Geld - Macht - Sex

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Marc of Frankfurt
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Geld - Macht - Sex

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hier und auf den folgenden Seiten:

Skandale um Macht - Geld - Sex





Zeittafel:


Griechenland: Hetärenkultur und Skandale der Antike z.B. Phryne, als Aphrodite (s.u.) und
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Rom: Vergewaltigung der Lukrezia und Gründungsmythos des Imperium Romanum 500 v.Chr. (s.u.)

Kanaan: Rahab von Jericho
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=37178#37178

Byzanz: Kaiserin Theodora I aka. Lycisca 500-548 n.Chr.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=32362#32362

Rom: Päpstin Marozia und die Pornokratie im 10. Jh. (s.u.)

Byzanz: Roxalana und der osmanischen Sultans Süleyman, der vor Wien stand (s.u.)

Rom: Mätressen Vannozza und Julia Farnese, Geliebte des Papstes Alexander VI., dem Borgiapapst (s.u.)

Bayern: Wittelsbacher Fürstensohn verliebt sich im FKK-Club in Agnes Bernauer (1410-1435)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=39226#39226

F: Diane de Poitiers (1499-1566), Mätresse von Frankreich
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=33814#33814

B: Prinzessin Margaretha von Waldeck. Starb sie 1554 als Schneewitchen? s.u.

D: Friedrich August I./August II. von Polen/Großherzog von Litauen (1670-1733), der Sächsische Sonnenkönig und seine 10 Mätressen
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=51805#51805

F: Madame de Montespan und der Sonnenkönig Ludwig XIV. s.u.

F: Marie-Jeanne Bécu, comtesse du Barry (1743-1793 Schafott) SW Mätresse von Ludwig XV
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=99167#99167

F: Königin Marie Antoinette als Hure beschimpft, später geköpft. s.u.

USA: Madame Lou Graham (1861-1903), the Seattle Madam.

D: Lola Montez und der König von Bayern I

B: Luxusleben des Eigentümers vom Kongo, Villa vom belgischen König Leopold II (1835-1909)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=41631#41631

China: Die herrschende Konkubine, Kaiserin Xiao Qin Xian - Cixi (1835-1908) s.u.

USA: The Mann Act (Anti-Menschenhandelsgesetz) gegen schwarzen Boxstar Jack Johnson (1878 – 1946)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=38558#38558

A: Selbstmord Kronprinz Rudolf von Habsburg 1889 s.u.

I: Geheimdienst MI5 zahlte ab 1917 mehr als ein Jahr lang Geld an Benito Mussolini für dessen Aufstieg und Affären
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=67465#67465

D: Sexworker kamen ins Nazi-KZ und Lagerbordell
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=37605#37605

UK: Profumo Affäre: Rücktritt der Regierung wg. Callgirl Christine Keeler, London 1962
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=88901#88901

A: Der Fall Lucona um Udo Proksch, Café Demel, Wien 1976
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=66780#66780

UK: Geheimdienst MI5
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=37992#37992

RUS: Russischer Staatsanwalt Yuri Skuratov mit Bordellfilm entmachtet
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=36159#36159

D: VW Affäre Wolfsburg 2007
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=65698#65698

D: "Sachsensumpf" 2007
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=63095#63095

I/D: Mafia
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=38416#38416

D: Ehrenmorde
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=32793#32793

UK: City Boys, Sex and the City und die Welt-Finanzkrise 2008
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=42184#42184

US: AG Eliot Spitzer tritt zurück als Prostitutionskunde 2008
www.sexworker.at/phpBB2/download.php?id=616

RUS: Priester in Moskau von Stricher ermordet 2009
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45290#45290

RUS: Geheimdienst FSB filmt britischen Konsul James Hudson im russischen Bordell in Jekaterinenburg 2009
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=61098#61098

BG: Mafia und Frauenhandel Bulgarien 2010
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=75537#75537

USA/F: DSK vom IWF und das Zimmermädchen in NYC 2011
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=7955

F/Int: DSK und der Prostitutionsring des Dominique «Dodo» Alderweireld in Lille 2011
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=105574#105574

H/D: Orgie der Hamburg Mannheimer in Gellért Therme Budapest 2007
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=7980

Manila: Paysex für Drogenbosse im Knast 2011
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=100069#100069

...

Liste von politischen Behördenübergriffen und staatlicher Unterwanderung:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=93535#93535

Länderberichte Vatikan:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=6323

...




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ARD-Dokumentation zur VW-Affäre

Ein Lehrstück über
"Prostitution und Herrschaft"



Der Inhaber von Porsche und Manager von VW schafft es mit dem Staatskonzern VW für seine Firma Porsche Gewinne zu erwirtschaften, um schließlich die Kontrolle im Konzern VW zurück zu kaufen.

Die Gewerkschaften sind ihm lange eine Hilfe auf diesem Weg. Wenn sie jedoch auf dem Weg zum globalisierten Konzern nicht mehr gewünscht werden, werden sie mit Hilfe einer Prostitutionsaffäre ausgeschaltet.

Solange und weil Prostitution gesellschaftlich tabuisiert ist, ist sie andererseits geeignet als perfides Mittel im Machtkampf um politische und ökonomische Herrschaft.

Abermals ein furioses Beispiel, wie mit Sexualitätskontrolle d.h. Prostitutionsstigma die herrschende Kultur und Machtordnung hergestellt wird.

Geld und Macht sind quasi die kulturellen Nachfahren der biologisch archaischen Vorfahren Sexualität.

Warum sollte man das Prostitutionsstigma abschaffen wollen, wenn sich damit so elegant die Fäden ziehen lassen?





Text von der Sendungshomepage:

Die Macht, die Gier und der Größenwahn


Bild

Wie der Milliardär Ferdinand Piëch und der Schmied Volkert VW beherrschten.


Film von Hubert Seipel

Es geht um Milliarden und Sex, um Betrug und Macht und Manipulation. Es geht um einen Namen, der immer noch für Deutschland steht: VW - die Erfolgsgeschichte eines Unternehmens, das mit dem Käfer den Mythos vom Wirtschaftswunderland schuf.

Die Prozesse in der VW-Affäre rücken zwei Männer ins Rampenlicht, deren zentrale Rolle im Konzern außer Frage stand. Der eine: Ferdinand Piech, Techniker und menschenscheuer Milliardenerbe. Er ist und war die treibende Kraft bei VW. Ohne ihn geht nichts. Piech verwirklicht derzeit einen alten Traum der Familie Porsche: Der Enkel des VW-Gründers Ferdinand Porsche führt Porsche und VW wieder zusammen.

Der andere: Klaus Volkert, gelernter Schmied und über Jahre Betriebsratsvorsitzender des größten Autokonzerns Europas, vor Jahren einer der mächtigsten Männer der Gewerkschaft IG Metall. Er setzte in den 90er Jahren die 28-Stunden-Woche bei VW durch und rettete 30.000 Arbeitsplätze. Der IG-Metall Gewerkschafter saß jahrelang im Aufsichtsrat von VW, wurde hofiert von Politikern und Managern. Klaus Volkert sah sich immer auf Augenhöhe mit den Mächtigen. Jetzt steht er mit einem Beim im Gefängnis, weil er die Bodenhaftung verlor.

Der Schmied und der Milliardenerbe. Sie spielten sich über Jahre die Bälle zu. Ohne Piech ist "das System VW", dem nun der Prozess gemacht wird, nicht zu erklären. Piech hat immer die Allianz mit der IG Metall gesucht, um seine Ziele durchzusetzen - wenn es sein musste, auch gegen den eigenen Vorstand. Die gängige Währung: sichere Arbeitsplätze, Vorzugsbehandlung. Er war es auch, der dem VW-Personalvorstand Peter Hartz freie Hand ließ, den Betriebsratsvorsitzenden Volkert und weitere Kollegen zu verwöhnen. Und Volkert garantierte im Zusammenspiel mit Piech den VW-Beschäftigten Arbeitsplätze und überdurchschnittliche Zulagen für unterdurchschnittliche Leistungen.

Nur die Schmutzarbeit überließ Piech anderen. Der Milliardär habe sich in seinem Leben schon immer aus prekären Situationen befreit, gab er der Staatsanwaltschaft sinngemäß zu Protokoll, weil er nie selbst Geld verteilt, sondern andere damit beauftragt habe. Und Vorgänge, die abgeschlossen seien, lösche er aus seinem Gedächtnis.

Sein Ziel lässt Piech dabei nicht aus dem Auge. Jetzt wächst zusammen, was für die Familien eigentlich schon seit dem Dritten Reich zusammengehörte: VW und Porsche, ein Imperium. Der Aktienkurs hat sich unterdessen verdoppelt.

"Mit Piech konnte man über alles reden", sagt der einstige Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert, dem nun wegen Untreue der Prozess gemacht wird, "es musste sich nur rechnen". Und so rechneten sich letztendlich auch Erste-Klasse-Flüge und Prostituierte auf Kosten des Hauses. Denn die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat stimmten immer für Piechs ehrgeizige und teure Träume - auch wenn es um den Kauf von Bentleys, Bugattis und Lamborginis ging und nicht um Wagen für das Volk.





Quellen:
ard-digital.de/programmvorschau/sendung.php?eventID=81523838
lernzeit.de/sendung.phtml?detail=899395
wdr.de/unternehmen/presselounge/programmhinweise/fernsehen/2007/05/20070523_diemacht_diegier.phtml





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Kommentar zur Doku

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wenn es so ist, wie der Film zwischen den Zeilen formuliert, daß der oberste VW-Lenker jederzeit über alles im Konzern informiert war,

dann wurde hier ein eiskalter genialer politisch-ökonomischer Mord inszeniert wie im spannendsten Shakespear-Drama.

Ein Mord wo allerdings kein Blut fließt, weil das Opfer (nur) sozial getötet d.h. geächtet wurde.

Und die Waffe heißt Prostitution.

Die Falle Prostitution konnte gegen seine männlichen Konkurrenten instrumentalisiert werden. Opfer des Prostitutionsstigma waren diesmal nicht die Huren und "normalen" Freier, sondern Vertreter der sog. ehrenwerten Gesellschaft.

Das gesellschaftliche Ideal der Asexualität, aus dem die Prostitutionsfeindlichkeit erwächst, dient zur Konditionierung und Selektion funktionstüchtiger Leistungsträger. Und im Bedarfsfalle auch gegen dieselben.

Solche Waffen funktionieren nur, solange Sexualität normkonform bzw. abgeschirmt privat und Prostitution konspirativ und streng geheim gelebt werden. Gegen solche Angriffe kann mann sich nur schützen, wenn mann Prostitutionsbesuche konspirativ und streng geheim unter falschem Namen etc. unternimmt. Somit wird alles beim alten bleiben. Eine Tragödie für uns alle, solange in der Welt Machtkampf, Bereicherung und Vorteilsnahme an der Tagesordnung sind.

Sexualitätskontrolle in genialisch-perfider Anwendung.
Wie gesagt ein Lehrstück.





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Korruption - Prostitution. Was ist verwerflicher?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Huren im Leipziger Rathaus

Sie trieben es in den Büros!


Leipzig - Korruption, Prostitution, Erpressung: Was als Stoff für einen handfesten Krimi herhalten könnte, ist in Leipziger Amtsstuben offenbar bittere Realität. Eine Bordell-Affäre erschüttert das Neue Rathaus. Politiker bestellten sich Huren in ihre Büros.

Spezielle Zuhälter wählten die Nutten aus, schmuggelten sie ins altehrwürdige Gebäude am Martin-Luther-Ring. Bis zu neun Prostituierte aus Tschechien waren zugange, um einen "engen Mitarbeiterkreis" zu erfreuen, sicherte aus einer Quelle des Landesverfassungsschutzes durch (KURIER berichtete). Unter den Beglückten sollen auch zwei bundesweit bekannte Politiker sein. Die deutsche Politik versinkt im Sex-Sumpf!

Einer, der die pikanten Akten kennt, ist der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Kupfer. Er gehört zur fünfköpfigen Parlamentarischen Kontroll-Kommission (PKK), die Licht in den Skandal bringen soll: "Ich dachte immer, dass es so etwas nur in miesen Krimis gibt, aber das gibt es auch in Sachsen." Auf 15 500 Seiten haben Verfassungsschützer unter dem Decknamen "Abseits" jahrelang aufgelistet, was die hohen Herren trieben. Darunter Politiker, Richter, Staatsanwälte, hochrangige Polizeibeamte. Im Visier der Strafverfolgungsbehörden ist auch der frühere Oberstaatsanwalt von Leipzig, Norbert Röger (1997-2005). Er soll sich durch Kontakte zum Rotlichtmilieu erpressbar gemacht haben. Auch die schmutzigste Art von Prostitution, Sex mit Kindern, ist im Spiel. Ein hochrangiger Polizeibeamter soll Mädchen, die als Ausreißerinnen auf der Straße lebten, dem Kinderbordell "Jasmin" zugeführt haben. Morgen befasst sich der sächsische Landtag mit dem Skandal.

Berliner Kurier, 04.06.2007





In der Affäre um die Datensammlung des sächsischen Verfassungsschutzes, die über angebliche kriminelle Netzwerke angelegt wurde, gibt es noch immer keine Klarheit, was überhaupt in den Akten steht.

Und doch ist der Schaden, den die rund 15.600 Blatt starke Sammlung verursacht hat, bereits jetzt erheblich. Dabei geht es nicht allein um die Frage, inwieweit sächsische Politiker und Beamte mit Delikten wie Kinderprostitution und Immobilienschiebereien von der organisierten Kriminalität erpresst werden konnten.

Methoden, wie wir aus dem VW-Fall lernen können, die nicht nur auf kriminelle Milieus beschränkt sind.





Buchempfehlungen

Jürgen Roth: Deutschlandwahn (amazon) und Anklage Unerwünscht (amazon) | Aspekte Reportage (aspekte.de).




Update:
http://www.taz.de/index.php?id=digi-art ... e=1&src=GI

Die Geschichte des Kinderbordell "Jasmin" in Leipzig

Der Skandal um das frühere Minderjährigenbordell in Leipzig ist ein wichtiger Teil der Ermittlungen im sogenannten "Sachsensumpf". Bis heute blieb vieles im Dunkeln

von Thomas Datt Arndt Ginzel
27. Juni 2008


1992 – Im Leipziger Stadtteil Lindenau, Merseburger Straße 115 betreibt der Ex-Boxer Michael Wüst das Minderjährigenbordell "Jasmin". „Mitinhaber“ war der Polizist G.
8 junge Frauen im Alter von 13 bis 19 Jahre lässt er für sich anschaffen.
[ Sexarbeit ab 16 Jahre war legal ]

Ende Januar 1993 – Polizisten stürmen das "Jasmin" und verhaften den Bordellbetreiber. Ein Jahr später wird ihm der Prozess gemacht wg. Menschenhandels, Zuhälterei und Kindesmissbrauchs. Richter Jürgen N. verurteilt Michael W. zu 4 Jahren Haft wovon er 2 Jahre und elf Monate absitzen musste. Für die Freier des Minderjährigenbordells interessiert sich niemand – weder nach der Auflösung des "Jasmin" noch bei der Gerichtsverhandlung gegen den Zuhälter.

Der vors. Richter Niemeyer der Strafkammer des LG Leipzig wird später von Prostituierten als Ingo, als dominanter Freier sehr junger Prostituierten bezeichnet.
Der Spiegel, der die Gerüchte um Ingo nach den Aussagen der Prostituierten am 19. bzw. 21.1.08 abgedruckt hatte, wurde zu eine Zahlung von nur ca. 6.000 € verurteilt.
viewtopic.php?p=63095#63095

Oktober 1994 – Ein Manager der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB), Martin K., wird angeschossen und schwer verletzt. Bereits wenige Monate später sind die 4 Täter aus dem kleinkriminellen Milieu ermittelt. Drei von ihnen werden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Offen bleibt, wer den Auftrag zu dem Attentat erteilt hat.

1999 – 2000 – Der von dem OK-Ermittler Georg Wehling geleiteten Ermittlungsgruppe gelingt es, 2 Immobilienmakler aus dem Allgäu als Auftraggeber zu überführen. Tatmotiv war der Streit um den Verkauf eines im LWB-Besitz befindlichen Hauses ("Klockzin"). Bei den Ermittlungen stoßen die Ermittler auf Verbindungen zu dem 1993 aufgeflogenen Bordell "Jasmin". So sollen die aus dem Allgäu stammenden Männer gedroht haben, über die "Kinderfickerei" auszupacken. Zudem offenbarte der einstige Bordellbetreiber bei einer späteren Zeugenbefragung, er habe das milde Urteil von 4 Jahren Haft nur deshalb erhalten, weil er im Prozess keine Freier nannte. Wehling leitet gegen Richter N., der die Verhandlung leitete, Ermittlungen wegen Rechtsbeugung ein.

Nachdem Michael W. 3 mutmaßliche "Jasmin"-Freier bei der Staatsanwaltschaft Leipzig am 16. Juni 2000 benannt hat - das Attentatsopfer und die Hintermänner des Anschlags – und das es im Prozess einen Deal gab geringes Strafmaß wenn er keine Kunden benennt – befragen im Sommer 2000 Polizisten ehemalige "Jasmin"-Mädchen. Sie legen ihnen Lichtbilder möglicher Kunden vor.
Der Hinweis auf einen Deal kommt auch im Dossier des Verfassungsschutz vor, wo auch von Kontakten Röger, Niemeyer, Klockzin und Wüst seit 1992/3 berichtet wird.

Herbst 2000 - Das Ermittlungsverfahren gegen Richter N. wird eingestellt. Der Jurist legt Dienstaufsichtsbeschwerde u.a. gegen Wehling ein.

Oktober 2002 – Beamte des Sächsischen Landeskriminalamts durchsuchen das von Georg W. geführte Referat 26. Die Abteilung wird aufgelöst. Keines der 9 gegen den Polizisten gerichteten Dienst- und Ermittlungsverfahren führt zu einer Verurteilung oder Disziplinarstrafe.

2004 – Der Prozess gegen die mutmaßlichen Auftraggeber des "Klockzin"-Anschlags wird gegen Auflagen eingestellt. Die Immobilienmakler aus dem Allgäu müssen eine Geldspende von 2.500 Euro an den Weißen Ring zahlen.
Richter Niemeyer ist seit 2004 niedergelassener Anwalt in München.

2003 bis Mai 2006 – Die sächsische Landesregierung beauftragt den Verfassungsschutz mit der Beobachtung der Organisierten Kriminalität im Freistaat. Zuständig für den Geheimdienst war der damalige Landesinnenminister und heutige Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU). Unter dem Decknamen GEMAG führt der Verfassungsschutz mehrere Quellen, darunter auch den Leipziger Polizisten Wehling. Von ihm sollen Informationen über mutmaßliche Verstrickungen von Richtern und Staatsanwälten in das Leipziger Rotlichtmilieu stammen.

Mai 2007 – Auszüge aus den 15.000 Aktenseiten des Verfassungsschutzes werden öffentlich. In den Unterlagen wird auf die Befragung der "Jasmin"-Mädchen im Jahr 2000 hingewiesen. Unter anderem sollen sie damals "mindestens" den Richter N. und den Manager der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft als Freier identifiziert haben.

Juni 2007 – Januar 2008 - Journalisten gehen den Verfassungsschutzinformationen über das Leipziger Minderjährigenbordell nach. Sie treffen Zeugen, darunter auch Frauen, die im "Jasmin" anschaffen mussten. Drei Frauen identifizieren u.a. den ehemaligen Richter, zwei einen ehemaligen Staatsanwalt als Freier und bestätigen damit die in den Verfassungsschutzdokumenten enthaltenen Informationen.

Juli 2007 – Der sächsische Landtag setzt einen Untersuchungsausschuss zum "Sachsensumpf" ein. Da die CDU-geführte Landesregierung die Herausgabe der Geheimdienstakten blockiert, kann der Ausschuss nicht arbeiten. Was an den Vorwürfen des Verfassungsschutzes dran ist, sollen stattdessen neun Staatsanwälte des Landgerichts Dresden ermitteln. Die eingeleiteten Verfahren betreffen den ehemaligen Richter im "Jasmin"-Prozess Jürgen N., einen Ex-Staatsanwalt und heutigen Richter an einem sächsischen Amtsgericht, die beiden Immobilienmakler sowie den Manager der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft.

Januar - April 2008 – Die Staatsanwaltschaft Dresden befragt 8 ehemalige "Jasmin"-Mädchen. Zwei Frauen belasten den ehemaligen Richter und den langjährigen Staatsanwalt als Kunden des Minderjährigenbordells. Die Juristen bestreiten die Vorwürfe.

Ende April 2008 - Auf einer Pressekonferenz in Dresden verkünden die Staatsanwälte, dass die Ermittlungsverfahren gegen die beiden Richter und den Manager der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft eingestellt sind.

2013 - Prozess gegen die Sexarbeiterinnen Mandy Kopp und Beatrix wg. Verleumdung. Karo e.V. aus Plauen betreut sie.
viewtopic.php?p=130590#130590

2013 Mai - Mandy Kopp veröffentlicht ihr Buch: "Die Zeit des Schweigens ist vorbei" bei Ullstein.
http://www.amazon.com/Die-Zeit-Schweige ... 00ADMQ14E/

2013 Oktober - Prozess gegen Mandy und Beatrix wird eingestellt.

www.zeit.de/online/2008/27/jasmin-chronik und Ergänzungen von mir.

Kapitel darüber auch in der Artikelserie des Tagesspiegel 2008 "Die dunkle Seite der Macht - DIE KORRUPTIONSAFFÄRE IN SACHSEN Verwicklungen zwischen Politik, Justiz und Kriminalität"
viewtopic.php?p=19170#19170
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 12.12.2013, 14:03, insgesamt 3-mal geändert.

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TV-Tipp

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wiederholung im Fernsehen:

Sex, Macht, Gier ...




Die Macht, die Gier und der Größenwahn

heute 2.7.7 um 21.00 Uhr
Dienstag 3.7.7 um 14.00 Uhr

Phoenix





Querverweise:

Marxismus vs. Moralismus

Sexualisierung als Mittel des Antiislamismus in der christlichen Kirchenbaukunst



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Beitrag von ohLeonie »

Nur schnell noch als Ergänzung für alle Interessierten:

läuft auf Phoenix, hab´s gerade gefunden...

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Beitrag von ohLeonie »

zu blöd, da stand´s ja auch

sorry, hab´s überlesen... :oops

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Hurenherrschaft im Papsttum

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Frauenpower und Pornokratie in Rom im 10. Jahrhundert:

Die wahre Päpstin: Marozia und die Pornokratie



Als im März 931 ein 19-jähriger Jüngling den Stuhl Petri bestieg, löste das in Rom kaum Verwunderung aus. Denn dieser Alexander von Tusculum, der als Papst Johannes XI. in die Geschichte einging, war Sohn der Marozia. Und diese resolute Dame dominierte seit fast 20 Jahren die Politik Roms. Es war eine Epoche, welche spätere Historiker "Pornokratie" (Hurenherrschaft) nannten. Auch wenn Marozia keineswegs eine Hure war (wohl aber ihre Mutter Theodora ?), so zählt die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts zu den wohl peinlichsten Episoden der Kirchengeschichte.


Bild
Päpstin Johanna VII, die es wohl nie gab, die aber in Marozia ihr legendenbildendes Vorbild hatte.


Der abgesetzte Papst Christophorus starb Anfang 904 in einem Kloster durch Mörderhand. Beschweren durfte er sich nicht darüber, denn mit seinem Vorgänger hatte er es ein Jahr zuvor genauso machen lassen. Päpste starben damals nur selten eines natürlichen Todes. Mit dem neuen Pontifex Sergius III. begann eine Ära, die Kirchenhistoriker als "Dunkles Jahrhundert" bezeichnen. Dominiert wurde es anfangs durch zwei Frauen – Theodora und Marozia. Theodora war die Gemahlin des Herzogs Theophylakt von Tusculum, Herr von Mittelitalien, Marozia war ihre um 892 geborene Tochter. Diese Tusculanerfamilie machte das Papsttum zum Spielball ihrer Privatinteressen.

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Marozia, setzte Päpste ab und machte ihren Sohn zum Papst.

Glaubt man dem zeitgenössischen Chronisten Luitprant von Cremona, ein intimer Kenner der römischen Verhältnisse, dann führte Theodora ihre Tochter schon im zarten Alter von 16 Jahren dem Papst Sergius III. als Gespielin zu. Nachdem im April 911 Sergius gestorben war, erreichte es Theodora, dass man einen ihrer früheren Liebhaber, Giovanni di Tossignano, als Johannes X. zum Papst ausrief.

Bild
Theodora von Tusculum, Liebhaberin der Päpste, Mutter der Marozia und Kupplerin.



Eine 30-Jährige kommandiert ein Söldnerheer

Zu Ehren von Johannes muss gesagt werden, dass er ein tüchtiger Mann war. Als 915 ein Araberheer in Italien einfiel, stellte er sich an die Spitze seiner Truppen und besiegte die Sarazenen in der Schlacht am Garigliano. Weiterhin versuchte Johannes sich von der Bevormundung durch die Tusculaner zu befreien. Nachdem Theophylakt und Theodora zwischen 917 und 921 gestorben waren, schien die rechte Zeit gekommen. Gemeinsam mit seinem Bruder und engsten Ratgeber Petrus plante er eine Entmachtung der stolzen Familie.

Doch beide unterschätzten Ehrgeiz und Schlagkraft der Marozia. Die 30-Jährige kommandierte das toskanische Söldnerheer ihre Vaters, ernannte sich zur "Senatrix" (Senatorin) und war überdies "Vestaratrix" (weiblicher Kämmerer). Damit besaß sie die Kontrolle über sämtliche Finanzen des Vatikans. Ende 927 organisierte sie einen Aufstand. Ihre toskanischen Mörderbanden stürmten den Lateranpalast und erschlugen Petrus vor den Augen seines entsetzten päpstlichen Bruders. Johannes X. wurde im Mai 928 abgesetzt und in der Engelsburg eingekerkert. Wenig später starb er – von Mördern mit einem Kissen erstickt.

Nun plante Marozia, Alexander, ihren Sohn aus erster Ehe, zum Papst zu machen. Allerdings war er kaum 16 Jahre alt, und ein halbes Kind auf dem Heiligen Stuhl hätte das Papstamt wohl den letzten Rest Glaubwürdigkeit gekostet. Statt dessen wurde im Dezember 928 Stephan VII. als Platzhalter eingesetzt, ein würdiger, frommer Mann, der als willenloses Werkzeug von Marozia handelte.

Nachdem Ihr Sohn Alexander volljährig geworden war, ließ die Senatrix den von ihr eingesetzen Papst Stephan VII. Anfang 931 absetzen. Nachdem er seine Schuldigkeit getan hatte, wurde er im Gefängnis erdrosselt und Marozias Sohn bestieg als Johannes XI. den Papstthron.



Die Päpste kamen und gingen - oder wurden gegangen

Doch die Freude währte nicht lange. Alberich von Tuscien, ein Sohn aus Marozias zweiter Ehe, war erbost über die Karriere seines Halbbruders, der überdies einer nach kanonischem Recht ungültigen dritten Ehe seiner Mutter den päpstlichen Segen erteilte. Im Dezember 932 stürmte er mit einer bewaffneten Truppe die Papst-Residenz, ließ Johannes und Marozia verhaften. Beide wanderten ins Gefängnis. Der Ex-Papst wurde 935 ermordet; seiner Mutter widerfuhr höchstwahrscheinlich dasselbe Schicksal, jedenfalls tauchte sie nie wieder auf.

Damit war die "Pornokratie" vorbei, nicht aber die Gewaltherrschaft der Tusculaner. Alberich ließ zwischen 936 und 954 fünf verschiedene Päpste ein- und absetzen, bis sein Sohn Octavian 18 Jahre alt war und Ende 955 als Johannes XII. zum Papst ernannt wurde. Das Beispiel der Marozia wirkte also weiter.

Johannes XII. war ein würdiger Vertreter seiner Familie, er wurde wegen Mordes, Eidbruchs, Ämterkaufs und Unzucht angeklagt. 961 rief er den deutschen König Otto I., den Großen, zu Hilfe. Der zog nach Rom und stellte kurzfristig die Ordnung wieder her. Als Gegenleistung krönte der Papst ihn zum Kaiser. Johannes XII. starb im Mai 964. Langsam ging das "Dunkle Jahrhundert" zuende. In Gestalt der Reformbewegung von Cluny entstand ein moralisches Gegengewicht.

Die dominierende Rolle zweier so markanter Frauen wie Marozia und Theodora am Papsthof trug erheblich zur Legendenbildung um eine angebliche Päpstin Johanna bei. Für ihre Existenz gibt es keinerlei stichhaltige Beweise. Aber wie so oft ist auch hier die Legende mächtiger als die Realität.

Quelle:
welt.de

Mehr in der SEXWORKER.AT-Videothek:
"Dokumentation - Die Hure der Päpste"
http://sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=88 (Members only)

http://de.wikipedia.org/wiki/Pornokratie

vgl. Plutokratie:
viewtopic.php?p=64013#64013





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 07.04.2010, 13:37, insgesamt 3-mal geändert.

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Kampf um Frauen und Imperien

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Vergewaltigte Lukrezia - Gründungsmythos des Imperium Romanum



Bild

Halbmythische Königstochter Lukrezia dient zur Definition der Ehefrauenrolle




500 v.Chr. rivalisieren die Etrusker mit den Römern.

Die Kämpfer prahlen mit den Vorzügen ihrer Frauen. Einer sagt seine Römerin sei die beste. Weil sie keusch und häuslich ist, gilt sie als um so begehrenswerter.

Ein Rivale will sie vergewaltigen. Sie wehrt sich und ist eher bereit zu sterben als untreu zu sein. Mit einem Trick, sie zusätzlich zur Vergewaltigung zu entehren, indem er sie mit hilfe ihrer Leiche als untreue Sextäterin ausweise, die es mit einem Sklaven getrieben habe, bezwingt er sie.

Lukretia schilderte ihr Leid und die Tat ihrem Gatten und ihrem Vater und wurde als unschuldig befunden. Dennoch begang sie Selbstmord, damit künftig keine untreue Frau sich auf ihr Schicksal berufen könne und somit unbestraft davon komme.

Diese Gewalttaten lösten eine Revolte aus und markierte 509 v. Chr. das Ende der Monarchie und den Anfang der römischen Republik. Somit gehört die "Die Schändung der Lukretia" zum Gründungsmythos der Römischen Republik.

Ferner ist damit gleichzeitig die Rolle der Frau im demokratischen Gemeinwesen formuliert, wie praktisch.





Links:

Belletristik/Fiction zum Thema
Wikipedia

Sittengemälde ROM

Die Lukretias des L. Cranach





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Mafia

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Organisierte Kriminalität als Wirtschaftsgroßmacht
basierend auf Verwandschaftsverhältnissen und
historisch gewachsenen Herkunftsbeziehungen in
vernachlässigten wirtschaftsschwachen Gebieten (Mafia).



Diese sollte sorgsam unterschieden werden von den in unzähligen Presseartikeln beschriebenen und in Zuhälterei- und Menschenhandelsprozessen untersuchten Mißbrauchsfällen mit Prostituierten als Opfer.

Denn diese erweisen sich bei genauerer Untersuchung der Fälle und Hintergründe trotz aller frauenfeindlichen Gewalt eher als individuelles Machoverhalten von kleinen fehlgeleiteten Möchtegernzuhälten bzw. als Delikte von krankhaften Einzeltätern.




11 Min
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=txSc2RZdsS0[/youtube]





Geld, Drogen und Immobilien

Italienische Mafia zieht es nach Deutschland


Von Tobias Piller, Rom


Die italienische Mafia ist nicht mehr nur ein italienisches Problem

16. August 2007

Der Mord an sechs Italienern in Duisburg rückt die vielfältigen Aktivitäten der kalabresischen Unterwelt in Deutschland ins Licht, die bisher in aller Stille abgewickelt wurden. Denn mit dem Kokaingeld der italienischen Mafiaorganisation „'ndrangheta“ aus Kalabrien werden seit Jahren ganze Häuserblocks in Ostdeutschland gekauft, Restaurants und Hotels gebaut. Dies berichtet Nicola Gratteri, seit 20 Jahren als Staatsanwalt in Reggio Calabria mit der Bekämpfung des organisierten Verbrechens beschäftigt. Bisher hielt man gerade unter den Staatsanwälten und Polizeikräften Italiens vor allem die Politiker und Richter in Deutschland und anderen nordeuropäischen Ländern für reichlich naiv.

Schließlich ist Italien gezeichnet von vier mafiosen Organisationen - der „Cosa Nostra“ in Sizilien, der „Camorra“ in Neapel, der „Sacra Corona Unita“ in Apulien und der „'ndrangheta“ in Kalabrien. Telefone abhören, mafioses Vermögen beschlagnahmen oder Schmuggelgut konfiszieren ist daher in Italien für Polizisten und Staatsanwälte sehr viel einfacher als in Deutschland. Zudem entstand in den vergangenen Jahren bei den Italienern das Gefühl, die deutschen Behörden würden gar nichts mitbekommen und lieber wegsehen, solange es keine Toten gebe.



Einzig „'ndrangheta“ ist fest im Ausland verwurzelt

Das organisierte Verbrechen ist kein Problem von Kalabrien, sondern überall dort präsent, wo es Wirtschaftsleben gibt“, sagt Nicola Gratteri. Gerade die Angehörigen des organisierten Verbrechens in Kalabrien hätten dabei die anderen Organisationen aus Süditalien weit hinter sich gelassen. Die „'ndrangheta“ ist nicht nur schwer angreifbar für die italienischen Sicherheitskräfte, wegen ihrer dezentralen Strukturen und der Familienbande zwischen den Mitgliedern, sie ist auch als einzige Organisation fest im Ausland verwurzelt. Australien und Deutschland gelten dabei als Länder, wo die „'ndrangheta“ besonders stark vertreten ist, weil dorthin viele Kalabresen ausgewandert sind.

Staatsanwalt Gratteri bemüht sich zwar, nicht alle Italiener im Ausland unter Generalverdacht zu stellen. Daneben hebt er aber hervor, dass die Verbrecherorganisationen im Ausland auf Mitarbeiter zählen könnten, die sich dort eben nicht mehr wie Fremde bewegten, sondern wie die Einheimischen ihrer Gastregion oder ihres Gastlandes. Daher mache es auch keinen Sinn, dass sich die „'ndrangheta“ bei ihren Geschäften und Investitionen ausgerechnet auf Kalabrien als die mit Abstand ärmste Region Italiens beschränke. Investiert wird deshalb zum Beispiel auch in Norditalien.



Monopolstellung für Import von Kokain nach Europa

Geld für die Anlage gibt es offenbar im Überfluss: „Die Gelder, die von der ,'ndrangheta' bewegt werden, entsprechen dem Haushaltsvolumen ganzer Staaten“, sagt Gratteri. Schätzungen für das Jahr 2004 besagen, dass der Umsatz mit Drogen 22 Milliarden Euro betragen habe, der Geldstrom aus der Manipulation öffentlicher Aufträge und aus Unternehmensbeteiligungen rund 5 Milliarden Euro. Das Geschäftsvolumen mit Schutzgelderpressung und Wucher soll etwa 4 Milliarden Euro ausgemacht haben, ebenso wie der Umsatz mit Prostitution und Waffenschmuggel[Wie kann man das zusammenfassen?]. Dazu kommen noch weitere Aktivitäten wie die Müllbeseitigung (unter Missachtung von Umweltvorschriften) oder die Mitorganisation von illegaler Einwanderung.

Die ersten größeren Summen, sozusagen das Grundkapital für die späteren Aktivitäten, haben die kalabresischen Verbrechenorganisationen insbesondere mit Entführungen erworben - unter anderen des Erben des amerikanischen Ölimperiums Paul Getty. Die folgenden Investitionen in den Drogenhandel haben der „'ndrangheta“ nach Meinung der italienischen Staatsanwälte inzwischen eine Monopolstellung für den Import von Kokain nach Europa eingebracht. Die Entwicklung geschah ganz im Stillen. Während die sizilianische Mafia oder „Cosa Nostra“ während der neunziger Jahre mit Bombenanschlägen den italienischen Staat herausforderte und damit zur Zielscheibe von Ermittlungen wurde, hatte die „'ndrangheta“ die Entführungen aufgegeben, um größeres Aufsehen zu vermeiden.



„In zehn Jahren gleichen Probleme wie in Kalabrien“

Staatsanwälte wie Gratteri sehen dennoch vielfältige Anzeichen für die Marktführerschaft der Kalabresen auf dem Kokainmarkt. Derzeit bemühten sie sich sogar, direkt in den Anbaugebieten in Kolumbien Fuß zu fassen. „Es gibt dabei kein ertragreicheres Geschäft als den Kokainhandel“, sagt Nicola Gratteri. Die kalabresischen Organisationen bezahlten für ein Kilo reines Kokain rund 1600 Euro. Dieses werde dann mit 3,5 Kilogramm anderer Stoffe gestreckt und schließlich zu Preisen von 70 bis 80 Euro je Gramm verkauft [entspricht 245000 bis 280000 Euro je Kilogramm oder 153 bis 175facher Verkaufspreis].

Erwischt werden nach Ansicht des italienischen Staatsanwaltes nur 5 bis 6 Prozent aller Lieferungen, etwa eine Tonne im Jahr. Entsprechend groß sei damit das Problem, den im Drogenhandel erworbenen Reichtum zu investieren und so aussehen zu lassen, als sei er legal erworben. Mit dem Geld der „'ndrangheta“ kämen aber auch immer deren „Sitten und Gebräuche“, sagt Gratteri. „Wenn sich die Deutschen nicht beeilen, haben sie in zehn Jahren die gleichen Probleme wie in Kalabrien.“
http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431 ... ntent.html



Allgemein ist das organisierte Verbrechen das florierendste Unternehmen Italiens. Sein jährlicher Umsatz ist doppelt so hoch wie der des Autokonzerns Fiat und des Erdölkolosses ENI zusammen: rund 100 Milliarden Euro. Allein mit Drogenhandel setzt die Mafia rund 60 Milliarden um, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bereichert sie sich um 17 Milliarden pro Jahr. 5,1 Milliarden stammen aus der Prostitution, 4,6 Milliarden aus dem Waffenhandel.
http://derstandard.at/?url=/?id=2999449



„Wo es Pizza gibt, ist auch die Mafia zu Hause“

„Die Deutschen müssen einfach verstehen: Wo es Pizza gibt, ist auch die Mafia zu Hause. Weil viele Restaurants mit deren Geld finanziert sind“, sagte ein frühere Auftragskiller der 'Ndrangheta und jetziger Kronzeuge der italienischen Polizei.
http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431 ... ntent.html



„Die Mafia, die nicht mehr schießt“"

70 Prozent aller Unternehmer und Geschäftsleute auf Sizilien, berichtet eine Sendung im staatlichen italienischen Fernsehen, zahlen ihren „pizzo“, wie das Schutzgeld auf der Insel verschämt genannt wird. Das komme im Jahr allein auf Sizilien auf 7 Milliarden Euro, landesweit brächten Schutzgeld und Erpressung 14 Milliarden ein. Neben Drogenhandel gehöre der „pizzo“ nach wie vor zum „Kerngeschäft“ der „Pate“, sagt der oberste Mafia-Jäger Piero Luigi Vigna, der den Gesamtumsatz auf 100 Milliarden Euro im Jahr schätzt - doppelt soviel wie der des Autoriesen Fiat.



Es zahlen alle, aber keiner gibt es zu

Die römische Zeitung „La Repubblic“ veröffentlicht jetzt eine genaue „Tariflist“, was sizilianische Geschäftsleute „abdrücken“ müssen. Selbst kleine Ladenbesitzer zahlen demnach 500 bis 1000 Euro pro Quartal, bessere Geschäfte wie etwa Juweliere müssen 3000 Euro abgeben, große Läden 5000 Euro. Ausgenommen seien Geschäftsleute, die Verwandte im Gefängnis haben, einen Trauerfall in der Familie - oder einen Polizeibeamten oder Carabiniere unter den Verwandten. „Ansonsten zahlen alle, aber niemand gibt es zu“. In ganz Italien würden derzeit 160.000 Unternehmen und Geschäfte erpreßt, gut dreimal soviel wie vor 20 Jahren; die Einnahmen hätten sich dagegen verzehnfacht.
http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C8 ... ntent.html




Nachtrag 13.11.8

Die kalabrische ´Ndrangheta macht nach Erkenntnissen des italienischen Forschungsinstituts Eurispes ihr Geld mit dem Drogen- und Waffenhandel sowie mit Erpressungen und Prostitution. Im vergangenen Jahr soll sie 44 Milliarden Euro Umsatz gemacht haben, 2,9 Prozent des italienischen Bruttosozialprodukts.

http://www.focus.de/panorama/welt/sechs ... 48059.html





Der etwas seltsam anmutende Name der Organisation leitet sich wahrscheinlich vom griechischen "andragathia" (Männlichkeit) oder von "andragathos" (tapferer Mann) ab.

Damit empfiehlt sich diese Mafia als Paradebeispiel des Konzeptes "hegemonialer Männlichkeit" (erstmals: Tim R. Carrigan, Robert (Bob) W. Connell und John Lee 1985).





Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mafia
http://de.wikipedia.org/wiki/Ndrangheta
...

Lieder der Mafia auf CD in der alten Tradition der "Cantos di Mala-vita":
http://www.malavita.com/cd-trilogie.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Raewyn_Connell (vormals: Robert William Connell)
Berühmteste australische Soziologin.

ProstituiertenMorde - SerienKiller - AntiGewaltGedenktag

'Ndrangheta, dolce vita und das Café de Paris in Rom





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Auststiegs- und UmstiegsKarriere einer SW

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke Lycisca für Deinen Hinweis an unsere brühmte SW Vorfahrin


Bild

Antike Pretty Women Story?:
Kaiserin Theodora I (um500 - 548)

Mehr (s.u.)
viewtopic.php?p=32362#32362





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Beitrag von Walker »

wen die geschichte von Theodora interessiert hier ein link zu ihrer geschichte:
http://www.geschichtsforum.de/f40/theod ... ron-10737/

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Frauenrechtlerin Theodora: "Ehrenmorde" verboten

Beitrag von Lycisca »

Theodora gilt auch als eine frühe Frauenrechtlerin. Unter ihrem Einfluß (sie war immerhin Mitregentin) wurden "Ehrenmorde" an Frauen verboten. Vorher waren sie geradezu verpflichtend, wie folgende (freie) Übersetzung aus Tacitus, Annalen, zeigt:

Der Senat von Rom vs. Vistilia: Der Senat hat strenge Bestimmungen erlassen, um die Prostitution von Enkelinnen, Töchtern und Ehefrauen der römischen Ritter zu unterbinden. Vistilia Dio hatte vor den Aedilen ihre Prostitution öffentlich gemacht. Dies geschah in Übereinstimmung mit dem alten Brauch, wonach es als ausreichende Bestrafung für unkeusche Frauen galt, wenn sie ihre Scham öffentlich zugeben mussten. Der Senat befragte dazu Titidius Labeo, Vistilia Ehemann, warum er nicht die Strafe vollstreckte, die ihm das Gesetz erlaubte. [Cato der Ältere, 2. Jahrhundert v. Chr.: Wer seine Frau bei einer außerehelichen Handlung ertappt, darf sie straflos töten.] Er verteidigt sich, dass die sechzig Tage Bedenkzeit für ihn noch nicht abgelaufen wären. So verurteilte der Senat nur Vistilia zur Verbannung auf eine Kykladeninsel.

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Beitrag von Hanna »

Hallo Marc,

ich würde gerne kurz zum Ausgangspunkt, dem VW Skandal zurückkehren.
ich sehe den Fall etwas anders, oder sagen wir besser, was du betonst, Prostitution als Waffe um jdn fertig zu machen das ist die eine Sache.
Was ich aber im Prinzip für gut heiße ist, daß Privates und Firma/Staat sauberer getrennt werden. Denn Herrn Volkerts Problem war ja nicht, daß er zu einer Prostituierten ging, sondern daß er sich dies aus der Firmenkasse bezahlen ließ! Das ist m.E. ein Unterschied! Und diese Selbstbedienungsmentalität wird halt in Zeiten knapper Kassen jetzt härter bekämpft. Nicht nur auf dem Gebiet der käufl. Liebe.
Andere Beispiele:
- Ernst Welteke (ehem. Bundesbankpräsident) stolperte über einen Luxushotelaufenthalt.
- div Politiker wurden hart angegangen weil sie Privatflüge mit Dienstmaschinen gemacht haben.
- Der OB von Dresden wurde beurlaubt, weil er einen Freund im Amt bevorteilt hatte.
- Andere werden mittlerweile gezwungen ihr politisches Amt aufzugeben, weil sie einen wichtigen Posten in der Industrie bekleiden.
- Günter Verheugen kam unter Druck, weil er seine Geliebte befördert hatte, desgl. der Präsident der Weltbank
usw.
Der geizige Herr Volkerts hätte halt seine Hure aus privater Tasche bezahlen müssen, dann wäre ihm auch nichts passiert.
Es geht also mehr um Korruption, weniger um Diskriminierung der Prost.

liebe Grüße

Hanna

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Fachbuch zur Hetärengeschichte

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Buchrezension:

Naschkatzen am Geld der Männer


Wolfgang Schuller: Die Welt der Hetären. Berühmte Frauen zwischen Legende und Wirklichkeit. Klett-Cotta, Stuttgart. 304 S., 24,50 Euro.


Zwischen "Schoß", "Feige" und "Liebe" - Wolfgang Schuller spürt dem Leben der Hetären bei den alten Griechen und Römern nach und weiß so manches Amüsante von den "Gefährtinnen" zu berichten

Wie alt ist eigentlich das älteste Gewerbe der Welt? Schon die Bibel berichtet von jenen Naschkatzen am Geld der Männer, die heute so nüchtern Prostituierte heißen. Tamar, die verwitwete Schwiegertochter Judas, der wiederum einer der Söhne Jakobs war, schlüpft in die Rolle einer Dirne. Um der Schande der Kinderlosigkeit zu entgehen, setzt sie sich an den Straßenrand und wartet, bis Schwiegerpapa vorbeischaut. Juda kommt. Tamar wird schwanger. Das Problem ist beseitigt.

Die Geschichte steht im ersten Buch Mose, dessen früheste Teile wohl im vierten vorchristlichen Jahrhundert geschrieben wurden. Die Geschlechtsflegeleien - auch ihr Ehemann Onan tritt auf, in gewisser Weise der Urvater der Selbstverwöhnung - sollen sich etwa 1700 vor der üblichen Zeitrechnung zugetragen haben. Da Tamar sich verkleidete, das Gewerbe der Buhlerin also nicht erfand, gab es schon vor ihr die Lockvögel der Liebe. Die Bibel verachtet sie allesamt. Tamar und Maria Magdalena ausgenommen.

In der Antike sieht die Sache anders aus. Dort sind die Kriegerinnen im Zweikampf der Lust durchaus anerkannt. Wer mehr wissen will - und es lohnt sich -, der greife zu Wolfgang Schullers Werk "Die Welt der Hetären". Der Althistoriker und emeritierte Professor aus Konstanz hat sämtliche griechischen und römischen Quellen durchforstet und eine Geschichte der "Gefährtinnen" (hetairai) geschrieben. Sie bietet mehr Einsichten als der bloße Blick auf die rauschhaften Rasereien der Geschlechter. Das Leben der Hetären nämlich gibt Hinweise auf die Stellung der Frau, die Bedeutung der Ehe und den Wert der Familie in der Antike. Wer also hoffen sollte, hier seien handfeste Schweinereien zu finden, der sei gewarnt. Bei Wolfgang Schuller geht es anständig zu - meistens jedenfalls.

Diese Tatsache mindert die Lektüre in keinem Fall. Dem Autor gelingt eine so vergnügliche wie aufschlussreiche Kulturgeschichte des Altertums, in der Prostituierte übrigens kaum vorkommen, denn Schuller folgt der damaligen Sicht der Dinge. Er unterscheidet zwischen den Händlerinnen der Liebe, den pornai, und den Hetären. Während die pornai etwa für Soldaten angefordert wurden, die nach dem Kampf noch andere Schlachten schlagen wollten, lebten die Hetären in gehobenen Verhältnissen. Sie setzten auf das Spiel der Galanterie, des Widerstandes, der Verführung, konnten ihre Verehrer auch zurückweisen und bekamen in der Hochzeit der Antike in der Regel kein Geld. Geschenke waren ihnen lieber. Nur im Alter konnte es zum Abstieg kommen. Dann und wann freilich fanden sich unter den Gefährten der Hetären auch Liebhaber welkender Schönheiten. Paulos Silentarios, ein hoher Staatsbeamter in der Spätantike, bekannte offen: "Deine Falten, Philinna, bedünken mich schöner als alle Glätte der Jugend, und mehr lockt's mich mit spielender Hand deine Äpfel zu kosen, die schwer ihre Knospen schon senken, als die schwellende Brust bei einem blühenden Weib."

Doch der Reihe nach und bitte schön wissenschaftlich. Erst die Pflicht und dann das Vergnügen, sprich: erst die Thesen und dann die Beispiele. Folgt man Schuller, und es gibt keinen Grund, ihm nicht zu folgen, gab es die gesamte Antike hindurch besagte Damen. Ihre Aufgabe bestand darin, die Männer der oberen Schichten auf verschiedene Weise zu unterhalten. Dazu mussten sie tanzen, singen und parlieren können und über die Kunst des sinnlichen Ringens verfügen. Schön sollten sie sein oder wenigstens verführerisch. Zuweilen waren sie Sklavinnen, zuweilen Freigelassene, manchmal auch Freigeborene. Viele der Genannten wurden vermögend, manche reich, eine - Theodora - sogar Kaiserin. Wem das alles nicht gelang, der musste an der Wegbiegung zum Alter heiraten oder landete in der Gosse. Meist hatten die Hetären mehrere Verhältnisse, doch gab es auch Liebesbeziehungen - wie es unter Menschen nun einmal üblich ist. Deshalb kam es in Fällen von Eifersucht zuweilen vor, dass der Verschmähte die eben noch Bewunderte als Hure beschimpfte. Meist stand er damit jedoch allein. In den attischen Stadtstaaten bewunderte man die Hetären. Einige von ihnen saßen sogar Modell, fanden sich als Standbilder in Tempeln wieder und können bis heute bestaunt werden, wie Phryne, die als Aphrodite von Knidos in mehreren Formen in den Museen der Welt steht. Die Römer betrachteten die "Gefährtinnen" als eine griechische Erfindung, was sie nicht abstieß - im Gegenteil. Doch anders als ihre Vorbilder aus Athen nahmen sie es mit den Bezeichnungen nicht mehr so genau. Die Hetäre, lateinisch meretrix, nannten sie auch schon einmal Straßenmädchen, also pornai - lateinisch scorta - oder umgekehrt. Dem Christentum der Spätantike waren beide Frauentypen ein Graus. Lotterweiber hatten sich zu bekehren oder zu verschwinden, was sie nicht taten.

Wer Hetäre war, ließ sich meist am Namen erkennen. Agape (Liebe) hießen sie oder Kallisto (Schöne). Von Smikra (die Kleine) lesen wir und von Thalia (die Blühende). Manche Namen spielten auch auf gewisse Körperteile an, wie Syko (die Feige) oder Rhode (der Schoß).

Auf Agape und Rhode kam es vor allem an. Schuller berichtet von den Symposien der attischen Bürger, die hoffentlich nur wenig mit den wissenschaftlichen Zusammenkünften unserer Tage gemein haben. Trinkgelage waren sie, in denen mitunter heftig gerungen wurde. Vasenfunde belegen es. Sie zeigen die Herren der Schöpfung im süßen Rausch der Zärtlichkeit, vor ihnen, kokett fliehend, nackte Mädchen. Manche von ihnen lassen sich nieder und widmen sich den Reizen der Verführung. Zuweilen griffen die Männer auch auf Jungen zurück, was nach dem Verständnis der damaligen Zeit nichts mit Homosexualität zu tun hatte. Die geschlechtliche Liebe unter Männern war verpönt, die Liebe des Mannes zum Knaben hingegen nicht. Die Heranwachsenden übrigens hatten sich während der Trinkgelage duldsam zu verhalten. Anders die Damen. "Sag, warum nestelst du denn lösend am Gürtel herum?", fragt Eirenaios neckisch Chrysilla, bevor er im Ozean der Lust versinkt.

Tauchten die Männer aus dem Ozean wieder empor und gingen ihren Geschäften nach, dann blieb die Hetäre nicht im Verborgenen, sondern führte ein öffentliches, oft angesehenes Leben. Nur Phryne sorgte zeitweilig für Verdruss. Sie wurde in Athen der Gottlosigkeit angeklagt. Das aber ließ die Schöne nicht erzittern. Zum Prozess nahm sich Phryne einen ihrer Geliebten, den berühmten Redner Hypereides mit. Er vertraute nicht nur auf seine Fähigkeiten, sondern riss der Anmutigen inmitten seiner rhetorischen Feuerstöße das Gewand vom Leib. "Bei dem Anblick eines so wunderbaren Busens konnten die athenischen Richter nicht anders, als sie freizusprechen."

Sicher waren auch sie der Dame nicht abgeneigt. In der Antike standen die Hetären für die Lust, die Ehefrau für Küche und Kinder.

welt.de/welt_print/article1939835/Naschkatzen_am_Geld_der_Mnner.html





Bild

Jean-Leon Gerome "Phryne vor dem Areopag"
1861 Öl auf Leinwand 80 x 128 cm Hamburger Kunsthalle
(Habs mir kürzlich erst angesehen, nicht groß aber gewaltig)





Mehr Hurenwörter:
viewtopic.php?p=9001#9001

Mehr Antike:
viewtopic.php?p=19174#19174
viewtopic.php?p=16110#16110





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Huren waren schon immer gut für Skandale

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sammlung von königlichen Huren-Skandalen
  • Das Halsband der Königin:

    Am Vorabend der Französischen Revolution wird Königin Marie Antoinette zum Opfer höfischer Verschwendungssucht und politischer Intrigen. Für ein kostbares Schmuckstück soll sie sich einem liebestollen Kardinal hingegeben haben. Dieser wiederum soll einer Hure, die die Königin im Auftrag einer Diebesbande nur spielt, das Diamantenhalsband leichtsinnig übergeben haben. Wahr ist die Geschichte nicht, das Volk aber ist sofort bereit, sie zu glauben. Die Königin wird als Hure beschimpft. Und bekanntlich wird sie später auf dem Schafott von den Revolutionären gelyncht.

    Stigmatisierung als 'Hure' als Vorstufe zum 'Ehrenmord'.
    Siehe unten: Messalina
  • Der König und die Mätresse:

    König Ludwig I von Bayern verfällt der zweitklassigen Tänzerin aber erfolgreichen Kurtisane Lola Montez. Die Affäre zur Zeit von sozialen Umwälzungen aufgrund industrieller Revolution und antifeudaler Demokratisierung befördert seine Abdankung.
  • Der erfolglose Kronprinz und die Frauen:

    1889 erschießt sich der inzwischen dreißigjährige an einer damals unheilbaren Gonorrhö erkrankte österreichische Kronprinz Rudolf von Habsburg, der seinerzeit die erst 17jährige Stephanie von Belgien heiraten mußte, gemeinsam mit seiner jetzt erst 17 Jahre alten Geliebten Mary Vetsera. Verzweifelt bemüht sich das Kaiserhaus, den Selbstmord seines für untauglich befundenen Thronfolgers zu vertuschen, der zudem noch die Nacht zuvor bei seiner Vertrauten und Edelprostituierten Mizi Kasper verbracht hatte.
Quelle:
Quo Vadis - Skandale der Geschichte
Königliche Affären - Die Halsbandaffäre
Film von Martin Papirowski und Christian Twente mit der Historikerin Dr. Brigitte Hamann, ZDF/1998
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 25.02.2008, 12:45, insgesamt 2-mal geändert.

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Doku: Die geheime Macht der Frauen. Wdh.

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Serie in 3 Teilen: Mätressen - Die geheime Macht der Frauen

Teil 1:
Mesdames de Montespan et de Maintenon - Die Mätressen des französichen Sonnenkönigs


Ludwig XIV., der "Sonnenkönig", und mächtigste Herrscher seiner Zeit, hatte eine Geliebte zu einer Zeit, als das noch keineswegs als selbstverständlich hingenommen wurde. Er stellte sich damit bewusst über christliches und staatliches Gesetz. Ein weiteres Problem war, dass sich seine Geliebten einen erbitterten Konkurrenzkampf lieferten.



Bild

Madame de Montespan

In der Dokumentation "Mätressen - Die geheime Macht der Frauen (1/3)" (Quelle: PHOENIX/MDR/Thomas Schulze)



Wenn die Höflinge nach der abendlichen Zeremonie die Gemächer des Königs verlassen haben, schlich dieser sich in den benachbarten Flügel des Schlosses - und verbrachte die Nacht im Bett seiner Mätresse. Was er dort fand, ging über ein erotisches Abenteuer hinaus und war für ihn kostbarer als der Staatsschatz: Verständnis und Vertrauen.

Doch seine Geliebte Louise war eine schüchterne Amazone, die von moralischen Skrupeln geplagt wurde. Ihre enge Freundin Madame de Montespan war der Ansicht, der König brauche eine ihm ebenbürtige Mätresse. "Er ist es seinem Volk schuldig, die schönste Frau des Hofes zur Mätresse zu nehmen", sagte die Montespan. Und mit der schönsten Frau meinte sie sich selbst. Und sie eroberte tatsächlich das Herz des Königs.

Schönheit allein reichte jedoch nicht aus, um als Mätresse zu bestehen. Witz, gute Manieren, eine starke Persönlichkeit und ein außergewöhnliches Talent zum Intrigieren gehörten ebenso dazu. Zimperlich ging die Montespan nicht zu Werke. Eine Nebenbuhlerin warf sie mit der Unterstellung aus dem Rennen, die Dame leide an Lepra und Krätze.

In den 14 Jahren als Mätresse des Sonnenkönigs brachte die Montespan sieben Kinder zur Welt. Zur Erzieherin wählte sie ihre Freundin Madame de Maintenon. Hier wurde der Montespan bitter bewusst, dass der Hof ein Haifischbecken ist und dass man niemandem trauen kann. Denn ausgerechnet die Maintenon spannte ihr den König aus, brachte ihn sogar dazu, sie heimlich zu heiraten, nach dem Tod von Marie Antoinette.

Erst die Französische Revolution machte dem Treiben ein Ende. Die letzte offizielle Mätresse, Madame Dubarry, starb unter der Guillotine.

Dokumentation von Jan Peter und Yuri Winterberg (2005)

http://phoenix.de/maetressen_die_geheim ... 5816.1.htm






Teil 2:
Roxalana - Die Geliebte des osmanischen Sultans Süleyman, der vergeblich Wien besuchen wollte


Der prächtige Sultanspalast von Istanbul - der Topkapi Serail - thront noch heute über dem Bosporus. In der Mitte des 16. Jahrhunderts ist er Zentrum des mächtigsten Reiches der Erde, welchs bis vor die Tore von Wien reichte. Im Inneren befindet sich der Harem, der am strengsten bewachte Ort des Reiches, den von 800 afrikanischen Eunuchen abgesehen, nur ein Mann betreten darf: Sultan Süleyman der Prächtige.

Hunderte schöner Frauen wurden Jahre lang dafür ausgebildet, um vom Sultan erwählt zu werden. Mit welcher seiner Frauen der mächtigste Herrscher seiner Zeit die Nacht verbringt, bestimmen jedoch strenge Regeln, gegen die selbst der Sultan nichts auszurichten vermag. Doch die ukrainische Sklavin Roxelana bringt das festgefügte System durcheinander. Sie ist weniger schön als die anderen Frauen, aber sie fasziniert den Sultan mit ihrer Klugheit, ihrer Raffinesse und ihrer Leidenschaft.

Sie bringt Süleyman dazu, die Gesetze des Harems zu brechen und nur noch mit ihr zu verkehren. Die erste Favoritin des Sultans, Mahidevran, ist darüber so wütend, dass sie ihrer Konkurrentin das Gesicht zerkratzt. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Sultan mit Roxelana schließlich eine monogame Ehe führt. Er liebt sie, weil sie etwas von Kunst versteht und Gedichte schreibt - und weil sie dem Herrscher nicht demütig, sondern selbstbewusst entgegen tritt und ihn mit Ratschlägen versorgt. So einflussreich ist Roxelana, dass der Sultan auf ihre Intrigen hin seinen engsten Berater, den Großwesir, und schließlich sogar seinen ältesten Sohn Mustafa als angebliche Verschwörer hinrichten lässt.

Als Roxelana 1558 stirbt, hat sie für ihren eigenen Sohn den Weg frei gemacht. Doch anders als sein Vater erweist sich Selim, mit dem bezeichnenden Namen "der Säufer", als schwach und regierungsunfähig. Die europäische Sicht des Harems ist von Klischees bestimmt. In Wahrheit kam es durch Roxelana zu einem in der islamischen Welt einzigartigen Vorgang: Haremssklavinnen erlangten ein Jahrhundert lang die Herrschaft über das Osmanische Reich. Während des "Sultanats der Frauen" wurde hinter den Mauern des Harems in Istanbul Weltgeschichte geschrieben.

Erst 1909 wurde der Herrscherharem endgültig aufgelöst, dem noch etwa 500 Sklavinnen angehörten. Sie beendeten ihr Leben tragisch als Jahrmarktattraktionen in Westeuropa.

http://phoenix.de/maetressen_die_geheim ... 6094.1.htm





Teil3:
Die Mätressen Vannozza und Julia Farnese - Geliebte des Papstes Alexander VI., dem Borgiapapst


Die Marmorstatue einer jungen Frau neben dem Hauptaltar im Petersdom, einer der heiligsten Stätten der Christenheit, birgt ein Geheimnis: Einst war diese erotische Skulptur nackt, dann wurde sie mit einem Bleigewand bedeckt.

Noch heute fühlt sich die katholische Kirche durch diese Statue kompromittiert und möchte die skandalösen Spuren der eignen Geschichte tilgen. Denn Julia Farnese, deren Antlitz hier verewigt ist, hat ihr Bett mit einem Papst geteilt.

"Die Zahl der Huren und Zuhälter, die ungehindert durch den Sitz des heiligen Petrus streiften, ist unendlich. Sie migrieren aus allen Teilen der Welt nach Rom. Im Vergleich dazu sind die römischen Bordelle Horte der Keuschheit", so ein zeitgenössischer Chronist. Die Kirche und Rom verdienen an Bordell-Lizenzen und der Kurtisanensteuer (roma cauda mundi Rom ist der Schwanz der Welt). Dass selbst der Papst eine Mätresse und zahlreiche Kinder mit ihr hat, wirft ein grelles Licht auf die Epoche der Renaissance.

Mit seiner Mätresse Vannozza lebt Papst Alexander VI. nicht Ausschweifung und Sittenlosigkeit, sondern etwas ihm ebenso Verbotenes: ein Familienleben. Vannozza ist die Mutter seiner Kinder, darunter der heute noch berühmt-berüchtigten Cesare und Lucrezia. Als die erotische Anziehungskraft Vannozzas für den Papst schwindet, legt er sich eine neue Mätresse zu. Seine Wahl fällt auf die beste Freundin seiner Tochter, Julia Farnese. In Rom wird sie nur "Giulia Bella", die schöne Julia, genannt. Durch ihre blutigen Intrigen beginnt der Aufstieg der Farneses von einem zweitrangigen Landadelsgeschlecht zum Mächtigsten und Reichsten Roms.

Um seiner schönen Geliebten zu gefallen, verhilft Alexander VI. ihrem Bruder Alessandro Farnese zu einem steilen Aufstieg, macht ihn zum Kardinal. 1534 wird dieser selbst Papst. Und ausgerechnet er macht den zügellosen Sitten seiner Zeit ein Ende.

Er gründet als Papst Paul III. die römische Inquisition und leitet die Gegenreformation ein.

http://phoenix.de/maetressen_die_geheim ... 6615.1.htm





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Beitrag von Angel_friend »

Die Geschichte von Roxellana und Suleimann (dem zweiten) hab ich vor einiger Zeit im Fernsehen als Doku gesehen.

Trotz all der grausamen Nebenhandlungen ist es m.A.n. eine der schönsten Liebesgeschichten.

Suleimann, der durch das System eigentlich zur Polygamie verpflichtet ist, setzt sich aus Liebe zu Roxellana darüber hinweg und lebt mit der Ukrainerin in einer monogamen, eheähnlichen Beziehung.

(Persönliche Anmerkung: Als ich die Geschichte das erste Mal hörte, war ich gerade in einer beginnenden Liebesgeschichte mit einer Frau :007 aus der Region Ukraine/Moldawien. Aus unserer Geschichte hat sich eine (sehr intensive) Freundschaft entwickelt. Leider ist sie nicht mehr in Ö.)

So ganz versteht ich nicht was die Geschicht von R und S mit Geld - Macht - Sex zu tun hat. :017
Die Moral ist nur der äussere Anschein von Treu und Glauben, und der Verwirrung Beginn.

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hochschlafen auf chinesisch

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Der 4.letzte Kaiser von China

war eine Frau
war eine Konkubine



Bild

Die herrschende Konkubine, Kaiserin Xiao Qin Xian - Cixi (1835-1908)


Im Jahr 1850 betritt ein junges Mädchen die Verbotene Stadt. Ihr Name ist Yehenara. Sie ist eine der 60 Anwärterinnen, unter denen die Mutter des jungen Kaisers Xianfeng seine Gemahlin und seine Konkubinen auswählen wird. Yehenara wird trotz ihrer Schönheit nur zur Konkubine 5. Ranges ernannt, es ist der niedrigste Rang. Zur Gemahlin des Kaisers wird eine andere erwählt, sie soll der Dynastie einen Thronerben schenken.

Für Yehenara beginnt ein Leben im goldenen Käfig. Zwei Jahre vergehen, ohne dass der Kaiser sie je in sein Schlafgemach gerufen hätte. Doch Yehenara ist ehrgeizig. Sie gewinnt die Aufmerksamkeit des Kaisers und avanciert zu seiner Favoritin. Und vor allem schenkt sie dem Kaiser einen Sohn. Als Mutter des Thronerben ist sie nach der Kaiserin nun die ranghöchste Frau im Reich. Immer häufiger verlässt sich Kaiser Xianfeng auch in Regierungsgeschäften auf ihren Rat. Doch das ist erst der Beginn von Yehenaras Aufstieg, die unter dem Namen Cixi Geschichte schreiben wird.

Als der Kaiser stirbt, besteigt sein einziger männlicher Nachkomme den Drachenthron. Ein sechsjähriges Kind ist Herrscher über ein Weltreich. Doch die wahre Regentin ist Cixi, die "Herrscherin hinter dem Vorhang". Offiziell werden die Edikte vom Kaiser erlassen, ihren Inhalt aber bestimmt Cixi, die den Audienzen hinter einem Vorhang beiwohnt. Als ihr Sohn im Alter von nur 20 Jahren stirbt, installiert Cixi einen weiteren Kindkaiser auf dem Drachenthron, auch er nur eine Marionette der wahren Herrscherin.

Doch Cixi übersieht die Zeichen des heraufziehenden Unheils. Das Reich der Mitte ist in mittelalterlichen Strukturen erstarrt. Imperialistische Mächte aus dem fernen Europa strecken ihre Hände nach den Schätzen des Reiches aus. Im Jahr 1900 muss Cixi die schmachvolle Eroberung der Verbotenen Stadt durch die Europäer erleben. Ihre eiserne Herrschaft konnte das Ende der alten Ordnung nicht verhindern.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserinwitwe_Cixi





Noch mehr Mätressen:
TV-Doku über berühmte Mätressen (members-only)





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Historie im Märchen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Am Brüssler Kaiserhof im 16. Jh. ermordete Adelstochter aus Hessen
als Vorlage für die Märchenfigur Schneewittchen?


Bild

Auf Schloss Friedrichstein in Bad Wildungen in Hessen, wuchs im 16. Jahrhundert die Prinzessin Margaretha von Waldeck auf, die Tochter des hessischen Grafen Philipp IV. Mit 16 Jahren wurde sie an den Kaiserhof nach Brüssel geschickt.

Ein Zeitgenosse schreibt nach Waldeck, die Prinzessin sei ermordet worden, weil der Thronfolger sich in sie verliebt habe. Der Heimatforscher und Deutsch-/Mathelehrer Eckhard Sander aus Borken in Hessen sagt dazu: „Es liegt die Vermutung nahe, dass sie nicht in die Politik der Spanier passte, und man hat sie aus diesem Grund vergiftet.“ Weil der spanischen Thronfolger Philipp II. eigentlich Königin Maria von England ehelichen sollte. Seit dem Flirt ging es der jungen Hessin gesundheitlich immer schlechter, bis sie im Alter von nur 21 Jahren 1554 auf mysteriöse Weise starb.


Soweit das Thema: Geld/Macht & Sex/Liebe.
Jetzt das Thema Kinderarbeit:


Wurde die schöne Frau also vielleicht hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen vergiftet, so wie Schneewittchen? Aber was ist mit den Zwergen? Zur damaligen Zeit gab es seit vielen hundert Jahren Bergarbeiter, erklärt Lehrer Eckhard Sander. Schon als kleine Kinder waren sie gezwungen, ihren Lebensunterhalt im Bergwerk zu verdienen. Und weil sie die ganze Zeit in der Dunkelheit arbeiten mussten und unzureichendes Essen bekamen, wuchsen sie nicht wie normale Menschen, sondern blieben klein, wurden also zu Zwergen. Damals gab es sogar kleine Häuser (= Hütten), in denen die Zwerg-Bergarbeiter gemeinsam gelebt haben.



Aber: „Wenn man gewisse Eigentümlichkeiten aus diesen Märchen extrahieren will wie z.B. die sieben Zwerge, Kinderarbeit oder die sieben Berge, dann kann man das an vielen Orten tun. Es gibt keinen stichhaltigen direkten Beleg dafür, dass das Märchen von Sneewittchen oder auch andere Märchen jetzt an einem bestimmten Orte spielen oder woanders herkommen„ sagt Museumschef des Brüder-Grimm-Museums Dr. Bernhard Lauer in Kassel.


Mehr:
http://biggs.hr-online.de/website/ferns ... t_27981792
http://fragen-antworten.metagrid.de/fra ... 49173.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Schneewittchen





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Autoerotik

Beitrag von Marc of Frankfurt »

HARTZ SEX - Patriarchen, Profite, Prostitution

Die VW - Affäre um Lustreisen

Teil 1


Seit dem 15. November 2007 wird vor dem Braunschweiger Landgericht der „größte und delikateste Wirtschaftsprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte“ verhandelt. Dabei geht es um den vorläufigen Höhepunkt der seit Juni 2005 erstmals bekannt gewordenen und in ihrem ganzen Ausmaß erst jetzt deutlich werdenden VW-Affäre um „Lustreisen“ von Betriebsräten und VW-Managern.


Selbst berufsmäßige Beobachter haben längst den Überblick über diese Affäre verloren. Was geht diese Affäre eigentlich das Prostitutionsgewerbe, was geht sie die Frauen in der Prostitution an? Ich meine: sehr viel.


Diese Affäre und der gegenwärtige, bis Ende März 2008 terminierte Prozess dazu sind äußerst aufschlussreich, was den Umgang der Industriebosse aus der Automobilindustrie und ihrer Co-Bosse aus der Gewerkschaft IG Metall mit Prostitution angeht. Zwar wird in der tiefsten niedersächsischen Provinz verhandelt. Doch was dort zur Sprache kommt, ist nichts Geringeres als die Art und Weise, wie die wirtschaftlich Mächtigen in diesem Land sich im Zeitalter der Globalisierung ihr Verhältnis zur Prostitution vorstellen und einrichten. Und das sollte uns nicht gleichgültig sein. Das möchte ich in diesem und folgenden Beiträgen unter die Lupe nehmen und etwas näher beleuchten.


Vor Gericht stehen zurzeit Klaus Volkert und Klaus-Joachim Gebauer. Volkert war bis zu seinem Rücktritt „aus Altersgründen“ im Sommer 2005 Gesamtbetriebsratsvorsitzender, Eurobetriebsratsvorsitzender und Weltbetriebsratsvorsitzender von VW; nebenbei war der mit der Ehrendoktorwürde der Universität Braunschweig ausgezeichnete Volkert Mitglied im Aufsichtsrat von VW sowie Mitglied im Vorstand der IG-Metall. Damit ihm diese Tätigkeiten nicht zu anstrengend wurden, haben Manager des VW-Konzerns ihm eine per Scheinarbeitsvertrag angestellte brasilianische Geliebte finanziert. Adriana Barros erhielt - ohne Gegenleistungen für VW zu erbringen - schlappe 400.000 €, zusätzlich für Fernreisen, Flüge, Hotelaufenthalte, Einkäufe etc. weitere 290.000 €.


Volkert ließ sich für seine aufreibenden Tätigkeiten im In- und Ausland von 1995 bis 2005 rund 2 Mio. € „Sonderboni“ zusätzlich zu seinem Jahresgehalt von zuletzt rund 300.000 € zahlen. Zuletzt kam Volkert auf ein Jahresgehalt von 692.893 € und damit auf das Zehnfache dessen, was er zu Beginn seiner Tätigkeit als Gesamtbetriebsratsvorsitzender zu Beginn der 90er Jahre erhielt, nämlich 57.322 €.


Ihm wird nun Anstiftung zur Untreue in 48 Fällen und Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz in 25 Fällen vorgeworfen. Gebauer wird Untreue in 40 Fällen und illegale Begünstigung des Betriebsrats in 19 Fällen zur Last gelegt.


Gebauer hat als VW-Personalmanager und Animateur des Betriebsrates im Auftrag von VW-Personalchef Peter Hartz 1,26 Mio. € für „Lustreisen“ locker gemacht. Nach dem Toyota-Motto „Nichts ist unmöglich“ ging es zu Bordellbesuchen und zur Inanspruchnahme von Prostituierten rund um den Globus: Rom, Paris, Barcelona, London, Johannesburg, Mexiko, Jamaica, Kuba, Sao Paulo in Brasilien, Casablanca, Prag, Indien, Korea, China etc. etc.


Wohlgemerkt: Das ist nur eine kleine Auswahl. Der Braunschweiger Staatsanwalt Ralf Tacke benötigte vor Gericht zum Verlesen der gesamten Liste von Lustreisen und Bordellbesuchen aus den letzten 10 Jahren knapp zwei Stunden.


Die Frage, wer bei dieser großzügigen Inanspruchnahme von Frauen in der Prostitution letztlich die Strippen zog, ist immer noch nicht geklärt. Und der Prozess, der im Januar 08 fortgesetzt wird, wird sicherlich noch für manche Überraschung gut sein.


Ich empfehle deshalb, genauer hinzuhören und hinzuschauen, wenn von diesem Prozess in den nächsten Wochen und Monaten in den Medien die Rede ist.


Doch etwas recht Merkwürdiges und zugleich Interessantes lässt sich bereits jetzt feststellen: Obwohl der Prozess den einschlägigen Medien viel „Schlüpfriges“ bietet und wie immer die selbst ernannten Moralwächter der Republik auf den Plan ruft, besteht diesmal doch erhebliche Bisshemmung.


Die in eine solche Affäre verwickelten Personen wären vor einem Jahrzehnt gesellschaftlich erledigt. Heutzutage aber zeigt sich, insbesondere im Umgang mit Prostitution, ein wesentlich nüchternerer Umgang. Was uns einerseits als Normalisierung des Verhältnisses zur Prostitution entgegentritt, hat jedoch einen problematischen Hintergrund: Die VW-Affäre stellt - mehr noch als Fragen der Sexualmoral - die Scheinheiligkeit der wirtschaftlich Mächtigen in dieser Republik bloß. Sie verdeutlicht, wie sehr sie selbst Wein trinken, anderen aber Wasser predigen. Das ist der eigentliche Skandal. Und der überlagert und dominiert die moralischen Fragen.





Teil 2

Gegenwärtig stehen nur Klaus Volkert und Klaus-Jürgen Gebauer als Beschuldigte in der so genannten VW-Affäre um Lustreisen und Bordellbesuche auf Firmenkosten vor Gericht.


Aber beide handelten nicht allein. Und Volkert war nicht der einzige Begünstigte im VW-Betriebsrat. Zum engeren Zirkel der Teilnehmer an so genannten Lustreisen gehörten auch Günter Lenz (seit 1998 bis zu seinem Rücktritt 2007 Betriebsratsvorsitzender von VW Hannover, seit 1999 im Aufsichtsrat von VW, nebenbei SPD-Landtagsabgeordneter und wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion; inzwischen verurteilt wegen Beihilfe zur Untreue in zwei Fällen) sowie Hans-Jürgen Uhl, ehemals Geschäftsführer des VW-Betriebsrats von 1990 bis 2006, nebenbei SPD-Bundestagsabgeordneter, inzwischen zurückgetreten und verurteilt wegen Beihilfe zur Untreue in zwei Fällen).


Wegen Verdachts auf Beihilfe zur Untreue ermittelten die Staatsanwälte zudem gegen den Betriebsratschef von AUDI, Xaver Meier. Dieser trat Ende 2005 „überraschenderweise“ von seinem Amt zurück. Ermittelt wird auch gegen den SPD-Mann und Volkert-Stellvertreter im VW-Betriebsrat Sudholt, der inzwischen auch als Geschäftsführer des Bundesligavereins VFL Wolfsburg (dort zuständig für Nachwuchs und Frauen!) zurücktrat. Der Prozess gegen ihn steht noch bevor.


Besorgte Zeitgenossen begannen zu fragen: „Ich will zu den Nutten! Mit Viagra nach Brasilien und reichlich Kohle in die Tasche. Muss ich dazu erst Betriebsrat oder SPD-Mitglied werden?“ (http://www.blog-mobbing-gegner.de). Die Frage war berechtigt. Aber natürlich geht es auch anders – wie das Beispiel Peter Hartz zeigt. Er ist zwar auch SPD- und IG-Metall-Mitglied, aber im Unterschied zu Volkert kein Betriebsrat. Auch er hat - folgt man den Aussagen von Gebauer – sich die Inanspruchnahme von Prostituierten von VW, nämlich über ein von ihm selbst verwaltetes Konto bezahlen lassen!


Die große Sause von VW-Betriebsräten und VW-Managern zahlte nämlich kein Geringerer als Prof. Dr. h. c. Peter Hartz, der sozialdemokratische Säulenheilige der Arbeitsmarktreform („Fördern und fordern“). Jene Reform, die materielles Elend für Millionen von Bundesbürgern mit sich brachte und allen gezeigt hat, wie man statt der Arbeitslosigkeit die Arbeitslosen bekämpft (Stichwort: „Hartz IV“).


Dafür, dass das Gefügigmachen des VW-Betriebsrats heimlich über sein Spesenkonto „1860 Vorstand Diverses“ lief, wurde Peter Hartz im Januar 2007 aufgrund eines Deals mit der Staatsanwaltschaft so milde verurteilt (2 Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung, 576.000 € Geldstrafe), dass nicht nur Juristen, sondern auch Medien von einem Justizskandal sprachen. Nachsicht und Milde, wohin man schaut: Der von Hartz zu verantwortende Schaden für VW soll sich auf über 2 Mio. € belaufen. Dennoch hat VW großzügigerweise auf eine Schadensersatzklage gegen Hartz verzichtet. Warum eigentlich?


Peter Hartz hat sich jetzt im Saarland zur Ruhe gesetzt (monatliche Rente: 25.718 €, sowie Besitz von Aktien im Wert von 2,7 Mio. €) und betreibt in jenem Bundesland, dessen Universität ihm unter anderem für „innovative Personalpolitik“ den Ehrendoktor verliehen hat, eine Unternehmensberatung. Welch eine prophetische Weitsicht der Universität des Saarlandes! Eine Ehrendoktorwürde für die sexuelle Rundum-Versorgung von VW-Betriebsräten. Der Mann war wirklich „innovativ“...


Peter Hartz hat die nach ihm benannten „Hartz-Gesetze“ nicht alleine gemacht. Dafür musste er einen etwas intelligenteren Schreiber beauftragen, nämlich den VW-Manager und ehemaligen Skoda-Personalchef Helmuth Schuster. Der wurde auch „Lambo-Schuster“ genannt, weil er immer mit einem noblen Lamborghini zu den Prager Bordellen unterwegs war und lange Zeit dort auch verkehrte. Natürlich gehörte er - wie übrigens auch Hartz selbst - zu den Managern unter den VW-Lustreisenden. Selbst teuerste Edelkarossen steuern, ein Luxusleben führen - und gleichzeitig den Arbeitslosen in Deutschland einen Monatssatz von 345 € Hartz IV verordnen - soviel Zynismus und Abgebrühtheit sucht in der Republik ihresgleichen!


Mit von der Partie bei den Lustreisen war schließlich Bodo M., der ehemalige leitende VW-Betriebsarzt (Spitzname „Dr. Viagra“), der den Lustreisenden u. a. besagte Potenzpille verschrieb. Er rechnete Kosten für die Inanspruchnahme von Prostituierten (auch die eigene) als „ärztliche Kosten“ ab - auch nicht schlecht. Und wurde dafür inzwischen verurteilt.


Diese knappen Bemerkungen zu den Beteiligten an der VW-Affäre sind notwendig, um den Umgang mit Prostitution seitens der wirtschaftlich Mächtigen hierzulande nachfolgend genauer unter die Lupe zu nehmen.


Manche Medien erregen sich über die angeblichen „Peinlichkeiten“ der Affäre um Lustreisen. Aber warum eigentlich? Lustreisen für alle in diesem Land, die dies wollen - und zwar auf Firmenkosten, versteht sich. Warum eigentlich nicht? Die SPD wäre sicherlich die geeignete Partei, um dem Wunsch (nicht nur) ihrer Mitglieder politisch Gehör zu verschaffen. Oder sollen statt „Lustreisen“ nun Frustreisen zum Ideal der Menschen hierzulande werden? Wohl kaum.


Die gerichtliche Aufarbeitung der VW-Affäre wird allerdings wohl kaum in die von mir hier angedeutete Richtung gehen. Vielmehr liefert sie Stoff, um Prostitution mal wieder erneut in einem Atemzug mit Korruption und organisierter Kriminalität zu nennen.
Was den Umgang mit Prostitution im Rahmen der öffentlichen Aufarbeitung der VW-Affäre auszeichnet und was daraus zu lernen ist, dazu möchte ich an dieser Stelle demnächst mehr schreiben.





Ihre Rosina
vom Team Doña Carmen e.V.


(Tel./ Fax: 069-7675 2880 - Email: donacarmen@t-online.de - http://www.donacarmen.de)

originale:
http://kollegin.de/magazin/meldung.asp? ... ID=1739726
http://kollegin.de/magazin/meldung.asp? ... ID=1749929