Ökonomie der Sexarbeit

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
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Marc of Frankfurt
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Existenzsicherung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=s6zVj3nBmNs[/youtube]


Bedingungsloses Grundeinkommen (bGE)

Auch ein Schutz gegen sog. Zwangsprostitution?!
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 20.01.2011, 09:36, insgesamt 1-mal geändert.

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Marc of Frankfurt
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communityfinanziertes Fotoprojekt

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Eine Webseite zur gemeinsamen Finanzierung von Projekten 1)

Ein fantastisches Fotobuchprojekt 2)

Von einem inspirierenden jährlichen US-Festival zur Sonnenwende 3)




1) www.kickstarter.com/projects/juliancash ... -table-boo zu viel nackte Haut für normale US-Verlage?

2) www.thePeopleofBurningMan.com Fotos von www.julianCash.com

3) http://de.wikipedia.org/wiki/Burning_Man - www.burningman.com



Bild

Nachtrag:
Finanzierungsziel 25.000$ wurde mit 365 Spendern a 70$ in ca. 15 Tagen erreicht.
(Beim Festival gab es 50.000 Teilnehmer).
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 20.02.2011, 12:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Volker Pispers, Auftritt in Bonn

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Leistungsprinzip und Arbeitszwang im Kapitalismus erklärt:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=EslSlaZzkp4[/youtube]

Das volle Programm - 45 Minuten
www.youtube.com/watch_popup?v=TltEZ0C9XJE&vq=medium





Aufstieg und Fall der Meritokratie [Leistungsgesellschaft]
Lord Ralf Dahrendorf
2005
www.project-syndicate.org/commentary/da ... f37/German





Die Propaganda um Zwangsprostitution und Menschenhandel soll von legalisierter Ausbeutung ablenken.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.02.2011, 12:43, insgesamt 2-mal geändert.

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Wissenswertes

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Geld kann man nicht essen
Geld macht nicht glücklich

aber es besänftigt Existenzangst und
verhindert Zwangsprostitution



Interessenvertretung, Lobbying und Werbung gibt es mit und ohne Geld:
Unser Sexworker Forum funktioniert ohne Geld.
(Aber es kostet natürlich Geld.)

Sex gibt es mit und ohne Geld:
Unsere Sexarbeit funktioniert nur mit Geld.


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3NP3uw4w2qc[/youtube]


Liste von allen 12 sehenswerten Video-Lektionen zum BGE:
http://grundeinkommen.iovialis.org/g02.html
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.02.2011, 01:05, insgesamt 2-mal geändert.

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Aoife
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Re: Wissenswertes

Beitrag von Aoife »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Geld kann man nicht essen
Geld macht nicht glücklich

aber es besänftigt Existenzangst und
verhindert Zwangsprostitution



Unser Sexworker Forum funktioniert ohne Geld
Unsere Sexarbeit funktioniert nur mit Geld
Darüber hinaus ist Geld auch Zeichen des von (fast) jedem erwünschten Erfolgs.

Wenn ich sage "Das ist ein erfolgreicher Mann", dann wird jeder sich unwillkürlich fragen, wieviel dieser Mann denn so verdient. Keiner wird darüber nachdenken, ob der Mann eventuell nur heute erfolgreich seine Zähne geputzt, oder erfolgreich sein Mittagessen verspeist hat.

Durch diese enge Verbindung von Geld und Erfolg in unserem Denken kommt es aber auch dazu, dass Geld nicht nur die Trophäe für realen Erfolg sein kann, sondern ebensogut den gar nicht vorhandenen Erfolg symbolisch ersetzen kann. Man denke nur an die hohen Boni für Banker, die ihr Institut in den Sand gesetzt haben.

So sehr ich mich darüber freue, dass ausreichend Motivation gegeben ist, um unser Forum auch ohne Geld funktionieren zu lassen - ich habe den leisen Verdacht, dass es nur ohne Geld funktionieren kann, da unser Wille zum Erfolg so auf die Sache gerichtet bleibt und nicht durch den Wunsch nach rein finanzellem Erfolg ersetzt werden kann.

Ich danke allen, die sich hier um der Sache willen engagieren, von Herzen.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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halber königlicher Beistand

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Königin Sylvia von Schweden finanziert eine halbe Sozialarbeiter Stelle, die sich in Berlin um die Jungs und Kinder vom Bahnhof Zoo kümmern

Childhood Foundation von Königin Silvia von Schweden (Stifterin) finanziert diese halbe Sozialarbeiterstelle für "berliner jungs". Mehr Infos:
www.hilfe-fuer-jungs.de


Quelle (Audioclip 1,5min):
www.inforadio.de/programm/schema/sendun ... 54218.html

Info zum Film
"Die Jungs vom Bahnhof Zoo"
von Rosa von Praunheim:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=92635#92635
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.02.2011, 01:09, insgesamt 3-mal geändert.

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Stellenangebote für SW

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Aoife hat geschrieben:Ich danke allen, die sich hier um der Sache willen engagieren, von Herzen.
Dem kann ich mich nur anschließen. Und dennoch ist mehr möglich z.B. dann, wenn ein Informationsbüro aufgebaut werden soll und eine höhere Verbindlichkeit, Kontinuität, Professionalität oder Langfristigkeit umgesetzt werden sollen, als wie wir d.h. unsere Aktiven es bisher leisten konnten oder wollten.





Personalpolitik beim Sexworker Dachverband Australien

Scarlet Alliance Positions Vacant – 2


Note: Sex work experience is essential for both positions

1. Policy Officer:
2.5 days per week - based at the Scarlet Alliance Sydney office

2. National Training & Assessment Program Coordinator:
4 days per week - based either at the Sydney office or an established home office outside of NSW for experienced applicants


See our vacancies page for more information and details on how to apply:
www.scarletAlliance.org.au/vacancies
(bei den downloads muss evt. die Dateiendung .pdf manuell hinzugefügt werden)


Schöner Bewerbungs-Kit drückt das emanzipatorische Selbstverständnis und die Erfahrungen dieses staatenübergreifenden Sexworker Verbandes aus.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 20.02.2011, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Krankenversicherung u Soziales Netzwerk

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Spendenaufruf für Sexworker Pornostar


Viele Sexworker sind nicht ausreichend versichert und in den USA ist Krankenversicherung eh ein Politikum welches erstmals Obama verbessert hat.


Nina's been sharing her love with us for years. Let's show her how much we appreciate it, and her. Please give what you can. Thanks!

She is seeking funds to cover her recovery from surgery, tentatively scheduled for mid-March2011. Recovery will take 2-4 weeks, depending on how it goes.

Ziel 20.000 $, die Hälfte ist schon beisammen:
www.giveforward.com/giveitawayfornina



Ihre Rede bei der Fachtagung Prostitution:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=84847#84847
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 20.02.2011, 12:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Zitatesammlung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das theoretische Gegenmodell zum Konzept "Zwangsprostitution / Sklaverei" heißt "bedingungsloses Grundeinkommen (bGE)"



[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wcCdyRmalZs[/youtube]



Aber unsere Welt ist nuneinmal ein Feld der globalen Konkurrenz und auch künstlich verknappten Ressourcen, wo wir gerade zahlreiche Hungerrevolutionen erleben...

Sexworker und Migranten sind es, die die ubiquitäre Macht des Marktmechanismus verstanden haben und versuchen geschickt ihre eigenen Ressourcen und Überlebensfähigkeiten ins globale Kräftespiel einzubringen...


Nicht Prostitution bekämpfen - Sondern Armut abschaffen !!!

fight poverty - not prostitution !!!

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ZDF-Umfrage

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Jetzt - on-line Abstimmung

Wenn ich monatlich ein "Bedingungsloses Grundeinkommen" von 1000 Euro erhalten würde, dann würde ich ...

http://www.heute.de/ZDFde/inhalt/7/0,18 ... 83,00.html

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friederike
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RE: Ökonomie der Sexarbeit

Beitrag von friederike »

Das Forum und besonders dieses Thema sind inzwischen ziemlich weitläufig, deshalb bitte ich gleich um Nachsicht und Verständnis, wenn ich eine Frage anspreche, die schon anderswo beantwortet ist. Die vielen sehr kenntnisreichen UserInnen können vielleicht helfen.

Also: ich habe mich kürzlich mit meiner "Chefin", also der Betreiberin unseres Bordells unterhalten. Sie hat Ende der 70er Jahre in einem Berliner Bordell mit der Sexarbeit angefangen. Damals, sagte sie, fing die Hurenbewegung gerade an im Gefolge der sexuellen Befreiung Ende der 60er Jahre, und grosse Figuren wie Pieke Biermann traten hervor. Aber die Strukturen waren noch bestimmt durch die sittenpolizeiliche Repression, die Überwachung und das im Vergleich zu heute noch schärfere Stigma. Die Frauen brauchten zum Beispiel einen "Bockschein", eine Art Dienstausweis (scheint in Österreich heute noch der Fall zu sein).

Aber man konnte, real gerechnet, damals in der Prostitution wesentlich mehr verdienen als heute, sagte sie. Sowohl die Preise als auch die Kundenfrequenz waren viel höher. Ein Beispiel, das sie angab: ein VW Golf entsprach einem halben Monatsumsatz. Klar, ein VW Golf 1978 ist nicht das gleiche wie ein VW Golf 2011, aber es gibt eine Vorstellung.

Das Angebot war knapper, die Frauen waren weit überwiegend Deutsche, aus dem Ausland kamen Französinnen als Konkurrenz, aber Osteuropa war nicht existent. Die Formen und Marktsegmente waren anders als heute, die Gewichte zwischen Strasse, den verschiedenen Klassen von Bordellen, Edelclubs, Hotels, Escorts unterschiedlich. Wohnungen (separate Appartments) waren eine Zeitlang absolut angesagt, weil die Zeitungen begannen, Kontaktanzeigen anzunehmen. Grossbordelle, FKK und Flatrate wären damals unvorstellbar gewesen, ohne Genehmigungs- oder Duldungschance.

Der Zustrom aus Osteuropa und der Dritten Welt haben sicher zur Erweiterung des Angebots beigetragen mit der Folge, dass die Preise und erzielbaren Einkommen gesunken sind (Meinung meiner Chefin, ich weiss nicht, ob das stimmt). Aber sie meint, dass auch die Senkung der Kriminalisierungsschwelle und die Abschwächung des Stigmas zum Preisrückgang beitragen. Ausserdem meint sie, dass es mehr Frauen als früher gibt, die in den Discos usw. leicht zu einem ONS zu überreden sind. Die HIV-Gefahr, von der sie eine Zeitlang meinte, es könnte das Ende ihres Berufs sein, hat sich weder von der faktischen Gefahr (Prostitution ist nicht das Hauptrisikofeld) noch von der Kundenwahrnehmung so dramatisch ausgewirkt, aber man weiss nicht, ob sich dadurch die Nachfrage abgeschwächt hat.

Andererseits müssten gesunkene Schwellen und Preise auch zu einer verstärkten Nachfrage führen, es müssten also mehr Kunden im Markt sein.

Mein Eindruck ist (auch aus den Kontakten und Anfragen von Diplomarbeiten und anderer Feldforschung), dass wir reichliche Studien haben über die soziale Situation von Sexarbeiterinnen, ihre Beweggründe, Herkunftsländer usw., also alle Informationen, die man vergleichsweise einfach anhand von Fragebögen bei mehr oder weniger zufällig ausgewählten Sexarbeiterinnen erheben kann. Über den Markt selbst, die Angebote, die Auswirkungen von Medieneinflüssen (Internet, Printmedien, ..) scheint man aber sehr wenig nicht nur zu wissen, sondern auch zu forschen, besonders nicht aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht. Schon über die Marktgrösse hört man anscheinend immer nur sehr grobe, zum Teil nicht plausible Zahlen.

Ist mein Eindruck richtig? Ich gebe gern zu, dass ich nur sehr oberflächliche Versuche gemacht habe, die Literatur (und schon den Wissensschatz dieses Forums) aufzuarbeiten. Es würde mich auch interessieren, ob aus Sicht der historisch interessierten UserInnen die Aussage meiner Chefin stimmt, dass die Einkommen zurückgegangen sind.

Friederike

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Strukturwandel

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Laura Agustín fordert eine eigene Forschung der Erotikindustrie
New Research Directions:
The Cultural Study of Commercial Sex

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=46270#46270


Das bedeutet Sexwork als wirtschaftliche und gesellschaftliche Branche anzuerkennen. Diese Materialsammlung in diesem Sammelthema und viele andere im Sexworker Forum gehen diesen Weg. Doch die Themen Sexualität und ihre Teilmenge Prostitution sind tabuisiert, es gibt kaum Forschungsmittel oder wissenschaftliches Renommee und organisierte Datensammlung findet nur statt im Kontext von Täter-Opfer-Diskursen, Kriminalität etc.




friederike hat geschrieben:ein VW Golf entsprach einem halben Monatsumsatz. Klar, ein VW Golf 1978 ist nicht das gleiche wie ein VW Golf 2011, aber es gibt eine Vorstellung.
Monatsumsatz vor Kosten und Steuern in Höhe von zwei VW-Golfs wäre heute 34.000-56.000 Euro (1000-1900 Euro/Tag). Aha, Danke für die Info.
Wie waren die Preise damals 1978?
- Aufrund von moderner Ausstattungsvielfalt und Extras sind die Fahrzeuge heute teurer, aber
- Aufgrund optimierter Serienproduktion sind sie heute preiswerter und es muß prozentual weniger vom Einkommen aufgewendet werden.





Schon Kinsey hat den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Liberalisierung (vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr) und sinkender Bedeutung der Prostitution (Preise) gemessen.

Ein informeller Arbeitsmarkt wie Sexwork lies sich nie schützen und ist daher direkt und extremst von Osterweiterung und Migrationsproblematik betroffen:
www.sexworker.at/migration

Der technologische Wandel (Porno, Internet, Mobiltelefon) hat auch zu wesentlichen Veränderungen beigetragen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=780


Diese politischen-sozialen-technologischen Faktoren sauber zu trennen wird kaum möglich sein (Faktorenanalyse).
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.02.2011, 15:55, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von friederike »

@Marc,

vielen Dank - auch für die Hinweise & Links.

Die überschlägige Kalkulation der "Chefin": Preis für einen VW Golf rund 10.000 Mark, gute Ausstattung. Preis für den Fick: 100 Mark aufwärts, guter Tagesdurchschnitt: 8 Gäste.

Ob's stimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Das war, sozusagen, vor meiner Zeit. (Leider?)

Man könnte sich einmal vorstellen, Sexarbeit würde so "normal", dass sich grosse Unternehmen damit befassten, Aktiengesellschaften, wie es sie in Australien schon geben soll. Dort würde natürlich eine Marktforschung betrieben, mit Faktorenanalyse und allem ....

LG,
Friederike

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RE: Ökonomie der Sexarbeit

Beitrag von Jupiter »

Friederike, die Relationen waren damals sicher in vielfältiger Hinsicht anders.

In dem Video, welches christian kürzlich als "St. Pauli geschichten" eingestellt hat, wurde berichtet, dass ein paar Zuhälter damals dort mit Rolls Royce fuhren.

Das P6-Angebot war ausnahmslos auf den Rotlicht-Bezirk beschränkt und durch die Auflagen auch eingeschränkt.

Als Kunde musstest du vor Ort schauen, nix mit Anzeigeblättern und Telef.-Nr. Da wurdest du vor Ort geil gemacht, dass der Druck so groß wurde, dass ................
Einfach mit heute in vieler Hinsicht nicht vergleichbar.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Beitrag von fraences »

ich kenne noch eine Frau in Zürich, wo die Sexworker aus ganz Europa zu ihr kamen und die bestbetuchten Herren bei ihr ein und aus gingen ohne das sie jemals eine einzige Anzeige geschaltet hatte. (das ging damals nicht) und sie sagte mir im Jahre 1983
"Das Geschäft wird an die Werbung kaputt gehen."

Liebe Grüße
Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Beitrag von friederike »

@Jupiter, @fraences,

das mit den Rolls-Royces hat meine Chefin auch erzählt. Es soll sogar Frauen gegeben haben, die so etwas hatten.

Aber Euer Punkt ist gut: Markttransparenz bedeutet vielleicht auch, dass Preise sinken.

Die Vorhersage in 1983 war bestimmt kühn. Hätte man nicht vermutet, dass die Möglichkeit, zu werben, das Geschäft anfeuert?

LG,
Friederike

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Beitrag von Ariane »

In Berlin wird im Tip-Magazin und BZ an einer Adresse noch "mit Preisen wie zu 1977" geworben. Hi hi....
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RE: Ökonomie der Sexarbeit

Beitrag von Jupiter »

Ich habe 1975 viele Gespräche gehabt, als ich für einen längeren Lehrgang in Hamburg war; wir hatten einen Lehrgangsteilnehmer, bei dem jemand aus dessen Verwandtschaft ein Lokal auf dem Kiez hatte und wir dort nachts öfters am WE "versackt" sind. Hier machten öfters die "Mädels" sich "Luft" und erzählten oftters sehr freimütig. Tatsache war, dass der Zuhälter am meisten verdiente und auch es meist fertigbrachte, dass "Neue" den Schein bekamen, obwohl eigentlich eine stillschweigende Kontigentbegrenzung war.

Schlussendlich glaube ich nicht, dass es damals für die Frauen besser war, besonders weil sie in starker Abhängigkeit waren. Von den subtilen Einschüchterungen und "Brandungen" (wie beim Vieh wurde die Eigentümermarke den Damen eingebrannt).

Gruß Jupiter
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Beitrag von friederike »

@Jupiter, das stützt unsere These, dass von einer Regulierung der Prostitution und von staatlicher Repression in erster Linie Zuhälter und andere Kriminelle profitieren.

Allerdings scheint es auch damals schon Möglichkeiten gegeben zu haben, sich davon freizuhalten, allerdings hat das wohl starke Frauen erfordert.

LG,
Friederike

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Geld und Geschlechtsrollen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Grenzen des Wachstums und Finanzkrise - Oder wie die Ökonomie den demographischen Wandel bestimmt:

Die Bumerang-Generation



Niederlande: Jungen Männern droht der soziale Abstieg

01.03.2011 (Die Presse)
Den Haag/Htz.

Laut einer niederländischen Studie sind die Zeiten vorbei, in denen Kinder eine bessere Ausbildung als ihre Eltern bekamen. Vertreter der sogenannten „Bumerang-Generation“ ziehen häufig ins Elternhaus zurück.

Jan ist 27 Jahre, war drei Jahre verheiratet, ist inzwischen geschieden – und wohnt jetzt wieder bei seinen Eltern. Jan ist ein typischer Vertreter der sogenannten „Bumerang-Generation“ – das sind junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren, die das Elternhaus bereits verlassen haben, dann aber wieder zurück ins Hotel Mama kehren, weil sich in ihrem Leben etwas grundsätzlich geändert hat. Das kann eine Scheidung sein wie bei Jan oder einfach der Umstand, dass viele Jugendliche in diesem Alter derzeit wegen der Wirtschafts-, Finanz- und Schuldenkrise keinen Job auf dem Arbeitsmarkt finden.

„Die Zeiten, in denen die meisten Kinder eine bessere Ausbildung erhalten haben als ihre Eltern, sind vorbei“, heißt es in einer aktuellen Studie des niederländischen „Sociaal en Cultureel Planbureau“ (SCP). Die SCP-Forscher kommen zu dem Schluss, dass es vor allem für junge Männer „immer schwieriger wird, einen besseren Job zu bekommen als ihre Väter“. Nur für junge, gut ausgebildete Frauen gebe es noch berufliche Aufstiegschancen.


Gewohnter Luxus nicht mehr leistbar

„Etwa ein Viertel der Männer, die zwischen 1985 und 1994 geboren sind, werden das Ausbildungsniveau ihrer Eltern nicht mehr erreichen“, stellt die SCP-Studie fest. Im Klartext heißt das, dass vielen jungen Männern de facto der soziale Abstieg droht. Den Luxus, den sie als Kinder gewöhnt waren, könnten sie sich später nicht mehr leisten.


Die Kluft zwischen Arm und Reich vertieft sich weiter

Gut ausgebildete Männer und Frauen bleiben beide nach einer Heirat berufstätig und karriereorientiert sowie als Doppelverdiener finanziell gut gestellt.

In jungen Ehen, in denen das Ausbildungsniveau beider Partner niedrig ist, dominiert das Rollenbild, der Mann sei der Ernährer und die Frau müsse zu Hause bleiben.


("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2011)
www.diepresse.com/home/panorama/welt/63 ... le-Abstieg





Konservative oder progressive Familien- und Rollenmodelle sind letztlich stärker abhängig vom Wohlstandsniveau als von unserer eigenen emanzipatorischen Einstellung. :-((


Ökonomische Theorie der Prostitution:
Dort wo das männliche Berufseinkommen nicht ausrecht für eine attraktive Partie, wird Prostitution eine Form der sexuellen Freizeitgestaltung und Geschlechtsbeziehung in Konkurrenz zum Institut der Ehe. Prostitution als soziales Konnexinstitut für die ärmeren Schichten...
Edlund, Prof. Lena and Prof. Evelyn Korn (Uni Marburg): "A Theory of Prostitution" (2001):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=30951#30951





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