LokalNachrichten: STUTTGART & BW

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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Arum
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Re: Sexarbeiterin vom Opfer zum Täter geworden

#141

Beitrag von Arum »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben: In Bedford bei London lebte sie zwei Jahre lang. Bis zu 1000 englische Pfund habe sie verdient [am Tag? Anm.], die Hälfte habe der Club bekommen, in dem sie anschaffte.
Das verstehe ich jetzt nicht.
In England gibt's doch gar keine Clubs?
Wie das wohl gemeint ist?
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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#142

Beitrag von ehemaliger_User »

Ist wohl die einzige Zeugin aus den Reihen der SexarbeiterInnen, die die Staatsanwaltschaft laden konnte...
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Marc of Frankfurt
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#143

Beitrag von Marc of Frankfurt »

> Ist wohl die einzige Zeugin aus den Reihen der ...

... Raubüberfall-Täter ;-)

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Arum
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#144

Beitrag von Arum »

Es wäre interessant zu erfahren, ob sie für ihre Aussage vielleicht Strafmilderung bekommt.

Auffällig ist ja ohnehin: sie hat auf Empfehlung einer Freundin im PC angefangen. Hat denn diese Freundin ihr nie von den Arbeitsverhältnissen erzählt??
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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15.000 Euro Tageseinnahmen geraubt

#145

Beitrag von ehemaliger_User »

Arum hat geschrieben:Es wäre interessant zu erfahren, ob sie für ihre Aussage vielleicht Strafmilderung bekommt.
Ist schon zu einer Haftstrafe verurteilt

http://www.rnf.de/videoportal/sendung/v ... pussy_club_
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Snickerman
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#146

Beitrag von Snickerman »

Ja ne is klar, und als kleine Gefälligkeit für ihre belastenden Aussagen "vergessen" die Behörden dann den räuberischen Überfall?

Was bitteschön ist denn so eine Zeugin wert?

Edit: OK, verurteilt ist sie, aber danach darf das "arme Opfer" bestimmt hier bleiben, wetten?
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

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Marc of Frankfurt
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#147

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bericht eines Kunden aus dem Bohnenviertel:
http://www.bw7.com/forum/showpost.php?p ... ostcount=1



Interessant ist die Gegenüberstellung von:
- Kondompflicht für Sexworker und die
- Pflichten für sanitäre Standards in Bordellzimmern.

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Sindelfingen will Sexsteuer einführen

#148

Beitrag von ehemaliger_User »

Da Daimler durch Umstrukturierungsmassnahmen und Wirtschaftskrise der Stadt Sindelfingen [seit 2008] keine Gewerbesteuer mehr bezahlt (und sich dadurch seiner gesellschaftlichen Verpflichtung entzieht) müssen jetzt die Vergnügungsbetriebe ran. Und damit wieder der so viel belastete "Kleine Mann" respektive die "Kleine Frau". Die Stadt will mit viel Aufwand eine Bagatellsteuer für gerade mal 100.000 EUR Mehreinnahmen pro Jahr erhöhen/einführen.

Eckdaten:
Für 2008 musste Sindelfingen 37 Millionen Gewerbesteuer zurüchbezahlen und erhielt 2009 von Daimler auch keine. Obwohl Daimler 1,4 Milliarden Gewinn im Konzern gemacht hatte (aber leider nicht an deutschen Standorten, wie der Vorstand erklärte). Die anderen 3200 Betriebe zahlten 2008 24 Mio Gewerbesteuer. Sindelfingen hat 60.000 Einwohner, Daimler am Standort 32.000 Beschäftigte.

In Bayern wurde übrigens die Vergnügungssteuer vor Jahren abgeschafft weil der Aufwand in keinem Verhältnis zu den Einnahmen steht, bundesweit gerade mal 240 Millionen im Jahr [2002]).

25 EUR für Swinger- und FKK-Klubs zielen wohl eher auf Vernichtung oder massive Ver- oder Behinderung solcher Geschäfte.

150 EUR für ein Bordellzimmer (Rechststreit ist vorprogrammiert - was ist, wenn das Zimmer tageweise leersteht?) wer bezahlt das? Der Betreiber bestimmt nicht, er wird diesen Betrag an die Mieterinnen weitergeben. Die können momentan aber keine höheren Preise durchsetzen.

Eigentlich müsste die Stadt doch diese Vergnügungssteuer direkt von den SDL fordern, Und nicht vom Betreiber. Sonst müssten Hotels ja auch bezahlen, da ja auch dort bezahlte sexuelle Dienstleistungen vorkommen... Was ist mit SDL, die in ihrer Privatwohnung Gäste empfangen? Menschen, die in einer Beziehung leben und Sexvergnügen miteinander haben?

Ist schon eine Unverschämtheit - das Sexgeschäft überall verteufeln, behindern, die SDL (und teilweise die Freier) stigmatisieren oder gar kriminalisieren - aber Extrasteuern dafür verlangen. Dadurch werden die Frauen zusätzlich ausgebeutet. Andere, die das berufsmässig machen werden als Zuhälter kriminalisiert.

Sex ist ein Grundbedürfnis wie Essen oder Trinken, egal ob dafür bezahlt wird oder nicht. Es kommt doch auch keiner auf die Idee, für Nobelrestaurants Vergnügungssteuer zu erheben. Oder für Luxuskarossen, Luxus-Kreuzfahrten, Luxusklamotten etc.

[Höre gerade in der "Tagesschau", dass für Trüffel nur 7 % USt fällig werden, für Mineralwasser aber 19 %]

Von den Stadträten wird sich wohl keiner dagegen aussprechen. Wer will schon in den Verdacht geraten, selbst davon betroffen zu sein...

Wenn ich eine Ehefrau hätte (ich bin Witwer mit 3 Kindern) und meine Frau wäre zu Hause müsste ich nur die Hälfte Steuern bezahlen. Da Sex für meine Gesundheit wichtig ist müsste ich eigentlich die Aufwendungen für mein Sexualleben von meiner Einkommensteuer absetzen können... (Bitte diesen Satz nicht falsch verstehen.)

Leonberger Kreiszeitung 26.06.2010

Die Stadt Sindelfingen will die Vergnügungssteuer erhöhen. Um die klamme städtische Kasse etwas zu füllen, hat sich die Verwaltung daher eine neue Abgabe ausgedacht. So sollen künftig die Betreiber von Bordellen jeden Monat für jede Prostituierte 150 Euro an die Stadt entrichten. Dies summiere sich auf rund 100 000 Euro, haben die Finanzexperten der Stadt errechnet. Swinger- und FKK-Clubs sollen pro Tag und Besucher 25 Euro abführen, die Veranstalter von Erotikmessen fünf Euro. Vom Gewinn der Spielautomaten möchte die Stadt künftig 20 Prozent abzweigen und in den Wettbüros zehn Prozent der Wetteinsätze. Richtig teuer wird es für Hallen, die Geräte aufstellen, an denen Gewaltspiele zugänglich sind: 1000 Euro pro Monat und gerät werden dann fällig.

Der Verwaltungsausschuss hat diese neue Gebührenordnung empfohlen. Am kommenden Dienstag wird darüber im Gemeinderat abgestimmt. wi
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Marc of Frankfurt
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#149

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Tolles Posting, danke.





Bagatellsteuern
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Ehrenamtlerpreis (Video)

#150

Beitrag von ehemaliger_User »

Bericht über "La Strada" (Caritas und Gesundheitsamt)

Ein Rückzugsort im Stuttgarter Rotlichtviertel, eine Stube zum Aufwärmen und Durchschnaufen - das ist das Prostituierten-Cafe "La Strada". Barbara Hürttle arbeitet dort ehrenamtlich.

SWR Landesschau 06.07.2010

La Strada

Der kurze Zwischenbericht innerhalb des Beitrags des SWR strotzt nur so von Vorurteilen. Das ist Journalismus, wie er nicht sein darf.

"Prostitution ist geprägt von Gewalt, Drogen und..." trifft eben nicht auf alls SW zu, aber auf viele Frauen, die das "La Strada" besuchen. Schade, dass hier die Redakteurin zu solchen reisserischen Mitteln gegriffen hat.

Frau Hürrtle beschreibt ihre Tätigkeit, berichtet aber auch Wiedersprüchliches. Frauen, die kein Geld haben, aber trotzdem im Urlaub waren?

Sabine Constabel vom Gesundheitsamt Stuttgart ist Sozialarbeiterin im "La Strada". Sie war mal vor einiger Zeit in "Menschen bei Maischberger", der TV-Beitrag ist hier im Forum. Ihre Arbeit im "La Strada" erklärt ihre negative Einstellung zur Prostitution. Wobei meiner Meinung nach nicht die Prostitution ursächlich ist für die Situation der Frauen.
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Brutale Zuhälter stehen vor Gericht

#151

Beitrag von ehemaliger_User »

Stuttgarter Zeitung 09.07.2010

Konstanz Die Angeklagten sollen mehr als 20 Frauen gezwungenhaben, für sie in Bordellen in Südwestdeutschland zu arbeiten.

Sie mussten sich Nadja, Barbie oder Jasmin nennen und wurden wie Sklavinnen gehalten: Fast zwei Dutzend junge Frauen sind von ihren Zuhältern in Villingen-Schwenningen mit brutaler Gewalt zur Prostitution gezwungen worden. Dafür muss sich die fünfköpfige Bande seit Donnerstag vor dem Konstanzer Landgericht verantworten. Den Männern im Alter von 20 bis 36 Jahren wird Menschenhandel, Zuhälterei, Körperverletzung und räuberische Erpressung in 34 Fällen zur Last gelegt. Die Hauptschauplätze waren zwei Bordelle in der Stadt im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Frauen wurden aber auch in Aalen (Ostalbkreis), Freiburg, Sindelfingen (Kreis Böblingen) und Pirmasens in Rheinland-Pfalz eingesetzt.

Die Opfer leiden nach Angaben ihrer Anwälte noch heute unter ihrer Vergangenheit in einer abgeschotteten Welt, ohne Kontakt zu Freunden und Verwandten, in ständiger Angst vor Schlägen, Drohungen und Vergewaltigung. Die meisten brauchen immer noch psychologische Betreuung. "Meine Mandantin ist heute fast seelenlos", sagte einer der Nebenklagevertreter am Rande der Verhandlung. "So eine Geschichte geht an keiner spurlos vorüber", pflichtete ihm eine Kollegin bei.

Oberstaatsanwalt Christoph Hettenbach bestätigte die anhaltenden Qualen der Frauen. "Sie leiden unter Depressionen und Schlafstörungen", sagte er bei der Verlesung der Anklage. "Mit systematischer Gewalt sollte der Wille der Frauen gebrochen werden, um sie gefügig zu machen und ausbeuten zu können." In den Bordellen wurden sie "lückenlos mit Videokameras überwacht". Den Freierlohn mussten sie abgeben. Das Geld legte die Bande in Immobilien und Luxusautos an.

Die straff organisierte Zuhältergruppe zwang die Frauen sogar zu Schönheitsoperationen, um ihren "Marktwert" als Prostituierte zu steigern, wie es in der Anklage ferner hieß. Angeworben wurden die Opfer, die teils unter 21 Jahren waren, in Discotheken. Die Angeklagten spielten den Frauen die große Liebe vor und lockten manche mit Heirat, wie Hettenbach weiter sagte. Die Namen ihrer jeweiligen "Besitzer" wurden ihnen in die Haut tätowiert. Opfer, die aussteigen wollten, mussten wie im Profifußball eine Ablöse zahlen. Andere wurden für beträchtliche Summen an ihre Kunden verkauft.

Die Angeklagten verfolgten äußerlich regungslos den Prozessauftakt. Zu den Vorwürfen wollten sie sich zunächst nicht äußern. Zwei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Die beiden gewalttätigen Hauptangeklagten wurden mit Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt. Die übrigen befinden sich derzeit noch in Freiheit. Der führende Kopf der Bande hat sich ins Ausland abgesetzt. Der Prozess geht am kommenden Montag weiter.

Die Bande ist der Anklage zufolge aus der Türstehervereinigung United Tribuns hervorgegangen, eine Art Rockerclub mit bundesweit 350 Mitgliedern und allein 40 in Villingen-Schwenningen. Das Gericht hatte befürchtet, dass Angehörige dieser gewaltbereiten Szene den Prozess stören könnten, und ließ deshalb alle Beteiligten und Zuschauer erst nach peniblen Kontrollen in den Verhandlungssaal. lsw

Stuttgarter Zeitung 09.07.2010

Der Boss der Stuttgarter "Tribunes" hat jetzt die selbe Tätowierungen wie der nach Bosnien Geflüchtete. Die Angeklagten, der Geflüchtete und die Stuttgarter Türsteherkollegen waren gern gesehene Gäste in einem FKK-Club, einige der Frauen halten zu ihren "Männern" die Großfamilie, wie sie sich selbst sehen, hält zusammen. Schliesslich brauchen die angeklagten "Brüder" auch Geld für ihre Anwälte.
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Türsteherszene

#152

Beitrag von ehemaliger_User »

Südkurier 08.07.2010

Villingen-Schwenningen

Prozess Zuhälterei Menschenhandel
Zuhälter-Bande vor Gericht

Villingen-Schwenningen/Konstanz – Vor dem Landgericht Konstanz begann gestern der Prozess gegen 5 Männer aus Villingen-Schwenningen, Geisingen und Trossingen, denen unter anderem schwerer Menschenhandel und Zuhälterei vorgeworfen wird. Die Angeklagten sollen als Mitglieder einer Türstehervereinigung in den vergangenen Jahren 34 Frauen zur Prostitution gezwungen, systematisch ausgebeutet, misshandelt, bedroht und erpresst haben.

Zuhälter üben Druck aus
Eine Frau soll 2 Mal vergewaltigt worden sein, um sie gefügig zu machen. Der diesbezüglich Beschuldigte und der Chef der Bande waren noch vor der Großrazzia im Rotlicht-Milieu vor einem Jahr untergetaucht.

Ins Visier der Ermittler war die Bande aufgrund bestimmter Beobachtungen geraten: „Die fuhren dicke Autos und waren mit teurem Schmuck behängt, obwohl sie als Beruf Hausmeister oder Kraftfahrer angegeben hatten“, berichtete Oberstaatsanwalt Christoph Hettenbach auf Nachfrage.

Aufgrund „bestimmter Vorgänge“, die der Vorsitzende Richter Joachim Weimer gestern nicht weiter erläutern wollte, waren im Gerichtsgebäude strenge Einlasskontrollen angeordnet worden. Sie betrafen nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die 7 Verteidiger und die 3 Nebenkläger-Vertreter.

2 der Angeklagten, die sich seit einem Jahr in Untersuchungshaft befinden, wurden mit Hand- und Fußfesseln versehen in den Saal geführt. Ungerührt ließen sie die Verlesung der 21 Seiten umfassenden Anklageschrift über sich ergehen, während das Publikum in gebannter Stille nicht glauben mochte, was es hörte.

Anklage umfasst 21 Seiten

Zu unterschiedlichen Tatanteilen soll die Bande die Frauen nicht nur zur Prostitution gezwungen, sondern wie Leibeigene behandelt haben. Eine Frau soll zu einer Brustvergrößerung gezwungen worden sein, andere hätten sich gesundheitsschädliche Bräunungsspritzen setzen lassen müssen.

Wer nicht spurte, sei geschlagen, gewürgt, getreten oder fast bis zur Bewusstlosigkeit in Wasser getaucht worden. Die Zuhälter hätten Anspruch auf sämtliche Einnahmen der Frauen erhoben, bis auf ein geringes Taschengeld, von dem sie auch ihre „Arbeitsmittel“ hätten finanzieren müssen. Einigen soll der Name ihres „Beschützers“ in die Haut tätowiert worden sein. Um jede Verfehlung sofort ahnden zu können, seien die Prostituierten mit Videokameras überwacht worden.

Regelmäßig habe man ihnen auch Liebesbeziehungen vorgetäuscht, die Heirat versprochen und ihre Gefühle ausgenutzt, um die Konkurrenz unter den Frauen anzuheizen. Wer aussteigen wollte, habe Ablösesummen bis zu 20 000 Euro bezahlen müssen, was die meisten Tatopfer nicht konnten. In einem Fall soll eine 20-Jährige für 40 000 Euro und einen Porsche an einen Freier „verkauft“ worden sein.

Die Angeklagten gehören laut Staatsanwaltschaft zum engeren Führungszirkel einer etwa 40 Mann starken Regionalabteilung der bundesweit agierenden Türsteherorganisation. „Sie verbreiteten mit ihrem Auftreten in der örtlichen Rotlichtszene bewusst ein Klima der Angst“, heißt es in der Anklageschrift. Die Zuhälterbande sei streng hierarchisch aufgebaut und habe hoch organisiert zusammengearbeitet.

Durch arbeitsteiliges Zusammenwirken habe sie auch minderjährige Frauen der Prostitution zugeführt und untereinander ausgetauscht. Die Tatopfer wurden im gesamten süddeutschen Raum, vor allem aber im Villinger „Laufhaus“ und im Schwenninger „La Notte“ unter strenger Überwachung gehalten.

Um den Prozess nicht zu einem äußerst langwierigen Großverfahren ausufern zu lassen, zogen sich Gericht, Staatsanwalt und Verteidiger zurück, um eine interne Prozessabsprache zu erarbeiten. Das Ergebnis wird am Montag bekannt gegeben. Dann ist eventuell auch mit Aussagen der Angeklagten zu rechnen.




Mildes Urteil nach Deal:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=84106#84106
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Noch keine Absprache im Konstanzer Zuhälterprozess

#153

Beitrag von ehemaliger_User »

Im Konstanzer Zuhälterprozess gibt es noch keine Verfahrensabsprache. Wie der Vorsitzende Richter Joachim Weimer am Montag sagte, hatten Verteidigung, Staatsanwalt und Richter über einen so genannten Deal gesprochen. Damit sollte den fast zwei Dutzend jungen Frauen, die von ihren Zuhältern in Villingen-Schwenningen zur Prostitution gezwungen worden waren, eine Aussage erspart bleiben.

Die fünf Männer im Alter von 20 bis 36 Jahren müssen sich wegen Menschenhandel, Zuhälterei, Körperverletzung und räuberischer Erpressung verantworten. Die Verfahrensbeteiligten konnten sich bislang nicht darüber verständigen, welches Strafmaß anzuwenden ist, wenn die Angeklagten bereitwillig aussagen und ihre Taten gestehen.

Bei den beiden inhaftierten Angeklagten sind vier oder fünf Jahre Haft im Gespräch, bei den drei anderen erwartet die Verteidigung eine Haftstrafe auf Bewährung. Dazu sind das Gericht und die Staatsanwaltschaft aber nicht im jedem Fall bereit. Weimer schloss aber eine spätere Einigung auf einen Deal nicht aus. Auch am zweiten Prozesstag war das Konstanzer Landgericht stark gesichert. Die Angeklagten kommen aus der Türsteher- und Rockerszene. lsw



Südkurier 13.07.2010
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#154

Beitrag von ehemaliger_User »

Absprache im Zuhälterprozess

Im Prozess gegen fünf Zuhälter aus Villingen-Schwenningen hat es eine Verfahrensabsprache gegeben. Für ihr Geständnis erhalten die Angeklagten geringere Strafen. Die Absprache erspart den Opfern eine Aussage vor Gericht.

Bei diesem so genannten Deal gestehen die Angeklagten ihre Taten: Ihnen wird vorgeworfen fast zwei Dutzend Frauen in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) mit brutaler Gewalt zur Prostitution gezwungen zu haben.

Dafür sollen die beiden Männer, die in Untersuchungshaft sitzen, maximal für vier Jahre beziehungsweise für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis, teilte das Landgericht Konstanz gestern mit. Zwei andere Angeklagte sollen nach der Absprache eine Bewährungsstrafe von höchstens einem Jahr und neun Monaten sowie von zwei Jahren bekommen. Für den jüngsten Täter wird geprüft, ob er eine Jugendstrafe erhält, die zur Bewährung ausgesetzt wird.
Täter hielten Frauen fast wie Leibeigene

Die fünf Angeklagten im Alter von 20 bis 36 Jahren müssen sich wegen Menschenhandels, Zuhälterei, Körperverletzung und räuberischer Erpressung in 34 Fällen verantworten. Die Frauen aus dem In- und Ausland wurden der Staatsanwaltschaft zufolge seit dem Jahr 2002 fast wie Leibeigene gehalten, eingesperrt, geschlagen und ständig bedroht, sämtliche Einnahmen mussten sie abgeben.
Namen der Zuhälter eintätowiert

Außerdem wurden ihnen die Namen der Zuhälter eintätowiert, um die "Besitzverhältnisse" zu klären, wie es in der Anklage heißt. Einige Frauen seien zudem zur Brustvergrößerung gezwungen worden. Gegen einen Chirurgen in München läuft deshalb ein Ermittlungsverfahren.

SWR 20.07.2010

Zwei Zuhälter legen Geständnisse ab


Villingen-Schwenningen/Konstanz Zwei der fünf wegen Zuhälterei und schweren Menschenraubs am Landgericht Konstanz angeklagten Männer legten jetzt vor dem Landgericht Konstanz Geständnisse ab. Zur Beantwortung von Fragen waren sie jedoch nicht bereit.

Zwei Mitangeklagte zeigten sich gesprächiger, allerdings nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Gericht begründete den Ausschluss mit einer konkreten Gefährdung der Angeklagten, die als Aussteiger aus der Türsteher-Vereinigung „United Tribunes“ bereits konkret bedroht worden seien. Wie berichtet, hatte es vor dem zweiten Prozesstag eine Bombendrohung gegeben, die vermutlich mit dem Prozess zusammenhängt.

Der Jüngste der fünf Angeklagten äußerte sich gestern etwas ausführlicher, stritt aber ab, jemals eine Frau zur Prostitution gezwungen oder geschlagen zu haben. Es sei seine Freundin gewesen, die wegen drückender Schulden auf die Idee gekommen war, beider Lebensunterhalt durch Prostitution zu verdienen: „Die wollte das.“ Auch einer zweiten Prostituierten, mit der er zwischendurch „eine Affäre“ gehabt habe, habe er ihre Einnahmen belassen und sie nie geschlagen. Von dem gewalttätigen und ausbeuterischen Gebaren seiner Kollegen habe er nie etwas bemerkt. Zur Anklage der Staatsanwaltschaft bemerkte er: „Ich finde das alles viel zu hoch gedreht, den Frauen ging es dort gut.“

Die Anwälte einiger Frauen dürften allerdings anderer Meinung sein. Ihre Mandantinnen sollen erheblicher Gewalt und Ausbeutung unterworfen gewesen sein. Dem am stärksten belasteten Bandenchef und einem weiteren Bandenmitglied, dem sogar zweimalige Vergewaltigung vorgeworfen wird, war noch vor einer Razzia im vergangenen Jahr die Flucht ins Ausland gelungen.

Dass sie von einem Polizisten gewarnt worden sein sollen, will der 20-jährige Angeklagte nicht mitbekommen haben. Zur Struktur der Zuhälterbande konnte oder wollte er nichts sagen. Er sei erst seit Anfang 2009 dabei gewesen, behauptete er. Auch die Frage des Gerichts, ob es sich bei der Türstehervereinigung um eine „Privatarmee“ des untergetauchten Bandenchefs handle, die seine Position im Rotlichtmilieu absichern sollte, blieb unbeantwortet.

Gericht und Staatsanwalt wiesen darauf hin, dass diese Aussagen zum Teil nachweislich falsch seien. Auch könne man sie nicht als Geständnis werten, das eine mildere Strafe rechtfertigen würde. Sollte der Angeklagte dabei bleiben, müsse doch noch eine Beweisaufnahme durchgeführt werden. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

Südkurier 20.07.2010
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#155

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Viele interessanten Fotos mit Waffen, beschlagnahmten Wertgegenständen und fast 12 Autos zum Fall um Zuhälterei/Menschenhandel beim Villinger Laufhaus und Bordell La Notte auf der Seite vom Südkurier.

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Arum
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Geständnisse gegen Strafrabatt

#156

Beitrag von Arum »

Pussy-Club-Prozess kurz vor Ende

Von George Stavrakis, aktualisiert am 21.07.2010 um 18:50



Stuttgart - Der Prozess gegen die mutmaßliche Chefin von vier Flatrate-Bordellen in Fellbach, Berlin, Heidelberg und Wuppertal geht am morgigen Freitag zu Ende. Die Urteile werden eher milde ausfallen, denn der schwere Vorwurf des Menschenhandels ist vom Tisch.

Nach langen Verhandlungen und fast endlosem Hin und Her haben sich die Beteiligten des Pussy-Club-Prozesses am Mittwoch auf eine Verfahrensbeendigung geeinigt: Geständnisse gegen Strafrabatt. Was in Wirtschaftsverfahren fast schon Usus ist, gestaltete sich vor der 6.Strafkammer des Landgerichts Stuttgart als äußerst schwierig.

Am späten Nachmittag war die Kuh vom Eis. Patricia F., die 26-jährige Hauptangeklagte, die allerdings seit geraumer Zeit nur noch als Strohfrau einiger Hintermänner gilt, wird wegen Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt zu drei Jahren Gefängnis verurteilt werden. Der Menschenhandel, der neben diesem Sozialversicherungsbetrug in der Gesamthöhe von 2,3 Millionen Euro zur Debatte gestanden hatte, ist von der Staatsanwaltschaft zurückgenommen worden.

Noch wichtiger für die junge Rumänin: Die Vorwürfe gegen sie in dem Parallelverfahren, in dem die Staatsanwaltschaft gegen den mutmaßlichen Chef der Pussy-Club-Kette ermittelt, werden eingestellt. Damit wird die von Verteidigerin Anke Stiefel-Bechdolf vertretene Frau in wenigen Monaten auf freiem Fuß sein. Patricia F. hat rund ein Jahr U-Haft hinter sich.

Ebenfalls mit drei Jahren soll ein 27-jähriger Landsmann von Patricia F. bestraft werden, der bei den Pussy-Clubs mehrere Aufgaben erfüllte. Ein weiterer wichtiger Mitarbeiter (26) aus Rumänien wird mit zwei Einzelstrafen von 15 Monaten und 21 Monaten belegt werden. Bleiben zwei junge Rumäninnen und ein externer 30-Jähriger, der für die Werbung der Clubs zuständig war. Sie kommen wegen Beihilfe zum Sozialversicherungsbetrug mit Bewährungsstrafen davon.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... c9b3f.html
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Gekauftes Geständnis

#157

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Fortsetzung des gleichen Artikels:


Seit dem 17. Februar hat die 6. Strafkammer unter Vorsitz des Richters Andreas Arndt [6.Strafkammer des Landgerichts Stuttgart] den bundesweit beachteten Prozess um die Flatrate-Bordelle geführt. In die Schlagzeilen waren die Pussy-Clubs durch ihre sogenannte Flatrate gekommen: Für 70 oder 100 Euro konnten sich Freier in den Bordellen unbegrenzt sexuelle Dienstleistungen kaufen.

Das Angebot galt seit März 2008 im ersten Pussy-Club in Heidelberg, später in Wuppertal und Berlin. Doch erst die Eröffnung der Filiale in Fellbach hatte für Empörung gesorgt.


Bild

Am 26. Juni 2009 kam es zur Razzia in allen vier Bordellen. Seitdem saßen die Hauptangeklagten in U-Haft.


Der Pussy-Club in Fellbach ist wieder zu einem normalen Bordell geworden. Die Clubs in Heidelberg, Wuppertal und Berlin laufen indes weiter.

Besondere Brisanz bekam der Prozess vor dem Landgericht Stuttgart Anfang März dieses Jahres, als die Polizei den mutmaßlichen Hintermann der Pussy-Clubs dingfest machte. Mehrere hundert Beamte hatten in verschiedenen Bundesländern, in Rumänien und in Spanien 19 Verdächtige festgenommen und 44 Objekte durchsucht. Der dickste Fisch im Netz: Der 33-jährige Rumäne, der als Kopf eines osteuropäischen Menschenhändlerrings gilt. Er konnte in Madrid geschnappt werden. Die Ermittlungen in diesem Fall dauern wohl noch rund zwei Monate.

Nach mehreren Telefonkonferenzen mit ihrer Behörde stimmten die Staatsanwältinnen am Mittwoch der Absprache schließlich zu. Die Angeklagten ließen ihre Anwälte daraufhin vor den Richtern sogenannte schlanke, sprich äußerst knappe Geständnisse vortragen.

Verteidigerin Anke Stiefel-Bechdolf zollte der Strafkammer Respekt. "Sie haben von Beginn an klargestellt, dass es hier nicht um moralische Einschätzungen, sondern um strafrechtliche Verantwortung geht." Auch ihre Kolleginnen und Kollegen dankten der Kammer für ein sachliches und faires Verfahren.

Am morgigen Freitag folgen die Urteile.

In dem Folgeprozess gegen den mutmaßlichen Pussy-Club-Boss wird man einige Angeklagte wiedersehen.





Unsere Linkübersicht Thema Flatrate:

viewtopic.php?p=61383#61383 (Brief an Kanzlerin, Anzeige DC)
viewtopic.php?p=61942#61942 (Razzia Blog)
viewtopic.php?p=58196#58196 (Lokalnachrichten Stuttgart & Baden-Württemberg)
viewtopic.php?t=4860 (Lokalnachrichten Wuppertal)
viewtopic.php?t=4900 (Tanja's Besuch im Pussy Club)
viewtopic.php?t=4880 (Tanja's Planung)
viewtopic.php?t=4892 (PC, SW-only)
viewtopic.php?t=4812 (Flatrate, SW-only)
viewtopic.php?p=66334#66334 (SOLWODI's Kampf)
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 23.07.2010, 21:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Urteil-Kurzmeldung

#158

Beitrag von ehemaliger_User »

Stuttgart

Sozialversicherungsbetrug ja, Menschenhandel nein

die Chefin von vier Flatrate-Bordellen ist am Freitag zu 3 Jahren Haft verurteilt worden.


Das Stuttgarter Landgericht sah es als erwiesen an, dass die Frau 2,7 Millionen Euro Sozialversicherungsbeiträge am Fiskus vorbeigeschleust hat.

Auch zwei Mitangeklagte der als Strohfrau geltenden 26-Jährigen wurden mit mehreren Jahren Haft bestraft.

Zwei weitere Helfer kamen mit Bewährungsstrafen, einer mit Geldstrafe davon.

Gewaltdrohungen gegen die Prostituierten sah das Gericht nicht.

Die "Pussy-Clubs" hatten in 4 Städten mit Sex zu Flatrate-Preisen geworben.

Stuttgarter Zeitung 23.07.2010
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Mein Kommentar

#159

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Damit scheint es jetzt quasi amtlich in einem bundesweit bedeutendem Schauprozess erwiesen zu sein:

abhängig-beschäftigte Sexworker in Angestelltenverhältnissen -vorausgesetzt die Sozialabgaben an den Staat sind korrekt berechnet und abgeführt- verstoßen nicht per se gegen das bisherige (moralisch begründetes) Zuhältereiverdikt.

Denn christlich-feministisch-fundamentalistische Kreise wie z.B. SOLWODI e.V. forderten bisher, keine Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnisse im Sexbiz zu tolerieren.


Nichtzuletzt deshalb waren die zwei einzigartigen juristischen Sonderkonstruktionen der Prostitution im ProstG von 2002 www.sexworker.at/prostg festgelegt worden: "Einseitig bindender Vertrag" und "Abtretungsverbot".


Mit diesem Urteil des Landgerichts Stuttgart scheinen insbesondere die medial zur Schau getragenen Argumente von Politikern und Prostitutionsgegnern vom Tisch gefegt zu sein [Juli 2009]:

- Die Menschenwürde von Sexworkern sei durch ein Pauschalpreismodell bedroht sagt der baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll.

- Außerdem hätten sie auf unhygienischen Matrazenlagern geschlafen, sagt Gertraude Kaiser vom Fraueninformationszentrum Stuttgart.


Die Institutionen drängen zu Zeiten von Finanz- und Weltwirtschaftskrise II wohl eher in Richtung geordnete Arbeits-Verhältnisse mit feste Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen und damit verbundenen regelmäßigen und vor allem überwachbaren Abgaben an Fiskus und Sozialversicherungsträger.


Ob mit dieser juridisch bestätigten Sozialabgabenpflichtigkeit der Sexindustrie die bisherigen weit verbreiteten Geschäftsmodelle wie Hobbyhure, Pendel-Migrantin, Agentur, Club, Zimmervermietung, Terminwohnung oder Laufhaus noch funktionieren, ist sicher vielerorts fraglich und wird sicher in weiteren Prozessen überprüft werden. Grund genug auch weiterhin mit Arbeitsunterbrechungen durch teilweise traumatisierende Razzien in der Prostitution rechnen zu müssen.

Ob mit dem Urteil damit jetzt aber ein wirtschaftliches Zurückdrängen des Sexbiz gelungen ist, wie es sich manche konservativen Kreise erhofft haben, oder ob jetzt ganz neue clevere Geschäftsmodelle von noch professionellen Geschäftsleuten nachwachsen werden, die es verstehen werden Sexworker besser in Kapitalverwertungs-Strukturen einzubinden, wird die Zukunft erweisen.


Soloselbstständige Sexworker und ihre Interessenvertreter zumindest werden nicht müde für die höchstpersönlich erbrachte intim inszenierte erotische Dienstleistungskunst die Anerkennung der Freiberuflichkeit zu fordern und die angedachten gewerbepolizeilichen Regelungen abzulehnen (Zwangsuntersuchung, Registrierung, öffentliche Sexworkerdatenbank).





Sexwork und die teilw. kruden Ideen des Gewerberechts:
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Mitteldeutsche Zeitung: Urteil zu Flatrate-Bordellen

Hurenorganisation Hydra fordert Anerkennung der Prostitution als berufliche Tätigkeit



Halle (ots) - Die Hurenorganisation Hydra fordert, dass Prostitution endlich als berufliche Tätigkeit anerkannt wird. "Wir brauchen klare Arbeits-, Hygiene- und Preisstandards wie in jedem anderen Beruf auch", sagte eine Hydra-Mitarbeiterin der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Samstagausgabe). Dazu solle die Zuständigkeit für das Prostitutionsgesetz vom Ministerium für Frauen ins Arbeitsministerium übergehen.

Damit reagiert die 30 Jahre alte Organisation auf die unwürdigen [?] Bedingungen für Frauen in sogenannten Flatrate-Bordellen wie den Pussy Clubs, deren Betreiberin jetzt wegen Betrugs verurteilt wurde [Betrug am Sozialstaat nicht an den MitarbeiterInnen. Anm.].

Noch seien solche Flatrate-Angebote Einzelfälle, meint Hydra. Aber weil der Konkurrenzdruck immer größer Wettbewerb immer härter werde, werde es auch immer mehr Billigangebote geben. So würden jetzt schon Rabatte für Hartz-IV-Empfänger angeboten. In der Folge entstehe bei den Kunden der Eindruck, dass Sex quasi nichts koste. Das habe etwa auch zur Folge, dass immer mehr Kunden Sex ohne Kondom fordern.

Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200
http://www.presseportal.de/pm/47409/165 ... he_zeitung


Mein Kommentar:
Entweder hat die Mitteldeutsche Zeitung nicht richtig mitgeschrieben oder die Argumentation ist verkürzt.




________________





MZ-Web: Hurenorganisation Hydra

Sterne für die Bordell-Qualität



23.07.10

HALLE/MZ. Über die Arbeitsbedingungen von Huren in Deutschland sprach Hajo Krämer mit der Mitarbeiterin der seit 30 Jahre bestehenden Hurenorganisation "Hydra", Simone Kellerhoff.


Bild

Simone Kellerhoff ist Mitarbeiterin der Hurenorganisation «Hydra». (FOTO: HYDRA)


Sind Flatrate-Bordelle wie die "Pussy-Clubs" Einzelfälle?

Kellerhoff: Ja, noch.


Wieso noch?

Kellerhoff: Weil der Konkurrenzdruck immer größer wird. Es ist der Wettbewerb, der härter wird, so wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch. Es wird die großen, gut laufenden Bordelle immer geben, aber auch immer mehr minderwertige Angebote.


Was bedeutet das für die Frauen, die dort arbeiten?

Kellerhoff: Das hat dramatische Konsequenzen. Wenn alles immer billiger wird und schon mit Hartz-IV-Rabatten geworben wird, dann setzt sich in den Köpfen der Kunden der Eindruck fest, dass Sex quasi nichts kostet. Das hat zum Beispiel bereits zur Folge, dass immer mehr Kunden Sex ohne Kondom fordern. Letztlich bekommen sie es.


In den "Pussy-Clubs" sollen viele Frauen aus Osteuropa gearbeitet haben, und oft besteht der Verdacht des Menschenhandels.

Kellerhoff: Um das mal klarzustellen - Menschenhandel beginnt schon, wenn ein Bordellbetreiber Frauen zwischen 18 und 21 Jahren bei sich arbeiten lässt. Selbst wenn das die Frauen freiwillig machen, ist der Tatbestand des Menschenhandels erfüllt. Seit die Grenzen zu den neuen Beitrittsländern wie Rumänien, Bulgarien und Ungarn offen sind, kommen von dort Prostituierte zumeist freiwillig nach Deutschland, um hier zu arbeiten. Sie nutzen dazu die vorhandene Infrastruktur, dazu gehören bei weitem nicht immer Schleuser. Da diese Frauen oft aus prekären Verhältnissen stammen, sind selbst schlechte Arbeitsbedingungen in Deutschland mitunter erst mal eine Verbesserung für sie. Aber weil sie sich mit den juristischen Bedingungen nicht auskennen oder an die Falschen geraten, kommen sie schnell in Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse.


Was fordern Sie, um die Arbeitsverhältnisse von Prostituierten insgesamt zu verbessern?

Kellerhoff: Das Prostitutionsgesetz ist beim Ministerium für Frauen verortet. Da geht es um Sittenwidrigkeit, soziale Absicherung und die starke Vermischung mit anderen Themen wie Gewalt und Menschenhandel. Die meisten Frauen entscheiden sich aber selbstbestimmt für Prostitution und brauchen eine arbeitsrechtliche Absicherung. Wir wollen deshalb, dass das
- Prostitutionsgesetz beim Arbeitsministerium verortet und dass
- Prostitution endlich als berufliche Tätigkeit anerkannt wird. Dann würden wir
- klare Arbeits-, Hygiene- und Preisstandards bekommen wie in jedem anderen Beruf auch. Und es gäbe die
- Möglichkeit, Arbeitsverträge abzuschließen. Wir könnten eine
- Berufsgenossenschaft gründen und an Bordelle
- Sterne für Qualität vergeben, wie es das bei Hotels gibt.
Die meisten Kunden möchten ja schließlich politisch korrekt bedient werden.


http://www.mz-web.de/servlet/ContentSer ... 7474023240





Mein Kommentar

Der Fall Pussy Club ist und war ein sehr heißes ideologisches Kampfthema gegen Prostitution und die geduldeten Arbeitsformen in der Sexarbeit, weil es damals eine bisher nicht dagewesene nationale Hetze mit bundesweiten Großrazzien gegen die vier kleinen Flatrate-Clubs gab, die schließlich in einem international beachteten Menschenhandels-Prozess mündete.

In diesem Mamutverfahren wurde dann gegen eine junge ausländisch-stämmige Geschäftsführerin und ihre mutmaßlichen Helfer in den Pussy Clubs geurteilt und es ging wohl letztlich um die Durchsetzung höherer Steuer- und Sozialabgabenpflichten für Prostitutonsbetriebe, weil erstmals auf abhängige Angestelltenarbeitsverhältnisse statt wie bisher stets üblich Vermietungsgewerbe an selbstständige Dienstleister abgestellt wurde.

Bei einem solchen hochbrisanten tagespolitischen Anlass wie der epochalen Urteilsverkündung von m.E. nicht minderer Bedeutung wie damals das Urteil zum Café Pssst in Berlin, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen, jetzt mit Hotelsternchen und Ministerzuständigkeiten zu argumentieren finde ich ziemlich am Thema vorbei und vertritt die Gewerkschaftsinteressen der Gemeinschaft aller Sexworker nur unzureichend.

Viel brisanter ist doch die gescheiterte Anklage und mediale Vorverurteilung Menschenhandel, die einmalmehr einen prostitutionsfeindlichen Mythos entlarvt, ebenso wie die Tatsache, dass jetzt versucht wird nach all der staatlich-öffentlichen Überreaktion das Urteil eher wie eine nebensächliche, regionale Entscheidung zu behandeln.

Ich denke man könnte genauso darüber nachdenken, ob nicht vielmehr eine Entschuldigung bei den eingesperrten, arbeitslos gewordenen und ausgewiesenen Sexarbeiterinnen und dem Berufsstand und Standesvertretungen der Sexworker insgesamt angemessen und einzufordern wäre ...





Homepage Hydra e.V.
www.hydra-berlin.de

Ich bin gespannt wann dort eine Information oder Presseerklärung zum Urteil auftaucht.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.07.2010, 06:16, insgesamt 4-mal geändert.

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