie leicht im Graben landen, "der Kopf zwei Meter weiter" und ein Bein "sonst wo". - "Nein, ich habe keine Angst". Er: "Das gilt sogar in Rumänien. Du weißt nicht, ob dein Kind über die Straße geht und ein Auto es vielleicht überfährt." So stellt man sich eigentlich Dialoge mit der Mafia vor oder mit anderen schweren Jungs - nur nicht am Arbeitsplatz.

Drecksarbeit international operierender Werkvertragsfirmen


Der Wortwechsel zwischen Sklavin und Chef ist Teil eines Films über "Lohnsklaven in Deutschland". Die Autoren, Marius Meyer und Michael Nieberg, haben mit verdeckter Kamera in Rumänien Arbeitsvermittler gefilmt, die viel versprechen. Und dann haben sie versucht, die Drecksarbeit international operierender Werkvertragsfirmen nachzuzeichnen.

Der in solchen Zusammenhängen gern verwendete Begriff von der "Ausbeutung" umschreibt die Lage ungenau, weil er angesichts des tatsächlichen Elends irgendwie abgenutzt wirkt: "Das ist Menschenhandel, das ist Organisierte Kriminalität", sagt Matthias Brümmer, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in der Fleischregion Oldenburg, im Gespräch mit der SZ.

Im TV-Film fahren dunkle Limousinen vor, und die Männer, die aussteigen, sehen wie dunkle Männer in Kinofilmen aus. Sie tragen Koffer mit Bargeld. Billiglöhner bekommen für 150 Stunden Arbeit vielleicht 600 Euro, und wer krank wird, soll gehen.

Seltsam gewundene Antworten
Menschenunwürdig sind manchmal auch die Unterkünfte. Viele Arbeiter hausen in abbruchreifen Häusern, Vermieter verdienen am Sklavenhandel mit. Neuerdings werden von Werkvertragsfirmen auch spanische Arbeiter angeworben, die mehr Lohn als etwa die Rumänen bekommen, aber bis zu 400 Euro für ein Bett zahlen und auch dem Vermittler daheim Geld geben müssen.
"Raffinierter, schlimmer Menschenhandel"


Meist wollen die Fleischarbeiter bleiben. Saisonarbeiter, die zur Erdbeerernte kommen, zum Spargelstechen oder zur Weinernte haben es beim Bauern meist besser. Und sie fahren nach ein paar Wochen wieder nach Hause. Wenn die Fleischfabrikanten Fragen zur Entlohnung der Arbeiter oder zu deren Wohnungen beantworten sollen, fallen die Antworten seltsam gewunden aus: "Mit uns vertraglich verbundene Werksunternehmen sind selbständige Unternehmen, auf deren Geschäftsbereich wir keinen Einfluss haben", schreibt ein Anwalt im Auftrag eines norddeutschen Fleischunternehmens. Ansonsten sei man "Verfechter eines bundesweiten Mindestlohns".

Überdies seien die "Werkvertragsunternehmen gehalten, ihre Mitarbeiter ordnungsgemäß unterzubringen. Soweit uns die Unterbringungsorte bekannt sind, behalten wir uns vor, Überprüfungen durch unabhängige Personen vornehmen zu lassen". Zu "Detailinformationen können wir schon aus Gründen der gebotenen Vertraulichkeit" keine Auskunft erteilen, "da sie Personen und Vertragsverhältnisse betreffen". Von "Missständen" sei allerdings nichts bekannt.

Die Namen der vielen Akteure tun eigentlich wenig zur Sache. Bei dem Fleisch-Sklavenhandel geht es längst nicht um Einzelfälle, sondern um ein seit vielen Jahren bestehendes System, das von der Öffentlichkeit manchmal mit Erstaunen und dann wieder mit bleierner Gelassenheit hingenommen wird. "Der Menschenhandel in dieser Branche wird immer raffinierter und immer schlimmer", sagt der Gewerkschafter Brümmer. Auch Bordellbetreiber gehören zu den Akteuren der Leiharbeiter-Mafia.

"Der Umfang illegaler Tätigkeiten und deren Selbstverständlichkeit sind erschreckend. Das Gewerbe scheint von diesen Straftaten durchdrungen zu sein", hat die Düsseldorfer Richterin Brigitte Koppenhöfer im Dezember 2010 über die Arbeit auf deutschen Schlachthöfen mal gesagt.


Die 14. Große Strafkammer des Düsseldorfer Landgerichts hatte acht Angeklagte zu Strafen zwischen fünfeinhalb Jahren Haft und Bewährung verurteilt. Die Arbeiter-Verleiher hatten rund tausend meist rumänische Leiharbeiter, die gegenüber den Finanzämtern als Selbständige mit Werkverträgen geführt wurden, in Schlachthöfe geschickt und den Fiskus sowie Sozialversicherungen um 15 Millionen Euro geprellt. Fast jedes Jahr gibt es ein neues Großverfahren.

Es geht ums Geld
Als die Dreharbeiten zu dem NDR-Film noch liefen, suchte die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Mitte Mai dieses Jahres nach mehr als zweijähriger Vorbereitung Büros und Privatwohnungen von 22 Beschuldigten an 90 Orten heim.

Die von einem Staatsanwalt geleitete Ermittlungskommission "Karo", die aus Zollfahndern, Steuerfahndern und Kriminalbeamten besteht, untersucht ein Geflecht von mehr als zwei Dutzend Unternehmen und Subunternehmen, die in mehr als zwölf deutschen Schlachthöfen von Rheinland-Pfalz bis Norddeutschland Polen und Rumänen, für die es keine sogenannte Entsendungsgenehmigung gab, untergebracht hatten.

Es geht auch in diesem aufwendigen Verfahren nicht um Lohndumping, nicht um Sklavenhälterei und unmenschliche Arbeitsbedingungen, sondern wieder mal um den Verdacht der Vorenthaltung von Sozialversicherungsabgaben und der Hinterziehung von Umsatzsteuern und Lohnsteuerbeträgen in Millionenhöhe.

Es geht ums Geld.


www.sueddeutsche.de/wirtschaft/skandalo ... .1703776-2
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Beitrag von ehemaliger_User »

Eine Fotostrecke in der ZEIT:

Zwangsprostitution
Sie heißen nicht Natascha

In Moldawien, dem ärmsten Land Europas, werden täglich Frauen verkauft – oft von Verwandten. Menschenhändler ködern sie mit falschen Jobaussichten, zwingen sie zur Prostitution, misshandeln und vergewaltigen sie. Die Mädchen werden weggesperrt, eingeschüchtert und bekommen alle denselben Spitznamen: Natasha. Die in Rumänien geborenen Fotografin Dana Popa ist für ihre Fotoreportage Not Natasha nach Moldawien gereist. In einem Heim für ehemalige Zwangsprostituierte hat sie mit den Mädchen gesprochen und später in London ihre alten "Arbeitsplätze" besucht.

http://www.zeit.de/gesellschaft/2013-06 ... -natasha-2
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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von fraences »

Die Anti Prostitution Loyalty Oath",
ein Video von Carol Leigh, von Cosi Fabian erzählt, präsentiert eine Geschichte von einer Politik der Regulierung Bereitstellung von Auslandshilfe für Gesundheit und Sicherheit. Die Politik verlangt, dass Empfänger von USAID Mittel einen Eid, dass sie nicht unterstützt Sexarbeiterinnen Rechte zu unterzeichnen. "Diese Politik ist ein beredtes Beispiel dafür, wie die USA exportiert repressive Ideologien durch Bedingungen für ausländische Hilfeempfänger setzen."

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Beitrag von ehemaliger_User »

In der "Welt am Sonntag" wird folgendes behauptet:

Umschlagplatz der Prostitution

Schon 1888 wurden Frauen aus dem Osten Europas in Bordelle verschleppt. Hamburgs Hafen war die Drehscheibe für die Transporte nach Übersee Von Uwe Bahnsen

Es war sicher eine "heiße" Nachricht, jedenfalls für die damalige Zeit, als die Hamburger Polizeibehörde am 10. Juli 1888 die Festnahme von vier Personen, darunter ein Ehepaar, wegen "Kuppelei" bekannt gab. Zugleich legte die Behörde einen Bericht über "Die Unterdrückung des Mädchenhandels" vor, und so erfuhr die schockierte Öffentlichkeit, dass Deutschlands größte Hafenstadt offenkundig auch der größte "Umschlagplatz" für die"Ware Mensch" war.

Verdächtig gemacht hatte sich das Quartett durch den Umgang mit sechs jungen Frauen. Sie hießen Valentina, Raza, Manja, Lessel, Ester und Antonia, stammten sämtlich aus Warschau und waren auf der Durchreise. Die Polizeiagenten hatten Verdacht geschöpft, weil das Ehepaar alle Rechnungen bezahlte. Das brachte sie in den Verdacht des Mädchenhandels, und so griff die Polizei zu. Wie sich aber bald zeigte, reichten die Beweise nicht, und so musste man die Festgenommenen und die sechs Frauen wieder laufen lassen. Sie schafften es noch rechtzeitig auf den Passagierdampfer "Petropolis", der kurz darauf nach Südamerika auslief. Über das weitere Schicksal der jungen Frauen wurde außer einer kurzen Zeitungsnotiz nichts bekannt. Daraus war zu entnehmen, sie seien "theils in Montevideo,, theils in Buenos Aires bei ihrer Ankunft daselbst sofort in Bordellen untergebracht worden".

Das waren Schicksale, die für Zehntausende junger Frauen vor allem aus Osteuropa typisch waren. Mehr als 60 Millionen Europäer wanderten in dem Jahrhundert von 1815 bis 1930 über Hamburg und Bremerhaven nach Nord-, Mittel- und Südamerika aus. Zumeist waren es Männer, und die suchten auch in ihrer neuen Heimat Frauen aus den Lebensverhältnissen, die ihnen geläufig waren. Das erklärt das Geschäftsinteresse der Bordelle an europäischen Prostituierten. Die aufkommende Dampfschifffahrt und die beschleunigten Kommunikationsmöglichkeiten durch Telegramme gaben den Mädchenhändlern, die schon damals zumeist straff organisiert waren, die Möglichkeit, jederzeit für Nachschub zu sorgen. Der bestand zu einem erheblichen Teil aus jungen Frauen, denen skrupellose Vermittler eine Anstellung in einem Haushalt oder einem Betrieb versprochen hatten. Stattdessen gerieten sie in die "white slavery", wie man die Zwangsprostitution junger Europäerinnen damals nannte.

Aber diese Form der Sklaverei gab es auch in Europa, zum Beispiel in Russland. So hatte sich der damalige preußische Gesandte am Zarenhof, Otto von Bismarck, 1861 mit einem Fall zu befassen, der eine 21-jährige deutsche Jüdin namens Marie Haase betraf. Diese junge Frau war nach St. Petersburg gelockt worden und wurde gezwungen, dort in einem Bordell zu arbeiten. Es gelang ihr, nach Moskau zu fliehen, aber die Polizei nahm sie dort fest und brachte sie zurück in das Freudenhaus. Doch sie gab nicht auf und bat die preußische Gesandtschaft um Hilfe. Bismarck nahm sich des Falles an und schrieb darüber in einem Brief: "Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass ein Bordell kein Schuldgefängnis ist." Marie Haase konnte nach Deutschland zurückkehren.

Der Mädchenhandel und die Zwangsprostitution nahmen Ausmaße an, die neben kirchlichen und humanitären Organisationen auch die Politik beschäftigten. So prangerte der damalige SPD-Vorsitzende August Bebel 1894 im Reichstag die "fortgesetzten Transporte von Mädchen, die für Lustzwecke nach außerdeutschen Landen" gebracht würden, an und verlangte Maßnahmen der Regierung. Bebel war direkt gewählter Reichstagsabgeordneter für einen der Hamburger Wahlkreise. Er prangerte in dieser Rede auch die Praktiken an, die er in seinem Wahlkreis erfuhr. Im Mai 1910 kam es zu internationalen Abkommen, die das Anwerben, Verschleppen oder Entführen "minderjähriger weiblicher Personen mit dem Ziel, der Unzucht anderer Vorschub zu leisten", unter Strafe stellten. Das galt auch für volljährige Frauen, die durch Täuschung, Drohung, Missbrauch des Ansehens oder andere Zwangsmittel gefügig gemacht wurden.

Eines der typischen Schicksale des Frauenhandels, der zu einem erheblichen Teil junge Jüdinnen aus Osteuropa betraf, hat später der Völkerbund, der Vorgänger der Vereinten Nationen, dokumentiert: Die damals 19-jährige Paula Waismann lernte 1925 in Danzig einen zwanzig Jahre älteren Mann kennen, der ihr versprach, er werde mit ihr nach Paris ziehen, und dort werde sie ein sorgenfreies Leben führen. Doch das Paar wurde in Danzig verhaftet, und der Begleiter der jungen Frau wurde als international gesuchter Mädchenhändler identifiziert. Die Polizei vermerkte in ihrem Vernehmungsprotokoll: "Er machte dem Mädchen teure Geschenke und beharrte darauf, sie zu heiraten." Ohne ihr Wissen hatte er in ihrem Pass ein Visum für Mexiko eintragen lassen.

Deutschland, früher vorwiegend eine Herkunftsregion der Opfer international operierender Mädchenhändler-Banden, ist längst eine der Zielregionen geworden. Viele Frauen und Mädchen stammen aus Osteuropa, dem Baltikum und dem Balkan, aus Afrika, Thailand und Lateinamerika. Zielländer sind heute neben der Bundesrepublik vor allem Tschechien, Italien, Spanien und Frankreich, aber auch die Niederlande, die Türkei und Israel. Die Dunkelziffern sind hoch. Hamburg ist noch immer einer der zentralen "Handelsplätze".

http://www.welt.de/print/wams/hamburg/a ... ution.html
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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von fraences »

Malochen – für drei Euro die Stunde

In Deutschland sorgen «Lohnsklaven» aus Rumänien und Bulgarien für Kritik an der Fleischindustrie.
Sie leben in einer Kaserne hinter Stacheldraht, oder sie sind in halb verfallenen Einfamilienhäusern zusammengepfercht. Sicherheitsdienste wachen am Eingang über die rumänischen oder bulgarischen Bewohner, die zu Billigstlöhnen in deutschen Schlachthöfen arbeiten.

In den Massenunterkünften müssen die Arbeiter auf Abruf bereitstehen. «Sie verdienen unter 5 € pro Stunde brutto, oft sogar nur 3 €, arbeiten bis zu 14 Stunden pro Schicht im Akkord und leben in menschenunwürdigen Unterkünften», beklagt Matthias Brümmer von der Gewerkschaft NGG in Oldenburg-Ostfriesland.

Beim Schlafen mussten sie sich im Schichtsystem abwechseln. Bis zu 400 € müssen die Betroffenen zudem von ihrem ohnehin kärglichen Lohn für ihr Bett abzweigen. «Besuch ist strengstens untersagt, da hat man selbst im Gefängnis mehr Rechte. Es fehlen nur noch die Wachtürme», so Brümmer. Betroffene klagten, dass sie sich nicht frei bewegen können. Bei Krankheit oder Unfall wurden osteuropäische Schlachterei-Mitarbeiter sofort entlassen.


Hier der gesamte Artikel:

http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wi ... 1.18112394
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Diese erschreckenden Zahlen zu Verdienst und Arbeitsausbeutung sind eine gute argumentative Basis, warum die Freiheit zu Entscheidung pro Sexwork verteidigt werden muß, auch bei neuen noch nicht wissenschaftlich studierten Geschäftsmodellen.




Gibt es hier jemanden, der Lust hat, aus der Gegenüberstellung von Bildern und Zahlen von Fleischindustrie und Sexwork ein paar provokative Aussagen und Postcarten zu gestalten?

Tools: www.uthinkido.com more www.facebook.com/photo.php?fbid=501641649850584

Inspiration: http://lolkatbanyard.tumblr.com/ and www.google.de/search?q=uthinkido.com+sex&tbm=isch