Flatrate-Bordell in Wien:
NEUERÖFFNUNG heute am Mittwoch den 3.7.2013
Mutig, mutig, oder soll man sagen dreist, dass sich erneut jemand an dem bereits in Deutschland kriminalisierten Geschäftsmodell versuchen will.
Svea hat geschrieben:Nicht das man aus den Fehlern der deutschen Nachbarn lernt.
Ich weiß wirklich nicht was ich davon noch halten soll....
Die "Fehler" in Deutschland waren z.B.:
- keine Sozialabgaben bezahlt
- Arbeitsverhältnisse waren nicht möglich, weil verbotene Zuhälterei (siehe Musterarbeitsvertrag Prostitution
www.sexworker.at/prostg )
- Massageliege war keimbehaftet zum Zeitpunkt der Großrazzia und Clubschließung
- Es gab wohl volljährige Sexworker unter 21 Jahren (Menschenhandeltatbestand)
- Es gab sog. Zwangsprostituierte als Opferzeuginnen (eine trat z.B. in der letzten ARD Doku auf)
- Es gab wohl ein Abhängigkeitsverhältnis von Strohfrau-Betreiberin und Hintermännern-Personalbeschaffern (Problem kriminalisiertes Personalmanagement Prostitution)
- zu aggressive Werbung (hat den sozialen Frieden gestört, Neidinstinkte geweckt, Saubermänner und -frauen aufgeschreckt...)
- zu großer Massenandrang an Freiern (zu großer wirt. Erfolg hat auch zur Arbeiterausbeutung beigetragen in Form von sexueller Überarbeitung, die dann in den Medien umgerechnet wurde auf "4 Euro pro Freier" hätten die Frauen bekommen)
- Medienrummel, Vorverurteilungen... (Bordelltypu "Flatrate" wurde als neuer Sündenbock für verbotene Zuhälterei & Menschenhandel markiert)
- ...
Red Rooms Laufhaus hat geschrieben:..also meiner Meinung nach lernt man nur aus Fehlern..
Na dann gratuliere ich mal vorsichtig aus der Ferne zu Mut und Lernauffassung und wünsche dass sich euer Betriebskonzept für dich und die dort arbeitenden Sexworker rechnet und bewährt.
Was wir Sexworker vom Flatrate-Modell halten sollen ist die entscheidende Frage. Auch hier im Forum und in unseren sich entwickelnden Netzwerken.
Ein Urteil kann jedoch nicht abschließend, nicht generalisierend und schon gar nicht im voraus gefällt werden.
Die Frage kann ferner nur von jedem einzelnen Sexworker als selbständiger Unternehmerin selbst beantwortet werden unter Abwägung aller Informationen, Möglichkeiten, Chancen und Risiken, die für jeden bekanntlich anders entschieden werden. Zur Urteilsfindung muß man auch ein mindest Maß aufgeklärt oder wissend sein. Man muß ferner auch grundsätzlich erstmal Rechte und Sicherheiten haben, um überhaupt auch nur theoretisch sicher handeln zu können. Man muß idealerweise geschützt, vernetzt und sozial eingebunden sein... All das trifft für Sexworker und Migrant_innen bekannlich oftmals nicht zu, oder ist erheblich anders oder gemindert, gegenüber dem was man einem "normalen Arbeitnehmer oder Selbständigen" als Standard in A - CH - D unterstellt.
Andererseits kann es kaum eine einstimmige Meinung der Sexworker geben, weil Sexworker keine homogene Gruppe mit gemeinsamer Interessenlage sind. Es gibt nur gemeinsame Teilinteressen wie z.B. Dekriminalisierung von Sexarkeit, Abschaffung von stigmatisierender wöchentlicher genital-inversiver Zwangsuntersuchung, keine Kondomzwangsprostitution als Überwachungstatbestand, kein Sonderstrafrecht Prostitution, keine Vorverurteilung und Stigmatisierung etc.. Aber im Markt ist jeder Sexworker dem anderen ein Mitbewerber. D.h. Migranten gegen Eingeborene, junge gegen ältere, cis gegen trans, pro gegen contra Flatrate-Arbeitsmodell... Sollten Flatrate-Clubs ein wirtschaftlicher Erfolg werden, was wahrscheinlich ist, wenn sie die rechtlichen Hürden überleben, so ist verständlich, dass alle anderen Nicht-Flatrate-Sexworker dagegen sein werden, ja geradezu dagegen sein werden müssen wegen der angespannten Wirtschaftslage...
Die Frage kann letztlich nur fallweise bezogen auf die konkrete Arbeitsrealität im jeweiligen Betrieb beurteilt werden. Und die kennt man oftmals auch erst im nachhinein, z.B. wenn man selbst da gearbeitet hat oder die Verhältnisse im Zuge eines Beweisverfahrens vor Gericht oder von der Sozialbehörde festgestellt wurden...
Arbeitsbedingungen Flatrate Club Wien-Meidling (12. Bezirk)
> [Betreiber] Peter Laskaris hat mit Gegenwind gerechnet. „Ich kenne all die Argumente.“ Er sagt ganz unaufgeregt:
1. „Bei mir kriegen die Frauen [250-]300 Euro täglich,
2. fast 9000 Euro im Monat.“
3. Sie seien die „unternehmerische Verantwortung“ los,
4. es gebe „keinen Konkurrenzdruck“
5. Das Vorhaben sei mit der Polizei vorab besprochen worden.
6. Bereits vor der Eröffnung hätten sich 15 Frauen gemeldet.
7. „Es gibt keinen Zwang.
8. Jede kann sich den Freier aussuchen.“
9. Für einen fixen Betrag, die sogenannte Sex Flatrate von 99 Euro, gibt es so viel Sex wie man will – oder kann.. oder
Quicky Flatrate: 69 Euro während 69 Minuten.
10. inklusive alkoholfreie Getränke & Snacks.
Natürlich stehen immer ausreichend Kondome und immer frische Bettlaken & Handtücher zur Verfügung.
11. täglich von von 11:00–02:00 [15 h], und Do., Fr., Sa., oder vor Feiertagen von 11:00-04:00 geöffnet [17 h]
12. Frauen kassieren zunächst das Geld beim Kunden bevor sie den Betreiber auszahlen [inkl. MWSt.]
13. 8 Stunden-Schichten plus 1 Stunde unbezahlte Pause
14. 37,50 € brutto je Stunde [Svea]
15. ...
Quellen:
www.kurier.at/chronik/wien/viel-sex-wen ... 17.551.078 und
www.red-rooms.at ... [updated s.u.]
zu 1. Ob der geschäftliche Erfolg solche Garantien ermöglicht, wird sich erst noch beweisen müssen.
zu 2. Wer auf 9.000 Euro pro Monat Verdienst pro Sexworker hochrechnet, unterstellt eine Arbeitsleistungsfähigkeit von quasi non-stopp 30 Tagen im Monat ohne Wochenende, Urlaub oder Krankheitstage. Er unterstellt möglicherweise Dummheit oder Geldgier bei den pot. Arbeiter_innen diese Milchmädchenrechnung nicht zu hinterfragen oder relativieren zu können. Jedenfalls ist das was die Zeitung KURIER hier unreflektiert abdruckt eher eine kalkulatorische Werbebotschaft, denn eine seriöse Kennzahl. So machen sich die Medien mitschuldig an pot. Ausbeutung von Sexarbeiterinnen! Sic!
zu 3. Die unternehmerische Verantwortung verlagert sich auf den Betrieb und seinen Inhaber und beauftragten Wirtschafter, der geeignete Regeln wird aufstellen müssen, um in der wirtschaftlichen Erfolgszone zu bleiben. Das wird sich in der "Personalpolitik" niederschlagen, die in der Prostitution immer das heikelste und kriminalisierteste Sonderrecht darstellt. Es wird evt. einen entsprechend hohen "Verschleiß" von Arbeitsverhältnissen geben, d.h. extrem hohe Fluktuationen. Wenn es gut läuft, wird es eine Vielzahl und Stammbelegschaft von Pendler-Migrant_innen geben, die in verschiedenen "Schichtsystemen" arbeiten... Ein Rotationssystem in den eigenen Betrieben ist auch möglich.
zu 4. Während der Konkurrenzdruck zwischen Sexworkern aufgehoben sein mag. So wird er ersetzt durch den Druck das "Betriebs-Soll" und "Club-Standards" zu erfüllen. Wer nicht passt kann und muß sofort wieder gehen. Das ist Freiheit und Freiwilligkeit pur aber gleichzeitig auch kapitalistische Ausbeutung als hire & fire. Es ist charakteristisch für prekäre Arbeitsverhältnisse, die sich in Zentraleuropa in immer mehr Branchen ausbreiten. Wir alleinselbstständigen Sexworker sind da mitnichten die einzigen zu schützenden Betroffenen. Vielmehr geben hier Sexworker quasi die Blaupause ab, für immer mehr Bereiche der Serviceindustrie von häuslicher Pflege bis Versandhausketten oder Fleischindustrie. Auch mit ein unterschwelliger Grund, warum die
Prostitutionskontrolle so ein brisantes gesamtgesellschaftliches Thema ist.
zu 7. Die marktbeherrschende Stellung eines Anbieters/Betreibers kann zu indirektem Zwang führen, wenn er etwa "durch die Blume" von Mieterinnen im Laufhaus verlangt im Flatrate Betrieb mitzuarbeiten/einzuspringen... oder von Flatrate Mitarbeiterinnen mehr "Einsatz & Leistung" verlangt... Doch was für die einen eine Last ist, ist für die anderen eine Chance.
Kernproblem Flatrate = Kernproblem Prostitutions-Diskurs
zu 8. Der Erwartungsdruck der Kunden, so wie er in den reißerischen Werbebotschaften angestachelt wird, und bei Prostitution vielfach bewusst falsch verstanden wird ("Frau/Körper ver-/kaufen"), kollidiert mit dem hier garantierten Auswahlrecht der Sexworker (besonders geschütztes sexuelles Selbstbestimmungsrecht). Hier ist ein besonders sensibler situationsangepaßter aber auch fest institutionalisierter Schutz seitens des Betriebes und Betreibers für die Sexworker aber auch manche Kunden erforderlich (eine strikte und explizite
Hauspolitik ist notwendig im Sinne der Führsorgepflichten für Mitarbeiter und Gäste). Z.B. sind Sexworker besonders zu schulen, wie sie mit übergriffigen Kunden umgehen und verhandeln, wie Sexworker auf sich gegenseitig aufpassen können unter der neuen speziellen Arbeitsform und den zugehörigen ungewohnten vertraglichen bzw. gesetzlichen Regeln... Kunden sind vom Betreiber quasi dahingehend zu "belehren" oder zu "bändigen", dass sie mit Entrichtung der Flatrate keinesfalls alle Sexworker "gekauft" haben, ja nichteinmal "Sexdienstleistungen" erworben haben. Da es im Bereich der Sexualität bekanntlich keinen Erfüllungsanspruch auf Dienstleistung geben kann, falls dieser nicht auf gleichgerichteten Willen bei einer anwesenden Sexarbeiterin trifft, den Kunden im Sinne seiner Wünsche auch bedienen zu wollen. Das was sonst bei Sexarbeit im nicht weniger heiklen Dialog und Akquisegespräch zwischen Sexworker und Kunde geregelt wird und sogar noch dannach also während der Session der Leistungserbringung unter ständigem
Leistungsvorbehalt steht (d.h. das Recht jederzeit abzubrechen, wenn der Kunde nicht kooperiert bzw. die Grenzen der Sexarbeiterin mißachtet), ist hier in ein wirtschaftlich und rechtliches
Dreiecksverhältnis aufgespalten (vgl. Porno oder Zuhälterei; Geld fließt zum Wirtschafter, aber Leistung bzw. Leistungsmodalitäten nur zwischen Arbeiter und Kunde). Das läd zu Mißverständnissen und Fehlinterpretationen geradezu ein (nicht nur seitens der Fehlinterpretation in der Öffentlichkeit). Kunden können sich abgezockt fühlen, wenn sie lernen müssen, zwar ein hohes Eintrittsentgeld entrichtet zu haben, aber nicht gemäß ihrer Phantasie und den Werbebotschaften die Dienste aller Sexworker nutzen zu können. Es mag für sie mit ihrem Verständnis von Prostitution wie es allenthalben "kommuniziert" wird kollidieren, wenn sie Geld zahlen müssen für Sex UND auch noch um die Sexworker im Club "freien" müssen und das in Konkurrenz zu den nicht gerade wenigen anderen Prostitutionskunden... Zu lernen dass sie im Flatrate-Club also quasi
doppelt bezahlen müssen mit Geld plus ihrer Persönlichkeit, also grad so wie im nichtprostitutiven Leben auch ;-) wird sich bei einigen evt. erst noch rumsprechen müssen und zu Enttäuschungen (d.h. wörtlich dem Ende einer Täuschung) führen. Für Kunden die gehemmt, unsympatisch oder unattraktiv sind, wird dass besonderes Konfliktpotential bedeuten. Konfliktpotential existiert also innerhalb des Clubsystems, als auch außerhalb des Clubs. Beidemale ist das Kernverständnis von Prostitution berührt, bzw. die reduzierte oder einseitige bis falsche Berichterstattung und Wissen über Sexarbeit.
Was Sexworker bei solchen neuen Betriebsformen brauchen sind organisatorische Instrumente, um für neue Marktentwicklungen und Geschäftsmodelle, d.h. für die Zukunft und den mit ihr verbundenen permanenten Strukturwandel gerüstet zu sein.
Sexworker brauchen strukturelle Sicherheiten (Sexworker Institutionen):
1.) Interessenvertretung >> Sexworker Berufsverband und Gewerkschaft
Sammelthema
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4508
Aber auch gesellschaftliche Akzeptanz, dass Sexarbeit Arbeit ist.
2.) Aufklärung >> Sexworker Akademie und Fachinformationszentrum
(berufsbegleitende Erwachsenenbildung und eigenes Forschungsinstitut/SW-Berufsinformationszentrum)
Sammelthema
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=817
Aber auch transparente faire Berichterstattung durch Politik, Medien, Betreiber. Die ist bekanntlich immer gefährdet, weil man mit der sozio-sexuellen Minderheit der Prostitutions-/-Migrant_innen gute Geschäfte und auch Politik machen kann (hohe Wertschöpfung in Ökonomie und Aufmerksamkeitsökonomie, Sündenbockmechanismus, sich als Saubermann vor Wahlen präsentieren...)
> Skeptisch, aber abwartend reagiert man beim Verein LEFÖ
www.lefoe.at der sich auch um Sexarbeiterinnen kümmert. „Unter den Prostituierten gibt es unterschiedliche Meinungen dazu“, erklärt Sprecherin Renate Blum. Entscheidend sei die Umsetzung. „Bekommen die Frauen nichts vom Profit und werden sie ausgebeutet, dann ist das ganz klar abzulehnen.“
Ist in den 300 Euro pro Tag eine Umlage des Profits angemessen enthalten?
Schwer zu beantworten, solange man keinen Einblick in die Bücher hat.
Der Business-Plan, den man inzwischen auch von einzelnen Sexworker verlangt
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132781#132781 ist hier der Punkt wo man ansetzen kann, um eine sachlich zu führende Diskussion hinzubekommen.
Werden Sexworker-Vertreter_innen Einblick bekommen (Arbeitnehmer-Mitbestimmung)?
So sah die Verdienst-Versprechung und Wirklichkeit im Pussy Club in Fellbach bei Stuttgart aus:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=61119#61119 (SW only)
Aber grudsätzlich nachgefragt: Was bedeutet hier überhaupt Ausbeutung?
- im wirtschaftlichen Sinne ist es Mehrwertbeschneidung (Mehrwert = Unternehmerlohn = Marktwert der Dienstleistungen - Preis der Arbeitskraft, definiert durch Karl Marx)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2288
Das ist über die Bücher und Business-Plan zu klären.
- im strafrechtlichen Sinne bei Sexarbeit ist es
sog. "Zwangsprostitution"
Das ist per Strafgesetzbuch (Sonderstrafrecht Prostitution) von Polizei und Justiz zu prüfen.
- im moralischen Sinne ist es bereits die Sexarbeit selbst, die manche als Ausbeutung verurteilen
Siehe Moral-Panik Prostitution, Menschenhandelsdiskurse
www.sexworker.at/migration , Misoharlotry, feministisch und religiöser Fundamentalismus...
Das ist Sache des öffentlichen Diskurses, in den wir Sexworker uns einbringen müssen und können.
Was es also braucht ist einen
Runden Tisch im Flattrate Bordell selbst. Und nicht nur mit der Polizei muß sich ein Inhaber besprechen, sondern auch auf Augenhöhe d.h. ritualisiert, institutionalisiert mit Arbeiter_innen. Und diese "Arbeitnehmervertreterinnen" müssen eingebunden sein in eine allgemeine und starke Interessenvertretung und Fachberatung, wo entsprechende Kompetenz angesammelt werden kann.
Dazu müssen die Sexworker gewerkschaftlich organisiert sein.
1.) Sowohl innerhalb des jeweiligen Betriebes. Es muß eine Arbeitnehmerinnen-Mitbestimmung geben, also einen Sexworker-Betriebsrat...
2.) Sowohl in der Region auf allen politischen Ebenen. Es muß eine Sexarbeiter-Gewerkschaft oder Interessenvertretung geben vor Ort. Das ist mehr, als es das Sexworker Forum vermutlich derzeit leisten kann, wofür wir aber die Vorarbeit leisten. Aber dazu müssen die Sexworker langfristig auch ermächtigt werden von der Politik, selbst für sich sprechen zu können (mit nachhaltiger Berufsperspektive). D.h. sie dürfen nicht strukturell ständig entmachtet werden, indem nur die einschlägigen Hilfsvereine für oder an Stelle von Sexarbeitern sprechen bzw. überhaupt nur konsultiert werden... Das wiederum erfordert besondere Anstrengungen der STRUKTURELLEN INKLUSION von Sexworkern und Ex-Sexworkern in diesen Projekten d.h. auf deren/unseren Projektstellen (z.B. Quotenregelung, Beiratsregelung). Idealerweise sind die Projekte gemäß "
Affirmative Action" von Sexworkern selbst geleitet und dazu mit entsprechenden öffentlichen Mitteln ausgestattet wie z.B. AIDS-Hilfen, Bürgerbüros, Gewerkschaften... wie auch in anderen Ländern.
Solange es das alles hier noch nicht gibt, sind und bleiben wir Sexworker
- Spielball schlechter Politik
- Sündenbock der veröffentlichten Meinung
- Spielball auf globalisiert-entgrenzten Nachfragermärkten
- Opfer ungeschützt-frühkapitalistischer Sexwork-Märkte aufgrund vielgestaltiger Kriminalisierungen
- Spielball cleverer Unternehmer (d.h. von Kapitalinteressen)
- die mit der Polizei einen Deal versuchen
(weil die Polizei und Politik lieber ein Großbordell mit "Kontrollprostituierten" überwacht und steuerlich abkassiert, als ein Gewusel kleiner selbstgeführter Sexworker-Wohnungsbordelle oder "ausfransender" Straßenstrich-Zonen mit einer ungekannten Zahl von "Geheimprostitutierten" hinterherzulaufen.)
Mit dieser Argumentations-Liste und erweiterten Betrachtung soll dargestellt sein, dass Flatrate durchaus akzeptabel sein und genehmigt werden könnten, wenn man denn für Sexworker bereit ist, dieselben Schutzrechte und Institutionen zu schaffen, wie es Arbeiter im allgemeinen und normalerweise in A - CH - D haben. Letztlich zählt immer das Gesamt-Paket an Rechten, Chancen und Pflichen. Da Sexworker-Rechte und -Interessenvertretung aber nicht in Kürze nachgerüstet werden, kann man wohl erwarten, dass stattdessen eher das Flatrate-Konzept niedergemacht werden wird. Keine guten Aussichten für die dort Beschäftigten und von ihnen abhängigen Angehörigen.
Ob wir es schaffen werden diese Debatte zu nutzen, um uns Sexworker & Migrantinnen als sachlich rational-ökonomisch entscheidende Akteure zu präsentieren?
Oder wird ein emotional aufgeladenes Thema erneut mißbraucht werden, um kollektive Befindlichkeiten auszuagieren und sympolische Politik zu machen? Die Zukunft wird es und zeigen.
Linkübersicht zum Fall der Flatrate Pussy Clubs in Deutschland:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4869