Meine Hölle Europa / sisters of no mercy Film Lukas Roegler

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Re: Film-Skript

Beitrag von Aoife »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Der Film ist ein reißerisches Machwerk von erschütternden Leidensgeschichten. Die Montagetechnik erlaubt es, dass mehrdeutige Aussagen zum "Feindbild Menschenhandel" verschmelzt werden.
In gewisser Weise aber auch tragikomisch, wie hier versucht wird aus kirchlicher Sicht die exakt identischen Machtstrukturen des Voodoo schlecht zu reden :002

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Update @MH

Die Diskussion vom 14. Juni 2010 s.o.
viewtopic.php?p=83860#83860
wurde auf Facebook gelöscht:
http://www.facebook.com/posted.php?id=6 ... 6029838489





Hab gerade auf dem Profil von NGO EXIT kommentiert was ich eine zu einseitige Opferstory und gegen Sexwork gerichtet fand.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

In der Facebook Gruppe NGO EXIT spitzt sich das Diskussionsklima zu, nachdem ich viele kritische Informations-Links dort als ergänzende Infos gepostet habe.


Jetzt holen sie wieder ihre stärkste Waffe heraus und fordern Sexworker -also ich- sollen nicht unter einem Communitynamen mitdiskutieren dürfen:

  • Joana Adesuwa Reiterer, Gründerin NGO EXIT:

    "I find it totally irritating that Marc-of-Frankfurt takes the energy to comment on every posting without really tackling the issues. We work to fight against human trafficking and are not a forum for irrelevant discussions. Every other person on this forum stands to his or her opinion as well as identity and this we highly respect. So if he/she intends to keep and respect his anonymity, we too! Either your postings are pasted with identity or they remain 100% anonym, by sending it to us through Email or use http://www.adesuwainitiatives.org/page/index.php?id=50
    Please comment as a real person with a real identity latest by tomorrow. We appreciate all resourceful contributions and reject Social network stalking! Thank you Mary, Christian and Hannah for your contributions."

Das Thema:
http://www.facebook.com/photo.php?pid=4 ... =727479559

Die Gruppe:
http://www.facebook.com/group.php?gid=63786653072

Benutzeravatar
Zwerg
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 18072
Registriert: 15.06.2006, 19:26
Wohnort: 1050 Wien
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Beitrag von Zwerg »

El-Nagashi: understand that you find it irritating to have to deal with opposing and very frequent postings on your site. it is one of the aspects of running public sites and it is up to you to install mechanisms you see fit to deal with this.

und dann noch:

El-Nagashi es geht nicht um ein entweder-oder (anonym oder nicht-anonym). es geht um die anerkennung der identitäten von sexarbeiterInnen. marc postet nicht anonym. marc postet mit seiner politischen und persönlichen identität, mit der er u.a. in der deutschsprachigen, europäischen und internationalen sexarbeiterInnenbewegung tätig ist.

sind doch bemerkenswerte Statements

http://www.facebook.com/photo.php?pid=4 ... =727479559

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ja, und das bei allem was ich ihr bisweilen zumute. Ich sollte ihr einen virtuellen Blumenstrauß zusenden.

Benutzeravatar
Zwerg
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 18072
Registriert: 15.06.2006, 19:26
Wohnort: 1050 Wien
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Beitrag von Zwerg »

Ich kenne sie persönlich und muss sagen "eine Bemerkenswerte Frau", welche die Rechte der SexarbeiterInnen hoch hält!

liebe Grüße

christian

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Unterschiedliche Konzepte zu Migration und Menschenhandel

Beitrag von Marc of Frankfurt »

NGO Exit löscht schon wieder Beiträge!

Soll so einem Diskurs über das keinesfalls schwarz-weiße Menschenhandels-Thema ausgewichen werden?



In diesem Diskusionsthema über einen anderen reißerischen Menschenhandelsfilm, the Journey, wurde meine direkte Antwort und Analyse zum Statement von Rudolf Bogensperger zur sog. "Zwangsprostitution" still und heimlich weggelöscht:
http://www.facebook.com/posted.php?id=6 ... 2659065811
Rudolf Bogensperger hat geschrieben:@Marc of Frankfurt
Noch einmal: Wenn du das Bedürfnis hast, dich über unsere Arbeit zu informieren, dann kannst du jederzeit unsere Homepage besuchen.
Die Facebook Seite dient ja vor allem dazu auf die Themen die uns wichtig sind aufmerksam zu machen. Die Hintergrundinfos stehen auf der Homepage.
Weil ich heute meinen großzügigen Tage habe poste ich sogar nur für dich den Link zur Homepage in den Beitrag obwohl das eigentlich überflüssig ist weil er ja sowieso links oben steht.
http://www.adesuwainitiatives.org/page/

Wenn du diesem Link folgst, wird dir auffallen, dass sich ZWANGSPROSTITUTION aus Nigeria durch einige besondere Merkmale auszeichnet.
1. Die Opfer von Menschenhandel (großteils Frauen) werden durch kriminelle Organisationen nach Europa geschleppt
2. Dafür machen sie Schulden bei den Menschenhändlerinnen (großteils Frauen die oft selbst als (ZWANGS)prostituierte gearbeitet haben).
3. Diese Schulden müssen sie in der ZWANGSPROSTITUTION abarbeiten
4. Da sie kaum Asyl erhalten, werden sie meist nach einigen Jahren (bevor sie sich überhaupt noch freigekauft haben) nach Nigeria abgeschoben
5. Warum lassen sich Frauen und Mädchen auf dieses aussichtslose "Geschäft" ein ?
a) Sie werden belogen und glauben, dass sie nicht am Strich arbeiten müssen
b) Sie glauben, die Schulden rasch abbezahlen zu können und haben keine Vorstellung von den Arbeitsbedingungen am Straßenstrich
c) Sie sehen sich verpflichtet, dadurch, dass sie in Europa Geld verdienen ihre Familie zu erhalten
6.) Warum zeigen die Frauen ihre Menschenhändler meist nicht an oder verweigern die Prostitution ?
a) (berechtigte) Angst davor, im Umgang mit der Polizei auf Rassismus zu stoßen und nicht ernstgenommen
b) religiöse Gründe: Viele müssen vor ihrer Abreise einen Schwur leisten, das Geld zurückzuzahlen; sie glauben, dass sie sterben, wenn sie den Schwur brechen
c) Angst um die Familie, die in Nigeria geblieben ist

Dieses dichte Netz an ökonomischen und außerökonomischen Zwängen rechtfertigt nach meiner Ansicht den Begriff ZWANGSPROSTITUTION.
Dass nicht alle Prostituierten unter solchen Bedingungen arbeiten müsen, versteht sich von selbst.
Daher auch meine Unterscheidung zwischen ZWANGSPROSTITUTION und "normaler" Prostitution. (Es ist mir völlig klar, dass "normal" ein sehr unpräziser Begriff ist und so gut wie alles heißen kann.
Dass ich ihn trotzdem verwende, liegt nur daran, dass ich die Ansicht vertrete, dass sich die weitaus meisten Menschen prostituieren, weil sie das Geld brauchen und nicht deswegen, weil ihnen ihr Beruf soviel Spaß macht und sie die Arbeitsbedingungen so toll finden (und nur das würde dem Begriff der "Freiwilligkeit" gerecht werden. (Ich bin also keineswegs so naiv wie du mir unterstellt hast)
Aber es gehört schon ein ordentliches Maß an Ignoranz dazu, aus der Öffentlichkeitsarbeit von EXIT den Schluß zu ziehen, dass sie das Ziel verfolgt Stimmung gegen Prostituierte zu machen.
30. August um 23:30
Meine folgenden kritischen Gegenargumente aus der Sicht von freiwillig migrierten Sexworkern zu dem von NGO EXIT propagierten Konzept des Menschenhandels wurde einfach entfernt:
gelöschtes Posting von mir hat geschrieben:Du setzt "normal" in Anführungsstriche und scheinst gar keinen stehenden Begriff für selbstbestimmte Sexworker zu haben, weil Prostitutionsgegner den Begriff Prostitution bereits für den Kontext sog. "Zwangsprostituiton" annektiert und aufgebraucht haben.

Ja ich gebe zu die Sexworker arbeiten primär um Geld zu verdienen (Existenzsicherung). Darin unterscheiden sie sich also nicht von unendlich vielen anderen Erwerbstätigen.

>1. Die Opfer von Menschenhandel (großteils Frauen) werden durch kriminelle Organisationen nach Europa geschleppt

Weil informelle Migration und Prostitution kriminalisiert sind. Es gibt keinen Transfermarkt so wie für Fußballer. (Dort beobachtet man auch Menschenhandel von Jungs aus Nigeria. Aber es sind wohl kein Sex und keine körperl. Gewalt im Spiel.)

>2. Dafür machen sie Schulden bei den Menschenhändlerinnen (großteils Frauen die oft selbst als (ZWANGS)prostituierte gearbeitet haben).

Schuldenkalkulation für Investition hängen stark mit dem Risiko zusammen. Hier eine Schuldenkalkulation der Migrantinnen aus Lateinamerika, die man damals auch alle für Opfer von sog. Zwangsprostitution gehalten hatte:
viewtopic.php?p=41651#41651

>3. Diese Schulden müssen sie in der ZWANGSPROSTITUTION abarbeiten

Schulden werden durch Prostitution abgearbeitet. Sie wurden für Migration bzw. Arbeit in der Prostitution auch aufgenommen, je nachdem wie klar und ehrlich drüber vorher gesprochen werden konnte. Glaub doch bitte nicht die Frauen aus Afrika wären alle naiv. Ob und wie stark Prostitution unter Zwang passiert liegt auch daran, dass die Geldgeber sich nicht auf staatliche Geldeintreiber verlassen können (Mahnbescheid+Zwangsvollstreckung) und es selbst in die Hand nehmen (müssen).

>4. Da sie kaum Asyl erhalten, werden sie meist nach einigen Jahren (bevor sie sich überhaupt noch freigekauft haben) nach Nigeria abgeschoben

Richtig. Hier liegt ein wesentlicher Kern der Probleme.

>5. Warum lassen sich Frauen und Mädchen auf dieses aussichtslose "Geschäft" ein ?
a) Sie werden belogen und glauben, dass sie nicht am Strich arbeiten müssen

Das kann im Medienzeitalter wo Afrikaner über Handy sogar Bankdienste abwickeln und Internetläden in den Dörfern sind nicht mehr so absolut unhinterfragt stehen bleiben.

>b) Sie glauben, die Schulden rasch abbezahlen zu können und haben keine Vorstellung von den Arbeitsbedingungen am Straßenstrich

Die Verdienste in der Sexarbeit können sehr hoch sein. Der Betrug über konkrete Ausformungen von Arbeitsbedingungen fällt unter Arbeitsrecht. Doch das gibt es für Prostitution nicht, weil Prostitution aus moralischen Gründen per Strafgesetzbuch kontrolliert wird.

>c) Sie sehen sich verpflichtet, dadurch, dass sie in Europa Geld verdienen ihre Familie zu erhalten

Die Gelder die die MigrantInnen in die Heimat schicken übersteigt die intl. Entwicklungshilfe bei weitem. Globalisierungsprobleme spielen hier voll rein.

>6.) Warum zeigen die Frauen ihre Menschenhändler meist nicht an oder verweigern die Prostitution ?
a) (berechtigte) Angst davor, im Umgang mit der Polizei auf Rassismus zu stoßen und nicht ernstgenommen

Hier muß angesetzt werden, sagt auch ai:
http://www.youtube.com/watch?v=TvczekK2tkw

>b) religiöse Gründe: Viele müssen vor ihrer Abreise einen Schwur leisten, das Geld zurückzuzahlen; sie glauben, dass sie sterben, wenn sie den Schwur brechen

Siehe oben, weil die staatlichen Regeln des Schuldvertrages in der Schattenwirtschaft nicht gelten. Hierzulande schwört man halt auf die Bibel. Mafioso müssen auf Maria die Mutter Gottes schwören.

>c) Angst um die Familie, die in Nigeria geblieben ist

Das haben alle Sexworker und geben deshalb so wie ich nicht ihren Familiennamen und Heimatadresse and. Und was war das erste wohin ich mich von der Vereinsgründerin und von der Listenmoderatorin gedrängt fühlen mußte ich dürfe nicht anonym schreiben?

Ich hoffe ich konnte deinen Blick auf neue wichtige Aspekte erweitern.
31.8.2010

Ist das kommentarlos hinzunehmen?

Was sagt uns das über uns und die anderen?

Wie dokumentiert und verhält man sich am geschicktesten?





.

Benutzeravatar
Arum
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 961
Registriert: 01.06.2009, 13:35
Wohnort: Niederländische Grenzregion
Ich bin: Keine Angabe

Re: Unterschiedliche Konzepte zu Migration und Menschenhande

Beitrag von Arum »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:

Ist das kommentarlos hinzunehmen?

Was sagt uns das über uns und die anderen?

Wie dokumentiert und verhält man sich am geschicktesten?
Ich fürchte, wenn ich mir deren Webseite mal anschaue, es handelt sich hier um eine richtige Industrie, die ein ganz grosses Interesse daran hat, die Bücher und Filme der Joana Adesuwa Reiterer reibungslos vertreiben zu können, und am liebsten weltweit.

Man hat aus solchen so gut wie rein kommerziellen Beweggründen heraus wahrscheinlich aüberhaupt kein Interesse daran, Gegnern, wie gut informiert und redegewandt auch immer, Freiraum zu bieten, und so kann man damit rechnen, dass auch weiterhin Beiträge gelöscht werden.

Leider...

Man würde die NGO Exit ja schon fast als so'ne typische nigerianische Betrugsmasche bezeichnen dürfen ... :002
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz