LokalNachrichten: WIEN

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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Aoife
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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Aoife »

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Zwerg hat geschrieben:Bei aller Wertschätzung für die PolitikerInnen, die mit uns Kontakte pflegen und durchaus zu verstehen geben, dass sie unser Anliegen verstehen und auch unterstützen wollen: Wenn ich ein derartig sexarbeiterInnenfeindliches Gesetz beschließe, so habe ich VOR dem Beschluss ExpertInnen zu hören und deren Rat auch zu beherzigen. Wenn ich dies nicht mache (vielmehr nur die ExpertInnen zulasse, welche die Gruppierungen ihrer eigenen Interessen vertreten (Polizei, Gesundheitsamt usw...)), so trage ich verstärkt Verantwortung für das Resultat. Und in diesem Fall ist das Resultat eine Gesetzgebung, die SexarbeiterInnen massiv unter Druck setzt - wenn nicht sogar existentiell bedroht!

An diesem Gesetz festzuhalten ist in höchstem Maße menschenverachtend und vorrangig frauenfeindlich!
Dem kann ich völlig zustimmen, möchte aber zu beachten geben, dass Christians Argumentation weitgehend auf Vernunft und Anstand beruht und somit auf Parteien und Politiker wenig Eindruck machen dürfte, da da es denen laut ihrer eigenen demokratischen "Legitimations"-philosophie ja erlaubt ist mit der ihnen angeblich übertragenen Macht spielen zu dürfen ohne für die Folgen Verantwortung übernehmen zu müssen.

Deshalb scheint es mir wichtig festzuhalten, dass auch wenn wir Vernunft und Anstand beiseite lassen und unsere Argumente auf solche beschränken, die auch innerhalb des politischen Prozesses zulässig sind das Gesetz unter höchst fragwürdigen Bedingungen zustande gekommen ist - denn zumindest eine der als "Experten" zugelassenen Gruppen, nämlich das Gesundheitsamt, bekam zwischenzeitlich von der CEDAW-Kommission der UNO bescheinigt, dass die von ihm vertretenen Interessen nicht nur Eigeninteressen, sondern nach internationalem Recht auch illegal sind:

          Bild
Aoife hat geschrieben:29. The Committee calls upon the State party to review the mandatory
character of the health tests for sex workers so that they comply with the
International Guidelines on HIV/AIDS and Human Rights of 2006.
Zwangsuntersuchungen sind ein Verbrechen gegen die Menschenrechte - und ein Gestz das unter maßgeblicher Mitwirkung einer solche Handlungsweisen befürwortenden Gruppe zustandegekommen ist müßte alleine schon um das "politische Gesicht" zu wahren mit sofortiger Wirkung fallengelassen werden ... weitermachen wie bisher in der Hoffnung dass es schon keiner merken wird scheint mir nicht der intelligenteste Weg zur Schadensbegrenzung zu sein.

Liebe Grüße, Aoife
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malin
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Beitrag von malin »

^ geht mir genauso (bezieht sich auf annaingas beitrag)
da neugierig, habe ich mir sämtliche arbeitssysteme einmal angesehen und ausprobiert.

sehr grosse laufhäuser haben den vorteil dass man sich werbung weitestgehend sparen kann, da sie sehr bekannt sind.
dafür hat man maximale konkurrenz, eine knallhohe tagesmiete und es geht in der regel, wie annainga richtig bemerkt hat, allerlei gesocks ein und aus.
für labile frauen definitiv ein gewisses risiko!

wie kommen die eigentlich auf die haarsträubende idee, man hätte erst durch behördlich überwachte bordelle zugang zu kondomen?
schätzen sie die frauen für zu doof ein, sich die selbst zu kaufen?
na wenns so wäre, dann gute nacht.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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fraences
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Beitrag von fraences »

Für mich hat diese politische Trend Großbordelle zu unterstützen und alle andere Formen der Prostitutionsformen zu untersagen, den üblen Geschmack der Kasernierung.


Das kann nicht die Unterstützung sein, die für selbstbestimmte, freibestimmende Sexworker tätigkeit spricht.

Außerdem verfolgt es die gleichen monopolbildende Richtung , die bereits unsere Mittelschicht in der freie Marktwirtschaft zerstört hat.

Kleinbetriebe oder einzelne Selbständige werden Opfer eines Rationalisierungsprozeßes, an deren Ende die Macht und das Kapital nur noch auf wenige Köpfe verteilt ist.

Das ist blanke Wirtschaftsfaschismus und der den Entwicklung des Einzelnen nicht mehr zählt.

Besonders im Sexbusiness, der von vorne herein bereits, seit je her diskriminiert und diffamiert wurde, sind jüngst besondere Härten durch die Politik mittels besondere Polizerechte erfahrbar.

Dagegen müssen wir Aufstehen und unsere Gegenkultur durch setzen.


Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Beitrag von annainga »

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malin hat geschrieben:für labile frauen definitiv ein gewisses risiko!
die nähe zu solchen menschen ist für alle ein risiko.

in dem club an dem ich dabei dachte, als ich das schrieb, haben sich ab und zu zuhälter unter das feiernde publikum gemischt. war mir ein rätsel, dass der chef das zugelassen hat. ich denke, er fands cool, ein bordell zu besitzen, hat unter seinen freunden damit angegeben. es war ein merkwürdiges gemisch aus kunden, freunden des chefs, freunden der sexarbeiterinnen.

da wurde uferlos gefeiert und getrunken, gearbeitet dazwischen, aber einigermaßen chaotisch. ich bin dort in eine glasscherbe getreten in der sauna (war ein saunaclub).

ganz anders das frauengeführte wohnungsbordell. dort waren drogen verboten, pro zu spät gekommener minute musste ein euro gezahlt werden, es herrschte verbot von freunden von frauen ins bordell zu kommen.

beides extreme, ich arbeite inzwischen selbstständig, ist für mich die ungefährlichste form der sexarbeit.

lieben gruß, annainga

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Zwerg
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Puffgeschichten

Seit eineinhalb Jahren gilt das neue Prostitutionsgesetz, die Lage hat sich seitdem aber teilweise verschlimmert. Eine Erkundung im Untergrund.

Bild

Ein Bericht, der sehr nahe an der Realität liegt.... (wenn man einmal die Stellungnahmen des Polizisten ausklammert, der für die Genehmigungen zuständig ist....)

mit Forenbeteiligung!

http://www.datum.at/inhaltsverzeichnis/

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Beitrag von Zwerg »

Dieser Artikel aus dem österreichischen Standard sollte auch in Wien Beachtung finden!

http://diestandard.at/1363709520033/Geg ... eiterInnen

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Zwerg
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Mehr registrierte Prostituierte in Wien als je zuvor

24.05.2013 | 18:45 | MANFRED SEEH (Die Presse)

Fast 3300 Frauen sind bereits als Sexarbeiterinnen offiziell angemeldet. Sogenannte Laufhäuser sind im Aufwind. Derzeit gibt es in Wien 185 polizeilich bewilligte Prostitutionslokale.

Wien. Noch nie zuvor waren in Wien so viele Prostituierte offiziell registriert: 3278 Frauen und 76 Männer sind es aktuell. Tendenz steigend. Zum Vergleich: Mit Ende des Vorjahres wurden 2913 Frauen und 67 Männer gezählt – 2011 noch deutlich weniger Frauen, nämlich 2431 (92 Männer). Warum diese Zuwächse? Hauptursache für immer mehr offizielle Registrierungen ist wohl das neue, seit eineinhalb Jahren geltende Wiener Prostitutionsgesetz (WPG, Inkrafttreten: November 2011).

Dieses verbannt die Straßenprostitution aus dem städtischen Wohngebiet. Nur noch Flächen, die als Grünland oder Industrie-/Gewerbezone gewidmet sind, dürfen genutzt werden. Der Effekt: Frauen, die nicht in hoffnungslos entlegenen Gebieten – ohne Infrastruktur – stehen wollen, übersiedeln in Lokale. Das ist ganz im Sinne des Gesetzgebers.


Der Boom der Laufhäuser

Sogenannte Laufhäuser (Frauen können dort für ca. 400 Euro die Woche Zimmer anmieten, um Kunden zu empfangen) sind im Aufwind. Hier schließt sich der Kreis zu den Registrierungen: Wer in einem klar ausgewiesenen Rotlichtlokal arbeitet, sich also (manchmal buchstäblich) in der Auslage präsentiert, ist leicht zu kontrollieren - und daher gut beraten, sich gleich "freiwillig" anzumelden.

Derzeit gibt es in Wien 185 polizeilich bewilligte Prostitutionslokale. Bei 101 läuft gerade ein Bewilligungsverfahren. 330 bis 350 genehmigte Lokale soll es hochgerechnet bis Jahresende geben. Vor der Gesetzesnovelle gab es jedoch laut Schätzung der Polizei um die 400 Rotlichtlokale "mit Straßenzugang", wie es früher hieß. Das scheint paradox: Früher gab es mehr Lokale – und doch waren weniger Frauen offiziell registriert. Dieser scheinbare Widerspruch ist aufzulösen: Die Rotlichtlokale von heute müssen viel strengere Auflagen erfüllen. Es wird mehr auf Hygiene geachtet, es muss Rückzugsbereiche für die Frauen geben etc. Betreiber, die hier nicht mitkommen, müssen zusperren. Oder sie tauchen mit "erfinderischen" Lokalkonstruktionen in die Illegalität ab.

Neue Schlupflöcher tun sich auf, andere sind verschlossen: Vor der WPG-Novelle war die (Lokal-)Szene verzweigter. Unübersichtlicher. So bestand in den Augen etlicher Frauen kein unbedingter Zwang, sich offiziell als Prostituierte anzumelden. Zudem galten bestimmte Lokaltypen (etwa ganz gewisse „Massagesalons“) noch nicht als Prostitutionslokale, weshalb auch keine Notwendigkeit gesehen wurde, den Behörden die Karten auf den Tisch zu legen. Fazit: Ein Teil der "Inoffiziellen" von früher ist mittlerweile also angemeldet. Aber nur ein Teil. Etliche Frauen, die ihre angestammten Lokale verloren haben, weil die Betreiber die strengen Auflagen (verbunden mit teuren Investitionen) nicht erfüllen können oder wollen, sind hingegen ebenfalls in die Illegalität abgetaucht. Laut Schätzungen gibt es in Wien derzeit insgesamt mindestens 6000 Frauen, die zumindest gelegentlich der Prostitution nachgehen; also etwa doppelt so viele, wie offiziell registriert sind.

Noch eine Novität hat das Prostitutionsgesetz gebracht: Freier, die Sexarbeiterinnen in verbotenen Zonen (Wohngebieten) ansprechen, können nunmehr – so wie die Frauen selbst – mit Verwaltungsstrafen (Geldbußen) belegt werden. Im ersten Quartal 2013 wurden insgesamt 2191 Verstöße gegen das WPG gezählt.

Mehr als die Hälfte (1150) der Strafen wurde wegen "Nichtbeachten des Wohngebietes" verhängt. Bei diesem Tatbestand gebe es derzeit weit mehr Anzeigen als früher, bestätigt Wolfgang Langer von der Landespolizeidirektion Wien/Meldestelle für Prostitutionsangelegenheiten. Wie fällt nun die politische Bilanz zum neuen Gesetz, einem Produkt der rot-grünen Rathauskoalition, aus? "Das Gesetz hat geschafft, was es sich zum Ziel gesetzt hat", teilt das Büro der SP-Frauenstadträtin Sandra Frauenberger durchaus zufrieden mit.

Frauenberger selbst meint: "Die Wohngebiete wurden entlastet. Das neue Gesetz hat für rechtliche Klarheit für alle Beteiligten gesorgt." Und weiter: "Im Zentrum aller Überlegungen muss die Sicherheit der Frauen stehen. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, wie Frauen sicher und selbstbestimmt in dieser Stadt leben können." Auch "beratende" Streetworker würden eingesetzt.

Jedoch ging es in den zuletzt heftig geführten Debatten nicht nur um die Sicherheit der Frauen. Erboste Straßenstrich-Anrainer, etwa in der Felberstraße im 15. Bezirk, die sich gestört fühlten, hatten die Politik durch fortgesetzte Proteste unter Druck gesetzt. Und auch die Rotlichtszene selbst scheint vom Argument "mehr Sicherheit" keineswegs überzeugt zu sein.

Der aktuelle Stand der Dinge wird mitunter gar als "Katastrophe" gesehen. So unverblümt sagt es Christian Knappik vom Sexarbeiterinnen-Internetforum „sexworker.at“. Und: „Die Situation ist schlimmer als zuvor.“ Der Straßenstrich sei angesichts des Wohngebietsverbots für viele Sexarbeiterinnen keine Option mehr. Dieser findet derzeit legal noch in der Perspektivstraße (2. Bezirk), in der Brunnerstraße (23.) und im Bereich Auhof (14.) statt. Illegal rund um einen Abschnitt der Hütteldorfer Straße (15.) und im Stuwerviertel (2.).

Doch auch die Situation "indoor" sei angespannt. Es gebe zu wenige Lokale. Potenzielle Betreiber hätten in der Praxis mit "absurden Auflagen" zu kämpfen. Knappik: "Eine Betreiberin sollte zum Beispiel einen Esstisch statt ihres Couchtischs kaufen." Die Konsequenz: Prostitution suche sich neue Wege. Dass mittlerweile in Kaufhaus-WC-Anlagen heimlich dem Gewerbe nachgegangen werde, sei keine Seltenheit mehr.

Luise, 38 Jahre alt, seit 15 Jahren „im Geschäft“, vor dem Inkrafttreten der WPG-Novelle auf der Linzer Straße (15.) aktiv, beklagt einen Preisverfall, da durch eine „Zusammenballung“ der Prostitution nun die direkte Konkurrenz stärker spürbar sei. Und auch jene zuletzt nur noch selten gesehenen „Aufpasser“ würden wieder auf den Plan treten. Zum Beispiel beim Auhof. 50Euro „Standgebühr“ pro Tag werde den Frauen dort bereits abverlangt – von bekanntlich eher weniger zimperlichen Männern.



Bordell als „Altersvorsorge“

Apropos Aufpasser: Wer zieht im Rotlichtmilieu eigentlich die Fäden? Mussten die alten Wiener Rotlichtkönige tatsächlich Ost-Mafia-Gruppen – etwa „den Russen“ – das Feld überlassen? Das ist eine „Urban Legend“, sagt Wolfgang Langer von der Bundespolizeidirektion. „Wir kennen praktisch alle Lokalbetreiber.“ Da gebe es Unternehmer, die sich ein gutes Geschäft erhoffen, oder zum Beispiel einen Pensionisten, der „fünf, sechs“ kleine Lokale "zur Altersvorsorge" betreibe. Es gebe viele kleine "Familienbetriebe" oder jene, die von Ex-Prostituierten geführt werden. Die Szene sei weder an bestimmten Figuren noch an bestimmten Nationalitäten festzumachen. Langer: "Viele Betreiber sind einfach Geschäftsleute. Auch Rechtsanwälte sind dabei."

Und Luise? Sie hat wegen der neuen Regeln die Bundeshauptstadt verlassen. "In den Wiener Laufhäusern hätte ich überhaupt keine Chance. Die Konkurrenz ist viel zu groß." Und jetzt? "Ich arbeite jetzt in Innsbruck." Sagt Luise.

Auf einen Blick

Prostitution in Wien. Seit dem Inkrafttreten der Novelle zum Wiener Prostitutionsgesetz, also seit eineinhalb Jahren, ist in Wien die Zahl der offiziell registrierten Sexarbeiterinnen deutlich angestiegen. Die beabsichtigte Verlagerung der Prostitution von der Straße in Rotlichtlokale findet zwar statt, sorgt in der Praxis aber für Probleme. So wurde etwa der "Presse" bestätigt, dass Frauen im Bereich Auhof (14.Bezirk) von "Aufpassern" gezwungen werden, "Standgebühren" zu entrichten.

http://diepresse.com/home/panorama/wien ... s-je-zuvor

Für ausnahmslos Jede(n) der sich die Situation beim Auhof tatsächlich angesehen hat, muss das Zitat von Frau StadträtIn Frauenberger "Im Zentrum aller Überlegungen muss die Sicherheit der Frauen stehen. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, wie Frauen sicher und selbstbestimmt in dieser Stadt leben können." wie eine Verhöhnung der dort arbeitenden SexarbeiterInnen vorkommen!

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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von FahrRADfahrER »

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Zwerg hat geschrieben: Für ausnahmslos Jede(n) der sich die Situation beim Auhof tatsächlich angesehen hat, muss das Zitat von Frau StadträtIn Frauenberger "Im Zentrum aller Überlegungen muss die Sicherheit der Frauen stehen. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, wie Frauen sicher und selbstbestimmt in dieser Stadt leben können." wie eine Verhöhnung der dort arbeitenden SexarbeiterInnen vorkommen!
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von bettyboop »

Sehr schöne Beitrag Christian, und in ganz Europa geht die Tendenz leider dorthin...Europaweit werden die Strassenstriche, langsam aber sicher zugemacht und (bzw. Behördlich) aussterben...dabei ist alles nur Scheinheillig gut gemeint. Man geht als erste an die schwächsten in ein Gesellschaft, weil man sich vor Prostitution fürchtet.

Wer etwas von Hendrik Wagenaar gelesen hat weiß, dass es schon in Amsterdam so war und alle (mit großem Erfolg etablierte) Tipple-Zonen (Anbahnungs-Zone) waren plötzlich einestages zu. Es hat anscheindend so gut funktionierte, dass von anfangs 200 Damen, Männer und Trans pro Nacht dann plötzlich 500 würde und anstatt das ganze zu teilen oder zu regeln, machte man es lieber zu. (Glaub es lag an die Polizisten...die hätten kein Bock mehr..war zuviel Aufwand) Experiment beendet, ende diese aber durchaus erfolgreichen "Urban" Model.

Jetzt sind die Koberfenster dran. (die nächst schwächste Glied in bei uns.) In die Wallen sind schon mehr als die hälfte geschlossen... was können wir daraus lernen? Mit einer Staats-Erfolg... folgt die nächste...usw.

Ich finde jeder hat ein Recht auf selbsbestimmendes Sexwork und obwohl ich nie auf die Strasse war, oder in ein Koberfenster gearbeitet habe, hätte ich trotzdem gerne die möglichlickeit es zu tun, in mein Land und auch überall, wie ich es bei Reizwäsche verkaufen tun könnte.

Diese Doppelmoral und Angst und immer Besser-Wissender Gesellschaftlicher Norm, ist nicht mehr Tragbar. Nicht für uns und schon gar nicht für eine Gesellschaft die in 2013 in Wandel ist..

Ich will einfach Leben, so wie ich es für richtig finde...with no regrets.
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wien Bericht

auch über die Arbeit von Zwerg / Sexworker Forum
mit recht fiesem sprachlichen Vergleich

und Wolfgang Langer, Leiter des Wiener Prostitutionsreferats, wirbt quasi für Laufhäuser,
die jedoch für die wenigsten Sexworker attraktiv sind.

www.datum.at/artikel/puffgeschichten/seite/alle/

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malin
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Beitrag von malin »

oha, der bericht erscheint mir aber recht realistisch.
danke marc, fürs einstellen.

die aussagen des polizisten sind erschreckend kaltschnäuzig, man könnte fast sagen verächtlich.
schlimm auf jeden fall.

ich finds mittlerweile eh ziemlich auffällig, dass scheinbar genau der bereich des pay6 verdrängt und am besten verboten werden soll, der für die anbieterinnen keine exorbitante tagesmiete/prozente/werbungskosten, dafür aber ein maximales mass an gestaltungsfreiheit beinhaltet...

hmm, man könnt fast meinen die gesetzgebung ist einzig zur finanziellen förderung einzelner betreiber erdacht worden...da könnte man schon auf gedanken kommen.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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Marc of Frankfurt
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Immer wieder dieselben Argumente...

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Feministische Petition für Österreich


Wiener Appell
vom Verein Feministischer Diskurs
-www.change.org/de/Petitionen/%C3%B6ster ... sterreich-

Entgegnung
www.bit.ly/prostitutions-debatte

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Zwerg
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Verbot reduziert Prostitution nicht

Soll Prostitution ein geregeltes "Business" werden? Was wären die Folgen? Doppel-Interview mit Soziologin Helga Amesberger und Stadträtin Sandra Frauenberger.

Die Presse: In Europa gibt es zwei Zugänge der Politik zur Prostitution: verbieten wie in Schweden, wo Freier gestraft werden. Oder in die Arbeitswelt integrieren wie in Deutschland oder den Niederlanden. Sie forschen gerade an einem Vergleich: Was ist besser?

Helga Amesberger: Aus unseren Untersuchungen (Anm.: siehe Infokasten) geht eindeutig hervor, dass die Legalisierung besser ist – vor allem für die Sexarbeiterinnen. Wir haben fast 130 Frauen interviewt. Die Erfahrungen jener, die in Ländern arbeiten, wo Prostitution illegal ist, sind sehr negativ. Sie konnten sich nicht an die Polizei wenden, wurden von korrupten Beamten erpresst, waren abhängig von Zuhältern oder Bordellbetreibern. Wenn man sich zudem die Dokumente der schwedischen Regierung ansieht, stellt man fest: Das Verbot hat weder zu einem Rückgang des Prostitutionsangebotes geführt, noch die Freier abgeschreckt.

Aus Schweden hört man aber andere Zahlen. Sind die falsch?

Amesberger: Ja. Es gab bei der Einführung des Verbots zwar einen Rückgang der Straßenprostitution um etwa fünfzig Prozent, inzwischen ist sie aber wieder gestiegen. Andere Formen der Prostitution haben sich von Anfang an nur stärker in die Unsichtbarkeit verlagert. In Summe ist es gleich geblieben.

In Österreich ist Prostitution prinzipiell legal. 2012 hob der Oberste Gerichtshof für Verträge zwischen Prostituierten und Kunden auch die Sittenwidrigkeit auf. Die Frau kann also den Lohn einklagen. Was ist der nächste Schritt? Sollen Prostituierte wie in Deutschland Arbeitsverträge bekommen?

Sandra Frauenberger: Aus feministischer Sicht ist Prostitution natürlich kein Beruf wie jeder andere auch. Ich kenne kein Mädchen, das sagt, wenn ich groß bin, werde ich Prostituierte. Anderseits müssen die Frauen sicher und rechtlich abgesichert arbeiten können. Nach dem OGH-Urteil braucht es jetzt eine bundeseinheitliche Antwort darauf, was die Aufhebung der Sittenwidrigkeit für Verträge über Sexdienstleistungen bedeutet. Das betrifft Arbeits- und Sozialrecht. Dafür brauche ich aber die Bundesregierung.

Ihre Partei sitzt ja dort.

Frauenberger: Ja, und ich kann Ihnen versichern, dass die Frauenministerin intensiv nach einer Regelung sucht.

Im Nachrichtenmagazin "Spiegel" wurde zuletzt das deutsche Modell stark kritisiert. Die Autoren des, zugegeben, umstrittenen Artikels ziehen den Schluss, dass eine Integration der Prostitution in die Arbeitswelt zu mehr Menschenhandel führt. Stimmt das?

Amesberger: Der Artikel bezieht sich auf eine Studie mit veralteten Daten und auf eher dubiose Quellen. In den Gerichtsstatistiken spiegelt sich der Anstieg nicht wider, es sei denn, man hält die Strafbestimmungen zum Menschenhandel und die häufigen Razzien ohnehin für wirkungslos. Ich kenne kein Argument, warum eine Öffnung des Prostitutionsmarktes zu mehr Menschenhandel führt. Auch Schweden ist kein Beweis: Durch das Verbot der Prostitution ist der Menschenhandel dort nicht zurückgegangen.

Wie hoch ist denn der Anteil der Prostituierten in Österreich, die gezwungen werden?

Amesberger: Da es keinen expliziten Paragrafen gibt, weiß man es nicht genau. In unserer Studie unterscheiden wir zwischen ökonomischer und sexueller Ausbeutung und verschiedenen Schweregraden. Menschenhandel, also Ausbeutung plus Vortäuschung falscher Tatsachen, deckt nur einen kleinen Bereich ab. Von 85 Frauen, die wir in Österreich interviewten, hatten neun Prozent eine Geschichte der Erpressung. Es kommt auch immer darauf an, wie man Zwang definiert: Wenn es um Ökonomie geht, sind wir alle irgendwie gezwungen zu arbeiten.

Frauenberger: Das würde ich jetzt nicht so formulieren, aber natürlich gibt es auch toughe, selbstbestimmte Sexarbeiterinnen.

Die es dann warum machen?

Amesberger: Sie entscheiden es eben, sie wägen ab, ob sie im Supermarkt arbeiten oder sich prostituieren.

Der erwähnte "Spiegel" Artikel beschreibt auch andere Folgen der deutschen Liberalisierung. Während in Schweden Freier sozial geächtet werden, gibt es in Deutschland Flatrate-Bordelle, massive Werbung, Sextourismus. Auch auf dem Wiener Flughafen hing sehr lange ein Plakat für ein Nobelbordell. Will man, dass Prostitution als normales Business gilt – Auswirkungen inklusive?

Frauenberger: Es ist, zugegeben, eine Gratwanderung. Das Thema ist stark moralisch und ideologisch besetzt. Als Feministin bin ich einerseits gegen Ausbeutung, andererseits braucht es für Frauen, die keine andere Chance haben, Regeln. Es gibt nicht die eine perfekte Lösung. In Wien entstehen derzeit neben den großen Laufhäusern auch kleine Etablissements, wo sich zwei Frauen zusammentun, was mir gut gefällt. Das sind 47 Prozent der Neueröffnungen.

Amesberger: Ich finde die Diskussion um die Bewerbung der Sexarbeit scheinheilig. Jedes zwölfjährige Kind hat via Smartphone Zugang zu pornografischem Material. Wenn Sexarbeit eine Dienstleistung ist, dann muss ich sie auch bewerben können.

Prostituierte machen vor allem durch ihre Sichtbarkeit Werbung. Durch das Wiener Prostitutionsgesetz wurde der Straßenstrich im Interesse der Anrainer, das man ja gut nachvollziehen kann, an den Stadtrand verlegt. Finden Sie das auch scheinheilig?

Amesberger: Natürlich geht es dabei darum, die Frauen weniger sichtbar zu machen. Aber meine größere Kritik betrifft etwas anderes – die fehlende Infrastruktur an diesen Orten: Es fehlen Toiletten, Mistkübel und Plätze, etwa Verrichtungboxen, wo die Frauen ihre Dienstleistungen vollziehen können. Hier kommt mir der Schutzgedanke zu kurz.

Frauenberger: Es ist eine Interessenabwägung, die nicht alle glücklich macht. Es ging uns einerseits darum, die Straßenprostitution nicht zu verbieten, weil das die Frauen noch mehr in die Illegalität treibt. Andererseits wollten wir den Strich aus dem Wohngebiet herausnehmen. Wir haben in der Steuerungsgruppe Richtlinien erarbeitet, welche Infrastruktur - von Beleuchtung bis Wasser - in diesen Gegenden nötig ist.

Heißt das, dass dort bald eine solche Infrastruktur geschaffen wird?

Amesberger: Aus Sicht der Landesregierung, ja. Allerdings gibt es in Liesing, wohin sich ein Teil des Straßenstrichs verlagert und wegen des schöneren Wetters nun zugenommen hat, schon wieder Proteste. Obwohl es ein Industriegebiet ist. Die Unternehmen beschweren sich, dass Mitarbeiterinnen belästigt werden. Die Prostituierten wiederum beharren auf ihrem Platz, denn sie stehen ja legal da. Dazu kommt noch die Debatte, wo die Sexarbeit dann konkret verrichtet wird. Eine schwierige Lage für den Bezirk. Soll er, wenn die Bürger protestieren, für die Prostituierten noch Toiletten hinbauen?



Und wie löst man das?

Frauenberger: Wir reden mit dem Bezirk und suchen nach einer Lösung.

Zu den Personen

Sandra Frauenberger ist Wiener SPÖ-Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz & Personal. Vergangene Woche fand eine Fachkonferenz der Frauenabteilung (MA 57) zum Thema Sexarbeit statt.

Helga Amesberger forscht am Institut für Konfliktforschung. Sie arbeitet für Österreich an einer noch nicht abgeschlossenen internationalen Studie zum Thema Prostitution mit, die die Situation in Österreich, den Niederlanden und Schweden vergleicht. In Österreich wurden 85 Prostituierte, drei Bordellbetreiber und 29 Personen aus Verwaltung, Politik, Polizei und NGOs befragt.

http://diepresse.com/home/panorama/oest ... 2Findex.do

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Aoife
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Aoife »

Vielen Dank an Frau Dr. Amesberger für die wissenschaftlich-objektive Herangehensweise!

Bei sachlich-neutraler Betrachtung der Fakten ergibt sich doch ein ganz anderes Bild als man aufgrund der Politikerreden vermuten würde.

Sehr erfreulich finde ich auch, dass die Forschung von Frau Dr. Amesberger das gleiche Bild zeichnet wie wir es vertreten ... was jetzt nicht etwa ein billiges "wir haben Recht" beschwören soll, vielmehr zeigt es, dass wir unserem Anspruch gerecht werden keine Lobbypolitik für Sexarbeit zu betreiben, sondern uns für die Grund- und Menschenrechte Aller einzusetzen. Eigentlich ein trauriges Ergebnis, warum vertreten denn nur wir die Menschen, während es doch die Politiker sind, bei ihrer Amtseinführung geschworen haben dem Volk zu dienen - und nicht etwa selektiv ihrem Wählerklientel oder gar noch anderen, schwerer nachvollziehbaren Interessen. Oder ist das in Österreich anders?

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Feststellung, dass in Ländern in denen Sexarbeit kriminalisiert wird Abhängigkeiten von korrupten Beamten sowie Zuhältern oder Bordellbetreibern entstehen. Zuhälter und Bordellbetreiber in Ländern in denen Sexarbeit verboten ist? Wie ist das überhaupt möglich? Ist das eventuell nur ein weiterer Weg den die Geldflüsse in Richtung korrupter Beamten nehmen? Andere Möglichkeiten sind zumindest schwer vorstellbar. Somit wäre die australische Feststellung, dass jedweder Versuch die Sexarbeit zu regulieren ausschließlich korrupten Kontrollbeamten zu Gute kommt, auch für Europa noch wahrscheinlicher geworden als sie es ohnehin schon war.

Liebe Grüße, Aoife
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Viel Sex, wenig Geld: Polizei sagt Flatrate-Bordellen den Kampf an Wiener Exekutive will "Dumping-Bordelle" im Keim ersticken und die Betreiber wegen Zuhälterei anzeigen.

"So viel Sex wie du willst" – um "99 Euro". Mit diesem Slogan wirbt Peter Laskaris für seinen "Flatrate-Sexclub", den er am Mittwoch in Wien-Meidling eröffnen will. Dort bietet er Freiern für einen Pauschalbetrag an, unbegrenzt viel Sex mit mehreren Prostituierten haben zu können, und setzt damit auf ein umstrittenes Geschäftsmodell.

Flatrate-Bordelle – dabei geht es um viel Sex für wenig Geld. Mit Flatrates warben bisher Mobilfunker oder Gastronomen für ihre "All you can eat"-Buffets. Vor Jahren kam die Idee im Rotlicht an. Zuerst in Deutschland, dann in der Schweiz, jetzt in Wien.

Im Wiener Rathaus und bei der Exekutive ist man milde gesagt "not amused" und nachdrücklich bemüht, der Geschäftspraxis einen Riegel vorzuschieben. "Für die Frauen ist das ein massives Problem", heißt es im Büro der zuständigen Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Aus Deutschland habe man "keine guten Erfahrungen".

Dort reißt die Kritik, die Billig-Bordelle seien menschenverachtend und frauenfeindlich, nicht ab. Eine juristische Handhabe dagegen gibt es aber nicht.

In Wien sorgte die Behörde vor. Nicht zuletzt deshalb, weil bereits zwei weitere Lokal-Betreiber ähnliche Vorhaben ankündigten. Auf Anfrage heißt es im Prostitutionsreferat der Wiener Polizei, dass es eine klare Rechtsmeinung gebe. Die lautet: In der gängigen Ausführung seien solche Lokale illegal. Referatsleiter Wolfgang Langer präzisiert: "Wir betrachten das als Zuhälterei und würden den Lokal-Betreiber auch anzeigen, gegebenenfalls das Lokal polizeilich schließen."

Beim "Flatrate-Modell" hebt nämlich der Betreiber und nicht die Prostituierte das Entgelt ein. Da er sich damit an der sexuellen Dienstleistung bereichert, fungiert er (möglicherweise) als Zuhälter. Eine solche Anzeige könnte wiederum eine Lokalschließung zur Folge haben.

Peter Laskaris hat mit Gegenwind gerechnet. "Ich kenne all die Argumente." Er sagt ganz unaufgeregt: "Bei mir kriegen die Frauen 300 Euro täglich, fast 9000 Euro im Monat." Sie seien die "unternehmerische Verantwortung" los, es gebe "keinen Konkurrenzdruck". Das Vorhaben sei mit der Polizei vorab besprochen worden. Bereits vor der Eröffnung hätten sich 15 Frauen gemeldet. "Es gibt keinen Zwang. Jede kann sich den Freier aussuchen."

Skeptisch, aber abwartend reagiert man beim Verein LEFÖ, der sich auch um Sexarbeiterinnen kümmert. "Unter den Prostituierten gibt es unterschiedliche Meinungen dazu", erklärt Sprecherin Renate Blum. Entscheidend sei die Umsetzung. "Bekommen die Frauen nichts vom Profit und werden sie ausgebeutet, dann ist das ganz klar abzulehnen.

http://kurier.at/chronik/wien/viel-sex- ... 17.551.078

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

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Beitrag von Svea »

http://kurier.at/chronik/wien/viel-sex- ... 17.551.078

http://www red-rooms at/


habe das zufällig in der Zeitung gelesen.
Nicht das man aus den Fehlern der deutschen Nachbarn lernt.
Ich weiß wirklich nicht was ich davon noch halten soll....

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Beitrag von Red Rooms Laufhaus »

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Svea hat geschrieben:http://kurier.at/chronik/wien/viel-sex- ... 17.551.078

http://www red-rooms at/


habe das zufällig in der Zeitung gelesen.
Nicht das man aus den Fehlern der deutschen Nachbarn lernt.
Ich weiß wirklich nicht was ich davon noch halten soll....
..also meiner Meinung nach lernt man nur aus Fehlern..

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Marc of Frankfurt
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Marktinnovation?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Flatrate-Bordell in Wien:
NEUERÖFFNUNG heute am Mittwoch den 3.7.2013



Mutig, mutig, oder soll man sagen dreist, dass sich erneut jemand an dem bereits in Deutschland kriminalisierten Geschäftsmodell versuchen will.
Svea hat geschrieben:Nicht das man aus den Fehlern der deutschen Nachbarn lernt.
Ich weiß wirklich nicht was ich davon noch halten soll....
Die "Fehler" in Deutschland waren z.B.:
- keine Sozialabgaben bezahlt
- Arbeitsverhältnisse waren nicht möglich, weil verbotene Zuhälterei (siehe Musterarbeitsvertrag Prostitution www.sexworker.at/prostg )
- Massageliege war keimbehaftet zum Zeitpunkt der Großrazzia und Clubschließung
- Es gab wohl volljährige Sexworker unter 21 Jahren (Menschenhandeltatbestand)
- Es gab sog. Zwangsprostituierte als Opferzeuginnen (eine trat z.B. in der letzten ARD Doku auf)
- Es gab wohl ein Abhängigkeitsverhältnis von Strohfrau-Betreiberin und Hintermännern-Personalbeschaffern (Problem kriminalisiertes Personalmanagement Prostitution)
- zu aggressive Werbung (hat den sozialen Frieden gestört, Neidinstinkte geweckt, Saubermänner und -frauen aufgeschreckt...)
- zu großer Massenandrang an Freiern (zu großer wirt. Erfolg hat auch zur Arbeiterausbeutung beigetragen in Form von sexueller Überarbeitung, die dann in den Medien umgerechnet wurde auf "4 Euro pro Freier" hätten die Frauen bekommen)
- Medienrummel, Vorverurteilungen... (Bordelltypu "Flatrate" wurde als neuer Sündenbock für verbotene Zuhälterei & Menschenhandel markiert)
- ...
Red Rooms Laufhaus hat geschrieben:..also meiner Meinung nach lernt man nur aus Fehlern..
Na dann gratuliere ich mal vorsichtig aus der Ferne zu Mut und Lernauffassung und wünsche dass sich euer Betriebskonzept für dich und die dort arbeitenden Sexworker rechnet und bewährt.





Was wir Sexworker vom Flatrate-Modell halten sollen ist die entscheidende Frage. Auch hier im Forum und in unseren sich entwickelnden Netzwerken.

Ein Urteil kann jedoch nicht abschließend, nicht generalisierend und schon gar nicht im voraus gefällt werden.

Die Frage kann ferner nur von jedem einzelnen Sexworker als selbständiger Unternehmerin selbst beantwortet werden unter Abwägung aller Informationen, Möglichkeiten, Chancen und Risiken, die für jeden bekanntlich anders entschieden werden. Zur Urteilsfindung muß man auch ein mindest Maß aufgeklärt oder wissend sein. Man muß ferner auch grundsätzlich erstmal Rechte und Sicherheiten haben, um überhaupt auch nur theoretisch sicher handeln zu können. Man muß idealerweise geschützt, vernetzt und sozial eingebunden sein... All das trifft für Sexworker und Migrant_innen bekannlich oftmals nicht zu, oder ist erheblich anders oder gemindert, gegenüber dem was man einem "normalen Arbeitnehmer oder Selbständigen" als Standard in A - CH - D unterstellt.

Andererseits kann es kaum eine einstimmige Meinung der Sexworker geben, weil Sexworker keine homogene Gruppe mit gemeinsamer Interessenlage sind. Es gibt nur gemeinsame Teilinteressen wie z.B. Dekriminalisierung von Sexarkeit, Abschaffung von stigmatisierender wöchentlicher genital-inversiver Zwangsuntersuchung, keine Kondomzwangsprostitution als Überwachungstatbestand, kein Sonderstrafrecht Prostitution, keine Vorverurteilung und Stigmatisierung etc.. Aber im Markt ist jeder Sexworker dem anderen ein Mitbewerber. D.h. Migranten gegen Eingeborene, junge gegen ältere, cis gegen trans, pro gegen contra Flatrate-Arbeitsmodell... Sollten Flatrate-Clubs ein wirtschaftlicher Erfolg werden, was wahrscheinlich ist, wenn sie die rechtlichen Hürden überleben, so ist verständlich, dass alle anderen Nicht-Flatrate-Sexworker dagegen sein werden, ja geradezu dagegen sein werden müssen wegen der angespannten Wirtschaftslage...

Die Frage kann letztlich nur fallweise bezogen auf die konkrete Arbeitsrealität im jeweiligen Betrieb beurteilt werden. Und die kennt man oftmals auch erst im nachhinein, z.B. wenn man selbst da gearbeitet hat oder die Verhältnisse im Zuge eines Beweisverfahrens vor Gericht oder von der Sozialbehörde festgestellt wurden...





Arbeitsbedingungen Flatrate Club Wien-Meidling (12. Bezirk)

> [Betreiber] Peter Laskaris hat mit Gegenwind gerechnet. „Ich kenne all die Argumente.“ Er sagt ganz unaufgeregt:
1. „Bei mir kriegen die Frauen [250-]300 Euro täglich,
2. fast 9000 Euro im Monat.“
3. Sie seien die „unternehmerische Verantwortung“ los,
4. es gebe „keinen Konkurrenzdruck“
5. Das Vorhaben sei mit der Polizei vorab besprochen worden.
6. Bereits vor der Eröffnung hätten sich 15 Frauen gemeldet.
7. „Es gibt keinen Zwang.
8. Jede kann sich den Freier aussuchen.“
9. Für einen fixen Betrag, die sogenannte Sex Flatrate von 99 Euro, gibt es so viel Sex wie man will – oder kann.. oder
Quicky Flatrate: 69 Euro während 69 Minuten.
10. inklusive alkoholfreie Getränke & Snacks.
Natürlich stehen immer ausreichend Kondome und immer frische Bettlaken & Handtücher zur Verfügung.
11. täglich von von 11:00–02:00 [15 h], und Do., Fr., Sa., oder vor Feiertagen von 11:00-04:00 geöffnet [17 h]
12. Frauen kassieren zunächst das Geld beim Kunden bevor sie den Betreiber auszahlen [inkl. MWSt.]
13. 8 Stunden-Schichten plus 1 Stunde unbezahlte Pause
14. 37,50 € brutto je Stunde [Svea]
15. ...
Quellen: www.kurier.at/chronik/wien/viel-sex-wen ... 17.551.078 und www.red-rooms.at ... [updated s.u.]


zu 1. Ob der geschäftliche Erfolg solche Garantien ermöglicht, wird sich erst noch beweisen müssen.

zu 2. Wer auf 9.000 Euro pro Monat Verdienst pro Sexworker hochrechnet, unterstellt eine Arbeitsleistungsfähigkeit von quasi non-stopp 30 Tagen im Monat ohne Wochenende, Urlaub oder Krankheitstage. Er unterstellt möglicherweise Dummheit oder Geldgier bei den pot. Arbeiter_innen diese Milchmädchenrechnung nicht zu hinterfragen oder relativieren zu können. Jedenfalls ist das was die Zeitung KURIER hier unreflektiert abdruckt eher eine kalkulatorische Werbebotschaft, denn eine seriöse Kennzahl. So machen sich die Medien mitschuldig an pot. Ausbeutung von Sexarbeiterinnen! Sic!

zu 3. Die unternehmerische Verantwortung verlagert sich auf den Betrieb und seinen Inhaber und beauftragten Wirtschafter, der geeignete Regeln wird aufstellen müssen, um in der wirtschaftlichen Erfolgszone zu bleiben. Das wird sich in der "Personalpolitik" niederschlagen, die in der Prostitution immer das heikelste und kriminalisierteste Sonderrecht darstellt. Es wird evt. einen entsprechend hohen "Verschleiß" von Arbeitsverhältnissen geben, d.h. extrem hohe Fluktuationen. Wenn es gut läuft, wird es eine Vielzahl und Stammbelegschaft von Pendler-Migrant_innen geben, die in verschiedenen "Schichtsystemen" arbeiten... Ein Rotationssystem in den eigenen Betrieben ist auch möglich.

zu 4. Während der Konkurrenzdruck zwischen Sexworkern aufgehoben sein mag. So wird er ersetzt durch den Druck das "Betriebs-Soll" und "Club-Standards" zu erfüllen. Wer nicht passt kann und muß sofort wieder gehen. Das ist Freiheit und Freiwilligkeit pur aber gleichzeitig auch kapitalistische Ausbeutung als hire & fire. Es ist charakteristisch für prekäre Arbeitsverhältnisse, die sich in Zentraleuropa in immer mehr Branchen ausbreiten. Wir alleinselbstständigen Sexworker sind da mitnichten die einzigen zu schützenden Betroffenen. Vielmehr geben hier Sexworker quasi die Blaupause ab, für immer mehr Bereiche der Serviceindustrie von häuslicher Pflege bis Versandhausketten oder Fleischindustrie. Auch mit ein unterschwelliger Grund, warum die Prostitutionskontrolle so ein brisantes gesamtgesellschaftliches Thema ist.

zu 7. Die marktbeherrschende Stellung eines Anbieters/Betreibers kann zu indirektem Zwang führen, wenn er etwa "durch die Blume" von Mieterinnen im Laufhaus verlangt im Flatrate Betrieb mitzuarbeiten/einzuspringen... oder von Flatrate Mitarbeiterinnen mehr "Einsatz & Leistung" verlangt... Doch was für die einen eine Last ist, ist für die anderen eine Chance.

Kernproblem Flatrate = Kernproblem Prostitutions-Diskurs
zu 8. Der Erwartungsdruck der Kunden, so wie er in den reißerischen Werbebotschaften angestachelt wird, und bei Prostitution vielfach bewusst falsch verstanden wird ("Frau/Körper ver-/kaufen"), kollidiert mit dem hier garantierten Auswahlrecht der Sexworker (besonders geschütztes sexuelles Selbstbestimmungsrecht). Hier ist ein besonders sensibler situationsangepaßter aber auch fest institutionalisierter Schutz seitens des Betriebes und Betreibers für die Sexworker aber auch manche Kunden erforderlich (eine strikte und explizite Hauspolitik ist notwendig im Sinne der Führsorgepflichten für Mitarbeiter und Gäste). Z.B. sind Sexworker besonders zu schulen, wie sie mit übergriffigen Kunden umgehen und verhandeln, wie Sexworker auf sich gegenseitig aufpassen können unter der neuen speziellen Arbeitsform und den zugehörigen ungewohnten vertraglichen bzw. gesetzlichen Regeln... Kunden sind vom Betreiber quasi dahingehend zu "belehren" oder zu "bändigen", dass sie mit Entrichtung der Flatrate keinesfalls alle Sexworker "gekauft" haben, ja nichteinmal "Sexdienstleistungen" erworben haben. Da es im Bereich der Sexualität bekanntlich keinen Erfüllungsanspruch auf Dienstleistung geben kann, falls dieser nicht auf gleichgerichteten Willen bei einer anwesenden Sexarbeiterin trifft, den Kunden im Sinne seiner Wünsche auch bedienen zu wollen. Das was sonst bei Sexarbeit im nicht weniger heiklen Dialog und Akquisegespräch zwischen Sexworker und Kunde geregelt wird und sogar noch dannach also während der Session der Leistungserbringung unter ständigem Leistungsvorbehalt steht (d.h. das Recht jederzeit abzubrechen, wenn der Kunde nicht kooperiert bzw. die Grenzen der Sexarbeiterin mißachtet), ist hier in ein wirtschaftlich und rechtliches Dreiecksverhältnis aufgespalten (vgl. Porno oder Zuhälterei; Geld fließt zum Wirtschafter, aber Leistung bzw. Leistungsmodalitäten nur zwischen Arbeiter und Kunde). Das läd zu Mißverständnissen und Fehlinterpretationen geradezu ein (nicht nur seitens der Fehlinterpretation in der Öffentlichkeit). Kunden können sich abgezockt fühlen, wenn sie lernen müssen, zwar ein hohes Eintrittsentgeld entrichtet zu haben, aber nicht gemäß ihrer Phantasie und den Werbebotschaften die Dienste aller Sexworker nutzen zu können. Es mag für sie mit ihrem Verständnis von Prostitution wie es allenthalben "kommuniziert" wird kollidieren, wenn sie Geld zahlen müssen für Sex UND auch noch um die Sexworker im Club "freien" müssen und das in Konkurrenz zu den nicht gerade wenigen anderen Prostitutionskunden... Zu lernen dass sie im Flatrate-Club also quasi doppelt bezahlen müssen mit Geld plus ihrer Persönlichkeit, also grad so wie im nichtprostitutiven Leben auch ;-) wird sich bei einigen evt. erst noch rumsprechen müssen und zu Enttäuschungen (d.h. wörtlich dem Ende einer Täuschung) führen. Für Kunden die gehemmt, unsympatisch oder unattraktiv sind, wird dass besonderes Konfliktpotential bedeuten. Konfliktpotential existiert also innerhalb des Clubsystems, als auch außerhalb des Clubs. Beidemale ist das Kernverständnis von Prostitution berührt, bzw. die reduzierte oder einseitige bis falsche Berichterstattung und Wissen über Sexarbeit.





Was Sexworker bei solchen neuen Betriebsformen brauchen sind organisatorische Instrumente, um für neue Marktentwicklungen und Geschäftsmodelle, d.h. für die Zukunft und den mit ihr verbundenen permanenten Strukturwandel gerüstet zu sein.

Sexworker brauchen strukturelle Sicherheiten (Sexworker Institutionen):
1.) Interessenvertretung >> Sexworker Berufsverband und Gewerkschaft

Sammelthema www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4508
Aber auch gesellschaftliche Akzeptanz, dass Sexarbeit Arbeit ist.
2.) Aufklärung >> Sexworker Akademie und Fachinformationszentrum
(berufsbegleitende Erwachsenenbildung und eigenes Forschungsinstitut/SW-Berufsinformationszentrum)
Sammelthema www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=817
Aber auch transparente faire Berichterstattung durch Politik, Medien, Betreiber. Die ist bekanntlich immer gefährdet, weil man mit der sozio-sexuellen Minderheit der Prostitutions-/-Migrant_innen gute Geschäfte und auch Politik machen kann (hohe Wertschöpfung in Ökonomie und Aufmerksamkeitsökonomie, Sündenbockmechanismus, sich als Saubermann vor Wahlen präsentieren...)


> Skeptisch, aber abwartend reagiert man beim Verein LEFÖ www.lefoe.at der sich auch um Sexarbeiterinnen kümmert. „Unter den Prostituierten gibt es unterschiedliche Meinungen dazu“, erklärt Sprecherin Renate Blum. Entscheidend sei die Umsetzung. „Bekommen die Frauen nichts vom Profit und werden sie ausgebeutet, dann ist das ganz klar abzulehnen.“

Ist in den 300 Euro pro Tag eine Umlage des Profits angemessen enthalten?
Schwer zu beantworten, solange man keinen Einblick in die Bücher hat.
Der Business-Plan, den man inzwischen auch von einzelnen Sexworker verlangt www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132781#132781 ist hier der Punkt wo man ansetzen kann, um eine sachlich zu führende Diskussion hinzubekommen.
Werden Sexworker-Vertreter_innen Einblick bekommen (Arbeitnehmer-Mitbestimmung)?

So sah die Verdienst-Versprechung und Wirklichkeit im Pussy Club in Fellbach bei Stuttgart aus:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=61119#61119 (SW only)



Aber grudsätzlich nachgefragt: Was bedeutet hier überhaupt Ausbeutung?
- im wirtschaftlichen Sinne ist es Mehrwertbeschneidung (Mehrwert = Unternehmerlohn = Marktwert der Dienstleistungen - Preis der Arbeitskraft, definiert durch Karl Marx)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2288
Das ist über die Bücher und Business-Plan zu klären.
- im strafrechtlichen Sinne bei Sexarbeit ist es sog. "Zwangsprostitution"
Das ist per Strafgesetzbuch (Sonderstrafrecht Prostitution) von Polizei und Justiz zu prüfen.
- im moralischen Sinne ist es bereits die Sexarbeit selbst, die manche als Ausbeutung verurteilen
Siehe Moral-Panik Prostitution, Menschenhandelsdiskurse www.sexworker.at/migration , Misoharlotry, feministisch und religiöser Fundamentalismus...
Das ist Sache des öffentlichen Diskurses, in den wir Sexworker uns einbringen müssen und können.



Was es also braucht ist einen Runden Tisch im Flattrate Bordell selbst. Und nicht nur mit der Polizei muß sich ein Inhaber besprechen, sondern auch auf Augenhöhe d.h. ritualisiert, institutionalisiert mit Arbeiter_innen. Und diese "Arbeitnehmervertreterinnen" müssen eingebunden sein in eine allgemeine und starke Interessenvertretung und Fachberatung, wo entsprechende Kompetenz angesammelt werden kann.


Dazu müssen die Sexworker gewerkschaftlich organisiert sein.
1.) Sowohl innerhalb des jeweiligen Betriebes. Es muß eine Arbeitnehmerinnen-Mitbestimmung geben, also einen Sexworker-Betriebsrat...
2.) Sowohl in der Region auf allen politischen Ebenen. Es muß eine Sexarbeiter-Gewerkschaft oder Interessenvertretung geben vor Ort. Das ist mehr, als es das Sexworker Forum vermutlich derzeit leisten kann, wofür wir aber die Vorarbeit leisten. Aber dazu müssen die Sexworker langfristig auch ermächtigt werden von der Politik, selbst für sich sprechen zu können (mit nachhaltiger Berufsperspektive). D.h. sie dürfen nicht strukturell ständig entmachtet werden, indem nur die einschlägigen Hilfsvereine für oder an Stelle von Sexarbeitern sprechen bzw. überhaupt nur konsultiert werden... Das wiederum erfordert besondere Anstrengungen der STRUKTURELLEN INKLUSION von Sexworkern und Ex-Sexworkern in diesen Projekten d.h. auf deren/unseren Projektstellen (z.B. Quotenregelung, Beiratsregelung). Idealerweise sind die Projekte gemäß "Affirmative Action" von Sexworkern selbst geleitet und dazu mit entsprechenden öffentlichen Mitteln ausgestattet wie z.B. AIDS-Hilfen, Bürgerbüros, Gewerkschaften... wie auch in anderen Ländern.


Solange es das alles hier noch nicht gibt, sind und bleiben wir Sexworker
- Spielball schlechter Politik
- Sündenbock der veröffentlichten Meinung
- Spielball auf globalisiert-entgrenzten Nachfragermärkten
- Opfer ungeschützt-frühkapitalistischer Sexwork-Märkte aufgrund vielgestaltiger Kriminalisierungen
- Spielball cleverer Unternehmer (d.h. von Kapitalinteressen)
- die mit der Polizei einen Deal versuchen
(weil die Polizei und Politik lieber ein Großbordell mit "Kontrollprostituierten" überwacht und steuerlich abkassiert, als ein Gewusel kleiner selbstgeführter Sexworker-Wohnungsbordelle oder "ausfransender" Straßenstrich-Zonen mit einer ungekannten Zahl von "Geheimprostitutierten" hinterherzulaufen.)


Mit dieser Argumentations-Liste und erweiterten Betrachtung soll dargestellt sein, dass Flatrate durchaus akzeptabel sein und genehmigt werden könnten, wenn man denn für Sexworker bereit ist, dieselben Schutzrechte und Institutionen zu schaffen, wie es Arbeiter im allgemeinen und normalerweise in A - CH - D haben. Letztlich zählt immer das Gesamt-Paket an Rechten, Chancen und Pflichen. Da Sexworker-Rechte und -Interessenvertretung aber nicht in Kürze nachgerüstet werden, kann man wohl erwarten, dass stattdessen eher das Flatrate-Konzept niedergemacht werden wird. Keine guten Aussichten für die dort Beschäftigten und von ihnen abhängigen Angehörigen.



Ob wir es schaffen werden diese Debatte zu nutzen, um uns Sexworker & Migrantinnen als sachlich rational-ökonomisch entscheidende Akteure zu präsentieren?
Oder wird ein emotional aufgeladenes Thema erneut mißbraucht werden, um kollektive Befindlichkeiten auszuagieren und sympolische Politik zu machen? Die Zukunft wird es und zeigen.



Linkübersicht zum Fall der Flatrate Pussy Clubs in Deutschland:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4869
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 05.07.2013, 18:13, insgesamt 2-mal geändert.

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Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Beitrag von Zwerg »

@marc
Das Lokal wurde Heute nicht geöffnet.... - aber nicht (!) behördlich geschlossen! Es war die selbstbestimmte Entscheidung des Betreibers nicht zu öffnen - bevor die Polizei dann (eine halbe Stunde nach der angekündigten Öffnungszeit) anrückte um ein Lokal zu schließen, welches in Wirklichkeit gar nicht aufgesperrt hat.

Weitere Informationen werden wir über diverse Medien erhalten.