gelöschtes Posting von mir hat geschrieben:Du setzt "normal" in Anführungsstriche und scheinst gar keinen stehenden Begriff für selbstbestimmte Sexworker zu haben, weil Prostitutionsgegner den Begriff Prostitution bereits für den Kontext sog. "Zwangsprostituiton" annektiert und aufgebraucht haben.
Ja ich gebe zu die Sexworker arbeiten primär um Geld zu verdienen (Existenzsicherung). Darin unterscheiden sie sich also nicht von unendlich vielen anderen Erwerbstätigen.
>1. Die Opfer von Menschenhandel (großteils Frauen) werden durch kriminelle Organisationen nach Europa geschleppt
Weil informelle Migration und Prostitution kriminalisiert sind. Es gibt keinen Transfermarkt so wie für Fußballer. (Dort beobachtet man auch Menschenhandel von Jungs aus Nigeria. Aber es sind wohl kein Sex und keine körperl. Gewalt im Spiel.)
>2. Dafür machen sie Schulden bei den Menschenhändlerinnen (großteils Frauen die oft selbst als (ZWANGS)prostituierte gearbeitet haben).
Schuldenkalkulation für Investition hängen stark mit dem Risiko zusammen. Hier eine Schuldenkalkulation der Migrantinnen aus Lateinamerika, die man damals auch alle für Opfer von sog. Zwangsprostitution gehalten hatte:
viewtopic.php?p=41651#41651
>3. Diese Schulden müssen sie in der ZWANGSPROSTITUTION abarbeiten
Schulden werden durch Prostitution abgearbeitet. Sie wurden für Migration bzw. Arbeit in der Prostitution auch aufgenommen, je nachdem wie klar und ehrlich drüber vorher gesprochen werden konnte. Glaub doch bitte nicht die Frauen aus Afrika wären alle naiv. Ob und wie stark Prostitution unter Zwang passiert liegt auch daran, dass die Geldgeber sich nicht auf staatliche Geldeintreiber verlassen können (Mahnbescheid+Zwangsvollstreckung) und es selbst in die Hand nehmen (müssen).
>4. Da sie kaum Asyl erhalten, werden sie meist nach einigen Jahren (bevor sie sich überhaupt noch freigekauft haben) nach Nigeria abgeschoben
Richtig. Hier liegt ein wesentlicher Kern der Probleme.
>5. Warum lassen sich Frauen und Mädchen auf dieses aussichtslose "Geschäft" ein ?
a) Sie werden belogen und glauben, dass sie nicht am Strich arbeiten müssen
Das kann im Medienzeitalter wo Afrikaner über Handy sogar Bankdienste abwickeln und Internetläden in den Dörfern sind nicht mehr so absolut unhinterfragt stehen bleiben.
>b) Sie glauben, die Schulden rasch abbezahlen zu können und haben keine Vorstellung von den Arbeitsbedingungen am Straßenstrich
Die Verdienste in der Sexarbeit können sehr hoch sein. Der Betrug über konkrete Ausformungen von Arbeitsbedingungen fällt unter Arbeitsrecht. Doch das gibt es für Prostitution nicht, weil Prostitution aus moralischen Gründen per Strafgesetzbuch kontrolliert wird.
>c) Sie sehen sich verpflichtet, dadurch, dass sie in Europa Geld verdienen ihre Familie zu erhalten
Die Gelder die die MigrantInnen in die Heimat schicken übersteigt die intl. Entwicklungshilfe bei weitem. Globalisierungsprobleme spielen hier voll rein.
>6.) Warum zeigen die Frauen ihre Menschenhändler meist nicht an oder verweigern die Prostitution ?
a) (berechtigte) Angst davor, im Umgang mit der Polizei auf Rassismus zu stoßen und nicht ernstgenommen
Hier muß angesetzt werden, sagt auch ai:
http://www.youtube.com/watch?v=TvczekK2tkw
>b) religiöse Gründe: Viele müssen vor ihrer Abreise einen Schwur leisten, das Geld zurückzuzahlen; sie glauben, dass sie sterben, wenn sie den Schwur brechen
Siehe oben, weil die staatlichen Regeln des Schuldvertrages in der Schattenwirtschaft nicht gelten. Hierzulande schwört man halt auf die Bibel. Mafioso müssen auf Maria die Mutter Gottes schwören.
>c) Angst um die Familie, die in Nigeria geblieben ist
Das haben alle Sexworker und geben deshalb so wie ich nicht ihren Familiennamen und Heimatadresse and. Und was war das erste wohin ich mich von der Vereinsgründerin und von der Listenmoderatorin gedrängt fühlen mußte ich dürfe nicht anonym schreiben?
Ich hoffe ich konnte deinen Blick auf neue wichtige Aspekte erweitern.
31.8.2010