Prostitution - Ein deutscher Skandal

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nina777
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Prostitution - Ein deutscher Skandal

Beitrag von nina777 »

7.11.2013

Prostituierte, Freier und Ermittler reden

Schock-Buch zeigt Abgründe der Prostitution
Köln - Man schaut in Abgründe. Das Buch "Prostitution. Ein deutscher Skandal" schildert, wie der Verkauf von Körper und Seele, wie Gewalt und Elend die Frauenzerstört. Prostituierte, Freier, Ermittler und Helfer reden.


Niki, Krankenschwester aus Ungarn, ist 20, geht seit Jahren anschaffen und ist schwanger - von wem auch immer. Was werden soll, weiß sie nicht. Sie ist verschuldet, dem Bordellbetreiber muss sie für ihr winziges Zimmer 100 Euro zahlen, täglich. In einer Anlaufstelle für Prostituierte -La Strada in Stuttgart - hofft sie auf Hilfe. Andernorts sagt Emilia (21), einst Musterschülerin, missbraucht vom Vater, voller "Selbsthass": "Ich weiß, wie sich eine Vergewaltigung anfühlt, und ich weiß, wie es sich anfühlt, sich zu prostituieren. Nämlich gleich". Nach einem Jahr auf dem Strich "ritzte" sie sich, landete in der Psychiatrie.

In dem Buch "Prostitution. Ein deutscher Skandal", das am Donnerstag (7.11.) erschienen ist, schreibt Herausgeberin Alice Schwarzer:"90 Prozent sind Armuts- und Zwangsprostituierte."Es sei bekannt, dass viele von Menschenhändlern verschleppt, mit Gewalt zum Anschaffen gezwungen würden. "Doch die Empörung bleibt aus - wie kann das sein?" Deutschland gehe mit dem umstrittenen Prostitutionsgesetz von 2002 einen Sonderweg der Liberalisierung, "mit der die Strafverfolgung von Zuhälterei und Menschenhandel massiv erschwert wurde." Die Frauenrechtlerin prangert weiter an: Prostitution werde nicht mehr geächtet, sondern geradezu "propagiert."

In dem Buch mit 27 Beiträgen mehrerer Autoren schreibt Schwarzer:"Heute ist Deutschland ein "Sexparadies" für Ausländer." Der Nachrichtenagentur dpa sagt die Kölner Publizistin (70): "Die fatale Reform von 2002 muss schnellstmöglich geändert werden." Mädchen und Frauen müssten besser geschützt, Zuhälter und Menschenhändler effektiver verfolgt werden können. "Ideal wäre, dass eine Gesetzesänderung mit dieser Zielrichtung bereits im Koalitionsvertrag fixiert wird." Und:"Ein erster Schritt wäre Mitgefühl." Es handle sich nicht um einige wenige Betroffene, sondern um geschätzte 400 000 bis eine Million Prostituierte hierzulande......

weiterlesen hier http://www.merkur-online.de/aktuelles/w ... 07118.html


Prostitution - Ein deutscher Skandal: Wie konnten wir zum Paradies der Frauenhändler werden?

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fraences
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RE: Prostitution - Ein deutscher Skandal..

Beitrag von fraences »

Prostitution: Ein deutscher Skandal?

Sexarbeit Das neue Buch von Schwarzer und Co. funktioniert vor allem über Gefühle. Valide Fakten gibt es kaum. Das ist in der Tat ein deutscher Skandal.

Wenn Sie das Buch von Alice Schwarzer über Prostitution lesen, empfehle ich Ihnen ganz bewusst den Wandel ihrer Emotionen und Gefühle zu beobachten, während sie lesen. Machen Sie hin und wieder stopp, fühlen Sie in sich hinein und beobachten Sie, was das Buch gerade mit ihnen macht. Wenn Sie das Buch nicht haben, kaufen Sie es nicht! Es ist Geld- und Energieverschwendung.

Die Gefühle

Jeder einzelne Satz hat ein einziges Ziel: Moralische Entrüstung in der Form eines „oh-gott-das-kann-doch-nicht-wahr-sein“, „oh-gott-die-armen-betrogenen-ehefrauen“, „oh-gott-warum-kann-die-rumänin-nicht-in-rumänien-bleiben“,“oh-gott-warum-kann-die-arme-polizei-nichts-tun“, „oh-gott-diese-scheiß-hurenvereinigungen-die-politik-für-zuhälter-machen“, „oh-gott-alice-danke-dass-du-mich-erleuchtest“, „oh-gott-prostitution-ist-nicht-nur-eklig-sondern-die-sind-auch-alle-aus-osteuropa“. Es gibt noch viel mehr „oh-gotts“, wenn Sie darauf achten. So viele „oh-gotts“, dass sie am Ende vergessen zu fragen: „Aber stimmt das denn überhaupt alles? Woher wissen Frau Schwarzer und ihre Kolleginnen das denn? Reicht es wirklich, sich einmal in ein Bordell zu schleichen um Prostitution zu verstehen?“

Diese Buch vermittelt kein Wissen, zumindest nicht nachprüfbares Wissen. Und nein, auch nicht die Webseite von Frau Schwarzer oder Emma kann das bieten. Stattdessen funktioniert das Buch über die Manipulation von Emotionen. Die vielen Geschichten werden so erzählt, dass es Leser*in möglichst weh tut, dass Leser*in sich möglichst persönlich betroffen fühlt. Leser*in soll Angst spüren und in Aufruhr geraten. Sachliche Fragen z.B. nach empirischen Daten und Statistiken soll Leser*in lieber nicht stellen.

Leser*in hat Angst (und das ist die Absicht), dass ihr Freund, Ehemann oder Sexualpartner für Sex bezahlt (nein, dass auch Frauen für Sex bezahlen, wird nicht erwähnt). Deshalb soll sie nun Prostitution abschaffen wollen. Und das will Leser*in am Ende der Lektüre vermutlich auch. Leser*in denkt aber auch: „Ich darf nicht so egoistisch sein – ich will doch sicherlich die armen Frauen aus Osteuropa schützen (wo auch immer Osteuropa vermutlich ist und egal wie es denen dort geht) – schützen vor den bösen triebgesteuerten, absolut dreckigen und ekligen Freiern. Ja, ja, das will ich unbedingt auch. Ich hab mich noch nie mit Prostitution befasst? Egal! Die armen Frauen müssen vor sich selbst und den bösen, eklig........Freiern gerettet werden!“ Also vor dem eigenen Freund, Ehemann oder Sexualpartner, mit dem man vermutlich noch nie ein Gespräch über Prostution geführt hat.

Die Zahlen


Die Zahlen sind falsch - zu wenig oder gar nicht recherchiert. Die wenigen Zahlen, sind auch widersprüchlich: Während an der einen Stelle von 150.000 Prostituierten die Rede ist, sind es Seiten später 300.000, während im Appell gegen Prostitution nun von 700.000 die Rede ist. Wir reden hier von einem Unterschied in der Größenordnung von mehreren Hunderttausend! Und dennoch lassen sich unwissende Leser*innen weiter hinreißen, ihr zu glauben und ihren absurden Appell zu unterzeichnen.

Es ist nicht nur manipuliertes Wissen, es sind bewusst manipulierte Emotionen, die Ihr rationales, kritisches Denkvermögen ausschalten sollten. Bei den ca. 3000 Unterzeichner*innen des Appells gegen Prostitution dürfte es geklappt haben. Wie sonst kann man erklären, dass sich bisher kaum jemand wegen dem Widerspruch dieser bislang nicht belegten Zahlen aufregt?

Die Religion


Das Buch ist voller Widersprüche, Wiederholungen, Anfeindungen. Die Widersprüche sind so zahlreich, dass man sie irgendwann nicht mehr bemerkt. Die zahlreichen, teilweise wörtlichen Wiederholungen sind zwar eine erprobte Strategie der Manipulation. Die Fakten werden dadurch aber nicht wahrer. Die Anfeindungen treffen Prostituiertenprojekte, Organisationen und Politiker*innen, die das Prostitutionsgesetz befürworten: Sie alle sollen wohl unter einer Decke mit den nicht genauer definierten "Frauenhändlern" stecken.

Am Ende ist Leser*in so verwirrt, dass die zentrale Message – Prostitution ist scheiße und muss abgeschafft werden – gekauft und geschluckt wurde. Was Leser*in gerade gelesen hat, warum das so widersprüchlich ist und warum es am Ende doch so wirr und voller Emotionalität im Kopf und im Gemüt umherzieht, kann Leser*in vermutlich selber nicht erklären. Dafür ist sie jetzt gegen Prostitution, einer neuen radikalfeministischen Religion, deren Credo in der absoluten Ablehnung der Menschlichkeit und Handlungsfähigkeit von Prostituierten liegt. Warum sonst weigern sich die Autor*innen, die Ansichten und Forderungen von selbstbestimmt arbeitenden Prostituierten wahrzunehmen?

Ist Alice Schwarzer die neue allwissende Göttin der Prostitution, der man nicht widerspricht, weil sie nun Mal alles über die Welt der Prostitution weiß, ohne je selber als Hure gelebt, gearbeitet und durch sich selbst unterdrückt worden zu sein?

Der echte „deutsche Skandal“

Nicht Prostitution ist ein „deutscher Skandal“ sondern dieses Buch. Weniger skandalös ist, dass sich zum Glück inzwischen viele Menschen dem Appell für Prostitution der Sexarbeiter*innen angeschlossen haben. Auch jene Menschen, die dafür qualifiziert sind, haben unterzeichnet: Allen voran Sexarbeiter*innen selbst, Beratungsstellen für Prostituierte und Betroffenen von Menschenhandel, die Deutsche Aids-Hilfe, Forscher*innen, die zu diesen Themen auch tatsächlich, wirklich geforscht haben und viele mehr.

Sie haben damit gezeigt, dass sie denken können und nicht alles schlucken, was ihnen Göttin Alice in der neuen Anti-Huren-Bibel erzählt.

--

Anmerkung 1: Die Sternchen * wurden hier bewusst gewählt, weil Alice Schwarzer & Co. sie nicht mögen. ;)

Anmerkung 2: Da Frau Schwarzer und ihre Kolleg*n ihre Zahlen nicht belegen, muss ich meine Kritik auch nicht belegen. In der Hinsicht sind wir zum Glück gleichberechtigt.

Anmerkung 3: Nach der emotionalen Kritik wird in den nächsten Tagen auch eine sachliche Kritik auf menschenhandelheute.net erscheinen.

Anmerkung 4: Falls irgendjemand der Ansicht sein sollte, ich würde Menschenhandel (nach §232 und §233 StGB) verharmlosen: Nein, das tue ich nicht. Ich verharmose auch nicht die Rechtlosigkeit, in der sich Sexarbeiter*innen häufig befinden. Aber Schwarzer befasst sich nicht mit Menschenhandel sondern mit Prostitution.

www.freitag.de/autoren/sonja-dolinsek/p ... er-skandal
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Marc of Frankfurt
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Ein Prostitutions-Kultur-kenner packt aus

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Eine herrliche Kritik aus dem köstlich arrogant-kultivierten Feuilleton der FAZ.

Na endlich liebe Literaturkritiker. Darauf habe ich als Sexworker so lange gewartet. Ich freue mich von Euch lernen zu können.





"Honey, are you going to the Puff tonight?"

Warum nur soll Prostitution ein "deutscher Skandal" sein? Das kann Alice Schwarzer doch nicht ernsthaft glauben. Erinnert sei an die Kulturgeschichte des Puffs, an Hubert Fichte und Ledig-Rowohlt.


Von Fritz J. Raddatz

Sollte Alice Schwarzer diese Prostitutions-Kritik doch selbst herausgegeben haben? Fritz J. Raddatz will das nicht glauben, so engstirnig findet er es.

Der 16-jährige Marcel Proust bat seinen Großvater um Geld für einen Besuch in dem Haus. Franz Kafka besuchte solche Häuser regelmäßig: Bordelle. Eine umfangreiche Kulturgeschichte der Prostitution ließe sich schreiben, reich bebildert von Toulouse-Lautrec oder George Grosz. Nun hat jemand unter dem Pseudonym Alice Schwarzer ein Pamphlet "Prostitution – ein deutscher Skandal" herausgegeben. Bild

Unsere bekannte Feministin kann die Autorin nicht sein – so schlicht, so demagogisch, so verbissen und faktenungenau denkt sie nicht. (Faktenungenau: Jeder dritte bis vierte Mann besucht Prostituierte? Das wären zwischen 10 und 15 Millionen; was mir eine Testosteron-Übertreibung scheint.) Ich kenne (kannte) die Frau, intelligent, scharfsinnig, witzig, dem Frivolen keineswegs verschlossen; das war keine Verbissene, Verknöcherte. Wer immer Herausgeber/Herausgeberin des jüngst erschienenen Büchleins ist – so dumm, einfältig, unreflektiert kann Alice Schwarzer nicht argumentieren.

"Honey, are you going to the Puff tonight?"

Da werden uns Prostituierte, möglichst minderjährig, als ausgebeutete Sklavinnen vorgeführt, ihre männlichen Kunden ausnahmslos als von tierischem Trieb gesteuerte Ungeheuer. War der Verleger Ledig-Rowohlt so ein Ungeheuer, wenn er nach fröhlichem Diner – Vorspeise überbackene Austern, Dessert handgemachtes Himbeer-Sorbet; womit das Mahl nicht endete – und nach seiner Frau Janes lockerer Frage "Honey, are you going to the Puff tonight?" seine Autorengäste zum Reeperbahn-Cruising einlud? Alles Quatsch. Es gab und gibt gewiss Zwangsprostitution, das Wesen dieses Gewerbes ist es nicht.

Das Wort "Gewerbe" bereits besagt, dass so manche der Damen durchaus freiwillig auf diese Art ihr Geld verdienen. "Ich massiere lieber einem Mann mit Hingabe den Schwanz, als an der Supermarktkasse zu sitzen", sagte eine Frau nach der Pressevorstellung des Schwarzer-Plagiats wütend zur "FAS". In derselben Ausgabe liest man einen heftigen Applaus-Artikel zu Schwarzers "Wucht". Nun kennt man das aus dem Theater: Wer am lautesten applaudiert, hat nicht unbedingt das Stück am besten verstanden. Der "Zeit" sagte eine "einschlägige" Dame: "Frau Schwarzer sitzt in ihrem Elfenbeinturm und hat dort oben jeden Realitätssinn verloren. Wer meinen Beruf abschaffen will, zwingt mich, unter schlechteren Bedingungen weiterzuarbeiten."

Der heraustrompetete Skandal krankt aber noch an einem anderen Denkmakel. Wieso sind es nur weibliche Prostituierte, denen unser Erbarmen zu gelten hat? Was ist mit den Strichjungen? Nun schluchzt ja die Literaturgemeinde in ihre feinsinnig bestickten Kissen bei dem Namen Hubert Fichte. Der hatte sein ganzes erwachsenes Leben Sex ausschließlich mit Strichern. "Ich will nicht Liebe", sagte er zu mir, "ich will nichts als gegen Geld ficken"; erbost war er allenfalls, wenn in schummriger Bar Hans Mayer beim Buhlen um einen schönen Mestizen ihn mit großem Schein überbot.

Was ist mit den Männern?

Prostitution als Inbegriff des Bösen? Vor Vorzeiten fand in Ost-Berlin eine wichtige Kulturkonferenz statt, auf der Feingeist Walter Ulbricht den versammelten Schriftstellern den "Faust" als Manifest des Sozialismus erklärte. Fragte Anna Seghers: "Und was machen wir, Genosse Ulbricht, mit der Figur des Mephisto?" Der Politbüro-Chef wusste es: "Das Problem Mephisto wird der Sozialismus auch noch lösen."

Wie wird der/die Anonyma unseres Buchs das Problem lösen, dass es ja – gar nicht so wenige – männliche Prostituierte gibt, die auch den Frauen zu Diensten sind? Lauter verkaufte minderjährige Bulgaren? Keineswegs. Es sind wohl ausgestattete, gut bezahlte Männer, die – wie einer von ihnen kürzlich qua Interview ausplauderte – allenfalls seufzen, wenn ihre Kundin nach dem dritten Mal noch immer keine Ruhe gibt.

Männerbordelle für vernachlässigte Frauen, warum auch nicht! Reichlich vorhanden wie frequentiert, und das ist vollkommen in Ordnung? Aber Frauenprostitution für den alleinreisenden Vertreter – ein deutscher Skandal? DAS ist der Skandal. Und Alice Schwarzer sollte sich wehren gegen den frechen Namens-Klau, der sie zu einer einäugigen Megäre macht.

www.welt.de/kultur/literarischewelt/art ... night.html


Megäre www.de.wikipedia.org/wiki/Erinyen

Männerbordelle für Frauen funktionieren nicht wirtschaftlich und bleiben somit reine Männerphantasie (Ausnahme Japan). Darüber hier mehr in der Rubrik Callboy .




:zeichnung
Linkliste EMMA/Schwarzer-Kampagne 2013 im Sexworker Forum

Schwarzers Veranstaltung und Buch Promotion in der Urania Berlin 14. Nov. 2013 (d.h. die Rezension von Raddaz hat 1 Monat gedauert, sorry: "musste reifen" ;-)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136461#136461
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136611#136611 SW only

Prozess von Dona Carmen gegen Falschaussagen im Buch
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136572#136572

Anwort von Hydra e.V. Berlin
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137854#137854

EMMA Appell "Prostitution abschaffen"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=135860#135860
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=11479 Waldbröl

PRO Sexwork Appell
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=11380

Prostitutionsgesetz ProstG 2002 und Gesetzgebung Deutschland
www.sexworker.at/prostg
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 21.12.2013, 11:44, insgesamt 2-mal geändert.

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Nymphe
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RE: Prostitution - Ein deutscher Skandal..

Beitrag von Nymphe »

Ich werfe mal völlig unzusammenhängend ein paar Zitate in den Raum ...

"Propaganda [...] müsse ihr geistiges Niveau auf die geringe Aufnahmefähigkeit der Masse einstellen. "Je bescheidener dann ihr wissenschaftlicher Ballast ist, und je mehr sie ausschließlich auf das Fühlen der Masse Rücksicht nimmt, umso durchschlagender der Erfolg.""

"Auf Zustimmung durch die verachtete "wissenschaftliche Intelligenz" kam es ihnen nicht an. So machen sie ihre selbstgebastelten Ideengebäude gegen den Einspruch etablierter Experten von außen unangreifbar und festigten zugleich die Bindung nach innen."

"Bei größerer Verbreitung lässt sich derselbe Mechanismus in den Dienst einer großformatigen politischen Ideologie stellen. Denn wenn sich die "Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Propaganda" allein an ihrem "Erfolg" bemisst, dann schließt sie sich in eine Kreisfigur der Selbstbewahrheitung ein: Die Massen glauben ihr, weil sie sich als unbedingt wahr ausgibt, und sie ist wahr, weil die Massen sie glauben."

"Hier kommt ein Faktor ins Spiel, den diejenigen unterschätzen, die in Demagogie nichts anderes am Werk sehen als Irrtum, Blindheit oder Wahn und ihr deshalb mit den Mitteln des vernünftigen Einspruchs zu Leibe zu rücken versuchen. Dieser aufklärerischen Zuversicht ist entgegenzuhalten, dass der Demagoge samt seinen Gefolgsleuten gewöhnlich sehr genau weiß, was er tut. Er verbreitet seine Behauptungen nicht, obwohl er damit bei allen Vernünftigen Anstoß erregt, sondern weil er sicher sein kann, sie auf diese Weise zu provozieren.

Die reflexhafte Empörung, die er auslöst, verschafft ihm eine Art von höhnischem Hochgefühl. Propaganda [...] soll "eine allgemeine Überzeugung von der Wirklichkeit einer Tatsache" herbeiführen und muss alle weitere Erörterung unterbinden."


Hat natürlich nichts mit dem Thema des Threads zu tun. :)

-> Quelle
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.

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Arum
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Beitrag von Arum »

So funktioniert's mit der Schwarzer-Hysterie:

Viewing news of trauma worse than experiencing it

WASHINGTON (AFP) - After the Boston marathon bombings, people who spent six hours a day scouring media for updates were more traumatized than those who were actually there, a U.S. study suggested.

The study raised questions about the psychological impact of repeated exposure to violence via digital and traditional media in the first major terror attack on U.S. soil since Sept. 11, 2001.

The findings were based on a survey of 4,675 adults taken shortly after the deadly April 15 attacks and the frenzied five-day manhunt in which one suspect, Tamerlan Tsarnaev, was killed and his brother, Dzhokhar, was arrested.

Dzhokhar Tsarnaev is accused of setting off homemade pressure cooker bombs at the race's finish line, killing three people and wounding 260, some of whom had limbs blown off by the force of the blasts.

Many of the bloodiest images were cropped or modified by major media outlets, but unedited pictures snapped by witnesses and raw video circulated widely on Twitter, YouTube, Facebook and other social media, said study co-author Roxane Cohen Silver.

"What was striking was the impact of this media exposure even for people who knew nobody, who weren't there that day," Silver, professor of psychology at the University of California Irvine, told AFP.

"Media exposure was a stronger predictor of acute stress response than having been there," she said.

Acute stress response was defined as a set of symptoms including intrusive thoughts and ruminations, flashbacks, feeling on edge or hypervigilant, and trying to avoid reminders of the event. Survey respondents were asked within two to four weeks of the bombings about their media consumption the week after the attacks, and about their psychological stress symptoms.

http://www.koreaherald.com/view.php?ud=20131211000985

Man braucht also nur erschütternde Medienberichten um Entrüstung gross schüren zu können.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Aoife »

          Bild
Arum hat geschrieben:Man braucht also nur erschütternde Medienberichten um Entrüstung gross schüren zu können.
Nicht nur einfache "Entrüstung" wird so erzeugt, sondern akutes Psychotrauma, in dem der Mensch nicht mehr denken kann und daher bereit ist jedem selbsternannten Führer blind zu folgen.

Daraus erklärt sich dann:
          Bild
Nymphe hat geschrieben:"Hier kommt ein Faktor ins Spiel, den diejenigen unterschätzen, die in Demagogie nichts anderes am Werk sehen als Irrtum, Blindheit oder Wahn und ihr deshalb mit den Mitteln des vernünftigen Einspruchs zu Leibe zu rücken versuchen. ..."
- dass Aufklärung nicht funktioniert hat nichts mit der unterstellten "Dummheit der Massen" zu tun, sondern es wird mit einer frei erfundenen "Gefahr" ein Reflex ausgelöst, der bei einer echten Gefahr Gefahr die Überlebenschance der Gruppe steigern würde ... das ist die Grundlage von Herrschaft.

Das als "Wahn" zu sehen ist grundsätzlich nicht falsch, auch wenn es sich nicht um einen krankhaften Wahn des Einzelnen, sondern um einen absichtlich durch Falschinformation herbeigerufenen Wahn handelt - der Fehler liegt im Glauben dass ein solcher Wahn durch richtige Information "geheilt" werden könnte ... ist die Schwelle zum wahnhaften Empfinden einmal überschritten, so ist dieser einfache Rückweg nicht mehr möglich.

Wenn wir nicht zynisch werden und uns darauf beschränken wollen lieber zu den Herrschenden als zu den Beherrschten zu gehören, so bleibt nur der therapeutische Weg. Allerdings bedeutet das das gesamte Wahnsystem in Frage zu stellen - und wie C.G. Jung sagte, wenn die Menschen psychisch gesund würden, dann würden Staaten und Regierungen sich ganz von alleine auflösen ... Nymphe's Ansatz die strukturelle Identität Schwarzer'scher Propaganda mit NAZI-Propaganda aufzuzeigen ist sicherlich richtig, kann aber nur bei denjenigen zum Tragen kommen, die die Richtigkeit dieses Ansatzes auch dann noch erkennen können wenn ihnen klar wird, dass nicht nur Alice's Abolutionismus, sondern der Glaube an jedes Herrschaftssystem, auch an angebliche gute, ihnen abhanden kommen wird, wenn sie sich auf diese Empfindungsweise ehrlich einlassen.

Viele werden vor diese Wahl gestellt lieber den zynischen Weg wählen, auch wenn die Hoffnung zu den Herrschenden überhaupt dazugehören zu können auch nichts anderes als ein mit ausgefeilter Propaganda induzierter Wahn ist ...

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von ehemaliger_User »

Aoife, setzen diese Menschen bewusst Falschmeldungen ab oder glauben sie selbst schon in ihrem Wahn was sie da sagen?
Zuletzt geändert von ehemaliger_User am 14.12.2013, 12:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schwarzer & Co. folgen schlicht ihrem natürlichen Instinkt Macht auszuüben. Ein typischer Erfolgsmechanismus wie ich meine.
Aoife hat geschrieben:[M]it einer frei erfundenen "Gefahr" [wird] ein Reflex ausgelöst, der bei einer echten Gefahr [] die Überlebenschance der Gruppe steigern würde ... das ist die Grundlage von Herrschaft.
Eine Gesellschaftsgruppe, die ständig mit Fehlalarm überreizt oder geblendet wird, wird irgendwann orientierungslos handlungsunfähig und somit zahm beherrschbar. Vgl. auch wie Religion und Wahrnehmungsfehler zusammenhängen Michael Shermer: "self-deception / Selbsttäuschung" (mit Video).





Weil Machtausübung vmtl. ein angeborenes Handlungskonzept ist wessen sich Schwarzer & Co. hier bedienen (das Prinzip von Emanzipation ist es aufzusteigen und Teilhabe zu erreichen), wenden Feministen ja auch so oft und kenntnisreich den Vorwurf gegen Prostitution, da ginge es um Macht, der Freier würde angeblich Macht kaufen (eine freudsche Fehlleistung?). Nichtsdestotrotz ist zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Angebot und Nachfrage immer auch ein Machtverhältnis was bisweilen katastrophal entartet vgl. Ehernes Lohngesetz von Ferdinand Lassale (1825–64).

Herrschaftswissen anzuwenden ist letztlich das was unten von den Betroffenen als Ausgrenzung/Marginalisierung wahrgenommen wird ("teile und herrsche"). Das Prinzp wird bekanntlich auf Prostitution perfekt angewendet (Kriminalisierung, Sperrgebiete, "Sittengesetz"...).


Wir müssen unsere Selbstimmunisierungs-Strategien stärken:

- Eine ist es z.B. gar nicht an diesem öffentlichen Streit-Diskurs teilzunehmen, sondern sich zu konzentrieren erfolgreich in der Sexarbeit zu sein, sich auf seine privaten Sachen zu konzentrieren. Das machen die meisten Sexworker und Frauen (Familie). Deshalb sind sie nicht hier im Forum und nicht in der Hurenbewegung *LOL*
- Shameless Slut (Veronica Monet)
- Kingkong Theory (Virgine Despentes)
- Tantra (Kultrituale der Sexgött_innen)
- SW Coming-out Gruppen (Stammtische)
- SW Legalisierungs-Workshops (Sexworker Academy so wie von Stephanie Klee entwickelt)
- Aufklärung über die Wirkung von "Poverty Porn" (so wie oben von Aurum verlinkt die Forschung von Prof. Roxane Cohen Silver Uni Calif.)
- Affirmative Action Policy (Sexworker Selbstermächtigungs Strategie - S³)
- Vernetzung (Sexworker Forum, FB, Fachtagungen)
- Versicherung (SW Künstler Sozialkasse)
- Hilfsorganisationen Infrastruktur (Hurenberatungsstellenbewegung)
- Selbstmedikation mit Dopamin Antagonisten
- ...




__
Shock Doktrin (Naomi Klein) www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=99389#99389

False Memory Syndrom (Elizabeth Loftus) www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=135634#135634

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Beitrag von Aoife »

          Bild
ehemaliger_User hat geschrieben:Aoife, setzen diese Menschen bewusst Falschmeldungen ab oder glauben sie selbst schon in ihrem Wahn was sie da sagen?
Ich kenne keine Studien die speziell "diese Menschen" betreffen, denke aber grundsätzlich dass sie ebenso wie ihre (letztlich viel zahlreicheren) Opfer auch selbst diesen Wahnvorstellungen erliegen, also nicht "rein böse" im Sinn von bewußtem Lügen sind.

Von diesem Menschenbild herkommend würde ich auch Folgendes:

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Weil Machtausübung vmtl. ein angeborenes Handlungskonzept ist wessen sich Schwarzer & Co. hier bedienen (das Prinzip von Emanzipation ist es aufzusteigen und Teilhabe zu erreichen), wenden Feministen ja auch so oft und kenntnisreich den Vorwurf gegen Prostitution, da ginge es um Macht, der Freier würde angeblich Macht kaufen (eine freudsche Fehlleistung?).
dahingehend relativieren, dass Machtausübung eben kein angeborenes Handlungskonzept ist, sondern die Fähigkeit unter katastrophalen Umständen Verantwortlichkeitsausübung zu entwickeln angeboren ist - Machtausübung ist ein pervertierter Abkömmling davon, der die Dauerkatastrophe erst erzeugt um sich zu stabilisieren.

Hieran teilzunehmen, was ich oben als "zynisch" bezeichnet habe, ist zwar im Schwarzer'schen Feminismus erklärtes Ziel, hat aber mit Emanzipation nichts zu tun, ist sogar ihr Gegenteil.

Hierarchie ist Folge des Patriarchats, und dieses beruht nicht auf "den bösen Männern" sondern auf einem pervertierten Männerbild in den Köpfen von Männern *und* Frauen, Teilhabe an dieser Perversion hilft keinem, auch wenn Frau Schwarzer das gerne möchte.

Liebe Grüße, Aoife
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