Ökonomie der Sexarbeit:
Geld-Theorie und SW-Lebenslaufbetrachtung
Selbstversorgung / Fremdversorgung
Zuerst unterscheidet man
Selbstversorgungswirtschaft (traditionelle Bauerngesellschaft) und
Fremdversorgungswirtschaft (moderne Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft). In der Selbstversorgungswirtschaft kann man auch ohne Geld und Tausch überleben nur von dem was der eigene Boden (oder Gemeinschaftswald,
Allmende) hergibt. In der modernen Gesellschaft in den Städten geht ohne Geld (und Kredit) gar nichts. Im Sexuellen kann die Ehe als Selbstversorungswirtschaft verstanden werden, während
Sexwork-Paysex der Fremdversorgungswirtschaft entspricht.
Warengeld / Informationsgeld
Darüberhinaus gibt es eine möglicherweise noch viel wichtigere Unterscheidung, die zwei verfeindeten ökonomischen Schulen entspricht:
- Die Anhänger der Lehre der
Tauschwirtschaft (Geld ist Tauschmittel)
- und diejenigen, die die Geldentstehung aus Schuldquittungen (Kredit, Quittungsschein) erklären (Geld ist Verschuldung, jedem Guthaben entspricht ein Kredit, eine Schuld), der
Kreditwirtschaft = Schuldgeldwirtschaft = Debitismus (Prof. Dr. Otto Steiger (R.I.P.), Prof. Gunnar Heinsohn, Dr. Paul C. Martin, Prof. H.C.Binswanger).
Die meisten Leute wissen gar nichts über diesen grundsätzlichen Unterschied oder Wissenschaftsstreit und die Tauschwirtschafts-Lehre ist unhinterfragt die offizielle Theorie und herrschende Politik. Möglicherweise aber alles Propaganda bzw. Vernebelung (Geldschleier der Finanzoligarchie).
Dabei muß bei Geldentstehung unterschieden werden zwischen dem historischen Prozess und der heutigen Praxis:
Erste Geldmünzen gab es z.B. 700 v.Chr. in Lydien (Goldmünzen von König Krösus, heutige Türkei, im Bild links, Vollgeld,
Selbstwertgeld, weil der Geldwert vom Sachwert des Materials gedeckt ist). Noch älter sind aber Kreditgeld-Scheine z.B. als Tonscherben-Getreidelager-Quittungen z.B. in Ägypten (angedeutet mit dem Bild rechts,
griech.: Ostraka, Kreditgeld,
Schuldgeld, Fiat-Money, weil der Geldwert durch Vertrag und Konventionen i.V.m. staatlichen Gesetzen und Gewaltmonopol garantiert ist). Auf der Tonscherbe steht sinngemäß wie auf modernen Geldscheinen: "Gegen Einlösung dieser Urkunde wird soundsoviel (Getreide/Gold...) ausgezahlt" (staatlich garantiertes Annahme-Zwangs-Geld). Statt mit dem Getreide oder Gold selbst zu tauschen war es irgendwann einfach praktischer und sicherer diese Quittungen zum Einkaufen zu tauschen.
Ähnlich verläuft die heutige tägliche Entstehung von Geld und Kredit (durch sogenannte
Geldschöpfung von Fiat-Money, fiat
lat.: erzeugt, gemacht) auf folgenden vier Wegen in unserem zweistufigen Bankensystem: (I.) durch Bundesbank/Eurozentralbank (EZB): (1) Zentralbankgeld (=Geldscheine) und (2) Quantitative Easing/Offenmarktpolitik d.h. Ankauf von (Staats)anleihen (Zentralbank-Buchgeld d.h. Geldkreislauf nur für Staaten und private Banken bei der Zentralbank) ... und (II.) durch die privaten Geschäftsbanken: (3) Buchgeld =Giralgeld =Bankguthaben =Kredit =Schuldgeld und (4)
Fractional Reserve Banking (Mindestreserve, d.h. die Bank braucht nur den Bruchteil von 2 bis 8% Eigenkapital-Reserve zu haben für 100% Kredit den sie verleiht und an dem sie voll Zinsen verdient. Diese Money-Multiplier-Mechanik hat sich inzwischen als mythischer Nebel erwiesen. Es ist lediglich eine rechtliche Vorgabe, die in der Praxis fast nicht relevant ist, weil die Banken zunächst unbegrenzt schöpfen können und erst später schauen, wie sie die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Ferner können Banken, wenn der Kreditnehmer säumig wird, d.h. mit nur wenigen Rückzahlung in Verzug gerät, vom Schuldner das komplette Pfand verlangen, egal wie viel schon getilgt wurde: Forderungsweiterverkauf, -Verbriefung, Inkasso: Pfändung und Zwangsversteigerung. Der Geldverleiher, die Bank gewinnt immer (legale Enteignung). Und die Schuld wird wie das Wort schon sagt allein dem Schuldner angelastet, während der Gläubiger, der sich verspekuliert hat geschützt wird (Opfer-Schuld-Umkehr). Allein schon unser heutiges Bargeld aus Münzen und Scheinen entstammt aus beiden entgegengesetzten Traditionslinien, Tauschgeld und Kreditgeld oder Warengeld und Informationsgeld, denn das Papiergeld kann als ein
verteiltes Buchhaltungssystem auf Zetteln verstanden werden:

Goldklumpen genauso wertvoll wie Tonscherbe?!
Älteste Münze und Geldschein (Zertifikat): Selbstwertgeld (li.) und Schuldvertragsgeld (re.)
Warengeld versus Informationsgeld.
Tatsächlich hat Geld natürlich beide Funktionen
(1) Tausch und
(2) Kredit, wobei Kredit die viel ältere ist. Nebenbei bemerkt gibt noch weitere Geld-Funktionen:
(3) Signalfunktion Preisbildung (Wertmitteilung, Kommunikation, Vergleichsmaßstab) und
(4) Horten (Sparen, Wertaufbewahrung, Zukunftsvorsorge; vgl.
Thesaurierung,
Geldwertproblem) und
(5) Steuerschuld-Tilgungsmittel (Diese dem Buch- oder
Papiergeld letztlich seinen Wert verleihende Funktion, begründet auch warum der Staat bei jeder Form des Geldverdienen also auch beim Sex-gegen-Geld-Tasch Steuern beansprucht für sein staatlich kontrolliertes und gesichertes Geld). Heute muß man sich aber fragen, was ist der bedeutsamere und entscheidende Mechanismus des Geldes und der Geldentstehung bezogen auf die tatsächliche oder täglich entstehende Geldmenge, Kreditvergabe und Verschuldung z.B. von ganzen Staaten. Inflation, Konkurs, Finanzkrise und Staatsbankrott zeigen, dass mit einem Schlag riesige Geldmengen vernichtet werden können, ohne dass Waren oder Arbeitskraft zerstört worden wären (also ist nur Buchgeld bei platzenden Finanzblasen =Crashs betroffen: Geldmengen M1 bis M3). Aber die eigentlichen Werte sind nunmal die Güter und nicht das Papier-Geld ("Geld und auch Gold kann man nicht essen"). Das meiste Geld sind ferner nicht Münzen und Scheine (Teil der Geldmenge M1) sondern Giralgeld auf Konten (Büchern) und Eigentumsverträge (Schuldverschreibungen, Geldmarktpapiere...). Während
M1 die Geldmenge des kleinen Mannes ist (Konsument) ist M3 die viel größere Geldmenge der Investoren und Kapitalisten. Bundesbank und EZB messen, beeinflussen und veröffentlichen diese Geldmengen regelmäßig (Geldpolitik).
http://de.wikipedia.org/wiki/Geldmenge
Tauschen / Wirtschaften
Der Unterschied zwischen Handel als reiner Tausch und Handel auf Kredit ist die Zeit. Tauschhandel braucht nur die Gegenwart oder Gleichzeitigkeit. Das entspricht einem Leben im hier und jetzt (paradisisch, tierischer Naturzustand) und ist damit das Gegenteil von dem was die meisten Leute tun müssen, nämlich fleißig lernen und hart arbeiten für einen vielfach nur geringen Lohn und Rente.
Handel auf Kredit hat immer zwei Zeitpunkte und eine dazwischenliegende unsichere Phase (1. Verschulden =Vorfinanzieren =Investieren =Versprechen und Risiko eingehen und 2. Abbezahlen, Rückzahlen =Kasse machen =Rendite, Gewinn Mitnahme =Rekapitalisierung, Bilanz glattziehen).
Während der simple Handel ein nur "Tauschen" ist, kann erst die zweite Variante
mit Berücksichtigung der Zeit als "Wirtschaften" benannt werden. Es muß nicht nur die Unsicherheit des Fremden (Geschäftspartners) und des Produktes als Risiko ausgehalten werden (Betrugsgefahr), sondern auch die größere fundamentale Unsicherheit und Offenheit der Zeit und Zukunft.
Allein dadurch, dass Herstellung von Waren Geld kostet, genauso wie Ausbildung der Dienstleister_innen (Schulgeld) und finanziert werden muß bevor Geld verdient werden kann, existiert und ist Kredit notwendig. Die Notwendigkeit von Vorfinanzierung und das damit immer verbundene Wagnis ist der Kern allen Wirtschaftens und Investments = guter Kredit (im Gegensatz zu schlechtem Kredit für Konsum oder Umschuldung oder zur Bezahlung von Schuldenraten, was in die Schuldenfalle führt).
Wert der Arbeitsfähigkeit / Wert der Arbeitsprodukte
Insbesondere müssen die Kosten und Lebenshaltungskosten in der Zwischenzeit vor-finanziert werden (Zeit ist Geld). Weil die meisten Menschen das nicht können/wollen, können sie auch nicht selbstständig werden, sondern müssen abhängig Beschäftigte bleiben (Lohnsklaven) und müssen ihre Arbeitsfähigkeit oder Arbeitskraft komplett verkaufen (beim Einstellungsvertrag und allen weiteren Stufen während sie an der Karriere basteln). Ein Selbständiger hingegen verkauft den Wert seiner Produkte oder Arbeitsergebnisse. Der Wert der Arbeitsprodukte (Output) ist höher als der Wert der Arbeitskraft (Input). Die Differenz ist der Mehrwehrt und das ist sein Unternehmerlohn.
Tauschwert / Gebrauchswert
Damit verkauft der Arbeiter auf dem Arbeitsmarkt nicht nur den
Tauschwert (Marktwert) seiner erbrachten Arbeitsleistung, sondern auch den Gebrauswert seiner Arbeitskraft für den Unternehmer. Den Mehrwert (Unternehmerlohn) seiner Arbeitskraft bekommt der Boss oder bei der Sexarbeit der Betreiber. Dieses ökonomische Grundprinzip bei Arbeitsteilung und ohne jegliche Betrachtung sonstiger Zwangs- oder Gewaltanwendung hat Karl Marx als
Ausbeutung (Mehrwertbeschneidung) bezeichnet. Achtung: es wird in der Ökonomie völlig anders verwendet als der strafrechtliche(!) Begriff Ausbeutung im Zusammenhang mit Prostitution!). Die Mehrwertbeschneidung ist der Unterschied zwischen dem was der Kunde bezahlt und was der Arbeiter bekommt. Z.B. bekommmt ein Sexworker im Bordell meist 50% oder ein Web-Cam-Sexworker oftmals nur 40-20% von den 100% Tauschwert, die ein alleinselbstständiger Sexworker bekommt und ein Kunde bezahlt, wenn er sich einen gleichgroßen oder größeren
Nutzwert (Gebrauchswert) verspricht (zufriedener Kunde).
Letztlich ist es der Zeitfaktor oder die Angst in Zukunft ohne Einkommen und Arbeit zu verhungern oder sozial abzusteigen, der die Menschen zu Lohnsklaven macht und zu Lohn- und Preisdumping auf dem Arbeitsmarkt führt. Es trifft auch für den
Markt der Sexdienstleistungen zu, weil dieser gleichzeitig sowohl ein Dienstleistungsmarkt für den Kunden als auch ein Arbeitsmarkt für den Sexworker ist. Das für Arbeitsmärkte typische
Marktversagen kann auftreten d.h.
Mehrarbeit trotz Preisverfall: immer mehr arbeiten müssen für immer weniger Geld (
Ehernes Lohngesetz von Ferdinand Lassalle 1825-1864).
Der Zeitfaktor ist aber ganz entscheidend bei Wertschöpfung und Produktion (Wachstum, Herstellung, menschliche Arbeit, Güterentstehung). Nur wenige Händler (Broker), Tagelöhner oder Sexworker brauchen keine Wertschöpfungszeit zu berücksichtigen, sondern nur zu tauschen. Sie vernachlässigen die
Reproduktionskosten der Arbeitskraft und können insofern 'von der Hand in den Mund leben'. Alle anderen müssen erst planen-investieren, sähen-ernten, transportieren-lagern, arbeiten-produzieren und den Zeitfaktor und Vorfinanzierung berücksichtigen bevor sie tauschen können. Dafür müssen und dürfen sie die verbrauchte Zeit d.h. Kosten der Herstellung und Reproduktion (Herstellung und Erneuerung der Herstellungsmittel) später abschreiben.
Abschreiben heißt die angelaufenen Kosten inklusive Verschuldung d.h. Kreditkosten (Kapitalmarktkosten, Zinsen) in kleinen Einheiten auf den Preis umzulegen oder von der Steuer abzusetzen. Heute ist ferner die meiste Wertschöpfung arbeitsteilig organisiert. Man kann sagen Arbeit ist heute sowohl in der Zeit als auch im Raum (Orts- und Phasenraum) ausdifferenziert. Beides,
Abschreibung und Arbeitsteiligkeit ist Sexworkern verboten! Wir dürfen den Zeitwert unserer Produktionsanlagen weder steuerlich abschreiben, noch dürfen wir vollumfänglich arbeitsteilig arbeiten, wenn wir nicht wegen Zuhälterei und Menschenhandel angeklagt werden wollen. Sexwork wird wie Sexualität dem Konzept und der Sphäre der Natürlichkeit und Privatheit untergeordnet und damit kulturell abgegrenzt gegenüber den meisten Arbeits- und Wirtschaftsformen der Sphäre Kultur und Öffentlichkeit (Fundamentalistisch-religiöser Dualismus von Natur-Kultur, Materie-Geist, Böse-Gut). Deshalb wird Sexwork systematisch benachteiligt (Exklusion). Dies geschieht bekanntlich und vorgeblich um Sexworker vor Mißbrauch wie Zuhälterei und Menschenhandel zu schützen, aber bedeutet gleichzeitig eine strukturelle Sonderbehandlung (Paternalisierung d.h. Sexworker werden wie Kinder gegängelt), die ihren wirtschaftlichen Erfolg behindert und abschneidet (Prostitutionseindämmung bewirkt Präkarisierung).
Die Lehrsätze zum Tauschhandel der herrschenden Lehrmeinungen Klassik und Neoklassik sind nur sehr eingeschränkt richtig (Dogmen, Mythen). Manche sagen sie gehören auf den Müll.
- Saysches Theorem von 1803
Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst.
(Es gibt kein Marktversagen)
http://de.wikipedia.org/wiki/Saysches_Theorem
- Neutralität des Geldes von 1896
Nach klassischen und neoklassischen Vorstellungen besteht eine Dichotomie (griech. Zweiteilung) zwischen dem realen und monetären Sektor der Volkswirtschaft. Störungen, die im monetären Sektor auftreten, übertragen sich nicht auf den realwirtschaftlichen Bereich. D.h., Durch Geldmenge werden nur nominale Größen wie Preisniveau beeinflusst, aber nicht reale Größen wie Produktionsniveau...
(Geldnebel, Schleier des Geldes)
http://de.wikipedia.org/wiki/Neutralit% ... des_Geldes
- Homo Economicus
- Unsichtbare Hand
Homo Economicus heißt egoistische Wirtschafts-Subjekte, wo jeder gegen jeden kämpft auf dem Markt. Dann aber soll dank irgendwie göttlicher Einwirkung ein Marktgleichgewicht und ein Bruttosozialprodukt zum Wohle aller herauskommen.
(Adam Smith war Theologe)
Der Sexworker befindet sich unsprünglich und dem Prinzip nach im Status der Tauschwirtschaft, weil er scheinbar unbegrenzt die Ressource Sexdienstleistung abrufen und verkaufen kann (Sexapeal, Jugend, Schönheit, Exotik, Trieb, Offenheit, Willigkeit, (Abenteuer)lust...).
Weil dieses freie ökonomische Leben 'im hier und jetzt' den meisten Menschen verwehrt ist und sie stattdessen hart arbeiten müssen, erklärt sich aus diesem Gegensatz ein Großteil von Unwissen, Neid oder Haß gegenüber Sexworkern.
Wenn die Tauschmöglichkeit und damit Marktmacht des Sexworkers versiegt, nach einer Zeit in Freiheit wo sie wie sexuelle Millionäre leben konnten, z.B. wegen (
SWBO, Alter, Unfall, Krankheit, Sucht, Gewalterlebnis, Gesetzeskonflikt...), dann verarmen viele Sexworker und werden zum Sozialhilfefall oder müssen sich in einem schmerzvollen Umstellungsprozess für den das Wort Ausstieg (Exit
www.sexworker.at/exit Outplacement, Sexworker-Karriere) verwendet wird, eine abhängige Beschäftigung suchen bzw. zuvor umschulen oder ausbilden lassen. Die allgemeine Einführung von Ausbildung und Schulpflicht kann als sozialstaatliche Erfindung verstanden werden (vergleichbar der Einführung der
Sozialversicherungssysteme), um das Leid der Arbeiter zu begrenzen, zu früh aus dem Arbeitsmarkt rausgeworfen zu werden, wenn sie körperlich nachlassen und unqualifiziert sind. Staatlich finanzierte Ausbildungszeit ist also eine Reaktion auf den mit der Industrialisierung verschärften Konflikt und Klassenunterschied zwischen Arbeit und Kapital, der letztlich auf dem Geheimnis basiert zwischen nur gegenwartsbezogenem Tauschen und vorausschauenden Wirtschaften von Vollgeld und Schuldgeld (Warengeld und Informationsgeld). Mit der Schulpflicht hat quasi der Staat anstelle der einzelnen Arbeiter wirtschaftlich vorausschauend gehandelt und zwingt seither alle zu ihrem Glück.
Denn letztlich ist Schule eine Zwangsveranstaltung, wo jedoch im Gegensatz zu Prostitution so gut wie nie das Wort Zwang gebraucht wird, es sei denn der Schulschwänzer muß von der Polizei abgeholt werden. (Das Zwangsempfinden und gesellschaftliche Widersprüche werden auf Prostitution projiziert und dort stellvertretend abgestraft gemäß Sündenbockmechanismus [Cora Molloy, HWG Frankfurt].)
Da es weder Sexworker-Ausbildung noch geregelte Sexworker-Karrieren für eine Zeit nach der aktiven Sexarbeit gibt, wenn man kein Betreiber, Zuhälter oder Madam werden will (
eine Management-Laufbahnen ist nicht vorgesehen, wegen Tabu der Arbeitsteiligkeit im Sexbiz), fallen die meisten Sexworker frühzeitig aus dem System und manche verarmen ("Hurengut paßt in einen Fingerhut"). Es sei denn sie haben selbst vorgesorgt (vorausschauend gewirtschaftet und den Zeitfaktor und Zukunft rechtzeitig bedacht und konnten Investieren in sich (Ausbildung, bürgerlicher Beruf) und Zukunftsvorsorge (Haus, Kapitalanlage). Sich fortgebildet bzw. gespart zu haben d.h. Qualifikationen (soziales Kapital) und monetäres Kapital akkumuliert zu haben). Dann können sie nach der aktiven Sexarbeitszeit investieren und umsteigen in ein anderes Geschäft (Nagelstudio, Café...). Das kann jedoch nur dann gelingen, wenn die hier erläuterte Theorie des Debitismus vom Schuld-Geld und zeitüberbrückenden Kredit verstanden wurde und sei es auch nur unbewußt.
gegenwartsbezogenen / zukunftsplanend
Ein erfolgreicher Sexworker/Ex-Sexworker, Unternehmer oder Kapitalist muß also das leisten, was die Gesellschaft als ganzes bisher noch nicht verstanden hat in Bezug auf Geldsystem und Wirtschaft. Um dieses Mehr leisten zu können, was über das reine gegenwartsbezogene Tauschen hinausgeht und fürs zukunftsvorsorgende Wirtschaften qualifiziert, braucht es gute Startbedingungen (Herkunft), starken Antrieb (Disziplin), Wissen (Sexworker Akademie, Sexworker Forum), viel Training (Versuch und Irrtum), Selbstsicherheit (Fehlertoleranz, Eingebundensein, Unterstützernetzwerk), Durchsetzungsvermögen (Ausdauer, Beharrlichkeit)... und natürlich auch eine große Portion Glück im Umgang mit den zahlreichen aufgestellten Fallen für Sexarbeiter und Unternehmer, nicht zu schweigen von den gläsernen Decken für Frauen und Prostituierte.
Einem erfolgreich ausgestiegenen Ex-Sexworker und weiterhin selbständigen Unternehmer muß also der Umstieg von einer 'naturnahen', aufs-heute-bezogenen Tauschwirtschaft zur arbeitsteilig, vorfinanzierten und zeitverrechnenden Kreditwirtschaft gelungen sein. Ein sehr anspruchsvoller Systemwechsel, der vmtl. nur entsprechenden Charakter-Typen gelingt.
Sexworker Outplacement, Ausstiegswissen, Huren-Karriere-Management (HKM):
www.sexworker.at/exit
Grundkurs monetäre Alphabetisierung von Jörg Buschbeck:
www.global-change-2009.com/blog/grundku ... n/2011/07/
www.youtube.com/watch?v=Lp_BvqcCGwA (Vortrag 1 Std.)
Geldformen und Schlepperei/Menschenhandel:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=107890#107890
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