Medienkompetenz Sexwork

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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DanaBahama
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Prostitutions-Chic

Beitrag von DanaBahama »

Bin mir gerade nicht sicher ob es hier rein gehört:

27.03.2013 - Ein Video mit Supermodels, die sich geben wie Prostituierte: Louis Vuitton gerät wegen eines umstrittenen Kurzfilms unter Druck. Kritiker werfen der Luxusmarke und der Modeindustrie vor, den Prostitutions-Chic als Marketinginstrument zu nutzen. Das Unternehmen distanziert sich von dem Clip.

Paris - Die Frauen räkeln sich leicht bekleidet an Straßenecken, sitzen halbnackt auf dem Rücksitz eines Autos und ziehen sich im Scheinwerferlicht eines Wagens aus: Ein Video zeigt Louis-Vuitton-Models in Posen, die an Prostituierte erinnern. Zu sehen sind unter anderem Cara Delevingne, 20, und Georgia Jagger, 21.

Die Aufmachung des Videos und die Präsentation der Frauen bringt der Luxusmarke nun jede Menge Kritik ein, wie unter anderem "Times" und "New York Daily News" berichten. In einem offenen Brief in der renommierten Tageszeitung "Libération" schreiben die Kritiker, das Modehaus verbinde Luxus "mit der zweiteinträglichsten illegalen Machenschaft nach Drogenhandel".

Video abspielen... http://vimeopro.com/jameslima/reel/video/62456548
Foto: James Lima

Paris - Die Frauen räkeln sich leicht bekleidet an Straßenecken, sitzen halbnackt auf dem Rücksitz eines Autos und ziehen sich im Scheinwerferlicht eines Wagens aus: Ein Video zeigt Louis-Vuitton-Models in Posen, die an Prostituierte erinnern. Zu sehen sind unter anderem Cara Delevingne, 20, und Georgia Jagger, 21.

Die Aufmachung des Videos und die Präsentation der Frauen bringt der Luxusmarke nun jede Menge Kritik ein, wie unter anderem "Times" und "New York Daily News" berichten. In einem offenen Brief in der renommierten Tageszeitung "Libération" schreiben die Kritiker, das Modehaus verbinde Luxus "mit der zweiteinträglichsten illegalen Machenschaft nach Drogenhandel".

Umstrittenes Video: Kritik an Luxusmarke

Die Modeindustrie wolle Prostitution glamourös erscheinen lassen. "Die soziale Situation der großen Mehrheit aller Menschen, die sich prostituieren, ist nicht beneidenswert und in keiner Weise glücklich." Es schließt die Frage an, ob es der Modebranche bewusst sei, dass sie mit dem Prostitutions-Chic Gewalt, Pornografie und sexueller Sklaverei Vorschub gebe?

Zu den Unterzeichnern gehört auch die Fondation Scelles. Die Organisation setzt sich gegen sexuelle Gewalt und Ausbeutung ein. Louis Vuitton mache Prostitution zu einem Marketinginstrument, sagte Yves Charpenel, Vorsitzender der Organisation. Selbstverständlich müssten Modeschöpfer künstlerische Freiheit haben, "aber dies läuft auf die Ausbeutung von Frauen hinaus".

Das Video springt zwischen den Straßenszenen und Aufnahmen der Models bei einer Modenschau in Paris hin und her. Der Film wurde für die britische Zeitschrift "Love" gemacht, wie die "Times" berichtet. "Love"-Chefredakteurin Katie Grand arbeitet auch als Beraterin für Louis Vuitton. Regisseur des Kurzfilms ist James Lima. Bei seinem Video steht, es sei eine "Hintergrundgeschichte" zur "sinnlichen und glamourösen" Louis-Vuitton-Kollektion von Marc Jacobs.

Allerdings zitiert die "Times" einen Insider, demzufolge Louis Vuitton das Video nicht abgesegnet hat. Seltsam ist freilich, dass es in den Credits heißt, besonderer Dank gehe an Jacobs, den Chefdesigner der Marke. Das Modehaus selbst hat sich bislang nicht zu der Kritik geäußert.

Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/louis-vu ... 91153.html

Videolink eingefügt by ehemaliger_User

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annainga
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RE: Medienkompetenz Sexwork

Beitrag von annainga »

ziemlich schickes video, eine augenweide :-) wie die kleidung präsentiert wird.

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friederike
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RE: Medienkompetenz Sexwork

Beitrag von friederike »

Ich finde das auch absolut stark! Seiht echt gut aus ... und dazu der Kommentar, hier werde mit "Prostitutions-Chic" geworben! Das habe wir ja noch gar nicht gehört ':002'

Friederike

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Marc of Frankfurt
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Re: Prostitutions Chic

Beitrag von Marc of Frankfurt »

> "Die soziale Situation der großen Mehrheit aller Menschen, die sich prostituieren, ist nicht beneidenswert und in keiner Weise glücklich."


Woher glauben die Prostitutionskritiker das so absolut wissen zu können? Wie wollen sie solche verallgemeinerte Thesen über Sexarbeit qualifiziert von der Realität aller arbeiten-müssenden Menschen abgrenzen? (Nach dieser Logik dürfte man auch keine Handwerker oder Bauern abbilden oder erotisieren, weil diese oft verschuldet, ausgebeutet für minimalste Löhne schuften müssen www.amazon.de/bauern-Erotik-Kalender-B% ... k%3ABauern )

Wer bei Prostitution behauptet den Überblick über mögliche und tatsächliche Ausbeutung zu haben und repräsentative Zahlen der Prostitutionstätigkeiten zu besitzen, der belügt die anderen, die Öffentlichkeit, der versucht die Politik zu manipulieren. In einer Branche der Diskretion, der Subkultur und der Existenz am Rande der Gesellschaft, in der Grauzone zwischen Privat und Geschäft, da kann es allenfalls grobe Schätzungen geben. Nichteinmal seriöse Dunkelfeldforschung ist möglich...

Letztlich sind die prostitutionsfeindlichen Hilfsorganisationen wie die von der Sexworker-Gewerkschaft STRASS www.strass-syndicat.org oft kritisierte "Fondation Scelles" www.google.de/search?q=fondation+scelle ... ndicat.org | www.fondationScelles.org nur Trittbrettfahrer_innen moralischer oder gar moralisch inszenierter Empörung. Ein moderner Glaubenskampf, eine moralische Panik vor Sittenverfall und Untergang des christlichen Abendlandes in Zeiten von Globalisierung, Umweltzerstörung und Krisen durch einen hemmungslosen Finanzkapitalismus.

Sie betreiben Ihr Geschäft der Retter- und Helferindustrie mit Spendengeldern oder gar öffentlichen Mitteln, während sie ihren moralischen Kampf benötigen, um überhaupt Wirkung zu entfalten, um Opfer zu erzeugen (Gefallene-Engel-Syndrom, Schlampenstigma, Jungfräulichkeitskult, Prostitutionsstigma ... Misoharlotry, "War against Whores"). Wie lange wollen sie noch moralische Werte vorgaukeln und zu disziplinieren versuchen, da wo andere Klassen mit legalen Mitteln längst alle Selbstdisziplin verloren haben. Ihr Bemühen um moralisches Sauberwaschen fragwürdiger Institutionen wird in einer Welt eskalierender Ungleichheit, die Armut und Tod erzeugt bzw. duldet, immer weniger zu verstecken sein.


Schade dass Spiegel/Schmirgel so unkritisch berichtet. Aber zumindest konnte unter dem Deckmantel neutraler Berichterstattung das Magazin erotisches Videomaterial verlinken und seine vojeuristischen Kunden bedienen. Gilt doch immernoch das Mediengesetz: "Sex Sells" und wir dürfen ergänzen: "Sexwork sells even better".

Womit die Prostitution der Konzernmedien, oder die Macht der Bilder und unserer Instinkte mal wieder nachgewiesen wären.



Evt. haben wir demnächst nach Gründung von www.sexwork-deutschland.de ein Organ, was regelmäßig auch die Stimme der Sexworker in solche öffentlich-medialen Debatten einbringt gerad so wie Dona Carmen FFM oder Red Umbrella Project NYC:

Bild





Sich selbst zum Objekt der Begierde zu machen, das was Sexworker, Models und Künster aus Profession & Passion praktizieren (Selbst-Objektivierung), das kann nicht hergezerrt werden und gemessen werden am Leid oder Mißbrauch, der an anderen Orten in der Welt stattfindet!

Unsere Nacktheit oder Tabulosigkeit ist KEINE Einladung zum Mißbrauch, so wie dass schon für den Minirock / die Minirockträgerin gilt. Warum verleugnen die konservativen Verbots-Apologeten die Entscheidungsfreiheit, Selbstverantwortung und Selbstbeherrschungskompetenz der potentiellen Täter? Warum wollen sie dem potentiellen Opfer die Schuld oder Mitschuld zu weisen (Victim Blaming)?

Sind die schmutzigen Phantasien der Sexualitäts- und Prostitutionsgegner so instinktgesteuert? Brauchen sie einen Sündenbock, um sich selbst erheben zu können? Brauchen sie einen "Teufel" um Orientierung zu haben? Wer hat sie so erniedrigt und gehirngewaschen? Wie können wir ihnen helfen?

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5298 (SW only)

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RE: Medienkompetenz Sexwork

Beitrag von friederike »

Sehr gut gesagt, lieber Marc!

Eine unterschwellige Aussage gehört unbedingt zur Prostitutionskritik:

Die Gesellschaft sei nicht nur zuständig für die Sittlichkeit ihrer Mitglieder, nein, sie sei auch verantwortlich für das Glück der Individuen!

Ein klassisches totalitäres Denkmuster!!!

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annainga
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RE: Medienkompetenz Sexwork

Beitrag von annainga »

wir sollten dem magazin "spiegel" mal unseren thread "Gründe von SexarbeiterInnen für Sexarbeit" vorstellen.

viewtopic.php?t=5429&highlight=

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Marc of Frankfurt
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Soziologie des Prostitutions-Chic

Beitrag von Marc of Frankfurt »

ich hoffe immer insgeheim, dass die Journalisten sich hier informieren, wenn sie was zum Thema zu schreiben haben.
___



Soziologie des Hurenchic


Was ist Der Hurenchic eigentlich? Auch ich kann mich bewußt erstmal nur erinnern, diesen Begriff im negativen Kontext gehört zu haben, quasi als Vorwurf und Abgrenzungsversuch zur Prostitution, so wie oben im Spiegel-Begleitartikel zum Modevideo oder wie bereits im sog. "Schlampenstigma" angelegt: "zieh dich nicht so an wie eine Hure". Und wenn die Eltern das sagen, dann steckt darin sowohl ein: "was sollen denn die Leute und Nachbarn sagen" (d.h. die Angst vorm anders sein und kollektiv ausgestoßen zu werden schwingt mit), als auch die Angst um ihr Kind "wenn du dich so anziehst, ziehst du dir Täter, Vergewaltiger und Zuhälter geradezu an" (Victim Blaming wobei die Männer als unkontrollierte Triebtäter und unkontrollierbare Kriminelle pauschalisiert werden, sowie diffuse Ängste vor Absturz im Milieu: "Fallen Angel Syndrom").

Dabei muß festgehalten werden, dass es den Hurenchic vergleichbar genauso auch als Hustlerchic für Callboys/Stricher oder als Pimp-look für Zuhälter (i.S.v. Geschäfts-, und Lebenspartner), Menschenhändler (i.S.v. Migrationshelfer, Schleuser) gibt. So wie der Hurenchic heute nicht erst jetzt in der Mode aufgegriffen wird, wird er schon lange in der Musikindustrie kommerziell ausgebeutet. Auch dort wird es ihr immer schon vorgeworfen; vgl. Emma-Diskurse etwa zur Pornographisierung bei kommerziellen Music-Clip-Fernsehkanälen. Darin wird der Pimpstyle gern von Rappern instrumentalisiert. Er wirkt aber anders, nämlich indirekt sexuell. Es ist nicht die direkte geschlechtliche Sexualität von heterosexueller Hure oder homosexuelle Kunden ansprechenden Stricher, sondern die Sexualität der männlichen Macht im Patriarchat (dazu unten mehr).

Dass wir den Hurenchic vielfach bewußt nur als negativen Begriff kennen, das liegt natürlich nur daran, dass es bisher keine institutionalisierte, staatlich geförderte Sexworker Kultur und Akademie gibt, weil der hegemoniale Diskurs seit Jahrhunderten gegen Prostitution und die sexuelle Macht gerichtet ist (Entmachtung der Frau im Partriarchat (möglicherweise als Opfer und Kollateralschaden) im Kampf der Sphäre Natur/Trieb gegen das Ideal Kultur/Geist). Diese negativen Umdeutungen müssen und können wir ändern und schrittweise zurückgewinnen, indem wir unsere Geschichte und Traditionen selbst beforschen und niederschreiben. Dazu haben wir schließlich dieses geniale Sexworker Forum, die Blogshäre, Social Communities und unsere Netzwerke und Verbände.


Aber was ist der eigentliche Hurenchic, auf den etwa ein "nichtkonformer" Heranwachsender z.B. aus Abenteuerlust oder als Trozreaktion und Revolte etwa gegen ein spießbürgerliches Elternhaus oder Heim abfahren könnte und der dann wie oben formuliert zurechtgewiesen werden könnte?

Abgesehen von dieser Protest-Interpretation muß jedem klar sein, dass diese Schminke und Kostümierung einfach nur geschieht aus Gründen des sich ausprobierens bei erwachender Sexualität (Pubertät). Ein solches sich ausprobieren müssen, das ist ein ganz gesunder und damit notwendiger Selbstfindungsprozess, der nur dann den Eltern oder außenstehenden Betrachtern Angst oder befremdliche Gefühle und damit verquere Assoziationen an "Hurenchic" bereitet, wenn diese selbst eine verklemmte unbefreite Position zu Sexualität haben (Übersexualisierung durch Sexualunterdrückung; inwieweit das eine Existenzursache für Prostitution ist, wäre ein gesondertes spannendes Untersuchungsthema. Allerdings kann eine solche sexualfeindliche Abwehrreaktion von Eltern, und insbesondere auch von gleichaltrigen Mitschülern sehr negativ prägend und damit sozial zerstörerisch sein, wenn etwa frühreife Jugendliche z.B. mit besonders auffallender körperlicher Entwicklung erleben müssen als "falsch" oder als "Schlampe" stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden. Das setzt bisweilen eine "Laufbahn" in der Sexarbeit unbewußt und vordergründig auch ungewollt in Gang, noch bevor(!!!) ein Jugendlicher durch "sichtbare Prostitution etwa in Sperrgebieten verführt werden könnte" (Schon bei der Homosexualität mußte die "Verführungstheorie" eingestampft werden). Ausgrenzung ist ein Mitgrund, warum viele Homo- und Transsexuellen von zuhause weglaufen oder in der Sexarbeit sind, der Sexarbeit als residualer Lebens- und Arbeitsform. Ferner gibt es in dieser Randgesellschaft dann auch noch solche Typen, die nicht über die direkte Vermarktungsbegabung für Sexdienstleistung verfügen, aber sich dennoch nutzlich machen oder Abläufe kontrollieren (Mehrwert erzeugen) und das sind dann die Rocker-Typen (Wirtschafter), die auch ihren eigenen Chic haben. Rocker-Style als Pimpchic-Variante was auch bei einigen Sexworkern gut ankommmt.)


Im Hurenchic existieren einmal die sexuell-biologischen Modekomponenten, die auf Paarungsverhalten und die Biologie der Fruchtbarkeit und Fortpflanzung hinweisen aber modisch, d.h. künstlich überhöht werden: nackte betonte primäre Geschlechtsorgane und Formen, vital belebt, gesunde, erregte, durchblutete, errötete Körperfunktionen, Farben, Durftstoffe und Locksignale die Willigkeit, Geilheit, Auswahlbereitschaft und Paarungsverhalten etc. signalisieren. Letztlich könnte man auch formulieren all das repräsentiert die Biologie des männlichen Blicks (vgl. Koevolution).

Dann sind da die Aspekte der Prostitution, des Sexgeschäfts selbst wie anpreisen, werben, sich aufhübschen, kobern... und diesbezüglich gibt es natürlich viele Parallelen mit der Modebrache selbst, wo es auch um das Verkaufen geht im Allgemeinen, und um das Verkaufen von Frauen und Männer beglückenden Körperhüllen im Speziellen. Insofern ist Mode immer schon in der logischen und formalen Nähe zu Prostitution, aber einen ähnlichen Vorwurf wird auch der Schauspielerei gemacht, die deswegen früher stets als anrüchig galt. Oder die Werbebrache, die ständig an der Sexismusvorwurfgrenze agiert. Hat doch jede Duschgel-TV-Werbung heutzutage mehr "jugendgefährdende" Nacktheitselemente als die gängige erlaubte Bordellwerbung (Werbeverbot vgl. OWiG).


Letztlich kommen wir drauf, dass der Hurenchic genau unsere Mode ist, die Mode und stylistische Ausdrucksform der Sexworker. Es ist letztlich unsere modische Kulturform, die wir auf den Catwalks der Straßenstriche, den Foto-, Porno und heute Webcamstudios, den Variete-Bühnen und bei jeder Bordellvorstellung wenn ein Kunde hereinkommt anwenden und über die Jahrtausende kultiviert und (oral) überliefert haben. Es ist unser kollektiver Beitrag zur Kulturgeschichte der Mode und zentrales Kompetenzfach und Teilgebiet der Hurerei (engl.: Harlotry). Der Hurenchic ist Kernelement unserer Arbeitsweisen, Dienstleistungs- und Verführungskünste. Das Wort Hurenchik ist dabei nur die hochstilisierte und aufgepimpte Sprachvariante zum Fachausdruck "Arbeits- & Berufskleidung", also das was wir bei der Steuererklärung und EÜR versuchen abzusetzen und uns vielfach verwehrt ist, weil doch tatsächlich Steuereintreiber (in der Bibel als Zöllner bezeichnet) sich entblöden müssen zu behaupten, so aufgetackelt könne man auch privat rumlaufen *LOL*. Als wenn wir das nötig hätten.



Eine Theorie zum Pimpstyle oder dem Style von Mafiosi, Gangstern oder Rockern gibt es bereits seit vielen Jahren in "Die Theorie feiner Leute" von Prof. Thorstein B. Veblen 1899 http://de.wikipedia.org/wiki/Thorstein_Veblen und www.spiegel.de/spiegel/print/d-41761485.html (1958), auch wenn man das, was er für die Mainstreamgesellschaft beschreibt auf den Subkultur-Kontext, die Gesellschaft in der Gesellschaft, anwenden oder umdeuten muß (dabei hilfreich ist Howard S. Becker: "Outsiders - Studies in the Sociology of Deviance" 1963).

Eine Kernaussage ist, dass der spezielle Lifestyle und dessen besondere Ausprägungsform, des Luxuskonsums, der Prahlerei und der scheinbaren Verschwendungssucht die Funktion des Statussymbols erfüllt (erfüllen muß) und symbolisch das ganze Gesellschafts-sub-system zusammenhält, weil die Machthierarchie und ihre -möglichkeiten symbolisch markiert werden. Die feinen Leute d.h. die gesellschaftlichen Anführer die damit gemeint sind, haben nämlich nur dann überhaupt Gefolgsleute, mittels derer sie letztlich ihre soziale Posititon überhaupt sichern können, wenn denen wiederum Aufstiegschancen und Statusmöglichkeiten eindrucksvoll vorgeführt, ja täglich vorgelebt werden (permanente Reinszenierung). Ein Zuhälter ohne Zuhälter-gehabe ist über kurz oder lang kein Zuhälter mehr, weil ihm seine Frauen und Mitarbeiter einfach weglaufen (schließlich gibt es keine Arbeitsverträge mit Kündigungsfristenregeln) und sein Gebiet oder Geschäftsbereich wird umgehend von der Konkurrenz übernommen. Es gilt auch in der Subkultur der Satz "der König ist tot, es lebe der König" (auf Revolte folgt umgehende Neuernennung, d.h. die Gruppe sucht sich ihre neue Führung). Zur Luxus-Präsentation der Prostitution selbst mehr hier vom Babylon-Betreiber aus Wien: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=30989#30989 .


Während der weibliche Hurenchic die Gesetze der sexuellen Macht ausnutzt und somit auch sichtbar macht, basiert der Pimpchick auf den Gesetzen der Sexualität der Macht (reich und mächtig macht sexy). Dieser Sexismus d.h. Geschlechterunterschied ist sowohl biologistisch erklärbar (d.h. biologisch vereinfacht), als er auch kulturell überformt ist z.B. durch die Patriarchatsentstehung d.h. die kollektive Entmachtung der Frauen, was möglicherweise zur Zeit der neolithischen Wende und Sesshaftwerdung des Menschen passierte, wo Bodeneigentumsrechte wichtig und knapp wurden ( www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=117223#117223 ). Weil dieser Wissenschaftlerstreit zwischen Natur und Kultur nicht auf absehbare Zeit nicht entscheidbar sein wird, wird uns das Thema noch lange erhalten bleiben und es wird die Menschen und Geschlechter in angeregte Debatten verwicklen, wo auch die Prostitutionsgegner sich ihre Marktlücke suchen können.

  • www.vimeo.com/62456548

    Video-Clip als Hintergrundgeschichte zur Louis-Vuitton-Kollektion von Marc Jacobs und umgesetzt mit den Louis-Vuitton-Models Cara Delevingne, 20, und Georgia Jagger, 21, vom Regisseur James Lima für die Zeitschrift Love.
    www.louisVuitton.de
Wir Sexworker jedenfalls können stolz sein, wenn unsere Kultur von Modeschöpfern aufgegriffen und professionell überhöht so schön re-inszeniert wird. Ist es nicht ein adelnder Ritterschlag so wie unsere Profession hier dargestellt wird? Für mich ist das Video ein gelungener Debattenbeitrag zur aktuellen Prostitutionsdebatte. Wenn die Künstler das so nicht beabsichtigt haben sollten, uns Sexworkern wird man diese Sichtweise 10 Jahre nach Legalisierung durch das ProstG www.sexworker.at/prostg nicht länger absprechen können.

Wir sollten uns trauen, mehr Hurenchic bei unserer Aufklärungsarbeit einzusetzen.





.

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Marc of Frankfurt
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Vertrag mit Journalist (Musterbeispiel)

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Professionelle Medienarbeit:

- Interviews authorisieren lassen
- Die Story proaktiv selbst vorbereiten



Vor der Ausstrahlung den Sendetext überprüfen und korrigieren!

Gegenlesvereinbarung / Interviewvereinbarung / Fotofreigabe

- Diese Praxis VORHER schriftlich mit dem Journalisten aushandeln !!! (vgl. Vorkasseregel;-)
- Und mit Androhung von Vertragsstrafe absichern !!!
- Sich explizit vorbehalten Bildunterschriften, Überschriften und Bauchbinden-Texte selbst festzulegen !!!


Den Vertrag kann auch der Zuhälter das Management für dich machen.
Hier ein Beispiel für den sexy Arbeiter/Schauspieler Til:
Bild
vollständigen Text anzeigen


Weiteres Vertragsmuster eines Geschäftsmannes und Milliardärs mit dem ZDF:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=102535#102535 SW-only


Mustervertragstext schreibt dir dein Rechtsanwalt / Fachanwalt für Persönlichkeitsrecht / Medienrecht

"Es geht um die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts"
- Prof. Christian Schertz, RA für Kurt Krömer




Inzwischen kämpfen die Journalisten gegen diesen angeblichen "Authorisierungswahn" und Nicola Erdmann und Nina Dinkelmeyer haben einen Pranger ins Internet gestellt:
www.20zwoelf.de/static,PromisInterviewStreichen_de.htm

Frontal21
23.4.2013

Sendeskript
www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/27654064/1/data.pdf

Video
www.zdf.de/Frontal-21/Die-Themen-der-Se ... 79742.html


So gehts für Fotos:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=124550#124550





Oder Medienarbeit vollständig selbst machen: Selfen

Wie erstelle, bearbeite oder zitiere ich Internet-Videos:

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131132#131132

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@Marc

ein kleiner Hinweis vom klugs....Kasharius: Es gibt keinen Fachanwalt für Persönlichkeitsrecht. Die Bezeichnung "Fachanwalt" richtet sich nach der Fachanwaltsordnung.

Es gibt aber den Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht.

Hier der Link zur Fachanwaltsordnung

http://www.brak.de/w/files/02_fuer_anwa ... .11.12.pdf

Kasharius grüßt freundlich

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Marc of Frankfurt
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Sprache & Sexwork

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schöne InfoFlyer-Serie für Sexworker, Aktivisten und Medien-Öffentlichkeit

von Stella Sexworker-Interessenvertretung Montreal:


"Language matters - Talking about Sex Work"

www.chezStella.org/docs/StellaInfoSheet ... atters.pdf




Die anderen Infosheets:
www.chezStella.org

Auch diese Studie von Stella Frauen ist interessant was den Umgang mit Sprache & Sexwork betrifft: Man sollte nicht pauschal abwertend von Pimp/Zuhälter sprechen sondern erstmal wertneutral von "Third Party" / Drittanbieter oder Dienstleister für Sexworker
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=130972#130972

Empfehlenswert von Maria Nengeh Mensah auch von Stella über Stigma & Sexwork:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=41238#41238

"Empowering Words" - Sexwork-Lexikon von Empower Thailand:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=36995#36995

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Medienarbeit der anderen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Anläßlich der derzeitigen Spiegel-Berichterstattung und der Konzessionierungs-Debatte (Bordell-Gesetz), hier nochmals als Erinnerung wie Politiker Medienarbeit machen:


Per Telefon beim Sender oder Pressehaus Instruktionen geben *LOL*
(Bundespräsident Wulff hat es vorgemacht;-)

Bild


"Wir machen Politik per Telefon."

Alexander Dobrint und Hans Michael Strepp in der CSU-Medienaffähre:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Micha ... erstattung


Bundespräsident Christian Wulff droht BILD-Chef Kai Diekmann
http://de.wikipedia.org/wiki/Wulff-Aff% ... der_Presse


Oder auch der Fall von BW-Minsterpräsident Mappus und der überteuerte Rück-Kauf der EnBW-Atom-Aktien...


...

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"Schöner schreiben..."

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Eine Broschüre für die Medienleute
von einer sozio-sexuellen Minderheit so wie unsereins:


Schöner schreiben über Lesben und Schwule

Ein kollegialer Leitfaden für Journalistinnen und Journalisten



von BLSJ/Waldschlößchen Akademie


Web http://www.blsj.de/projekte/schoener-schreiben/
PDF http://www.blsj.de/uploads/Schoener-sch ... n_2013.pdf


Da gibt es viele Parallelen zur Situation von Sexworkern, die durch vorurteilsverzerrte Berichterstattung benachteiligt sind.




____




Trans* in den Medien

20 Seiten
www.transInterQueer.org/download/Publik ... Medien.pdf





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 14.09.2013, 18:59, insgesamt 2-mal geändert.

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Broschüre "Schöner Schreiben über Sexarbeit"

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gemeinsam einen Sexworker-Leitfaden für Journalist_innen erstellen:

Schöner Schreiben über Sexarbeit



Vorbild:
Bild

Das oben verlinkte Dokument vom BLSJ gefällt mir so gut, dass ich denke wir machen auch so etwas.

Zwar haben wir noch nicht einen eigenen Verband der Ex-Sexarbeiter/Sexarbeiter-Journalist_innen, aber wir haben viele Sexworker die schreiben und/oder Medienerfahrung haben. Und wir haben unsere eigenen Organisationen, die als Herausgeber dieses Projekt unterstützen können wie das Sexworker Forum und Sexwork Deutschland.


Hier meine Einladung und Aufruf gemeinsam eine solche Broschüre schrittweise und grassroot-like zu erstellen.

Die Einladung möchte ich persönlich aussprechen an alle Adminas @annainga, @frederike, @Nymphe und viele andere die mitmachen wollen.


Hier der Link zum mitlesen und mitschreiben Organisatorische Fragen können am Ende des Textes besprochen werden.





Nachtrag
http://www.rabble.ca/columnists/2013/12 ... tyle-guide
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 08.12.2013, 17:12, insgesamt 3-mal geändert.

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Marc of Frankfurt
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Enttäuschung = Ende einer Täuschung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften auf Politik und Medien angewendet



Bild



Optische Täuschungen zeigen nicht Defizite unserer Sinnesorgane sagen uns jetzt die Wissenschaftler! Sondern sie zeigen wie unsere Sinne funktionieren, d.h. wo wir anders funktionieren als reine Maschinen...

Unser Gehirn verarbeitet letztlich nur wenige, selektive Informationen der Sinnesorgane und ergänzt diese mit älterem Wissen oder Erwartungen (Wahrscheinlichkeits-Statistik) zum vollen Bild.

Wir können uns nur deshalb täuschen lassen durch solche Zeichnungen wie oben, weil wir ein so raffiniert optimiertes Sinnesorgan inkl. Gehirn haben, was sich sehr effizient fürs Informationsverarbeitung und unser Überleben entwickelt hat (Evolution).


Insofern ist das Gehirn selbst konservativ und orientiert sich am bewährten, dagewesenen, abgespeicherten oder erwartbaren... Es wird mehr den gespeicherten Bildern und Erinnerungen vertraut als dem was die Sinne tatsächlich liefern! Deshalb können wir getäuscht werden. Die Bilder-Sammlungen solcher bekannten Sinnestäuschungen und Zauberkünstler nutzen dieses aus.


Wir können deshalb getäuscht werden, weil unsere Erwartungen bereits darüber entscheiden was wir überhaupt wahrnehmen.


http://www.3sat.de/page/?source=/wissen ... index.html
http://www.3sat.de/scobel/


Das ist vermutlich der feine, untrennbare Unterschied zwischen Wahrnehmung und Wertung.


Auf ihn geht auch der Künstler Ciervo Costantino ein in seiner Installation "Prostitution of Signs":
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 4432#64432

Im modernen, sekularen, demokratischen Staat müssen wir deshalb stets sorgsam darauf achten, dass Wissenschaft und Moral sorgfältig getrennt bleiben und als solche gekennzeichnet werden.





Ich vermute es läuft im Mikrokosmos des Gehirns genauso wie es makroskopisch politisch abläuft mit konservativen Medien oder Parteien.

Gutes aber desillusionisierend bis traumatisierendes Beispiel im Hinblick auf Sexarbeit war kürzlich der unsägliche Spiegel-Artikel mit all seinen Wirklichkeitsverdrehungen und das auf dem Weg befindliche und auf einem falschen Medienberichte-Bombardement aufbauende Anti-Prostitutions-Gesetz.

Ein Gehirn interpretiert in zufällige Muster gerne Gesichter hinein, weil sich das zum Überleben bewährt hat. Lieber eine Heilige oder Geist irgendwo zu viel hineininterpretiert (Überempfindlichkeit, Fehler 1. Ordnung, false positive), als irgendwo ein Raubtier(gesicht) übersehen, denn schon wäre es mit der Chance auf eigene Nachkommenschaft zu Ende (Unsensibel, Fehler 2. Ordnung, false negative).
Video TED Vortrag www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=83958#83958

Ähnlich läuft es mit konservativen politischen Kräften vermute ich, die eher alles Abweichende oder Randgruppen wie Sexworker und Migranten erstmal ablehnen oder gar nicht richtig wahrnehmen können, weil sie primär das Überleben ihrer Kernwerte "Familie und Staat" abzusichern unterwegs sind.

Sie können in der Prostitution nur das Wahrnehmen, was ihre Wertung ihnen bereits vorher nahegelegt hat, die Bilder, die bei ihnen in der Vergangenheit stets dominant waren. Einen solchen Fall kognitiver Dissonanz-vermeidung und daher Verfälschung von Tatsachen arbeiten wir gerade auch bei dem Bericht über die Sexworker-Organisation Durbar in Kolkata auf. Wir haben inzwischen einen Beschwerdebrief von Durbar bekommen, der bezeugt dass die Interview- und Filmaussage völlig verdreht wurde. Der Deutsche ARD-Journalist hingegen glaubt fest was ganz anderes gesehen zu haben...

Die Leitmedien oder Parteiführer interpretieren lieber kollektive Zukunftsängste in ihre Berichte über Prostitution und Migration, und spekulieren über Dunkelziffern und Begleitkriminalität, als dass sie die verfügbaren Fakten www.bit.ly/bkazahlen und Statements von uns Sexworkern akzeptieren wollen.





___
Neben diesen Neurowissenschaftlichen Effekten gibt es freilich noch Tiefenpsychologische Effekte und Machtpolitische Effekte:

Prof. Arno Gruen über Hass und das Syndrom Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF) bei autoritär deformierten Menschen:
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 208#133208
(Gegenmodell für Empathie und Menschlichkeit der US Präsident Roosevelt)

Oder die gegenderte Tatsache, dass Männer und Anführer immer starke Kerle abgeben müssen, oder sonst schnell weg vom Fenster sind. Das verleitet sie dann dazu an schwachen Randgruppen wie Prostituierten, Drogengebrauchern, Ausländern oder Andersgläubigen rassistische, ausgrenzende Kampagnen oder Exempel zu statuieren.

Eine sehr gute politische Langzeit-Analyse liefert die Dokumentation von
Eugene Jarecki: "Drogen: Amerikas längster Krieg"
Video 110 Minuten www.arte.tv/guide/de/041187-000/drogen- ... ster-krieg (nur noch wenige Tage)
(Verantwortliche US Präsidenten: Nixon, Reagen, Bush...)

Der Drogenkrieg ist ein rassistisches Apartheids-System, wo Rasissmus nicht mehr direkt verfolgt und abgestraft wird, sondern anhand von Kulturpraktiken der jeweiligen Gruppe z.B. deren jeweiligen Drogen-Vorlieben.

(Dieser Leistungsdruck auf Männer oder genauer auf Anführer ist übrigens das Gegenstück auf die feministische Patriarchatskritik der Frauenunterdrückung. Insofern werden sowohl die Mächtigen als auch die Unterdrückten zum Opfer vom System der Macht.)

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Marc of Frankfurt
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Transparency International

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Globales Korruptionsbarometer 2013:
Medien werden erstmals als korrupter wahrgenommen als Öffentliche Verwaltung und Parlament

http://www.transparency.de/2013-07-09-G ... 322.0.html

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" 'selling sex' sells even more "

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zitat des Tages:


"Even a brief survey of the media - high and low end - tells you that the word ''prostitute'' is a handy algorithm that multiplies sex, politics and drama in a way that adds up to ''major website hits''. Sex workers are bait in this race for viewers and readers at both ends of the quality and tabloid spectrum."



-- Catharine Lumby, June 10, 2012

www.smh.com.au/federal-politics/society ... 202ww.html


Bait := der Köder
Sexworker werden geopfert

Ich pflege immer zu sagen: "Sex sells und 'selling sex' sells even more".

Man könnte auch sagen die Medien meinen das nicht negativ gegen Sexworker, aber so funktioniert nunmal ihr Geschäft in der Aufmerksamkeitsindustrie. Für uns jedoch ist es eine regelrechte Prostitutionsfalle, die zu überwinden uns noch viel Aufklärungsarbeit kosten wird... Sowohl auf der persönlichen Seite der SelbstImunisierung, als auch auf der kollektiven Seite faire inklusive Berichterstattung und Qualitätsstandards zu entwickeln.

http://menschenhandelheute.net/2013/08/ ... henhandel/

http://www.nzz.ch/aktuell/zuerich/ueber ... 1.17869792

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RE: Medienkompetenz Sexwork

Beitrag von La Marfa »

Qualität und Standards sind immer sinnvoll. Finde ich unbedingt.

Gegen die Interessen der Medien, Stellvertretergeilheit und Sensationsgier zu befriedigen, nutzt beides nichts, weil Medien keine Reportagen mit SW machen, die auf diese Dinge in Reportagen über sie so viel Wert legen, dass sie Regularien / Vertragsvereinbarungen zu deren Sicherstellung bestehen. Das jedenfalls ist meine Erfahrung, wann immer ich meine Regeln auf Anfragen mitgeteilt habe.

Eigen entwickelte Qualität und Standards können aber verhindern, dass SW in die Medienfalle tappen, sofern man auf Wahrung derer besteht.

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Wie mit dem politischen Gegner diskutieren?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Aufklärungsstrategie:

Die psychologischen Gründe, warum die stärksten Argumente für faktenbasierte Politik beim politischen Gegner oft nicht funktionieren (Self-Affirmation/Selbstschutz).

Starke Argumente sind gut die eigenen Truppen zu sammeln (Community-Building).

Um Politik zu machen und den Gegner zu überzeugen müssen wir unter seiner Schmerztoleranzgrenze bleibend ihm entgegenkommen und daher sanfte Argumente in die Debatte werfen...



The psychological barriers to evidence based policy arguments


Self-protection against threats to your self-image or self-worth. Self-affirmation—a mental exercise that increases feelings of self-worth—makes people more willing to accept threatening information. By raising or “affirming” your self-worth, you can then encounter things that lower your self-worth without a net decrease.

- Information is more likely to have the desired effect if, on net, it doesn’t lower a person’s self-worth.

- Humans attribute our failures to external factors (bad luck), but our success to internal factors (skill).

- “Motivated reasoning”:
Professional politicians are dogmatic. They disregard your proof of arguments. Even if we demand evidence based policy.

- Intransigence (Kompromißlosigkeit)
Our openness to information depends on how it affects self-worth

- “Backfire effect”:
when people are presented with corrective information that runs counter to their ideology, those who most strongly identify with the ideology will intensify their incorrect beliefs.
When information presents a greater threat, it’s less likely to have an impact.

- Self-imunisation:
The upshot of your argument is that he has spent years supporting a set of policies that kill people. And yet he knows there’s no way that could be true because he’s a good person who wants what’s best for the world. So what you’re saying has to be false. It’s not even worth considering.

- Strongest arguments are typically utilized:
The arguments that are most threatening to opponents are viewed as the strongest and cited most often.
Liberals are baby-killers (pro choice) while conservatives won’t let women control their own body (pro life).

- Arguments or demonstrations often only have a community building effect on the own party:
Each argument is game-set-match for those already partial to it, but too threatening to those who aren’t.
political parties the priority is often driving activism rather than changing minds, and thus threatening arguments may be a better choice.

- Stay lower than the opponent's thread threshold:
Those arguments are objectively weaker, but it’s more likely to be below the threat threshold that leads to automatic rejection. It might actually be considered.
Using the weakest points is a type of formal compromising with your opponents personality. That is what drives peaceful politics not creating victims or losers.
Let your opponents save their face
www.psmag.com/politics/why-even-your-be ... ork-64910/



Weiter oben: die typischen Logischen Fehler der Prostitutionsgegner
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=107592#107592

Biologie der moralischen Empörung
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=81789#81789

Fehler bei Wissenschaftlichen Studien:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=105997#105997

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Studentenfilm

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Krasses Beispiel von "Aufklärung" im Königreich


fiktionale Geschichte inszeniert von unschuldig-jungen Filmstudenten (20 Jahre)
über Kinderhandel/Kinderprostitution (13 Jahre; kommerzielle sexuelle Ausbeutung in der Prostitution)
wird von Polizei und Kirchen verbreitet als Schulungsunterlagen

so wird heutzutage "Realität" produziert


Fictional story by 20yo film students (Rob Chadwick, media director at City College Plymouth)
about 13yo child trafficking
used by Kent Police and the Church of England's Diocese of Chelmsford

will be rolling out to 6,000 staff and police officers
train about 7,000 Diocese of Chelmsford clergy and volunteers in Essex...
funded by the Learning and Skills Improvement Service and the Skills Funding Agency Equality, Diversity and Inclusion Partnership.

that is how reality is doctored today
www.bbc.co.uk/news/uk-england-23945311




Dabei wissen wir alle, dass die wissenschaftliche Faktenlage ein gesellschaftliches Problem bei Kindern und Prostitution NICHT bestätigt. Es gibt abgesehen von teilw. sehr tragischen Einzelfällen, m.E. bisher KEINE Belege für ein allgemein bestehendes erhöhtes Problem von Mißbrauch im Bereich Prostitution, Migration und Kindern/Minderjähriger im Vergleich zu anderen Lebensbereichen (Familie, Kirche, Verkehr...).

UK www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=67649#67649
USA www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=100863#100863 und www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=23957#23957
DE www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=971 und www.bit.ly/bkazahlen
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 04.09.2013, 17:54, insgesamt 1-mal geändert.

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Berechtige Medienschelte

Beitrag von Marc of Frankfurt »

KOK (KoOrdinierungsKreis für Hilfsvereine für Opfer von Menschenhandel in Berlin) kritisiert die Medienberichterstattung zu Prostitution und zu Menschenhandel und hat eine gute Analyse zusammengetragen die sich auch hier im Forum wiederspiegelt:

"Mit Hinblick auf das Thema Menschenhandel ist eine neue Debattenkultur notwendig"



u.a.
mit Medienanalyse des Unternehmens Mediatenor:
- In Deutschland wird neben China und Kanada am meisten über Menschenhandel berichtet.
- Seit der Fußball WM 2006 ist das Thema steigend präsent (angeblich 40.000 sog. "Zwangsprostituierte". Später hat die EU 5 mögliche Fälle bestätigt, alle älter als 18 Jahre aber noch keine 21, darunter 1 Deutsche und 1 Mann)
- ARD in letzten 9 Monaten 8 Fernsehsendungen (z.B. Tatort-Sendungen)
- EU Bericht
- laut BKA kein Anstieg der Zahlen www.bit.ly/bkazahlen
- Bundestags-Gesetzesinitiative (Umsetzung EU-Richtlinie Menschenhandel, Prostitutionsstättenregulierung (1. Lesung am 6.6.13 mit Videos)
- das perfekte Opfer für die Medien: Menschenhandel-Prostitution-Migration
  • "[E]ine solch stereotype Darstellung zum einen, dass der Straftatbestand Menschenhandel keinen Grenzübertritt erfordert und es dementsprechend auch Menschenhandelsbetroffene mit deutscher Staatsangehörigkeit gibt. Zum anderen lässt sie Männer, Trans*Menschen und Minderjährige unberücksichtigt."
...

8 Forderungen und Empfehlungen für eine journalistisch-ethische Berichterstattung

in Ergänzung zum Bildungsauftrag gemäß dem Pressekodex des Deutschen Presserates

Es geht darum die Würde der Betroffenen zu respektieren.

... differenzierte Debatte zum Thema Prostitution, sprich, keine Gleichsetzung von sexueller Ausbeutung mit Menschenhandel ...

PDF www.kok-buero.de/uploads/media/Umgang_P ... _final.pdf :eusa_clap





Wir Aktivisten, Solo-kauffrauen/-männer und NGO-Mitarbeiter müssen lernen mit den Medienvertretern besser umzugehen.

Freiwillige Medienstandards zum Thema Sexarbeit
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=8666&start=6

Eine gute Vorlage, um an unserer on-line Broschüre für Medienleute weiterzuarbeiten "Schöner Schreiben über Sexarbeit"
s.o. www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132573#132573