PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForschung

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Marc of Frankfurt
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Sprache der Besatzungszeit

#181

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Woher kommt das Wort "Fisimatenten"?


umgangssprachlich für Unsinn


Der Begriff soll zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Zeiten der Napoleonischen Kriege zum ersten Mal aufgetaucht sein. Die Soldaten Napoleons schlugen als Besatzer ihre Zelte auf deutschem Boden auf und machten sich dann, so die Legende, als nächstes daran, mit den deutschen Fräuleins anzubandeln.

"Visitez ma tente!" wurden die jungen Frauen von den Soldaten aufgefordert. Auf die Einladung des Soldaten: "Besuchen Sie mein Zelt!" folgte sich dann die Warnung der Mutter: "Mach bloß keine Fisimatenten."


;-)
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Neuerscheinungen

#182

Beitrag von Marc of Frankfurt »

2 Bücher:


Fritz Böhle, Margit Weihrich (Hg.)

Die Körperlichkeit sozialen Handelns
Soziale Ordnung jenseits von Normen und Institutionen


August 2010, 382 S., kart., zahlr. Abb., 29,80 €
http://www.transcript-verlag.de/ts1309/ts1309.php





Und zur Intersectionalität (s.o.):

Wilhelm Berger, Brigitte Hipfl, Kirstin Mertlitsch, Viktorija Ratkovic (Hg.)

Kulturelle Dimensionen von Konflikten
Gewaltverhältnisse im Spannungsfeld von Geschlecht, Klasse und Ethnizität


September 2010, 198 S., kart., 24,80 €
http://www.transcript-verlag.de/ts1367/ts1367.php

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Anal-yse Prostitutionstabu

#183

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Stigmaforschung:

Zum Tabu Prostitution



Wort Tabu stammt aus dem polynesischen und wurde von Captain Cook vorerst in die englische Sprache gebracht und hat sich mittlerweile in vielen Sprachen eingebürgert.

Anthropologen verwenden den Begriff, um ein strenges rituelles Verbot zu benennen.
(vgl. Knight, Chris (2006): Taboo. In: Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (eds.): Encyclopedia of social and cultural anthropology. London, New York: Routledge, p. 542-544.:542)

Tabu bedeutet im eigentlichen Sinne ein System, dass das politische, soziale und religiöse Leben in Ozeanien regelt.
(Frazer, J. G. (1911): The Golden Bough: Taboo and the perils of the soul. London: MacMillan and Co.)

Tabu kann auch mit Moral übersetzt werden, da diese ebenfalls bis zu einem gewissen Grad die Gesellschaft organisieren kann.

„Crudely put, what this seems to say is that folk wisdom commands that no one should make love for money. Whoever does is a menace because the rewards of love-making are perceived as nonmonetary. If one gets money for it, one is rewarded twice or one accords the perceived rewards second billing. In either case, one is a cheat. And society fears the cheat: his (her) behavior cannot be predicted. This is the basic reason for hostility to prostitution”
(Esselstyn, T. C. (1968): Prostitution in the United States. In: Annals of the American Academy of Political and Social Science, Vol. 376, Sex and the Contemporary American Scene, p. 123-135.:125).

soweit aus der Diplomarbeit:
viewtopic.php?t=7069





Tabu ist also eine Verhaltensregel, deren Wesen es ist nicht hinterfragt zu werden.
Eine Regel, die nicht zur Diskussion steht, weil sie nicht aus einer einzelfallabhängigen Entscheidung, Abstimmung oder gar einem Kompromiss einer zeitweiligen Mehrheit hervorging.

Insofern ist ein Tabu eine Regel, die nicht menschen-willkürlich verändert werden kann und hat Qualitäten wie ein Naturgesetz oder Gottesgesetz.

Möglicherweise letztlich nur eine Umschreibung für eine zwar erkannte kollektive Verhaltensweise, die aber bisher nicht rational naturwissenschaftlich oder ethnologisch erklärt werden kann.

Während ein Naturgesetz jedoch durch genauere Forschungen als falsch erkannt und korrigiert/verbessert werden kann (Falsifikation) und nur von der veränderlichen/evolvierenden Sache Welt/Natur/Kosmos abhängt, gilt das Gottesgesetz als zeitlos/außerweltlich gegeben (transzendente, metaphysische Autorität, die keine Evolution anerkennt, Gott).

Das Tabu bekommt seine Autorität durch eine solche metaphysiche Abschirmung (Tabuisierung. Es ist halt so, basta).

Das deutet auf eine für die Gruppe überlebensnotwendige aber nicht erklärbare Verhaltensweise hin.

Dies kann entweder eine undurchschaute Setzung der Mächtigen sein (Tabu als Herrschaftsmittel), oder aber eine aus dem menschlichen Unterbewustsein, wo die Abschirmung aus Ängsten vor diesen Mächtigen bzw. aus menschlichen Urängsten herrührt. Also die Frage ob das Tabu für alle oder nur für das untere Volk gilt im Sinne von die Herrschenden predigen Wasser aber trinken selbst Wein. Ob es also eine Binnendifferenzierung der Gesellschaft hinsichtlich Tabugültigkeit bzw. -gläubigkeit gibt (Herrschaftswissen oder Universalie).





Wie kann man dieses Verständnis von Tabu jetzt auf das Sexualitäts- und Prostitutionstabu anwenden und erklären:

A. "Love-making perceived as nonmonetary // Liebe-machen ist etwas unentgeltliches".



1. Skalenproblem

Liebe und Geld wird als Gegensatz erlebt bzw. definiert.
Grund hierfür sind die Skalenprobleme in der Welt. D.h. es gibt meßbare, skalierbare Eigenschaften wie Schulnoten, Körpergrößen ... und die Universalskala Preise (Geld) und daneben und unabhängig davon gibt es unskalierbare, unvergleichbare Eigenschaften, Kategorien und Dinge wie Schönheit, Liebe, Wahrheit, Echtheit, Glaube/Gott, Würde...

(Die Mathematik bzw. Mengenlehre kennt vergleichbares bei Mächtigkeits- oder Unendlichkeitsproblemen).

"Es gibt Menschen, die kennen von allem den Preis, haben es aber verlernt den Wert der einfachen Dinge zu würdigen." [frei nach O. Wilde]


2. Diversityinkompetenz und -verleugnung

Unterstellt wird in der Aussage ferner es gäbe nur eine Form von Love-making nämlich Liebe im idealistischen Sinne (unkonditionierte, selbstlose, wahre Liebe). Während Sexualität ohne diese Liebe, d.h. das rein mechanisches Liebe-machen nicht vorkomme.


3. Gleichsetzungs-Ekstase-Fetisch

Ferner unterstellt die Definition die Einheit (Äquivalenz, Identität) von Liebe und Sexualität (vgl. Gebote der röm.-kath. Kirche).

Prostitution ist aber die bewusste Trennung von Sexualität und Liebe. Ware Liebe d.h. Sexualitätserleben auch losgelöst von wahrer Liebe. Sex ohne Liebe mit oder ohne Geld als schöne lustbringende körperliche Aktivität wie Sport, lesen, massieren oder essen...
Alles körperliche Dinge, die bekanntlich als Dienstleistung erbracht und konsumiert, d.h. gekauft und verkauft werden.

Sexualität kann demnach auch losgelöst von Liebe erlebt werden, ohne mit Geld und Sachwertausgleich verknüpft zu sein (Triebabfuhr, Streßabbau, Konfliktlösung, Selbstbestätigung, Sport, Mißbrauch, Sucht...).

Der Holismus oder diese Einheitswahrnehmung von Sex gleich Liebe entstammt möglicherweise dem überstark erlebten Transzendenz-Gefühlen, die bei Sexualität möglich sind (endogener Drogenrausch), insbesondere wenn Sex stark tabuisiert und sozial kontrolliert wird (kein Sex vor der Ehe etc., lange Abstinenzphase).


4. Konditionierungen

Das deutet dann auf einen selbstverstärkenden kulturellen Zirkelschluß hin, im Sinne von die Tabuisierung schafft sich das Tabu erst selbst. Weil lose Sexualität außerhalb von Liebe und Ehe tabuisiert wird, wird Sexualität nur als Einheitserlebnis erlebt. In der Liebesbeziehung wird sie etwa als göttliches Geschenk erlebt und im verbotenen Bereich -internalisierten Verbotsregeln vorausgesetzt- als schmutzig (anerzogene Schuldgefühle).

Das ist das Wesen der Manipulation der Menschen durch Sexualitätskontrolle. Insbesondere Kontrolle durch Schuldgefühle bei praktisch unerfüllbaren Moralstandards.


5. Wertungsneurose

Dabei ist das Erleben von Sexualität an sich bereits heterogen bzw. polar. Es kann von schön bis geradezu göttlich oder aber weniger schön bis schmutzig erlebt werden, völlig unabhängig von moralischen Setzungen. Die Wirkung von Moral und Tabu ist es demnach diese Gefühlsskala oder -polarität mit gesellschaftlicher Normierung zusammenzulegen (Gleichschaltung, Erziehung, Konditionierung). So wie bei Beleuchtung eine Wahrnehmung zwischen den Polen hell bis dunkel möglich ist, ist es beim Sex eben zwischen geil bis ekelig. Während die Helligkeitswahrnehmung dunkel längst nicht mehr gleich gesetzt wird mit teuflich, geschieht diese moralische Bewertung heutzutage teilweise immernoch im Bereich Sexualität.

Die große Spannweite der unterschiedlichen sexuellen Gefühle von ekstatisch bis ekelig wertfrei d.h. nichtverurteilend wahrnehmen und aushalten zu können ohne sie gleich mit moralischen Kategorien von gut und böse verknüpfen zu müssen ist dabei die Herausforderung. Vergleichbar der buddhistischen Gelassenheit Freude und Leid zu ertragen im Wissen dass sich diese Zustände abwechseln und Lust-/Leidempfinden nichts mit Sinnfindung oder einem erfüllten/unerfüllten Leben zu tun haben.


6. Reziprozitätdilemma

Ein weiterer Aspekt der Sexualitätsbewertung ist die Fehl- oder Überinterpretation der Reziprozität (Wechselseitigkeit) des sexuellen Tuns. D.h. Sexualität wird als Geben und Nehmen erlebt und in der Idealisierung werden diese beiden Seiten gleich gesetzt bzw. erwartet, beinahe so wie der Zwang gleichzeitig zum Orgasmus gelangen zu müssen. Dabei kann das sexuelle Geben und Nehmen ganz ungleichgewichtig ablaufen (sowohl je nach Aktivität, Zeit, Ort, Befindlichkeit und Person/Partner), so daß ein außersexueller Ausgleich durchaus gerechtfertigt und natürlich sein kann. Aktivitäten wie Streicheln oder Penetrieren sind per Definition einseitig, asymmetrisch bzw. hetero-sexuell, während Küssen quasi aufgrund der Körpersymmetrie ein homo-sexueller Vorgang ist. Ein materieller Ausgleich ist gegeben entweder bei der Versorgungsehe bei extremer Langfristigkeit oder Prostitution bei extrem verdinglichtem kurzfristigen Ausgleich.

Dabei gibt es zahllose erforschte Beispiele und Motive warum Menschen Sex aus rein eigennützigen Gründen haben, d.h. wo der Partner dann mehr oder weniger benutzt wird (gefragt oder nicht, einwilligend oder nicht), der Fall dass beide sich benutzen bis mißbrauchen eingeschlossen (Fälle von Koabhängigkeit).





B. "If one gets money for it, one is rewarded twice or one accords the perceived rewards second billing. In either case, one is a cheat. // Wer dennoch Geld nimmt ist ein Betrüger"


7. Stigmatisierung, Abwertung des Andersartigen

Bewertung von nichtselbstloser Sexualität und hier der Prostitution als Betrug ist die logische Folge des bisher abgeleiteten, d.h. Prostitution wird Definiert als Täuschung, Ausbeutung, Mißbrauch, Vergewaltigung, Zwangsprostitution, Zuhälterei und Menschenhandel.

Vergleichbar verlaufen Abwertung bei Homosexualität als unmännlich, weiblich als geringerwertig (schwaches Geschlecht) etc.


8. Selbstschutz und Suchtprävention

Ein Grund der Stigmatisierung und nachfolgend einfacher möglichen Bekämpfung der Anders- und Fremdartigen ist der vermeintliche Selbstschutz. Entfesselte Sexualität kann wie vieles andere bekanntlich süchtig machen und führt zu Produktivitätsausfällen für die Gemeinschaft. Repressive Verbotspolitik ist der einfachste Schutzmechanismus. Stigmatisierung ist quasi eine Autoimunantwort des "Volkskörpers" bevor Konzepte von Diversity und Minderheiteninklusion bekannt wurden.


9. Sündenbockfunktion

Da aber jedem nur einigermaßen realistischem Zeitgenossen klar sein sollte, dass Sexualität z.B. in langer Partnerschaft fast nie auf Dauer gleich intensiv und ekstatisch bleibt und so phantastisch sein kann wie am Anfang einer Liebesbeziehung, ist anzunehmen, dass die Unterstellung und Idealisierung der Einheit von Sex und Liebe und die damit verbundene Ablehnung von anderen Arangements wie Prostitution, bereits einen Abwehrmechanismus oder Sündenbockmechanismus enthalten. Defizite und Fehlfunktionen in eigenen Bereichen werden auf Prostitution übertragen und stellvertretend abgestraft. Prostitution wird zum Schimpfwort und universellen Chiffre für das sozial Negative.


10. Leidensprädisposition

Das Leben wird als Ort des Leidens, Kampfes und der Mühsal verstanden anstatt von Fülle, Solidarität und Ekstase. Deshalb dürfe auch nur Geld für ein mühsam erschaffenes Werk verlangt werden, aber nicht für eine überfließende natürliche, geschenkte Ressource wie Sexappeal, Schönheit, Geilheit, persönliche Nähe oder Sexualität. (Vgl. der Spruch von Apostel Paulus angewendet auf das bGE "wer nicht arbeitet soll auch nicht essen". Vgl. den Unterschied zwischen Kampfkulturen in kargen Wüstenzonen wie Kriegervölker oder Gorillas mit 'Sexkulturen' im Tropenwald z.B. Matriachat oder Bonobos...)


11. Mangelbewirtschaftung durch Wettbewerbsausschaltung

Die Normierung idealisierter Sexualität erzeut einen Wettbewerb und Leistungsdruck und damit eine Struktur der Gesellschaft (Hierarchiebildung). Die Entwertung nonkonformer Varianten bewirkt darüber hinaus eine Aus- und Abgrenzung also eine Spaltung. Dies verkleinert die Gruppe der Dazugehörigen, unter denen dann die vorhandenen Ressourcen alleine aufgeteilt werden können (vgl. die anderen Ausgrenzungsmechanismen z.B. Xenophobie).

Die Prostituierte als Konkurrentin der Ehefrau wird von gesellschaftlicher Teilhabe ausgegrenzt.

Die unabhängige, nonkonforme Sexarbeiterin ist das Feindbild der Arbeitgeber, die konforme, abhängige Arbeitsbienen suchen.





Möglicherweise bilden sich derartige moralischen Konstrukte in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Ressourcen und dem allgemeinen Wohlstandsniveau. D.h. vergleichbar bei Urwaldaffen im Überfluß dominiert polyamore Promiskuität (Bonobos), während bei Affen in kargen Buschsteppen kriegerisches Patriarchat prävalent ist (Gorilla).





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RE: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForsc

#184

Beitrag von Aoife »

Zur Stigmaforschung:

Interessanter Artikel im Guardian (English): http://www.guardian.co.uk/commentisfree ... dhd-stigma

Zusammenfassend auf Deutsch: Anhand des Beispiels ADHS, für das kürzlich eine genetische Komponente gefunden wurde, wird diskutiert, dass die Erkenntnis der körperlichen Verursachung in Bezug auf Verhaltensauffälligkeiten keineswegs entstigmatisierend wirkt. Auch wenn sich theoretisch begründen läßt, dass das Wissen um genetische Bedingtheit sowohl die Unterstellung schuldhaften Verhaltens als auch die Ansteckungsangst deutlich reduzieren sollte, so zeigen empirische Untersuchungen, dass das Gegenteil der Fall ist.

Diese Ergebnisse könnten auch erklären, warum beispielsweise bei Prostitution oder Transsexualität die Gesellschaft reagiert, als handele es sich ansteckende Krankheiten (beispielsweise dass bezüglich Prostitution völlig absurde Argumentationen mit dem Jugendschutz selbst von eigentlich doch gebildeten Richtern einfach geglaubt werden).

Liebe Grüße, Aoife
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Demimonde -la siècle de la grand horizontales-

#185

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ich vermute der Drang nach Ordnung, Strukturbildung d.h. Hierarchisierung ist größer als jede PC, die erst aufklärerisch/emanzipatorisch erarbeitet werden muß. Daher wird jedes körperliche Merkmal als erstes zur Gruppenbildung d.h. -abgrenzung hergenommen (Klassismus).
___


Fachbegriffe:

Die Halbwelt // Demimonde



Coined by Alexandre Dumas fils in 1852. . . the term “demimonde” (literally, half-world) originally designated a class of fallen society women. But the definition came to be much broader, including all women of loose morals who lived at the edge of respectable society and, by extension, the men—royal, aristocratic, bourgeois, and bohemian— who frequented that ambiguous world. . . . In an age of limited career possibilities for women, the courtesan took maximum advantage of one of the oldest professions open to her. Prostitution was widespread in nineteenth-century Paris, but the courtesan was set apart from the anonymous streetwalker by virtue of . . .


http://www.lauraagustin.com/sex-on-sunday-3

deutsch
http://de.wikipedia.org/wiki/Halbwelt

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Klassengesellschaft von Klein auf

#186

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ein Wertungs-Widerspruch:

Geld vs. Noten



Prostitution, d.h. die Bezahltung und damit Bewertung mit Geld für Sexualität bzw. einen Menschen als Intim-Partner lehnt die Gesellschaft ab.


In der Schule werden Noten für Lernverhalten und Kinder vergeben, und damit junge Menschen in Klassen eingeteilt, die ein ganzes Leben prägen.
Lehrer sind zu dieser Selektion und Einteilung verpflichtet und dürfen sich dem als weisungsgebundene Beamte nicht entziehen.


Die in Bayern strafversetzte Pädagogin Sabine Czerny kämpft dagegen:
http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artike ... oder-faul/





.

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Re: Klassengesellschaft von Klein auf

#187

Beitrag von Aoife »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Ein Wertungs-Widerspruch:

Geld vs. Noten
Hallo Marc,

zum einen verstehe ich nicht, wo hier ein Widerspruch sein soll. Beziehungsweise auf welche Weise Geld und Noten sich überhaupt widersprechen könnten, müßten sie sich dazu nicht zumindest auf einer gemeinsamen Ebene befinden?

Und zum anderen ist mir völlig unklar, was dieser Widerspruch (gleichgültig, ob er nun real existiert, oder nur theoretisch existiern könnte) mit dem Thema "PROstitutionsDef., Leitbilder Sexwork & Stigmaforschung" zu tun hat. Da ich befürchte, dass auch einige andere hier das nicht verstehen, möglicherweise aber mehr Hemmungen haben sich als dumm zu outen, möchte ich dich bitten, uns das zu erklären.

Liebe Grüße, Aoife
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Video-Lectures

#188

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Geld ist ein universeller Bewertungsmaßstab viel mächtiger weil ubiquitärer als Noten. Negative Bewertung geht in Richtung Stigmatisierung. Das wird in der Schule bereits institutionell trainiert...
___




Feminist-Whores Video Präsentationen:

1.) Wie Stigmatisierung funktioniert
mittels "Schlampen verunglimpfen / slut shaming"



Sexualität (wie auch Lebenseinstellung oder Glaube) wird als deviant, gemeinschaftsgefährdend abgewertet um Menschen zu marginalisieren und zum Schweigen zu bringen (Konkurrenz ausschalten).

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=MsONj1NgroQ[/youtube]



darin:
Filmausschnitt Fritz Lang Metropolis 1926

Hure Babylon (s.o.) und hier.

US-Virginia-Kongresskandidatin Krystal Ball bläst als Partygag den Gummipenis ihres Partners (Fotos):
http://wonkette.com/425271/congressiona ... deer-dildo

US-Politiker Rand Paul wird als Atheist bezichtigt...





2.) Frauen und Sexworker müssen weggeschlossen werden wie Werkzeuge und Maschinen

(beide sind Produktionsmittel d.h. Reproduktionsmittel)...


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=OSsVdPAWnAw[/youtube]Sexworkers are the internal scape goat, the blame tool.
Sündenbockfunktion Prostitution.





Mehr über Stigmadekonstruktion als Vorraussetzung um Sexworker-Interessen gemeinsam organisieren/vertreten zu können:
viewtopic.php?p=37588#37588 (Gewerkschaften)
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.12.2010, 15:15, insgesamt 2-mal geändert.

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RE: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForsc

#189

Beitrag von Aoife »

Hier ein interessanter Text zu Stigma und Stigmamanagement, leider in English. Außerdem speziell über die Stigmatisierung bei psychischen Erkrankungen, aber vieles läßt sich verallgemeinern:

http://www.heretohelp.bc.ca/publication ... ets/stigma

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Kampf für Authentizität und Zugehörigkeit

#190

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zur Psychologie der Sexarbeit:

Erkenntnisse einer Sozialarbeiterin (=Elendsmanagerin) und Wissenschaftlerin (=Geschichtenerzählerin) die nach Jobkrise und Therapie zur Lebensweisheit der "Allumfassenden Warmherzigkeit // wholeheartedness" gelangt



Es geht in diesem herausragenden englischen TED-Vortrag darum wie man/frau/sexworker in einer unperfekten Welt ein "Krieger des Herzens" werden kann, der statt Emotionen zu betäuben vollen Lebenssinn und Zugehörigkeit erfahren kann (wholeheartedly embrace vulnerability and belonging)...


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=X4Qm9cGRub0[/youtube]


Ich denke Sexworker sind zu einem Großteil genau diese nach Authentizität strebenden Personen die sie beschreibt. Der Kampf mit dem Stigma (Stigma-Dekonstruktion und -Management, d.h. der Zwang zum Doppelleben) stellen uns jedoch vor besondere Herausforderungen.





Ihre Lösungs-Strategien
  • Konsequenzen tragen
    [Ernsthaftigkeit, Tapferkeit, Mut...]
    Verantwortung übernehmen, Schmerz, Unsicherheit, Komplexität aushalten // embrace vulnerability, für Lösungen kämpfen statt Gefühle betäuben, kontrollieren oder schauspielern
  • let ourselves be seen
    [coming out]
    Verletzlichkeiten zugeben, Authentizität leben
  • love with our whole hearts
    even if there is no garantee
    [Krieger des Herzen // courage to live wholeheartedly]
  • practice gratitutde and joy
    [Dankbarkeit, Demut, Selbstliebe, Ekstase]
  • i am enough
    [Suffizienz]
    Annehmen, Zufriedenheit, Selbstbeschränkung, Selbsstvertrauen



Ähnliche Sammelthemen:
- Psychologie der Sexarbeit
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=397
- Sexwork als heilsame bis therapeuthische Tätigkeit
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3819 (SW-only)
- Intelligente Entgegnung den Prostitutionsgegnern
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5298 (SW-only)
- Sexworkerkompetenzen
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3608





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Politische Anal-yse

#191

Beitrag von Marc of Frankfurt »


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RE: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForsc

#192

Beitrag von Aoife »

Zum Themenkomplex Stigmaforschung:

Cindy McCain blasts husband over Don't Ask, Don't Tell

Cindy McCain is now starring in a hard-hitting public campaign that directly tackles Don't Ask, Don't Tell.

If the United States government is sending the message that LGBT people are second class citizens McCain asks, can we really be surprised when they're daily harassed, bullied and attacked in our nations schools and streets?

Her stance puts her at powerful odds with her own husband, Senator John McCain, who enthusiastically supports Don't Ask, Don't Tell ...

Vollständiger Artikel mit Video:
http://www.irishcentral.com/story/ent/m ... 66263.html

Der unterstrichene Teil des Zitats bringt genau den Zusammenhang zum Ausdruck, wegen dem wir der Wiener Stadtverwaltung und der Österreichischen Regierung eine Mitschuld an der Gewaltserie gegen SW vorwerfen.

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NOH8

#193

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das ist ein interessant-berühmtes Beispiel aus den USA, dass solche moralisch-ideologischen Konflikte mitten durch Familien gehen.


Die "Don't Ask, Don't Tell"-Politik ist doch wohl ein de facto Berufsverbot (oder ein nicht-sich-selbst-sein-dürfen dh. ein nicht-menschlich-sein-dürfen-Verbot in Armee bzw. öffentlichem Dienst) für LGBT-People. Gut dass eine Studie kommt die diese anti-gay-Politik entlarvt.


Die "NOH8 Campaign" ( www.noh8campaign.com no hate, kein Haß) kann ein Vorbild sein auch was Sexworker Aufklärungsaktionen betreffen. Demnächst ist wieder der 17. Dezember. Dr. Annie Sprinkle hat schon was dazu geschrieben. Können/will das Sexworker Forum oder die User zu diesem Anlass etwas machen und vorbereiten?

Antwort dazu dann bitte hier:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=803

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Zitat des Tages

#194

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schauspielern ist "die einzige legale Form der Prostitution: Man verkauft im Grunde genommen seine Gefühle, sein Herz, sein Denken",

so Maximilian Schell in einem Interview.



http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 488208.xml

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Konzeptionelle Parallele: Embargo

#195

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Strukturelle Ähnlichkeit:
  • "Die zwischenmenschlische, bürgerliche Ausgrenzung von Sexworkern oder die kommunale, innerstaatliche Eindämmung von Prostitution finden ihre Entsprechung im zwischenstaatlichen Kampf gegen fremdartige politisch-wirtschaftliche Systeme wie zum Beispiel das Embargo der U.S.A. gegen das sozialistische Kuba oder den islamistischen Iran..."

Zwischenstaatliche Embargoregeln wirken quasi so wie ein Prostitutionstabu und -verbot.



Also braucht man sich nur die soziale und wirtschaftliche Lage der Menschen bzw. vom Land Kuba insgesamt anzuschauen, um die prekäre Lage vieler Sexarbeiter begreifen zu können.





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Hurenstigma diszipliniert alle Frauen

#196

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bild
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The image is a slide from a presentation by Marlise Richter, a researcher at the AIDS Law Project, Centre for Applied Legal Studies, University of Witwatersrand, South Africa.

The slide shows a straight horizontal line with an arrow at each end. At the top, the graphic is labeled “Sex-for-reward continuum”. The right end of the arrow is labeled “Illegitimate”, and the left end is labeled “Legitimate”. From right to left there are five points, labeled as follows:

* “Self-identified sex worker on a street corner?”

* “Woman who has sex at the back of a taxi in exchange for a ride into town?”

* “School girl has sex with her ex-boyfriend for cell phone airtime?” [Note: in Africa, cell phone airtime is a somewhat expensive commodity. A school girl having sex in exchange for airtime is somewhat analogous to having sex in exchange for a nice piece of clothing.]

* “Student sleeps with her lecturer in order to pass?”

* “Wife has sex with her husband as she knows they are going to the mall tomorrow?”

At the bottom of the slide is a triangle pointing up to the line. It is labeled: “Who do we put in jail?”





Whore Stigma Makes No Sense


by Guest Blogger on 12.17.2010 · 154 comments
in General
This is a guest post by Clarisse Thorn, who blogs at Pro-Sex Outreach, Open-Minded Feminism.



Stigma is an interesting beastie. Whore stigma is particularly interesting, in part because it makes no sense and falls apart the minute it’s exposed to any rational analysis whatsoever.

Yet somehow, even though it makes no sense, it is a constant and often overwhelming social force that shapes the lives of all women.

There’s an old joke about a man who walks up to a woman at a bar and asks,
  • “Would you have sex with me for a million dollars?” She says, “Yes.” He says, “What about fifty dollars?” and she snaps, “What the hell do you think I am — a whore?” He replies, “We’ve already established that you’re a whore; now we’re just negotiating the price.”
Inherent in this joke, and in the slide I showcase at the top of this post, is the tension and confusion that happens pretty much automatically whenever anyone tries to point out the difference between a “nice girl” and a “whore”. It’s one of the best ways to show that whore stigma makes no sense: the difference is impossible to pin down.

What’s weird about these conversations, though, is that everyone almost always gets caught up in the question of who’s a whore and who’s not a whore — and in the confusion, very few people think to question whether whore stigma itself is insane and divisive and harmful. This even happens during conversations that start with the intent of questioning the very concept of whore stigma, such as this post by sex work researcher Laura Agustín; the post’s whole point is that the concept of whore stigma makes no sense — but commenters on the post immediately start trying to define what a whore is.
http://www.lauraagustin.com/egypt-prost ... vice-versa

Indeed, this even happens among sex workers. My friends at the Sex Workers Outreach Project have told me how very complicated it can be to try to pull different sex workers together in order to have a conversation about banding together for legal rights and societal recognition. One recurring issue is how some sex workers will refuse to associate with other sex workers: for example, professional dominatrixes or strippers may refuse to associate with escorts because “You’re whores, and we’re not whores, and we’re not like you.” This is one more factor making it hard for sex workers’ rights advocates to achieve social momentum. Which may mean that when — for example — the law randomly decides that dominatrixes are actually whores (surprise!), those non-whore sex workers may find themselves without resources.

But of course it happens among non-sex workers, too. Because being an “actual” sex worker is in no way a requirement for being called a whore, or for having whore stigma slammed in your face. Any woman who carries condoms might as well be a whore, right? Not even thirteen-year-old girls are exempt from whore stigma or its twin, slut-shaming, as we learned from Hope Witsell’s suicide last year. Hope sexted a boy who betrayed her and sent her message all over the school — at which point she was punished severely, was socially ostracized, and killed herself.

Examples of whore stigma abound, and none of us are innocent from reinforcing it. I’ll cop to it: before I had a grip on how problematic whore stigma is, I myself called one or two women whores because I felt threatened by them. I hadn’t thought through how easily I myself might be harmed by the label; I hadn’t yet identified my fears of being labeled one myself. I was insensitive — and I was also stupid, because whore stigma could come get me as easily as it could get an “actual” whore. Contributing to the whore stigma wasn’t just hurting other women, it was also shooting myself in the foot.

Plus, the more effort women put into distinguishing ourselves from whores, the less effort we put into actually working on the issues that harm women. Or making common cause with, say, sex workers who aren’t women and therefore get completely disappeared during all this anxious finger-pointing.

When we will acknowledge that whore stigma makes no sense, that it’s insane and divisive and harmful? What does it take? All women’s appearance and activities — especially our sexuality — are attacked, limited, and kept in line by the threat of “sluthood” and “whoredom”. In that sense, we all pay. We all have a stake in taking down these social structures.

And we can start by honoring and acknowledging sex work as an honorable job that deserves both legal and social recognition. Today is a fantastic day to do just that. December 17th is the International Day to End Violence Against Sex Workers, and there may just be an event in your area. It’s also worth considering reading up on how to be an ally to sex workers and passing that information on to your friends.

Please note that The Wisdom of Whores, the awesome book by Elizabeth Pisani that I encouraged y’all to read for free on World AIDS Day at the beginning of this month, is still available for free download — all the way through the end of December. Pisani’s book is one of my favorites, ever — there are some valid critiques to be made, but even with those in mind, I just love it. It’s free! What are you waiting for?


Original mit Links:
http://www.feministe.us/blog/archives/2 ... -no-sense/

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#197

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"eine alte Puffmutter weiß immer am besten, wo die Unschuld begraben liegt."


Henryk M. Broder in einer Glosse über Gregor Gysi wg. dessen Kommentar zum Plagiatsverdacht der Diss. vom Karl-Theodor zu Guttenberg

http://www.welt.de/debatte/henryk-m-bro ... choen.html





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 04.03.2011, 13:41, insgesamt 2-mal geändert.

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Abolutionismus verletzt Sexworker

#198

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zum Sexworker Day - 3. März:


Selling Sex: How Abolitionist Feminists Hurt Sex Workers

by Natasha Burge
  • "When it comes to sex work, many people seem to think the only way to fix the ills of the industry, which no one denies exist, is to abolish the whole thing.

    With this argument, the moral paternalism implicit in the abolitionist stance becomes clear. They are simply repeating the same argument that has been used for so long to bolster the patriarchal attempt to control female sexuality."

http://cchronicle.com/2011/03/selling-s ... x-workers/
viewtopic.php?p=95333#95333

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#199

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ethik der Solidarität

Über die Gegensätze von religiös-totalitärer Morallehre (mit Jenseitsvorstellung) und sozialer Befreiungsphilosophie (mit Solidarität im hier und jetzt)


"Böse Philosophen"
heißt ein neues Buch vom Historiker Philipp Blom über die Vordenker der Aufklärung und die aufgeklärten Hedonisten, die Vernunft mit der Leidenschaft paaren wollten:
www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/le ... index.html
Philipp Blom: "Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung":
www.amazon.de/dp/3446236481


Auf der einen Seite stehen fundamentalistische Glaubenslehren, Ideologien von Diktatoren und Philosophen die das legitimiert haben wie Jean Jaques Rousseau (1712-1778, Vordenker der Aufklärung aber eben auch geistiger Urahn des Totalitären!)
http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseau





Dagegen stehen die wahren Aufklärer mit ihrer sozial-bis-erotischen Freiheitslehre, wirtschaflicher Liberalismus (der Sexwork/Sexbiz nicht ausschließt wie ich vermute:) inkl. libertines bis radikales Gedankengut:

Diderot und Baron d'Holbach
Bild Bild

Denis Diderot (1713-1784, Erfinder des ersten großen Enzyklopädieprojektes vor Wikipedia)
http://de.wikipedia.org/wiki/Denis_Diderot

Baron Paul Thiry d'Holbach (1723-1789 dem Jahr der franz. Revolution)
Paul Henri Thiry d'Holbach

Davi Hume (Edingburgh 1711-1776)
http://de.wikipedia.org/wiki/David_Hume

Adam Smith (1723-1790 Edingburg)
http://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Smith

Alle 3 Franzosen leben in Paris, der Stadt der Liebe und Revolution. Obwohl Diderot und Holbach in der Kirche Saint Roch nähe Louvre begraben liegen, interessiert sich die Institution Kirche nicht für ihre Gegner und verschweigt verständlicherweise deren Existenz und Vermächtnis. "Weil sie Gott leugnen werden sie marginalisiert."

Gemeinsam trafen sich die Aufklärer in politisch-literarischen Salons. Diese philosophisch-geistige Salonkultur (im Unterschied zu den nicht weniger berühmten erotischen Salons der Pariser Kurtisanen) sind eine Kulturtradition, die heute genauso wie die Enzyklopädie ins Internet migriert sind und zwar in die sozialen Communities vom Web2.0 wie dem Sexworker Forum.

Und das Erotische kam auch nicht zu kurz. Die Geliebte von Diderot war die Philosophin Sophie Volland (1716-1784):
http://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Volland
Und es gab frauengeführte literarische Salons wie den von:
http://de.wikipedia.org/wiki/Anne-Cathe ... %C3%A9tius

Salon auch von Mary Anne (1776-1852), der wg. Offizierspostenhandel vertriebenen Mätresse aus England:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=100928#100928




___
Philosophie der Wollust/Luxuria:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=43748#43748
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 30.06.2011, 13:32, insgesamt 6-mal geändert.

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friederike
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#200

Beitrag von friederike »

Lieber Marc,

das kommt jetzt gleich mehrfach, aber trotzdem: herzlichen Dank für diese Hinweise! Diese "philosophisch-geistige Salonkultur" fasziniert mich, die Souveränität dieser Menschen erscheint mir als ein Höhepunkt in der Historie und kann auch heute noch ein Vorbild sein.

LG,
Friederike

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